Angriff auf Syrien: Die militärische Seite
Der gemeinsame Angriff der USA, Frankreichs und Großbritanniens auf syrische Militäreinrichtungen als Reaktion auf einen vermuteten Chemiewaffeneinsatz Syriens vor einer Woche wird vor allem unter politischen Gesichtspunkten debattiert (die wesentlichen Aussagen dazu hier). Deshalb hier ergänzend ein Blick auf die militärische Seite, wenn auch die Angaben in Details voneinander abweichen.
Die Angriffe mit mehr als 100 Marschflugkörpern galten drei Einrichtungen in Syrien, die dem Chemiewaffenprogramm des Landes zugerechnet werden: Ein Forschungszentrum in Damaskus und zwei vermutete Lagerstätten für chemische Waffen.
Neben bereits länger eingeführten Waffensystemen der USA, Großbritanniens und Frankreichs kamen dabei auch zwei neue Waffensysteme erstmals zum scharfen Einsatz: Die USA setzen von B1-Lancer-Bombern die luftgestützten Marschflugkörper Joint Air-to-Surface Standoff Missile (JASSM) ein; Frankreich nutzte erstmals die Marineversion des Scalp-Marschflugkörpers, die Missile de Croisière Naval (MdCN) von Bord der Fregatte Languedoc der Aquitaine-Klasse.
Die Angaben zu den insgesamt eingesetzten Kräften stammen im Wesedntlichen vom Direktor des U.S. Joint Staff, Generalleutnant Kenneth McKenzie, bei einem Briefing des Pentagon (Update: das Transkript dieses Briefings hier):
• USA:
Aus dem Roten Meer feuerte der Kreuzer Monterey 30 und der Zerstörer Laboon sieben Tomahawk-Marschflugkörper ab.
Aus dem Norden des Arabischen Meeres Persischen Golf (Korrektur) starteten vom Zerstörer Higgins 23 Tomahawk.
Das U-Boot John Warner feuerte sechs Tomahawk aus dem östlichen Mittelmeer ab.
Der Zerstörer Donald Cook, der im östlichen Mittelmeer kreuzt und in den vergangenen Tagen wiederholt als mögliche Startplattform für Marschflugkörper genannt worden war, war offensichtlich an dem Angriff nicht beteiligt.
Zwei B-1-Bomber, gestartet in Al Udeid in Katar, feuerten 19 JASSM-Marschflugkörper ab.
• Großbritannien
Von der britischen Luftwaffenbasis Akrotiri auf Zypern starteten vier Tornado-Kampfbomber, die jeweils einen Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow (weitgehend identisch mit dem französischen Scalp) abfeuerten. Die USA erwähnten auch den Einsatz von Eurofighter Typhoon Kampfjets, die in der Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums jedoch nicht erwähnt werden – möglicherweise flogen sie Geleitschutz für die Tornados. (Update: das ist wohl inzwischen bestätigt.)
• Frankreich
Die französische Luftwaffe setzte Rafale- und Mirage-2000-Kampfjets ein, die neun Scalp-Marschflugkörper abfeuerten. Zunächst hieß es, die Maschinen seien in Jordanien gestartet; vermutlich kamen sie aber – mit Luftbetankung – aus Frankreich
Die Fregatte Languedoc feuerte aus dem östlichen Mittelmeer drei Marschflugkörper ab.
Die bisherigen Informationen deuten darauf hin, das keines der Flugzeuge in den syrischen Luftraum einflog – und auch gar nicht einfliegen musste, weil die verwendeten Marschflugkörper mit ihrer Reichweite ein Abfeuern außerhalb des syrischen Hoheitsgebietes ermöglichten.
Gegensätzliche Angaben gibt es dazu, wie viele der abgefeuerten Waffen ihr Ziel erreichten. Der russische Generalstab gab an, gut zwei Drittel der eingesetzten Marschflugkörper seien von der syrischen Luftverteidigung abgeschossen worden – allerdings ist das mit einem Fragezeichen versehen, weil dafür nur die meist älteren russischen Systeme der syrischen Streitkräfte eingesetzt wurden. Die modernen russischen Flugabwehrsysteme, die die Russen selbst in Syrien stationiert haben, wurden bei diesem Angriff nicht aktiv.
Einige Details bleiben weiterhin unklar – insbesondere die Wirkung, die die eingesetzten Waffen tatsächlich erzielten. Das wird sich, wenn überhaupt, vermutlich erst später herausfinden lassen.
(Falls in dieser Übersicht, vermutlich unvermeidlich, sachliche Fehler sein sollten, bin ich bemüht, die zu korrigieren.)
Eine Randbemerkung: Die britische Beteiligung macht klar, dass die deutsche Haltung, sich nicht an diesen Angriffen zu beteiligen, ausschließlich eine politische Entscheidung ist (und das sinnvollerweise). Ungeachtet der Materialprobleme, die die Bundeswehr hat – zu einem solchen Angriff wären auch deutsche Tornados mit Taurus-Marschflugkörpern in der Lage gewesen. Dass die Bundeswehr sich nicht beteiligte, war also nicht eine Frage der Fähigkeiten, sondern der politischen Absicht.
Nachtrag 15. April: Eine Gegenüberstellung der Angaben der USA, Frankreichs und Großbritanniens zu denen Russlands gibt es hier.
(Foto: Start eines Tornados der Royal Air Force von der britischen Militärbasis Akrotiri auf Zypern am 14. April 2018 – Cpl L Matthews/UK MOD/Crown Copyright; Karte: U.S. Department of Defense)
Kleiner Schreibfehler:
“ gut zwei Drittel der syrischen Marschflugkörper seien von der syrischen Luftverteidigung abgeschossen worden“ – passt nicht.
Sie meinten sicher die Aussage des Russischen MoD, dass die Syrer über 70 der eingesetzten Flugkörper abgeschossen haben wollen was, wenn man Sowjettechnik in Exportvariante plus Bediener mit fragwürdigem Ausbildungsstand addiert, durchaus sehr optimistisch klingt.
[Danke für den Hinweis, ist korrigiert. T.W.]
… dass aber die Grundannahme, wenn nicht vorherrschend, dann wenigstens nicht grundlos, bleibt, dass die Deutschen Streitkräfte dazu gegenwärtig gar nicht in der Lage wären, das ist rational schon ein Desaster.
Für über 35 Mrd.€ pro Jahr, kann der Steuerzahler erwarten, dass der Staat auch militärisch handlungsfähig WÄRE, sofern erforderlich. Daher ist der Hinweis auf die DEU Tornados und den Taurus wertvoll (danke @TW), weitere Details zur Theorie gehören in kaum der Öffentlichkeit diskutiert.
Aber der Aufschrei ob des o.a. Zweifes bleibt – öffentlich – wie immer aus…
Die Frage ob das DEU Militär sich an gleich welcher Aktion beteiligt, ist eine rein politische und eine, die der Souverän entscheiden muss. Mit Militär ist der Konflikt im ME ohnehin nicht zu beenden.
Auf the aviationist gibt es zwei Posts zur Luftkomponente im Mittelmeer.
Schon beeindruckend,was da so in der Luft war. Allein 13 Tanker, um die französischen Jets bis ins östliche Mittelmeer zu strecken (und einige amerikanische Jäger in Bereitschaft).
Link kann ich gerade nicht Pasten.
Das Deutschland sich mal wieder um einen Kampfeinsatz gedrückt hat, ist aus historischen Gründen(Holocaust) bei Vergeltung für einen Giftgasangriff sehr bedenklich.
Die andere Frage ist, ob deutsche Tornados tatsächlich sich hätten beteiligen können. vom Grundsatz her unterscheidet sich die deutschen Taurus Marschflugkörper nicht groß von den französischen oder britischen Storm Shadow. Da der Giftgasangriff aber erst eine Woche her ist, stelle ich mir schon die Frage, ob die Luftwaffe in der Lage gewesen wäre, wegen der schlechten Materiallage der BW, innerhalb einer Woche deutsche Tornados einzusetzen.
Während die Franzosen auch ihre Rafale Kampfflugzeuge damit bewaffnet haben, haben wir es bisher – schuldhaft – versäumt , die Taurus Marschflugkörper in den Eurofighter einzurüsten.
Und wenn die Franzosen von Frankreich aus angegriffen haben, woher hätte die Luftwaffe die Tankflugzeuge nehmen sollen, um deutsche Tornados bis Syrien aufzutanken? Dafür haben wir doch schlicht zu wenig Tankflugzeuge.
Immerhin ist auffällig, dass die Zahlen recht gut zusammenpassen: 102 laut der Zusammenstellung des Hausherren, während die Russen von 103 CM reden (ob die SCALP in diese Zahl einbezogen sind oder extra gezählt worden war aus der Darstellung nicht ganz ersichtlich). Die Zielerfassung dürfte also ganz gut hingehauen haben. Die Betonung liegt in den Berichten auf den alten System, aber man sollte nicht vergessen, dass SY auch 40 Pantsir S Systeme hat.
Hallo… Ich habe eine Frage an die Experten hier. Wenn ein Forschungszentrum und 2 mutmaßliche Lagerstätten für Chemiewaffen getroffen bzw. zerstört worden sind, werden dann nicht auch Chemiekampfstoffe freigesetzt?….Ich frage nur so blöd, weil ich auf Facebook jede Menge kritischen und Aluhutträgermist lese…und massenweise Verschwörungstheorien…
Viele Grüße
Michael
Na, das ergibt so keinen Sinn.
Die Entfernung Dubai-Damaskus beträgt Luftlinie bereits über 2000km. Wie kann ein Schiff dann aus dem Arabischen Meer Ziele um Damaskus mit Tomahawks bekämpfen?
Es ist wohl der Arabische Golf a.k.a Persische Golf im Deutschen gemeint, oder?
[Ich bin auch darüber gestolpert und hoffe auf das Transkript des Pentagon-Briefings; die US-Kollegen haben „Arabian Sea“ geschrieben, aber sich vielleicht da auch vertan… T.W.]
@closius
Zu beachten sind auch die erforderlichen Überfluggenehmigungen für die Lw.
@Michael, Sie werden sich sicher erinnern, dass es nach Obamas roter Liste zu einer Vernichtung der chemischen Kampfstoffe Syriens unter Aufsicht der OPCW und unter Beihilfe von US und D gab. Die OPCW hatte hier vermeldet – Mission accomplished. Vorbehalte gab es nur, da diese keinen Zugang zu Rebellengebiet hatte, und einige wenige der relevanten Einrichtungen auf diesem Gebiet lagen. Die heutigen Ziele liegen aber nicht auf ehemaligem Rebellengebiet. Sodass die Behauptung, da gäbe es Chemiewaffen, die Aussagen der OPCW konterkariert, oder aber darauf hin deutet, dass bekannt war, dass kein Risiko besteht. Natürlich besteht eine dritte Möglichkeit, dass es sich um neu geschaffene oder bis dato verborgene Chemiewaffenobjekte handelt, auch Israel (das ja bekanntlich kein Mitglied der OPCW sind, und das es auch gar nicht eilig hat UN-Resolution bezüglich der Rückgabe des Golan umzusetzen) wird nicht müde zu betonen, dass SY noch Chemiewaffen habe. Übrigens sind fast alle Chemikalien je nach Menge und Anwendung gefährlich oder auch nicht, selbst H2O in großen Mengen – das nennt sich dann Ertrinken. Ungelöschter Kalk, Zement, Kloreiniger …
An den Angriffen waren ebenfalls 4 KC-135, 4 F-16 und 4 F-15 beteiligt. Welche Rolle sie hatten ist mir nicht bekannt. Gestartet sind sie gegen 21 Uhr aus Aviano, Italien.
Quelle: befreundeter Spotter vor Ort
Was die französische Flugzeuge betrifft, die Russen bestreiten deren Beteiligung:
„Announced French aircraft have not been registered by the Russian air defence systems.“
http://eng.mil.ru/en/news_page/country/more.htm?id=12171300@egNews
@Alex @T.W.
Vielleicht hilft die hier angesprochene Geographie.
http://www.thedrive.com/the-war-zone/20120/heres-all-the-details-the-pentagon-just-released-regarding-its-missile-attack-on-syria
@all
Die missverständliche Formulierung mit dem Arabischen Meer habe ich in Persischen Golf korrigiert, danke. (Auch wenn ich es ein wenig merkwürdig finde, wenn oben im Text gesetzte Links noch mal als scheinbar neue Info in die Kommentare gepostet werden; gilt gleich mehrfach.)
Die politische Debatte bitte im anderen Thread weiterführen und nicht einfach hier rein posten, auch da danke.
„Eine Randbemerkung: Die britische Beteiligung macht klar, dass die deutsche Haltung, sich nicht an diesen Angriffen zu beteiligen, ausschließlich eine politische Entscheidung ist (und das sinnvollerweise). Ungeachtet der Materialprobleme, die die Bundeswehr hat – zu einem solchen Angriff wären auch deutsche Tornados mit Taurus-Marschflugkörpern in der Lage gewesen. Dass die Bundeswehr sich nicht beteiligte, war also nicht eine Frage der Fähigkeiten, sondern der politischen Absicht.“
Die britische Flieger starteten ihre Angriffe vermutlich von Zypern aus (britisches Hoheitsgebiet). Von wo aus sollten den die Tornado´s der Bundeswehr starten? Jordanien beteiligte sich nicht an den Angriff.
@TW – in den arabischen Ländern heißt der Golf arabischer Golf, im Iran persischer Golf und bei allen andern je nach gusto. Da hatten letzlich erst einige Fluglinien Stress, wegen der falschen Bezeichnung: https://www.aerotelegraph.com/landkarten-arabischer-persischer-golf-aerger-oman-air
[Das ist schon klar – aber die falsche Bezeichnung war „Arabian Sea“ statt, je nach Gusto, arabischer oder persischer Golf. T.W.]
@deepred | 14. April 2018 – 20:19
„Die britische Flieger starteten ihre Angriffe vermutlich von Zypern aus (britisches Hoheitsgebiet). Von wo aus sollten den die Tornado´s der Bundeswehr starten? Jordanien beteiligte sich nicht an den Angriff.“
Wenn DEU sich hätte beteiligen wollen, dann hätte man auch eine Möglichkeit gefunden. Mit Ustg der Briten oder durch andere.
Der entscheidende Punkt ist, dass DEU sich politisch entschieden hat (wieder mal) andere die Drecksarbeit machen zu lassen…
als (mögliche) Handlungsfähigkeit der Bundeswehr könnte man auch die K130 mit der Landzielfähigen RBS15 zählen. Die F261 Magdeburg ist vor Ort. Die ausgewählten Ziele (Damaskus) lagen alle in innerhalb der theoretischen 200km Reichweite der RBS15 (inkl. Sicherheitsabstand zur Küste).
Die Technik ist das eine, aber wie viele Piloten hat die Luftwaffe denn überhaupt, die für den Einsatz von Taurus qualifiziert sind?
@deepred
RAF Akrotiri hätte bestimmt auch noch Platz für 4 DEU Tornado geboten.
@all
Jetzt gibt es das Transkript des Pentagon-Briefings; den Link habe ich oben eingefügt.
Die bisher zitierten Quellen lassen keinen eindeutigen Schluss zu, warum die russischen Flugabwehr-Stellungen nicht aktiv wurden. Interessant wäre insofern zu erfahren, inwieweit diese Stellungen von den eingesetzten SEAD Fliegern hätten unterdrückt werden können.
@ quattromaniac
Ich bezweifle stark dass eine deutsche Korvette bei UNIFIL RBS 15 mitführt geschweige denn nicht mandatiert einsetzt.
@ closius & Koffer
+1000
Einfach beschämend.
@ justanick
Eine Erdbeere enthält 30 tödliche Gifte.
Wozu bombt man das schon zerstörte Barzah Research Center ? Dieses ist im September 2017 schon durch die Israelis angegriffen und zerstört worden und dürfte daher auch nicht mehr großartig durch Luftabwehrwaffen verteidigt worden sein.
Auch sind keine Erfolge gegen angegriffene Militärflugplätze dokumentiert worden. Viel Rauch und wenig Feuer. Möglicher Weise ist die durch Russland angegebene Abwehrquote doch näher an der Wahrheit.
Im Flugzeugforum wurde ein Twitter-Link zu den 13 Tankern gepostet.
https://mobile.twitter.com/Buzz6868/status/985033590466580481
Zu den alten Fla-Systemen bei den Syrern zählen SA-3/5/6(?)/8. Zu den neueren Systemen soll SA-11 oder eine neuere Modifikation davon und wohl auch SA-22 zählen. Alles davon soll eingesetzt worden sein. Und damit – sofern man russischen Quellen Glauben schenken will – den angegebenen Abwehrfolg erreicht haben will.
Ganz Syrien müsste folglich von Marschflugkörper-Trümmern übersät sein.
@anubiswaechter
zur ersten Frage, die wurde von russischer Seite im Vorfeld ausgiebig erörtert, stellvertretend auf Englisch https://www.youtube.com/watch?v=LuHijPT8TTk (Variante 1 ab etwa 1:30), zu Frage 2, eher wohl nicht, sonst hätte man … (Sie wissen, die russischen Hacker sind die besten weltweit, die können einfach alles :D). Davon abgesehen, SY und RU Luftverteidigung sind vernetzt, sodass, dass die Russen nicht schießen, nicht heißt, dass die Aufklärung und Zielzuweisung nicht durch RU erfolgt. Außerdem sind auch S-125 und S-200 geupgraded, man kann dies schwerlich mit dem Original der 60er und 70er vergleichen. Die Betonung der russichen Seite auf die alte Technik darf man getrost unter „hybride“ Kriegführung verbuchen.
@helmchen
Syrien hat traditionell eine große Luftabwehrtruppe (60000 Mann vor dem Krieg), sowie dementsprechend viel Material. Ich würde da auf keinen allzu schlechten Ausbildungsstand tippen, zumal in diesem Bereich seit 2015 einiges nachgesteuert worden ist. Bezeichnender Weise gibt es auch keinerlei Berichte über Angriffe auf Luftabwehrstellungen.
Meines Wissens, sind die 4 Tornados in Jordanien mindestens auf dem Stand ASSTA3. Und dieser sollte Taurus einsetzen können. Daher stellt sich mir die Frage, was man noch gebraucht hätte um Taurus einzusetzen. Zusätzliches Personal (Techniker, Personal für die Planung, speziell geschulte Piloten). Bodengeräte zum Anbau an den Tornado (Wenn nicht vorhanden), IT Ausstattung für die Missionsplanung. Dazu 20-40 Taurus (Mit Transport Box ca1,5t). Sollte doch alles in eine AN124 nach Jordanien passen. Wie lange bräuchte man dafür, sofern denn der dringende Wille bestehen würde und weiß jemand welche Schritte notwendig wäre.
So manch „Militärberater“ dürfte zusätzlich in den syrischen Kabinen gesessen haben. Alles schon mal dagewesen, nichts neues.
Bei der Nonchalance mit der einige sich hier über die deutsche Nicht-Beteiligung echauffieren stockt mir der Atem. Sicherheitspolitik a la Herdentrieb und immer hinter dem Leithammel her, der dieses Mal offenkundig ausschließlich aus „Reputationsgründen“ agierte (wie es Markus Kaim von der SWP eben im ZDF so richtig formulierte) … seit wann gilt für den militärischen Bereich denn das olympische Motto „Dabeisein ist Alles“?
Eine Beteiligung Deutschlands an einer nurmehr symbolischen Geste wäre verfassungsrechtlich höchst fragwürdig und politisch mehr als brisant, sie hätte das Potential zu einer handfesten Krise gehabt. Sich hier herausgehalten zu haben war tatsächlich der bessere Teil der Tapferkeit.
@Porsche, Sie sind vom Postillion? Wenn die Russen uns AN124 zur Verfügung stellen, können wir die Russen in Syrien angreifen. Mehr Sarkasmus geht schwerlich.
Die Russen haben sich, wie immer, disqualifiziert. Die Minimalforderung nach ihrer eigenen Ansage wäre es gewesen, die Tank- und Radarflugzeuge, egal wo, warnungslos abzuschießen. Unter dem Strich hat Russland sein Gesicht verloren. Aber auch Trump hat sich vorführen lassen. Es ist inakzeptabel andere Völker ohne jeden Beweis zu bombardieren. Selbst mit Beweis war dies ein weiterer Angriff, der mit dem Völkerrecht kaum vereinbar sein dürfte. Wir können die UNO dicht machen und sagen: möge der Stärkere gewinnen. Darauf läuft es raus. Wer glaubt, die Syrer hätten 2/3 der Raketen abgeschossen, glaubt auch an den Osterhasen. Wahrscheinlich trafen sie keine einzige der anfliegenden Raketen. Kann uns egal sein, wir haben uns grundsätzlich an die 2+4-Verträge zu halten.
„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“
Besser lässt sich die Haltung der Bundesregierung nicht beschreiben. Es grenzt schon an Realsatire, eine Militäraktion als gut, richtig und notwendig zu bezeichnen, aber sich nicht daran zu beteiligen.
War sie vielleicht doch nicht so gut, so richtig, so notwendig?
Ganz abgesehen davon, dass die Bundeswehr zu kurzfristigen Luftschlägen vermutlich gar nicht mehr in der Lage ist?
Noch lächerlicher, dass man sich in Berlin damit herausredet, man sei nicht gefragt worden. In welchem Ruf stehen wir in der NATO? Vor, oder hinter Albanien? Selbst im neutralen und verteidigungsunfähig gesparten Österreich konnte der Zustand der nationalen Streitkräfte mehr Menschen entsetzen als hier.
„Dass die Bundeswehr sich nicht beteiligte, war also nicht eine Frage der Fähigkeiten, sondern der politischen Absicht.“@deepred hat damit alle zum Thema Tornado geschrieben. Wenn die Politik anders entschieden hätten wären wir dabei gewesen. Das wir auch mit Mandat schnell können hatte die Verlegung nach der Tornados in die Türkei gezeigt. Es ist m.E. jedoch gut, dass Deutschland nicht dabei war, denn dies gibt uns den diplomatischen Spielraum mit RUS……wenn wir ihn denn nutzen.
„Eine Randbemerkung: Die britische Beteiligung macht klar, dass die deutsche Haltung, sich nicht an diesen Angriffen zu beteiligen, ausschließlich eine politische Entscheidung ist (und das sinnvollerweise).“
Erfreulicherweise ist wenigstens die britische Regierung dazu in der Lage zu sagen was wirklich passiert ist.
Deutschland darf und kann sich an derlei Maßnahmen beteiligen – die Bundesregierung WILL aber nicht.
Dies sollte man bei allen Details nicht aus dem Auge verlieren.
Der Umstand, daß bei diesem, dem vorherigen und allen anderen Angriffen mit Abstandswaffen in jüngerer Zeit die absolute Masse der Flugkörper seegestützt war wird nach allgemeiner Lebenserfahrung wohl bei der Bundeswehr respektive dem Ministerium in Bezug auf die deutsche Bevorratung mit 5 Flugkörpern pro Korvette keinerlei Eindruck hinterlassen.
Wurde die NATO gefragt?
Was war die Position von EU-ropa?
Die EU-Außenbeauftragte Mogherini hat vor einer weltweiten Eskalation des Syrien-Konflikts gewarnt.
Der Konflikt könne nur auf politischem Wege gelöst werden, sagte Mogherini in Brüssel.
Hat EU-ropa alle seine nichtmilitärischen Möglichkeiten in den letzten Jahren genutzt?
Was ist die Strategie der Europäer?
All das Handeln unserer Verbündeten sind Zeichen der selbstverursachten Hilfslosigkeit begründet in der fehlenden Strategie EU-ropas.
……..und dann fordern Bw Soldaten eine Beteiligung in Syrien? Wäre mir ein Rätsel!
@csThor
+1, Einsatzankündigung per Twitter, man musste handeln um Trumps Gesicht zu wahren. Und FRA und GBR rennen wie die Lemminge hinterher.
Es fehlen die üblichen Bilder des „Erfolgs“ des Einsatzes. Wurde bisher auch nicht hinterfragt.
@justanick Was wollen Sie mir mit dem Postillon Vergleich sagen? Weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber nur Mal zum Nachdenken Satire ist meist weniger Sarkastisch als die Propaganda anderer und sie zeigt oft mehr Wahrheit auf.
Aber nur soviel zum Stil. Bei dem von ihnen aufgezeigten Thema nur meine Gedanken:
1. Galt der Luftangriff Syrien und nicht Rußland und erst Recht nicht der Ruslan Salis GmbH. Zynisch ist daran gar nichts. Der Vertrag wurde für den Transport militärischer Güter abgeschlossen, und sollte die Bundeswehr dies in diesem Falle wünschen sowohl ist das Problem. Interessant wäre halt die FrageMal was exakt im Vertrag dazu steht. Ob z.B. die russische Föderation z.B. ein Veto gegen Flüge von Salis hat.
2. Ehrlich gesagt hatte ich auch eher an Ukrainische AN124 gedacht, die stehen ja auch der Bundeswehr zur Verfügung.
3. Sollte auch das nicht funktionieren so hätten wir sicher gegen einen Obulus auf die Hilfe von von unseren amerikanischen Freunden zurück greifen können . Oder die Fracht auf mehrere Flüge A400M aufteilen müssen. Aber auch das ist machbar
Das Pentagon veröffentlichte Aufnahmen des Angriffes:
https://www.defense.gov/portals/1/features/2018/0418_syria/img/14APR-Press-Briefing-Graphics.pdf
@deepred | 15. April 2018 – 11:01
Die Bilder zeigen, das man die Ziele nicht vollständig zerstört hat. Interessant auch, das für die After-Bilder immer eine andere Perspektive gewählt wurde als für die Before-Bilder.
Es rotierte der Berg und gebar – einen Kiesel.
@Elahan
Ihre US-Hörigkeit ist bemerkenswert. Wo ist denn die Strategie der USA? Es gibt keine.
Seit dem 2. Hj 2014 läuft Inherent Resolve, RUS ist erst seit 30.09.2015 im Einsatz. Es gab also ein Zeitfenster, um auch gegen Assad vorzugehen, ohne in Konflikt mit RUS zu geraten. Man hat es einfach verstreichen lassen.
Und jetzt kommt man solchen hilflosen „Entschlossenheitsaktionen“ und lässt etwas die Muskeln spielen, und selbst das klappt nicht vernünftig.
Das mit den persönlichen Anwürfen lassen wir auch hier ganz schnell bleiben.
@ QuiGon
RAF Akrotiri hatt sicherlich auch noch Platz für 4 Tornado der Bundeswehr geboten. Zum Auftanken zum Beispiel. Die Briten dürfen Akrotiri auch für einen direkten Angriff nutzen. Die Bundeswehr wahrscheinlich nicht. Da Jordanien und Türkei sich nicht an den Angriff beteiligten, gab es keine Möglichkeit für die Bundeswehr teilzunehmen, zumindest nicht aus der Luft.
Allein schiffe der Bundesmarine, operierend vom Internationalem Gewässer aus, hätten einen Angriff gegen Syrien starten können, ohne die Zustimmung eines Dritten. So zumindest verstehe ich es. Die Bundeswehr verfügt nicht wirklich über technische Mittel um einen Dritten, der so weit entfernt liegt, „unabhängig“ anzugreifen.
Darüber hinaus, ich habe nicht den Eindruck gewonnen das die USA/GB/F (alles Atom-und Vetomächte in der UNO) eine Beteiligung eines Dritten wirklich gewünscht haben.
Da die syrische Regierung nach eigenen Angaben keine Chemiewaffen mehr herstellt (ist kaum anzunehmen das die jetzt noch ohne weiteres die Grundstoffe für C-Waffen bekommen), sehe ich die ganze Aktion als Gesichtswahrung und schaut mal was wir können.
Es ist aus meiner Sicht auch vollkommen irrelevant, wie viele Marschflugkörper von den Syrern abgeschossen oder abgelenkt worden sind. Einfach deshalb, weil die die ihre Ziele gefunden haben, mit großer Wahrscheinlichkeit nur leere Fabrikhallen getroffen haben.
Das ist nur unter dem Aspekt von Interesse wie gut man eventuell nach so einer Aktion die eigenen Waffensysteme zum Verkauf anpreisen kann (oder neue entwickeln muss wenn die Quote einfach zu schlecht war).
Zum Einsatz Deutscher Tornados:
Ob die Piloten für den scharfen Taurus-Einsatz gut genug ausgebildet sind, weiß ich persönlich nicht.
Auch nicht, ob die Flugzeuge auf dem Stand sind.
Aber nur weil wir nicht aus Jordanien starten könnten, heißt das noch lange nicht, dass ein Fliegereinsatz unmöglich ist. (@deepred)
Start von Istres-Le Tube (nähe Marseille) bis Küste Syrien sind es 3000 km.
Mit ein wenig Luftbetankung jawohl zu machen und Platz wird auf Istres auch genug sein und Frankreich hat ja selbst mitgemacht (es würden ja noch mehr Fliegerhorste in Frage kommen (z.B. Italien/Griechenland – aber die waren nicht dabei und hätten die Nutzung vielleicht ! nicht unterstützt).
Und falls das Thema Luftbetankung kommen sollte:
USA, GB, FR waren dabei – wenn diese 3 also eine Beteiligung von anderen gewünscht hätten, ist die Luftbetankung das kleinste Problem.
Bin aber bei @deepred: Ich glaube auch nicht, dass eine Beteiligung von anderen erwünscht war. Sicherheitsratmitglieder unter sich.
@deepred:
„Da Jordanien und Türkei sich nicht an den Angriff beteiligten, gab es keine Möglichkeit für die Bundeswehr teilzunehmen, zumindest nicht aus der Luft.“
Können Sie mal bitte erklären wie Sie zu dem Schluss kommen? Ich verstehe es schlichtweg nicht.
@deepred:
Die Sichtweise in Paris weicht wohl grundlegend von ihren Annahmen ab, siehe dazu FAZ.net: „Nie wieder Appeasement“.
Frankreich erkennt eben immer mehr, dass mit Deutschland keine gemeinsame Verteidigungspolitik machbar ist.
Da Deutschland – nicht nur aus französischer Sicht – keine glaubwürdige und konsistente Verteidigungspolitik verfolgt.
Trotz all der Reden seit der Münchner Sicherheitskonferenz 2014. Nach den Anschlägen in Paris hat das Hollande und sein Stab gelernt (kein militärischer Beitrag aus eigener Initiative) nun lernen es Macron und seine Leute.
Aber wir machen ja PESCO…
@deepred:
bitte tun Sie uns allen den Gefallen und schreiben nicht von der „Bundesmarine“.
Das ist ungefähr so aktuell, wie als meine Großmutter anlässlich meiner Vereidigung stolz verkündete, Ihr Enkel sei jetzt bei der „Wehrmacht“ Danke!
@Pio-Fritz
„Ihre US-Hörigkeit ist bemerkenswert. Wo ist denn die Strategie der USA? Es gibt keine.“
Bei aller Unsachlichkeit ihres Vorwurfes würde mich schon interessieren wie sie gerade bei mir auf US-Hörigkeit kommen. Welche meiner Anmerkungen lassen darauf schließen, dass ich US- hörig wäre? Wann hatte ich behauptet, dass die USA eine Strategie hätten oder ich den Angriff getwittert vom WC für sinnvoll halte?
@deepred | 15. April 2018 – 11:49
„Da Jordanien und Türkei sich nicht an den Angriff beteiligten, gab es keine Möglichkeit für die Bundeswehr teilzunehmen, zumindest nicht aus der Luft.“
Alles nur eine Frage des politischen Willens… natürlich wäre es Gegenangebot, wenn man es in der BReg POLITISCH gewollt hätte!
„Darüber hinaus, ich habe nicht den Eindruck gewonnen das die USA/GB/F (alles Atom-und Vetomächte in der UNO) eine Beteiligung eines Dritten wirklich gewünscht haben.“
Da bin ich in Bezug auf FRA ganz anderer Meinung und auch die USA und GBR fordern seit längerem von DEU endlich mehr Verantwortung zu übernehmen und hätten vmtl. ein DEU Engagement mehr als nur positiv betrachtet!
@all
Wir sollten aufhören irgendwelche technischen oder rechtlichen Gründe vorzuschieben!
DEU hat sich politisch (!) entschieden nicht teilzunehmen.
Ob das klug und richtig war, darüber kann man streiten, aber man sollte dazu stehen und sich nicht hinter pseudo-Argumenten verstecken!
Schon klar, dass dieser Faden nun doch zur politischen Diskussion einlädt…
Na gut. Eine französische Sicht:
La défense européenne, victime des frappes en Syrie