Mehr gemeinsame EU-Verteidigungspolitik: Bremser Großbritannien?
In der slowakischen Hauptstadt Bratislava treffen sich am (heutigen) Montagabend und am Dienstag die Verteidigungsminister der Europäischen Union, und ihr wesentliches Thema dürfte eine engere Zusammenarbeit in der EU-Verteidigungspolitik sein – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Brexit, des britischen Plans für einen Austritt. Den Ressortchefs liegt dazu ein gemeinsames Papier von Deutschland und Frankreich vor; auch die Überlegungen Italiens, so berichten die Kollegen von politico.eu, gehen in eine ähnliche Richtung.
Interessant ist bei den Beratungen über eine engere Kooperation der EU-Länder in der Verteidigungspolitik, bei den Überlegungen für ein gemeinsames Hauptquartier (also faktisch eine Kommandobehörde), Logistik, Ausbildung und so weiter natürlich die Position, die die Briten einnehmen. Denn die sind nach wie vor Mitglied der EU, haben gegenüber der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäer von je her eine etwas kritische Haltung – und fürchten vor allem, dass das aus ihrer Sicht wesentliche Verteidigungsbündnis, nämlich die NATO, geschwächt werden könnte. Vereinfacht gesagt: Was die Europäer für ihre gemeinsame Verteidigungspolitik aufwenden, fehlt der atlantischen Allianz.
Die Kritik Großbritanniens war in den vergangenen Tagen schon durchaus öffentlich geworden:
While not proposing an EU army, Paris and Berlin see security and defence cooperation as one of the few areas where the remaining 27 EU governments could find common ground and show that the EU is still relevant after a British departure.
But Britain’s Secretary of Defence Michael Fallon told The Times newspaper on Sept. 16 that London would resist any attempts to duplicate infrastructure that already existed in NATO, also saying there could be no „rival“ to NATO.
Fallon said Britain vowed to be an active member of the Council of EU governments until the country leaves the bloc and he will attend an EU defence ministers meeting in Bratislava next Tuesday where plans for EU military cooperation will be discussed.
berichtete Reuters, und der – in London erscheinende – Economist hatte für den europäischen Ansatz, verspottet als Potemkin Euro-armies, ebenfalls viel Kritik parat:
Eurocrats want to show there is life in the EU after Brexit: with the British gone, they say, the biggest obstacle to defence integration will be gone, too. France, left as the unrivalled EU military power, delights in the chance to reclaim leadership from Germany. The danger is not that such big talk will threaten NATO, as some fear, but that it will come to nothing and expose Europe’s weakness.
Nun sind die britischen Aussagen natürlich interessengeleitet, aber in der Tat wird die EU beweisen müssen, wie viel von ihren Ankündigungen sie tatsächlich umsetzen kann.
Die Bundesregierung glaubt allerdings nicht, dass eine britische Blockadehaltung die weitere Schritte einer EU-Verteidigungspolitik stören könnte – das wäre ja auch merkwürdig, findet das Auswärtige Amt. Aus der (heutigen) Bundespressekonferenz die Aussagen von Oberst Boris Nannt vom Verteidigungsministerium und Martin Schäfer vom Auswärtigen Amt zum Treffen in Bratislava:
Vor dem Hintergrund des Brexit und den Überlegungen für die bessere Verteidigungs-Zusammenarbeit ist übrigens etwas in den Hintergrund geraten, was auch zur EU-Politik gehört: Die Überlegung, kurz gesagt, mit Entwicklungshilfe auch – nicht-letale – Waffen zu beschaffen. Das Thema ist noch keineswegs ausdiskutiert, wie die Grünen-Abgeordnete Doris Wagner, Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages, kritisch anmerkt:
Die Bundesregierung missbraucht die EU-Sicherheitspolitik mehr und mehr zur Flüchtlingsabwehr. Auf Betreiben Berlins sollen EU-Gelder, die eigentlich für Krisenprävention und Entwicklungszusammenarbeit vorgesehen sind, künftig auch zur Ausrüstung von Armeen und anderen Sicherheitsorganen in Afrika genutzt werden. Statt die Mittel einzusetzen, um Rechtsstaatlichkeit, Versöhnung und wirtschaftlichen Aufbau in der Region zu unterstützen, konzentriert sich Brüssel immer mehr darauf, Grenzregime zu stärken, um Flüchtlinge möglichst noch in Afrika abzufangen. Mit einer durchdachten und wirksamen EU-Sicherheitspolitik hat das nichts zu tun.
Nachtrag: Die Abschrift des Audios oben:
Frage: Ich habe eine Frage zu der Teilnahme der Verteidigungsministerin am heutigen Treffen mit ihr en Kollegen aus der EU, bei dem ja die gemeinsame deutsch-französische Initiative in Richtung Verteidigungsunion besprochen werden soll. Mich würde interessieren: Was verspricht sich die Verteidigungsministerin von einer solchen Union? Konkret: Was könnte so eine Union besser machen als die Nato?
Nannt: Richtig ist: Heute Abend und auch am morgigen Tag findet das Treffen in Bratislava statt. Es ist ein informelles Treffen, also ein Treffen, bei dem keine Ratsbeschlüsse stattfinden. Ein Themenbereich ist natürlich die deutsch-französische Initiative der beiden Verteidigungsminister, die dort vorgestellt wird, und dort werden dann auch die Projektideen besprochen und der weitere Fahrplan diskutiert. Andere Themen, die dort besprochen werden, sind zum Beispiel die gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die intensivierte Zusammenarbeit zwischen der Nato und der EU sowie auch die Weiterentwicklung der EUNAVFOR-MED-Mission, was den Bereich Ausbildung und das UN-Waffenembargo betrifft.
Vielleicht noch eine ganze wichtige Bemerkung vorweg: Es geht dabei nie um ein Entweder-oder. Vielmehr braucht man eine starke Nato in einer starken Europäischen Union; das heißt, beides ergänzt sich. Je stärker die gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union ist, desto stärker kann also auch die Nato handeln. In diesen Bereichen muss man denken, es ist also kein Entweder-oder.
Natürlich ist es wichtig, dass man die Strukturen und Möglichkeiten, die die EU bietet, zum Beispiel im Rahmen der Mission SOPHIA, aber auch in Mali, wo es ebenfalls eine Mission der Europäischen Union gibt. Dort muss man natürlich handlungsfähig sein, und man muss schauen, an welcher Stelle man Kräfte vielleicht sinnvoll bündeln kann; denn die Ressourcen sind natürlich auch zukünftig weiter begrenzt. Es geht hier also darum, die Frage zu besprechen: Wie kann man gute Sicherheitsstrukturen aufbauen und wie kann man andere Partner ertüchtigen?
In diesem Zusammenhang ist die Initiative, die vorletzte Woche besprochen wurde, ein Vorschlag, der weiter besprochen werden muss. Der weitere Fahrplan sieht dann so aus, dass dies auf dem formellen Verteidigungsministertreffen weiter besprochen wird und im Dezember vielleicht ein Ratsbeschluss der Staats- und Regierungschefs erfolgen könnte.
Zusatzfrage: Könnten Sie vielleicht ein paar konkrete Beispiele dafür nennen, worum es geht? Ich habe gelesen: ein Lazarett oder Logistik oder Tankflugzeuge.
Nannt: Das haben Sie ja schon gelesen, was letztendlich die Vorschläge sind. Es geht zum Beispiel darum, dass man dort permanente Strukturen aufbaut, dass man dort vielleicht ein Hauptquartier hat, um dort die Führungsfähigkeit zu optimieren, oder darum, dass man ein mobiles Krankenhaus oder ein Kommando aufbaut, in dem dann die Sanitätsdienste der EU-Mitgliedstaaten zentral gebündelt werden. Es geht aber zum Beispiel auch darum, den Lufttransport weiterzuentwickeln – das Europäische Lufttransportkommando existiert ja schon, und hier geht es darum, dieses auch für den strategischen Transport zu Land, Luft und See weiterzuentwickeln. Genauso geht es aber – ich hatte es gerade schon angesprochen – auch um Sicherheitsstrukturen, also darum, wie man diese Ertüchtigungsfelder insgesamt noch stärker unterstützen kann. Diesbezüglich werden also Initiativen besprochen.
Wichtig ist aber, dass das jetzt erst einmal ein Vorschlag der beiden Verteidigungsminister gewesen ist, und jetzt bedarf es eben der weiteren Diskussion. Wir sind jetzt in Vorlage getreten und bieten uns auch an, im Bereich der gemeinsamen Zusammenarbeit Führungsfunktionen zu übernehmen. Das muss jetzt weiter ausdiskutiert werden.
Frage: Herr Nannt, wie sehen denn in diesem Zusammenhang die Bemühungen um die Einbindung Großbritanniens aus? Es gibt ja Berichte beziehungsweise Meldungen, dass Großbritannien vor dem Hintergrund des „Brexits“ zwar nicht Teil dieser Bemühungen sein wird, aber auch Dinge torpedieren würde – torpedieren ist jetzt mein Wort -, die als Schwächung der Nato empfunden würden. Insofern stellt sich die Frage: Inwieweit bemühen sich die Initiatoren Deutschland und Frankreich, diese britischen Ängste zu zerstreuen?
Nannt: Natürlich haben gerade bei dieser Initiative und auch insgesamt bei der Weiterentwicklung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik auch Gespräche mit dem britischen Verteidigungsminister Fallon, aber auch Gespräche auf verschiedenen anderen Ebenen stattgefunden. Auch da geht es nicht darum, dass man jetzt sagt: Okay, wir suchen jetzt eine Lösung ganz ohne die Briten. Vielmehr haben auch die Briten immerhin die Möglichkeit, sich dort anzulehnen, dort mit zu partizipieren, dort teilzuhaben. Es geht jetzt aber darum, zu schauen: Wie können wir jetzt insgesamt die Sicherheits- und Verteidigungspolitik weiterentwickeln? Es geht jetzt also nicht darum, ein Konstrukt zu schaffen, in dem die Briten isoliert sind. Ganz im Gegenteil: Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, an die sich die Briten natürlich auch gerne weiterhin anlehnen können.
Zusatzfrage: Entschuldigung, ich habe meine Frage wieder zu unpräzise formuliert. – Ich möchte wissen, inwieweit der Befürchtung begegnet werden muss, dass die Briten die deutsch-französische Initiative deswegen blockieren, weil sie davon eine Schwächung der Nato befürchten, und was dafür von deutscher Seite getan wird.
Nannt: Auch dazu haben Gespräche stattgefunden. Diese mögliche Blockade sehe ich nicht.
Vorsitzender Szent-Ivanyi: Herr Schäfer möchte ergänzen.
Schäfer: Vielleicht nur so viel – das werden Sie mitbekommen haben, aber dann sage ich es vielleicht „for the record“ auch noch einmal hier -: Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Nato sind, glaube ich, so gut und so eng wie lange nicht. Es hat auf dem Nato-Gipfel in Warschau Vereinbarungen zwischen der Europäischen Union und der Nato gegeben, die beide Bündnisse so eng aneinander herangeführt haben, wie das, glaube ich, noch nie der Fall gewesen ist. Es gibt da sehr gutes Einvernehmen zwischen Frau Mogherini für die Europäische Union und Herrn Stoltenberg für die Nato.
All das, was von Deutschland und Frankreich – auch unter Beteiligung Italiens und sogar unter Beteiligung Polens – zur Fortentwicklung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union vorgeschlagen worden ist, richtet sich in überhaupt keiner Weise gegen die Nato. Ehrlich gesagt glaube ich auch gar nicht, dass die Briten ernsthaft befürchten, dass das der Fall wäre. Aber um das vielleicht noch einmal vonseiten des Auswärtigen Amtes zu sagen: Eine Situation, in der jemand austreten will und entschieden hat auszutreten, aber vor dem Austreten noch einmal die anderen davon abhalten möchte, Dinge zu tun, die die aber tun wollen, ist eine schwer vorstellbare Situation. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, dass das wirklich so kommt.
Zusatzfrage: Vielleicht habe ich einfach mehr Fantasie als Sie, Herr Schäfer. Sie befürchten also nicht, dass insbesondere zum Beispiel das ständige EU-Hauptquartier als Duplikation der Fähigkeiten von den Briten blockiert wird?
Schäfer: Es gibt ja eine Reihe von gemeinsamen europäischen Aktionen in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Es ist, glaube ich, gemeinsame Überzeugung von vielen in der Europäischen Union – darunter der Bundesregierung -, dass wir da mehr Integration haben wollen und auch mehr Integration brauchen. Noch einmal: Das ist überhaupt kein Konkurrenzverhältnis mit der Nato, sondern schlicht und ergreifend das Bedürfnis, die europäische gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf festeren Boden zu stellen – im Übrigen eine Reaktion auch auf den „Brexit“, denn es sind ja nicht nur die Verteidigungsministerin aus Paris und aus Berlin gewesen, die entsprechende Vorschläge gemacht haben, vielmehr haben das auch die Außenminister Ende Juni schon getan. Daran mögen Sie sehen, dass es diesbezüglich innerhalb der Bundesregierung zwischen den Ressorts, die gemeinsam Sicherheitspolitik betreiben, großes Einvernehmen gibt.
Natürlich werden wir den Dialog mit allen suchen – unter anderem unseren britischen Partnern, die ganz wichtig sind für die europäische Sicherheit. Jetzt liegen Vorschläge auf dem Tisch, und diese Vorschläge werden in den nächsten Monaten von den Verteidigungsministern, von den Außenministern in den Gremien in Brüssel beraten. Angesichts des Echos, das wir aus anderen Hauptstädten bekommen, sind wir ganz zuversichtlich, dass wir da auch tatsächlich, konkret und auch mit Beschlüssen vorankommen werden.
(Archivbild Juli 2015: Ein Offizier der Royal Navy auf dem italienischen Flugzeugträger Cavour im Einsatz bei der EU-Mission EUNAVFOR MED – Foto EUNAVFOR MED)
So langsam können die Briten wirklich nicht mehr ernst genommen werden. „A“ sagen, „B“ meinen und „C“ dann machen ?
Eifach ignorieren, diese Whitehall-Kasper !
Die „Gemeinsamkeiten“ bei irgendeiner „EU Sicherheitspolitik“ hören doch schon bei der Definition des Begriffes auf. Das Ganze wird wieder so eine sinnlose Geldverschwendungsinstitution, die nur wegen dem Dogma „Europa“ existiert. Spätestens wenn die schwierigen Fragen auf den Tisch kommen werden wir ganz schnell wieder nationale Interessen und Mahner/Zauderer zu sehen bekommen.
Der Einfachheit halber könnte argumentiert werden, „ruhig Blut, demnächst sind die Briten ohnehin im vollzogenen Brexit, so what, …“
Allerdings griffe das zu kurz!
Ob innerhalb oder außerhalb der EU, UK ist Teil Europas, eine nachhaltige Vg Gesamteuropas wird ohne einen britischen Beitrag ein unvollendetes Puzzle bleiben müssen. Die geografische Lage zur Nordsee hin und grob Richtung Nordatlantik lassen einen Verzicht auf maritime Fähigkeiten GBs nicht zu, ganz unabhängig von aktuellen Kapazitäten der Royal Navy zur See.
Zu unterstellen ist, die Briten sind sich ihrer militär-politischen Position im Bündnis und innerhalb Europas durchaus bewusst und werden ihren Einfluss zur Torpedierung einer „gemeinsamen Vg der 27“ erfolgreich ausspielen wollen.
Unterstützung aus dem Pentagon dürfte garantiert sein, egal wer der kommende Chef dort sein wird. An Doppelstrukturen sind auch die U.S.-Boys nicht interessiert.
Ein neuerliches FINABEL-Vakuum ist mehr als überflüssig.
Wenn ich die smarten Brits richtig interpretiere wird es mit dem brexit noch sehr lange dauern. Die EU-Politiker sollten das bedenken und ihre Ideen ueber mil Zusammenarbeit entsprechend einstellen.
Also: Die Briten möchte keine europäische Verteidigung, die in Konkurrenz zur NATO stünde. Die Franzosen möchten einen Rahmen, in dem sie eine größere Rolle spielen können als in der NATO, was die Konkurrenz befördert. Die deutsche Politik möchte sowohl als auch und zugleich, aber vor allem im Ungefähren bleiben und keine Rolle spielen.
Das wäre verkraftbar, wenn das Ende der Geschichte uns ewigen Frieden gebracht hätte.
Aus welchem Grund wollen Deutschland und Frankreich als Rädelsführer den nicht EU-Mitgliedern der Nato sicherheitspolitisch den Stuhl vor die Tür setzen? Wem soll dieser angedachte militärische Beistandspakt, nennen wir es Brüsseler Pakt, denn bitte dienen?
Das ist keine Ergänzung, das ist eine Konkurrenzveranstaltung, bei der Ländern wie der Türkei, Kanada, GB oder den USA die Tür vor der Nase zugeschlagen werden soll.
Dümmer geht’s nimmer! Das ist ein unnötiger Affront gegenüber Nato-Partnerländern.
Für die Briten wird der Ärmelkanal sicherheitspolitisch offenbar breiter als der Atlantik. Einige Formulierungen in der PK klangen ja fast wie eine Drohung Richtung London.
Strategisch provozieren Deutschland und Frankreich die Länder Europas zum Rütlischwur. Viele, insbesondere in Osteuropa, werden diesen Treueschwur dann aber in Washington ableisten, nicht in Berlin oder Paris und schon gar nicht im Brüssel einer dahinsiechenden EU. Die EU hält sich ja nicht mal an ihre Verträge, wenn es nur um Geld geht wie beim Euro. Wenn es existenziell um Leben und Tod geht, wird das nicht besser werden.
Viele werden sich da lieber an Partner halten, die Gerede im Zweifelsfall auch mit militärischen Fähigkeiten unterlegen können.
@Uwe
Es gibt kein Ende der Geschichte und bis jetzt hat die EU den EU Europäern Frieden gebracht.
Eine engere Zusammenarbeit in EU Europa ist alleine schon für eine glaubhafte Abschreckung innerhalb der NATO nötig.
Standardisierung von Mat, Log und Verfahren ist alternativlos, wenn man glaubhaft abschrecken möchte. Für Abenteuer außerhalb von Verteidigung ist doch keine Streitkraft in EU-Europa mehr in der Lage. Selbst die Briten (ggf ohne Schotten) können doch nichts mehr wuppen……..
…..und zum Anfang fehlt Munition in allen Bereichen.
Ob die USA ein verlässlicher Partner werden in der NATO, bleibt abzuwarten.
1. Wer schon einmal mit den Franzosen (militärisch) zusammen gearbeitet hat, weiß wie es fernab politischer Wolkenkuckusheime tatsächlich um die deutsch/französische Freundschaft bestellt ist.
2. Rutscht hier Deutschland nicht doch wieder in einen historischen Zwiespalt ala wo gehöre ich in Europa hin?
Die politischen Führungen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen m.E. sich gegenseitig Ausschließendes. Und das, wo Zusammenstehen mit Wort, Tat und Ressourcen dringend nötig wäre. Mir graust’s.
„Ende der Geschichte“ gibt’s natürlich nicht. Was ich meinte war, dass man in Dtl. nach dem Kalten Krieg lieber weiter vom erreichten ewigen Frieden träumt, in dem jeder sich vielleicht doch andeutende Konflikt jedenfalls „militärisch nicht zu lösen ist“. Dtl. will nicht aus seinen schönen, aber realitätsfernen Träumen aufwachen und ist damit kaum ein geeigneter Kooperationspartner, für niemanden.
An einer (echten) europäischen Kooperation wäre mir gelegen, allein, ich sehe nichts dergleichen kommen.
Pirat77 | 26. September 2016 – 21:19:
“ 1. Wer schon einmal mit den Franzosen (militärisch) zusammen gearbeitet hat, weiß wie es fernab politischer Wolkenkuckusheime tatsächlich um die deutsch/französische Freundschaft bestellt ist. …“
Da hilft es vielleicht, sich auch noch mal vor Augen halten, dass uns Deutsche außer vielleicht den Luxemburgern in Europa keiner wirklich mag. Die von der Politik immer wieder verlautbarte Freundschaft mit Nachbar X oder Y ist schlichtweg in den Bereich der Fabeln zu verbannen. Respekt – ja. Aber leider immer noch Misstrauen und Missgunst. Jedenfalls keine Freundschaft.
Hans Schommer
Dass Deutschland in diesen Fragen nicht entscheidend mitwirken kann liegt nun nicht unbedingt am Land und seiner Bevölkerung.
Vielmehr ist dieser Erfolg regelrecht in die DNA der politischen Aufhängung einprogrammiert und wird uns über die gesamte Laufzeit dieses Systems begleiten.
Würde man sich für einen Moment eine Aufhängung wie in Weimar vorstellen, in der die außen- und sicherheitspolitische Ausrichtung auf weniger Köpfe und gleichzeitig zentralistischer angeordnet ist, wäre zusammen mit unserer starken wirtschaftlichen Ausrichtung auf Fertigungsindustrie und Maschinenbau die Lage direkt eine völlig andere.
Das ganze mutiert zu einem dieser guten alten Hahnenkämpfe – die Briten wollen um keinen Preis hinnehmen, daß ihre Rolle als „rechte Hand des Top Dogs USA“ in der Nato durch eine wie auch immer geartete europäische Struktur unterminiert wird, während die Franzosen genau das Gegenteil wollen (eine europäische Struktur, in der sie selber Top Dog sind). Und wir Deutschen? Schauen dem Aufplustern der Kontrahenten zu und reiben uns verdutzt die Augen.
Michael Fallon, UK VgMin, argumentiert bei WELT gegen Stärkung der mil-EU-Komponente als Untergraben der NATO.
@all
Mit den Aussagen der div.Minister vor der Eröffnung des Treffens in Bratislava habe ich einen neuen Thread aufgemacht, vielleicht die Debatte dann dort weiterführen…
@Zimdarsen | 26. September 2016 – 18:33
„Eine engere Zusammenarbeit in EU Europa ist alleine schon für eine glaubhafte Abschreckung innerhalb der NATO nötig. Standardisierung von Mat, Log und Verfahren ist alternativlos, wenn man glaubhaft abschrecken möchte. Für Abenteuer außerhalb von Verteidigung ist doch keine Streitkraft in EU-Europa mehr in der Lage.“
Sie haben ja vollkommen recht, ich denke, niemand hier wird Ihren Sätzen ernsthaft widersprechen. Aber die von Ihnen angesprochene Glaubwürdigkeit ist doch der Casus Knacktus. Genau diese fehlt bei Vorstoß an allen Ecken und Enden. Die Gründe dafür wurden hier schon ausgiebig dargelegt. Und deshalb muss befürchtet werden, dass dieses „Projekt“ mit einer weiteren Blamage enden wird, über die in wenigen Jahren der gnädige Mantel des Schweigens ausgebreitet werden wird.
Glaubwürdig wäre das Projekt für mich nur dann, wenn zumindest die dicksten Stolpersteine offen diskutiert würden: welche Institutionen sollen über den Einsatz der gemeinsamen Ressourcen befinden (Bundestag, Parlamentsvorbehalt etc.). Wie gehen wir damit um, dass D und F diametral entgegengesetzte Auffassungen über den Einsatz von militärischen Mitteln haben?
Solange das nicht passiert, kann ich die Debatte mal wieder nicht ernst nehmen – und ich fürchte, außerhalb von Brüssel, Paris und Berlin wird das ebenfalls niemand tun.
Was spricht eigentlich dagegen einfach handfeste militärische Tatsachen zu schaffen, wie z.B. mit den Niederländern schon geschehen ?
Passt sicherlich eher ins BÄLLEBAD, …, ist aber zumindest ‚very british‘!
http://www.defensenews.com/articles/british-naval-commander-wants-us-marine-aviation-on-aircraft-carrier
Trotz, besser gerade wegen aller Querelen im EU-BREXIT-GBR Disput bleibt die „special relationship“ zu den USA (offenbar) unangetastet. Insbesondere offenbart sich dies bei den beiden Marinen, nicht ungewöhnlich bei traditionsreich seefahrenden Nationen.
Auf den künftigen UK Trägern, der „HMS Queen Elizabeth“, sea trials are expected to get underway in the spring of next year sowie der „HMS Prince of Wales“ sollen US Marine Corps F-35Bs and V-22s OSPREY zum Einsatz kommen.
„… Embarking USMC air assets onboard the Queen Elizabeth would bring benefits other than F-35 interoperability; it would also give Royal Navy capability planners an opportunity to get a close look at the V-22. …“