Jetzt über Nord-Afghanistan: B-52 gegen Taliban
Als kurzes Update, was derzeit über dem Norden Afghanistans passiert (diese Meldung vom gestrigen Dienstag ist hierzulande etwas untergegangen): Gegen Taliban und andere Aufständische in der unwegsamen Region setzte die U.S. Air Force die riesigen, schon etwas betagten Langstreckenbomber vom Typ B-52 ein, die über der Provinz Badakshan eine Rekordzahl von Lenkflugkörpern abwarfen.
Aus der Mitteilung der NATO-geführten Mission Resolute Support:
United States Forces-Afghanistan launched a series of precision strikes in Northern Afghanistan in a direct effort to destroy insurgent revenue sources, training facilities, and support networks.
Over the past 96 hours, U.S. forces conducted air operations to strike Taliban training facilities in Badakhshan province, preventing the planning and rehearsal of terrorist acts near the border with China and Tajikistan by such organizations as the East Turkistan Islamic Movement and others. The strikes also destroyed stolen Afghan National Army vehicles that were in the process of being converted to vehicle-borne improvised explosive devices.
During these strikes, a U.S. Air Force B-52 Stratofortress dropped 24 precision guided munitions on Taliban fighting positions, setting a record of the most guided munitions ever dropped from a B-52. The aircraft has played a leading role in Air Force operations for decades, and was recently reconfigured with a conventional rotary launcher to increase its reach and lethality.
Nachtrag 10. Februar: Interessante Analyse dazu von der Washington Post:
Bombing of Chinese separatists in Afghanistan is a sign of how Trump’s war there has changed
(Archivbild 2009: B-52H Stratofortress – U.S. Air Force photo by Master Sgt. Lance Cheung)
Achja, was soll es bringen? Vielleicht einen kurzfristigen Erfolg, einen kleinen Rückschlag für die betroffene Taliban-Gruppierung.
Wenn man etwas in den letzten 17 Jahren gelernt haben sollte, dann das man so keine Kräfte zerschlagen kann, die mit Guerilla-Taktik oder neudeutsch „hybrid“ kämpfen.
Wieso konnten die Taliban die ANA-Fahrzeuge eigentlich „stehlen“? Oder hat sich da wieder ein Kommandeur Geld auf dem „freien Markt“ beschafft?
Den Rekord finde ich sehr makaber, eben Ami-like.
Die B-52 wurde auch schon für ‚Landschaftsarbeiten‘ benutzt:
„At the same time, though, the U.S. Air Force B-52 bombers and other aircraft has been conducting a less publicized and more grueling kind of air war to literally shape the terrain, blasting away mountain passes and potential cover to limit where and how militants can operate.“
http://www.thedrive.com/the-war-zone/16470/b-52s-are-dropping-hundreds-of-dumb-bombs-in-afghanistan-to-literally-shape-the-terrain
@Pio-Fritz
Der Rekord kommt daher, das früher intern keine JDAMs mitgeführt werden konnten. Nur die Stationen an den Flügeln sind mit einen Datenbus für JDAMs ausgestattet gewesen.
Da im Oktober alles einsatzbereit sein sollte, kann man das als geglückten Test verstehen.
In Zukunft braucht man weniger Bomber in der Luft und kann auf die Ladung an den Flügeln verzichten. Die spart einige Prozent an Treibstoff und die Triebwerke sind sehr alt, durstig, störanfällig und laut…
Die sollen (mal wieder) getauscht werden. Air Force scheint dafür zu doof zu sein, siehe E-3 AWACS und weitere Oldies.
Boeing hat es mal für Kongressabgeordnete verständlich gemacht:
https://www.youtube.com/watch?v=vHdIRwKtnig
Kriminelle mit Bombern zu jagen zeigt die Verzweiflung der Verantwortlichen. Im Ergebnis werden dadurch nur noch mehr Opfer unter den Unschuldigen, Sympathisanten und Kritiker der USA produziert.
Nachdem die Sowjets dort bereits FAB-9000 eingesetzt haben (ja, das ist das Gewicht pro Bombe in Kilogramm), werden die Afghanen von den B-52 Einsätzen bestimmt sehr beeindruckt sein.
Übrigens war der letzte Krieg in MENA, der durch Luftmacht gewonnen wurde, Pink’s war. War übrigens auch der einzige. Und selbst das ist schon ein paar Tage her.
Sounds like Munitionsverbrauchsschießen.
@SvD
Ihre Ausführungen machen das Ganze noch schlimmer. Da werden Menschen bombardiert um neue Munition zu testen. Kollateralschäden werden in Kauf genommen.
Perverser geht es nicht.
Hier noch ein genauer Blick auf einen der Angriffe:
http://www.militarytimes.com/news/2018/02/07/watch-as-a-b-52-takes-out-a-taliban-training-camp-in-afghanistan/
Erheblicher Aufwand für solch ein Ziel.
Hab ich das nicht in Erinnerung vor einigen Jahrzehnten? Das das nicht damals auch keinen Sieg gebracht? Ich kann da keinen Sinn mehr entdecken. Aber auch damals wollte man sich nicht das Gesicht verlieren und machte weiter bis zu einem ziemlich buitteren Ende. Oder habe ich etwas falsch in Erinnerung?
Die zusätzlich verlegten A-10 in Geschwadergröße (aus dem „Kalifat“) sind vergessen? Dazu weitere Reaper, sowie Super Tucano und Blackhawk für AFG Lw
@Pio-Fritz | 08. Februar 2018 – 13:19
In der Regel werden keine Zivilisten ins Visier genommen und die Munition ist nicht neu, nur das Drehmagazin in der Waffenbucht, das eben jetzt auch gelenkte Bomben aufnehmen kann.
Statt also 2 oder 3 Bomber zu schicken reicht in Zukunft einer.
Man will jetzt den Taliban die Infrastruktur wie Drogenlabore und Trainingscamp nehmen und dafür sorgen das es keine neue gibt. Da Afghanistan fast doppelt so groß ist wie Deutschland und etwa 33 Millionen Einwohner hat, dürfte das fast unmöglich und teuer werden.
Allerdings dürften die USA verstärkt Weitbereichsaufklärung (lückenlos 10+ km²) benutzen, sprich das Argus System an Drohnen. Wertet man die Informationen ordentlich aus, kann man lokal sehr effektiv gegen die Taliban vorgehen.
Aber in DER Fläche verpufft selbst das.
Memoria | 08. Februar 2018 – 16:05
Die Bomber fliegen um die halbe Welt, in Folge müssen auch etliche Tanker in die Luft.
Die JDAM Kits für Bomben sind teuer. Da gehen schnell mittlere 7 stellige Summen pro Luftschlag drauf.
In Ermangelung einer Waffenstation mussten US Bodentruppen oft Luftunterstützung rufen. Da kamen dann sehr häufig F-16 oder F-15E angeflogen, was ganz hübsche Kosten verursacht. Vor allem die Tankerflotte und der Treibstoff schlagen zu Buche.
Die A-10 ist zwar die günstigste bewaffnete Plattform im USAF Arsenal, kostet in der Luft aber auch Unsummen, wenn man mehrmals nachtanken muss.
Die Treibstoffkonvois am Boden haben unzählige Soldaten das Leben gekostet.
Man kaspert in den USA wieder mit Turboprops rum, das Interesse scheint aber bereits wieder verflogen zu sein. Die USA bilden die Afghanen auf der A-29 Super Tucano aus, die in den USA gebaut und dann nach Afghanistan verschifft wird. Es läge nah diese dann auch selbst zu fliegen. Wahrscheinlich wird das wieder nichts.
Und wenn man nicht bald die Triebwerke an der B-52 angeht, ist mit der Fliegerei dieser Oldies auch Schluss.
@all
Nachtrag oben: Eine interessante Analyse der Washington Post zu diesem Luftangriff.