Vorübergehend richtiger Stillstand.
Vor vier Wochen hatte ich schon mal drauf hingewiesen, dass ich aus privaten Gründen etwas kürzer treten muss (und hatte deshalb auch die Kommentare alle auf moderiert geschaltet); jetzt muss ich aus ebensolchen Gründen für ein paar Tage hier den kompletten Stillstand ausrufen. Die nächsten Tage wird es deshalb keine neuen Einträge geben, und Kommentare werden voraussichtlich noch bis morgen früh freigeschaltet und dann ebenfalls ein paar Tage nicht. Ich bitte um Verständnis.
Ehe ich zumache, aber noch zwei Hinweise:
• Es wurde schon in den Kommentaren erwähnt: In der ZDF-Sendung Dunja Hayali geht es am (heutigen) Mittwochabend auch um den Bundeswehreinsatz in Mali. Die Details dazu hier beim ZDF.
(Nachtrag: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nahm entgegen der Planung kurzfristig nicht an der Sendung teil. Die Ministerin war, sagte die Moderatorin, zwar schon im Studio – habe aber dann wegen eines Fieberschubs nicht bleiben können; möglicherweise eine Folge der Reise nach Mali und Niger in den vergangenen Tagen. Das bleibt wohl ein Merkposten für die Beobachtung.)
• In der Debatte über das Traditionsverständnis der Bundeswehr und die Wehrmacht hat sich ein ranghoher, noch aktiver General zu Wort gemeldet: Generalleutnant Reinhard Roßmanith, Befehlshaber des Kommandos Operative Führung in Ulm, im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung (in der Regel gibt es hier keine Links zu deutschen Verlagswebseiten; das rechtfertigt mal eine Ausnahme). Roßmaniths Zeit in Ulm ist allerdings absehbar; im Januar kommenden Jahres geht er in den Ruhestand.
Auch wenn General Roßmanith vielleicht nur seine Meinung sagt, weil er in einem halben Jahr in den Ruhestand geht, so ist er doch immerhin der erste General der BW der öffentlich der Ministerin entgegentritt, ohne in die Affäre persönlich involviert zu sein.
Und natürlich hat der General Recht, weil die BW von tausenden von ehemaligen Wehrmachts- und SS- Offizieren aufgebaut worden ist. Die meisten davon waren keine Widerständller, weil die meisten Widerständler haben ihren Widerstand nicht überlebt. Aber sie alle haben eine demokratische BW aufgebaut und für sich das Recht in Anspruch genommen, geirrt gehabt zu haben in der Vergangenheit.
Die Widerständller kamen nicht aus dem heiteren Himmel, sondern viel davon haben dem Regime erst gedient, bis sie dessen Verbrechen erkannt haben und sich zum Widerstand entschlossen haben. Ohne die Wehrmacht zu kennen und ihre Kriege kann man dies nicht verstehen.
Und mir kommt der Verdacht, daß die Nulllinie der Ministerin daher kommt, weil sie Null Ahnung von der Wehrmacht und ihren vielen Schattierungen hat. Jedenfalls ist mir die Ministerin noch nie mit tatsächlichem Wissen über die Wehrmacht aufgefallen.
Die ganze Bundesrepublik ist von Menschen aufgebaut worden, die auch im NS-Staat verantwortliche Positionen inne hatten.
Das ist dennoch in keinem anderen gesellschaftlichen Bereich ein Grund, sich auf deren Leistungen während des NS-Regimes zu beziehen. Dann sollte das auch bei der Bundeswehr so gehandhabt werden.
Außerdem gilt der Traditionserlass seit 1982 und schließt einen Bezug auf die Wehrmacht aus- den hat nicht UvDL erfunden. Ich erwähne das nur deswegen noch mal, weil ja auch der DBwV so freundlich ist, das jüngste Interview von GM a.D. Trull noch einmal zu drucken.
Ich verwahre mich persönlich immer mehr dagegen, dass die Generation 60plus diejenigen sind, die am besten wissen, was der BwSoldat von heute für Traditionen und Vorbilder braucht.
Im Zweifel lasse ich mir das gerne von den Kameraden mit Gefechtserfahrung schildern; aber immer weniger gern von denjenigen, die den Krieg aus Geschichtsbüchern, Planübungen und Stäben auf der operativen Ebene und höher kennen.
Bei GenLt Rossmanith kann ich das persönlich nicht beurteilen.
Das moderne Einsatzszenario ist ganz anders als die Panzerschlacht im zweiten oder der Stellungskrieg im Ersten Weltkrieg. Und auch wenn wir in klassische Konfrontationen mit militärisch gleichwertigen Gegnern zurückkehren, werden völlig andere Rahmenbedingungen herrschen – auf beiden Seiten, siehe Konflikt um die Krim und in der Ukraine.
@Harry | 02. August 2017 – 22:58
„Ich verwahre mich persönlich immer mehr dagegen, dass die Generation 60plus diejenigen sind, die am besten wissen, was der BwSoldat von heute für Traditionen und Vorbilder braucht.“
In den letzten Monaten wurde hier von zahlreichen, deutlich jüngeren und einsatzerfahrenen Soldaten aber ins gleiche Horn gestoßen.
Das sollte vielleicht zu denken geben ;)
In dem Bericht über Mali kam zur Sprache, dass dem Kontingent in Mali Diesel fehlt. Das ist meiner Meinung nach nicht weniger als ein handfester Skandal. Hier geht es nicht um komplexes Wehrmaterial, dass nicht das hält was Lobbyisten beratungsresisitenten (neudeutsch: resilienten) Entscheidungsträgern in der Bundeswehr versprochen haben.Hier geht es um simple Logistik und mutmaßlich um falschverstandenes „wirtschaftliches“ Handeln. Was kommt als nächstes, kein Brot, kein Wasser, keine Munition…? Ich fasse es nicht. Wir sind die führende Wirtschaftsnation in Europa und nicht in der Lage (nicht willens?!!!) unsere Soldaten im Einsatz mit dem Nötigsten zu versorgen! Da fehlen mir wirklich die Worte für (weitere) sachliche Anmerkungen.
[Das war nach meiner Erinnerung eine UN-Rationierung. Und erneut der Hinweis: So zu tun, als sei das große Deutschland allein in Mali unterwegs und Herr aller Entscheidungen, geht an der Sache vorbei. T.W.]
Was immer den Stillstand des Blogs verursacht, ich wünsche Ihnen den Erfolg und das Glück, das Sie zur Bewältigung benötigen.
[Danke! T.W.]
@Harry +1
@Koffer
Schlechtes Beispiel, da Ihr Auftrag …in der Erlasslage von 65, 82 und 99, das Erklären gewesen wäre…warum das ein falsches Bild für eine Armee einer Demokratie ist.
Das sollte Ihnen zu denken geben….
Auch wenn dieser Kommentar vielleicht erst in ein paar Tagen freigeschaltet wird,:
GenLt Rossmanith argumentiert wieder einmal in der klassischen, eindimensionalen Umkehrschlußlogik im Sinne von Moltke . dabei unterschlägt er die 2. Dimension in Sachen Politik und Krieg: Clausewitz.
Wenn die Leistungen und Erfolge der Wehrmacht als Vorbild dienen sollen, dann sind sie nach Clausewitz ja wohl auch die Erfolge und Leistungen der nationalsozialistischen Machtpolitik, die den 2. Weltkrieg ausgelöst hat als Fortsetzung ikrer Politik „mit anderen Mitteln“ aka Wehrmacht. Wenn ich nun in der Logik eines Moltke die Erfolge und Leistungen der Wehrmacht als vorbildlich auch für die heutige Politik propagiere, dann ende ich eben genau da, wo die Nazis angefangen haben: Militarisierung der Gesellschaft und machtpolitischer, rassistischer Größenwahn, der im Untergang endete.
Das nennt man die Logik des Versagens – ziemlich durchsichtiges Gruppendenken.
@Harry
Zustimmung und das schreibe ich als 60pluser, der aber wohl im Kopf etwas jünger geblieben ist als der ein oder andere biologisch jüngere Wiederkäuer dieser Wehrmachtswissensfälscher.. Wissen, dass die Welt nicht braucht und die BW ganz bestimmt nicht.
.
@ Harry | 02. August 2017 – 22:58
„Im Zweifel lasse ich mir das gerne von den Kameraden mit Gefechtserfahrung schildern; aber immer weniger gern von denjenigen, die den Krieg aus Geschichtsbüchern, Planübungen und Stäben auf der operativen Ebene und höher kennen.“
Das trifft dann aber auch auf den GI und viele andere zu, die keine Gefechtserfahrung vorweisen können und eher der Abteilung Theorie zuzuordnen ist.
Ich denke, dass ganze Thema „Tradition“ sollte entspannter angegangen werden, denn weder die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, noch die Soldatinnen, Soldaten oder zivilen Mitarbeiter(innen) der Bw haben das „Nazi-Gen“ bzw. verherrlichen die Wehrmacht etc.
@ T.W. Viel Glück und Erfolg
@T.W.:
Ich wünsche Ihnen für kommenden Tage alles Gute.
Neben den überwiegend fachlichen Kommentaren wünsche ich Ihnen viel Kraft bei Ihren privaten Projekten in der Auszeit und hoffe, dass Sie diese genau so gut meistern können wie diesen Blog.
@Sönke Marahrens | 03. August 2017 – 0:13
„@Koffer
Schlechtes Beispiel, da Ihr Auftrag …in der Erlasslage von 65, 82 und 99, das Erklären gewesen wäre…warum das ein falsches Bild für eine Armee einer Demokratie ist.“
Ist das so? Das denke ich nicht….
Die (noch?!) gültige „Erlass“-Lagr schlägt da mEn eine wesentlich differenziertere Richtung ein und schreibt uns als mündigen Bürger unser Traditionsverständnis nicht vor. Vielmehr gibt es richtigerweise nur eine „rechte und linke Grenze“ vor…
T.W. Viel Glück und Erfolg
@T.W.:
Alles Gute und viel Erfolg!
Alles Gute & baldige Rückkehr.
Zur Sendung „Dunja Hayali“ vom 02.08.2017 : https://daniel-luecking.berlin/?p=3557
@Harry | 02. August 2017 – 22:58
…. Und auch wenn wir in klassische Konfrontationen mit militärisch gleichwertigen Gegnern zurückkehren, werden völlig andere Rahmenbedingungen herrschen – auf beiden Seiten, siehe Konflikt um die Krim und in der Ukraine.
Wenn Sie persönlich zu einer „klassischen Konfrontation“ mit der Russischen Föderation zurückkehren möchten: Bitte. Nur bitte sprechen Sie nicht von „wir“.
Im Zweifel lasse ich mir das gerne von den Kameraden mit Gefechtserfahrung schildern;
Das glaube ich Ihnen. Aber diese Kameradinnen und Kameraden werden das nicht mehr tun. Diesen Kampf haben wir in der Bundeswehr verloren.
@Sönke Marahrens | 03. August 2017 – 0:13
Schlechtes Beispiel, da Ihr Auftrag …in der Erlasslage von 65, 82 und 99, das Erklären gewesen wäre…warum das ein falsches Bild für eine Armee einer Demokratie ist.
Das sollte Ihnen zu denken geben….
Sie unterstellen nonchalant Unterlassen (nicht juristisch, sondern im Sinne von nicht tun), ohne nähere Kenntnis.
Im Allgemeinen und im Besonderen wurden viele Argumente ausgetauscht. Das müssen wir auch im täglichen Dienstbetrieb. Darin bestand weitestgehend Einigkeit.
Die Erlasse sind eindeutig in ihren Verboten, was nicht traditionswürdig ist, aber nicht erschöpfend in ihren Geboten, was nun letztlich wie traditionswürdig ist. Das ist sehr logisch, dass dies so ist.
Wenn man Soldatinnen und Soldaten will, die mehr als „nur“ kämpfen können, dann muss man das Echo ertragen können, ja: regelrecht wollen.
@Hr Wiegold: Viel Erfolg und eine glückliche Hand bei dem, was es zu regeln gilt. Selbstverständlich läuft die finanzielle Unterstützung weiter.
Herr Generalleutnant Roßmanith hatte sich bereits im Mai in süddeutschen Medien gegen Äußerungen der VgM’in verwehrt. Er tat das in der ihm eigenen diplomatischen aber deutlichen Art. Leider blieb dieser Gegenwind aus der Generalsebene, den die Truppe bei so vielen anderen schmerzlich vermisste, weitgehend ungehört und von den großen Medien ignoriert.
[Nicht wundern – bin zu, sehr begrenztem, Reinschauen hier gelegentlich fähig.]
@Sachlicher
! Nur weil viele ins gleiche Hirn stossen, macht es Dinge nicht „richtig“. Und Einsatzerfahrung und Traditionsbildung würde dann inhaltlich zusammen passen, wenn sich die Traditionsbildung genau aus diesem Einsatz heraus bilden würde. Ansonsten….. ist die beschriebene Kombination von Einsatzerfahrung und Traditionsbildung ggf das Eingestehen, dass man den jetztigen Einsatz nicht im Sinne von Motivationsbildung erklären konnte und dieses eigene Problem über
die Auswahl eindimensionaler (da ohne Kontext) Soldatenbilder im Sinne der Stimulation archaischer Bilder zu lösen versucht. Btw ist Einsatzerfahrung einer der am wenigsten quantifiziertsten Begriffe, der mir bisher untergekommen ist….gleich nach Auftragstaktik oder richtiger Innerer Führung
@ T.W.:
a) vermisse Sie schon jetzt. Alles Gute.
b) für’s Archiv bzw. falls Sie wieder einmal reinschauen: zwei neue Meldungen wären einen Eintrag wert…
1. in der heutigen Welt lese ich, dass ein ranghoher Offz Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen die Ministerin erhoben hat (nicht der angebliche Putschist). Das gab es son m.E. noch nicht und könnte als Beleg gewertet werden, dass mehr Dinge im Argen sind, als selbst ich dachte. So wie ich den Artikel lese, hat da ein Offz wirklich Mut oder Zivilcourage oder Haltung oder wie man es auch immer nennen mag,
2. über den Spiegel erfährt die Bundeswehr heute, dass vdL die Konzeption der Bundeswehr nicht wie geplant im Sommer unterzeichnen will. Der Journalist suggeriert, dass vdL somit ggf. einer Sondersitzung des VtdgA entgehen kann. SUPER! (Ironie)
Jetzt wird es langsam peinlich! :-(
@ T.W.: habe eben den online Text der Welt dazu gefunden und gelesen. Dieser bezieht sich im Kern auf die Anzeige. In der heutigen Print-Ausgabe (online leider hinter der Bezahlschranke), befasst sich der Journalist tiefer mit der Problematik. Die Überschrift „Wie vdL die Bundeswehrhirarchie aushebeln“ sagt alles. Einerseits will Sie, dass „hingeschaut“ wird und sorgt dann unter Aushebelung der Disziplinarvorgesetzten jedoch dafür, dass „weggeschaut“ werden soll. :-((((
Traditionen deutscher Soldaten. Bundeswehr und Wehrmacht. 1990 wurden aus 2 deutschen Armeen, eine. Ohne, dass dafür ein Schuss fiel. Keine Einheit der NVA ist in der Zeit auf die Idee gekommen, mit dem vohandenen Waffenarsenal dem SED Staat zum Überleben zu verhelfen. Tradition? Auch wir waren deutsche Soldaten. Wenn in den 80er Jahren ein Deutscher seinen GWD in der BW geleistet hat, gilt er als Reservist, hat ein Deutscher in den 80er Jahren seinen GWD in der NVA geleistet, wird ihm die Ehre, gedient zu haben, abgesprochen. Armee der Einheit?
@T..W. , Danke für Ihre Arbeit und viel Erfolg.
@Mathias | 08. August 2017 – 8:05
„Wenn in den 80er Jahren ein Deutscher seinen GWD in der BW geleistet hat, gilt er als Reservist, hat ein Deutscher in den 80er Jahren seinen GWD in der NVA geleistet, wird ihm die Ehre, gedient zu haben, abgesprochen. Armee der Einheit?“
Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber das hat nichts mit Armee der Einheit zu tun. Die NVA war Kampfmittel eines unmittelbar gegen die Freiheit eines großen Teils DEU gerichteten Systems. Sie war bereit und willens diesen Angriff gegen die Freiheit des DEU Volkes auch gegen die Bundeswehr zu vollziehen. Durch das System der „bewaffneten Kräfte“ war sie auch unmittelbar in die Unterdrückung der eigenen Bevölkerung eingebunden.
Aus vielerlei Gründen kann die NVA daher nicht traditionswürdig sein. Das ist ausgeschlossen.
Differenzierter könnte man vielleicht eine personenbezogene Vorbildfunktion sehen (so wie es bisher ja mit der Wehrmacht ist). Ich persönlich halte auch das für unangemessen, aber es wäre zumindest theoretisch diskussionswürdig…
Uff. Das Fass machen wir jetzt hier bitte nicht auf. Sonst stellt sich ganz schnell die Frage, warum man eine personenbezogene Vorbildfunktion bei NVA-Soldaten für unangemessen hält, während das bei der Wehrmacht ja nicht der Fall zu sein scheint…
Also, die dringende Bitte, diesen absehbaren Streit anderswo auszutragen.
Die BW hat am 8.08.2017 ihre Meldung zum Tod des Offiziersanwärters aktualisiert und mitgeteilt, daß bereits am 02.08.2017 zwei der drei weiteren Soldaten, die bei dem Marsch zusammengebrochen waren, aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten. Demnach wäre noch der dritte Soldat seit dem 19. Juli im Krankenhaus, was eine lange Zeit ist.
US General Hodges, Kommandierender Generals der US Army in Europa ist gestern mit Großem Zapfenstreich von der BW verabschiedet worden, meldet die BW HP heute.
https://goo.gl/QhRArx
Nachdem der Generals hier schon Interviewpartner war, nehme ich mal an, der Hinweis ist erlaubt. Und natürlich stellt sich die Frage des Nachfolgers, wen Präsident Trump als neuen Oberbefehlshaber der US Army in Europa/ 7. Armee, nach Deutschland schickt?
[Hm, ist das der Versuch, diesen Thread durch die Hintertür zum Bällebad zu machen?
Dann wenigstens mit einem Link, der auch funktioniert.
Der Nachfolger ist bekannt, aber offiziell noch nicht bestätigt. T.W.]