Sicherheitslage in Afghanistan: Unsicher nur für Nicht-Afghanen?

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In der aktuellen Debatte über die Abschiebung von Afghanen aus Deutschland in ihr Heimatland ist das eine interessante Rand-Beobachtung: Die Einschätzung der Sicherheitslage im Land, die die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium regelmäßig dem Bundestag übermitteln, gilt offensichtlich nicht für die Afghanen selbst.

Jedenfalls scheint das Verteidigungsministerium kürzlich zu diesem Schluss gekommen zu sein, wie ein Vergleich der Karten zur Sicherheitslage in den wöchentlichen Unterrichtungen des Parlaments nahelegt. Die sahen vorher, bis Ende November diesen Jahres, so aus:

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… und enthalten seit Anfang Dezember den kleinen Zusatz-Sticker (größer oben im Aufmacherfoto):

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Mit anderen Worten: Was die deutschen Streitkräfte – in Zusammenarbeit mit der NATO-geführten Mission Resolute Support – als Bedrohung im Land registrieren, gilt offiziell nur für westliche Staatsangehörige, internationale und nationale Sicherheitskräfte sowie Angehörige der staatlichen Administration. Oder, genauer: gilt nicht für afghanische Zivilisten.

Die UN-Mission in Afghanistan sieht das ein wenig, nun, differenzierter, zum Beispiel in ihrem jüngsten Quartalsbericht. Auch den Angriff auf das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif im November sieht die UN vor allem als Angriff auf Zivilisten.

Aber vielleicht ist das ja genau andersrum gemeint und soll sagen, dass auch die nach Bundeswehr/NATO-Einschätzung nicht ganz so gefährlichen Regionen für die internationalen Streitkräfte für die Afghanen selbst auch nicht so sicher sind?