Aktualisierung: Einsatz in Mali
Die Frage, welche Aufgaben auf deutsche Soldaten in Mali zukommen werden, haben wir im Zusammenhang mit diesem Blog-Beitrag aus dem Januar bereits diskutiert. Nun bekommt die Mission zusätzlichen Spin, wie Spiegel Online berichtet, denn erstmals sollen Teile der deutsch-französischen Brigade gemeinsam in den Einsatz gehen. Entscheidende Fragen, beispielsweise wie sich das Kontingent im Detail zusammensetzt – und ob in der Brigade auch drin ist, was drauf steht, oder ob auch hier wieder eine bundeswehrweite „Operation Heldenklau“ nötig ist – bleiben in Abwesenheit des Hausherren leider unbeantwortet. Wer dennoch sachdienliche Hinweise hat – in den Kommentaren ist reichlich Raum dafür.
Obwohl bereits ein Mandat eingebracht wurde, ist die Bundesregierung immernoch nicht in der Lage grundlegende Fragen zu beantworten:
Welche zusätzlichen Aufgaben werden konkret übernommen?
Welche Einsatzorte umfasst der Einsatz künftig?
Welchen Anteil am Schutz stellt Deutschland künftig?
Wie verändert sich der deutsche Beitrag ab Sommer mit Ausweitung von EUTM Mali (follow-up-training)?
Wie sollen die mal. Streitkräfte ohne Mentoring durch EUTM in einem Bruchteil der Zeit der ANSF autark erfolgreich sein?
Wer übernimmt für die zweite „Welle“ der Kampfverbände das Mentoring? Entgegen bisheriger Planungen doch wieder Frankreich?
Wie wird die Entwicklung der Sicherheitslage mit Reduzierung von Sérval eingeschätzt?
Warum geht die Bundeskanzlerin nun davon aus, dass die Ausbildung der malischen Armee „eine längere Aufgabe sein“ wird? Obwohl man vor einem Jahr von einem Jahr Einsatz ausgegangen ist?
Man hat den Eindruck die Planungen werden bewusst verheimlicht – und erst scheibchenweise wird bekannt, wo wir überall „Frankreich entlasten“ werden. Man schreibt Schutz ins Mandat und bei Nachfragen ist nur von laufenden Planungen die Rede. Komisch.
Frühzeitiger, entschlossener und substantieller ist das aber nicht.
Hier noch ein guter Überblick über die Gesamtlage:
http://www.internationalpolicydigest.org/2014/02/19/mali-al-qaedas-crosshairs/
Unser neues Schwerpunktland in der Sicherheitspolitik.
Aber: kein Kampfeinsatz.
Es wird auf mission creeping hinauslaufen. Einmal drin, schleichen sich schnell neue Aufträge ein und werden uns wieder für Jahre binden. Wenn nicht nur mit Truppen, dann doch bestimmt finanziell. Und auch hier hat man meiner Meinung nach nichts gelernt: Wo ist die klare Auswertung aus dem Einsatz in AFG und was kann man daraus für Afrika lernen, was failed states angeht. Wo ist eine klare Strategie- und Zielformulierung?
Klingt für mich wieder sehr unausgegoren und nach blinden Aktionismus.
Ich mach ein Wettbüro auf. Gesetzt werden kann eine Anzahl von Wochen, bis vom Aufbau einer modernen Demokratie nebst Bildungsgesellschaft in Mali geredet wird.
Wer mag als erster?
Was ist denn eine „bundesweite Aktion Heldenklau“?
Aus allen Truppenteilen Soldaten einfangen, die das können.
@ OvWA: Du meinst, alle die nicht bei 3 eh aufm Baum sind, werden bei 4 wieder runtergeschüttelt?
@ RiCo:
Zwar hat diue Bundeswehr irgendwie alle Fähigkeiten, aber nicht jeder Soldat ist gerade abkömmlich, Ausbildung geht vor, er (der Soldat per se) kommt gerade aus dem Einsatz, ist krank, etc.
Also können Einheiten nie geschlossen in den Einsatz gehen.
Und bestimmte Fähigkeiten sind nur selten vorhanden.
Also wird bundesweit bestimmtes Personal ständig abgerufen und zusammengesucht. Wenn man dann so alles mitbekommt, wer auch noch „unabkömmlich“ ist, weil der Standortball nur urch diesen einen Soldaten geplant wird, etc. der hat dann imemr das gefühl, dass dieses Heldenklauen dann doch etwas seltsam anmutet….
P.S.
Der Friedhof ist voll von unersetzbaren und unabkömmlichen Menschen….
Der Beitrag wird sich auf eine Entsendung von weiteren ca. 20 Soldaten beschränken
Es gibt eine gem. deutsch-französische Ausbildungskompanie mit Standort in Kulikoru an der malischen Offizierschule.
Soviel zum Thema gemeinsamer Einsatz…. Auch wenn die Masse des Kontingentes durch die DF-Brigarde gestellt wird….
Danke für die Erklärung der Heldenklauerei.
Aus der UdÖ 8/14:
„Am 12.02.14 fand eine erste EU-Truppenstellerkonferenz zur Kräftegenerierung (Force
Generation) für eine Fortsetzung der Mission mit einem neuen EU-Mandat ab Mai 2014
statt. Die deutsche Absicht, sich neben der Fortsetzung des bisherigen Engagements
(Stabspersonal, sanitätsdienstliche Unterstützung im Ausbildungslager Koulikoro sowie
Pionierausbilder) zukünftig mit weiterem Stabspersonal (unter anderem Chef des Stabes
im Hauptquartier in Bamako) sowie einer Aufklärungsgruppe und einer
Infanterieausbildungsgruppe an EUTM MLI zu beteiligen, konnte eingebracht werden. Das Infanterieausbildungsteam würde Deutschland gemeinsam mit Frankreich und Tschechien stellen.“
Eine Aufklärungsgruppe – interessant. Hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm.
Kann ja viel sein (von leSpähGrp bis EloKa).
Und natürlich viel Stab.
Schutz wurde offenbar nicht angeboten.
Obwohl vdL bei der Mandatseinbringung das Gegenteil erzählt hat.
Denn sie wissen nicht was sie tun?
Seit März 2013 redet man bei Bruxelles2 von Force Protection, die von Spaniern, Belgiern, Tschechen und Franzosen gestellt wird. Warum sollte eine der genannten Nationen diese Kräfte „abmelden“, damit Deutschland sich hier weiter profilieren kann?
Lediglich Frankreich hinterlässt Lücken, um seine Kräfte in Zentralafrika zu verstärken, hier stößt Deutschland im Rahmen der DF-Brigade wohl nach.
Insgesamt vermute ich aber, dass die Masse französischer Kräfte eher bei Serval abgezogen wird, als in großem Umfang bei EUTM. Dafür war hier zuletzt die Anzahl französischer Soldaten zu gering.
Wissen um das Tun ist das Eine – Können das Andere…
@Oknos:
Nach versch. Berichten (auch hier verlinkt) wollte Belgien den FP-Auftrag wieder abgeben. Auch in Tschechien wollte man ursprünglich Mitte 2014 aufhören.