Reserve hat (zwangsweise) Ruh: Zu viele Dienst-Tage, zu wenig Stellen (m. Korrektur)
Die Bundeswehr muss fertig ausgebildete Soldaten nach Hause schicken, weil Stellen fehlen: Das klingt angesichts einer Truppe, die in ihrer Stärke noch deutlich unter den angepeilten Zahlen liegt, wie ein schlechter Scherz, ist jedoch für etliche Reservisten der Bundeswehr Realität. Aus vielen Bereichen beklagen sich nicht mehr aktive, aber als Reserve eingeplante Soldaten, die demnächst eine Wehrübung beginnen sollten, über kurzfristige Absagen – oder werden eher als geplant nach Hause geschickt.
(Inzwischen, ich weiß, heißt es nicht mehr Reservisten und Wehrübung, sondern Reservistendienst Leistende, Dienstleistungstage und so weiter – ich bitte um Verständnis, wenn ich hier die zwar nicht mehr korrekten, aber für viele Leser besser verständlichen Begriffe wähle.)
Was in der Truppe kursiert und zum Teil auch in Diskussionsforen im Internet zu lesen ist, fasste die besonders betroffene Streitkräftebasis Mitte August in einem Rundschreiben zusammen: Die eingeplanten Tage, an denen Reservistinnen und Reservisten für praktischen Dienst in der Truppe zur Verfügung stehen, reichten bei weitem nicht aus. Hauptgrund dafür seien die Abstellungen im Rahmen der Flüchtlingshilfe – bei denen die Reservisten entweder direkt zur Unterstützung eingesetzt wurden oder aktive Soldaten, die wiederum in der Flüchtlingshilfe gebraucht wurden, auf deren normalen Arbeitsplätzen vertraten.
Auch zusätzliche vom Verteidigungsministerium genehmigten Reservisten-Diensttage, warnte das Kommando SKB, reichten nicht aus, alle derzeit laufenden, bereits angeforderten oder noch anzufordernden Übungen für Reservisten auch stattfinden zu lassen. Deshalb müsse restriktiv geprüft werden, ob Übungen ggf. gekürzt, storniert oder gar nicht angefordert werden sollten.
Mit anderen Worten: Etliche Reservisten, die sich auf eine Wehrübung eingestellt hatten – sei es als militärische Übung, sei es in einem Auslandseinsatz oder vor allem auf die Arbeit in einer inländischen Bundeswehrbehörde – können Uniform und Stiefel wieder einmotten. Eine Reservisten-Übung, die von Anfang September bis zum Jahresende dauern sollte, sei ihm keine zehn Tage zuvor auf zwei Wochen gekürzt worden, beklagte sich ein Soldat in einem Internetforum. Anderen Reservisten sei die Übung gleich ganz gestrichen worden.
Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass es grundsätzlich Engpässe bei den Stellen und Diensttagen für Reservisten gebe. 2.500 Reservistenstellen sind in der Bundeswehr eingeplant – also rechnerisch 2.500 Soldaten das ganze Jahr über, oder insgesamt 10.000 Soldaten für je ein Vierteljahr, alles rechnerisch. Diese Stellen wurden in den vergangenen Jahren so genutzt, dass der Bedarf der Truppe gedeckt wurde und mit der Zahl der freiwiligen Reservistendienst Leistenden mehr oder weniger im Einklang war.
Das änderte sich in diesem Jahr deutlich. Offiziell will das Verteidigungsministerium zu den Gründen nichts sagen – aber der bereits erwähnte Einsatz in der Flüchtlingshilfe, zu dem die Bundeswehr zeitweise mehr als 8.000 Soldaten abstellte, führte zu einem deutlich höheren Bedarf an der Arbeit von Reservisten.
Hinzu kamen kaum vermeidbare Planungsprobleme – wenn zum Beispiel für Übungen weniger Reservisten gefunden werden konnten als zunächst angenommen, die übrig bleibenden Reservisten-Tage aber anderen Einheiten nicht mehr zugeteilt werden konnten. Um diese Planungsprobleme besser in den Griff zu bekommen, genehmigte der zuständige Staatssekretär Gerd Hoofe am 10. August eine Überplanung von zehn Prozent: Ähnlich wie bei Ferienfliegern oder Hotels durften mehr Personen eingeplant werden, in der Annahme, dass ein Teil von ihnen am Ende doch nicht kommen würde. Angesichts der Nachfrage habe das Ministerium Maßnahmen ergriffen, die den gemeldeten zusätzlichen Bedarf umfassend decken, heißt das im Verwaltungsdeutsch.
Allerdings löst offensichtlich auch diese Überplanung das Grundproblem nicht: Die Bundeswehr konnte, zumindest in diesem Jahr und vielleicht auch längerfristig, nicht so viele Reservisten einsetzen wie nötig, geplant und von den Reservisten selbst gewollt.
Den betroffenen Einheiten, Dienststellen und Ämtern bleibt da nur, intern umzuschichten – und auf bereits eingeplante Reservisten-Dienstleistungen zu verzichten. Das ärgert natürlich beide Seiten: Der Dienststelle fehlt jemand auf einem Dienstposten, weil der nicht mit einem Reservisten gefüllt werden kann. Und der Reservist hat – möglicherweise nicht ganz einfach im Arbeitsleben – seine Wehrübung beim Arbeitgeber durchgesetzt. Oder sie, auch das muss gesagt werden, als Einkommensquelle mit dem Einkommen seines militärischen Dienstgrades schon eingeplant.
Auf Dauer wird sich übrigens an der Einplanung von Reservisten in der Bundeswehr nichts ändern. Auch die von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Mai angekündigte Trendwende Personal sieht keine Erhöhung der 2.500 Stellen vor. Korrektur (und danke für den Leserhinweis): Eine leichte Erhöhung der Stellen für Reservisten scheint absehbar; vor dem Reservistenverband hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Mai eine Anhebung auf 3.000 in Aussicht gestellt.
(Foto oben: Reservisten der 5. Kompanie des Aufklärungslehrbataillons ‚Lüneburg‘ werden im Oktober nach dem neuen Schießausbildungskonzept der Bundeswehr ausgebildet – Reservistenverband/Detlef Struckhof; Foto unten: Reservisten aus Mainz fahren im September 2015 Flüchtlingskinder zum Schwimmunterricht, eine gemeinsame Aktion des Universitätssportclubs Mainz und der Reservisten-Kreisgruppe Mainz – Reservistenverband/Michael Sauer)
Die Kosten der Amtshilfe im Bereich „Flüchtlinge“ muß in jedem Fall aus einem anderen Topf gespeist werden, da hatte die Bw ja nichts davon; man hat „nur“ den Personalkörper gestellt.
Wie sieht es eigentlich mit den Kosten, Aufwendungen etc. für die Reservedienstleistenden aus, o.ä. Verlusten?
Na Hauptsache der GI kümmert sich um Pullover und Stiefel die nicht mehr bezahlt werden dürfen…irgendwie werde ich das Gefühl nicht los das unserem Ministerium gar nicht mehr darum geht verteidigungsfähig zu sein, sondern nur noch darum dad Geld irgendwie auszugeben und jedes Jahr unbeschadet zu überstehen.
Da die Reserve ja mittlerweile zur Teilzeitarbeitgeberin mutiert ist, wundert mich das alles kein bißchen.
1. E’s ist ein Fehler der Trendwende Personal, daß man nicht gleich darauf gesetzt hat, Reservisten für die Rückkehr in die BW zu gewinnen und daß man versäumt hat, die Reservistenstellen auf 3.000 oder 3.500 zu erhöhen.
2. Wenn die BW so weitermacht, dann wird sie bald keine Reservisten mehr haben, weil die Arbeitgeber werden es doch nicht lange mitmachen, wenn sie ihren Arbeitnehmern erst erlauben an Wehrübungen teilzunehmen, ggf. Erstzpersonal oder Vertretungen einzuplanen für die Zeit der Wehrübungen und dann sagt die BW kurzfristig die Übungen ab.
3. Wo ist das Problem hier mehr als 10 % Diensttage zu genehmigen und ggf. dem Kanzleramt die Rechnung zu schicken und zu sagen für „das Schaffen wir brauchen“ wir mehr Geld für Reservistentage???
@J-P-W
Die Truppe nutzt RDL ja nicht „zum Spaß“, sondern es werden hauptsächlich Vakanzen aufgefüllt, so daß der Grundbetrieb aufrecht erhalten bzw. auftragsgerecht durchgeführt werden kann.
Bei der Ankündigung die Personalstärke anzuheben hatte die Ministerin angekündigt auch die Zahl der Reservistenstellen von 2.500 auf 3.000 anzuheben. Wenn es jetzt klemmt, dann muss man es auch jetzt umsetzen. (bzw. hätte es schon tun sollen…)
Das ganze fand schon am statt 10. Mai statt, beim parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes (LINK). Okay ich weiß, es wurde kein Zeithorizont genannt und die Mühlen mahlen langsam. Aber dennoch, wenn der Schuh drückt, kann ich nicht einfach so weiterlaufen…
@Ron
Danke für den Hinweis, hatte das falsch in Erinnerung (und jetzt im Text korrigiert).
Was wird denn dann aus der vor einem Monat in der FAZ kolportierten „neuen Reservistentruppe“ nach Vorbild der US-Nationalgarde? Fehlende DL-Tage klingt irgendwie nach der falschen Richtung in die sich das BMVg bewegt ;)
Mit 3.000 Stellen wäre 20 % mehr Dienststunden vorhanden, wenn man nur wollte und die Ankündigung von mehr Personal nicht nur in die ferne Zukunft geschoben würde.
Thomas Melber: Das ist mir schon klar. In der Regel sucht man – übertrieben gesagt – heute den Reservedienstleistenden, der bei Anruf morgen mit Sack und Pack auf dem Hof steht und ein halbes Jahr bleibt. Das können aber praktisch nur noch Berufsreservisten bzw. Teilzeitsoldaten leisten. Dem ursprünglichen Sinn einer Reserve, nämlich Inübunghaltung einer größeren Zahl von Reservisten für den Fall einer Aufwuchsfähigkeit sowie Erhalt einer Bindegliedfunktion zwischen Streitkräften und Gesellschaft, entspricht das aber allenfalls nur noch eingeschränkt.
Hinweis zum Foto der Kreisgruppe Mainz (Rheinhessen): M.W. war das eine Verbandsveranstalltung. Auch wenn es Dienstliche Veranstaltung war, Reservedienstleistungstage wurden dafür nicht gebraucht. Den Artikel finde ich leider nicht mehr.
In bestimmten Bereichen haben Reservisten in diesem Jahr das abgearbeitet, was durch die Flüchtlingshilfe, aber auch durch die neue Arbeitszeitverordnung liegengeblieben ist. Nicht überall wurde eben rigoros gestrichen was zur Erfüllung des Kernauftrages entbehrlich ist. Die Neuausrichtung hat zudem durch die Schaffung neuer Ämter und Kommandos auch nicht unbedingt zur Entlastung der Stäbe beigetragen.
Jetzt gehen „völlig unerwartet“ die Wehrübungstage vorzeitig aus – oder ist es genau genommen das Geld? Das neue Unterhaltssicherungsgesetz führte ja zu einer erheblichen Steigerung der Tagessätze…
Hier liegt vor allem ein Planungsversagen vor. Die Ressource „Stellen Res“ ist von den TSK beansprucht worden, ohne Rücksicht auf vorhandene Kapazitäten. Die Bewirtschaftung hat nicht funktioniert. Wo war das Controlling? In der Vergangenheit wurden die Stellen Res nie ausgeschöpft. Dies ist heuer erstmals anders.
Dabei wird jetzt in der Mangelverwaltung auch ins Fleisch geschnitten. Die Absage von lange geplanten Übungsvorhaben, besonders für Ergänzungstruppenteile, gefährden den Sinn der Reserve.
Sind denn wenigstens für die Feldpostversorgung noch genügend Wehrübungstage da? Sonst fallen an Weihnachten die Päckchen aus.
Die furchtbare „Steigerung der Tagessaetze“ kann ich so NICHT feststellen!
Bei meiner Frau („ungediente“ OFA dR mit div Qualifikationen, die die Bw auch nach xx Einsatzjahren immer noch nicht „ausreichend“ verfuegbar hat…) stellt sich das v.a. als – leider wieder einmal – „Verwaltungsmonster“ dar, das durch die zustaendigen VerwBeamte/Angest NICHT durchdrungen ist und entsprechend beherrscht wird!
Wenigstens das war „frueher“ – zugegeben auch erst nach einigen Jahren „Anlaufzeit“ – wenigstens der Fall. Dazu dann noch schnippische Kommentare in die Richtung „Sie sollen hier nicht reich werden“!
Fuer die naechsten 2 vorgesehenen WUeb (MLI und „SOPHIA“) gibt’s jedenfalls erst einmal WENIGER!
Insgesamt finde ich es Begrüßenswert, das dass erste mal seit Jahren die 2500 Stellen Res nicht ausreichen. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass es sich dabei vor allem um den vermehrten Einsatz im Rahmen der Flüchtlingshilfe handelt. Vielmehr ist das neue Unterhaltssicherungsgesetz (USG) so attraktiv, dass dieser Anreiz viele Reservisten zu deutlich mehr Dienstleistungen motiviert. Im Rahmen einer Tagung wurde vor kurzem die Zahl „2/3 aller Reservisten entscheiden sich für die Mindestleistung“ kommuniziert. Ein weiterer Grund ist eben die katastrophale Personallage der Streitkräfte. Jede Dienststelle versucht durch Reservisten auszugleichen. Und hier liegt auch die Lösung für dieses Jahr: Umplanung der haushälterisch eingestellten Gelder für aktive die man nicht gewinnt hin zu Finanzierung zusätzlicher Dienstleistungstage.
Einfach bitter. Monatelang wird geplant und organisiert, und nun das. Ein Schlag ins Gesicht von engagierten Reservisten.
Das erstaunt mich doch sehr, kann ich mich doch erinnern, dass für die Jahre 2015/16 (ich hoffe es war nicht 14/15) 1.000 zusätzliche Stellen zugeschlagen worden waren? Quelle habe ich nicht mehr im Kopf. Wurde das korrigiert.
Zum neuen USG: Ja die Tagessätze wurden deutlich erhöht, letztlich mache ich aber z.B. ein deutliches Minus, da die Mindestleistung nur noch anteilig gewährt wird und ich z.B. für den vollen Reservistenzuschlag bei einer Verpflichtungserklärung über 19 Tage de facto 42 Tage üben müsste, um den vollen Betrag zu erhalten, früher gab es den Leistungszuschlag für 24 Tage…
…insgesamt bin ich mit dem neuen USG – auch wenn ich es als damaliger Mandatsträger früher anders propagiert habe – inzwischen aufpassen mit der Argumentation. Vorgerechnet wurde das anders. Ich gehöre – wie diverse Kameraden auch – zu der (angeblich) verschwindend geringen Gruppe der Verlierer des neuen USG.
Allein die Thematik Leistungszuschlag kostet mich deutlich Geld, was durch die Erhöhung des Wehrsoldes nicht kompensiert wird.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich, der ich (leider) meinen Dienst im Erholungsurlaub leisten muss, weil auch nach 17 Jahren und drei AG-Wechseln kein Freistellung erteilt wird – mir gerade der Wind eiskalt ins Gesicht bläst, weil sich die Bundeswehr aktuell wieder bei dem Thema ganz komisch anstellt.
Wenn man für den „Kernauftrag“: Unterstützung des BAMF, Flüchtlingsbetreuung, Einkleidung der Olympiamannschaft… und weitere dieser Schwerpunkte Ressourcen verbrät, dafür leider nur die Parole „Wir schaffen das“ als zahlungsbegründende Unterlage erhält, muss man sich an der Kasse nicht wundern….
Gerade die Umstellung auf die Bedingungen der Soldatenarbeitszeitverordnung für die Verbände mit Reservisten abzufedern, das Inübunghalten im Sinne des gerade eben mit großer Verkaufsshow verabschiedeten Weissbuchs oder ähnlich gelagerte Dinge mit Nutzen für Streitkräfte und Gesellschaft fallen dann eben hintenrunter, sind also nicht wichtig.
Sarkasmus off
http://www.streitkraeftebasis.de/portal/a/streitkraeftebasis/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK94uyk-ILMKr3SnNTM4hK9qtyqTP2CbEdFAL7a7iU!/
(bitte ggf. anpassen!)
Wenn man das liest, kann man doch ganz beruhigt sein. Nur gut, wenn nicht jeder der 295 Landkreise gleichzeitig einen Berater möchte.
„Unterstützung des BAMF, Flüchtlingsbetreuung, Einkleidung der Olympiamannschaft… “
hätte man absagen bzw. Fehlanzeige melden müssen. „Keine Arme, keine Kekse“ – höre ich im Dienst auch immer und ist – leider – ein stechendes Argument.
Diese 2500 Reservisten sind nur diejenigen, die auf aktiven Dienstposten sitzen oder auch die Reservisten in Ergänzungstruppenteilen oder Verbindungskommandos/RSU? Das dürften ja insgesamt erheblich mehr sein als 2500. Wie sieht es denn dann derzeit in diesem Bereich aus? Zumindest im Bereich der nichtaktiven Verbindungskommandos und RSU Kompanien kann man ja nicht sagen „sorry, keine Tage mehr“, da die ja einen dauerhaften Auftrag haben.
@ sir Henry: 2500 Stellen Res bedeutet: 2500 x 365 Tage =912.500 Übungstage. Diese gelten für alle Reservisten aller OrgBereiche.
Mir scheint der Spruch „Wir sind es gewohnt, aus Sch**** Gold zu machen, doch langsam geht uns die Sch**** aus“ wesentlich treffender. Aber auch beim Thema Reserve: Wenn man sich einmal umschaut, was die „Reserve“ in USA, GBR und demnächst FRA für eine Rolle spielt, dann scheinen wir ja mit unserem „Konzept“ (?) mal wieder viel klüger zu sein als die anderen, wie bei so vielen Dingen…
@C.H.
Die Lehrgänge für Reservisten verbrauchen übrigens auch auch RDL Tage.
Hinzu kommt außerdem noch die EU-Arbeitszeitrichtlinie, die auch der Reserve zusätzliche Probleme bereitet, denn Nachtausbildungen oder Wochenenddienst muss auch für Reservisten ausgeglichen werden, die hierfür dann während der Wehrübungen Bw-Urlaub nehmen müssen um das auszugleichen. Das frisst natürlich zusätzliche Übungstage. Oder man verzichtet eben auf derartigen Dienst (Nachts, Wochenends).
@C.H., ok das ist so nachvollziehbar.
Nach kurzer eigener Recherche komme ich aber allein im Bereich RSU auf 3228 DP (lt. Wikipedia). Also muss es da wohl zwei Töpfe geben… Ist insofern interessant, als dass ich mir vorstellen kann, dass grade diese Truppen zur Flüchtlinggshilfe verstärkt im Einsatz waren. Kommt mir reichlich komplex vor, wie hier Reserve-DP und deren Allimentierung gerechnet werden.
@QuiGon
Man baut auch im Tagesdienst einen Anspruch auf EU auf, und dieser muß während der RDL genommen werden.
Kommt eigentlich durch die ganzen Reservisten nicht langsam Unmut in der Truppe auf ?
Ich habe jetzt schon mehrfach kritische Stimmen z.B. von älteren UmP oder FachOffz gehört die sich darüber aufregen unter Stabsoffizieren zu dienen, die vor ewigen Zeiten mal zwei Jahre beim Bund waren und nun durch die ganzen Wehrübungen in Dienstgradregionen gelandet sind, ohne auch nur ansatzweise Ahnung zu haben. Dazu kommt noch das die Reservisten besser bezahlt werden, wöchentliche Heimfahrten bekommen und mit IGF und sonstigen Spässen nichts am Hut haben.
Pleiten Pannen und das alles im Kalten Krieg 2.0
Man merkt das die nichts ………………
und so geht
Schießen dürfen wir ja nicht mehr vom Reservistenverband und bei dem letzten Hochwassser in Brandeburg wurden die Reservisten immer nur druch die Gegend geschickt und konnten nicht helfen. Wenn die BW keine Reservisten benötigt, dann sollen die es sagen. Fertig. Aber nur veräppeln ist nur link. Das Ergebnis zeigen ja die Wahlen. Diese Regierung kann man einfach nicht wählen.
@ Thomas Melbet: Das ist richtig, allerdings sind alle Lehrgänge OrgBereichen zugeordnet.
@ Sir Henry insgesamt gibt es in der BW knap 60.000 Beorderungsdienstposten, davon sind zur Zeit in etwa gut 28.000 wirklich mit Reservsiten besetzt. Davon üben ca 15.000 regelmäßig. Im Schnitt 2 bis 3 Wochen. Wenn alle Beorderten wirklich üben würden, wären 2500 Stellen zu wenig, wenn alle Borderungsdienstposten besetz und auch beübt würden würde es noch weniger passen. Das Gesamte Model basiert also auf Statistiken und natürlich haushälterischer Vorgaben. Darüber hinaus müsste man bei steigender Übungstätigkeit auch die Anzahl Sachbearbeiter in den Karrierecentern und im PersAmt Bw ( USG) erhöhen.
@Insider
Es gibt einige wenige UmP / Offz MilFD, die haben grundsätzlich zunächst Vorbehalte gegenüber Offz / StOffz. Letztlich entscheidet jedoch, was die Person tatsächlich kann – einen Anspruch auf RDL gibt es nämlich nicht.
Daß der Dienstherr bestimmte Laufbahnen und Werdegänge vorgesehen hat – isso. Idem die Dienstgradinflation („bei Preussens“ war der höchste Reserve DG ja der Hauptmann, aber dies auch nur in ganz seltenen Fällen). Richtig ist, daß man nach „Stehzeit“ befördert wird, allerdings braucht man auch eine entsprechend dotierte Stelle (s.o.).
Wenn sich der Reservist nicht bewährt oder nicht in die Einheit paßt wird er eben a) dort nicht beordert, b) ggf. ausgeplant und c) nicht mehr herangezogen.
@ Insider
Den von Ihnen angesprochenen Unmut in der Truppe kann man schlichtweg auch auf Neid und Eifersucht zurückführen und das nicht nur gegenüber Reservisten. Ich erlebe leider viel zu oft, wie aktive Unteroffiziere mit und ohne Portepee sowie Mannschaften generell über Offiziere schimpfen, nur weil diese Offiziere sind und damit mehr im Leben erreicht haben. Dementsprechend werte ich die generelle Aussage, dass Stabsoffiziere der Reserve nicht mal ansatzweise Ahnung haben.
Im Übrigen ist Ihre Aussage falsch, dass Reservisten generell besser bezahlt werden. Reservisten werden nach dem USG vergütet und das kennt zum Beispiel, anders als die BBesG für aktive Soldaten, keine Erfahrungsstufen. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Reservist als Mindestleistung mehr verdient als ein aktiver Soldat, aber den umgedrehten Fall gibt es auch. Wenn ein Hptm d.R. bei einer RDL von 31 Tagen die Mindestleistung anstatt eines Verdienstausfalls beantragt, dann bekommt dieser nach aktuellem Stand maximal 3397,91 Euro (ohne Verpflichtungsprämie), unabhängig davon, ob er schon 20 Jahre diesen Dienstgrad inne hat oder nicht. Im Gegensatz kann ein aktiver Hptm bis zu 4602,99 Euro im Monat verdienen (A12, Stufe 8, ledig, keine Kinder).
IGF muss ein beorderter Reservist einmal in zwei Jahren ablegen. Außerdem wird bei jeder RDL ein gültiger 90/5 gefordert. Sie sehen, dass entgegen Ihrer Aussage, und der Ihrer Bekannten, der Reservist durchaus mit solchen Späßen was am Hut hat.
Seien Sie bitte so nett und verschonen die Welt zukünftig mit Unwissen und unwahren Behauptungen.
@Thomas Melber
„Wenn sich der Reservist nicht bewährt oder nicht in die Einheit paßt wird er eben a) dort nicht beordert, b) ggf. ausgeplant und c) nicht mehr herangezogen.“
Genau. Da erhält dann bei einer großangelegten Fernmeldeübung schonmal ein ehemals „grüner“ Hptm.d.Res. ein Kommando, dummerweise in einem Bereich für die er nie die entsprechende Sicherheitsüberprüfung hatte.
Der arme Kerl musste also immer die Soldaten vor die Tür bitten, wenn er was anzusagen hatte. Der gewiefte „einfache Soldat“ wusste das natürlich weidlich zu nutzen.
Dann bin ich mal gespannt, ob sich der Reservistenverband mal als Interessenvertreter seiner Mitglieder versteht und beim BMVg auf den Tisch haut.
Wenn man sich mal anschaut, dass lang geplanten Übungsvorhaben von Ergänzungstruppenteilen und Reservistendienstleistungen auch auf Schlüsselpositionen kurzfristig gekänzelt werden, ist verständlich, dass viele Reservisten der Trruppe den Rücken kehren. Damit wird die Aufbauarbeit vieler Chefs und Spieße wieder da in Teilen zunicht gemacht. Ganz zu schweigen von der Sichtweise vieler Arbeitgeber, die nach zähen Verhandlungen Freistellungen erteilt haben und die Leute stehen jetzt trotzdem auf dem Hof.
Aber beim Reservistenverband gibt es offenbar wieder wichtigere Dinge.
@ExFernmelder
Das von Ihnen angesprochene Problem, ist leider keines welches sich auf die Reserve oder eine vormals „grüne“ Tätigkeit beschränkt.
Aufgrund des allgemeinen Personalmangels kann es teilweise bis zu drei Jahren gehen bis eine SÜ durch ist.
Die dadurch resultierenden Auswirkungen kann man in entsprechenden Verwendungen/ Einheiten tagtäglich bestaunen.
Vielen Dank für den Artikel. Der sich beklagende Soldat aus dem Forum bin übrigens wohl ich. Wehrbeauftragter und andere Rechtsmittel sind in Marsch gesetzt.
@ AlphaBravoCharlie:
Der Verdienstvergleich zwischen Reservisten und aktiven Soldaten hinkt. Nach meiner Kenntnis sind die Leistungen des USG steuerfrei (§15 USG). Der aktive Soldat führt jedoch von seinen Bezügen Steuern ab.
So hat der Hptm d.R. im Beispiel die 3397,91 Euro auf dem Konto (als Mindestleistung!) und der aktive A12 Hauptmann mit der höchsten Erfahrungsstufe bekommt nach Steuerabzug 3466,22 Euro überwiesen.
In der Realität der Truppe kommt es so dazu, dass die aktiven Soldaten (die meist nicht die höchste Erfahrungsstufe haben und keine Verpflichtungsprämie kennen) neidisch auf die Bezüge der Reservisten schauen.
Zusammen mit den Erfahrungen die viele Aktive mit einigen Reservisten machen bildet sich so schnell negative Meinungen.
aktiv.attraktiv.anders
@ExFernmelder @Unreal
Das betrifft auch die aktive Truppe. Da werden schon ‚mal junge Kameraden zu Laufbahnlehrgängen geschickt für die eine Konferenz- oder sogar Kryptobescheinigung erforderlich ist, für die aber noch nicht ‚mal eine SÜ eingeleitet wurde.
Und das Fehl liegt nicht an MilSichh.
@Obsi
Nein, die Leistungen sind steuerpflichtig. Die Verpflichtungsprämie ist m.W. steuerfrei. Richtig ist, daß es (noch) die Familienheimfahrten gibt und die Unterkunft kostenfrei ist. Verpflegung muß jetzt bezahlt werden.
Und warum beantragen viele Reservisten nur die Grundsicherung? Weil das BAPersBw nämlich bei der Unterhaltssicherung nachfragt, was der Reservist denn „kostet“ und auch schon RDL ablehnt, wenn er „zu teuer“ ist.
Der Reservist wird übrigens nach DG bezahlt, nicht nach DP – also z.B. Hptm = A11, auch wenn es ein A12 DP ist.
@ AlphaBravoCharlie
„Seien Sie bitte so nett und verschonen die Welt zukünftig mit Unwissen und unwahren Behauptungen“
Meinen Beitrag hatte ich eigentlich als Frage formuliert und nur das wiedergegeben, was in meiner Dienststelle so in der Zigarettenpause gesprochen wird. Daher erschliesst sich mir nicht, warum sie darauf so latent aggressiv reagieren.
Interessant wird es für die Reservisten, die mit einer – jetzt möglicherweise nicht mehr durchführbaren Übung – die für den Verpflichtungszuschlag erforderlichen Zähltage (19 oder 33 Tage) erreicht hätten.
@Mike Sierra
Vielleicht hilft der Kniff, DVag als RDL umschlüsseln zu lassen, was ja grundsätzlich geht, auch wenn die DVag unbezahlt sind. Das lohnt sich aber nur, wenn wenige Tage fehlen.
Problematisch ist auch, daß ohne Übung (mind. 12 Tage am Stück) > keine Beurteilung > keine Beförderung gilt.
Im EP14 für 2017 sind weiterhin nur 2500 Stellen für Reservisten eingeplant!
Das ist doch nur der Anfang. Der Bundeswehr fehlen allein aufgrund der Besoldungserhöhung schon fast 400 Mio €. Herr Schäuble gibt ja nur die Hälfte dazu, der Rest muss selbst erwirtschaftet werden. Wetten, dass noch mehr gestrichen wird? Da wird halt wieder quer subventioniert. Der Zeitpunkt ist doch kein Zufall, zum 01.10. gibt’s die Nachzahlung rückwirkend ab 01.03.
Bin seit heute ebenfalls Betroffener. Heranziehungsbescheid war da, Anfang September sollte es losgehen, heute kam kommentarlos die Aufhebung. Der Beorderungstruppenteil ist auch einigermaßen erstaunt.
Zu einigen angesprochenen Themen hier möchte ich gerne ein paar Sätze sagen.
Bezahlung: Können wir uns darauf einigen, dass sowohl Aktive als auch Reservisten sehr anständig bezahlt werden? Für RDL ist das ja neu und wir sollten uns einfach darüber freuen und es als Zeichen der Wertschätzung nehmen. Auch wenn es jetzt möglicherweise Teil des Problems ist.
Konflikt Aktive – Reservisten: Jeder möchte gerne ausschließlich nach Leistung und Engagement beurteilt werden, aber oft genug gesteht man das schon dem nächsten Kameraden nicht zu. Es geht häufig nicht gerecht zu, aber nicht nur in der Bundeswehr, sondern in jedem Arbeitsumfeld. Und ja, ich habe auch schon beides erlebt: Sich selbst sehr überschätzende Reservisten und unmotivierte Aktive.
Was mich – neben persönlicher Frustration über das gerade Erlebte – sehr beschäftigt: Dass die Tage dieses Jahr offenbar schon jetzt bundeswehrweit ausgereizt sind, heißt doch, dass der Bedarf auch entsprechend hoch ist (mal ungeachtet, dass hier und da möglicherweise ein bisschen sehr großzügig mit RDL-Tagen umgegangen wurde). Und schließlich wird ja auch jede RDL vom BAPersBw genehmigt.
Wenn jetzt also bis Jahresende so gut wie keine RDL mehr stattfinden (wie gesagt, meine zB. war ja auch schon längst genehmigt, Bescheid lag vor) – was denkt das BAPersBw denn, wie die Bundeswehr die restlichen vier Monate stemmt?
Die Aktiven werden noch viel mehr Zeiten vor sich her schieben, die sie abbauen müssen, überall wird es leerer und kein Reservist fängt das mehr auf?
Wie will das BAPersBw denn dann möglicherweise in acht oder zehn Wochen aus der Masse der gerade abgewiesenen Resis aus dem Stand Ersatz ranzaubern?
Nach langfristigem Denken sieht mir das absolut nicht aus.
Ich bin Reservist , auch ich habe dieses Jahr die schmerzhafte Erfahrung gemacht das meine lang geplante RDL für einen Lehrgang einfach 7 !! (Sieben) Tage vorher gestrichen wurde. Ich habe in meiner Firma (Handwerksbetrieb) Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um freigestellt zu werden ! Wissen sie wie ich nun vor meinem Arbeitgeber stehe ? Ich musste nach monatelangen Kampf unter Gelächter Beichten das die RDL gestrichen wurde. Der denkt die Bundeswehr ist der unzuverlässigste laden der Republik. So ein Verhalten in der Privatwirtschaft und sie sehen nie mehr neue Aufträge.
Partner der Reserve – damit warb die Bundeswehr bei den Arbeitgebern sogar mit Preisverleihungen. Ich persönlich denke das hier dringend etwas geändert werden muss sonst wird die Privatwirtschaft in naher Zukunft keine „Reservisten“ mehr freistellen.
Zum Thema die Truppe schaut mit Unmut auf die Reservisten / ich möchte mal alle daran erinnern „WIR ALLE sind Kameraden! Ob aktiv oder in der Freizeit. Auch der aktive wird eines Tages ein Reservist.
Ich bin gern Reservist und werde das auch weiterhin mit voller Überzeugung sein. Wir alle haben einen Eid auf die fahne geleistet.
@t.w hervorragende Arbeit hier . Ich lese gern und täglich ihren Blog.
Ich meine mich zu erinnern, dass irgendein Kommentator vor einiger Zeit bei einem vergleichbaren Thema schrieb, er warte immer noch auf die Überweisung seiner diesjährigen Verpflichtungsprämie.
Haben da andere ähnliche Erfahrungen? Ich muss nämlich feststellen, dass ich bisher auch noch keinen Hinweis darauf habe, dass ich meine erhalten hätte… Eine formlose Überweisung auf mein Konto wäre zugegebenermaßen möglich (wie üblich ist CINCHOUSE auch für das Geld zuständig, so dass ich keine genaue Übersicht über die Kontenbewegungen habe), aber doch eher untypisch…
Wäre es nicht ohnehin mal an der Zeit, genau zu prüfen, welcher Reservedienst wirklich Sinn macht? Also: Einsätze, BV/ LV (VJTF und vglb.), Flüchtlinge. In der Preisklasse.
Was z.B. machen die RSU- Kräfte genau, wo ist der Mehrwert?
Und was ist dieser bspw. beim GebPzBtl 8 (um mal eines zu benennen)? Mit 20 Reservisten?
Am Rande: in den Kdos und Ämtern des Heeres üben eine Fülle „teurer“ Reservsiten. In dem Zuge könnnte man auch diese Strukturen mal betrachten.