Green on blue in Kabul: Ein ISAF-Soldat getötet, deutscher Brigadegeneral verwundet
Zur Info, Information der Bundeswehr:
Vermutlicher Innentäterangriff in Kabul – Ein ISAF-Soldat gefallen, weitere 14 Personen verwundet, darunter ein deutscher Brigadegeneral
Am 05.08.2014 kam es gegen 09.53 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (12.23 Uhr afghanischer Zeit) zu einem Attentat während eines sogenannten Key Leader Engagements im britischen Camp Qargha.
Dabei wurden nach bisherigen Erkenntnissen mindestens 15 ISAF-Angehörige verwundet, darunter ein deutscher Soldat im Dienstgrad Brigadegeneral.
Ein ISAF-Soldat starb an seinen Verwundungen.
Der verwundete deutsche General, der nach derzeitigem Stand außer Lebensgefahr ist, wird medizinisch versorgt, seine Angehörigen wurden informiert.
(Das als Meldung, die eine kurze Unterbrechung meiner begonnenen Sommerpause rechtfertigt.)
Bin gerade im Land, die Informationen die hier jetzt aufschlagen, sind nicht wirklich zufriedenstellend und weichen von einander ab!
Ist es nun doch wieder passiert, verdammt! Der dritte Innentäterzwischenfall, in dem Deutsche zu Schaden kommen. Erst OP North, dann General Kneip und jetzt das. Ich empfehle folgenden Beitrag zum Thema: http://ub.hsu-hh.de/DB=1/SET=1/TTL=1/CLK?IKT=4&TRM=innentaetern
SPON meldet, der DEU sei BG Bartscher und der getötete ISAF-Soldat ein US-Zweisterne-General
Laut Spiegel Online handelt es sich um BG Bartscher, der im afghanischen Verteidigungsministerium als Berater eingesetzt ist. Der getötete ISAF-Soldat soll ein 2-Sterne-General der USA sein.
Es gibt widersprüchliche Meldungen …. Die Welt erklärt leicht verletzt, der Spiegel berichtet von schwerverletzt und nennt BG Michael Bartscher als Verwundeten den man nach Bagram geflogen hat in die US MTF …
Was genau ist da passiert? Die New York Times spricht von drei Toten, die Bundeswehr von einem. Ein US-Zwei-Sterne-General soll getötet worden sein, ein deutscher verwundet. Laut Spiegel ist letzterer ein Brigadegeneral. Wer weiß genaueres?
Seit wann werden eigentlich in der Presse sofort Namen genannt? Das verwundert mich doch sehr.
Der Herr Gebauer vom SPON war ja recht flott mit der Meldung zu General Bartscher:
Gab auch prompt Nachfragen, warum der Name unbedingt genannt werden musste – hier seine Antwort:
Ich verstehe die Aufregung um die Namensnennung nicht.
Ich denke, dass Angehörige nicht per Pushmeldung oder Twitter von der Verletzung eines Soldaten erfahren sollten. Allgemein geht die Namensnennung bei hohen Offizieren aber in Ordnung.
Bei dem US-GM soll es sich um Harald Greene handeln.
Bei hohen Offizieren läßt sich die Namensmeldung sowieso nicht vermeiden. Insbesondere Generäle werden ja wohl im Laufe des Tages noch etliche andere Termine haben, bei denen sie plötzlich nicht mehr (oder bandagiert) auftauchen. Selbst wenn sie nur in ihrem eigenen Büro nicht mehr erscheinen, bekommen das Dutzende von Soldaten und zivilen Mitarbeitern mit.
Amüsant fand ich, daß die Tagesschau es für nötig hielt, zu erklären, daß General ein „hoher Rang“ sei: http://mosereien.wordpress.com/2014/08/06/hoch-hoher-general/ (kein Link zur Tagesschau, nur Screenshot der Überschrift)
Tja, der Dienstgrad ist halt etwas interessantes an dem dieser traurige Vorfall emotionsbeladen aufgehangen werden kann. So überrascht es auch nicht, dass in dem Zusammenhang noch nichts über temporary ranks veröffentlicht wurde
@Andreas Moser
Es ist in meinen Augen ein riesiger Unterschied, ob Mitarbeiter/Kameraden im Nachhinein von einer Verletzung erfahren oder ob die Presse wenige Stunden nach einem derartigen Anschlag (m. E, in klarer Verletzung der Opferschutzregeln des Pressekodex) den Namen unter Berufung auf dubiose Quellen veröffentlicht, obwohl die Bundeswehr genau das nicht getan hat.
Gerade die Angehörigen sollten kompetent durch die Bundeswehr mit Fakten informiert werden. Eine solche Namensnennung provoziert Nachfragen bei den Angehörigen, die in dem Moment ganz sicher mit anderen Dingen beschäftigt sind.
Ich bewerte diese Veröffentlichung durch SPON als völlig inakzeptabel, man scheint dort jedes Maß verloren zu haben.
@AK1+*******. Danke für Ihr statement. Verantwortungsvoller Umgang mit der gesetzlich festgelegten Pressefreiheit ist im Rahmen des Sensationsjournalismus offensichtlich nur noch eine reine Worthülse geworden. Ich hoffe nur, dass die Presse selber Mechanismen entwirft, die ein solches Verhalten anprangert und unterdrückt, verhindern wird sie es nicht können, ggf. nicht wollen.
Tja und ich war in diesem Camp bis vor einer nicht all zu langer Zeit. Es werden leider solche Vorfälle nicht zu vermeiden sein, wir hatten schon vorher Schießereien. Nur wissen es alle und auch die Truppe kennt die Gefahr. Verhindern lässt es sich tatsächlich nicht, aber der Umgang mit der Nachricht seitens der Presse ist schon nicht mehr akzeptabel. Wir gehen mit dem Risiko um, der Dienstherr versucht alles, um die Familie zu informieren, die Briten haben sofort danach alle Nachrichtenverbindungen im Camp für einige Zeit abgeschaltet, was durchaus seinen Zweck hat. Warum nicht warten, bis die Bundeswehr es veröffentlcht, warum diese Eile. Die politische Botschaft ist wichtig (das gestehe ich mal der Presse zu) aber warum gleich die Details. Wichtig ist aber – wir machen weiter als Berater und ich werde dann auch wieder dort sein…
Heute soll es wieder einen ähnlichen Vorfall gegeben haben – weiß da jemand was darüber?
Ich glaube, die Meldung kommt heute nur in einigen Medien erst richtig hoch.
Soldier who killed U.S. general spent three years in Afghan army
http://reut.rs/1vb8gzo
Gibt es eine Stellungnahme/Bericht seitens des BMVg oder IBUK ?
@AK | 06. August 2014 – 12:55
„Gerade die Angehörigen sollten kompetent durch die Bundeswehr mit Fakten informiert werden.“
„Kompetent“, „Bundeswehr“, „Fakten“ und „informiert“ in einem Satz, wir haben sehr gelacht. :-D
Wurde uns nun nicht zum wiederholten male vor Augen geführt, dass „wir“ unsere Sicherheit nicht in afghanische Hände legen können oder bewaffneten afghanischen Kräften trauen können. Wann werden wir endlich Schlüsse daraus ziehen?
@Marineoffizier
So etwas passiert, wenn man mit indigenen Kräften arbeitet – gab es bei den Kolonialtruppen auch. Und in Vietnam sogar durch eigene „Kameraden“ (sog. fragging).
@Marineoffizier
Nein, uns wurde genau das nicht zum wiederholten Male vor Augen geführt.
Subjektiv gezählte 99 Prozent der Angehörigen der afghanischen Armee versehen ihren Dienst wenn auch nicht unbedingt nach unseren Maßstäben so doch wenigstens auf ihre Art zuverlässig, und rein statistisch – völlig ohne Berücksichtigung persönlicher Faktoren – stellt der Großteil der afghanischen Soldaten deutlich keine Gefährdung unseres Personals dar.
Das Einzige was uns einmal mehr vor Augen geführt wurde ist die Tatsache dass wir eine gewisse landesspezifische Streit- und Konfliktkultur zu beachten haben.
@Thomas Melber: Personal indianischer Abstammung? Das erste, was ich höre…
@Karlchen: Das Problem ist der Schaden, den ein einzelner anrichten kann. Und dabei denke noch nicht mal um den Personen- und Sachschaden an sich, sondern um das daraus entstehende Mißtrauen. Sie können das analog zu 9/11 sehen. Da ist der vordergründige Sachschaden abgewickelt, die Tränen zu 99% getrocknet. Aber wir alle zahlen permanent und auf weitere viele Jahre hinaus einen Preis, der sich nicht aus der Bilanz des WTC- Angriffes herauslesen läßt. Sehen Sie sich nur mal die verlorene Lebenszeit in den Warteschlangen beliebiger Flughäfen an. So geht das seit Jahren auf alle Airports zu und das führt auch dazu, daß für die Aufklärung gewerbsmäßigen (Kfz-) Diebstahls zu geringe Polizeikapazitäten zur Verfügung steht.
@iltis: Thomas Melber hat „indigene“ geschrieben was in etwa so viel wie Eingeborene bedeutet. Von amerikanischen Ureinwohnern war nie die Rede.
http://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_V%C3%B6lker
@iltis
Sie haben noch einen Versuch …^^
http://de.wikipedia.org/wiki/Indigene_V%C3%B6lker
Warum passiert das eigentlich?
Was sind die Ursachen?
@Thomas Melber: Asche auf mein Haupt. Man sollte seinem Gedächtnis eben nicht blind vertrauen…
@ThoDan
Auch die Taliban können Hochwertziele identifizieren. Zudem hat die Aktion auch erhoffte Auswirkungen auf das Partnering.
Vor diesem Hintergrund passiert eigentlich sehr wenig, man denke nur an die vielen „locals“ in den Camps.
Das ist klar, aber sind diese Vorfälle eigentlich wirklich alle aufs Konto der Taliban.
Gibt es da nicht auch andere Ursachen?
@Thomas Melber, Stuttgart | 11. August 2014 – 11:46
Richtig – und nicht zum erstenmal!! Der erste getroffene General war der ComRCN!
@thodan
Ich will es nicht zu einfach machen, aber das niedrige Bildungsniveau des einfachen Soldaten stellt die versprochene Aussicht auf das Paradies und die Versorgung von Familie nicht in Frage. Welch höheren Zielen das Ganze dient, ist es u.a. so wie @thomasmelber anführt …die Mentoren ziehen sich i.d.R. erstmal zurück, bis sich die Lage beruhigt.
@ Thomas Melber, Stuttgart | 11. August 2014 – 8:24
Fragging hatte wohl eine andere Qualitaet und andere Hintergruende, das wuerde ich nicht mit muslemitischen ‚Paradieswuenschen‘ in Zusammenhang bringen.
@Mentor
Ich zweifle diese schön einfache und Bequeme Erklärung als DIE Erklärung an.
@ThoDan
In die Menschen kann man eben schlecht hineinschauen. Um genaueres über die Motivlage zu erfahren muß man die Lebensumstände / familiäre Situation des Täters kennen. War der Soldat ein „Schläfer“, wurde er also bewußt eingeschleust? Oder hat er sich erst im Dienst radikalisiert? Wenn ja: wie und durch wen (dann gibt es sicher noch andere „Kandidaten“)? Gab es vielleicht andere Gründe (Erpressung, steht sein Clan bei wem in der Schuld, u.a.)?
Das ist so wie beim Attentäter von Frankfurter Flughafen.
@MikeMolto
’schon klar. Spannend wird es z.B. wenn man als Mentor (auch im Team) bei einem Kandak eingesetzt ist welches beschlossen hat – warum auch immer -, zu den Taliban überzugehen.
@ThoDan
Sie haben vollkommen recht, meine Erklärung ist nicht DIE Erklärung. Bei einer Erklärungssuche müssten wir aber alle Felder wieder abklappern. Kultur, Lebensstandard,Lebensqualität,politisches Umfeld,Kriminalität etc. Meine Einsätze haben mich gelehrt, dass aus unserer heimatlichen „Sofa-Sicht“ alles sehr vorurteilsbehaftet ist. „alles korrupt, alles faul, keine Disziplin,kein Vertrauen, macht eh keinen Sinn….“ Die „Wahrheit“ stellt sich dann doch etwas anders dar. @karlchen hat oben schon die richtige Richtung gepostet.
Zu Ihrer eigentlichen Frage: Taliban ja/nein
Taliban/ Al Kaida sind a.m.S. Halt die Standardantworten. Drogenschmuggler, Geldwäscher,Stammesfehden, LocalPowerBroker etc. Es gibt soviele Interessengruppen und deren Absichten sind nicht immer sofort erkennbar. Ein Anschlag kann evtl aufzeigen, dass die Fremdtruppen noch bleiben sollen,weil man alleine nicht in der Lage ist Schutz zu bieten (und an Fremdtruppen auch noch viel Geld verdienen will), es kann aber auch heissen raus mit Euch,wir wollen euch nicht mehr. Man kann viele Lehrgangswochen in Koblenz mit diesem Themenkomplex verbringen.