Deutsche Waffen für Kurdistan: Was wir (bis jetzt) wissen
Am heutigen Sonntagabend will sich die Bundesregierung, am morgigen Montag der Bundestag mit Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak befassen. Deshalb ein kurzer Überblick, was wir an diesem Sonntagmorgen darüber wissen:
Waffen für die Kurden? Wieso?
Eine islamistische Terrorgruppe mit dem Namen Islamischer Staat (IS), meist auch mit ihrem früheren Namen Islamischer Staat in Syrien und Irak (ISIS) benannt, hat Teile des Nordirak erobert und geht mit großer Brutalität vor – gegen Muslime, die nicht wie sie der Glaubensrichtung der Sunniten angehören, aber auch gegen andere Glaubensrichtungen. Die irakische Armee, die einige Stützpunkte und Ausrüstung an ISIS verlor, kommt gegen die Terrormiliz nicht an. Gegen ISIS kämpfen kurdische Milizen, die ohnehin seit Jahren für einen eigenen Staat eintreten und sich durch die Gruppe gefährdet sehen. Diese kurdischen Milizen sind derzeit faktisch die kampfstärkste Truppe, die ISIS entgegentreten kann – allerdings vergleichsweise schlecht ausgerüstet und bewaffnet.
Die Bundesregierung hatte zunächst eine Unterstützung der Kurden mit Militärmaterial abgelehnt. In den vergangenen Wochen hat sich die Haltung der Koalitionsparteien CDU, SPD und CSU jedoch geändert. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von Gräueltaten, Außenminister Frank-Walter Steinmeier verwies darauf, dass man die Kurden im Kampf gegen ISIS nicht alleine lassen dürfe, ebenso Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Inzwischen haben sich die Minister der deutschen Regierung und die Koalitionspartner darauf verständigt, auch Waffen an die Kurden zu liefern.
Aber Deutschland liefert doch keine Waffen in Krisengebiete?
Das ist ein Mythos, der immer wieder bemüht wird, aber nicht stimmt. Spektakuläres Gegenbeispiel sind die U-Boote, die Deutschland seit Jahrzehnten an Israel liefert (und die auch für Atomraketen geeignet sind). Während des ersten Golfkrieges 1991, als vom damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein Scud-Raketen auf Israel abgefeuert wurden, lieferte Deutschland zur Raketenabwehr leihweise Patriot-Flugabwehrsysteme. Und auch in den Irak wurde geliefert: 2011/2012 erhielt das Land 24 Kampfhubschrauber vom Typ EC635 aus Deutschland – der Irak war in jenen Jahren durchaus auch ein Krisengebiet.
Welche Waffen sollen die Kurden denn aus Deutschland bekommen?
Das soll erst heute Abend genau festgelegt werden. Vermutlich werden es vor allem so genannte panzerbrechende Waffen sein, also Panzerfäuste und die Panzerabwehrrakete Milan. Denn die stehen auf dem Wunschzettel der Kurden ganz oben: Die ISIS-Milizen haben aus den Beständen der irakischen Armee neben Waffen auch gepanzerte Fahrzeuge erbeutet. Die, übrigens, die USA an die Iraker geliefert hatten. Möglicherweise kommen aus Deutschland auch Handfeuerwaffen und Munition – aber das wissen wir noch nicht.
Und wer entscheidet nun, was geliefert wird?
Formal die Bundesverteidigungsministerin, weil es sich um eine so genannte Länderabgabe handelt, also Material aus den Beständen der Bundeswehr. Nicht um einen Rüstungsexport von Unternehmen. Aber angesichts der politischen Bedeutung dieser Entscheidung wird es dazu ein Treffen der Bundeskanzlerin mit Außenminister, Verteidigungsministerin, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Entwicklungsminister Gerd Müller und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble geben. Der Finanzminister ist dabei, weil das Material wohl kostenlos abgegeben wird, weil die Lieferung im deutschen außenpolitischen Interesse ist – aber das muss auch vom Kassenwart ordnungsgemäß bestätigt werden.
Danach gibt es ein Treffen der Parteivorsitzenden der Koalition, und da die CDU-Vorsitzende, nämlich Bundeskanzlerin Angela Merkel, und der SPD-Vorsitzende, nämlich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, schon da sind, muss nur noch der CSU-Chef Horst Seehofer dazukommen. Und in diesem informellen Kreis aus Regierungschefin, zuständigen Ministern und den Parteivorsitzenden wird dann die politische Entscheidung getroffen.
Moment – muss denn nicht der Bundestag entscheiden?
Nein. Der Export von Kriegswaffen ist eine Sache allein der Bundesregierung, so steht das im Grundgesetz. (Auch wenn es unter Juristen verschiedene Ansichten gibt, was das konkret bedeutet, und ob nicht das Bundeskabinett entscheiden müsse bei solchen Exporten.)
Aber der Bundestag will und wird am Montag darüber beraten. Dazu wird die Bundeskanzlerin erst eine Regierungserklärung abgeben. Dann gibt es eine Debatte, und dann wird über so genannte Entschließungsanträge abgestimmt. Die sind zwar keine Entscheidung, aber eine politische Willenserklärung des Parlaments.
Deshalb wird es auf jeden Fall einen gemeinsamen Antrag der Koalitionsparteien geben, voraussichtlich auch Anträge der Opposition. Der Koalitionsantrag ist recht vorsichtig gefasst, da steht nicht etwa drin Wir sind für Waffenlieferungen in den Nordirak‘, sondern da heisst es etwas vorsichtiger:
Mit dem Vorrücken des IS ist die staatliche Einheit Iraks in Gefahr. Weitere Auswirkungen auf die Region insgesamt, einschließlich auf den NATO-Partner Türkei, sind nicht auszuschließen. Die Entscheidung der Bundesregierung zur Überlassung von militärischem Gerät an die kurdisch-irakische Regionalregierung ist daher nach intensiven Beratungen und in Abstimmung mit unseren Partnern und einem Beschluss der EU-Außenminister ein Beschluss, der in Anbetracht einer außergewöhnlichen außen- und sicherheitspolitischen Lage verantwortungsvoll getroffen wurde. Es geht um eine Nothilfe, die dem Schutz von Leib und Leben der Flüchtlinge dient. Waffenlieferungen an nichtstaatliche Gruppen wie die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) kommen nicht in Frage.
Ok. Wenn die Entscheidung getroffen ist, wie geht’s dann weiter?
Dann wird irgendwann geliefert, in Abstimmung mit den USA und europäischen Verbündeten. Deutschland ist ja nicht das einzige Land, das Waffen an die Kurden liefert – von den USA bis Albanien haben mehrere Länder was zugesagt, zuletzt Tschechien. Die ganzen Lieferzusagen werden vom US Central Command, dem für den Nahen Osten zuständigen Hauptquartier der Amerikaner in Tampa, Florida, koordiniert. Sozusagen als Clearingstelle.
Noch nicht so ganz klar ist, ob die Bundeswehr die Waffen – und vermutlich auch Munition – mit eigenen Flugzeugen direkt nach Erbil in die Hauptstadt der Kurdenregion liefert, oder erst via Bagdad, der irakischen Hauptstadt. Denn eigentlich kommt eine Länderabgabe, wie der Name schon sagt, nur an ein Land infrage. Und das ist nicht Kurdistan, sondern der Irak. Das muss auch rechtlich abgesichert werden – und bei der dafür nötigen schriftlichen Erklärung der Regierung in Bagdad, so berichtet der Spiegel, gibt es bislang Probleme.
Reicht das denn eigentlich, Waffen zu liefern?
Nun liefert Deutschland nicht nur Waffen, sondern auch humanitäre Hilfe, die von den Flüchtlingen in der Region dringend benötigt wird. Aber was den Kampf gegen ISIS angeht: Da ist in der Tat die Lieferung von Waffen ein Notnagel. Kämpfen sollen vor allem die Kurden selber.
Können die Waffen nicht in falsche Hände geraten?
Das ist immer ein Risiko – schließlich haben auch die ISIS-Kämpfer Waffen erobert, die nicht für sie bestimmt waren, sondern für die irakische Armee. Allerdings dürfte Deutschland zum einen nicht allzu viele Waffen liefern, und zudem Waffen, die zwar ihren Zweck erfüllen, aber keine High-Tech-Produkte sind – die Panzerabwehrrakete Milan, die zwar bewährt ist, aber bei der Bundeswehr auf das Ende ihrer Nutzungszeit zusteuert.
Das ist alles so kompliziert. Gibt’s da nicht was zur Entspannung?
Klar. Kurdische Musik, zum Beispiel das Lied der Peshmerga, der kurdischen Milizen:
(Direktlink: http://youtu.be/kOV3I8bp4gE)
(Foto: Archivbild 2008 – kurdische Peshmerga-Kämpferinnen – Kurdistan Foto via Flickr unter CC-BY-SA-Lizenz)
@T.Wiegold: Sie hatten in der Pressekonferenz mehrfach nachgefragt, wer jetzt formal über die Waffenlieferungen entscheidet. Der Regierungssprecher wusste es damals nicht und sie wollten die Antwort noch nachgeliefert haben.
Beruht jetzt ihre Aussage, daß die Verteidigungsmininsterin zu entscheiden habe, auf einer offiziellen Antwort der Bundesregierung oder haben sie dies aus dem Kriegswaffenkontrollgesetz selbst geschlossen oder von Juristen diese Auskunft erhalten?
Und haben Sie noch mal was in Erfahrung bringen können, was aus der Lieferung der Unimogs geworden ist, die mal geliefert werden sollten?
@TW: Humvees auf welchem Foto?
@all: nächste Woche soll der BT über den Wechsel des Toilettenpapiers am StO XYZ diskutieren. (;-)))))
@Closius
Nach den etwas verwirrenden Aussagen in der Bundespressekonferenz hatte ich mich noch mal um Klärung bemüht.
Tja, die Unimogs… Die sind irgendwie von den Listen verschwunden, bisher.
@KlausK
Ups, danke für den Hinweis – hatte zuvor ein anderes Foto via Twitter eingebunden, dass dann aber vom Urheber gelöscht wurde…
Sehr gute und informative Zusammenfassung im Vorspann. Danke.
Beim Entschließungsantrag der Bundesregierung fällt auf: Er ist tatsächlich sehr wachsweich formuliert. Vor allem ist nicht mehr wie in der Vordiskussion von Völkermord oder besonders schweren Menschenrechtsverletzungen die Rede. Vielmehr geht es jetzt ganz allgemein um „Nothilfe, die dem Schutz von Leib und Leben der Flüchtlinge dient“. (Ähnliches behauptet übrigens auch Putin in der Ukraine.)
Meiner Ansicht nach sollte sich die Rechtfertigung der Waffenlieferung im wesentlichen an den Kriterien orientieren, die man in der modernen Völkerrechtsdiskussion an ein Eingreifen i.S. von R2P koppelt. Also ein extremer humanitärer Notfall. Aber so, wie die Bundesregierung das ausdrückt, eröffnet es einen Präzedenzfall für zahlreiche andere Anlässe. Das ist ja wohl nicht gewollt.
Noch eine Arabeske, die sich auf die letzte (scheinbar klare) Aussage zur PKK bezieht: Gelten die Peshmerga denn nicht als „nichtstaatliche“ Gruppe? Oder will man aus formalen Gründen nur an die (staatliche) irakische Armee oder an die offizielle kurdische Regionalregierung und damit gewissermaßen „auf Umwegen“ an die Peshmerga liefern? Das würde die Kontrolle, wohin die Waffen dann letztlich gehen, zusätzlich erschweren.
Gehört der Song weiter oben auch auf die Wunschliste der Peshmerga? Leopard 2 und der Tiger sind auf jeden Fall dabei….sorry können wir nicht liefern derzeit in Reparatur….
Hoffe, diese Waffen werden eindeutig markiert, bevor sie ausgeliefert werden.
Damit man sie wiedererkennt, wenn sie in Deutschland wieder auftauchen.
Es werden keine Waffen in Deutschland auftauchen. Die Kurden werden bedroht, da verkauft man keine Waffen. Schließlich wollen die ihren eigenen Staat verteidigen.
Die Angst, daß die Waffen weiterverbreitet werden ist, jedenfalls solange der Konflikt nicht vorbei ist, völlig unbegründet.
Das die PKK auch Waffen davon bekommen wird, ist völlig in Ordnung, weil die PKK die Flüchtlinge aus dem Sindschargebirge gerettet hat. Das PKK-Verbot gehört einfach aufgehoben.
Die Bundeskanzerlin hat einen schweren Fehler gemacht, indem diese Lieferungen an die PKK ausgeschlossen hat, statt wie sonst diplomatischer zu formulieren oder an die Hilfe für die Flüchtlinge durch die Syrische PKK zu erinnern.
Außerdem wenn wir die ISIS bekämpfen wollen, und es nicht durch eigene Bodentruppen machen wolle, dann werden wir auch die Syrischen PKK Kämpfer brauchen, die ja bis jetzt die einzigen Truppen zu sein scheinen, die nicht vor der ISIS weglaufen, sondern dieser erfolgreich Paroli bieten, was zeigt, daß diese PKK Kämpfer kampferprobt sind, denn was Waffentechnik und Waffenalter angeht, dürfte diese der ISIS weit unterlegen sein
Ich hoffe, wir müssen uns heute Abend nicht schämen für die Waffenlieferungsliste und hoffentlich weiß die BW auch schon, wann und wie geliefert wird, nicht daß sich dies noch wochenlang verzögert und die Welt uns wieder auslacht!
@Closius
Das haben die USA aber mit ihrem Zeugs auch geglaubt, mit dem jetzt die Dschihadisten herumlaufen. Trotzden, Ihr Wort in Gottes Ohr! Zwischen Kurdistan und Deutschland liegen bekanntlich nur ein paar Kilometer Autobahn und sonst kaum etwas. Reisende in beide Richtungen gibts auch zuhauf. Weiß man von irgendwelchen Auflagen den Kurden gegenüber? Etwa einer Nachschau, was von dem Zeug in einem Jahr noch da ist?
Mich interessiert ein Randproblem: Es ist immer nur von „Lieferungen“ die Rede. Aber wer bezahlt solche Lieferungen? Von wem und an wen fließt das Geld? Ist es ein Solidaritätsgeschenk? Oder wird auf Kreditbasis geliefert und die Kurden dürfen dann abstottern? Oder gibt es humanitäre Mengenrabatte?
@HRO-Frank
Danke für den Hinweis – das schreibe ich oben noch rein: Das Material wird wohl kostenlos abgegeben; deshalb ist ja auch der Finanzminister dabei…
Kein Vegleich, der nicht hinkt, aber ich habe da noch die die deutsche
Seeschifffahrtsbewachungsverordnung und Seeschifffahrtsbewachungsdurchführungsverordnung als Maßnahme gegen die somalischen Piraten im Ohr. Bis ins Detail durchdiskutiert, langwierig umgesetzt, kleinlich, pedantisch und denkbar restriktiv wie das deutsche Waffenrecht und Kriegswaffenkontrollgesetz nun mal ist. Auch Begriffe wie „Poliferation mit Kleinwaffen“ waren Thema. Und das zu einer Zeit, als es auch schon Tote gab.
Und jetzt – nichts dergleichen? Klingt schwer nach Panik!
Mei, wenn man diese Entwicklung vorausgesehen hätte, dann hätte bei dem Abzug aus Kunduz keine Ausrüstung aus zu hohen Rücktransportskostengründen vernichtet werden müssen, einfach zwei Hausnummern weiter beim Abzug vom Laster fallen lassen.
Achso, ich vergaß, da wurde ja nichts vernichtet.
Jetzt könnte man noch einmal darüber sinnieren, wie lange es dauern wird bis die Waffen aus den BW-Beständen bei den Kurden tatsächlich ankommen!?
Und wenn man sich das denkbare Szenario anschaut, dann dürften wohl ein paar Wochen ins Land gehen ….
Was ist denn die Begründung dafür, dass z.B. nach Syrien keine Waffen geliefert wurden, und jetzt plötzlich in den Irak? (Dito in viele andere Konflikte der vergangenen Jahre auch nicht?)
@T.Wiegold: Was denken Sie, was der Anlass für den Haltungswechsel der Koalitionsparteien war? Der Einfall von ISIS im Irak?
Falls ja, erscheit es dann nicht etwas unglaubwürdig, dass der primäre Grund für die Waffenlieferungen „Nothilfe, die dem Schutz von Leib und Leben der Flüchtlinge“ dienen soll, ist? Schließlich sind die Kämpfer so weit ich informiert bin ja schon seit geraumer Zeit in Syrien aktiv mit ähnlicher Brutalität.
Ich würd die Lieferungen eher so interpretieren, dass sie primär
a) um die Sicherung des Iraks an sich dienen und
b) dieser oder Teile davon nicht in die Hand der Terrororganisation fallen sollen.
Es handelt sich also um „Material aus den Beständen der Bundeswehr. Nicht um einen Rüstungsexport von Unternehmen.“ Was liefert die Bundeswehr? Ausgedientes Equipment? Oder ist es ein netter Umweg, die vorschriftsbelastete Privatwirtschaft herauszuhalten, um statt exportieren zu lassen wieder selbst in den Waffenschmieden einzukaufen?
Was hier allerdings fehlt, ist eine Analyse, wer denn die Empfänger sind, und dass es „die Kurden“ so nicht gibt. Besser hier: http://www.heise.de/tp/artikel/42/42612/1.html
Die MILANe, die wahrscheinlich Teil des Pakets sein werden, haben ziemlich das Ende ihrer Dienstzeit erreicht. Wenn ich mich recht erinnere, will die Bw ihre Bestände durch Spike ersetzen.
Ich mache mir weniger Sorgen, dass gelieferte Waffen demnächst nach Deutschland zurückfliessen… aber was ist, wenn in 6 Monaten eine türkische Polizeistation in die Luft fliegt, weil da eine MILAN einschlägt?
@Robert
Na ja, ein Interview mit einer Politikerin (der Linkspartei) als besser hier verkaufen zu wollen, ist ja wohl eher auch interessengesteuert.
Ich will ja nicht (schon wieder) rumnörgeln, aber mich würden (wieder) die Hinweise (Fotos, Videos usw.) interessieren, die belegen, dass ISIS die erbeuteten gepanzerten Fahrzeuge, insbesondere Kampf- und Schützenpanzer und Artilleriegeschütze tatsächlich im großen Maß einsetzt. Die bisherigen Presseberichte und Aussagen von Politikern malen einen Kampf zwischen leichter Infanterie im offenen Gelände gegen einen vollmechanisierten Feind, der im Panzerbreitkeil – Kampfpanzer voraus, Schützenpanzer mit Grenadieren in den Luken dahinter – angreift. Das bisherige Bild- und Videomaterial zeigt allerdings eine hochmobile Truppe auf Technicals, unterstützt durch die üblichen Infanteriewaffen, einzelne Mörser, Selbstmordattentäter und einzelne Kampfpanzer als Sturmgeschütze. Die Tatsache, dass ISIS in der Lage ist, taktische und strategische Überraschung zu erzielen, deutet auf viel grundsätzlichere Probleme der Peshmerga hin….
@Roland_09:
Ja MILAN nähert sich sehr bald dem Ende der Nutzungszeit.
Die eigentlich geplante Nachfolge MELLS (EuroSpike) wird für die „normale“ Infanterie (MELLS Inf) nicht beschafft.
Wie diese Lücke geschlossen werden soll ist völlig unklar.
Möglich wäre eine „Übergangslösung“ mit MILAN ADT – aber dann müßte ja jemand in Uniform (!) zugeben, dass man umsteuern muss. Also wird es tot geschwiegen.
Zudem nähern sich auch die Wiesel 1 TOW dem Nutzungsende, gleiches gilt für die Wiesel 1 MK. Die M113 MrsTrp sind schon am Ende – man lebt nur noch von der geringen Substanz.
Die Infanterie verliert ihre Zähne – aber dafür baut man zusätzliche InfBtl auf.
Sieht auf den PowerPoint-Folien in Strausberg halt toll aus – und das reicht halt auch.
wieso liefert Deutschland nicht gleich die Bedienmannschaften mit, die sitzen doch genügend rum in Stammheim, Moabit,Landsberg,…..oder in Moscheen, Dönerbuden, Pizzalieferservice, Spielhöllen, jeder darf auch gerne sein Altmetall aller Kaliber mitnehmen.
boot on the Ground: Überrascht von der ISIS wurde ja nur die Peschmerga, nicht aber die syrischen PKK Kämpfer, die schon lang im Kampf mit der ISIS liegen.
Da die ISIS wohl auf Attacken mit vielen Fahrzeugen und feuern aus der Bewegung setzt(erinnert mich an Rommel und seine 7. Panzerdivision im Westfeldzug beim Durchbruch durch die Maginotlinie), dann gäbe es das einfache Mittel, die Orte voher zu verminen mit Panzerminen. Bisher habe ich aber nicht gehört, daß die Kurden Minen angefordert hätten bzw. geliefert werden sollen?
PS: Aber besten sollte wir alle Milan an die Kurden und Ukraine liefern, dann müsste die Politik der Neubeschaffung von Panzerabwehrwaffen zwangsläufig zustimmen :-)!
„Allerdings dürfte Deutschland zum einen nicht allzu viele Waffen liefern, und zudem Waffen, die zwar ihren Zweck erfüllen, aber keine High-Tech-Produkte sind – die Panzerabwehrrakete Milan, die zwar bewährt ist, aber bei der Bundeswehr auf das Ende ihrer Nutzungszeit zusteuert.“
Nun ja, für ISIS sind bestimmt auch alte MILANs nützlich.
Eine Begründung, warum die Kurden nicht dasselbe Schicksal wie die SAA zur Zeit erleiden sollten (viele Basen mit großen Waffenbeständen an ISIS verloren), habe ich jedenfalls noch nicht gelesen.
Laut Regierungssprecher Seibert ist die Pressekonferenz zur „Waffenhilfe“ für 20h angesetzt.
Die sind doch zu blöd zum Waffenliefern! Ein Blick ins Gesetz zeigt, daß die Waffenlieferung aus Beständen der Bundeswehr dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt und nicht dem Außenwirtschaftsgesetz. Statt gescheite Juristen dranzusetzen, die ihnen das gleich sagen würden, kommen die jetzt auf den Unsinn, daß die auch das Außenwirtschaftsgesetz anwenden wollen und brauchen dafür jetzt eine schrifltliche Erklärung aus Bagdad!
Und jetzt wissen unsere Regierungshelden nach wochenlanger Diskussion noch nicht, wie sie zu so einer Erklärung der Regierung von Bagdad kommen sollen, so daß die Lieferungen/Flugzeuge möglicherweise in Bagdad zwischenlanden müssen, um dann nach Erbil weiterliegen zu dürfen(vielleicht)! Wetten, daß dieser Unsinn die Waffenlieferungen um Wochen weiter verzögert oder die Flugzeuge dann Tagelang auf dem Flughafen von Bagdad rumstehen werden!
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/waffenlieferungen-an-kurden-bundesregierung-stoesst-auf-schwierigkeiten-a-988998.html
[Ihre Tendenz, hier erneut Links zu posten, die bereits im Eintrag oder in einem Kommentar stehen, scheint ungebrochen? T.W.]
@Thomsen
Wo ist die Kristallkugel denn untergebracht?
@Closius, böse Zwickmühle. Ohne das Ok aus Bagdad, hätten die Waffenlieferungen den selben Charakter wie das, was Putin macht, an Separatisten Waffen liefern.
Möglicherweise hoffen die geradezu, dass Bagdad sich quer legt, dann wäre man wenigstens aus der innerdeutschen Zwickmühle raus.
Aber mal ganz abgesehen davon was sie machen, am Problem ISIS ändert das nicht die Bohne.
Hieß es nicht, es wäre mit Bagdad abgesprochen, und dort hätte man nichts dagegen?
Bagdad will vermutlich auch etwas vom Kuchen. Ist doch naheliegend.
Closius | 31. August 2014 – 15:32
q ‚Rommel und seine 7. Panzerdivision im Westfeldzug beim Durchbruch durch die Maginotlinie),’uq
Nur der guten Ordnung halber: Die 7..PzDiv ist nicht durch die Maginot-Linie durchgebrochen, sondern hat sie umgangen.
Peschmerga Waffenbestände laut Wikipedia:
Militärische Stärke 190.000 Mann
– einige Hundert PT-76-Panzer
– zwischen 150–450 T-72 und T-55-Kampfpanzer
-mehrere Zehntausend M-16-Gewehre
– eine unbekannte Zahl 105-mm-Artillerie des Typs M-56
– zudem eine unbekannte Zahl BMP-1-Schützenpanzer
sind diese Zahlen falsch? Wenn nicht, braucht man dorthin keine Waffen liefern, da sie mehr MBTs haben als viele NATO Länder.
Die Tagesschau berichtet gerade, daß das Sturmgewehr G3 dabei sein soll und das MG 3. bei den deutschen Waffenlieferungen. Ob panzerbrechende Waffen dabei seien, sei noch unklar. Die Minister würden noch beraten.
Deutschland liefert Panzerabwehrwaffen an irakische Kurden
Deutschland liefert Panzerabwehrwaffen und Maschinengewehre für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat an die Kurden im Nordirak. Das beschloss eine Ministerrunde unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
http://www.tagesschau.de/
Die irakische Armee wurde von den USA für Hunderte Milliarden US Dollar aufgerüstet. Warum werden nicht von der Irakischen Armee Waffen direkt an die Kurden geliefert und D liefert dann später Waffen an den Irak als Staat?
Die PKK müsste die waffen bekommen, weil die, die jenigen sind die den Yeziden und Christen im Kriegsgebiet helfen und nicht die Peshmerga die nur ihre Autonomie verteidigt!