Bundeswehr sucht neues Sturmgewehr – Nachfolger für G36?
Offiziell ist noch nicht entschieden, wie die Bundeswehr mit dem Standard-Sturmgewehr G36 umgeht, das wegen mangelnder Treffgenauigkeit umstritten ist und nach den Worten von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der jetzigen Konstruktion in der Bundeswehr keine Zukunft hat. Bislang scheint eine Nachrüstung, eine so genannte Produktverbesserung, ebenso möglich wie der vollständige Ersatz durch eine neue Waffe.
Offiziell ist allerdings seit einigen Tagen, dass sich das Bundeswehr-Beschaffungsamt auf dem Markt umschaut, welche Gewehre so als neues Sturmgewehr der deutschen Streitkräfte infrage kommen.
Aus der Vorinformation, die das Bundesamt für Ausrüstung, IT und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) auf einem europaweiten Behörden-Ausschreibungsportal veröffentlichte:
Vorinformation über Aufträge in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit
Lieferauftrag
(…)
Die Bundeswehr führt eine Marktsichtung im Bereich Sturmgewehre durch.
Die Waffen müssen folgende Bedingungen/Anforderungen erfüllen:
— NATO-Standards (alle Klimazonen, AC 225/D14 und STANAG 4694-Schienen);
— Forderung „Geschossvorlage“;
— Gesetze/Verordnungen der Bundesrepublik Deutschland.(…)
Zusätzliche Angaben:
1. Welche Länge hat die Waffe bei ausgefahrener/ausgeklappter Schulterstütze?
2. Welche Länge hat die Waffe bei eingefahrener/eingeklappter Schulterstütze?
3. In welchen Rohrlängen wird die Waffe angeboten?
4. Ist ein Rohrlängenwechsel durch den Bediener möglich?
5. Gewicht der Waffe mit entsprechendem Rohr (ohne Magazin, ohne Optik)?
6. Wie viele Patronen passen in das/die Magazin/-e?
7. Ist die Waffe für Links- und Rechtsschützen ohne Umbau nutzbar?
8. In welchem Maß ist die Schulterstütze der Waffe längen- und höhenverstellbar?
9. Ist eine Schussabgabe bei eingeklapper/eingefahrener Schulterstütze ohne dauerhafte Beeinträchtigung der Funktion möglich?
10. Kann die Waffe in jeder Betriebsart und bei jedem Ladezustand über die Sicherung eine ungewollte Schussabgabe konstruktiv ausschließen?
11. Wo liegt der Schwerpunkt der Waffe mit gefülltem Magazin und ausgezogener/ausgeklappter Schulterstütze?
12. Verfügt die Waffe über eine Verschlussfangfunktion?
13. Welche v0 wird bei den entsprechenden Rohrlängen bei 21 °C mit welcher Munition erreicht?
14. Gibt es ein Manöverpatronengerät für das Gewehr?
15. Können der Verschluss und die Hauptbaugruppen der Waffen des gleichen Typs untereinander ausgetauscht werden, ohne dass dadurch die Funktion und Zuverlässigkeit eingeschränkt wird?
16. Welche Kadenz wird bei Dauerfeuer erreicht?
17. Wo können STANAG 4694 Schienen an der Waffe angebracht werden?
18. Ist eine Schnittstelle für ein Abschussgerät 40 mm an der Waffe vorhanden?
19. Über welche Schnittstellen sind Signaturdämpfer und Bajonett an die Waffe montierbar?
20. Welcher Signaturdämpfer mit welchen Leistungsdaten kann mit der Waffe genutzt werden?
21. Auf wie viele Schüsse ist die Lebensdauer des Gehäuses begrenzt?
22. Auf wie viele Schüsse ist die Lebensdauer des Rohres begrenzt?
23. Auf wie viele Schüsse ist die Lebensdauer des Rohres mit Hartkernmunition begrenzt?
24. Wird Sonderwerkzeug für die Reinigung, Wartung oder Instandsetzung benötigt? Welches?
25. Ist die Waffe zur Reinigung durch den Nutzer ohne Werkzeug zerlegbar?
26. Wie ist der Budgetpreis einer Waffe bei welchen Abnahmemengen (Staffelpreise)?
27. Welcher Budgetpreis ist für die Zubehörteile für welche Abnahmemenge zu veranschlagen? (z. B.: Signaturdämpfer, Bajonett, Trageriemen, Magazin, Trommelmagazin, Sturmgriff)
28. Wie viele Waffen können in welchem Lieferzeitraum in der Serienproduktion geliefert werden?
(Für den Falls, dass diese Ausschreibung gelöscht wird, hier noch mal zum Download: Sturmgewehr_Marktsichtung )
Mal sehen, wie es weitergeht.
(Danke für den Leserhinweis auf die Veröffentlichung!)
(Archivbild März 2014: Bei der NATO-Übung ‚Cold Response‘ sichert ein Fernspäher mit G36, AG 36 während der Vorausbildung in Nordnorwegen – Bundeswehr/Burow)
Interessante Fragen, aber definiert man das nicht vorab im Lastenheft? Oder weiß man noch nicht so recht, welche Anforderungen man stellen soll?
Oder hat man das schon, hält aber damit hinterm Berg?
Vielleicht gibt es schon ein KO-Kriterium,- das nur ein (deutscher) Hersteller zu erfüllen vermag?- Oder sucht man/frau vielleicht (noch) danach …
Ich finde Kriterium 10 spannend. Was will man damit sagen? Dass die Waffe nicht versehentlich, unbemerkt entsichert (z.B. durch hängenbleiben an der Ausrüstung), dass die Waffe auch entspannt gesichert werden kann bzw beim „Durchladen“/Spannen die ganze Zeit gesichert bleiben kann?
Oder das die Waffe für den Nutzer mitdenkt und weiß, wann der gewollt und wann der ungewolt schießen will?
>Bajonett
Interessant, wird etwa die Einführung eines solchen erwogen? Ich würde das begrüßen, aber ich wäre sehr überrascht wenn es dazu käme.
HK 417 und wir sind alle happy!
@ FlaOffz
ich interpretiere das als fähigkeit zum „gesicherten durchladen“ was imho ein HK Patent ist.
honi soit qui mal i pense
;-)
Auf jeden Fall interessiert das Trefferbild und Warmschießverhalten schon mal nicht… Rohrlängenwechsel durch den Benutzer! Hoffentlich schießen die Rohre dann auch zusammen… Nicht alles, was möglich ist, macht das Leben wirklich leichter.
Ein deaktivierbarer Verschlußfang ist wohl nicht mehr von Interesse.
Bajonett ist wohl auch von Interesse. Hat man ja bis dato so intensiv ausgebildet.
Und die zu verwendende Munition ist auch noch offen… so richtig weiß man wohl nicht was man will und möchte.
zu 10.
das wird sich bestimmt auf Konstruktionen wie MG3 beziehen da ja gewollt ist das man eine Waffe immer sichert.
finde persönlich Punkt 8 und 11 interessanter weil das ist tatsächlich ein großer vorteil für alle Soldaten unter 1,80m aber mit Weste/Plattenträger
8 und 11 finde ich auch interessant.
Auch diese Herangehensweise “was haben sie bzw. Was gibt’s auf dem Markt“ anstelle von “ wir wollen folgendes“. Schon das 2 Mal innerhalb weniger Tage das ich diese Vorgehensweise vom BAAINBw beobachte.
Seitenwechsel des Auswurffensters scheint nicht gefordert zu sein. Zudem sind einige Fragen recht unpräzise formuliert.
zu 10.
Nach meinem Verständnis eine Formulierung, welche AR-15 Derivate mit unveränderter Abzugsgruppe ausschließen soll. Jene lässt sich nur im gespannten Zustand sichern; ein Umstand, der bereits zur Umkonstruktion der Abzugsgruppe des G28 führte.
Und @ Mausschubser | 07. September 2015 – 19:45:
Zumindest ist unter 12 nach einem Verschlussfang gefragt.
Nachtrag:
@ Thomas Melber | 07. September 2015 – 20:00
Ich denke, diese Forderung ist nicht explizit gestellt worden, da das Beretta ARX-160 bspw. einen solchen Umbau unnötig macht.
@DRK
Ja aber nicht ob deaktivierbar.
@Mausschubser
ist beim G36 auch ein unnötiges Feature was eh nicht genutzt wird weil man es einfach nicht braucht, staubige oder dreckige Umgebung hin oder her.
Wichtiger wäre mir ob man mit der Schusshand wieder nach Magazinwechsel fertigladen kann, also die Arretierung mit dem Zeigefinger lösen kann um den Verschluss nach vorne zu bringen.
@Forodir
Die Fähigkeit zur Feinmotorik ist in Streßsituationen stark vermindert, daher lädt man mit dem Durchladehebel fertig (analog Pistole mit Zurückziehen des Verschlusses).
Einen Verschlußfang braucht man auch zum Reinigen des Gewehrs (boresnake, o.ä.).
G3 und G36 haben auch die Möglichkeit zum Aufpflanzen eines Bajonetts, also nichts bahnbrechend Neues. Punkt 10 könnte tatsächlich die Lehre aus dem Sicherungshebel der MP7 sein. Gut wäre es jedenfalls. Ich würde mich sehr über eine handliche Waffe freuen, denn auch mit 1,90m und langen Armen fand ich das Standard-G36 sehr unhandlich und nervig.
Ich kenne sonst keine Marktbeobachtungsanfragwn.
Es fällt aber auf, dass speziell zum Thema Treffsicherheit in dieser Anfrage nichts spezielles steht.
Zum Thema g36 muss ich sagen, dass ich mal an Schießen teilgenommen hatte, die als Sü eine sehr hohe Anzahl an Patronen und Magazinwechseln erfordert hatte. (Gefechtskladde auf Schulschießbahn).
Zwar Klappfallscheiben aber ein durchaus angemessenes Schießergebnis.
Auch aus dem Bereich KSK habe ich im Bezug auf die Schießausbildung und sehr hohen Munitionsansatz bisher nichts negatives gehört….
zum lösen der Arretierung muss ich mich Thomas Melber anschließen was einen hebel in der nähe des Abzuges/ Abzugsbügel angeht aber so ein Standard Ar15 bolte release ist sicher und schneller
Weitgehend alles offen, aber so muss eine richtige/faire Marktsichtung auch sein. Für mich gibt es eigentlich nur einen wesentlichen Punkt der heraussticht „[…] Signaturdämpfer[…]“.Das bedeutet jetzt nicht automatisch, dass die BW diese auch im Querschnitt beschaffen wird, aber zumindest sind „Schallis“ auf der Agenda und bei der Marktsichtung wird man erstaunt sein was es da heute alles gibt und was mit den Teilen inzwischen geht. Ansonsten hat sich außer Kosmetik in den letzten beiden Jahrzehnten nicht sehr viel im Handwaffenbereich getan. Es wäre daher zu wünschen, dass die BW diesen Evolutionsschritt konsequent mitgeht. Besonders um ggü. G36 einen tatsächlichen Zuwachs an Gefechtswert zu generieren und nicht nur viel Geld für einen ansonsten weitgehend gleichwertigen Ersatz auszugeben.
Es würde mich nicht wundern wenn dort mit Signaturdämpfer auch der einfach Mündungsfeuerdämpfer gemeint ist.
Und Schalldämpfer sind hoffentlich ganz hinten auf der Prioritäten Liste der Bw außer bei KS und KSK
@chris
Wieso? Schon mitbekommen, das Schalldämpfer in Deutschland mittlerweile auch für Jäger freigegeben sind? Auch munkelt man, dass Lärmschutz am Arbeitsplatz bald auch für Infanteristen und ihr Gerät gelten könnte, wobei sich Brüssel dazu noch ausschweigt. SD sind schon lange nichts mehr, was ausschließlich für SF oder 007 gedacht ist… Warum sollten wir 2015 ein Gewehr testen, was „vorne“ noch von 1915 ist?
Tja, es macht eben auch kein Unterschied ob man für den Schützen eine Dämpfung um bis zu 30db am Ohr erreicht und die akustische Ortung des Schützen für den Gegner um mehr als eine Potenz reduziert, während die optische Ortung aus Mündungsblitz fast vollkommen neutralisiert wird. Schallis sind schließlich nur was für Männer in schwarzen Maßanzügen – so oder so ähnlich zieht sich die geballte 007 Schalldämpferexpertise durch deutsche Behörden. Deswegen bekommen die deutschen Jäger auch so gut wie keine Schalli Eintragungen – selbst wenn bereits Gehörschäden oder besondere Bedürfnisse vorliegen, stellen sich die Behörden in ihrem Wahn oft mit sonderbaren Argumenten quer – wahrscheinlich wird erst Brüssel intervenieren müssen.
Zum Glück ist „Signaturdämpfung“ ausreichend unpräzise um sowohl Schalldämpfer als auch Mündungsfeuerdämpfer damit abzudecken. Dass es aber um etwas mehr als um optische Dämpfung geht zeigt:
Punkt 20: „Welcher Signaturdämpfer mit welchen Leistungsdaten kann mit der Waffe genutzt werden?“
Ein MFD hat meist nur geringen Effekt auf den freien Rückstoß, da die Mündungsgase nicht stark genug umgelenkt werden wie bei einer Mündungsbremse. Daher kann man bei einem MFD nicht unbedingt von Leistungsdaten sprechen. Eine Mündungsbremse reduziert wiederrum kaum die Signatur. Für Schallis gibt es ein standardisiertes Verfahren, welches die akustische Signaturdämpfung in db misst. Weiterhin ist nicht jeder Schalli mit jeder Waffe funktionstüchtig – ein MFD hingegen schon. Die Frage zielt also auf den typischen Gasrückstau bei der Verwendung von Schallis ab, mit der nicht jede Waffe gleich gut klarkommt.
aber Geld kann man nur einmal ausgeben und wenn man Lärmschutz will dann doch lieber für ordentlichen aktiven Gehörschutz und wenn man dann zu sehr belastet ist kann man ja noch einen zweiten drunter tragen.
Hinzu kommt dass das Problem ja nicht wirklich „vorne“ am Lauf liegt da militärische Langwaffen ja fast immer ein threaded barrel aufweisen. Die Frage ist ja ob der Mechanismus der Waffe mit dem abweichenden Druck zurecht kommt wo dann ein anpassbarer gas block wie beim HK416 wichtig ist.
Und natürlich gibt es auch andere Rollen die einen SD gebrauchen können wie ein DMR aber als normale Feld Wald und Wiesen Ausstattung macht das alleine schon wegen der Lebensdauer der üblichen SD wenig Sinn.
Und dann gibts noch die Frage ob eine Armee die auseinander fallende P8, Magazine mit jeder Menge Ecken und Kanten, die Koppel,SEM 52 und 70, zu wenig Nachtsicht und dann auch nur Lucie oder sogar NSA 80 und noch das standard G36 benutzt sich wirklich um SDs Gedanken machen muss (Geld kann man nur einmal ausgeben).
@ Bang50
Es gibt da gerade eine „Trendwende“ – Bayern hat im August 2015 die Jagd mit Schalldämpfern freigegeben, ich meine sogar grundsätzlich (prüfe das nochmal). Man geht davon aus, dass andere Bundesländer nachziehen.
@ Chris
Es handelt sich hier um eine Marktsichtung, allein schon deswegen sollte es keinerlei Scheuklappendenken geben. Eben weil man später das Geld nur einmal ausgeben kann – Nachrüstungen sind übrigens zumeist noch teurer… Nach ihrer Argumentation kommt eine AK gerade recht, weil sie am wenigstens kosten wird. So kann man keine Beschaffung angehen, zumal eine neue Handwaffe Peanuts kostet, vergleicht man sie mit den supertollen Leuchtturmprojekten der Bw.
zum thema schalldämpfer:
neben den vorzügen in punkto akustik kommt offenbar noch eine verbesserung der ballistischen eigenschaften (vmax) hinzu.
in diesem video anschaulich dargestellt (150 yds mehr effektive reichweite)
https://www.youtube.com/watch?v=Psk65mhcxrs
inwieweit das für sturmgewehre praktsch relevant ist vermag ich nicht zu beurteilen zumindest scheint es neben den von bang50 gelisteten vorteilen jedenfalls keine nachteile zu geben. bis auf die kosten
HK führt neuerding eine Zubehör kategorie auf seiner webseite inklusive Schalldämpfer für G36+AR derivate
http://www.heckler-koch.com/de/produkte/militaer/sturmgewehre/g36/g36/zubehoer.html?tx_z7attachmentshk_pi3%5Bproduct%5D=3&tx_z7attachmentshk_pi3%5Bcategory%5D=18
(unter Schalldämpfer & Feuerdämpfer)
@ chris – Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber diese Äußerungen sind die typischen „Fehlpunkte“ bzgl. SDs:
1. Sofern Überschallmunition verwendet wird, muss trotz eines Schalldämpfers auch weiterhin ein Gehörschutz getragen werden. Insgesamt verbessern sich Schießergebnisse, desto geringer der Mündungsknall einer Waffe ausfällt, da der Schütze deren scharfen Knall nicht in dem Ausmaß fürchtet.
2. Gehörschutz stößt gerade im Häuserkampf an seine Grenzen. Im Irak wurden daher viele amerikanische Soldaten mit Gehörschäden behandelt. Schalldämpfer sind also in Zukunft ein Muss um im urbanen Umfeld agieren zu können und dem Soldaten nicht beim ersten Schuss im geschlossenen Raum das Trommelfell raus zu blasen. 5,56 NATO ist eben eine fiese kleine Hochdruckpatrone.
3. Eine „threaded-barrel“ weisen tatsächlich die meisten Langwaffen auf. Dort wird typischerweise der Mündungsfeuerdämpfer montiert. Ist dieser jedoch montiert, lässt sich ohne größeren Aufwand kein Schalldämpfer montieren. Daher haben Hersteller neuere Schalldämpfer entwickelt, die per Schnellverschluss über den MFD gestülpt werden können und somit eine Montage/Demontage in Sekundenbruchteilen zulassen. Die 30sec bedächtiges Schalldämpferaufschrauben finden eben ehr in Filmen statt, sind aber in der Realität völlig unpraktisch und bringen weitere technische Probleme.
4. Gerade Piston Systeme wie im H&K 416 oder G36 haben etwas Probleme mit dem Gasrückstau durch Schalldämpfer. Daher hat H&K in den USA OSS lizensiert, die Schalldämpfer herstellen, welche den Gasrückstau eliminieren. Weiterhin sind Piston Systeme auch nicht so leicht zu dämpfen wie direkte Gassysteme. Schließlich speit der Gasblock in einem Piston System nach jedem Schuss eine beträchtliche Gasmenge mit hohem Druck aus. Diese Punkte sind nicht unlösbar, aber eine Waffe muss eben inzwischen mit dem Schalldämpfer als integralen Bestandteil der Waffe entworfen werden und kann nicht einfach später dran geschraubt werden, ohne dass es zu Problemen kommt.
5. Die Lebensdauer der neuern Schalldämpfergenerationen liegt inzwischen höher als die des Rohrs. Daher gibt es inzwischen Schalldämpfer die einfach fest auf das Rohr geschweißt werden.
6. Eine Armee die sich um ihre Nachkampffähigkeit sorgt, sollte sich gerade um SD Gedanken machen. Denn eine ungedämpfte Waffe blendet gewaltig – bei Verwendung von Nachsichtgeräten ist es noch schlimmer. Dies ist der Hauptgrund warum Spezialkräfte SDs verwenden – die wollen nach dem ersten Schuss noch etwas in ihren Nachsichtgeräten erkennen können und gleichzeitig nicht sofort optisch/akustisch aufgeklärt werden.
7. Last but not least bringen Schalldämpfer Masse an das vorderste Ende. Damit reduzieren sie den Hochschlag der Waffe erheblich.
Schalldämpfer haben also sehr viele positive Eigenschaften, die einem Sturmgewehr zusätzlichen Nutzen einbringen. Wenn die BW schon als Reaktion auf die G36 Panik eine neue Waffe für teures Geld einführen möchte, dann doch bitte eine Waffe welche einen zusätzlichen Nutzen ggü. G36 erbringt und auf der Höhe der Zeit ist. Ansonsten wäre die Beschaffung nämlich nur Geldverschwendung und das Geld könnte in tatsächlich sinnvollere Projekte gesteckt werden.
@ Voodoo – I know ;-) – habe deshalb von der frisch gelebten Praxis berichtet. In den Ämtern sitzen einfach Betonköpfe die Schalldämpfer nur aus 007 Filmen kennen und mehr als diese Filminhalte trägt nicht zu deren Entscheidungsfindung bei. Selbst Fälle die inzwischen eine Eintragung garantieren müssten (Friedhofsjäger oder schwere Hörschädigung) werden z.T mit abstrusen Argumenten abgewehrt. Da werden trotz Gesetzeslage noch einige Klagen auf supranationaler Ebene eingehen müssen, bis sich was in deutschen Schreibstuben verändert.
Ich suche noch nach der Motivation für einen Hersteller, der sich – in Kenntnis des Umstandes, dass es einen „Haus- und Hoflieferanten“ für die Bw gibt – tatsächlich die Mühe macht (oder besser den Aufwand betreibt!) sich in ein späteres Bieterverfahren einzubringen!
Der Weg der hier beschritten wird (eine „Marktsichtung“ kann auch anders erfolgen!) ist doch eher geeignet schon im Vorfeld genehme oder nicht-genehme mögliche Anbieter „auszusortieren“!
Im Übrigen wäre es doch eher angesagt sich konzeptionell mal darüber klar zu werden wie man diese zu beschaffende neue Waffe(n) in denkbare Einsatzszenarien einordnen will!? (Was sicherlich auch „ein Denkanstoss“ für mögliche Anbieter wäre!)
Beim G36 wurden doch schon bei der Beschaffung elementare Fehler begangen!- Insoweit wäre es doch eientlich an der Zeit aus diesen zu lernen!
Und „vom Einsatz her gedacht“ reden wir im Grunde genommen doch ohnehin nicht mehr „von einer zu beschaffenden Waffe“, sondern doch eher „von einem Waffentyp“ der einsatzspezifisch angepaßt oder beschafft werden kann!- Gibt dieses diese „Marktsichtung“ tatsächlich her!?
Und nachdem (nicht alle) Hersteller von Handfeuerwaffen unbedingt „wirtschaftlich zukunftsfähig sind“, sollte eigentlich dieser Aspekt bei einer neuen Beschaffung gleichfalls Beachtung finden!- Spielt aber offensichtlich keine Rolle …
Marktsichtung könnte doch auch einfach heißen: Was schaffen Waffenhersteller gerade zu welchem Preis? Was können wir ins Lastenheft schreiben, ohne dass uns die Kosten später um die Ohren fliegen? Just my 2 Cent.
Nun ja, ich habe als Truppenarzt schon so manches Knalltrauma mit dem Koblenzer Innenohrschema behandelt, nach Schießvorhaben jeglicher Couleur.
Auch im Sinne der Soldaten (bzgl. der potentiellen Folgeschäden (WDB, Minderung der Erwerbsfähigkeit im späteren zivilen Leben)) ist eine geringe Geräuschsignatur wünschenswert, nicht nur aus taktischer Sicht.
Die Fragen „Wohin schießt das Gewehr, wenn es heiß ist?“, oder „Verändert sich das Trefferbild bei unsachgemäßem (will sagen ein Sturmgewehr wird als Maschinengewehrersatz benutzt, aus welchen Gründen auch immer….) Gebrauch?“ habe ich allerdings nicht gefunden. War das nicht der Grund für den ganzen Schlamassel?
Die sinnvollste Anschaffung meiner persönlichen Meinung nach ist eine kampfwertgesteigerte G36 Variante, die den Anforderungen der Endverbraucher gemäß konstruiert wurde, da es meiner Ansicht nach günstiger ist als eine neue Waffe mit all ihren Folgen (Ausbildung an der Waffe, ggf Ausrüstung verändern, usw. Ihr kennt den Rattenschwanz den das alles nach sich zöge) zu kaufen. Und Geld hat die Truppe, das wissen wir alle, ja nun wirklich nicht im Überfluß.
Schönen Tag zusammen.
@ Bang50
Danke für den Einblick – es war zu befürchten, dass sich das „letzte Häuflein Aufrichtiger“ (aka. der Landesbeamte XY) doch nicht von ein paar neuen Gesetzen beindrucken lässt… Unfassbar eigentlich.
Je länger wir darüber philosophieren, desto weniger spricht eigentlich dagegen. Die von @ wacaffe genannte Lösung für das G36 dämpft immerhin um 30 dB A, das ist sehr ordenlich – warum sollte man also nicht nach einer Waffe suchen, in der ein SD von Anfang an fester Bestandteil des Entwurfes war.
Fakt ist doch: Alles, was jetzt nicht ernsthaft in Betracht gezogen wird, verschwindet später im Nebel der tatsächlichen Beschaffung. Insofern finde ich die o.a., offene Herangehensweise (zugegeben, Signaturdämpfer kann alles bedeuten…) sehr zielführend. Immerhin wird uns eine neue Waffe, sollte sie denn dann tatsächlich angeschafft werden, für die nächsten 20 bis 30 Jahre begleiten.
N-TV / N24: BMVg beschließt AUS für G 36. Weltweite Ausschreibung gem StS Suder.
Nicht nur N-tv und andere, sondern auch Original Augen geradeaus! … siehe neuer Thread.
Die weitere Debatte bitte dort.
mal so eine frage zum verstaendnis(zivilist).
wenns zu einem kampf mann gegen mann kommt, hat man da nicht eine kurzwaffe zur hand bevor man zum bajonett greifen muss?!?
Nein, nicht zwangsläufig – in der Zeit, wo man seine Kurzwaffe zieht, hat der Gegner bereits mehrere Meter zurückgelegt. Und das Aufplanzen des Bajonetts wird übrigens bereits im Voraus befohlen, damit es in einem möglicherweise folgenden Nahkampf bereits eingesetzt werden kann (die Waffe kann bis dahin nämlich auch mit aufgepflanztem Bajonett abgefeuert werden). Hier ein berühmtes Bild der Royal Marines, 2007:
Royal Marines in Afghanistan Storm a Taliban Compound in 2007
http://www.flickriver.com/photos/defenceimages/6220131407/
@Bang50
sind Sie eigentlich Soldat und haben mal ein G36 im OHK oder mit LUCIE beim Gefechtsschießen benutzt?
Dann müssten man aus der Erfahrung wissen, dass man beim Schießen mit G36 und LUCIE kein Problem durch den Mündungsblitz hat.
Das gerade das zusätzliche Gewicht vorne an der Waffe das letzte ist was man will, da man gerade im OHK die Waffe sehr lange im Anschlag hat und das dannnkaum möglich ist und sie noch länger wird, während der Hochschlag bei ein Waffe in 5,56 ja das letze Problem eines Schützen sein der in der Schießausbildung aufgepasst hat. Selbst im Feuerstoß kann man beobachten, dass die Waffe bei dern meisten Schützen erst die Schulter nach hinten drückt und sich dann erst weg neigt wobei dann erst die Waffe nach oben auswandert.
Und zu dem Thema geplatzte Trommelfelle. Ist hier ihre Idee wirklich den Krieg leiser zu machen anstatt besseren (aktiv) Gehörschutz zu nutzen?
Das funktioniert ja nur wenn der Gegner sich da auch daran hält weil so lange er einen PRG in meine Richtung schießen könnte brauche ich immer einen leistungsfähigen Gehörschutz.
Weiter muss man sich bei diesen typischen Fallujah Berichten bezüglich der geplatzten Trommelfelle fragen was hier denn wirklich der Grund war? Ob klassischer in Ohr Gehörschutz wegen seiner Nachteile nicht getragen wurde oder einfach mal raus gefallen ist? Oder ob das Problem hier vielleicht nicht von den 5,56 Waffen stammt sonder von Handgranaten, IEDs und dem Einsatz von KPz in der nähe abgesessener Kräfte also typische Wirkmittel bei denen in der Ausbildung meist doppelter Gehörschutz getragen wird?
Ich will übrigens auch nicht bestreiten das es gute langlebige SDs gibt kenne persönlich aber den Preis nicht würde aber vermuten das dieser nicht gering ist (belehren Sie mich gerne eines besseren).
Auch will ich nicht sagen das diese schlecht oder unnütz sind. Was ich aber sage ist, dass ich die Priorität von SDs als niedrig einschätze. Es ist natürlich schön die Möglichkeit zu haben aber deshalb würde ich eine sonst gute Waffe nicht ausschließen und man schauen muss wie viel man bereit wäre dafür auszugeben – ob man dem wirklich so etwas wie zeitgemäße Optiken opfern würde.
@ Voodoo
von mir aus kann es auch gerne eine Ak 102 mit 16,5in Lauf (den es nicht gibt) standard Schienen, Ag36 Schnittstelle und verstellbare Schulterstütze, einen leichteren Verschluss (konstruktionsbedingt schwer möglich) und eine gute Lösung für die heiß-schieß problematik, sein
Ich wäre mit dem stg 44 außem 2 Weltkrieg zufrieden :)
Wie heißt es doch so schön: Vor Gericht, auf hoher See und bei öffentlichen Ausschreibungen…
Für eine Marktabfrage ist es durchaus üblich, zunächst einmal eine überschaubare Liste von Standards abzufragen, die (noch) nicht alles abbilden, was dann im eigentlichen Vergabeverfahren gefordert wird – diese Spazifikation läuft ja auch parallel.
TED ist übrigens kein reines Behörden-Ausschreibungsportal, sondern quasi ein Beileger zum Amtsblatt der EU, in dem alle verpflichtenden europaweiten Ausschreibungen (zuerst) veröffentlicht werden müssen – nicht nur die von Behörden, sondern auch von Unternehmen, wenn sie unter die Regeln fallen (z.B. solche im Staatsbesitz).