Jünger und weiblicher: Der neue Beirat Innere Führung
Seit der vergangenen Woche gibt es einen neuen Beirat für Fragen der Inneren Führung, der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unterstützen und beraten soll. Das allein wäre nicht so bemerkenswert, wenn sich nicht mit der neuen Ministerin auch die Zusammensetzung geändert hätte: Mehr Frauen, mehr Jüngere sind jetzt im Beirat präsent – und vom vorangegangenen Beirat, so höre ich, noch fünf der 21 Mitglieder wieder dabei. Vorsitzender (Sprecher) ist der ehemalige Parlamentarische Staatssekretär Thomas Kossendey, seine Vertreter der Journalist Rolf Clement und Kathrin Jahnel, die Ehefrau eines Offiziers.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind jetzt unter den 21 ständigen Mitgliedern sechs Frauen, weiblicher ist in diesem Gremium also relativ. Mit Zahlen belegen kann ich leider nicht, dass es nun deutlich mehr sind als zuvor – weil die Mitgliederlisten früherer Beiräte Innere Führung nie veröffentlicht wurden (auch das ist unter von der Leyen eine Neuerung). Aber so erzählen es mir kundige Vorher-schon-Mitglieder. (Bei Wikipedia gibt es eine Liste für den vorangegangenen Beirat, auf der drei vier Frauen stehen – das wäre also eine Verdoppelung eine Erhöhung um 50 Prozent.)
Die aktuelle Liste hier als Link (und vorsichtshalber hier unten auch noch mal komplett, weil Bundeswehr-URLs sich gerne mal ändern…)
Mitglieder
Ernst-Reinhard Beck (Ehemaliger MdB, ehemaliger Präsident des Verbands der Reservisten der deutschen Bundeswehr)
Klaus Beck (Bundesvorstandssekretär Vorstandsbereich Vorsitzender, Deutscher Gewerkschaftsbund)
Regierungsdirektorin Susanne Bruns (Diplom-Psychologin im Karrierecenter Wilhelmshaven)
Rolf Clement (Mitglied der Chefredaktion, Deutschlandfunk)
Thomas Eigenthaler (stellvertretender Bundesvorsitzender Deutscher Beamtenbund und Tarifunion)
Generalleutnant a.D. Rainer Glatz (Ehemaliger Befehlshaber Einsatzführungskommando)
Katrin Jahnel (Ehefrau eines Offiziers)
Parlamentarischer Staatssekretär a.D. Thomas Kossendey (Ehemaliger MdB und Parlamentarischer Staatssekretär a.D.)
Dr. Franz Kühnel (Ehemaliger Vorstand Vertrieb und Marketing Versicherungskammer Bayern Holding)
Tanja Menz (Vertreterin für Hinterbliebene gefallener Soldaten)
Ulrike Merten (Präsidentin Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik e.V.)
Almut Möller (Alfred Oppenheim-Zentrum für Europäische Zukunftsfragen)
Prof. Dr. Bernhard Muszynski (Geschäftsführer WiB e.V. Potsdam, apl. Professur für Soziologie der Politik an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam)
Dr. Klaus Naumann (Hamburger Institut für Sozialforschung)
Ruprecht Polenz (Ehemaliger MdB, Deutsche Atlantische Gesellschaft)
Thomas Sattelberger (Vizepräsident European Foundation for Management Development, Fellow International Academy of Management)
Staatsministerin a.D. Christa Stewens (Ehemalige CSU-Fraktionsvorsitzende des Bayerischen Landtags)
Franziska von Freymann (Ehepartnerin eines Offiziers, 2. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (Sektion Bonn))
Hans-Christian Witthauer Leiter Führungsakademie BfA
Oberstleutnant André Wüstner (Bundesvorsitzender DBwV)
Oliver Zander (Rechtsanwalt und Hauptgeschäftsführer Arbeitgeberverband Gesamtmetall)
Ständige Gäste
Militärgeneralvikar und Militärdekan Monsignore Reinhold Bartmann (Militärgeneralvikar und Militärdekan, Leiter des Katholischen Militärbischofsamtes)
Daniel Botmann (Geschäftsführer Zentralrat der Juden in Deutschland)
Major Tobias Brösdorf (Sprecher Gesamtvertrauenspersonenausschuss beim Bundesministerium der Verteidigung)
Mililtärgeneraldekan Matthias Heimer (Militärgeneraldekan, Leiter des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr)
Oberstleutnant Rüdiger Spohr (Vorsitzender Hauptpersonalrat beim Bundesministerium der Verteidigung)
Generalmajor Jürgen Weigt (Kommandeur des Zentrum Innere Führung)
N.N. (Vertreter Islam)
(Foto: Bundeswehr/Uwe Grauwinkel)
Ist das was anderes? Weil da steht die Besetzung, waren 4 Frauen im Beirat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Beirat_Innere_F%C3%BChrung
Bäh, mein Fehler, verzählt. Korrigiere ich.
Hm.
Trotzdem alles Teilnehmer die weitab von der Truppe agieren und mit mitunter nicht gerade den täglichen Kreis der Inneren Führung „mitgestalten“. Wer lebt denn den Prozess der Inneren Führung?
Und warum müssen es unbedingt zwei Ehefrauen von Offizieren sein? Das verstehe wer will. Gab es keine aktiven Frauen die man dort sehen wollte?
Aber wahrscheinlich war es da das gleiche Problem, wie mit den truppennahen Vertretern. Zu viel Praxisnähe hätte wohl geschadet.
Schon sehr komisch der Schlüssel in diesem Beirat. Und irgendwie auch m.E. ein Zeichen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als mein erster Chef, der damals gleichzeitig Vorsitzender der Deutschen Bundesjugendringes (DBJR) war, Mitglied im Beirat war.
Damals legte die Geschäftsführung des Beirates (FüSI3), und damit der BMVg selbst, großen Wert darauf,dass Vertreter von Jugendorganisationen im Beirat waren.
Ebenso hatte ich zum damaligen Zeitpunkt immer noch mal Gelegenheit, mit Mitgliedern einer Einzelgewerkschaft oder dem DBG selbst im Beirat, sich ins Benehmen zu setzen. Als es darum ging, die Ankündigung des damaligen Bundesministers der Verteidigung, Dr. Manfred Wörner, den gültigen Traditionserlass zu ändern, im Beirat mit zu tragen, war das Votum des damaligen Beirats ablehnend. Nachzulesen ist jedoch der Entwurf, der dann doch nicht beschlossen wurde, in der 1. Ausgabe des Buches „De officio“ des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr. Der Autor: General von Scheven (STAL FüSI und vorher Referatsleiter FüSI4) und die militätische Arbeitsgruppe u.a. mit General von der Recke.
Wieviele der Mitglieder waren je im Einsatz oder haben gar die Bedingungen außerhalb der Feldlager erfahren, geschweige denn an einem Gefecht teilgenommen? Das würde m.E. neben nachgewiesener tiefgehender Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen dazu qualifizieren, sich über Grundfragen des Soldatentums in der heutigen Zeit sinnvoll zu äußern. Statt dessen steht mal wieder das Geschlecht anstelle der Qualifikation im Vordergrund. Künftig kann man also mit mehr heißer Luft bzw. realitätsfremder Gesinnungsethik und weniger Substanz seitens dieses Gremiums rechnen, das aber schon vorher so gut wie nichts zur Weiterentwicklung der Inneren Führung in Richtung Einsatztauglichkeit vorzuweisen hatte.
P.S.
Damit, dass innovativ und vom Einsatz her denkende Personen wie Uwe Hartmann, der einige interessante Ansätze veröffentlicht hat, jemals in so ein Gremium berufen würden, braucht man wohl nicht zu rechnen. Seine Veröffentlichungen zur Rückbesinnung auf das Soldatische im „Jahrbuch Innere Führung 2009“ sowie sein Buch „Innere Führung: Erfolge und Defizite der Führungsphilosophie für die Bundeswehr“ zeigen, dass ausserhalb des fossilisierten Beirats durchaus noch geistiges Leben zum Thema Innere Führung stattfindet.
@ NMWC und K. Müller
Wenn ich das richtig verstanden habe, war und ist es immer schon gerade Sinn des Beirates gewesen, möglichst breit die Expertise von Personen des (zivilen) öffentlichen Lebens einzubinden und nicht die von aktiven Soldaten oder Veteranen. Kann man gut und sinnvoll finden oder auch nicht. Aber an diesem Anspruch gemessen ist die Zusammensetzung des Beirats Innere Führung konsequent.
@Patrick Horstmann
Ihr Hinweis trifft natürlich zu. In der Vergangenheit wurde aber immerhin Wert darauf gelegt, dass wichtige Mitglieder des Beitrats die Bundeswehr zumindest als Reservisten selbst regelmäßig (wenn auch nur auf Stabsebene) erfahren und so einen praktischen Bezug zum Thema hatten, auch wenn vom Beirat schon früher keine erkennbaren positiven Impulse in Richtung Einsatzorientierung ausgingen.
Dass jetzt das Geschlecht als Kriterium für Berufungen ins Zentrum rückt dürfte dies nicht besser machen. Als eine von vielen institutionell verankerten Äußerungen des allgemeinen Misstrauens unserer Gesellschaft gegenüber Soldaten und allem Militärischen muss man den Beirat ansonsten als treu dienender Soldat natürlich tolerieren.
Aber es ist tatsächlich etwas schade, dass von den berufenen Frauen keine Uniform trägt (wäre es nicht zum Beispiel sinnvoll gewesen, die Gleichstellungsbeauftragte im BMVg oder eine der anderen Gleichstellungsbeauftragten zu berufen?). Mit der Frau Regierungsdirektorin is ja auch immerhin eine Vertreterin aus der Bundeswehrverwaltung Mitglied, von daher…
@NMWC und andere
Warum wird so vorschnell fehlende Praxisnähe postuliert? Einfach mal ins Netz schauen und ein wenig kombinieren.
Im Vergleich zu früher sehe ich hier eine deutliche Steigerung, auch wenn ich meine Zweifel habe, dass viele Ideen von TdM wirklich in dem Vorgängergremium behandelt wurden( z.B. Veteran, Bw-Branding…you name it). Schaun mer mal wie es diesmal läuft…
@ K. Müller
Mit der Nennung von Personen, egal ob Soldat oder nicht, ist es nicht getan. Uwe Hartmann ist Soldat und kann den Bundesminister der Verteidigung auf dem Dienstweg immer und laufend beraten. Dazu bedarf es keine Mitgliedschaft im Beirat.
Ich denke, dass das Augenmerk bei der Besetzung ist darauf zu richten, von welche gesellschaftlich bedeutsamen Institutionen sich der Bundesminister der Verteidigung in Sachen „Innere Führung und zeitgemäße Menschenführung“ unabhängig beraten lassen möchte. Das, was z.B. der GVPA denkt, weiss der BMVg auf dem Dienstweg sowieso schon. Das, was der DBwV denkt, kann er ab 05:00 – 08:00 im Deutschlandfunk hören.
Dass in diesem Beirat weder eine Einzelgewerkschaft im DBG noch der DBG selbst vertreten ist, das finde ich arg bedenklich. Und ich bin kein Mitglied in einer Einzelgewerkschaft. Aber; vielleicht gibt es keine Persönlichkeiten mehr, die dort für die Angelegenheit der Streitkräfte und dem Dienst des Soldaten stehen. Dann spreche ich gerne von einer „wechselseitig bedeutsamen Entfremdung“ zwischen „Streitkräften und Arbeitnehmer“ in Deutschland. das ist nicht gut. Und, by the way: Der eingangs genannte Soldat Uwe Hartmann hat diese Entfremdung zwischen „Streitkräften und Arbeitnehmrschaft“ auf der www. der Universität der Bundeswehr (Hamburg) sehr eindrucksvoll dokomentiert. Lob und Anerkennung.
@Marlene
Es gäbe hier durchaus auch viele qualifizierte Frauen, etwa so manche Psychologin oder Pfarrerin die sich mit Extremerfahrungen auskennt. Solche Damen verwehren sich nach meiner Erfahrung auch dagegen, dass man betont, dass sie als Frau irgendwelche Ämter einnehmen und nicht als die Expertin die sie sind.
Ansonsten finde ich es schade, dass der Islamvertreter noch nicht benannt wurde. Immerhin handelt es sich hier um eine Religion mit einem weitgehend intakten Kriegerethos. Es wäre nur schade, wenn er dieses nicht vorbringen und sich statt dessen als Minderheitenvertreter darstellen würde.
@Patrick Horstmann
Der Anspruch mag die letzten Jahrzehnte so gelebt worden sein. Aber deswegen darf dies nicht heissen das dies nun unabänderlich für alle Zeit so sein muss.
Ich fände es vielmehr förderlich wenn eben diese Personen des (zvivilen) öffentlichen Lebens sich mit ein oder zwei truppennahen Vertretern austauschen würden. Diese Vermischung würde dem Gremium ganz bestimmt nicht schaden.
Es geht mir nicht um eine Dominierung des Beirates durch 80% einsatzerfahrene usw. Denn so kommt es zu einem eher abgehobenen Austausch wenn ich mir die ständigen Vertreter so anschaue.
An vielen Ecken knarzt und knackt es im Rumpf. So hört man diese Geräusche aber ganz bestimmt nicht, sondern erhält nur Filter die auf normales Hintergrundrauschen reduzieren.
@Marlene
Ja. Genau das meinte ich. Wobei es nun meiner obigen Einordnung folgend aus meiner Sicht nicht die Gleichstellungsbeauftragten sein sollten. Ich reibe mich da vor allem an dem Hervorheben der beiden Damen Ehefrauen. Wenn das der vorgeschobene Grund für die Berufung in diesen Beirat ist bleibt bei mir ein fader Beigeschmack übrig.
Es gibt wohl wenige Gremien bei denen a priori schon so absehbar ist das das Endprodukt ihrer Arbeit irrelevant bis schädlich für den Adressaten ist.
Man hat aus kundus nicht nur nichts gelernt sondern suhlt sich auch noch in seiner bornierten Ignoranz hinsichtlich der Anforderungen an eine einsatztaugliche soldatische Fuhrungsdoktrin.
Funktionärs ABM par excellence
Innere Führung?
Ist das nicht das Feigenblatt, das die Bundeswehr benutzt um sich Diskussionen um grundlegende Fragen zum Thema Soldatentum und moderne Gesellschaft zu ersparen?
Achso, ich vergaß, es ist ja ein Erfolgsmodell daß in anderen Staaten überall kopiert wird ;)
@Selber denken
In meiner Erwiderung an @Patrick Horstmann steht etwas mehr worauf ich in meinem ersten Post hinaus wollte. Leider habe ich nicht sofort, wie sonst gerne mal getan, einen Roman geschrieben bei dem dann wieder jeder 2te nach den ersten drei Zeilen abschaltet weil zu viel Text.
Ich würde mit mit dem Einwurf „parxisnähe“ einfach nur wünschen, dass die derzeitigen Herausforderungen an das Feld der „Inneren Führung“ gesehen werden und ganzheitlich durch die Vertreter auch diskutiert werden. Nur dazu brauche ich manchmal den Blick aus der „Schlammzone“ und auch den Fokus auf die Frage nach dem Sinn und den Schwerpunkt der Ausprägung der „Inneren Führung“ Ich habe für mich das Kosntrukt der „Inneren Führung“ als einen wunderbaren Leitfaden verstanden der mir eine Vielzahl an Möglichkeiten an die Hand gibt, meinen Führungsanspruch angemessen zu vermitteln und auch mich selbst daran zu messen und auch durch andere überprüfen zu lassen.
In vielen Bereichen würde ich mir so ein Mittel durchaus wünschen. Ich arbeit jetzt in der Industrie und dort schaut man mich manchmal schon etwas komisch an, wenn ich über solche Sachen wie Führung, basierend auf meiner Art und Weise wie ich „Innere Führung“ in meinen Verwendungen an Bord gelebt und auch erlebt habe, daher sinniere.
Und gemessen an dem, was meine Frau aus ihrem Dienst und die guten „alten“ Kameraden weiterhin so berichten, bleibe ich bei der Aussage: „An vielen Ecken knarzt und knackt es im Rumpf.“ Und das gehört auch in diesem Gremium aufs Tableau.
Ist diese Differenzierung genehmer für Sie?
Wenn das Geschlecht in solchen Gremien offenbar neuerdings das zentrale Qualifikationsmerkmal ist: Was ist mit Transsexuellen etc. – sind die alle ins Gender Gap gefallen?
;-)
Wenn schon Operettenarmee, dann richtig … wäre Thomas Neuwirth nicht ein prima General für Geschlechtergerechtigkeit in der Bundeswehr?
Nur so ganz vorsichtshalber: Auch bei diesem Thema senken wir das Diskussionsniveau nicht über Gebühr ab, oder?
Mag sein dass ich Innere Führung vollständig falsch verstanden habe, aber ich halte dieses „Schlammzone“-Argument in dem Zusammenhang für falsch. Ich versuche mal zu erläutern warum.
Das Ziel sollte doch sein, einen Weg zu finden, bei dem die Kluft zwischen Soldatenerfahrungen und Zivilleben verringert wird. Kriegerethos und dergleichen sind da in unserer Gesellschaft nicht zielführend. Selbst in USA oder Kanada, wo erheblich mehr Wert auf diese Art des Soldatenbildes gelegt wird und die Gesellschaft das recht weit mitträgt, gibt es immense Probleme mit der postraumatischen Störungen.
Wenn man also dagegen etwas tun will, dann müsste man eine noch mal drastisch martialischere Gesellschaftshaltung als in den USA erzeugen… wie realistisch ist denn sowas, und wer will das???
Da erscheint mir eine „verkopftere“ Herangehensweise mit Soziologen, Seelsorgern, Psychologen etc. irgendwie zielführender. Sicher muss man die Betroffenen anhören und die Lehren aus den Einsätzen ziehen. Aber ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Betroffene (selbst mit einschlägigen Fachbereichen wie Psychater) sind in den allerseltensten Fällen in der Lage objektiv über die Konsequenzen des Erfahrenen zu urteilen. Das liegt in der Natur der Sache bei seelischen Belastungen. Und wenn der Beirat irgendetwas beisteuern soll, dann doch nüchterne Überlegungen zu neuen Konzepten.
Ob der Beirat da nun irgendetwas bringt, wird sich mit der Zeit zeigen und ich tendiere auch grundsätzlich zu Skepzis bei derartigen Gremien. Dennoch halte ich eine Vorverurteilung für falsch.
Zum Thema Exportschlager: Ich würde einen Blick in z.B. das kanadische Konzept ADO 2021 empfehlen. Die gesellschaftlichen Aspekte sind dort noch nicht umfassend behandelt, aber die Auftragstaktik und alle daraus folgenden Konsequenzen sind in Kanada scheinbar mittlerweile ausgemachtes Ziel der Führung. (z.B. http://publications.gc.ca/collections/collection_2009/forces/D2-188-2007E.pdf, PDF-Seite 26 „Human Dimension). Das ist jedenfalls ein Schritt weg vom bisherigen Anlehnen an US Konzepte.
@ Sun Tzu | 12. Mai 2014 – 14:54
Da ich nicht jeden deutschen General kenne, könnten Sie mir bitte diesen, ich vermute einmal, Joke erklären?
Ansonsten: Innere Führung? Kann ich! Tue nix, dann kann dir nix passieren, sei Soldat und du hast ein Problem.
@T.wiegold
Wieso? Eine Niveauvolle Diskussion zur Infü ist mitvdiesem Personal ohnehin ausgeschlossen.
Darauf kann man eigentlich nur noch mit Polemik reagieren.
Ansonsten könnte man der Kommission ja vorschlagen komparativ die führungsdoktrinen unserer alliierten zu studieren. Aber Achtung!da kommen noch ganz archaische werte vor. Tapferkeit,opferbereitschaft,Mut,Patriotismus etc.
Schnell wieder zuschlagen… mit solchen Reaktionären Haltungen kann man ei “modernes Unternehmen“ und seune „mitarbeiter“ doch nicht führen!
lieber schnell noch ne kita eingeweiht und ein paar Fitness standards gesenkt.
So ist der sieg unser
Ich finde ja, wenn die Innere Führung wirklich gut in diesem Lande funktionieren würde, dann hätten gerade derartige Persönlichkeiten durchgesetzt, dass die Aufgabe der Wehrpflicht ein Fehler war, weil der Bundeswehr die Masse fehlt, dass ferner die gesammte Rüstungs- und Beschaffungsdiskussion in Deutschland unnötig polemisiert wird. Außerdem sollte klar sein, dass unsere Soldaten die allerbeste Ausrüstung erhalten müssen. Der Verteidigungsetat ist zu gering und somit unser Beitrag zur NATO. Aber die höchste Wissenschaft in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik scheint ja der Pazifismus geworden zu sein. Kurzum — es ist entsetzlich an diesem Land, dass es schöne Beiräte wie diesen gibt, dass sie sich mit wirklich herausragenden Persönlichkeiten wie General a.D. Dr. Naumann schmücken und dass am Ende eben diesen Persönlichkeiten gar kein Gehör geschenkt wird. Immer müssen unsere besten Soldaten ein Blatt vor den Mund nehmen — es ist ein Trauerspiel.
@ Someone | 12. Mai 2014 – 15:42
Der versuchte Witz bezog sich auf was anderes eher gesellschaftlich-künstlerisches. Aber ist eigentlich Wurst – ach ne, Wurstwitze haben auch nen Bart …
http://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Neuwirth
@wacaffe
Dann würde ich doch vorschlagen, das Ersetzen der Diskussion durch Polemik anderswo zu praktizieren.
@drd
Soldatenethos – klar, das war beim „Bürger in Uniform“ – insb. bei Wehrpflichtigen – nicht gewünscht bzw. notwendig, da der „Ernst“fall (1) ja die Landesverteidigung war; dazu braucht es aufrichtige Patrioten, eben Staatsbürger.
Heute sind die Einsätze anders, die Ausbildung und eben auch die Einsätze deutlich härter und fordernder mit mehr Kameradschaft („Kohäsion“).
Wenn einem dann die Anerkennung durch weite Kreise der Bevölkerung verwehrt wird (Auslandseinsätze? Warum? Verletzt, gefallen – die machen das doch freiwillig, etc.), dann sucht man den moralischen Halt und die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns im Kameradenkreis.
Zudem: ein Esprit de Corps ist auch für die Nachwuchsgewinnung wichtig, die Bw ist keine Firma, Soldat sein kein „Job“ wie jeder andere (ebenso wenig wie Rettungsdienste, u.ä.).
(1) das gegenteil vom „Spaß“fall^^
Liest man die Berufsangaben all dieser Leute, fehlt eigentlich nur noch einer von der Bertelsmann-Stiftung. – Müßte für die nicht wenigen jungen Russen in der Bundeswehr nicht eigentlich auch ein Vertreter der Orthodoxen Kirche in diesen Beirat?
Ansonsten fällt einem zum Thema nur ein Satz des Oberstkorpskommandanten Hans Frick aus seinem „Brevier der Taktik“ ein: „Tiefengliederung erleichtert die Führung, Breitengliederung erschwert sie.“
@Thomas Melber, Stuttgart
„Soldatenethos – klar, das war beim “Bürger in Uniform” – insb. bei Wehrpflichtigen – nicht gewünscht bzw. notwendig, da der “Ernst”fall (1) ja die Landesverteidigung war; dazu braucht es aufrichtige Patrioten, eben Staatsbürger.
Heute sind die Einsätze anders, die Ausbildung und eben auch die Einsätze deutlich härter und fordernder mit mehr Kameradschaft (“Kohäsion”).“
Wie kommen Sie denn darauf, dass Kameradschaft der Inneren Führung widerspricht? Als ich das ganze in den 90ern mal verklickert bekommen habe, da war Kameradschaft, Tapferkeit und all diese Schlagworte aus den Soldatentugenden noch klar im Fokus. Die Innere Führung sollte nur den Rahmen bieten, der die Kluft zwischen diesen Werten und dem zivilen Alltag schließt. Diese Kluft ist mit den Auslandseinsätzen größer geworden. Die Einstellung der Bevölkerung hat sich in weiten Teilen von der Bundeswehr entfernt.
Umso wichtiger ist es doch, dass man sich ernsthafte Gedanken macht, wie man die Kluft in der aktuellen Situation überbrückt. Kein Mensch kann ernsthaft Soldatentugenden abschaffen wollen. Die Frage ist doch vielmehr, wie man die an die Gesellschaft anbindet.
Sollte sich in der Bw mittlerweile eine Ablehnung gegenüber diesen Werten eingebürgert haben (hab ich ehrlich kein repräsentatives Bild), dann ist auch das dringend zu beheben. Was aber glaube ich niemals eintreten darf, ist die Tendenz Gehorsam und Pflicht über Rechtsstaatlichkeit zu stellen. Das wäre ein drastischer Bruch mit den Werten, für die die Bundeswehr mal aufgestellt wurde. Das Ergebnis lässt sich gut am Image des US Militärs ablesen. Aber das führt auch gleich wieder zum nächsten Problem, das viel zu lange vor sich hingeschmort hat: rechtliche Rahmenbedingungen und Rechtsschutz im Einsatz. Solche Nummern wie bei Oberst Klein seinerzeit hätten Anlass genug geben sollen.
Wenn wir also schon bei Gremien sind, wäre eines für Rechtsfragen und Vereinbarkeit von Rechtsstaat und Gewaltanwendung im Inneren und Äußeren, auch mal gut. (vielleicht gibts das ja längst?… )
@drd
InFü und Kameradschaft schließen sich natürlich nicht aus.Nur im „kalten Krieg“ waren die Gruppen- und Kameradschaftserfahrungen deutlich weniger intensiv als sie in den Einsätzen heute, oft unter Feindeinwirkung und Lebensgefahr sind.
Damals stand der Lackmustest „im Felde“ noch aus.
@drd
„Als ich das ganze in den 90ern mal verklickert bekommen habe, da war Kameradschaft, Tapferkeit und all diese Schlagworte aus den Soldatentugenden noch klar im Fokus.“
Die ZDv 10/1 steht offen im Netz:
http://www.kommando.streitkraeftebasis.de/portal/a/kdoskb/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK94uyk-OyUfL3y1MySlOKS4hK9qsy8tNJUvZT88ryc_MQU_YJsR0UAIaAfPw!!/
„Tapferkeit“ und „Kameradschaft“ werden irgendwo im Dokument noch erwähnt, allerdings auf einer Ebene mit „Achtsamem Umgang mit der Umwelt“ und ohne nähere Erläuterung. Kein Wort findet man über Töten und getötet werden.
Das Dokument wäre dringend überarbeitungsbedürfig, weil es mit der Realität des Soldaten im Einsatz nur sehr abstrakt etwas zu tun hat, und als Grundlage für ein soldatisches Selbstbild taugt es erst recht nicht. Dazu fand sich mehr in „Einsatznah ausbilden“, bevor man die Schrift aus Angst vor Aktivisten und Medien verboten hat.
Ich bin nun gespannt, wie Personen, deren Qualifikation darin besteht Ehefrau oder Gewerkschaftsmitglied zu sein, soldatische Tugenden definieren oder fundierte Ausagen über den Umgang mit Töten und Getötetwerden treffen wollen.
@K. Müller,
Die Schrift hieß in der ersten Auflage sogar „Kriegsnah ausbilden“.
Man könnte dem Beirat ja mal auf diesen Link hinweisen bzw. dieser hier.
Das dürfte dem Selbstverständnis einsatzerfahrener Soldaten näher kommen als das abstrakte Zeugs, das realitätsfern in diesem ZInFü zusammen geschrieben wird.
Ich denke, das Soldatische ist ab Mitte der 70er Jahre kontinuierlich abgeschmolzen, sicher mit dem Ausscheiden der WK2-Generation.
@Someone
Tja, Krieger oder Kämpfer?
Auffallend ist, wie beliebt im Einsatz Motive aus modernen Sagen sind. Viele Soldaten lernen heute über soldatische Tugenden mehr aus „Herr der Ringe“ als von offizieller Seite. Man kann von Glück sagen, dass solches vernünftige Material verfügbar ist, sonst würden viele von einer ängstlichen Führung und einem überwiegend seiner Aufgabe nicht gewachsenen Beirat allein gelassene Soldaten vielleicht an den falschen Stellen suchen.
@ Thomas Melber, Stuttgart | 12. Mai 2014 – 16:47
Da gibt es zwei von diesen grünen Heften vom Heeresamt.
Das eine hieß „Einsatznah ausbilden“ von 2001 (dürfte der Nachfolger von „Kriegsnah ausbilden“ sein) und ist gespickt mit Zitaten aus dem letzten großen Krieg auf deutschem Boden und beim anderen weiß ich es nicht aus dem Kopf und komme auch in absehbarer Zeit nicht an mein Bücherregal.
Die hab ich 2006 noch benutzt, da waren die schon eingezogen oder nicht mehr gern gesehen, da bin ich mir grad unsicher, aber die Beispiele waren besser als alles, was einem sonst zur Erklärung geliefert wurde/wird.
Im ULK-Block der PzGrenBrig 7 „Hansestadt Hamburg“ waren die Wände auch voll mit einzelnen Gefechtsszenen von PzGren aus dem 2. WK mit Bildunterschriften à la „Unteroffizier Müller zerstörte fünf feindliche Kampfpanzer mit PAK und rettete dadurch seinen Zug vor der Vernichtung“
@ Thomas Melber, Stuttgart | 12. Mai 2014 – 16:51
Wo ist für Sie der semantische Unterschied, damit ich darauf adäquat antworten kann?
Die Schriften von Udo Hartmann, die sich kritisch mit den Defiziten der InFü auseinandersetzen, wurden hier ja schon erwähnt.
Überwiegend aus der Einsatzgeneration kommen die Autoren des aktuellen Buches „Soldatentum“ (Hrsg. von Martin Böcker, Larsen Kempf und Felix Springer), das die real existierende InFü teilweise vor dem Hintergrund der Einsatzerfahrung ebenfalls kritisch hinterfragt.
Solche kritischen Stimmen hätten gewiß etwas frischen Wind in die abgestandene Luft der offiziellen InFü-Selbstbeweihräucherung gebracht.
@K. Müller, Thomas Melber, Stuttgart
Die Tendenz abnehmender Kampfbezogenheit ist nachvollziehbar, aber wie Sie ja korrekt feststellen nicht sinnvoll im aktuellen Einsatzumfeld. Da muss etwas getan werden, da es sonst losgelöst ohnehin passiert (gabs ja vor einiger Zeit hier mal ein paar gute Texte zu) Ich denke dass es in jedem Fall schwierig wird, das Konzept der Inneren Führung mit Kampfeinsatzbedingungen in Einklang zu bringen. Das Ideal des aufrechten Staatsbürgers allein erfordert nämlich eigentlich lupenreine Aufträge… das dürfte der Politik schwer fallen.
Zur Herangehensweise der Amerikaners darf man nicht vergessen, dass die Ansätze im WW2 sich teils auch deutlich vom aktuellen Konzept unterscheiden (nicht eben immer zum positiven). Auch da macht sich direkt der Mangel an Idealunterfütterung bemerkbar. Direktes 1zu1 Kopieren von den aktuellen Ideen der Amerikaner ist sicher keine Patentlösung, gerade weil es das Problem der Unvereinbarkeit nachweislich nicht aus der Welt schafft uns geeignet ist, neue zu erzeugen.
Abgesehen davon… So traurig das aus der Innensicht auch sein mag, man kann kaum erwarten, dass ein Konzept der Bundeswehr kurz- oder mittelfristig die deutsche Gesellschaft bewegt. Da muss man realistisch sein. Eigentlich kann man nur langfristig versuchen die Gesellschaft näher an die Bundeswehr zu führen. Ersteinmal muss man Vorlieb damit nehmen, dass die Bundeswehr sich an der Gesellschaft orientieren muss. Das bedeutet allerdings auch, dass die Politik diese Annäherung unterstützen und nicht mit schlecht motivierten und gar nicht erklärten Einsätzen untergraben darf.
(Ich denke übrigens, dass die angesprochene Frau nicht vorrangig wegen ihrem Ehepartner sondern vielleicht doch eher wegen ihrer Tätigkeit in der genannten Gesellschaft berufen wurde)
@Someone
‚habe neulich erst eine Definition der beiden Termini gelesen, weiß aber leider nicht mehr die Fundstelle. ’sollte aber auch zum Nachdenken anregen.
Krieger ist wohl eher mehr Kampf um des Kampfes willen.
@ Someone 16:56 Uhr
Sie haben recht. Der Vorläufer stammt aus 1987, einen Artikel dazu finden Sie unter Heise bei Telepolis…
Das andere Werk dürfte übrigens „Üben und Schießen“ sein (oder so ähnlich).
@ Thomas Melber, Stuttgart | 12. Mai 2014 – 17:10
Der Einfachheit halber habe ich mal Wikipedia bemüht:
Das bringt mich aber auch nicht weiter. Im Übrigen bin ich kein Freund der ewigen Aufspaltung in ‚Drinnies‘ und ‚Draussies‘ bzw. Infanterie und Rest.
@drd:
Auftragstaktik und Innere Führung haben erst einmal rein gar nichts miteinander zu tun.
Auftragstaktik gab es bei der Wehrmacht und es war damals schon ein Heraustellungsmerkmal gegenüber den angelsächsischen Armeen.
Allerdings ist das heutige vielfach zu beobachtende Versagen der Auftragstaktik, meiner Einschätzung nach, zumindest mittelbar auf die Innere Führung zurückzuführen. Diese hat Generationen von Stabsoffizieren, Generalstabsoffizieren und Generalen hervorgebracht die eben kein „Rückgrat“* haben.
Persönlich glaube ich das es daran liegt, daß die InFü sich überhaupt nicht auswirkt, aber wenn man dem offiziellen Anspruch der InFü glaubt, dann sind diese Offiziere ein direktes Ergebnis dieser sogenannten Führungskultur.
*: Oder glauben Sie ernsthaft, das Generale die trotz der mannigfaltigen schwerwiegendsten Problemen der BW öffentlich nicht den Mund aufmachen, obwohl Ihnen maximal die vorzeitige Zurruhesetzung bei etwas geringerer Pension droht, in einer Diktatur den Mut aufbringen würden, trotz drohender Folter, Ermordung und Sippenhaft, Ihrem Gewissen zu folgen?
Sehr zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang „The Soldier and the State“ von Huntigton.
Als Dinosaurier darf ich vielleicht daran erinnern, dass die Innere Fuehrung seit Anbeginn eigentlich immer ueberfordert und ueberfrachtet war mit dem politischen Anspruch an den muendigen Staatsbuergers, der das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigen sollte.
Dagegen waren 95% der Soldaten-Anwaerter (aller Dienstgradgruppen) genau so weit entfernt vom muendigen Staatsbuerger wie die meisten Bundestagsabgeordneten! Also versuchten wir durch Schulung das Defizit zu verringern.
Heute muss den Freiwilligen das Gleiche vermittelt werden, mit dem Unterschied, dass WWII Erfahrung, Leiden, Kampfeinsatz und Beispiele kaum mehr vorliegen bzw politisch fortdiskutiert werden.
Wenn aber bereits die IBUK den ‚Laden‘ als einem zivilen Konzern betrachtet reduziert sich Innere Fuehrung auf zivile Tugenden der Karriereplanung.
Dann ist es einfach auch einem Freiwilligen den Sinn des Soldat sein und zB eines Einsatzes in Afghanistan oder Mali zu erklaeren: Es ist notwendig fuer Ihre Laufbahn und Karriere!
@ Ghost Bear | 12. Mai 2014 – 17:52
Zitat: „Diese hat Generationen von Stabsoffizieren, Generalstabsoffizieren und Generalen hervorgebracht die eben kein “Rückgrat”* haben.“
=====
Ich frage mich immer wieder: Welche Ziele muss ein Politiker oder eine Partei verfolgen, wenn die von Ihnen beschriebene Rückgratlosigkeit nicht Nebenwirkung/Fehler sondern Ziel der Politik war? Denn dumm sind unsere Politiker nicht. Sie verfolgen halt nur manchmal versteckte Ziele.
Vielleicht liegt es nur an der Darstellung bei Wikipedia und hier im Blog, aber ist „Ehefrau eines Offiziers“ unter Angaben zur Person wirklich alles, was 2014 in DEU zaehlt?
Und ich wuerde diese Frage (geschlechtsneutral) ebenso stellen, wenn da stuende: Herr Mustermann ( Ehemann einer Zeitsoldatin).
@ K. Müller
Wenn man schon, in Teilen sicher nicht unberechtigt, Kritik an der ZDV Innere Führung übt, sollte man schon korrekt bleiben und sie möglicherweise mal gelesen haben:
Aus der Vorschrift: „Ihr militärischer Dienst schließt den Einsatz der eigenen Gesundheit und des eigenen Lebens mit ein und verlangt in letzter Konsequenz, im Kampf auch zu töten.“
oder:
„Alles militärische Tun muss sich an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientieren. Die Pflichten des Soldaten – Treue, Tapferkeit, Gehorsam, Kameradschaft, Wahrhaftigkeit, Verschwiegenheit sowie beispielhaftes und fürsorgliches Verhalten der
Vorgesetzten – erlangen in unserer Zeit sittlichen Rang durch die Bindung an das Grundgesetz“
“Welche Ziele muss ein Politiker oder eine Partei verfolgen, wenn die von Ihnen beschriebene Rückgratlosigkeit nicht Nebenwirkung/Fehler sondern Ziel der Politik war?“
Die PDS hatte mal den Slogan “strukturelle nichtangriffsfähigkeit“.der Bundeswehr im Programm.
Die Forderungen entsprachen sowohl numerisch als auch ideell So ziemlich dem was die Jung/VdL Armee dann geworden ist.
Mittlerweile nähern wir uns eher der Strukturellen Verteidigungsunfähigkeit.
@ section 31 | 12. Mai 2014 – 18:42
Übrigens alles Dinge, die ich am ZInFü nie zu hören bekommen habe.
Treue, Tapferkeit, Gehorsam und Kameradschaft sind heutzutage ja eher „böse“ und Verräter, euphemistisch Whistleblower, werden verehrt.
Eine schöne Diskussion darüber, mit welchem Vornamen Manning denn nun anzusprechen sei, habe ich mal in einem US-Militärblog gelesen. Die einhellige Meinung war: Inmate, end of discussion.
K. Müller | 12. Mai 2014 – 17:04
„Überwiegend aus der Einsatzgeneration kommen die Autoren des aktuellen Buches “Soldatentum” (Hrsg. von Martin Böcker, Larsen Kempf und Felix Springer), das die real existierende InFü teilweise vor dem Hintergrund der Einsatzerfahrung ebenfalls kritisch hinterfragt.
Solche kritischen Stimmen hätten gewiß etwas frischen Wind in die abgestandene Luft der offiziellen InFü-Selbstbeweihräucherung gebracht.“
Oh ja, und bei den Herausgebern und Autoren wären danach auch zwei bis drei Abteilungsleiter und Staatssekretäre gefeuert worden. Von den Schlagzeilen in der Presse gar nicht zu reden… :-)
@section
„Wenn man schon, in Teilen sicher nicht unberechtigt, Kritik an der ZDV Innere Führung übt, sollte man schon korrekt bleiben und sie möglicherweise mal gelesen haben:“
Ich habe dieses Dokument sehr genau gelesen und mir dazu auch so manchen Lehrgang in Koblenz angetan.
In der ZDv steht eben nur „verlangt in letzter Konsequenz, im Kampf auch zu töten“. Das war es zu dem Thema, und was das bedeutet und wie man damit zurechtkommen oder sich darauf vorbereiten kann, darüber wird geschwiegen. Selbst für eine „Unternehmensphilosophie“ (der Begriff wird z.T. von der Bundeswehr verwendet) wäre das zu wenig. Immerhin wird in der ZDv das Offensichtliche immerhin noch ausgesprochen. Sie bleibt dabei aber stets im Banalen hängen und erreicht nirgendwo etwas Tiefe, die dem Thema angemessen wäre. In ihrer Zusammenschusterung wirkt die kommentarlose Aneinanderreihung von Töten, Umweltschutz und Gleichstellung zudem fast albern.
Sätze wie:
„Die Pflichten des Soldaten – Treue, Tapferkeit, Gehorsam, Kameradschaft, Wahrhaftigkeit, Verschwiegenheit sowie beispielhaftes und fürsorgliches Verhalten der
Vorgesetzten – erlangen in unserer Zeit sittlichen Rang durch die Bindung an das Grundgesetz”
sind zudem arg unreflektiert. Die wie alle anderen Grundfragen des Soldatentums in der ZDv nur kurz erwähnten und nicht näher definierten Pflichten sind z.B. auch Tugenden, die durchaus auch ohne Bindung an das Grundgesetz Tugenden darstellen, da Kameradschaft sich schon per definitionem auf den Kameraden bezieht und nicht auf das Grundgesetz. Man muß keine juristische Prüfung vornehmen, um zu wissen was kameradschaftlich ist und was nicht, und umgekehrt stellt es die FDGO nicht automatisch in Frage, wenn man sich unkameradschaftlich verhält. Der Satz ist letztlich also nur eine Sammlung von Worthülsen, die auf unreflektierte Weise soldatische Tugenden in den Kontext der FDGO stellen will, dabei aber inhaltlich scheitert.
Die Autoren dieses Pamphlets haben sich dabei offenbar ganz darauf verlassen, dass sich niemand traut, solches Wortgeklingel zu hinterfragen, und bislang damit Recht behalten. Gäbe es ein InFü-Phrasenschwein, wären die Autoren hingegen längst bankrott.