Exercise Watch: Der Westen übt (mit 12 deutschen Eurofightern) im Norden, Russland im Osten
Sowohl der Westen – mehrere NATO- und EU-Länder, dazu die Schweiz – als auch Russland haben am (heutigen) Montag groß angelegte Militärmanöver begonnen. Rund 100 Kampfflugzeuge und 4.000 Männer und Frauen Personal auf westlicher Seite; 12.000 Mann und 250 Kampfflugzeuge auf russischer Seite.
Die westliche Übung Arctic Challenge findet im wesentlichen über Norwegen (NATO-Mitglied) sowie Schweden und Finnland (nicht NATO-, aber EU-Mitglieder) statt. Deutschland ist mit zwölf Eurofightern und einem Tankflugzeuge der Luftwaffe beteiligt, außerdem stellt die Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) mehrere Flugzeuge. Die Schweizer Luftwaffe (weder NATO- noch EU-Mitglied) ist mit acht F/A-18 Hornet vertreten.
Das Ziel der Übung Arctic Challenge Exercise (ACE 2015) nach norwegischen Angaben:
In 2015 one of Europe’s largest fighter jet exercise is to take place in the Nordic countries, more than 4000 persons participating, with Norway as lead nation.
Norway is lead nation as nearly a hundred fighter jets from nine nations gather for a joint training exercise from 25 May to 5 June.
Arctic Challenge Exercise 2015 (ACE 2015) evolved from a Swedish exercise, Nordic Air Meet, and cross border training between the Nordic neighbours Sweden and Finland, back in 2009. The training exercise will take place in the High North, with the activity being divided between Bodø in Norway, Rovaniemi in Finland, and Kallax in Sweden.
„This is the second time the multinational training exercise is carried out, the first being in 2013. The plan forward is to continue every other year. Even though Norway, Sweden and Finland are the host nations, all of the participating countries contribute to the planning, which helps build our national and allied capability to lead air operations,“ says Brigadier General Jan Ove Rygg, head of RNoAF’s National Air Operations Center (NAOC), and ACE 2015 exercise director.
He continues, „The aim is to exercise and train units in the orchestration and conduct of complex air operations, in close relations to NATO partners. The unique cross border air space makes ACE 2015 a one of a kind training ground for increasing interoperability and skills in all parts of the chain.“
(Nachtrag: Ein ARD-Video vom 25. Mai zu dieser Übung – allerdings weiß ich nicht, wie lange das online bleibt: http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-87577.html)
Die russischen Streitkräfte begannen ebenfalls am Montag eine überraschend öffentlich bekannt gemachte Übung im Zentralen Militärdistrikt, der im Gebiet des Ural und in Sibirien liegt (und nicht in Zentralrussland).
Aus der Meldung der russischen Nachrichtenagentur TASS:
Some 12,000 troops, up to 250 warplanes and helicopters are involved in a surprise combat readiness check of the aviation grouping and air defense forces in the Central Military District, the Russian Defense Ministry press service reported on Monday.
The ministry said the drill is conducted to assess capabilities of the Air Force and air defense forces of the Central Military District to fulfil tasks to destroy air enemy in interaction with attached strength and reinforcements. (…)
According to the ministry, Long Range Aviation planes during the inspection will drill cruise missile strikes on ground targets of the imaginary enemy at the Pemboi range.
Nach russischen Angaben wurden über die OSZE alle Mitgliedsstaaten (genauer: die Unterzeichnerstaaten des Wiener Dokuments) über diese Übung informiert, obwohl es keine Verpflichtung dazu gebe. Damit wolle Russlan seinen guten Willen beweisen.
Zu beiden Übungen mal ein Blick von der Pazifikküste, von der Los Angeles Times: Russia and Western nations staging rival air combat exercises
Nachtrag: Ein Video der NATO vom 28. Mai, in dem auch der Kommandeur des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, Holger Neumann, zu Wort kommt:
Der Vollständigkeit halber die Auflistung der an der westlichen Übung Arctic Challenge beteiligten Staaten und Flugzeuge:
Participating Flying Forces | | | |
---|---|---|---|
Force | A/C Type | No | Base |
Finnish Air Force | F-18F-18 | 124 | Rovaniemi |
Swedish Air Force | JAS-39 CJAS-39 CASC-890C-130 AARNH-90/Super Puma |
126111 | KallaxRovaniemiKallaxKallaxKallax |
Royal Norwegian Air Force | F-16 MLUDA-20? | 121 | BodøBodø |
Royal Air Force | Tornado GR-4HawkDA-20 (Cobham)Voyager AAR | 8421 | BodøKallaxKallaxBrize Norton |
German Air Force | EurofighterMRTT AARPC-9 (GfD)Learjet (GfD) | 12112 | BodøBodøKallaxBodø |
US Air Force | F-16 CG | 12 | Kallax |
French Air Force | Mirage 2000 | 8 | Rovaniemi |
Swiss Air Force | F/A-18 | 8 | Kallax |
NATO AWACS | E-3 | 2 | FOL Ørland |
Royal Netherlands Air Force | KDC-10 | 1 | Ørland |
Other participating forces: | | | |
---|---|---|---|
Force | Type | No | Location |
Finland | JDLOCCRCJTAC | Bodø/Jokkmokk | |
Sweden | JDLOCCRCJTAC | 2 | Jokkmokk |
Norway | NAOCNAOC repJDLOCCRCArmyJTAC | ReitanKallax/RovaniemiBodø/Setermoen | |
Great Britain | JTACCRC Personnel | 24 | Jokkmokk |
Germany | JTACGLO NAOCCRC personnel | 213 | Bodø/JokkmokkReitanRovaniemi |
The Netherlands | CRC PersonnelL-16 Management Cell | 61 | RovaniemiRovaniemi |
(Foto: Norwegische F-16 – Nils P. Skipnes/Norwegische Streitkräfte)
Bei 12 EF in einer Übung würde mich natürlich interessieren, wieviele EF denn im Moment überhaupt flugfähig sind? Ob damit noch alle Alarmrotten in Deutschland einsatzfähig sind und mittlerweile sich die Ersatzteilsituation sich beim EF entspannt hat oder ob damit die Mehrheit der einsatzfähigen deutschen EF sich im Ausland befindet?
Na, immerhin sind das 50 Prozent mehr als der Schweizer Beitrag…
Im Ernst: Ich frage mich langsam, warum ich die Infos zu deutscher Beteiligung an Übungen im Ausland von den jeweiligen Ländern oder gar von Russia Today eher bekomme als von der Bundeswehr. Irgendeine Ahnung?
Noch im Pfingstmodus, oberflächlich, unfähig, Bedenken vor der öffentlichten Meinung: NATO bedroht RUS und Lw beteiligt sich? Auf jeden Fall seltsam merkwürdig.
Entweder ist die Pressearbeit der BW so schlecht, weil 12 EF in einer Übung hätte die Luftwaffe doch zu Recht groß rausstellen können oder die Übung wird aus politischen Gründen versteckt, weil man die Russen nicht provozieren will.
Während die USA gerne einen Dragonerritt öffentlich inszeniert, wird die BW vor der Öffentlichkeit eben versteckt, statt positive Nachrichten groß raus zu stellen.
Die deutschen Panzer im Baltikum wurde ja auch nur von RT Deutsch gezeigt und nicht von der BW gewürdigt. Immerhin rollten nicht nur Fuchs Panzer, sondern auch Boxer im Wüstentarn durch die lettische Stadt Schaulen bei Sabber Strike 2015.
http://www.rtdeutsch.com/20264/international/litauen-deutsche-und-amerikanische-panzer-werden-fuer-nato-uebung-in-stellung-gebracht/
Ich diagnostiziere hier mal chronische Angst vor Schlagzeilen (jedweder Art). Anders kann man die PR (oder eher Nicht-PR) der Bundeswehr nicht mehr logisch erklären.
Der Auftrag der Bw „Landesverteidigung als Bündnisverteidigung“ (aktuelles Weißbuch) wird eben nicht kommuniziert, wobei ja FIN und SWE (noch) nicht im Bündnis sind.
Landesverteidigung beginnt eben nicht erst an der deutschen Staatsgrenze (ob sie es allerdings am Hindukusch tut sei einmal dahingestellt)!
Wird Deutschland im Baltikum verteidigt? Oder in Polen? Oder in der Ukraine? Oder haben wir vitale Interessen auch in Übersee, die auch militärisch geschützt werden sollten?
@TW
Ist das nicht einfach ein Qualitätsmerkmal ihrer Arbeit, wenn sie vor der offiziellen Berichterstattung sind?
pi
@ Thomas Melber
Niemand im politischen Berlin traut sich diese Fragen mal laut zu stellen. [Süffisanz an] Es könnte ja eine echte Diskussion entstehen, die die politischen Entscheidungsträger am Ende zum Beziehen klarer Positionen und zur Übernahme politischer Verantwortung zwingt. Und das geht ja gar nicht …[Süffisanz aus]
Erstmal abwarten ob heute Mittag bei http://www.luftwaffe.de nicht doch noch dazu was kommt. In normalen Wochen kommen dort Montag, Mittwoch und Freitag die Beiträge. Ist halt auch die Frage ob gestern schon irgendwas „fotogenes“ passiert ist. Und es muss auch jemand für die Berichterstattung vor Ort sein. Texte müssen geschrieben und abgesegnet werden. Das muss dann natürlich zeitnah für die Veröffentlichung verfügbar sein und eingetaktet werden. Soooo schnell geht das dann doch nicht. Aber grundsätzlich habt ihr alle Recht, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr ist noch deutlich ausbaufähig – wenn man das (wie hier schon oft aufgezeigt) mit anderen Streitkräften vergleichen würde. Andererseits sorgt das für ordentliche Zugriffszahlen hierzulande bei http://www.augengeradeaus.net ;-)
@Stefan Büttner
Sie haben Recht, was Luftwaffen-Berichte über den Verlauf der Übung angeht. Aber dass deutsche Maschinen an Arctic Challenge teilnehmen, dürfte schon ein paar Tage vorher in der Luftwaffe geplant worden sein…
@csThor / Thomas Melber
Niemand in Berlin, fraktionsgemeinsam, hat ein Interesse der SiPo-Diskussion, was denn unsere deutschen Interessen seien. Das hieße, wie viele an dieser Stelle zurecht klarstellten, Farbe bekennen zu müssen.
In erster Linie gegenüber DEM Wahlvolk, dass überhaupt noch den Weg zur Urne findet; möglicherweise würden somit aber obendrein noch Nichtwähler aufgeschreckt und in ungünstiger Absicht ihr Stimmrecht nutzen.
Mit einem Bekenntnis sicherheitspolitischer Interessen, im Verbund mit Anerkennung des Militärischen als Teil von Sicherheits- und Außenpolitik hat die Qualität, den deutschen Wohlstands-Bürger (-michel) nachhaltig zu verschrecken.
Den Schutz unserer lebenswichtigen Handelsrouten auf den Weltmeeren überlässt der Durchschnittsbürger gern den „Anderen“, die sicherheitspolitische Dimension der afrikanischen Fluchtbewegungen gen Norden desgleichen, im Gegenteil, dies Faktum wird geleugnet, um beim Blick in den Spiegel gewiss zu sein: wir sind die Guten, die anderen schießen?
Und hat nicht ein ehemaliger Bundespräsident H. Köhler bei Bekenntnis zu diesem Thema bereits einmal das Handtuch geworfen? Niemand will ihm folgen.
In Summe: Ehrliche, gar nicht mal offensive Darstellung alles Militärischen bleibt stiefmütterlich in der Außendarstellung. Bleibt die Hoffnung auf das Weißbuch 2016, aber wer nimmt es zur Kenntnis und zieht Konsequenzen?
@closius
das hier ansässige TaktLwG 74 ist dabei. Um die QRA (Neuburg, momentan Lechfeld) aufrecht zu erhalten, werden die restlich verbliebenen Maschinen zur Ersatzteilgewinnung heran gezogen
Ich glaube das gleitet wieder in den OT Bereich ab. Vielleicht verschiebt man das besser ins Bällebad. Deshalb nur eine provokante Frage: Heißt Diskussion nicht alle möglichen Optionen auf den Tisch packen und … nun ja … diskutieren? Also auch die Frage nach einer möglichen Absage des Souveräns an interventionistische Bestrebungen und ggf die sich daraus ergebenden Folgen (politisch in EU und NATO, im Verhältnis zu FRA/UK/US, europ. Territorialverteidigung ggüber Russland – Ostpolitik & SPD?) …
Und da isser ja schon:
https://bw2.link/dFbQc
Erstbeitrag zu Arctic Challenge – und ich bin mir sicher, es werden weitere folgen.
Mittlerweile ist ein Artikel zu Arctic Challenge 2015 bei luftwaffe.de online:
http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK9nHL9cJBsSqpecn5eagmILEnNK8kEkulFiSX5RXoF-UUlOSCZ0qIioIxeZop-pIGhi5OBmQEMGNZYhoc5m_hYWJi7eDoF6Rfk5joCAJhmdpg!/
Vielleicht ja als Reaktion auf die Diskussion bei augengeradeaus! ;-)
Aber in welcher Qualität? Da ist wohl keiner mehr für Korrekturen etc. verantwortlich, oder?
Oder war es eine reine Panikreaktion auf die Kommentare hier auf AG?
Gibt’s bei Arctic Challenge eigentlich CAS-Anteile, s.a. Thread „Lw übt Close Air Support“?
Sofern ja, wer stellt deutsche JFST? Nötig haben sie es. Ist schon ein nachhaltiger Unterschied, ob mein Ansprechpartner -oben- deutscher Zunge oder ggf. texanischer ist, trotz vorgegebener Verfahren. Wenn irgendwo gilt, ”Übung macht den Meister”, dann für JFST (FAC / JTAC)!
@KPK
Da Sie bei den assets nicht „wünsch Dir ‚was“ haben ist gerade auch bei CAS / CCA Interoperabilität erste Pflicht.
@Thomas Melber, wie wahr, vllt. ist ja was zu hören/lesen im Lw-Portal oder anderen Orts.
Na seht ihr, alles wird gut ;-)
Aber da von letzten Mittwoch die Rede ist im Text wird vermutlich bald die Frage auftauchen warum es nicht schon Freitag online ging. Pfingsten, Ferien … übt Nachsicht mit den Kameraden. Und sie lassen uns nicht alleine:
„Luftwaffe.de wird weiter von der laufenden Übung berichten.“
@Closius – Schaulen liegt in Litauen (nicht in Lettland) und heißt auf litauisch Šiauliai. In der Nähe der Stadt sind die Abfangjäger der Nato stationiert. Insofern sind deutsche Militärfahrzeuge in der Vergangenheit ab und an im Stadtbild zu sehen gewesen (laut meinen litauischen Freunden). Interessanter finde ich die Verwendung des Namens Schaulen durch RT. Der russische Staat reagiert z.b. nicht sehr entspannt wenn anstelle Kaliningrad der Name Königsberg offiziell verwendet wird! Wer will hier uns Deutsche an verlorene Gebiete erinnern (und Schaulen war niemals Teil des deutschen Reiches!)?
Ist natürlich hypothetisch, ich könnte mir folgende Gründe vorstellen:
– In der Vergangenheit war die Bundeswehr nicht „scharf“ geschaltet. Man vegetierte so vor sich hin, sah so recht keinen Sinn in Landesverteidigung, die „Helden“ waren im Auslandseinsatz und im Dienst-Alltag wollte man sich einen lauen Lenz machen. Man hat schlicht verlernt, wie Landesverteidigung (auch kommunikativ) geht.
– Die deutsche Öffentlichkeit war/ist geprägt durch eine Ablehnung von allem Militärischen. Insbesondere bei allem mit Medien ist ein Personal verbreitet, dass sich gern antimilitaristisch inszeniert und sich in einer Wohlfühl- Kuschel-Denke eingerichtet hat, dass die Welt doch friedlich sei, wenn wir nur abrüsten. Die Wortbeiträge im Tagesthemen-Beitrag sind da entlarvend. Die Wortbeiträge von Nicht-Deutschen betonen die Notwendigkeit einer glaubhaften Fähigkeit zur Selbstverteidigung, der deutschsprachige Wortbeitrag sah in der Übung eine schuldhafte Eskalation der Situation. Das ist symptomatisch für Deutschlands Position in der Welt. Die deutsche Bevölkerung ist inzwischen in ihrem Selbstverständnis so verunsichert, dass man sich lieber von Putin unterwerfen ließe, als gegen Russland zu kämpfen.
– Die Medienarbeit der bundesdeutschen Außen- und Sicherheitsfachleute ist schlicht unprofessionell. Man glaubt, mit einer Presseerklärung auf der Bundeswehrseite hätte man genug kommuniziert und macht Feierabend. Anschließend wundert man sich, dass man überall durch den Kakao gezogen wird und „trinkt“ auch noch von der Plörre, durch die man gerade gezogen wurde. Unsere Feinde wissen, dass sie gewinnen können, wenn sie uns fragmentieren und unsere Willenskraft erschüttern. Unsere Verantwortlichen scheinen diese mentale Dimension der Organisation von Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit offenbar nicht einmal auf dem Schirm zu haben.
Ist halt keine „Briefträger beißt Hund“ Story, wenn 12 EF an einer Übung teilnehmen……..und da wohl niemand einen Besenstiel anstelle eines Staurohres an den EF entdeckt hat…..und die Russen machen ihre Übung ja auch nicht in unmittelbarer Nähe zur NATO, also sind Begegnungen der dritten Art mit geilen Abfang-Videos auch nicht zu erwarten…..was soll’s also……
Ich denke mal, die Besucherstatistik auf luftwaffe.de.ist streng geheim eingestuft………warum sollte man also den Aufwand betreiben und quasi eine real-time Berichterstattung über solche Manöver angesichts des „breiten“ Publikum-Interesses produzieren ?
Die policy in Berlin ist in Sachen Rußland eindeutig auf „de-escalation/de-confliction“ gesetzt und selbst die FOCUS-Hysteriker locken mit „Russischer Beamter brüllt deutschen Parlamentarier an“ eigentlih niemanden mehr aus dem Lehnstuhl hervor……
Dann übt mal schön ;-)
@Stefan Büttner et al
Auch wenn wir mäandernd vom eigentlichen Thema, der Übung Arctic Challenge, immer wieder abkommen und ich in diesem Fall sicherlich sehr mit dran Schuld bin:
Wenn der Bw/BMVg-Apparat die Ankunft der Ministerin in Indien innerhalb weniger Stunden vermelden kann, noch dazu mit Bild, erschließt sich mir nur begrenzt, warum am Dienstag ein Bericht vom Abflug am vorangegangenen Mittwoch online geht, zu einer Übung, die am Montag richtig begonnen hat…
Die Verteidigungsministerin hat einen ganz anderen medialen Stellenwert, als eine militärische Übung. Überrascht mich ehrlich gesagt aber auch nicht.
Die deutschen (und alliierten) Soldaten haben in Šiauliai einen guten Ruf (nicht zuletzt, weil sie die Hotels und durch Einkäufe diverse Landenkassen füllen). Schaulen hieß der Platz in der Wehrmachtssprache im II WK, da waren dort ein Haufen deutscher Geschwader stationiert. Daher mögen die Litauer es überhaupt nicht, wenn Deutsche die Bezeichnung Schaulen heute noch verwenden.
Was die zwölf EF anbelangt: Vielleicht war es einfach Gedankenlosigkeit (interessiert eh keinen). Aber angesichts des „Klar“standes EF wäre das wenigstens eine Kurznachricht der LW wert gewesen. Nehmen wir also das 1. von 5 Axiomen von Paul Watzlawick: Man kann nicht nicht kommunizieren…
Re: Freiherr vom Stein, Zustimmung auf ganzer Linie.
„…, der deutschsprachige Wortbeitrag sah in der Übung eine schuldhafte Eskalation der Situation. Das ist symptomatisch für Deutschlands Position in der Welt. Die deutsche Bevölkerung ist inzwischen in ihrem Selbstverständnis so verunsichert, dass man sich lieber von Putin unterwerfen ließe, als gegen Russland zu kämpfen.“
War – leider – nie anders. Für ‚Lieber rot als tot“ gingen in en 80ern 100.000e auf die Straßen. Und die damals freudig Mitlaufenden, weil z.B „immer schön friedlich sein“ offizieller Bw-Sticker war, sitzen heute vielfach immer noch in meinungsbildender Funktion. Und sie haben Erfolg, durchschlagend. Wie ist es sonst zu erklären, dass die diversen Baustellen der SK nur insofern interessieren, als dass Redaktionen sich trefflich „vergnügen“ noch einen oben drauf zu setzen.
Die ggf tatsächliche Konzequenz wird eben nicht mal ignoriert, sie wird überhaupt nicht erkannt. Medien sind eingeübt, im Einklang mit der Gesellschaft, jegliche Konsequenzen ins Reich der Phantasien „ewig gestriger“ zu rücken.
@ T.Wiegold | 26. Mai 2015 – 13:36
Na, dann wäre das doch sicherlich gut für ein eigenes Thema incl. investigativem Journalismus!
Möglicher Arbeitstitel: „Warum ist die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik zu doof für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit?“
Es kommt darauf an ob überhaupt ein Redakteur der Luftwaffe zu der Übung mitangereist ist. Falls dem nicht so ist, muss die jeweilige Redaktion auf Bilder des zuständigen Presseoffiziers der Übung warten oder auf die Bilder/den Bericht eines engagierten Soldaten hoffen.
Jener Bericht wird gesichtet, redigiert und muss von zumindest zwei Stellen noch abgesegnet werden. Das dauert seine Zeit, wobei an sich ein Bericht über eine NATO Übung mit 12 Eurofightern eine gewisse Priorität haben sollte.
@T.Wiegold
Der Pressestab der Verteidigungsministerin arbeitet m.W.n. völlig anders als die Pressestellen der Bundeswehr. Gerade der Pressesprecher hat weitaus ‚kürzere Wege‘, da er üblicherweise alleinverantwortlich Inhalte in das Internet einstellen kann.
Ich könnte mir gut vorstellen das man lieber eine erfolgreich abgeschlossene Übung im Nachklapp gemeldet hätte.
Denn jetzt besteht ja die „Gefahr“ das ein ausgefallener Eurofighter sich in die Reihe der Negativschlagzeilen einreiht.
Diese Gefahr gibt es bei der Ministerin in Indien nicht, außer sie versucht vielleicht zu tanzen.
Mit einem SiPo-Thema als thread könnte ich mich sehr anfreunden. Am Titel „Warum ist die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik zu doof für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit?“, ließe sich bestimmt noch formulierungstechnisch arbeiten.
Der Ansatz enthält sicherlich grundsätzliche Relevanz. Viele Beiträge zu unterschiedlichsten Themen sind, bedingt durch jeweilige Fragestellung, oft an technischen Abläufen orientiert. Dabei wird m.E. leider grundlegend geringfügig betrachtet, dass alles Militärische ausschließlich Funktion des Politischen ist.
Wenn mithin ein Gewehr, KPz, Lfz, Schiff nicht adäquat in seiner Funktionalität ist, lässt sich trefflich über materielle Minderleistungen auseinandersetzen, die Ausgangsfrage der mit diesem Gerät verbundenen politischen Absicht wird aber nicht gestellt. Die zu fordernde Antwort bestimmt aber in letzter Konsequenz das was, wozu, wieviel einer Bewaffnung/Ausrüstung/Stärke.
@LTC007 – so krass wie Sie die litauische Haltung schildern ist sie nicht. ich bin verwandschaftlich nach Litauen verbunden und da ist es ziemlich schnuppe ob ich den deutschen (der Name Schaulen ist älter als WK II – siehe Chronik des Peter von Dortmund) oder den litauischen Namen gebrauche. vielen Litauern sind die Verbindungen zw. D und LT in der Vergangenheit klar. Siehe Schnapsas, Skandalas etc. in der Umgangssprache.
Da wir abschweifen – wenn gewünscht hat T.Wiegold die Erlaubnis Ihnen meine Mailadresse zu geben, so dass wir die litauische Debatte per Mail weiter führen können.
Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt – es steht bereits der nächste Beitrag online:
https://bw2.link/dhM9h
@KPK
Durch die sehr überschaubare Zahl von Flugstunden der deutschen Tornados und der immer noch nicht vorhandenen CAS Fähigkeit der Eurofighter sind es deutsche JTACs gewohnt mit nicht deutschen Piloten zu trainieren, das stellt somit nicht unbedingt ein großes Problem für die JTACs dar. Auch in Afghanistan wurde ja nur mit ausländischen airforces gearbeitet, genügend Trainingsmöglichkeiten waren da vorhanden.
Materialtechnisch schaut das im Vergleich zu anderen Nationen aber sehr sehr traurig aus,aber das wird sich in der deutschen Armee wohl nie ändern.
Wahrscheinlich werden auch ein paar deutsche JTAC mit bei der Übung sein, bei so vielen Assets sollte man das schon ausnutzen
@Roman | 26. Mai 2015 – 11:27
„Aber in welcher Qualität? Da ist wohl keiner mehr für Korrekturen etc. verantwortlich, oder?
Oder war es eine reine Panikreaktion auf die Kommentare hier auf AG?“
Versteh ich nicht.
Bez. Rechtschreibung bin ich von etablierten Medien, z.B. SZ, mittlerweile wesentlich Schlimmeres gewohnt (von den – weiteres Beispiel – ARD Online-News ganz zu schweigen, die sind meistens unterirdisch).
Entschuldigung vorab bei Thomas Wiegold für diesen meinen offtopic Beitrag.
@Ungedienter: Sie haben zwar Recht, das Schaulen in Litauen liegt und nicht in Lettland, allerdings hatte ich nur den Text von RT Deutsch abgeschrieben und dort stand im Text Lettland und nur in der Überschrift Litauen.
RT Deutsch macht offensichtlich öfters Fehler(wir hatten schon Drachenritt statt Dragonerritt).
T.Wiegold | 26. Mai 2015 – 13:36
„…erschließt sich mir nur begrenzt, warum am Dienstag ein Bericht vom Abflug am vorangegangenen Mittwoch online geht, zu einer Übung, die am Montag richtig begonnen hat…“
Vielleicht traut man sich nicht (glaube ich nicht) oder man darf nicht (wohl eher, „nur kein Aufsehen erregen“).
Ist halt kein opportunes „Wir bauen Schulen, Strassen und Brücken“-Thema.
@TW
Show sind sogar der Tagesschau voraus. Sie berichten über die Übung ohne Erwähnung erinnert deutschen Beteiligung. Einfach peinlich.
pi
Also, seit einigen Stunden wird in allen seriösen Nachrichten Arctic Challenge an 4/5-Stelle der News gemeldet, ohne allerdings die Lw-Beteiligung ausdrücklich zu erwähnen. „NATO hat begonnen …“. Dass die Übung lange vor der UKR-Krise geplant war, geht einher mit der Meldung zur RUS-Übung in Sibirien.
Es wird immerhin gemeldet, einen sicherheitspolitischen Bezug vermisse mich trotzdem.
Nachdem ich auf der Seite der Bundeswehr die Fotos von den eingesetzten Eurofighter gesehen habe hätte ich da mal eine Frage an die Experten:
Mir fällt immer wieder auf, das sich an den deutschen Eurofightern offensichtlich kein PIRATE-Sensor befindet. Sind die deutschen Maschinen damit grundsätzlich nicht ausgerüstet oder wird der nur zu besonderer Gelegenheit in einige ausgewählte Maschinen eingebaut? In letzterem Fall frage ich mich, wieso anscheinend ohne ein so wichtiges Ausrüstungsstück geübt wird. In ersterem, soll das noch nachgerüstet werden?
Ich frage auch, weil ich mich nicht entsinnen kann, auch nur ein einziges halbwegs aktuelles Bild englischer, spanischer oder italienischer Maschinen ohne gesehen zu haben.
@EineAußensicht:
Deutschland hat PIRATE nicht bestellt (sparen!).
Man dachte ursprünglich wohl der visuelle Kontakt ist nicht so wichtig. Nun stellt sich beim Air Policing im Baltikum leider das Gegenteil heraus.
Nachrüstbar wäre es, aber dafür müsste die Luftwaffe nicht nur darüber reden, sondern es fordern.
Aber Sensorik ist eben allgemein nicht „sexy“…
@Memoria
„Sexy“ ist, was ich zur Auftragserfüllung brauche. Und wenn es Schanzzeug ist.
’soll natürlich nicht bloß „nice-to-have“ sein.
@ memoria
„Aber Sensorik ist eben allgemein nicht “sexy”…“
was wollen Sie denn? symmetrische luft-luft gefechte sind doch heute nicht mehr vorstellbar! Wenn überhaupt nur mit mindestens! 10 jahren vorwarnzeit.
deswegen brauchen wir AESA auf eurofighter auch erst wenn potentielle gegner schon bei der nächsten flugzeuggeneration angekommen sind.
lufgestütztes ELOKA/jamming?
SEAD/DEAD in S400/torm2 umgebung?
Seeziele?
……
man ist ja schon stolz wenn man mit müh und not auf die nötigen flugstunden kommt. das fliegen nur mittel zum zweck und man am ziel des fluges auch was „machen“ können muss so richtig mit equipment und combat ready crew scheint irgendwie in vergessenheit geraten zu sein.
Der russe liefert jendefalls keinen modernen jet ohne OLS system aus. aber wir wissen es in unserere unermesslichen weisheit vermutlich besser.
wie war das noch?
„zwischenstaatlich territorialkonflikte sind auf europäischem Boden absehbar unwahrscheinlich!“
na dann…
Man kann (leider) den Beitrag von Memoria nehmen, „der visuelle Kontakt“ durch „die Landesverteidigung“ ersetzen und das selbe dann mit „Air Policing im Baltikum“ und „Blick auf die Sicherheitslage“. Die Frage welche Chancen wir in einem eventuellen Konflikt mit unserem Super-Spar-Menü bei einer realistischen Betrachtung hätten, stellt man sich dann lieber nicht….
Bezüglich CAS-Fähigkeiten des EF. Wie sieht es da eigentlich in Österreich aus? Können wir wenigstens behaupten, dass zumindest eine Nation noch schlechter dasteht? (Auch wenn es beim kleinen Bruder gar nicht mal so sehr am Willen fehlen dürfte. In diesem Fall wird das Fehlen der Fähigkeit eher mit knappen Kassen zusammen hängen)
@Memoria
Das hatte ich schon vermutet. Danke für die Bestätigung. Ich als nicht-BW-Angehöriger (und Steuerzahler!) kann da nur den Kopf schütteln kann, wieso man da auf ein anscheinend so zentrales System verzichtet. Was hätte das denn pro Maschine gekostet? Andererseits, angesichts der damaligen Diskussion, ob man auf das DASS verzichten könne, sollte einen vielleicht nichts mehr wundern. Aber ich gleite ab…
Das ist doch die putzige Idee der Lw-Führung: Wir verkaufen die Tranche 1 Eurofighter an irgendwelche Deppen und behalten nur 140 Eurofighter der Tranches 2 und 3 für unsere super-duper-mehrrollenfähigen Taktischen Luftwaffengeschwader (ein Wunder, dass man den altertümlichen Begriff „Geschwader“ behalten hat). Leider hat man die Rechnung ohne die Wirte gemacht! a) Kauft die Tranche 1 keiner – außer eine kleine Alpenrepublik – und b) will die politische Leitung die Tranche 3 aus Kostengründen gar nicht mehr vollumfänglich abnehmen. Insofern kann man die Idee mit den mehrrollenfähigen Geschwadern getrost vergessen…Allein schon die Idee, dass der Tornado habe eine Mehrrollenfähigkeit habe, Bezeichnung „MRCA“ hin oder her, ist absurd.
Bleibt natürlich auch die Frage des Nuklearwaffenträgers, wenn der TORNADO außer Dienst gestellt wird.
Na wenn man sich mal anschaut, wie lange die US Air Force ihre KC-135 und B-52G/H im Dienst behalten will. Die werden dann eines Tages gute 80 Jahre alt sein. Da ist beim Tornado noch ein wenig Luft ;-)!
Bei denen wird das Typenschild 80 Jahre alt werden, viel mehr aber auch nicht ;-)
Interessanterweise ist bislang niemandem, auch mir zunächst nicht, etwas bahnbrechend Neues (ohne Ironie!) in der oben verlinkten Luftwaffen-Geschichte https://bw2.link/dhM9h aufgefallen:
Erinnert sich noch jemand an den Eiertanz, als es darum ging, dass deutsche MRTT französische Jets für den Mali-Einsatz betanken sollten? Und es erst einiges an Papierkram für eine ‚Zertifizierung‘ zu bewegen galt? Jetzt sind offensichtlich sogar die Schweizer Maschinen, obwohl weder in der NATO noch in der EU, für deutsche Luftbetankung zertifiziert. Das lässt aufhorchen.