‚Aktiv. Attraktiv. Anders‘: von der Leyens Offensive
Eigentlich hatte sie erst am Mittwoch kommender Woche vorgestellt werden sollen, die so genannte Attraktivitätsoffensive von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Offensichtlich aufgrund zahlreicher Vorab-Presseveröffentlichungen hat sich das Ministerium dazu entschlossen, diese Offensive bereits am (heutigen) Freitag bekannt zu machen – und ein erster Blick zeigt, dass es im wesentlichen um andere Dinge geht als einen Flatscreen-Fernseher auf jeder Stube (obwohl das allein für manchen schon recht attraktiv sein mag).
Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders (inklusive der Punkte) hat von der Leyen ihr Programm mit so genannten untergesetzlichen Maßnahmen überschrieben – also mit den Dingen, die Ministerium und Bundeswehr in eigener Hoheit ändern können, ohne das dafür Gesetzesänderungen erforderlich sind (die sollen dann im Herbst folgen). Für das jetzt vorgestellte Programm sind 100 Millionen Euro für die nächsten Jahre vorgesehen, was schon zeigt, dass angesichts von den rechnerisch 20 Millionen Euro pro Jahr keine allzu teuren neuen Maßnahmen zu erwarten sein dürften. Aber es muss ja auch nicht alles Geld kosten: Eine von Soldaten immer wieder geäußerte Forderung, länger auf einem Dienstposten oder an einem Standort zu bleiben und nicht ständig umziehen zu müssen, ist eine der geplanten Neuregelungen. Damit sollen Belastungen für Familien und vor allem das Pendeln verringert werden; ab 2015 soll die durchschnittliche Stehzeit auf einem Posten vier bis sechs Jahre betragen. Auch die regelmäßigen Personalgespräche, die mehr Planbarkeit für eine militärische Karriere schaffen sollen, sind eine immer wieder erhobene Forderung. Das gleiche gilt für die geplanten zwei festen Versetzungstermine, die sich an den Schulhalbjahren orientieren.
Während solche Regelungen sehr stark die militärischen Besonderheiten im Blick haben, wirken etliche andere geplante Neuerungen eher wie aus dem Firmenbereich übernommen: Aufbau eines Talentpools, E-Recruiting, Langzeitarbeitskonten für alle Beschäftigten, die inzwischen sprichwörtlichen KiTa-Plätze – alles Maßnahmen, die natürlich vor allem auf neues Personal des Arbeitgebers Bundeswehr abzielen.
Mit ihren Plänen für attraktivere Unterkünfte – siehe den oben genannten Flatscreen – will die Ministerin natürlich auch diesen Arbeitgeber attraktiver machen, holt aber vor allem etliches nach, was in den vergangenen Jahren liegen geblieben ist: die Modernisierung von alten, nicht mehr zeitgemäßen und teilweise auch kaum noch zumutbaren Unterkünften.
Und dann soll es noch etwas geben, was streng genommen nicht in das Arbeitgeber-Attraktvitätsprogramm gehört, aber viel mit der Bundeswehr in der Gesellschaft zu tun hat: Ein jährlicher Tag der Bundeswehr, ein Preis Bundeswehr und Gesellschaft und lokale Ausstellungen, die die Truppe in ihrer Region dokumentieren sollen.
Das ganze Paket ist in der Tat eine Offensive einer Institution, die um Nachwuchs kämpfen muss. Inwieweit die Neuregelungen eher einer Firmenphilosophie folgen oder doch maßgeschneidert für eine militärische Institution sind – da wird sich manches im Detail erst zeigen können.
Zur Dokumentation das vom Verteidigungsministerium dazu veröffentliche Material:
(Foto: Bundeswehrstand auf der ILA 2014)
„Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders“
der slogan ist also nur Name des Programms und nicht Ersatz für Wir.dienen.Deutschland.
oder habe ich das falsch verstanden.
Die Sprache und der Inhalt erwecken bei mir den Eindruck, dass hier Herr Weise mit die Feder geführt hat.
Interessant ist der Teil der Führungs- und Organisationskultur.
Anstatt die Null-Fehler-Kultur anzusprechen, plant man ein Coaching für Führungskräfte (Wer macht dieses Coaching? Externe? Was ist das Ziel?).
Die Null-Fehler-Kultur ist jedoch ein wichtiger Grund warum viele keinen BS-Antrag mehr einreichen wollen. Oder sogar als BS die Bundeswehr verlassen.
Ach ja und auch Feldwebelanwärter sind baldige Führungskräfte…
Sehr geehrter Herr Wiegold,
im „alten Thread“ ist ja schon angeklungen, dass die Truppe wieder aus der Presse von tiefgreifenden Änderungen erfährt. Es ändert sich also weiter nichts an der Unternehmenskommunikation der letzten Jahrzehnte.
Danke für die Einstellung der informativen Papiere, deren Inhalte hier sicher bald und kontrovers diskutiert werden.
Deshalb möchte ich vorab auf das Themenfeld 8 / Maßnahme 3 hinweisen: Für mich, und sicher viele andere hier, sind Sie mit diesem Blog der erste Anwärter für den ausgelobten Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“.
Die Ministerin geht medial voll in die Offensive.
Interview bei SPON:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-von-der-leyen-ueber-familienleben-und-ausruestung-a-972498.html
@ Selber denken
+1
„Anders“? Ist die BW jetzt doch nicht mehr ein Arbeitgeber wie jeder andere?
@all
Bitte kurzes Meinungsbild: Die Kommentare im Attraktivitätsprogramm im vorangegangenen Thread beziehen sich vor allem auf die ersten Presseveröffentlichungen dazu, bevor das Programm im Wortlaut vorlag. Ich denke, ich verschiebe dann doch keine Kommentare hierher, oder?
Eigentlich irre. Die Sache mit den Unterkünften steht doch schon über Jahre im Raum. Wieviele Sanierungsprogramme gab es nicht seit 1990, und alle scheiterten am Haushalt oder bürokratischen Hürden. Insgesamt ein gutes Programm, auch wenn noch weit mehr kommen muss als die untergesetzlichen Maßnahmen. Fraglich bleibt, was sie anbietet um aktuell dem Spieß, Chef oder Kommandeur zu helfen. Coaching hilft da wenig, sondern es kommt darauf an die notwendigen Mittel an die Hand zu geben, um die Fülle an Aufträgen zu erfüllen. Attraktivität kann so einfach sein: Raus aus der Mangelverwaltung!
@ T.W.
Das Programm ist doch konkreter als die Pressemitteilungen. Kein verschieben bitte.
@T.W. : würde ich nicht machen. Ich glaube es wäre ganz interessant zu sehen wie sich die Diskussion entwickelt vorher/nachher.
@Selber Denken: Stimme ihnen voll und ganz zu! Auch wenn die Leserschaft (zumindest die Rückschlüssen die man den Kommentatoren auf die ganze Leserschaft machen kann) hier wohl großenteils aus (ex-) BW-Angehörigen besteht, finde ich dass das Blog definitiv in dieser Kategorie berücksichtigt werden müsste.
Nach kurzem Überfliegen ein doch recht interessantes Programm mit seinen Vor- und Nachteilen.
Thema Führungs- und Organisationskultur:
Meiner Meinung nach ein relativ guter Anfang. Ich habe genug Vorgesetzte kennengelernt, die scheinbar den Anspruch auf Können, Wissen, Kompetenz und vor allem Respekt an den Schulterklappen fest gemacht haben. Meistens im aktiven Dienst.
Ein Wandel zum Guten wäre hier wünschenswert.
Thema Führen in Teilzeit:
Die Idee mit „Führen in Teilzeit“ mag für die Führungskräfte selbst ja ganz interessant sein. Und in einem zivilen Umfeld kann das auch ganz gut funktionieren. Aber ob sich diese Idee im Umfeld der Bundeswehr bewährt? Mehr als im Zivilen sollten beim Militär die Vorgesetzten neben Führer auch Vorbilder, Erzieher und nicht zuletzt Kameraden sein.
Ich bin hier skeptisch.
Doch das größte Problem an dieser Offensive sehe ich in einer simplen Tatsache:
Es ist Politik.
Wie viel von den – unterstellten – guten Intentionen übrig bleibt und überhaupt umgesetzt wird ist fraglich. Ganz zu schweigen wie es umgesetzt wird…
Thema Führen in Teilzeit:
Die Idee mit „Führen in Teilzeit“ mag für die Führungskräfte selbst ja ganz interessant sein. Und in einem zivilen Umfeld kann das auch ganz gut funktionieren. Aber ob sich diese Idee im Umfeld der Bundeswehr bewährt? Mehr als im Zivilen sollten beim Militär die Vorgesetzten neben Führer auch Vorbilder, Erzieher und nicht zuletzt Kameraden sein.
Ich bin hier eher skeptisch.
Doch das größte Problem an dieser Offensive sehe ich in einer simplen Tatsache:
Es ist Politik.
Wie viel von den – unterstellten – guten Intentionen übrig bleibt und überhaupt umgesetzt wird ist fraglich. Ganz zu schweigen wie es umgesetzt wird…
@ T.W.: kein Verschieben. Und insgesamt DANKE
Wenn nicht sehr schnell elementar Geld in die Hand genommen wird und ein greifbares, kurz- und mittelfristiges militärisches Programm aufgelegt wird, ist auch dieser Beitrag von UvdL nur wieder eine Überschriftenschlagzeile ohne Substanz.
Die Truppe ist müde von blödsinnigen Wortspielereien, neuen technokratischen Abkürzungen, die sich keiner merken kann (will), die Truppe ist müde von all den Leuchtturmprojekten, die Truppe ist müde von Gender Mainstreaming/ Diversity Management.
Die Truppe ist müde von all den Umstrukturierungen und Umbenennungen.
Die Bundeswehr kann KEINE Tradition aus sich selbst heraus entwickeln, da aller paar Jahre die Einheiten und Verbände geschliffen und oder umbenannt werden.
Die Truppe will ein klares sicherheitspolitisches Ziel.
Die Truppe will ein modernes Laufbahnrecht und moderne Qualifizierungsmaßnahmen.
Die Truppe will eine zeitgemäße Infrastruktur.
Die Truppe will ein modernes Erscheinungsbild.
Die Truppe will das Militärische vor dem Zivilen als Alleinstellungsmerkmal.
Die Truppe will Deutschland dienen…..
—> doch Deutschland schafft sich selbst ab!
Gruß
FvS
@Memoria:
Vielleicht wird die angesprochene Null-Fehler-Kultur ja auch Thema auf einem dieser Seminare werden. So etwas könnte man ja durchaus weiterentwickeln und an aktuelle Gegebenheiten anpassen. Und was Herrn Weise angeht: Wenn sie seine Ideen für richtig befunden hat, wäre es nur konsequent, wenn man sich für dieses Programm im Vorfeld noch mal gemeinsam beraten hätte.
@Selber denken:
Ich denke, dass man kaum eine andere Wahl hatte, als das zum heutigen Zeitpunkt und in dieser Form zu veröffentlichen. Wenn anscheinend wichtige, interne Information wiederholt verfrüht an die Öffentlichkeit geraten, also möglicherweise gezielt geleaked werden, ist das mit der guten Unternehmenskommunikation leichter gesagt als getan. Für einige mag das der schon mal erwähnte Widerstand innerhalb des Ministeriums sein; verhindern lässt es sich wohl nie ganz. Denn jeglicher Versuch der Kontrolle könnte sicherlich unterlaufen werden und würde auf der anderen Seite das Klima noch verschlechtern. Daher, bevor wir jetzt bis Mittwoch eine mediale Hängepartie mit Vermutungen und Halbwahrheiten erlebt hätten, finde ich den Schritt, es jetzt zu veröffentlichen, klug und folgerichtig.
Ich wollte das eigentlich in den alten Thread schreiben als es nur um die Pressemitteilung ohne Details ging (und selbst jetzt sind ja noch viele Detailfragen offen), aber da prangern Leute die Nullfehlerkultur an (und das ist ja auch so ein roter Faden bei den Kommentaren hier im Blog), aber dann auf der anderen Seite zerreißt man UvdL hier ohne auf Umsetzungen zu warten.
Muss man wahrscheinlich nicht verstehen.
@Axel:
Die Null-Fehler-Kultur überwindet man nicht mit Seminaren.
Man muss erstmal merken, dass man hier ein Problem hat – insbesondere im BMVg.
Dazu fehlen jedoch entsprechende Impulse der Ministerin.
@ Axel
Natürlich gab es nun keine andere Wahl mehr. Aber es hätte eine andere Wahl gegeben.
Ich gehe davon aus, dass die Beteiligungsgremien doch zu den Plänen gehört worden sind? Wenn ja, gibt es genug mögliche Informationslecks. Der Punkt ist doch, dass Frau vdL anders als beim Thema europäische Drohnenentwicklung sich nicht vor das nächsterreichbare Mikrofon gestellt und diese Frühinformation verurteilt hat. Nein, sie gibt im Spiegel ausführliche Interviews. PR ist ihr wichtiger als Information der Truppe. Die hat schließlich zu gehorchen.
@selber denken
wenn das ein Erfolg werden soll, stelle ich mich doch nicht hin und sage Gemein es ist geleaked, sondern hole mir doch das Element des Handeln zurueck, insbesondere nach dem man ihr in den gestrigen Artikel quasi Fuehrungsschwaeche vorgeworfen hat.
ich kann an dieser Offensive nichts negatives erkennen…. aus meiner Sicht gute Krisenkommunikation….aber das ist ja Unternehmenssprech…also
dann eher ein guter Vorstoss um die Initiative zu behalten ;-) Schlagen aus der Hinterhand….und so
Soso, ein ‚Tag der Bundeswehr‘!
Und was kommt als nächstes?
Vielleicht eine ‚Woche der Waffenbrüderschaft“?
Gab es übrigens alles schon einmal:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Nationalen_Volksarmee
Ich begrüße, dass die Bundeswehr in der Öffentlichkeit präsenter sein soll. Lokale Ausstellungen und Kontakte mit der Zivilbevölkerung sind wichtig. In meiner Stadt nehme ich die Bundeswehr leider nie war. Nur auf alten Fotos des städt. Museums sieht man noch Truppenparaden des kaiserlichen Heeres.
Oh Gott! Die Bundeswehrangehörigen sind wie Verdurstende in der Wüste, die auf die vierte Fata Morgana auch noch hereinfallen. Dieses Papier ist nicht einmal ein Anfang. Es ist nichts. Gar nichts. Viel Augenwischerei mit unnötigen Maßnahmen, etwas auf modern getrimmt, vor allem langwierig, zeitschindend und nichts kostend. Und dann der Finanzansatz von 20 Mio Euro jährlich. Das ist ungefähr so, als ob sie 600 Euro Kaltmiete zahlen und ihr Vermieter sagt:“ So jetzt mache ich ihre Wohnung attraktiver und werde in den nächsten 5 Jahren jeden Monat 50 Cent dafür investieren.“ Jubelstürme!!!
@Selber denken:
Denke nicht dass alle Beteiligungsgremien dabei waren. Die werden wohl bei der Umsetzung in Verwaltungsvorschriften mitreden dürfen. Ob diese Gremien dann immer zum Wohle Aller agieren ist zweifelhaft.
@ Soenke Marahrens
Glauben Sie, dieses Spiegelinterview ist spontan gegeben worden?
Fakt ist: die Truppe wurde wieder an einem Freitagnachmittag überrascht. Die Chefs und Kommandeure kommen Montag zum Dienst und sagen: ich weiß auch nix.
Ich habe das Mantra vom „Kümmern etc.“ satt. Gut gemeint ist nicht gut getan (ja: Binse).
Teilzeitführer hatten wir mit Laptop doch auch schon in Schweden. Geht doch.
Und meine Frage nach den Beteilgungsgremien ist damit auch nicht beantwortet.
@schleppi:
Es ist zumindest in wesentlichen Teilen ein Schritt in die richtige Richtung! Nicht alle notwendigen Maßnahmen kosten viel Geld. Es ist auch immer eine Frage des gerade finanziell und konsenstechnisch Machbaren. Natürlich darf es immer gerne noch etwas mehr sein. Man hatte zumindest Einsicht in die Notwendigkeit, hat Personalgewinnung und -bindung als einen der kritischen Faktoren für die Zukunftsfähigkeit der Organisation erkannt und will daher die Rahmenbedingungen verbessern, um (hoffentlich) die Berufszufriedenheit zu steigern. (Natürlich müssen auch noch Fragen der Rüstungs- und Sicherheitspolitik auf die Tagesordnung!) Die Ministerin hat das als Parole ausgegeben und wird sich entsprechend an der Umsetzung messen lassen müssen. Also: Schau’n wir mal, wie es in der Praxis aussehen wird! Nicht zu handeln, wäre jedenfalls schlechter gewesen.
Machen wir uns nix vor:
Für die aktiven Soldaten ist die Verlängerung der Stehzeit schon ein riesiger(!) Batzen Attraktivitätssteigerung.
Die Masse der restlichen Maßnahmen haben ja vorallem die Nachwuchsgewinnung im Auge.
Ich würde es als deutliche Steigerung der Attraktivität wahrnehmen wenn ich wüsste, anstatt 6 Dienstorten in 10 Jahren (ohne Lehrgänge) einfach noch 2 zu haben. Ein Umzug ist immer drinne – und auch sozial akzeptierbar, aber dieses Nomadenleben muss endlich aufhören.
Diese Zufriedenheitssteigerung bringt sooo viele positive Nebeneffekte mit sich und ist vorallem deutlich günstiger für den Bund.
Wie spricht man denn als einfacher Soldat so einen Halbtagsoffizier an: „Jawohl, mein Teilzeitführer!“?
Zur Ausrüstung des Heeres mit Flachbildschirmen: hoffentlich beachtet man bei der Anschaffung umweltverträgliche Verpackungsstrategien. Dann könnte man immerhin behaupten, daß doch irgendetwas an der ganzen Truppe noch „strategisch“ sei.
einiges mag ja sinnvoll sein. (teilzeit allerdings nicht)
es bleibt aber der Eindruck das man im BmVG 90 % seiner Aufmerksamkeit eher den peripheren Themen statt der Kernaufgabe widmet. vermutlic weil die der Ministerin für eine Selbstinszenierung als Mutter Courage hinderlich ist.
Der Ziviljargon des Papier tut dann sein übriges. Wortwahl sagt einiges übr das Selbstverständnis der Institution aus. Das Papier könnte auch von der AWO stammen.
Ich habe ja nicht gegen Selbststilisierung solange sie der BW nützt bzw. die richtigen Themen akzentuiert. Zumindest das stimmte bei TzG.
——
„Teilzeitführer.“
schießt sich der LfZ Führer dann mitten im Flug raus? „12 Uhr,so jetzt ist feierabend“
@selber denken:
„Teilzeitführer hatten wir mit Laptop doch auch schon in Schweden. Geht doch.“
Hat auch dazu geführt, dass die Luftwaffe in diesem Kommando vermutlich Jahrzehnte nicht mehr den Befehlshaber stellen wird. Geht also nicht!
@Hohenstaufen:
Kann ich nur unterstreichen. Leider Gottes beide Aspekte. Aber da trägt die Truppe teilweise schon auch mit selber schuld. Wenn z.B. ein FA/UA-Btl sich zum erste Gelöbnis in der Kaserne verschanzt, anstatt dies in der Garnisonsgemeinde oder größeren Nachbarstadt durchzuführen, dann ist eine Entfremdung von der Gesellschaft abzusehen.
Mir kommen dazu nur zwei Fragen:
1. Wie wird das Zahlenverhaeltnis zwischen all den Beratern und coaches gegenueber der aktiven Truppe sein?
2. Woher wird man die Supermaenner/frauen die das ganze Beraterspektrum abdecken rekrutieren?
Gut feeling: Warme Luft.
@ Jas | 30. Mai 2014 – 18:24 : „Ich würde es als deutliche Steigerung der Attraktivität wahrnehmen wenn ich wüsste, anstatt 6 Dienstorten in 10 Jahren (ohne Lehrgänge) einfach noch 2 zu haben“
Absolute Zustimmung! Eine zeitgemäße Personalführung, die von den in Beton gegossenen Laufbahnverordnungen abweichen darf, würde die Zufriedenheit der Aktiven deutlich steigern. Klar, dienstliche Belange sollen weiterhin Vorrang haben, aber in meinen Augen sollte nichts dagegen sprechen, die konkreten Maßnahmen und Entscheidungen mehr am Einzelfall zu orientieren.
Viele gute Idee! Viele nicht neu! Viele sind in der Vergangenheit aus unterschiedlichen Gründen gescheitert.
Deshalb habe ich auch Verständnis für diejenigen, die zweifeln und sich fragen:
+ Warum ist es notwendig 50.000 Stuben zu renovieren bei all den Sonderprogrammen zur Verbesserung der Infrastruktur.
+ Warum wird E-Recruitung scheinbar neu erfunden, obwohl es schon mal fertig war.
+ u.a.m.
Ja, es bleiben Fragen offen: wenn 10% Teilzeit arbeiten, wer macht dann die restliche Arbeit – schon jetzt langen die personellen Ressourcen in vielen Bereichen nicht – kein Wunder, wenn von bis zu 185.000 Soldaten im Mai 2014 nur 177.000 verfügbar sind.
Wir können die Ideen zerreden oder uns auf den Weg machen, dass sie eine Chance der Realiserung haben.
Wer bessere hat, die eine bessere Chance auf Realisierung haben, möge sich melden.
Wer mehr will, muss für Mehrheiten sorgen, die bereit sind mehr zu geben.
Mein Eindruck (so als Außenstehender) ist letztlich „belehren statt ermächtigen“ und das Favorisieren von Maßnahmen die zentralisiert und/oder top-down durchgeführt werden.
Von Wertschätzung und Anerkennung reden, aber den Leuten nichts zuzutrauen, ist ein Widerspruch. Stattdessen wird das Personal weiterhin an der kurzen Leine gehalten; man gibt halt am Halsband ein oder zwei Löcher zu.
Auch wenn einiges der Maßnahmen überfällig war (längere Stehzeiten, firmeninterner Arbeitsmarkt), so seh ich nicht, wo hier den Führungskräften die Strukturen an die Hand gegeben werden um Mißstände selbstständig beheben zu können. Führung ist halt mehr als nur Umgangsformen und Verwaltung, und ich seh nicht wo hier wirklich der Handlungsspielraum für Eigeninitative der „Entscheider“ erweitert wird.
Damit wäre man dann auch wieder beim Punkt „Karriere ist ja schön und gut, aber was tut sich hinsichtlich der Leistungsfähigkeit im Kerngeschäft?“
Also in der Diskussion kristallisieren sich irgendwie zwei große Probleme bei der BW raus: Die Probleme (Organisatorisches, Abläufe und zu wenig Geld) im täglichen Dienst sowie die Probleme die in das tägliche Privatleben ausstrahlen. Und jetzt soll letzteres angegangen werden. Das ist ein Schritt aber mehr auch nicht. Und wie der umgesetzt wird bleibt abzuwarten.
Aber dass einer (das durchaus kostenintensive Thema) täglicher Dienst und Einsätze angeht sehe ich nicht. Das ist aus politischer SIcht auch durchaus nachvollziehbar, wesentlich mehr Geld für die BW und mehr Krieg in den Medien das will doch keiner. Die Politik, und die Gesellschaft auch nicht. Es geht den Deutschen gut und so wollen sie sich auch fühlen. Man hört ja durchaus mal: „Wofür brauchen wir die Bundeswehr überhaupt?“
Wie soll man da mehr Geld für die BW politisch durchsetzen?
„Attraktivität“ und „Dienst“ sind zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. „Attraktivität“ zu fordern entspricht der Weltsicht des Zivilisten, der glaubt, dass der Dienst als Soldat ein „Job“ sei, für den man die richtigen Leute wie bei anderen zivilen Tätigkeiten vor allem durch materielle Anreize motivieren könne.
Der Dienst als Soldat setzt eine nichtmaterialistische Motivation voraus, denn für Geld oder Flachbildschirme opfert niemand sein Leben. Durch die Betonung von materialistisch definierter „Attraktivität“ gewinnt man also die Falschen.
Die Attraktivitätsideologen können nicht erklären, warum besonders soldatische Strukturen wie Marines und Fremdenlegion keine Nachwuchsprobleme haben, obwohl sie laut Attraktivitätsideologie eigentlich alles falsch machen.
An den genannten Beispielen zeigt sich aber, dass ein konsequent verwirklichtes soldatisches Selbstbild der beste Weg ist, um geeignete junge Männer für sich zu interessieren, die es anders als UvdLs adipositasaffine Flachbildtruppe sogar dann noch eingesetzt werden können, wenn wie jüngst in Mali mal Steine oder schlimmere Gegenstände fliegen.
@Klaus | 30. Mai 2014 – 17:52
„Soso, ein ‘Tag der Bundeswehr’!
Und was kommt als nächstes?
Vielleicht eine ‘Woche der Waffenbrüderschaft“?
Gab es übrigens alles schon einmal:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Nationalen_Volksarmee“
Und während der bösen dunklen 12 Jahre Nazideutschland der alljährliche „Tag der Wehrmacht“.
Nun also in Merkeldeutschland ein „Tag der Bundeswehr“.
Wie war das mit dem Traditionserlaß etc. pp.?
Würde mich freuen, wenn auch das Zivilpersonal vorallem bei „Potenziale mobilisieren“ und „Individuelles Personalmanagement: verlässlich – transparent – individualisiert“ stark berücksichtigt wird.
Drei Jahre gtVd und eben noch keine verlässliche – transparente – individualisierte Personalführung erlebt…
„Die neue Führungskultur muss von der Spitze her gelebt und aktiv von dort aus eingefordert werden.“
Bezeichnend, dass nun Spitzenpersonal gecoacht werden soll. Nachdem man seit 18 Jahren stets versucht hat andersdenkende, militärische Führung nicht zuzulassen. Darf man im Ministerium wieder einen „Arsch in der Hose haben“? Wäre nicht schlecht.
@ Selber denken
+1
@ K. Müller
warum besonders soldatische Strukturen wie Marines und Fremdenlegion keine Nachwuchsprobleme haben,
Doch, haben sie.
Dass sie weniger Nachwuchsprobleme haben als etwa die Army könnte an den drei Aspekten „Autonomie, Meisterschaft, Sinn“ liegen. Ich hab halt nicht den Eindruck, dass das vorschriftenkonforme Papierstapelvewalten durch gebügelte Uniformen befriedigender wird.
@ zeitzeuge und klaus
wo käme man auch hin wenn der Staat diejenigen würdigen würde die bereit sind mit ihrem Leben das höchste Gut für diese Nation zu opfern.
Außerdem sind die 365 Tage leider schon mit wichtigeren Gedenkterminen besetzt. Tag der Baumschulen, Briefmarkensammler usw. da muss der Soldat dann natürlich zurückstehen.
————–
ansonsten @ K.Müller volle Zustimmung.
wer das soldatische nicht als bereich sui generis begreift bekommt letztlich eine armee die nach zivilen kriterien immer noch unattraktiv zu militärischem handeln aber unfähig ist
Zweites ‚gut feeling|‘:
Das Ganze kommt mir vor wie eine Schreibtischvorlage aus der Zeit von UvdL im Arbeitsministerium zur Verbesserung der Jobcenter.
@K. Müller / @ wacaffe
Volle Zustimmung!
Meiner persönlichen Meinung nach betreibt die Bundeswehr eine völlig falsche Zielgruppenanalyse und Werbung.
In der Truppe kommt es daher verstärkt zu Irritationen.
Das Militärische muss stärker und nicht schwächer herausgestellt werden, das Dienen an sich und der das höhere Ideal macht den Soldatenberuf aus.
Eine grundlegende Steigerung der Rahmenbedingungen stimme ich zu, allein der Glaube an eine zeitnahe, belastbare Umsetzung von Seiten des Primates der Politik fehlt mir.
Gruß
FvS
@ Axel
Ich sagte ja : Verdurstende…! Wer glaubt, dass durch die Ankündigung der Maßnahme z.B. die Stehzeit auf dem Dienstposten verlängert wird, geht fehl. Es fehlen wesentliche begleitende Maßnahmen. Es fehlt Bindungswirkung und Verbindlichkeit. Und wer wirklich glaubt, er bekommt mehr Nachwuchs, wenn er Flat-Screens bietet oder Kinderbetreuung, der geht anscheinend davon aus, dass der Rest des Angebotes in Ordnung ist. Da liegt man dann aber sehr weit daneben. Im Bereich des Personalwesens z.B. ist eine grundsätzliche und radikale Reform nötig. Das zeigen schon die Urteile des BVerwG.
Wenn ich dieses „Programm“ lese, dann frage ich mich, was die Ministerin in den vergangenen Monaten getan hat. Mit den Problemen der Menschen in der Bundeswehr beschäftigen anscheinend nicht. Da wird statt dessen eine Kindertagesstätte an der Universität der Bundeswehr eingeweiht. Da ist sie ja auch besonders wichtig, denn schließlich sind viele Studenten schon verheiratet mit Kindern, oder Alleinerziehend. Und die Dozenten haben ja auch eine total unregelmäßige Arbeitsszeit! Dort wo die echten Probleme sind, gibt es keine Kindertagesstätten in den Liegenschaften.
Die Internetanschlüsse sollen zuerst an Schulen eingerichtet werden. Natürlich, denn schließlich verbringen die Soldatinnen und Soldaten einen großen Teil ihrer Dienstzeit an den Schulen.
Ach und dann noch die Verbesserung der Führungsfähigkeiten:
Ich weiß, dass die Bundeswehr unterhalb der Generalsebene über hervorragend ausgebildete Führer verfügt. Man muss sie nur lassen. Da ist das Problem. Man lässt sie nicht führen.
Die Mängelliste kann man weiterführen.
Dem Papier fehlt jede Gesamtkonzeption, in die man die einzelnen Maßnahmen sinnvoll einbetten kann. Und in mir sträubt sich alles dagegen, ein Schnapsglas mit Wasser als einen Schritt in die richtige Richtung für die Rettung eines Verdurstenden zu betrachten.
Ich finde es bemerkenswert, wie regelmäßig und beinahe automatisch hier das Ende der Armee und all ihrer Tugenden besungen wird, wenn es um Themen wie Personal, Attraktivität und Rüstung geht. Aber die Zeiten ändern sich, und so ändern sich natürlich auch die Rahmenbedingungen, bzw. sie müssen geändert werden. Dazu zählt auch der Sprachgebrauch. Dass man den Vergleich zu einem zivilen Unternehmen anstellt und mit den entsprechenden Maßstäben und Methoden aus der Vogelperspektive auch auf die Bundeswehr schaut, liegt doch auf der Hand. Dass man dabei feststellt, dass das in *manchen* Bereichen nicht eins zu eins übertragbar ist, überrascht wohl auch nicht. Und so werden sich auch die Streitkräfte anpassen müssen, soweit das sinnvoll und machbar ist. Kann man deshalb notwendigerweise den Auftrag nicht mehr professionell erfüllen? Ich sehe da keinen Automatismus. Es gilt allerdings, Fehler im Denken, Planen und in der Umsetzung aufzuzeigen und daraus zu lernen.
Ein Beispiel von unseren Nachbarn, was die Anpassung der Rahmenbedingungen angeht: In den Niederlanden wurde Mitte der 90er Jahre die Wehrpflicht ausgesetzt. Seitdem hat man auch dort eine reine Freiwilligen- und Berufsarmee. Auch dort gab es in der Folge weitere Reduzierungen und Einsparungen, die auch mit Entlassungen und Beförderungsstaus einhergingen. Nur am Rande: Bei Vorliegen aller Voraussetzungen wird man in der Regel auch heute noch am Tag der Übernahme eines höherwertigen Postens befördert.
Alle drei Jahre muss man sich selbstständig (Online-Stellenbörse) auf eine neue Stelle bewerben; eine Verlängerung ist mit Zustimmung der Dienststelle möglich. Dies gilt vom Feldwebel bis hin zu den höheren Offizieren. Die Dienstpostenbeschreibungen sind ausführlich, die Anforderungen strukturiert, die Suchmöglichkeiten entsprechend. Manchmal gibt es Sperrvermerke, dass man sich z.B. nur bewerben darf, wenn man einer bestimmten Teilstreitkraft angehört oder schon einen bestimmten Dienstgrad hat (d.h. auf einem solchen Posten kann man sich nicht um eine Beförderung bewerben). Von den Bewerbern werden die Besten zum Vorstellungsgespräch geladen. Die Auswahlentscheidung trifft der Dienststellenleiter. Eine zentrale Personalführung gibt es zwar, die hat jedoch eher administrativen bzw. rein ausführenden Charakter. Wer keinen neuen Posten findet, hat nach dem Auslaufen der alten Stelle noch ein Jahr Zeit, bis er/sie entlassen wird. Übrigens auch noch wenige Jahre vor Erreichen des Pensionsalters.
Es gibt Lebensarbeitszeitkonten. Man kann mit Einverständnis des Dienststellenleiters seine Wochenarbeitszeit flexibel anpassen, mit Auswirkungen auf das Gehalt und die Urlaubstage. Viele arbeiten regelmäßig 36 Stunden pro Woche auf vier Tage und haben den Freitag dann frei. In manchen Stäben hat das sog. “neue Arbeiten” bereits Einzug gehalten. Dort hat man keinen festen Arbeitsplatz bzw. Schreibtisch mehr, sondern man sucht sich morgens einen freien Platz mit Computer bzw. hat einen Laptop. Ein Tag pro Woche ist Heimarbeit angesagt. Dazu kann man einen “Telestick” bekommen, mit dem man seinen Privatrechner mit Internetzugang zu Hause hochfährt, was von neueren Rechnern in der Regel auch unterstützt wird (für die Technikaffinen: USB-Boot in ein Linux-System). Damit ist man dann ggf. nur noch drei Tage die Woche im Büro. Entsprechend geringer sind auch die Bürokapazitäten ausgeplant.
Ich sage nicht, dass woanders alles besser ist oder dass wir alles unkritisch übernehmen sollten. Es ist aber auch schon das Argument gefallen, dass die Bundeswehr eigentlich nur 10-20 Jahre dem zivilen Arbeitsmarkt (und Wettbewerb) hinterherhinkt und nun aufschließen will. Dasselbe gilt wohl auch im Vergleich zu anderen, verbündeten Streitkräften. Da sind ja hier vor einiger Zeit auch schon andere Beispiele genannt worden.
Und zum Thema Attraktivität vs. nichtmaterialistische Motivation: Ich denke, man braucht beides, zumindest für eine längerfristige Verpflichtung. Wir arbeiten im Moment stark am ersten Punkt (Nachholbedarf!), und das ist auch gut so. Das heißt natürlich nicht, dass dabei der zweite Punkt bzw. die Vermittlung eines Sinns “hinten runterfallen” darf. Man hat es zwar immer mal wieder versucht (z.B. damals der Igel “mit Sicherheit”, Werbeclips im Fernsehen oder, in den letzten Jahren: Wir.Dienen.Deutschland), aber der konkrete Ansatz wurde ja in der Presse sowie hier und auf http://www.bendler-blog.de schon mit Recht hinterfragt, teilweise mit gutem fachlichen Background und eingängigen Argumenten.
@K. Müller
„“Attraktivität” und “Dienst” sind zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen.“ (…) Der Dienst als Soldat setzt eine nichtmaterialistische Motivation voraus, denn für Geld oder Flachbildschirme opfert niemand sein Leben.“
Da wird dann alles durcheinander geworfen.
Es geht nicht darum, junge Menschen für den Dienst nur dadurch zu gewinnen, dass man höhere materielle Anreize schafft. Es geht auch darum, ethisch/moralisch motivierte Angehöhrige in den Streitkräften zu halten.
Warum spielt man „Innere Führung“ und einen „attraktiven Dienst“ gegeneinander aus?
Viele haben noch nicht verstanden, das wir keine Wehrpflicht mehr haben und junge Menschen sehr wohl bereit sind, nötige Härten im Einsatz auf sich zu nehmen.
Aber warum müssen Bw Angehörige im Innland und Frieden Beamte 2.Klasse sein?
Warum ist es für einen Beamtenanwärter selbstverständlich in einem Einzelzimmer mit Nasszelle zu nächtigen und ein Obergefreiter 27Jahre, verheiratet, 2 Kinder muss mit 4 Mann in einem Loch wohnen? Warum sollte ein Pendler keinen Dienswagen (mit Selbstbeteiligung) zur priv Verfügung bekommen? Warum sollte ein unverheirateter Pendler keine Wohnung und die Fahrt zu seinen Kindern bezahlt bekommen? Wie der WB so schön sagt, man kann auch mit einem sauberen WC einen Krieg gewinnen.
Ehrenvoller Dienst bedingt nicht, dass man schlecht behandelt wird und wer gut behandelt wird dient nicht automatisch ehrlos. Doch es gibt viele, die ehrenvoll dienen und den Beruf des Soldaten dennoch nicht weiterempfehlen und die Gründe dafür sind dem BMVg bekannt.
Frau Von der Leyen greift gern Themen auf, wo es sehr unklug wäre, nicht zuzustimmen: Wer ist schon gegen ein Mittagessen für Grundschulkinder oder Nachhilfe für Kinder von Wenigverdienenden? Dabei müßten mit dem Ausbau von Ganztagsschulen und Inklusion selbstverständlich alle Kinder ein subventioniertes Essen erhalten und jeder Schüler, der dies benötigt, sollte in der Schule Nachhilfe erhalten. Stattdessen werden bürokratische Vorgänge geschaffen. Und es ist lachhaft, dass Eltern immer noch Kopiergeld für Unterrichtsmaterialien berappen müssen! Mal OT als Beispiel für die Bilanz in ihren vorherigen Ämtern.
Hier ist es genauso, wer ist schon ernsthaft dagegen, den Soldaten eine vernünftige Unterkunft zur Verfügung zu stellen und einen zeitgemäßen Komfort?
Ungeklärt ist nach AFG jedoch die Frage: Wird die BW in Zukunft wieder vorrangig „Heimatarmee“ sein, dann wird im Friedensfall Teilzeit in vielen Fällen kein Problem sein, oder wird sie international in größerem Umfange mitmischen? Davon hängt ja auch die Ausrüstung ab. Kein Recht auf Wegschauen – in ZAR, Südsudan? Wollten da mehr Soldaten hin, wenn zu Hause die Kaserne netter ausschaut?
@Schleppi:
Ich stimme insoweit zu, dass das noch nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen sein darf. Auch der Rest des Angebots gehört auf den Prüfstand. Ebenso darf man auf die Umsetzung gespannt sein. Im Personalwesen ist da auch nach meiner Überzeugung noch zu viel im Argen; der Hinweis mit dem BVerwG geht da sicher in die richtige Richtung. Die Lektüre des Jahresberichts des Wehrbeauftragten auch. Es sind eben nicht alles nur “Einzelfälle” ohne Relevanz für den Rest. Und quasi wider besseres Wissen Klagen erst einmal abzuwarten, erhöht sicher auch nicht die Attraktivität. Alles andere macht aber viel Arbeit, fordert ein noch radikaleres Umdenken und/oder kostet in der Masse zu viel Geld. Also: kleine Schritte.
Was wir im Moment sehen, ist ja möglicherweise auch ein psychologisch erklärbares Phänomen: Man widmet sich zuerst den Bereichen, in denen man sich glaubt auszukennen oder sicher fühlt. Unbequeme Dinge lässt man zunächst liegen – hoffentlich nicht zu lange! Positiver formuliert: Man hat Prioritäten gesetzt.
Die Tatsache, dass man Führungspersonal schulen bzw. regelmäßig weiterbilden will, deutet ja durchaus darauf hin, dass man dort Defizite erkannt hat. Inwieweit man die allerdings schon benennen kann oder will (noch mehr Widerstand…?), weiß ich nicht.
Die Gesamtkonzeption bzw. dahinter liegende Strategie wird teilweise in den Interviews erläutert, kurz: Steigerung der Attraktivität, um Nachwuchssorgen zu bekämpfen. Und dazu hat man einzelne Handlungsbereiche und konkrete Maßnahmen identifiziert. Sicherlich könnte in einigen Bereichen noch etwas mehr Fleisch an’s Gerüst, oder noch mal in andere Bereiche geschaut werden, aber eine grundsätzliche Strategie im Sinne einer klar formulierten eigenen Absicht scheint mir doch vorhanden zu sein.
@ Axel
Sie haben da einige Beispiele, was bei den Niederländern besser gemacht wird als bei uns. Da bin ich bei Ihnen. Nun hat aber die Ministerin nicht angekündigt, das Beurteilungssystem endlich abzuschaffen, oder die Personalführung in zivile Hände zu geben ( was ich durchaus begrüßen würde, denn im Personalamt arbeiten fast auschließlich angelernte Kräfte mit einer kurzen Stehzeit ). Sie hat auch nicht angekündigt den Verwendungsaufbau grundsätzlich abzuschaffen. Sie hat angekündigt, die Stehzeit wo es möglich ist zu verlängern. Das wird in dem bestehenden System nur in wenigen Fällen möglich sein.
Vereinbarkeit von Familie und Dienst (soll ja wohl UvL’s Lieblingsthema sein) fängt mit einer auskömmlichen Besoldung an. Dann müssen die Bundeswehrangehörigen die Möglichkeit haben überhaupt ein Familienleben zu führen ( die meisten Stabsoffiziere entscheiden sich in der Mitte ihres Berufslebens für einen Familienwohnort und pendeln dann den Rest des Berufslebens). Für die,die pendeln sollten nicht nur die Unterkünfte vorhanden sein und modernen Wohnansprüchen genügen, sie sollten auch Betreuungseinrichtungen in den Liegenschaften haben. (Während der Hype um die Kinderbetreuung ungebremst ist, werden die Betreuungseinrichtungen für die Bundeswehrangehörigen in den Liegenschaften sukzessive abgeschafft. ) Die, die pendeln sollten keinen wirtschaftlichen Nachteil durch die Entscheidung für einen Wohnort haben. ( Nach Auffassung des BMVg reicht eine Familienheimfahrt in 15 Tagen zur Wahrnehmung der Pflichten in der Familie)
Diese Aufzählung ließe sich seitenlang weiterführen…..
@schleppi
Volle Zustimmung, Attraktivität des Dienstes beginnt bei den Soldaten im Dienst und nicht bei den zu werbenden. Z.B. Geschiedene haben laut Definition BMVg/BMI keine Familie.
Am dicken Ende spart der Staat an jeder Scheidung Hunderttausende von Euro, doch hoffe ich, dass da kein Prinzip dahinter steckt.
@ Axel
Sie haben das Kernproblem genannt:
„Steigerung der Attraktivität, um Nachwuchssorgen zu bekämpfen“
Hier liegt das grundlegende Missverständnis!! Wer die Attraktivität steigert, weil er nur die Probleme der Nachwuchsgewinnung beheben will, der macht einen schrecklichen Fehler.
2009 wollte man die Bundeswehr verändern, um Strukturen verschlanken und die Wehrpflicht zu verkürzen. Anfang 2010 wollte man die Bundeswehr verändern um die Wehrpflicht auszusetzen. Mitte 2010 wollte man die Bundeswehr verändern, um eine Struktur, die 8,3 Mrd Euro weniger braucht zu schaffen. 2011 wollte man die Bundeswehr durch Standortschließungen und Reduzierungen verändern, um zusammen zu fassen in Ausbildungs- und Übungsverbünden. 2014 will man die Bundeswehr verändern, um Nachwuchsgewinnung erfolgreicher zu machen.
Die jungen Menschen, die gewonnen werden, arbeiten in dem System Bundeswehr und sie werden sehr schnell merken, dass das System auch mit Flatscreen und Internetanschluss sehr, sehr viele Mängel hat. Wenn man das System nicht komplett angeht, wird man keinen Erfolg haben. In dem Papier sehe ich nicht einmal Ansätze dafür.
Hmmm, beim Bundesamt für Personalmanagement hätte die Ministerin gleich eine richtig große Baustelle:
Wer Personal gewinnen und halten will, braucht Profis in der Personalführung und nicht einen Apparat, der sich mal eben 6 Monate Bearbeitungszeit für Kernaufgaben wie Einstellungen nimmt. Beispiele finden sich u.a. im Bericht des Wehrbeauftragten. Tenor: Überlange Bearbeitungszeiten und selbst der Wehrbeauftragte bekommt nicht in angemessener Zeit Auskunft.
Aber Personalmanagement ist ja nicht wichtig… oder?
Viele der zuletzt angesprochenen Punkte, z.B. Umgang mit Geschiedenen, Reisebeihilfe/Familienheimfahrt oder Besoldung können meines Erachtens nicht ohne Weiteres im BMVg und ohne ein Gesetz geändert werden. Wir sind da nach wie vor an das Beamtenrecht gekoppelt (-> Bundesbeamte -> Bundesministerium des Inneren bzw. Gesetzesvorbehalt). Im Spiegel-Interview sagt UvdL ja auch, dass für den zweiten Teil der Initiative im Herbst noch mit dem Innenministerium gesprochen werden muss. Allerdings mache ich mir in den Bereichen nicht viel Hoffnung.