Aus dem Feuilleton: Schlachtenlärm im Museum

Mein Einblick ins Feuilleton ist ebenso begrenzt wie mein Einblick in die deutsche Museumslandschaft. Aber wenn in den Feuilletons von gleich zwei überregionalen deutschen Zeitungen das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden und dessen interner Streit zum Thema wird, ist das auch hier von Interesse.

Kurz gesagt geht es darum, dass es eine etwas unübersichtliche Gefechtslage in den Auseinandersetzungen zwischen Museumsführung (mil) und Museumsführung (ziv) und Mitarbeitern geht. Anlass der Feuilletonartikel ist, aber ganz klar nur Anlass und nicht Grund, eine abgesagte Sonderschau zum Thema Gewalt und Geschlecht. Und daran lässt sich offensichtlich der interne Zustand eines der größten und wichtigsten historischen Museen in Deutschland ablesen.

Die Welt fasst das so zusammen*:

Das Militärhistorische Museum in Dresden galt als Leuchtturm. Jetzt wird es im Streit zerrieben. Ein Direktor ist versetzt, sein Nachfolger wackelt, Ausstellungen sind aufgeschoben. (…)
Die Opfer sind bereits zahlreich: Der seit 2010 amtierende Direktor Oberst Matthias Rogg wurde im Frühjahr 2017 an die Führungsakademie versetzt, sein Nachfolger Oberstleutnant Armin Wagner wackelt bereits nach wenigen Monaten im Amt. Der zivile wissenschaftliche Leiter Gorch Pieken ist im Sommer ebenfalls versetzt worden, zunächst ans Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow, inzwischen ans ZMSBw.

Und die Süddeutsche Zeitung*:

Rogg ist seit März versetzt, und zwar, wie man hört, auf eigenen Wunsch, um Widerständen im Haus zu weichen. Pieken sitzt seitdem in der Außenstelle in Berlin-Gatow und am Zentrum für Militärgeschichte der Bundeswehr in Potsdam, und zwar, wie man ebenfalls hört, aus den gleichen Gründen. Überhaupt hört man dermaßen viel über latente und offene Spannungen, über Graben- und Richtungskämpfe, über torpedierte Ausstellungen und Verschanzungen im Mittelbau, dass es den Eindruck macht, das Haus wolle sein Thema jetzt auch in seiner inneren Struktur ausstellen.

Das alles ist übrigens auch ein Problem direkt des Verteidigungsministeriums – denn das MHM gehört unter dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften (ZMSBw) und dem Zentrum Innere Führung direkt in die Verantwortlichkeit der Abteilung Führung Streitkräfte im Ministerium. Nicht nur deshalb wird interessant, wie die unklare Gefechtslage gelöst wird.

*Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier in der Regel nicht statt; gelegentlich sind Ausnahmen gerechtfertigt wie in diesem sehr speziellen Feuilleton-Fall.

(Archivbild Oktober 2013 – Panoramaaufnahme Wikimedia Commons/Kolossus unter GNU Free Documentation License)