Gefährliche Funkstörung
Deutsche Soldaten brauchen dringend neue Funkgeräte. Doch die Pläne für einen Ersatz verzögern sich um Jahre.
Von Kai Biermann und Thomas Wiegold
(Dieser Bericht erscheint als Kooperation von Zeit Online und Augen geradeaus! zeitgleich auf beiden Webseiten)
Wenn Soldaten Feinde bekämpfen sollen, dann brauchen sie Gewehre und Helme. Und Funkgeräte. Gewehre und Helme hat die Bundeswehr noch genug. Doch schon in vier Jahren werden viele Funkgeräte der Truppe ausfallen. Denn die Geräte sind dann so alt, dass es keine Ersatzteile mehr für sie gibt. Sollten bis 2020 keine neuen Funkgeräte beschafft worden sein, könnte die gesamte Bundeswehr nach und nach verstummen. Dann wären ihre Soldaten im Einsatz großen, unnötigen Risiken ausgesetzt.
Doch der Ersatz wird nicht pünktlich eintreffen. Schon heute hinkt die Planung für neue Kommunikationstechnik um Jahre hinterher. Das lässt sich aus internen Unterlagen der Bundeswehr und des Bundestags ersehen, die Zeit Online und das sicherheitspolitische Blog Augen Geradeaus! ausgewertet haben.
Die Abgeordneten der Regierungskoalition haben deswegen gerade im Verteidigungsausschuss Alarm geschlagen – dezent aber deutlich. In einem gemeinsamen Antrag zu den Beratungen für den Bundeshaushalt 2017 fordern die Parlamentarier von Union und SPD, das Verteidigungsministerium möge prüfen, “wie das Vorhaben Mobile Taktische Kommunikation (MoTaKo) möglichst zeitnah beschafft werden kann”.
Die Abkürzung MoTaKo beschreibt den Plan, für 25.000 Fahrzeuge und 50.000 Soldaten neue Funkgeräte zu entwickeln, zu bauen und anzuschaffen. Das Vorhaben ist für die Soldaten lebenswichtig. Ohne funktionierende Kommunikation kann kein General seine Truppen steuern, keine Einheit am Boden Luftunterstützung anfordern, kann kein Aufklärer seine Beobachtungen weitergeben. Ohne Funkgeräte sind Soldaten im Kampf blind, schlimmstenfalls laufen sie orientierungslos in die Mündungen ihrer Gegner oder in das Feuer der eigenen Geschütze.
In der Sprache der Bürokraten ausgedrückt klingt das so: Im Bereich “Führungsfähigkeit” bestehe “der insgesamt größte Handlungsbedarf”. So ist es im Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums vom Oktober 2015 zu lesen, der alle laufenden Rüstungsprojekte analysiert. Ein internes Papier dazu formuliert militärisch knapp: “Soldat / Fahrzeug ohne Führungsmittel ist nicht einsatzfähig.” Ohne MoTaKo, bedeutet das zugespitzt, müssten die Soldaten irgendwann mit ihren privaten Handys in den Krieg ziehen. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage eine Katastrophe.
MoTaKo ist daher eines der größten Rüstungsprojekte des Verteidigungsministeriums. Langfristig sind dafür 5,5 Milliarden Euro vorgesehen. Doch diese Summe ist immer noch nicht konkret eingeplant. Das Vorhaben ist so riesig, dass es in sechs Einzelprojekte aufgeteilt ist. Trotz seiner Wichtigkeit finden sich die Einzelprojekte jedoch bislang nicht im Haushaltsentwurf 2017 wieder. Im Etat taucht nur eines der sechs Projekte auf und auch das erst in den Plänen für 2018.
Die Parlamentarier fürchten, dass es Probleme mit MoTaKo gibt. Sie fürchten sich zu Recht.
Schon jetzt ist die bestehende Technik so mangelhaft, dass die Bundeswehr sie lieber heute als morgen ersetzen würde. Selbst wenn die Geräte noch ein paar Jahre länger durchhalten, als bislang angenommen, hilft das den Soldaten nicht viel, die damit weltweit ihr Leben riskieren.
Beispiel Afghanistan: Wenn 2010, auf dem Höhepunkt Einsatzes dort, ein Kompaniechef der Fallschirmjäger mit seiner Einheit das deutsche Feldlager in Kundus für eine Patrouille verlassen wollte, hatte er mehr Kommunikationselektronik als Waffen dabei. Um jederzeit mit seinen Soldaten und seinen Vorgesetzten reden zu können brauchte er: ein Kurzstreckenfunkgerät SEM 52SL für den Kontakt zu seiner Truppe. Zwei Tetrapol-Bündelfunkgeräte – eines, um den Bataillonsgefechtsstand zu erreichen, eines als Reserve. Dazu noch ein Tornisterfunkgerät SEM70, um größere Entfernungen zu überbrücken. In seinem Kommandofahrzeug waren außerdem digitale Funkgeräte vom Typ SEM 80/90 eingebaut, die neben Gesprächen auch Daten übertragen konnten, und ein Satellitenfunkgerät AN/PRC-117F, um das Nato-Regionalkommando erreichen und um Luft- oder Artillerieunterstützung bitten zu können. Vorsichtshalber hatten die Einheiten außerdem noch meistens zwei handelsübliche Satellitentelefone für die Langstreckenkommunikation mit – je eines für das Inmarsat- und für das Iridium-Netz.
Das wichtigste Gerät in diesem Arsenal aber, so erinnern sich Soldaten, war das zivile Handy mit einer GSM-Karte des afghanischen Mobilfunkanbieters Roshan. Nur damit ließ sich fast immer eine Verbindung herstellen. Die war zwar leicht abzuhören, doch war das immer noch besser, als komplett isoliert zu sein.
Doch mit einem Handy lassen sich keine Drohnenbilder empfangen, es lässt sich damit keine Artillerie steuern, es lassen sich keine verschlüsselten Daten entschlüsseln. Dafür hat die Bundeswehr bisher die vielen verschiedenen Gerätetypen. Die einen können den klassischen VHF-Truppenfunk verstehen, andere Satellitenkommunikation, wieder andere senden über Mobilfunknetze oder über das Hochfrequenzband. Viele von ihnen verstehen nur einen der vielen Kanäle, können keine Daten übertragen oder nicht verschlüsselt senden. Und die meisten verstehen sich nicht mit den Geräten anderer Nato-Armeen. MoTaKo soll all das ändern und eine einheitliche Infrastruktur schaffen, damit vom General im Stab bis zum Panzergrenadier im Wald alle verschlüsselt miteinander reden können.
Stabsoffiziere des Heeres geraten daher schon in Wallung, wenn sie erfahren, dass das Parlament lieber die Beschaffung von fünf neuen Kriegsschiffen für 1,5 Milliarden Euro startet, als sich um die Funkgeräte zu kümmern.
Denn das eine, im Haushalt bereits eingeplante Teilprojekt von MoTaKo, nimmt sich im Vergleich dazu eher bescheiden aus. 50 Kampffahrzeuge der Truppe sollen mit einem neuen Digitalfunkgerät ausgestattet werden, im Bundeswehr-Sprech “SVFuA” genannt. Die Abkürzung steht für streitkräftegemeinsame verbundfähige Funkausstattung. Aber das ist viel zu wenig und kommt jetzt schon zu spät. “Für die übrigen Teilprojekte, insbesondere für die Regeneration des UHF/VHF-Truppenfunks, ist das Herstellen der Haushaltsreife für einen Mittelabfluss ab 2018 bisher nicht erkennbar”, klagten die Abgeordneten in ihrem Beschwerdebrief an das Verteidigungsministerium. Was bedeutet: Obwohl MoTaKo längst hätte in vollem Umfang begonnen werden müssen, wird bislang nur eine kleine Testversion entwickelt. Dabei hat MoTaKo die höchste Priorität, die ein Rüstungsprojekt bekommen kann.
Trotzdem mangelt es nicht nur an Geld, sondern auch an Leuten.
Im Januar 2016 wurde die Planungs- und Entwicklungsphase des Milliardenprojekts offiziell gestartet. Bisher sah der Zeitplan vor, dass das für die Ausrüstung zuständige Institut der Bundeswehr (BAAINBw) bis 2017 Lösungsvorschläge sucht. Spätestens 2019 sollten dann Verträge mit den Lieferfirmen gemacht und ab 2020 erste Geräte angeschafft werden.
Das Jahr ist nicht willkürlich gewählt. “In der Funkausstattung laufen wir ab 2020 in die Obsoleszenz”, sagt Generalleutnant Jörg Vollmer, als Inspekteur des Heeres der Chef der Teilstreitkraft mit dem dringendsten Bedarf. Bedeutet: Ab da werden immer mehr der alten Funkgeräte ausfallen und nicht mehr repariert werden können. “Spätestens 2025 sind keine Ersatzteile mehr zu bekommen”, sagt Vollmer. Das gilt dann nicht nur für das Heer, sondern auch für alle anderen Bereiche der Bundeswehr, die mit den Landstreitkräften zusammenarbeiten, vor allem die Logistiker der Streitkräftebasis und die Mediziner des Sanitätsdienstes.
Das Problem: Das Ausrüstungsamt, abgekürzt BAAINBw, bekommt es offenbar nicht auf die Reihe, das Projekt zu organisieren. Um den festgelegten Zeitplan einzuhalten, hätte das BAAINBw in Koblenz sofort nach diesem Termin im Januar damit beginnen müssen, eine sogenannte Projektmanagementorganisation aufzubauen, also Planstellen zu schaffen. Die Wünsche von Bundeswehr und Verteidigungsministerium müssen schließlich in aufwändige Forderungskataloge übersetzt werden. Das Amt muss Angebote von der Industrie einholen, prüfen und viele Verträge verhandeln. Dazu braucht es Wissen und Leute. Die aber gibt es nicht.
In einem internen Brandbrief an das Verteidigungsministerium, der ZEIT ONLINE und Augen Geradeaus! vorliegt, beklagt das BAAINBw im März 2016, es seien bislang lediglich fünf Beamte in Vollzeit mit der Planung von MoTaKo befasst. Damit sei bereits jetzt absehbar, dass sich das Projekt verzögere, möglicherweise um “mehrere Jahre”. MoTaKo könne nur umgesetzt werden, heißt es in der internen Vorlage, “wenn kurzfristig eine umfassende Projektmanagementorganisation aufgebaut wird.”
Fünf Beamte klingen viel, sind bei einem Projekt dieser Größe aber gar nichts. Die Organisation sei inzwischen vergrößert worden, schreibt das Verteidigungsministerium auf Anfrage. “Für das Projekt MoTaKo sind derzeit im BAAINBw für die Bereiche Fachtechnik und Vertrag/Preis insgesamt 34 Dienstposten eingerichtet.” Das sei ausreichend für die “Anfangsbefähigung”, weitere Stellen für Projektplaner würden “in Abhängigkeit vom Projektfortschritt entschieden”.
Wer in den Stäben des Heeres nachfragt, erntet Hohngelächter, wenn die offiziell genannte Zahl von 34 Dienstposten für die Bearbeitung des Gesamtprojekts MoTaKo zur Sprache kommt. Wie viele Bearbeiter angesichts dessen da dann noch für jedes der sechs Teilprojekte zur Verfügung stünden, fragen sich die betroffenen Soldaten besorgt. Sie sind sich sicher: nicht genug.
Bereits in dem Beschwerdebrief vom März heißt es, durchgerechnet habe man das Vorhaben MoTaKo mit einer Projektorganisation von “ca. 70 Personen”. “Hiermit könnten die (…) vorgesehenen Termine für die Erstellung der Lösungsvorschläge absehbar eingehalten werden”. Weniger Dienstposten hätten hingegen eindeutig Verzögerungen zur Folge.
Weder die für den Verteidigungshaushalt zuständigen Planer noch die Bearbeiter im BAAINBw scheinen das Projekt wichtig genug zu nehmen, von dem das Leben von Soldaten abhängt. Nicht nur die Parlamentarier im Verteidigungsausschuss sind daher beunruhigt. Vor allem die Soldaten im Heer machen sich Sorgen. Was nützen ihnen 50 Panzer, die als Leuchtturmprojekt ein neues Funkgerät bekommen sollen, fragen sie sich.
Das Gerät, das unter dem Namen SVFuA in die neuen Panzer der Bundeswehr, den Transportpanzer Boxer und den Schützenpanzer Puma, eingebaut werden soll, verarbeitet die Signale digital (https://de.wikipedia.org/wiki/Software_Defined_Radio), was es erleichtert, es an neue Übertragungsstandards anzupassen. Es kann verschlüsselt senden und empfangen und es kann mit den Funkgeräten befreundeter Armeen reden. Doch was nützt das, wenn die Besatzung im Panzer nicht mit den Infanteristen funken kann, die neben ihm stehen und nicht mit den Artilleristen, die kilometerweit entfernt sind?
Die harte Währung der Bundeswehr ist die Brigade. Die insgesamt 3.000 bis 4.000 Mann sind die kleinste Organisationseinheit der Truppe, in der die verschiedenen Truppengattungen – von der Infanterie bis zur Artillerie – gemeinsam kämpfen können. Weniger geht nicht, soll die Bundeswehr neben mehr oder weniger großen Kontingenten in Auslandseinsätzen auch fit sein für ihre Hauptaufgabe, wie sie im Grundgesetz steht: die Landesverteidigung.
(Foto: Soldaten der Übungsleitung mit analogen Funkgeräten auf der Informationslehrübung 2016 auf dem Truppenübungsplatz Bergen)
Sehr interessanter und aufschlussreicher Artikel. Besonders gefällt mir an ihrer Berichterstattung immer wieder, dass sie wichtige Themen ungeschönt auf den Punkt bringen. In dem vorliegenden Artikel insbesondere die Information, dass die Soldaten im Einsatz ihre privaten Handys nutzen, um überhaupt Kommunikationswege über weite Strecken zu haben.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich dies bestätigen. Im Einsatz hatte ich in der Summe sechs KomGeräte dabei, sieben wenn ich mein Handy mitrechne.
Mein ganz persönliches Empfinden: Rüstungsprojekte werden immer wieder verzögert, manchmal gewinnt man den Eindruck, mit Absicht. Besonders fällt mir auch auf, dass kaum jemand noch Entscheidungen treffen will, weil man für die ja irgendwann mal geraden stehen müsste. Aber das schadet womöglich der Karriere….
Da liegt der Hase im Pfeffer! Nur mal zur Veranschaulichung ein Beispiel:
– DEU PzBtl [414] – analoge FuGer
– TrTle der NL [43.] Brigade – digitale FuGer (nebst funktionierenden(!) C4I)
– DEU [1.] PzDiv – analoge FuGer (nebst FüInfoSysH)
Ich weiß nicht, wann man das im BAAINBW und den von Lobbyisten durchdrungenen Ebenen schnallt, aber wir haben Strukturen geschaffen, die zum Scheitern verurteilt sind, wenn man nicht schelllstens darauf reagiert. Warum will man selbst FuGer entwickeln, wenn in der Bw verankerte Truppenkörper (hier NL) bereits Systeme nutzen, die sich im Einsatz bestens bewährt haben?!
Die gesamte Trägodie ist seit Herbst 2014 im (Exzerpt des) Gutachtens „Bestandsaufnahme und Risikoanalyse zentraler Rüstungsprojekte“ (vulgo: KPMG-Gutachten), Kapitel „SVFuA“, nachzulesen…
Bei den Geräten SEM 80/90 handelt es sich ebenfalls um analoge Geräte.
Das Ganze firmiert unter „NATO Standardization Agreement(s)“ die ja auch erst seit 1955 erfolgreich hintertrieben werden.
Das schöne an neuen FuGer wird sein, dass selbige Schnittstellen benötigen, um den Partnergeräten zu kommunizieren.
Damit lässt sich dann erneut trefflich Geld verdienen.
Beim lesen dieses Beitrages dreht sich mir der Magen um!
Das liegt aber nicht am Autor, vielen Dank Herr Wiegold für die Informationen, sondern über das erneute vollständige Versagen unserer zivilen und miitärischen Führung.
Bereits jetzt ist die Zahl der vorhandenen Funkgeräte viel zu gering und die Leistung lächerlich schlecht und von den zu wenigen, überhaupt verfügbaren Geräten, ist nochmal ein erheblicher Teil nicht einsatzbereit. Dieser traurige Zustand hält schon seit Jahren an und wir machen uns damit in jedem internationalen Einsatz lächerlich und erschweren Ausbildung und Übung in der Heimat im unzumutbaren Maße.
Unter diesen Bedingungen habe ich als naiver Truppenoffizier angenommen, dass schon seit Jahren konkret und mit Hochdruck an einer Nachfolgelösung gearbeitet wird. Nun ja, man ist ja inzwischen so einiges gewohnt.
Was mich noch mehr aufregt, als die offenkundige Schlamperei in den Ämtern und in den höchsten, auch politischen Ebenen, ist dass hier schon wieder von Anfang an Flickschusterei betrieben wird. Was soll das für ein Beschaffungsvorhaben sein, dass nur für 50 000 Soldaten ausgelegt ist? Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass die ganze Armee querschnittlich mit neuer und gleichartiger Kommunikationsausrüstung ausgestattet wird. Ansonsten sind alle Träume von Joint und Combined wieder nur ein Hohn, der Soldat ist zu Hause sich selbst mit drittklassiger Ausrüstung überlassen und kann nicht einsatznah ausgebildet werden usw. Es ist ein Unding, dass überhaupt irgendwer so frech ist, so etwas vorzuschlagen. Kommunikation ist so entscheident wie nichts anderes. Es ist als wollte man nur 50 000 Soldaten mit Kampfstiefeln ausstattetn und der Rest kann in Turnschuhen „üben“, bis er in den Einsatz geht.
„MoTaKo soll all das ändern und eine einheitliche Infrastruktur schaffen, damit vom General im Stab bis zum Panzergrenadier im Wald alle verschlüsselt miteinander reden können.“…….und mit dieser Forderung „killt“ der operative Bedarfsträger das Projekt schon „im Keime“…..diese Forderung ist schlechterdings a. technisch nur mit einem unverhältnismäßig/unökonomischen Aufwand erfüllbar und führt b. führungskonzeptionell in eine Komplexitätsfalle 1. Klasse.
Im Rahmen von Joint Fires habe ich 2003/2004 zusammen mit meinen Weiterentwickler-Kameraden von H und Lw eine Studie „Informationsraum Joint Fires“ durch die IABG durchgeführt mit dem Ergebnis, dass eine „universale“ (jeder kann mit jedem jederzeit quaseln – „horivertitransversacal“) Kommunikationsfähigkeit führungstechnisch/technisch nicht beherrschbar ist. Mit anderen Worten: Wenn ein „Kommandeur“ seine Führungsstrukturen nicht mehr beherrschen kann, wie soll er dann das Gefecht führen ?…..Insbesondere das Gefecht der „verbundenen“ TSK unter EW-Bedingungen. Da kann das BAAINBw noch 3000 Beamte in das Projektmanagement stecken – das ändert nichts an der grundsätzlichen MoTaKo-Problematik: konzeptionell und operativ völlig kontraproduzent, zumal der human factor mal wieder völlig ausgeblendet wird.
Kann man mal schauen, was unsere engsten Verbündeten nutzen? Ist da jemand auf dem laufenden? Was nutzen die Niederländer, Franzosen, Briten und Amerikaner für Ausrüstung?
Kann man etwas off-the-shelf nehmen und anpassen oder muss neu entwickelt werden?
Oje. Scheinbar hab ich mit dem Verlassen der Truppe Anno August 2014 alles richtig gemacht. So langsam bekommt man den Eindruck: „Abreisen und Neu machen“.
Amt Blank II und von Grund auf neu aufbauen.
Von seriöser Arbeit ist man schon lange weg. Mittlerweile ist das einfach nur noch peinlich – und zwar so richtig peinlich. Da werden wir von anderen Staaten ausgelacht. Schade sowas mitzubekommen…
Das SEM 52 heisst ja so, weil man den Gesprächsteilnehmer bis zu 52m weit winken sieht, wenn die Verbindung nicht klappt….
@Klabautermann
Mancher Kamerad des Heeres versteht darunter inzwischen Darstellung und Führung bis auf den einzelnen Soldaten herunter… da ist Beherrschbarkeit dann natürlich sehr endlich und nicht ebenengerecht ;)
Aber das ist wie schon treffend bemerkt ja keine neue Erkenntnis .
@Voodoo
“ Die harte Währung der Bundeswehr ist die Brigade. …….Da liegt der Hase im Pfeffer!“
Tja, da liegt in der Tat der Hase im Pfeffer, denn die Brigade ist ja nun einmal nicht die kleineste geschlossen kämpfende Einheit. Vielleicht sollte sich das Heer einmal bottom-up-Gedanken machen in Sachen „Gefechtsführerführung“ ? Also minimaler vertikaler Informationsaustauschbedarf Soldat-Gruppenführer-Zugführer-Kompaniechef (wobei ich einmal die Kompanie als „kleinste geschlossen kämpfende Einheit“ setze). Und dann kann man sich Gedanken über den taktisch erforderlichen horizontalen Kommunikationsbedarf machen. Solche Überlegungen sind natürlich mühselig und „schmerzhaft“, schmerzhaft war allerdings auch die Lektion, die die Hizbollah 2006 der israelischen Panzertruppe zugefügt hat, die mit ihren „Netzgeräten“ einen grandios strahlenden und metergenau einpeilbaren elektronischen fingerprint in die Luft gesetzt haben, den selbst die Hisbollah als Zielkoordinaten nehmen konnte – und afair ca 12 Panzer und entsprechende Anzahl israelischer Soldaten „gekillt“ haben.
Bundeswehr und Digitalfunk. Klingt schön. Tatsächlich wurde ich erst letztes Jahr in die Benutzung des FF OB/ZB eingewießen. Ich musste mich dann doch erst einmal vergewissern, dass ich auch wirklich bei der Bw bin und nicht bei einem Verein für historische Militärtechnik.
[Lassen Sie mich raten… Feldfernsprecher Ortsbatterie/Zentralbatterie? T.W.]
Guter Artikel, das einzige was mir ins Auge sprang war, daß die SEM 70/80/90 eigentlich dasselbe Funggerät mit verschiedenen Anbauten sind für Fahrzeug oder Rucksackbetrieb, höhere Sendeleistung usw. Hätte man etwas klarer sagen können. Ansonsten fasst der Artikel schön die Unfähigkeit derzeitiger deutscher Wehrbeschaffung zusammen. Man hätte eigentlich noch dem berühmten Spiegel Titel zitieren können. ;-) Wird nur niemanden im Verteidigungsausschuß kümmern obwohl die Nutzung des privaten Taschenfernsprechers schon seit den Einsätzen in Jugoslawien tägliche Praxis ist. Wovor hat Putin eigentlich Angst? So kommen die Deutschen bestimmt nicht wieder nach Moskau.
Wie erwartet höchste Kompetenz-Kompetenz in deutschen Amtsstuben. Für zumindest die 1. PzDiv wäre es ja sinnvoll die holländischen Funkgeräte zu übernehmen damit der Verband überhaupt funktionieren kann. Größtenteils sind die NL Geräte sowieso Lizenzbauten der amerikansichen PRC-xyz Serien von Phillips und könnten mit etwas gutem Zureden als surplus von der US Army gekauft werden.
Für ein neues System sollte man sich dann sinnvollerweise mit den entsprechenden Stellen der Niederländer an einen Tisch setzen um gemeinsam ein neues System zu beschaffen. Wenn Ich Mir allerdings die bisherigen BAAINbw Projekte ansehe, sollten wir das alles vielleicht komplett den Niederlanden überlassen um überhaupt etwas zeitnah zu bekommen. Deren Entscheidungswege sind offenbar schneller.
@QuiGon: Ich habe noch 2000 Hebdrehwähler gesehen in einer Vermittlungsstelle. Nein, nicht in einer ehemaligen NVA Kaserne…
Wie sieht es eigentlich mit der Verbindung der verschiedenen TSK untereinander aus? Wie soll zum Beispiel man als Infanterist Unterstützungsfeuer von den tollen neuen K130 bekommen, die jetzt kommen sollen? Wenn irgendwann in ferner Zukunft das neue Funkgerät kommt, kann das dann überhaupt mit den anderen Sprechen?
Haben wir überhaupt noch die Entwicklungsfähigkeiten für neue Funkgeräte mit den Pleiten und Aufkäufen der letzten Jahrzehnte? Oder kaufen wir gleich was der große Bruder auch kauft?
@klabautermann
Das Traurige ist, daß es diese Analysen, Charts und darauf beruhende „to do“ Listen bereits seit Jahren gibt. Hat mir gerade vor zwei Wochen ein altgedienter Uffz der Ex-Heeresflugabwehr erklärt, der das ganze für seine Waffengattung bis ins Detail ausarbeiten und vorlegen mußte. Wer mit wem reden muß um die effektive Führung der Luftverteidigung quer durch Deutschland zu gewährleisten, Vernetzungen zwischen Truppenteilen, Waffengattungen und Luftlageschnittstellen inklusive. Ist dann wegen der Auflösung der Heeresflugabwehr zu den Akten gelegt wurden, aber man hat es schonmal gemacht, praxistauglich und mit überschaubarem Aufwand.
Bereits vor 3 Jahren habe ich auf einer Fernmeldertagung die Frage gestellt, wie wir im D/NL-Korps oder der DF-Brigade funken werden, wenn nur eine Seite den Digitalfunk hat.
Selbst die bisherigen Funktionsmodi (Frequenzhopping, Krypto etc), welche die alten SEM-Generationen konnten, verursachen dann plötzlich ein Kompatibilitätsproblem. Ein Software Defined Radio hört sich gut an, solange die Bundeswehr auch die Lizenzen für die Wellenmuster der NATO und Partnerstaaten erhält. Diese sind aber im Besitz der amerikanischen und israelischen Funkgeräteproduzenten.
Das heißt am Ende bleibt selbst mit den funktionierenden Geräte im multinationalen Einsatz lediglich der kleinste gemeinsame Nenner übrig, nämlich funken auf einer Festfrequenz und zwar unverschlüsselt. Für weniger Leistung hat man dann pro Gerät dreifach so hohe Koste wie die bisherigen SEMs.
Und weil diese Geschichte das Fass noch nicht zum überlaufen bringt, baut man dann zusätzliche Digitalwandler, damit FüInfoSys und andere IP-fähige Systeme weiter betrieben werden können. Das heißt die neuen SVFuA werden auf einer offenen Festfrequenz betrieben und dahinter kommt ein Analog-Digital-Wandler der Teile des Funks wieder datenfähig macht. Das ist leider kein Witz. (Ich komme grade nur nicht auf den Namen dieser Splitter/Router-Geräte)
Zur Vollständigkeit: Das Gerät, das noch hinter alles gesetzt werden muss ist der KommServer Bw der die Routing und Schnittstellenaufgaben übernimmt.
@ Sommerbiwak
„Wie soll zum Beispiel man als Infanterist Unterstützungsfeuer von den tollen neuen K130 bekommen, die jetzt kommen sollen?“
Antwort: gar nicht und das ist auch gut so!
Das Verfahren für die Streitkräftegemeinsame Feuerunterstützung sieht etwas anderes vor.
Um es vereinfacht darzustellen: Der Infanterist meldet einen Bedarf zur Feuerunterstützung an. Dieser Bedarf wird an eine zentrale Koordinierungsstelle weitergeleitet, welche entscheidet, ob und womit die Feuerunterstützung geleistet wird. Sollte diese Stelle entscheiden, dass das Ziel von einer K130 mit RBS-15 bekämpft werden soll, so gibt diese stelle den Feuerauftrag an die Korvette und nicht der anfordernde Infanterist.
@Mitleser
Pragmatische und praktische Ansätze aus Sicht einer Waffengattung oder gar TSK sind im Zeitalter des NetOpFü-Dogmatismus, Digitalfetischismus und „Meine-Bandbreite-ist-breiter-als-Dein-Schwanz-lang-ist“ eben so wenig „sexy“ /SCNR
Geschäftsführung ohne Auftrag ist eben etwas anderes als Gefechtsführung mit Auftrag – aber das ist ja nun völlig „old school“ ;-)
@Klabautermann: well said!
Die Problematik ist uralt und geistert seit Jahren durch die Truppe. Die eigenen Truppen kryptiert führen => Wunschtraum. Stabiler Datenverbund => Wunschtraum.
Abhilfe? Na, raten sie mal.
Viel wichtiger scheint es ja zu sein, einen neuen OrgBereich aufzubauen und dafür Zeit und Ressourcen zu verschwenden. „IT-Btl“ klingt ja toll, hilft aber keinem auf dem Gefechtsfeld weiter. Wenn’s nicht so schlimm ware könnte man fast sagen Putin sei Dank, dass diese extremen und lebensgefährlichen Mängel ans Licht kommen. Mal gespannt auf die positive Botschaft als offizielle Antwort von Boris N.
wieder ein Beispiel mehr andem fortdauernden Untergang dieser Armee!!
Diese Unfähigkeit der Mil & Ziv Führung und zu guter letzt der politschen Kaste, ist seit Jahren ehr Jahrzehnte,n mit wachsendem Tempo das Problem der Bundeswehr.
Am Besten einmal alles auflösen und von vorne anfangen. Leider wird das nicht passieren. Es erledigt sich aber von alleine, man muß nur warten können.
@Brommy
Don’t feed the troll;-) Die K-130 mit den RBS15 sind nun ganz bestimmt nicht dazu da irgendeinem Infantristen, der auf einem Hamburger Hill Sommerbiwak unter Feuer liegt das selbige vom Leib zu halten. Genausowenig wie die F-124 schwimmende LV-Batterien der Lw sind, sind die K-130 keine schwimmenden RakArt-Batterien des Heeres.
Und da das Heer ja u.a. auch Fähigkeiten der organischen, taktischen Feuerunterstützung abgeschafft hat, frisst es auch kein Brot, wenn das Heer noch nicht einmal die Komms hat um Feuerunterstützung aus anderen warfare domains anzufordern, die als solche konzeptionell nie dafür gedacht waren.
Dennoch hat Brommy in einem zentralen Aspekt mehr als recht: Der „Kunde“ – in diesem Fall der Infanterist – fordert über den Dienstleister – in diesem Falle wohl ein JFST – eine Wirkung an, kein Wirkmittel. Dieses zuzuweisen ist alleinig Aufgabe des JFSCT oder der JFSCG. Das wird oft und gerne vergessen oder falsch ausgebildet. „Ich benötige einen Kampfhubschrauber“ findet so nicht statt.
Auch, wenn ich nicht in fremden Gewässern fischen möchte: Ich meine gelesen zu haben, dass die Entscheidung, dass die Marine mit der F-125 endlich wieder über ein Geschütz mit einem vernünftigen Kaliber (127 mm) verfügt, durchaus nicht unwesentlich mit dem Aspekt „naval gunfire support“ zusammen hing.
Zum Thema direkt, General Erich Fellgiebel: „Die Nachrichtentruppe hat es schwer. Sie stinkt nicht, sie knallt nicht, dass es sie überhaupt gibt, merken die meisten Leute erst, wenn sie nicht mehr funktioniert.“
@Auslandsdiener
„Putin sei Dank“ ist ein gutes Stichwort. Nach einigen „Erlebnissen“ mit den russischen/chinesischen EW-Capabilities denken die USN und USAF gegenwärtig ganz heftig über Entnetzung nach ;-)
Und Inertial Navigation Systems als Alternative zu GPS „boomen“ zZt bei Forschung und Entwicklung. Das deutsche Heer ist also eigentlich nicht hinter der Zeit, sondern schon in der Zukunft „Führen ohne Netz“; die haben es bloß noch nicht gemerkt /SCNR
@ klabautermann
„Bottom-Up-Approach“ bei der Beschaffung – um Himmels Willen, was da alles passieren kann! Nachher bestimmt noch der tatsächliche Nutzer, was gebraucht wird und nicht das Amt…
/SCNR ;-)
@ Sommerbiwak
Es geistert das Gerücht herum, dass die NL, getreu ihrer unkomplizierten Problemlösungsnatur, der Bw genau das angeboten haben soll – sprich: „Wir (die NL) rüsten euch (genau müsste dass dann nach meiner Einschätzung das PzBtl 414 sein) mittels Überbestand alter Geräte aus, damit ihr mit uns sprechen und kämpfen könnt.“ Aber genau diese Lösung soll wohl auf hoher Ebene totgeprüft worden sein bzw. noch immer dort liegen…
Genaueres könnte evtl. @T.W. erfahren?
@ klabautermann
Aus genau diesem Grund haben wir noch Sperrkapazitäten, z.B. Richtminen – man war schlicht zu langsam bei der Ausphasung… :-)
QuiGon | 02. November 2016 – 11:19 Bundeswehr und Digitalfunk. Klingt schön. Tatsächlich wurde ich erst letztes Jahr in die Benutzung des FF OB/ZB eingewießen.“
Für den ursprünglich vorgesehenen Zweck und die Anschaffungskosten ein ganz ausgezeichnetes Gerät. Ich habe eine Menge davon aus Ersatzteilen zusammengebaut in der Truppe. :)
@ Klabautermann: well spotted. Wer vom Fach ist, weiss das in der Tat auch schon länger. Aber unsere Chefetage halt Vernetzung halt immer noch für das A&O, daher ist Cyber ja auch cool (jedenfalls in der Diktion des BMVg, was auch immer ein Funkgerät mit Cyber zu tun hat).
Und bitte, um Gottes Willen, nie Elektronischen Kampf zur Sprache bringen. Das wirft alles durcheinander, weil daran wieder einmal noch GAR keiner gedacht hat. Vielleicht vergessen die im Osten ja, dass sie darin hervorragend sind.
@Auslandsdiener
Der ist ja auch noch obskurer als die Fernmelder… ;)
Außerdem stört der nur, also weg damit SCNR – aber mal im Ernst, auch da gab und gibt es Versorgbarkeitsprobleme, die sich teilweise auch schon über viele Jahre hinziehen.
@Hans Dampf
Ach, die Marine hat halt die Gelegenjeit beim Schopf ergriffen, um endlich mal wieder mit einem großen Rohr, das von den Blue-Water-Buddies als solches anerkannt wird, zur See fahren zu können ;-)
Naval Gunfire Support ist auch so ein Mythos, der gerade in USA heftigst diskutiert wurde/wird:
https://en.wikipedia.org/wiki/United_States_naval_gunfire_support_debate
Der Einsatz der USS New Jersey bei Beirut am 9 Janua1984 hat eigentlich gezeigt wie unwirksam NGS mit Flachfeuer gegen einen gedeckten/verbunkerten Feind eigentlich ist.
Und selbst mit Steilfeuer und endphasengelenkter Munition komme ich mit einer 5 inch Kanone nicht sehr weit. Kleinste ArtBat-Größe sind afaik 3 Rohre – das wären als 3 125er………..ganz schön aufwendig ;-)
Frage: In der IT wird rauf und runtergebet, wie toll Software Defined Radio ist, wegen dem Einspielen der Wellenmuster und zack ist die Kommunikation mit anderen Partnern da. Nun lese ich @Florian Kling, dass es da Lizenzprobleme gibt. Gilt das wirklich für die NATO-Wellenmuster oder ist das nur US-amerikanisch/israelische Geheimhalterei?
Das kommt mir alles sehr bekannt vor. Bis zu meinem Scheiden aus der Truppe 1983 habe ich in meiner Werkstatt z.B. Trägerfrequenzgeräte EVZ4 repariert, mit Germaniumtransistoren drinne, diese geräte gab es nur bei HAWK. Weiter Richtfunkgeräte FM 12/800 röhrenbetückt, uvam. Beim FmRgt 11/Station garlstedt standen TF-Geräte VZ12, ebenfalls Rohrengeräte, gebraucht übernommen von der Bundespost. Schlimmer hatten es wohl nur die belgischen Kameraden, die sprachen vom Museum der NATO.
Auf WÜ anno 1993 gab es dann tatsächlich Ersatz für die EVA, das digitale MUX7; das FM12/800 umgerüstet zur digitalen Übertragung, Anschluss 4xMUX7.
Damals mussten die Richtfunkgeräte zweimal jährlich von Teams der Industrie gewartet werden, ebenso die Teleport VI und SEM-Familie.
Wir dachten, hofften damals, da muss sich doch was tun? Wir in der Truppe hatten keine Ahnung. Manchmal gab es gerüchte, es solle ….., es komme…..
Wir besorgten Fm-Schrott beim Fernmeldezeugamt der DBP, bauten daraus einheitsinterne Kommunikation für Unterkunft und tTechnischen Bereich, denn es gab in der Telefonanlage der Kasernen nichtmal genügend Kapazität.
Das Ganze setzt sich fort mit der Einführung von erster EDV: Es gab bei der Buchführung eine Station mit Minibildschirm, die Lochkarte wurde abgelöst vom magnetischen Datenträger, mit der Diskette musste man dann ins Depot Hesedorf zur Übertragungsstation, wie vor auch die Lochkarten.
Und dann kam die Einführung der PC in die Bundeswehr, mündete bei BWI. Wo steht die Bw haute?
Wenn man die Kommentare liest scheint es als läge es („mal wieder“) an überzogenen Forderungen. Aus dem Artikel lese ich jedoch nur heraus, dass es erst einmal an der Projektorga/ Personal krankt. Anscheinend ist man ja bisher nicht mal bei der Inhaltsebene angekommen sondern malt noch am Organisationsdiagramm. Daher:
@TW: „Trotzdem mangelt es nicht nur an Geld, sondern auch an Leuten.“
Mich würde furchtbar interessieren woran das jetzt genau liegt. Fehlt Geld für Planstellen? Fehlen geeignete Fachleute zur Besetzung? Kann man nicht fremdvergeben (McKinsey)? Projekt nicht priorisiert?
@Detlef Borchers
Also künstlich erzeugte Wellenmuster gibt es nur in der Strickerei….In der Radar-/Funktechnik spricht man von Wellenformen – und die sind nun einmal lizensiert.
Von daher hat die NATO gar keine Wellenformen, die NATO ist kein Lizenzhalter.
Und da sitzen wir also wieder zwischen Baum-und Borke: entweder wir entwickeln eigene Wellenformen mit der deutschen Industrie und sind dann ggflls nicht interoperabel mit unseren buddies im Einsatz oder wir kaufen Wellenform-Lizenzen bei den US-Firmen ein und dann schreien unsere IT-Sec-Experten Alarm weil die US-Firmen den source code nicht rausrücken dürfen.
Lösung des Problems ? Erst einmal dieses Top-to-Bottom-Joint-Combined-Network-Centric-C4ISRE-Konzept in die Tonne treten und sich auf wesentliche konzentrieren: Führungsfähigkeit der eigenen Truppe im Gefecht der eben nicht digital verbundenen Waffen.
Ähm, Laie hier.
Das von klabautermann angesprochene Problem haben doch auch die Partnernationen, oder? Wie haben die es gelöst?
Und: Gäbe es rein technisch einen Standard, an den man anschliessen kann? Und gäbe es ausserhalb der normalen langsam mahlenden Muehlen formal Wege das anzuleihern? Was weiss ich. Einsatzbedingter Sofortbedarf. Anpassung an die Niederlande. Anyone?
Warum die ganze Aufregung?
Soll die Truppe eben „Whatsapp“ nutzen, funktioniert bei der Polizei ja auch seit geraumer
Zeit. /SCNR
Schon faszinierend zu lesen – wieder einmal – dass man nach technischen Lösungen für ein Problem ruft, dass rein „ideologischer“ Natur ist. Mitte/Ende der 90er gab es in Brüssel faszinierende Debatten zwischen deutschen Stabs-und Flaggoffizieren über das Thema Jointness. Wo fängt sie an, wo hört sie auf ? Auf der obersten Führungsebene fängt sie sicherlich an, aber wo ist der Structural-Breaking-Point bei den Major und den Functional Warfare Areas ? Operative, taktische Führungsebene ? Oder erst auf der sub-taktischen.
Bei diesen Diskussionen wurde mir auf einmal bewußt, dass insbesondere HeeresGenStabOffze ein völlig anderes Verständnis hatten von „Verbund“ als ich. Für die war die Lösung des Führungsproblems „Gefecht der verbundenen Waffen“ schlichtweg ein aufbauorganisatorisches, nämlich das Brigadekonzept. Und vom Mind-Set war man immer noch im Zeitalter „Hero-Leader/Feldherr“ mit solchen Slogans wie „Führung aus einer Hand“. Und dann kam auf einmal durch diese unseligen NATO-Reformen das Thema Combindness auf in Führungsebenen unterhalb des Korps – Gottseidank kamen dann die USA mit NetworkCentricWarfare um die Ecke, das dann von der deutschen Generalität unter der genialen konzeptionellen Führung des GI mit seinem FüS in das technozentrische, aufbauorganisatorische und zentralistische NetOpFü-Konzept gegossen wurde. Das Dumme nur ist: Vernetzte, TSK-übergreifende aka Joint Operationsplanung und -führung ist nicht identisch mit Vernetzter, funktionaler Gefechtsführung draußen auf See oder in der Luft oder am Boden fern der Heimat. Und dann machte das Heer noch den unglaublichen Fehler, dass es seine bodenständigen, organischen Führungsunterstützer aka Fernmelder in die SKB transferierte. Also ehrlich gesagt: noch blöder kann man sich streitkräfteplanerisch wirklich nicht anstellen.
Und nun hat das Heer den Salat und blutet vor sich hin. Liebe Kameraden, blutet leise, ihr habt euch selber verstümmelt !
hat eigentlich nur das Heer „den Salat“? Im Parallel-Thema „Jetzt offiziell: Deutschland bietet UN Hubschrauber für Einsatz in Mali an“ schrieb ein Herr SER:
„SER | 01. November 2016 – 18:06
Ich stelle hier nochmal ein paar kleine Fragen an zu dem sich ankündigenden Einsatz :
1) Wie vermelden die Hubschrauber wenn sie ein Problem haben weit entfernt ?
2) über HF was bisher eher unzureichend war zumindest NH90 ?
3) Satcom ? Iridium ? Wohl nur abgesetzt …“
Klingt für mich so, als ob auch die Kollegen von der fliegenden Zunft Bedenken hinsichtlich der Funkenpusterei haben?
Mackiavelli | 02. November 2016 – 10:47:
“ … Was mich noch mehr aufregt, als die offenkundige Schlamperei in den Ämtern und in den höchsten, auch politischen Ebenen, ist dass hier schon wieder von Anfang an Flickschusterei betrieben wird. Was soll das für ein Beschaffungsvorhaben sein, dass nur für 50 000 Soldaten ausgelegt ist? …“
Also über diese Zahl würd ich mich jetzt nicht aufregen. Da geht es um die Kommunikationsmittel, die in die PersAusr des Soldaten zu integrieren sind. Betroffen sind m.W. davon hauptsächlich die SpezKr, die Heeresinfanterie, die PzGren, die LwSich und MarSich sowie Teile der Sanis und Pios. Wer also mit anderen in einem Gef- oder FüFz sitzt kommuniziert innerhalb dessen mit BV, in den Zellen und Zentralen der Gefechtsstände und den LogEinr kann man sich auch weiterhin anbrüllen.
Somit sollten die 50.000 und auch die 25.000 Geräte schon ausreichen.
Hans Schommer
P.S.: Und eines darf auf gar keinen Fall passieren: Dass Führung und Information im Einsatz ohne Authorisierung die Fürungseben durchbricht.
Das ist eines der Dinge, die die NVA rein funktional wirklich besser gelöst (bekommen) hatte. Da waren eben die Kommunikationsmittel von der Schützengruppe bis hinauf zum Joint Staff im fernen Rußland standartisiert und kompatibel und die Kommandosprache wurde von allen beherrscht.
BTW, für NGFS (Naval Gun Fire Support) gibt es eine deutsche Dienstvorschrift. Das Verfahren heißt „Nußknacker“, die Akte dürfte in Koblenz im Archiv liegen. Wurde übrigens gegen genau den Lieblingsfeind entwickelt und eingesetzt, der heute auch die NATO umtreibt… ;-)
Neulich beim Tag der offenen Tür habe ich mir bei der Vorführung des mobilen Divisionsgefechtsstandes (ist schon schön mit den ganzen mobilen Teilen) mal gefragt, ob er auch einen bedarfsweise abgesetzten Antennenpark hat, bei dem vielen Funkverkehr, den er abwickelt, und der damit gegebenen Peilbarkeit. Hat er nicht, die Sendeanlage steht dicht neben dem Divisionsstab. Das wäre auch kein Problem, weil der Funk verschlüsselt ist und der Divisionsgefechtsstand weit im Hinterland steht. Bei den diesjährigen Übungen an der Belorussischen Grenze wurde er bei „Stettin“ entfaltet. Kurze Rechnung: Kaliningrad – „Stettin“ etwas über 400 km. Die Anzahl der Patriots in der BW ist überschaubar. Eine Iskander mit Kassettengefechtskopf fliegt 480 km weit. Nach dieser kurzen Rechnung breitete sich vorübergehend eine nachdenkliche Stille aus…
@ Felix: Zitat: „Und: Gäbe es rein technisch einen Standard, an den man anschliessen kann? Und gäbe es ausserhalb der normalen langsam mahlenden Muehlen formal Wege das anzuleihern? Was weiss ich. Einsatzbedingter Sofortbedarf. Anpassung an die Niederlande. Anyone?“
ps. Tetra. EADS stellt dafür sogar die Geräte her.
https://de.wikipedia.org/wiki/Terrestrial_Trunked_Radio
pps …
Hehe, Ich erinnere mich noch an die Zeit als mein Vater für die Telekom versucht hat Chekker (https://de.wikipedia.org/wiki/Funkrufnetz#Chekker) an die Deutsche Polizei und Behörden zu verkaufen. Das wäre aber wohl zu unkompliziert gewesen :) Ja die 90er …
@tluassa
Auch Tetra kommt ohne ein physisches Netz nicht aus – will sagen: es benötigt physische Vermittlungs-und Verbindungsknoten (Basisstationen). Das ist ein lösbares Problem insofern, dass man in einem Verband eben einige mobile Basisstationen hat und ein Surplus an Endgeräten für Partner, die nicht den Tetra-Standard nutzen. Tetra beherrscht afaik keinen Datenfunk und dann ist da noch das klitzekleine Problem mit der Frequenz- und Kanalhoheit der Länder im Sinne von souveränen Staaten. Ich könnte jetzt so weiter argumentieren…..langer Rede kurzer Sinn: auch TETRA bringt keine Lösung für die von mir oben beschriebene grundsätzliche Problematik in Sachen universaler Joint/Combined Führungsfähigkeit
@ F28:
Das tut schon weh… Die Kamerdaen von NH 90 und TIGER gehören der HEERESfliegertruppe an!
@TW:
FF OB/ZB => Feldfernsprecher Ortsbetrieb/Zentralbetrieb wenn ich mich nicht irre ;-)
Eigentlich ist es nicht so schwer.
Für das Geld kaufe man 50000 PRC 117 G und nochmal 50000 PRC 148/152. Problem gelöst. Das Gerät kann alle Frequenzen abdecken. Ist klein,kann sogar kryptiert. Ist halt leider nicht deutsch sonder von den bösen Amerikanern.Schon hat man sich wichtige Zeit erkauft um was neues herzustellen. wahrscheinlich zu einfach
@klabautermann Sorry für die Wortwahl…
Tetra hat einen Datenfunk, der heißt TEDS und ist sehr lausig, schon bei der Polizei als viel zu schwach bezeichnet. BW hat dagegen ja Tetrapol, weils größere Funkzellen ermöglicht.
Auf der Criticial Communications Wolrd in Barcelona hat jemand von der BAAINBw 2015 vorgetragen, wie sie in Afghanistan Tetrapol und LTE miteinander einsetzen wollen, wenn eine Kolonne unterwegs ist: Zwei Eagle-Fz vorne und hinten dienen dabei als LTE-Sender und versorgen die Kolonne mit LTE-LAN plus Funkverbindung zu einer Drohne obendrüber. Drumherum dann Jammer und als Fallback Tetrapol in Dingos.
@Detlef Borchers
Tetrapol kann sicherlich mehr als Tetra und kann eben mit LTE kombiniert werden – ist aber imho eine spezifische ISAF-Insellösung. Frage mich natürlich ob diese geplante Konstruktion tatsächlich implementiert worden ist – Das Nadelöhr für „reach back“ ist hier eine Drohne als fliegende Antenne. Über die Überlebenschancen einer strahlenden Drohne in einem Konflikt mit einem „ernsthaften“ Gegner brauchen wir uns keine Illusionen machen – siehe Schiebel-Drohne in der Ukraine.
@ Immer_noch_interssiert
FF OB/ZB => Feldfernsprecher OrtsBATTERIEbetrieb/ZentralBATTERIEbetrieb ;-)
Gibt es verbündete Nationen welche eine Lösung haben? Die nutzen ja sicherlich keine Buschtrommel oder Rauchzeichen.
@ f28
Das wurde von mir völlig korrekt wiedergegeben ! Die fliegende Zunft der Heeresflieger hat beispielsweise im NH90 2xV/UHF, 1xFM, 1x HF (alle kryptierbar) sowie ein zusätzliches schwarzes widerange radio von FM-UHF …
Was das angeht bietet meiner Kenntnis nach kein deutscher Flieger mehr …international vermutlich auch nur wenige Systeme wenn überhaupt …
Dennoch bleibt das Problem wie geschildert: WIE will man 250km entfernt wen erreichen ?
Das HF klingt besser als es ist und ist grade leider nicht verlässlich in Betrieb zu bekommen, das geht bei Tiger besser warum auch immer !
Aber hier ist ja nicht der Mali-Thread, passt aber dennoch irgendwie zum Thema …
Im Einsatz ging kryptiert nur mit dem PRC als Gegenstelle am Boden, der Rest offen …
Irrlicht hier Luzifer, ein Funkspruch kommen … ;-)