Olympia in #Rio2016: So viele (deutsche) Soldaten (Nachtrag: Medaillen-Übersicht)
Dies ist kein Sport-Blog, und von Sport habe ich auch keine Ahnung. Nach den vergangene Nacht beendeten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro scheint mir dennoch ein Hinweis auf Augen geradeaus! angezeigt: Der Hinweis, dass die vom deutschen Team errungenen Medaillen (ob genügend oder zu wenig, kann ich nicht beurteilen) zu einem nicht unerheblichen Teil von Bundeswehrsoldaten errungen wurden.
Die Übersicht zu den Sportsoldaten als Medaillengewinner hat die Bundeswehr hier auf ihrer Webseite; etwa die Hälfte allen Edelmetalls wurde von Angehörigen der Streitkräfte gewonnen.
Nachtrag: In einer Bilanz der Spiele hat die Bundeswehr die Namen der Gewinner zusammengestellt:
Gold:
Stabsgefreiter Philipp Wende: Rudern, Doppelvierer, 2.000 Meter
Stabsunteroffizier (FA) Julia Lier: Rudern, Doppelvierer, 200 Meter
Oberfeldwebel Barbara Engleder: Schießen, Dreistellungskampf
Stabsgefreiter Kira Walkenhorst: Beachvolleyball
Oberfeldwebel Simone Laudehr: Fußball
Hauptgefreiter Tom Liebscher: Kanu-Rennsport; Vierer-Kajak, 1.000 Meter
Silber:
Hauptfeldwebel Monika Karsch: Pistole, 25 Meter
Stabsunteroffiziere (FA) Richard Schmidt und Felix Drahotta: Rudern, Achter
Oberfeldwebel Tina Dietze: Kanurennsport, Zweier-Kajak, 500 Meter
Hauptgefreiter Petrissa Solja: Tischtennis, Teamwettbewerb
Oberfeldwebel Tina Dietze und Hauptgefreiter Steffi Kriegerstein: Kanu-Rennsport, Vierer-Kajak, 500 Meter
Bronze:
Stabsunteroffizier (FA) Daniel Jasinski: Diskuswerfen
Hauptgefreiter Sophie Scheder: Turnen, Stufenbarren
Hauptgefreiter Denis Kudla: Ringen, griechisch-römischer Stil bis 85 Kilogramm
Stabsunteroffizier (FA) Patrick Hausding: Wasserspringen, Dreimeterbrett
Unteroffizier (FA) Tom Grambusch und Hauptgefreiter Niklas Wellen: Hockey
Obermaat (BA) Erik Heil: Segeln, 49er-Bootsklasse
Stabsunteroffizier (FA) Artem Harutyunyan: Boxen bis 64 Kilogramm
Oberfeldwebel Ronald Rauhe: Kanu-Rennsport; Einer-Kajak, 200 Meter
Vor allem aber gibt es eine ganze Reihe von Bildern der Soldatinnen und Soldaten aus den Wettbewerben, die Fotos stammen alle von der Bundeswehr-Fotografin Jane Schmidt:
(Mehr Fotos auf dem Flickr-Account der Bundeswehr; ggf. trage ich hier noch welche nach)
Wie kommen denn eigentlich die recht unterschiedlichen Dienstgrade zustande? Beispielsweise wie oben gezeigt im Kanu, einmal Hauptgefreiter einmal Oberfeldwebel?
In diesem Zusammenhang nicht zu vergessen der bei einem Autounfall in Rio verstorbene Kanu-Trainer und Sportsoldat OFw Stefan Henze.
Finde die Sportfoerdergruppen gut, jedoch kann man bei den Leuten nicht ernsthaft von Soldaten sprechen. Die sind Sportler die in der BW untergebracht sind und so ihren Sport ohne Sorge ueber das Gehalt betreiben koennen. Fuer sie gelten alle moeglichen Ausnahmen (Anzug, Verpflegung, Anwesenheit, Gefechtsdienst, Wachdienst, etc.), die nichts mit dem normalen Soldatendienst zu tun haben. Georg Hackl war auch Gebirgsjäger, in der Kaserne der Strub quasi nicht anwesend.
[Wenn ich mich recht erinnere, ist der Nick „Beobachter“ schon anderweitig vergeben; bitte was anderes ausdenken. T.W.]
Weiss zufällig jemand, ob es so etwas wie Sportsoldaten, -polizisten, -zollbeamte auch in Frankreich, GB oder den Niederlanden gibt? Auf britischen Seiten habe ich nichts gefunden, im Französischen und Niederländischen kenne ich nicht mal geeignete Suchbegriffe. Mir war gerade erst in anderem Kontext aufgefallen, daß relativ zur Einwohnerzahl die drei Deutschland doch recht ähnlichen Länder effektivere Sportförderung betrieben haben. Deutschland 42 Medaillen mit 423 Athleten. Etwas mehr als doppelt so viele Medaillen wie der etwa ein Fünftel große Nachbar NL. GB über 50% mehr bei etwas über 3/4 der Einwohner. Frankreich ähnlich groß wie das UK, Medaillen in etwa auf deutschem Level.
@ Tom: Weil der OFw ein paar laufbahndienliche Leistungen erbracht hat oder eine zivile Qualifikation mitbrachte, die die höhere Einstufung ermöglichte? Scheint bei „technischen“ Feldwebeln doch ähnlich geregelt zu sein.
Noch vor der Bundeswehr hat sich jedoch die Bundespolizei als erfolgreichste deutsche Olympiamannschaft in Brasilien etabliert….10 Medaillen und somit ein knappes Viertel aller 42 deutschen Medaillen in Rio.
@Phillip Runge
Nun bin ich im Kopfrechnen nicht so gut, aber die verlinkte Bundeswehr-Bilanz scheint mir was anderes auszusagen… 19 von 42 Medaillen und damit knapp die Hälfte ist doch mehr als zehn Medaillen und ein knappes Viertel, oder?
Beobachter | 22. August 2016 – 15:29
„Finde die Sportfoerdergruppen gut, jedoch kann man bei den Leuten nicht ernsthaft von Soldaten sprechen.“
Ob es die nicht auch in anderen Bereichen gibt. Ein Kollege berichtete mir, er habe seine achtjährige Dienstzeit in einem KWEA verbracht.
„Streitkräfte und Strategien“ greift das Thema kritisch auf.
Die Grundthesen:
1. Soldaten sind weniger erfolgreich als Zivilisten.
„Wenn wir uns die Olympischen Spiele 2012 anschauen, dann hat von den Nicht-Sportsoldaten jeder Vierte eine Medaille gewonnen, aber von den Sportsoldaten hat nur jeder Siebte eine Medaille gewonnen.“
2. Sportsoldaten sind schlechter auf das zivile Berufsleben vorbereitet als Leistungssportler außerhalb der Bundeswehr.
„Präsenzstudien oder -ausbildungen seien für Sportsoldaten während ihrer Dienstzeit dagegen nicht möglich, da der Sport Vorrang habe. Studium und Ausbildung seien höchstens über Fernunterrichte möglich.“
http://www.ndr.de/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/streitkraeftesendemanuskript590.pdf
@ Edgar Lefgrün
Dann war der Kamerad wohl als Wehrdienstberater dienstlich unterwegs – eine Verwendung, die militärisch sicherlich relevanter ist als die des Sportsoldaten (wobei Sportsoldaten hinsichtlich der Weiterverpflichtung selten auf Rosen gebettet sind …)
@F.W. Heinz
Nein, er war kein WdB, er war ein „Geschäftszimmerfeldwebel“, ein Job, den wohl auch ein Regierungssekretär hät machen können. Ich war ziemlich erstaunt, der ich der Schlammzone öfters mal nahe war.
@ festus:
Ich empfehle für Frankreich eine Google-Suche nach Sandrine Bailly, für die Niederlande nach Peter Müllenberg und für das (noch?) Vereinigte Königreich einen Blick auf folgende Website: http://www.raf.mod.uk/rafsportsboard/funding/elitheathletescheme.cfm
“Geschäftszimmerfeldwebel” im KWEA? Ich hatte eine geraume Zeit mit Organisation und Struktur der KWEA zu tun, aber an so etwas kann ich mich zumindest in den letzten 25, 30 Jahren nicht erinnern … und damals war die Trennung 87a & 87b noch knüppelhart …
Es ist doch mal eine angenehme Erfahrung, wenn durch die Sportsoldaten ein positives Bild der Bundeswehr nach außen und innen vermittelt wird. Freuen wir uns mit Ihnen.
Gerade das blutleere, papierne Erbsenzählen wie hier bei den Medaillen von 2012 angewendet, ist es doch, was die Leistungsbereitschaft in der Bundeswehr seit Jahren konsequent vergiftet.
ah. Danke, Bürger!
@ festes Tja in Wien gibt es ein Bundesminister für Landesverteidigung und Sport, in Bern ein Departementsvorsteher für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport und in Berlin einen Sportminister, der zumindest mal früher mal Verteidigungsminister war.
Es scheint die Bundeswehr darf ihre Ressource zur Verfügung stellen, aber die Anerkennung beim Innenminister und DOSB abgeben. In anderen Ländern wäre das schon lange geändert.
Ehrlich gesagt halte ich die Auswirkungen der Sportsoldaten auf Image und für die Nachwuchswerbung eher für marginal. Zu einem positiveren Bild würden eher moderne Ausrüstung und politische Rückendeckung beitragen. Trotzdem allen Kameraden aus den Sportfördergruppen ein Glückwunsch zu den sportlichen Leistungen!
Da das Bällebad nicht mehr geht, hier der Hinweis an den Hausherren, daß die BW heute Abend(am Nachmittag waren die Zahlen noch nicht da), die neue Bundeswehr-Personalstärke veröffentlicht hat am 22.08. mit 176.841 Soldaten.
https://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/DcmxDYAwDATAWVgg7unYAugc8kSWI4OMIesTXXm002D8SeWQy7jRStshc-4p94L0hENCnXEGUvXXSuMKG8FwBd26TD9uIZiT/
Die neue Zahl der Soldatinnen mit 19.761 dürfte Goldmedaillenverdächtig sein, bei der Zahl der FWLer packt mich eher das Grauen, denn da am 01.07. die neuen Rekruten antreten durften, hätte ich hier eine viel höhere Zahl erwartet.
[Danke für den Hinweis – hatte heute nachmittag mal geschaut, aber dann wohl zu früh… Mache dazu einen Eintrag, und es gibt auch noch ein neues Bällebad. T.W.
/edit: Zur Personalstärke gibt’s einen neuen Eintrag; lösche den Kommentar hier dann demnächst. T.W.]
@ Closius Die geringe FWD Stärke liegt bestimmt daran, dass jetzt auch zum 01.08. und 01.09. eingestellt wird.
Nicht zu vergessen das ansehnliche Auftreten von
Stabsunteroffizier (FA) Julia Lier
Stabsgefreiter Isabelle Härle
Hauptgefreiter Petrissa Solja
hier:
http://www.freenet.de/lifestyle/maenner/die-heissesten-deutschen-olympiasportlerinnen-nackt-im-playboy_5627224_4743240.html
Wie ist eigentlich die offizielle Haltung der Bw zu solchen Aufnahmen?
Als Nebentaetigkeit anmelden und alles ok?
@JPW
Die Bw nutzt die Teilnahme und die Erfolge bei Olympia schon in ihrer Werbung, z.B. auch auf FB.
Ob sich daraus ein „Sportimage“ / Narrativ entwickelt – sportliche Erfolge, Sportfördergruppen (auch z.T. „exotisches“), Sportschule Bw in WAF, Studium weiß ich natürlich nicht.
Heute sind die Reiter sehr präsent:.
http://www.pferd-aktuell.de/fn/newsticker/sport/sportfoerdergruppe-der-bundeswehr-fuer-2017-steht-fest
(ich dachte früher auch, war wohl aber eher Polizei).
Örgs, @Hamburger, dieser Link zur Playboy-Werbung musste sein?
Ich hab‘ vor Jahren mal wg. einer anderen Sportsoldatin und ihrem Playboy-Auftritt Norbert Bicher gefragt, den Sprecher des damaligen Verteidigungsministers Peter Struck. Seine Antwort war sinngemäß: Der Dame könne man nur etwas vorwerfen, wenn sie im Zusammenhang mit ihrer Uniform posiere. Und auf den Fotos sei von einer Uniform wirklich nichts zu sehen.
(Aber diesen OT walzen wir jetzt bitte wirklich nicht weiter aus…)
Da hatte Herr Bicher wohl keine Ahnung vom Soldaten/Beamtenrecht, aber das ist man ja von Mitarbeitern des BMVg inzwischen gewöhnt. Hamburger verweist mit Recht auf die Nebentätigkeit, welche beantragt werden muß und Genehmigungspflichtig durch den Disziplinarvorgesetzten ist. Vorausgesetzt natürlich die Damen haben sich nicht kostenlos ablichten lassen.
Man könnte auch versuchen über die Wohlverhaltenspflicht der Soldaten außerhalb des Dienstes eine disziplinäre Ahndung anzustreben. Die Uniform ist hier kein zwingendes Kriterium, da die Damen aus dem Text ja eindeutig als Angehörige der Streitkräfte erkennbar sind.
Aber da diese „Armee“ ja weder Werte hat (vgl. Sexualerlaß), noch diese offensiv vertritt, kann man es auch seinlassen.
Ansonsten stimme ich den Stimmen zu, die eine Verlagerung der „Sportsoldaten“ in den Haushalt des Innenministeriums begrüßen würden. Sie sind eine unnötige Belastung für den Einzelplan 14 und außerdem ist ja das Innenministerium in diesem Land für Sport zuständig. Sonst regt man sich doch sofort und massiv auf, wenn die Bw oder Ihre Ministerin zusätzliche Kompetenzen im Innern aneignen will (zu Recht).
Dies sähe anders aus, wenn die Sportsoldaten wirklich offensiv als Werbefiguren eingesetzt würden, was aber nur sehr sehr beschränkt der Fall ist.
Kaum steht es bei Augengeradeaus, schon tauchen die Werbebanner auf – oder vielleicht hat auch nur der Beitrag des Hausherren meine Wahrnehmung geschärft. Jedenfalls betreibt die BW jetzt nach dem Muster der aktuellen Marketingkampagne Werbung mit den Athleten.
Beispielsweise (Banner, gesehen beim Onlineportal einer regionalen Tageszeitung): „Ausgebildet in gründ und gold. Mach, was wirklich zählt. / Wir gratulieren unserer Sportsoldatin Stabsgefreiter Kira-Katharina Walkenhorst zur Goldmedaille im Beachvolleyball. / Bundeswehr – Offizieller Ausbilder von Vorbildern“
Das ganze verlinkt auf: https://www.bundeswehrkarriere.de/bundeswehr-sport?pk_campaign=Sportf%C3%B6rderung&pk_kwd=OMS_HPA_21-2108_X00110831