DroneWatch: Unbemannte Pioniersysteme schlagen die Bresche
Auf dem US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr in Bayern haben Pioniere der US-Armee und der britischen Streitkräfte in dieser Woche ein neues Vorgehen mit unbemannten Systemen zu Lande erprobt: Ferngesteuerte Räumpanzer schlugen eine Bresche in gegnerische Hindernisse.
Aus dem Bericht der US-Soldatenzeitung Stars&Stripes:
U.S. and British troops participated in the Robotic Complex Breach Concept demonstration, during which several remote-controlled vehicles performed a task usually carried out by soldiers.
“We did a robotic breach today, which has never been done before. This is a historic moment,” said 1st Lt. Cody Rothschild, an officer with the 1st Infantry Division’s 2nd Armored Brigade Combat Team, currently on rotation in Europe.“This is a great step forward for the Army, and for robotics.” (…)
This is great news for the engineers who would otherwise be on the front lines of an assault.
Für das Überwinden der Hindernisse wurden gepanzerte Bagger des Typs Terrier der britischen Armee eingesetzt. Ferngesteuert wurden sie aus Bradley-Schützenpanzern der U.S. Army.
Die US- und britischen Streitkräfte hatten die ganze vergangene Woche die Vorführung am Freitag vorbereitet. Die Drohnen zu Lande wurden dabei von Drohnen in der Luft unterstützt:
Soldiers conduct breach operations when they encounter complex obstacles along their movement that may be reinforced with mines. The unit works together to secure the area and suppress any enemy contact, while using smoke to obscure their breach and mine clearing operations to continue their assault to the objective. (…)
The robotic assets used during the breach included aerial technology with the Lethal Miniature Aerial Missile System (LMAMS), Puma and Instant Eye.
The Puma is an unmanned aerial vehicle that is designed for reconnaissance and has an integrated payload specifically for identifying buried objects such as mines or improvised explosive devices. This technology allows Soldiers to identify mines early during their advance.
The Instant Eye is equipped with a chemical detection module for identifying the presence of Chemical, Biological, Radiological and Nuclear (CBRN) threats, which alerts the unit of the hazard and allows them to plan accordingly
The LMAM is a direct-fire missile used for neutralizing enemy targets.
(Foto: A „Terrier“ armored digger from the United Kingdom’s 22nd Engineer Regiment, 8th Engineer Brigade, maneuvers during a Robotic Complex Breach Concept demonstration with the U.S. military at Grafenwoehr Training Area, Germany, April 6, 2018 – U.S. Army photo by Spc. Hubert D. Delany III/22nd Mobile Public Affairs Detachment)
Verfolgt die Bundeswehr bzw. konkret das Heer ebenfalls Ansätze, um Sperren mithilfe ferngesteuerter, gepanzerter Systeme zu räumen und Hindernisse zu überwinden, und bejahendenfalls welche?
Für RCP gibt es ferngesteuert ein System bestehend uA aus Wiesel mit Detektionssensoren und Mini Minewolf als Manipulator, das ist aber nicht direkt zum Sperren räumen.
Ferngesteuert sind auch die SPRINT Demonstratoren, die verfolgen allesamt aber andere Funktionen (guter Bericht dazu im Strategie und Technik Blog)
Also so konkret ferngesteuert Sperren räumen weiß ich auch nichts
Jede Maßnahme, die technisch hoch stehenden Nationen zum Schutz eigener Truppe zur Verfügung steht, muss begrüßt werden.
Aus Sicht sowohl des Angreifers (mit Robotik) als auch des Verteidigers ändert sich im taktischen Vorgehen wenig. Pioniertechnisch neu wird allerdings das Bestreben sein, die Fernsteuerung elektronisch zu härten, bzw umgekehrt, eine Störung der Funktion zu verhindern. Damit eröffnet sich ein weites Feld für all jene, die im Bereich Jammer etc unterwegs sind.
Die klassische taktische Maßnahme beim Anlegen von Sperren, gleich welcher Art, umfasst stets Maßnahmen zum Schutz der Sperren mit meist
– munitions-technischen Mitteln (Schutz gegen Wiederaufnahme, Versteckte Ladungen) und auch
– taktische Vorkehrungen (getarnte Folgesperren in der Tiefe, „falsche Lückenwege“, ebenso Scheinsperren, die aus Angreifersicht nicht/schwer erkennbar sind und dadurch Maßnahmen zur Räumung provozieren und folglich Kräfte binden; dazu gehört aber auch immer die Sicherung der Sperre gegen Räumung und/oder Umgehen).
Ein Angreifer hingegen ist sich dieser taktischen Maßnahmen berwusst, beugt vor. Zunächst durch Aufklärung, dann Truppe (zum Räumen) in der Tiefe und durch erfoderliches Pioniergerät.
Losgelöst von der „remote-controlled-performance“ sind Mittel eines „Robotic Complex Breach Concept“ nicht anders in Verteidigung und Angriff zu verwenden als herkömmliche Räummittel, bzw Schutz vor deren Einsatz.
Zum Schluss, wirklich revolutionär ist das Ganze nicht. Die Wehrmacht hat ab 1940 daran geforscht, Ergebnis https://de.wikipedia.org/wiki/Goliath_%28Panzer%29
Als Goliath wurde ein deutscher Kleinstpanzer bezeichnet, der in den letzten Jahren des
II WK durch Funk- oder Kabelsteuerung Sprengladungen in feindliche Stellungen lenken konnte. Er ist als Sprengpanzer somit ein Vorläufer des Militärroboters. Er erhielt als Leichter Ladungsträger die offiziellen Bezeichnungen (Sonderkraftfahrzeug) Sd.Kfz. 302, 303a und 303b.
Beim alliierten Vormarsch auf Anzio (Operation Shingle, 22. Januar 1944) konnte „GOLIATH“ Erfolge vorweisen, ähnlich während der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes 1944.
Kann mir jemand erklären, was daran so einzigartig ist? DIe Steuerknüppel auf eine Fernsteuerung zu legen hört sich eigentlich nicht grandios komplex an.
Und ähnliches kennt man ja von Bomben-Entschärfungs-Spezialisten (in kleiner).
@Carsten
Nix ……. aber wozu sollte man? Gamepad genügt und schon beim Tornado wurde der Steuerknüppel nur auf Wunsch der Piloten eingebaut. Ein fester Sidestick hätte es auch getan, aber man wollte eben noch das Gefühl haben das Lfz noch direkt zu fliegen.
@ Tobi ist das mit den Wieseln gesichert ?
Ich weiß nur von 6 Wiesel 1 die die Us Army zur erprobung als drohne nutzen wollte. Dieses Projekt wurde aber schon vor Jahren verworfen soweit ich weiß.
Ist das Lethal Miniature Aerial Missile System (LMAMS) die Switchblade-Selbstmorddrone?
Warum klassifiziert man es denn als Direct Fire?
Alex87 | 07. April 2018 – 23:08
Klar ist das gesichert, alter Hut… Dazu gibt es auch eine gute Webseite mit reichlich Informationen ;-) oder man schaut mal direkt beim Hersteller.
[ ;-) Das damals auf dieser Webseite vorgestellte System diente aber einem anderen Zweck – nämlich Straßen auf IED und ggf. Minen aufzuklären und die dann auch zu räumen. Es war und ist nach meiner Kenntnis nie für einen Angriff unter Bedrohung vorgesehen, oder habe ich da was übersehen? T.W.]
KAI (Kampfmittelaufklärung und -identifizierung) eignet sich gegen IED in eigener AOR, nicht angriffsweise, also vorn eingesetzt zum Schaffen von Lücken/Räumen von Sperren gegen Widerstand.
Schon in den 1960ern hatten einige schwere Baufahrzeuge ähnliche Fernbedienungen. Gerade im Umfeld von Abrissunternehmen konnte man so das Personal bei schwierigen Abrissarbeiten aus der Gefahrenzone raushalten. Typischerweise erkennt man solche Lösungen an einem Arbeiter der mit einem relativ grossen umgehängten Pult in sicherer Entferneung steht. Das ist keine Raketenwissenschaft, um so verwunderlicher dass man damit im militärischem Umfeld wohl eher wenig Erfahrung hat.
Mich würde ja interessieren, wie lange das unbemannte System verglichen mit dem bemannten System für die Erfüllung des Auftrags braucht. Das kurze Video lässt vermuten, dass ein bemanntes System derzeit noch schneller ist – von der Instandhaltung von zwei statt einem System mal ganz abgesehen.
In symmetrischen Konflikten sehe ich eher wenig Vorteile, da Sperren grundsätzlich überwacht werden.
Ich frage mich in wie weit sich das jetzt von der Fernsteuerung der Assault Breacher Vehicle unterscheidet.