Die NATO-Speerspitze: Deutschland vorneweg
Damit es hier nicht nur um Hubschrauber geht… und um die aktuelle Entwicklung nicht zu verpassen: Die Planungen der NATO für die auf dem Gipfel Anfang September in Wales beschlossene Very High Readiness Force, die so genannte Speerspitze nehmen Fahrt auf, und die Deutschen sind erst mal vorneweg mit dabei. Das wird beim (heutigen) Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel eine Rolle spielen. In den Vorbereitungen für eine Art Zwischenlösung, bis zur vollständigen Aufstellung der innerhalb weniger Tage einsatzfähigen Speerspitze, hat die Bundeswehr zusammen mit den Verbündeten Niederlande und Norwegen eine Schlüsselrolle, wie NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor dem Ministertreffen erläuterte:
At the Wales Summit, we agreed on a Readiness Action Plan to deal with challenges from both east and south. We are committed to implementing the plan on time and in full.
Tomorrow, we will review our progress and discuss the next steps.
We have already boosted our presence in the eastern part of our Alliance. We have five times more planes in the air. Our forces start an exercise every two days. And we have also increased the number of ships in the Baltic and the Black Seas.
All Allies are contributing. Twenty-eight for twenty-eight.
We are also developing a Spearhead Force, able to respond within days. We are working to stand up this new force in 2016.
In the meantime, we are enhancing what we have. I expect that early next year, a number of Allies will provide an interim force with a high level of readiness. This will make us even better prepared to deter and to defend against any crisis arising around our borders. (…)The Interim Spearhead Force… or the Interim High Readiness Force is important. And it actually proves that we are implementing the Readiness Action Plan, actually faster than planned; because this interim solution was not in the decision we took at Wales. It is something that developed after. So we get more readiness sooner than expected by establishing the interim force which is going to be operational early next year. So in that way we are ahead of schedule when it comes to the establishment… establishing or following up the Readiness Action Plan and to make our forces more ready.
So far, there are three countries. And you mentioned them: it’s Germany, the Netherlands and Norway. There are also dialogues with others. The thing is that we are basing this on the existing NATO Response Force. So what we are doing is that we have the NATO Response Force. And then we are taking part of the NATO Response and making that part more ready, more prepared, and in that way increasing our readiness.
So this is a bridge… This is an interim solution until we have the more permanent High Readiness Force or Spearhead Force.
Die signifikante deutsche Rolle ergibt sich teilweise aus der Beteiligung des Deutsch-Niederländischen Korps als Kommando der NATO Response Force (NRF) 2015, ebenso aus der hohen Bundeswehr-Beteiligung an dieser – bereits bestehenden – NATO-Eingreiftruppe im kommenden Jahr. Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise und der härteren Haltung der Allianz gegenüber Russland hat natürlich die seit Jahren übende NRF einen anderen Stellenwert bekommen.
Insofern werden die Beschlüsse des Brüsseler Treffens schon bedeutsam.
Jetzt wäre mal interessant, eine Liste der deutschen Beteiligung an der NRF 2015 zusammenzustellen. Das geht, dauert aber immer ein bisschen, weil offizielle deutsche Stellen sich da immer so zurückhalten (andere Bündnismitglieder sind da bisschen offener). Immerhin wissen wir ja schon, dass die Marienberger Jäger einen Gefechtsverband für die NRF2015 stellen.
(Foto: Übung ‚Noble Justification‘ – defensie.nl)
mal zum verständnis.
im Domröse interview zum thema HRF wurden ja die responsezeiten thematisiert. tenor war truppenkörper muss innerhalb von 48 marschbereit sein. vorauskräfte innerhalb 48 stunden im bereitstellungsraum.
unter anderem meinte er auf nachfrage die kaserne dürfe schoon verlassen werden, der garnisonsort aber nicht (alarmierung per handy o.ä.)
wie soll das eigentlich mit den pendlern und sonstigen einschränkungen bewerkstelligt werden? müssen die dann in der kaserne biwakieren?
wie läuft hochbereitschaft auf verbandsebene praktisch? auch was munition/betriebsstoffe angeht. das muss doch alles parat liegen. in für abschreckungsszenar glaubwürdigen Mengen. Mun??
Jäger oder PZ Gren? oder ist das inzwischen dasselbe?
„Der Gefechtsverband, der 2015 den deutschen Anteil der NRF stellt, besteht aus 30 Marder-Schützenpanzern des Panzergrenadierbataillons 371 und weiteren Kräften wie Pionier- oder Sanitätsanteilen.“
@wacaffe
Das wird die interessante Frage. Unterm Strich würde es ja bedeuten, dass die deutschen Anteile dieser Zwischenlösung (wie auch die spätere, eigentliche Speerspitze) ein Jahr lang in 48-Stunden-Bereitschaft stehen müssten. Also Urlaubssperre für ein Jahr?
@Dante
Das Panzergrenadierbataillon 371 führt den Namen Marienberger Jäger, auch wenn’s PzGren sind. Oder so?
Das mit dem Verbandsnamen ist so richtig: PzGrenBtl 371 „Marienberger Jäger“. Dort kursieren auch schon wilde Gerüchte wo es denn im Januar hingehen soll- man munkelt gen Osten. Und der Heldenklau geht auch schon um…
@ T.W.
„Also Urlaubssperre für ein Jahr?“
00Wiegold übernehmen sie ;-) . auch was den gerödelaspekt angeht (munition usw.) glaubwürdige abschreckung bedeutet das man gefechtsfähig im einsatzraum aufschlägt und nicht „nackt“.
meine vermutung: man hat auf politischer ebene zwecks gesichtswahrung irgendwas zugesagt ohne sich über die praktischen konsequenzen klar zu sein.
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seit wann hat ein PzGren bataillon eigentlich nur 30 SpZ?
Na ja, wie hatte ich Anfang September geschrieben: Sagen wir mal so: Als Chef Zwote dieses Bataillons würde ich mir schon mal über die Urlaubspläne Gedanken machen.…
Die Kompanien werden wohl gewürfel (SP die von TW gerade angesprochene), demnach auch die SPz, wobei ich nicht glaube das da 30 SPz einsatzbereit im StO sind. Werden wohl woanders her geholt…
“
…Urlaubspläne Gedanken machen.…“
Riga ist doch auch nett.
Könnte VdL doch als „family package“ anbieten,
Mutter-Kind Biwak neben HRF Feldstellung. ;-)
@ wacaffe
Villeicht meinen die den Marder A5A1 mit Klimaanlage von denen es laut wiki nur 35 stk insgesamt gibt.
Spielt da dieses dynamische Verfügbarkeitsmanagement dann eine Rolle?? Sollte das für die Speerspitze funktionieren? Die Frage stellte sich mir als ich die Zahlenangabe der SPz gelesen habe… Oder ist das in dem Zusammenhang einfach irrelevant?
Gab es früher auch, nannte sich „NATO-Alarm“, das war dann aber zeitlich befristet. Da galt dann auch ein Alkoholverbot.
Übrigens, gilt Rufbereitschaft nicht als Arbeitszeit?
@wacaffe
70% sind doch bei der bw jetzt die neuen 100% Einsatzbereitschaft in einem Btl ;-)
@ all
Deutschland übernimmt also eine Führungsrolle in der Speerspitze der NATO. Hat man den Parlamentariern schon erklärt, was dass bedeutet? Z.B. extrem schnelle Entscheidungsfindung ob Einsatz ja/nein und das bei einem ggf. sehr unklaren Lagebild? Oder regeln wir alles über Art. 5 und lassen notfalls später in Karlsruhe die Arbeit rückwirkend erledigen?
Ich glaube fast, man weiß wieder einmal nicht, wem man hier was versprochen hat; vor allem nicht vor dem Hintergrund der Ausrüstungsabenteuer / -misere innerhalb dieser unserer Streitkräfte…
@wacaffe: Man stellt ja nur einen „Gefechtsverband“, der teilweise von den Grennis gestellt wird, kein ganzes Bataillon. Bei 30 Marder sieht es nach 2 Panzergrenandierkompanien plus Kommandeur (der hat auch 2 Marder) und ein paar Unterstützer aus.
Dieser Verband wirkt auf mich nicht besonders schlagkräftig…
wacaffe | 02. Dezember 2014 – 12:43
Schöner als Kabul !
Aber mit Dingo und Fennek und Enok kann da nicht viel Ausrichten
Wenn ich schon vor 2 Jahren schrieb das t 80 Vorzeitig ausgemustert wurden , und zu Ari Werfer Umgebaut wurden
Ulmer Kommando könnte Nato-„Speerspitze“ führen
Der Befehlshaber des Kommandos, Generalleutnant Richard Roßmanith, hält es für möglich, dass seine Soldaten dabei eine Rolle spielen […] Der Verband wird Teil der Schnellen Eingreiftruppe der Nato (Nato Response Force/NRF) sein.
DIE WELT (22.10.14)
Und von diesem 30 Marder fallen dann noch 10 aus, bräuchte man ja eine Umlaufreserve ;-). Vom eng gestrickten Personal nicht zu reden, wäre interessant ob die hinteren Kampfräume voll sind. Hab da meine Zweifel….
wir haben die Kampfräume nichtmal 2001 in (ver)wesendorf voll bekommen. Dass dürfte sich nach ablauf der Wehrpflicht nicht gebessert haben, zumal die BW ne freiwilligenarmee ist und die Stimmung der Leute im Land nicht danach ist sich im V-Fall in diesem trägen Oltimer zu setzen.
Bekommen die Grenadiere dann auch IdZ-2 / GLADIUS? Dann müßte man zügig neue Systeme nachbeschaffen.
@ Thomas Melber
(Ironie v. Verfasser) Wieso, ISAF wird doch „eingestellt“ – insofern werden ja Systemsätze frei. Dass die mit Masse nicht in 5ft-Tarndruck sind, scheint derzeit nicht wirklich jemanden zu stören, vor allem nicht die, die damit nicht ins Feld müssen…
@ Dante: Der SPz MARDER 1 A5 A1 ist nicht, wie bei Wikipedia beschrieben, ein A5 mit Klimaanlage. Stattdessen ist er komplett weiterentwickelt (Brandunterdrückungsanlage, WBG für den Fahrer, Panzerung für den Schützentrupp hinten, Rückblickkamera). Also eine ECHTE Kampfwertsteigerung.
Wir haben in Hagenow (401) gerade einen bekommen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Marienberger komplett damit aufgestellt sind…
@ Thomas Melber – Da reicht Koppeltragegestell und die alte Splitterschutzweste ;-)
Es muss doch nur gut aussehen, aber nichts können…
Notiz an mich: Ich sollte mir den Sarkasmus abgewöhnen
@ Bang
Viel mehr wird es auch nicht werden, den Rest haben die Kurden.
PS. Sarkasmus ist doch ne feine Sache ;-)
@Bang50
Auch sollten Sie sich von den KVP-Formularen und den Einwurfboxen fernhalten …
Die logistischen Strukturen bei Heer und Lw sind imho allenfalls für die Landesverteidigung hinreichend belastbar. Das strukturelle und das waffensystemische Verfügbarkeitsmamagement von Material und auch Personal sind aber nicht hinreichend flexibel und redundant (keine Reserven), um über einen Zeitraum von Monaten eine combat ready Einsatzbereitschaft „fern der Heimat“ aufrecht zu erhalten. Und hier geht es um manoeuvre combat ready. Darüber hinaus erfordert die ambitionierte Zeitleiste bei Aktivierung der Speerspitze Automatismen, die politisch und gesetzlich gegenwärtig imho nicht vorhanden sind. Ich fürchte, dass Deutschland strukturell zZt in etwa so falsch aufgestellt ist wie die britischen Streitkräfte vor Ausbruch des Falklandkrieges. Die Briten waren voll auf den 3.Weltkrieg ausgerichtet und als dann innerhalb weniger Monate expeditionary warfare im Südatlantik angesagt war, mußten sie heftig improvisieren: „……..Da inzwischen der größte Teil dieser Brigade bereits auf dem Weg in den Südatlantik war, suchte die britische Führung „quer durch die Armee“ alles zusammen, was noch verfügbar war. Dabei griff man zögernd, aber notgedrungen, auf zwei Bataillone der Garde zurück („Welsh Guards“ und „Scots Guards“) und unterstellte sie der 5. Brigade. Diese waren als repräsentative Wachbataillone überwiegend zu zeremoniellen Zwecken in London stationiert, hatten weder das notwendige Training oder spezielle Ausbildung noch die erforderliche Ausrüstung und Bekleidung für einen Kampf im Winter unter subarktischen Bedingungen………“ (wikipedia).
Nun, die Briten hatten damals genug Fleisch auf den Knochen um so improvisieren zu können. Dieses Fleisch sehe ich bei der BW aber nicht.
Um auf den letzten Absatz des Threads zurück zukommen, die Kuselaner … ähh … jetzt Idar-Obersteiner stellen eine Batterie (nur sechs Geschütze) PzH2000.
„Nun, die Briten hatten damals genug Fleisch auf den Knochen um so improvisieren zu können. Dieses Fleisch sehe ich bei der BW aber nicht.“
mehr noch. nicht nur fleischlich sondern auch mental hapert es hier wohl noch deutlich gravierender als bei den Briten.
von militärisch kontraprodukiven normen/vorschriften ganz abgesehen.
Wenn die Einsatzbereitschaft der BW wirklich so miserabel ist, wie hier beschrieben: Sollte man schon mal vorsorglich russisch lernen?
Zumindest erklärt unsere offenbar fehlende Verteidigungsfähigkeit die unterwürfige Haltung einiger deutscher Politiker gegenüber Russland …
Mich beschleicht das ungute Gefühl, daß der Sinn der Speerspitze darin liegt, eigene Verluste zu erhalten, die dann einen deutlich robusteren Einsatz nach Art. 6 ermöglichen / legitimieren.
Da bin ich mal gespannt, welche Resonanz das auf der politischen Bühne in Berlin finden wird, denn diese Form der militärischen Partizipation Deutschlands hat ja nun einen unendlich konkreteren Zweck, als man sich das vor noch nicht einmal einem Jahr vorstellen konnte.
Die Bundeswehr muss den Kampf gegen reguläre Kräfte wieder verstärkt üben. Aus Russland kommen beunruhigende Signale.
Zitat ria novosty:
„“Der russische Generalstab hält einen Großkrieg für möglich. Laut Generalstabschef Waleri Gerassimow sind die Streitkräfte des Landes dazu bereit.“
Wer jetzt denkt: Klar, Krimkrise, Ukrainekrise, deshalb die markigen Worte….
liegt falsch . Das Zitat ist vom Januar 2013 !
http://de.ria.ru/security_and_military/20130127/265403025.html
@Freiherr vom Stein:
Manchmal ist Ausblick besser als Einblick!
Das NATO-Speerspitzchen: Deutschland dabei:
Im Gegensatz zu den markigen Worten von Wales wirken die aktuellen Pläne einigermaßen abgespeckt. Zunächst war von einer Mobilisierungszeit von nur zwei Tagen die Rede, nun von einer Woche. Militärs halten selbst diesen Zeitrahmen für unrealistisch.
http://spon.de/aenUx
@Hohenstaufen
Ich kann Sie beruhigen, das wird auch gemacht, zunächst noch als „Vor-Übung“ in SIRA. Es gibt auch Kommandeure, die der Auffassung sind, daß es – allerdings aus gutem Grund, bisher – zu viel AFG gab. Und daß das eben jetzt vorbei ist.
ab wann beginnen „Militärs“? In den 70ern waren die Marder von W15ern in 2 Std aufgerödelt und vom Hof.
Ach nee, das kommt jetzt aber überraschend – gewarnt hatten wir genug.
Nato ringt um “Speerspitze” gegen Russland
Die Militärbudgets seien jetzt schon überlastet. Und ein großer Teil der Nato-Infrastruktur aus den Zeiten des Kalten Kriegs sei mittlerweile verschwunden. […] Damit 5.000 Soldaten permanent in höchster Alarmbereitschaft sein können, bedarf es eines enormen logistischen Aufwands und der Unterstützung durch Spezialeinheiten. […] und Notfallpläne zur Truppenverstärkung […] Die Kapazitäten europäischer Streitkräfte, große Mengen schweren Kriegsgeräts […] zu transportieren, hat seit dem Ende des Kalten Kriegs dramatisch abgenommen. Spezielle Bahnwagen etwa […] wurden schon längst ausrangiert.
WSJDeutschland
https://twitter.com/WSJDeutschland/status/539774810193424386
Gab es ja alles schon (augenscheinlich in genau der beabsichtigten Art), wurde nur 2002 eingestampft. Schade um das verloren gegangene Know How.
Allied Command Europe Mobile Force (Land) – AMF(L).
Brigadestärke +
Multinational (am Ende 16 Nationen)
Mit Key Elements innerhalb von 72 Stunden überall hin verlegbar
Deterrent operations
Fighting allongside host nation
Truppenteile verbleiben in den jeweiligen Standorten und werden je nach Einsatzort individuell zusammengestellt
Ständiges HQ
Die Volltruppenübungen waren auch damals schon teuer
Wo ist also das Problem?
Wenn ich das alles lese … Frau Merkel muß ja Höllenqualen erleiden in der aktuellen Lage. Sich auch mal wirklich festlegen zu müssen, so mit Farbe bekennen und so … tsktsktsk. Schlimm, schlimm.
;)
@axel_f:
das Ulmer Kommando ist bisher nicht NATO Zertifiziert …
Die NATO-Zertifizierung für Ulm steht afaik 2016 im Zertifizierungsprogramm der NATO.
Allerdings hat Ulm die volle EU-BG-Zertifizierung, die letztendlich mit einer NRF-Zertifizierung kompatibel ist.
Dingens | 02. Dezember 2014 – 13:50
Nach Neuem US Vorbild ?
aber die US haben dafür auch jetzt 3 Züge also 9 PzH in der Bat r
Gerade Gefunden
http://www.spiegel.de/politik/#
Ich mal mal ein Update in einem neuen Thread gemacht. Schlage vor, dort weiter zu debattieren, damit es nicht so zerfasert.