Kein zusätzliches Geld für die familienfreundliche Truppe
Mit ihrem Vorstoß für eine familienfreundliche(re) Bundeswehr hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen einen öffentlichkeitswirksamen Treffer gelandet. Nach den großen Interviews gestern und heute (BamS, ZDF und ARD) kommt natürlich die Frage, wie die von der Ressortchefin öffentlich genannten Verbesserungen finanziert werden könnten – und ob sie überhaupt mehr kosten. Von der Leyens Sprecher Jens Flosdorff wurde dazu am (heutigen) Montag in der Bundespressekonferenz kräftig ausgefragt, ein schnell erkennbares Fazit: Aber klar ist das Ziel: Wir müssen das innerhalb des bestehenden Etatansatzes schaffen. Das ist auch machbar.
Zur Dokumentation die Frage-und-Antwort-Runde, an der auch der Sprecher des Bundesinnenministeriums (und frühere Verteidigungs-Sprecher) Stefan Paris und Regierungssprecher Steffen Seibert beteiligt waren:
Frage: Ich habe eine Frage an Herrn Flosdorff zu „Die Bundeswehr muss familienfreundlicher werden“. Die Pläne der Ministerin sind ja seit dem Wochenende zumindest im Groben bekannt. Klar ist auch, dass das Ganze Geld kosten dürfte. Deswegen die Frage: Hat man sich im Ministerium schon um die Finanzierbarkeit Gedanken gemacht? Heißt das, die Bundeswehrreform wird im Zweifel noch etwas teurer werden, oder will man vorhandene Mittel innerhalb des Ressorts umschichten? Gibt es schon genauere Gedanken?
Flosdorff: Um es vorweg zu sagen: Das Ziel muss sein, dass diese ganzen Verbesserungsanstrengungen im Rahmen der bestehenden Haushaltsansätze bewältigt werden müssen. Das Thema ist ja nicht neu. Seit vielen Jahren gibt es einen Bundeswehrverband und einen Wehrbeauftragten, die das Themenfeld umfänglich dargestellt haben und auch den Finger in die Wunde gelegt haben, wo es im Argen lag. Es gibt auch im Koalitionsvertrag – wenn Sie dort einmal hineinschauen, sehen Sie es – eine ganze Fülle von Aufträgen, die für dieses Kapitel eines Koalitionsvertrags eher ungewöhnlich sind und die in Richtung der Attraktivität der Bundeswehr, die zu verbessern ist, weisen, aber auch explizit das Thema der Vereinbarkeit von Beruf, Dienst und Familie ansprechen.
Ich möchte Sie auch ein bisschen dafür sensibilisieren, dass es hierbei nicht in erster Linie um Punkte geht, für die man erhebliche finanzielle Mittel einsetzen muss. Das gilt zum Beispiel beim Thema der Pendlerproblematik, wenn man einmal ein Fragezeichen hinter die Frage setzt, wie viele Versetzungen tatsächlich notwendig sind, um den dienstlichen Auftrag zu erfüllen, wie viele Versetzungen es nicht sind oder ob es unbedingt so sinnvoll ist, dass man Mitarbeiter in einer Zeit auf Lehrgänge schickt, in der die Kinder Schulferien haben. Das gilt auch für das Thema Karrierepläne. Wie sieht so eine normale Karrierestruktur aus? Ist es innerhalb dieser Parameter denkbar, dass jemand auch einmal eine Auszeit nimmt, wenn eine Familienphase es nahelegt? – Das sind alles keine Punkte, die Geld kosten, die aber erheblich dazu beitragen können, dass die Zufriedenheit der Soldatinnen und Soldaten mit der Truppe steigt.
Es geht ja auch nicht darum, dass die Beschäftigten der Bundeswehr – Soldaten wie zivile Beschäftigte – jetzt viel weniger arbeiten sollen, sondern es geht darum, dass sie die schwierigen Aufgaben, die sie haben, besser mit dem anderen Teil ihres Lebens verzahnen können, mit dem Familienteil. Dadurch steigt die Zufriedenheit, und die Bundeswehr ist ja insofern auch nichts Besonderes in der Gesellschaft. In der Wirtschaft ist schon lange erkannt worden, dass zufriedene und motivierte Mitarbeiter auch durchaus einen Benefit für ein Unternehmen darstellen, und das wird bei der Bundeswehr auch nicht anders sein. Die müssen leistungsfähig sein. Wir wollen, dass sich der Krankenstand nicht nach oben, sondern möglichst nach unten entwickelt. Wir wollen auch, dass die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber ist, damit wir es bei der Nachwuchsgewinnung einfacher haben. Es wäre sozusagen auch nicht günstig – einfach auch einmal betriebswirtschaftlich und unter dem Strich gesehen -, wenn man dieses Thema schleifen lassen würde.
Zusatzfrage: Um die Bundeswehr auch für Familien attraktiver zu machen, soll jetzt also zumindest nicht in größerem Maße mehr Geld in die Hand genommen werden, sondern im Idealfall soll aufkommensneutral umgebaut werden. Verstehe ich Sie richtig?
Flosdorff: Wir werden sehen, wie wir erst einmal eine systematische Bedarfsanalyse innerhalb der Bundeswehr machen werden. Dann werden wir sehen, wo wir schon stehen. Es ist nicht so, dass wir auf einer grünen Wiese anfangen. Viele wichtige Vorhaben sind schon unter der Vorgängerregierung angeschoben worden. An den Standorten ist schon viel passiert, aber eben nicht flächendeckend. Dann schauen wir, wo der Bedarf besteht, was schon da ist und was die Haupthebel sind, an denen man ansetzen muss. Dann werden wir sehen, ob man vielleicht im Etat etwas umschichten muss. Aber klar ist das Ziel: Wir müssen das innerhalb des bestehenden Etatansatzes schaffen. Das ist auch machbar.
Frage: Herr Seibert, als es letzte Woche um die Pläne von Frau Schwesig ging, haben Sie relativ deutlich gesagt: Das sind Visionen, keine Pläne. Damit war relativ klar: Das ist eine Einzelmeinung. Sind dies jetzt Pläne, hinsichtlich derer insgesamt Konsens herrscht?
StS Seibert: Ich möchte noch einmal betonen, dass ich das Wort Vision am Freitag nur deswegen verwendet hatte, weil es das Wort war, mit dem Frau Schwesig selbst ihre Gedanken bezeichnet hatte. Das macht vielleicht einen Unterschied im Vergleich zu der Deutung aus, die Sie gerade in die Diskussion gebracht haben.
Ansonsten kann ich mich nur Herrn Flosdorff anschließen: Die Bundeswehr ist neben vielem anderen, was sie in ihrem Auftrag sicherlich einzigartig macht und ausmacht, doch auch ein Arbeitgeber, der es schaffen muss, attraktiv zu sein. Darüber nachzudenken, hat nicht mit Bundesministerin von der Leyen begonnen; das ist auch dort bereits ein längerer Weg. Trotzdem ist es richtig, diesen Weg zu gehen. Die Gedanken, die sich die Bundesministerin – die sich auch bereits hinsichtlich mehrerer anderer Punkte Gedanken über die Bundeswehr gemacht hat und diese geäußert hat – gemacht hat, sind sicherlich richtig und haben die Unterstützung der Bundesregierung.
Frage: Herr Flosdorff, wie oder mit wem wird das umgesetzt? Gibt es irgendeine Art Runden Tisch? Es geht ja sozusagen um weiche Faktoren: Sind die Mitarbeiter zufrieden? Was wollen die? Was brauchen die? – Das sind ja relativ weiche Fragen. Wer entscheidet das? In welcher Form wird das gemacht? Wird mit dem Bundeswehrverband zusammengearbeitet?
Die zweite Frage: Das Problem, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, stellt sich ja für den gesamten öffentlichen Dienst – der Beamtenbund hatte erst kürzlich sehr eindringlich darauf hingewiesen – und sicherlich auch für die Bundespolizei. Gibt es im Innenministerium aufgrund der Initiative der Ministerin jetzt auch die Überlegung, dass man sagt „Das ist ein Thema, an das wir stärker herangehen wollen und müssen“?
Flosdorff: Wenn ich das übernehmen darf: Ich hatte eben schon gesagt, dass wir nicht auf einer grünen Wiese anfangen. Die Bundesministerin hat sich in der vergangenen Woche mit dem Wehrbeauftragten und auch mit dem Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes getroffen. Es gibt im Ministerium bereits einen Arbeitsstab – auch schon zu Zeiten ihres Amtsvorgängers eingerichtet – für das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Da ist schon Expertise versammelt worden. Nicht zuletzt bringt die neue Ministerin ja auch aus ihren früheren Tätigkeiten einiges an Expertise mit in dieses Amt.
Noch einmal: Hierbei geht es darum, dass die Bundeswehr ein Beruf mit ganz besonderen Anforderungen ist; das ist unbestritten. Insofern ist der Soldatenberuf nicht mit vielen anderen Berufen vergleichbar. Aber wir werben um denselben Nachwuchs wie alle anderen Unternehmen da draußen, und deswegen müssen wir zumindest einmal hinsichtlich der Punkte, in denen wir vergleichbar sind, auch Vergleichbarkeit herstellen, um uns als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren.
Diese Stimmen, um noch einmal auf den Kern Ihrer Frage zurückzukommen, werden natürlich und selbstverständlich auch eine große Rolle in dem Prozess spielen, in den wir jetzt hineingehen. Es gibt ein regelmäßiges Berichtswesen – zum Beispiel das des Bundeswehrbeauftragten, das viele wertvolle Daten enthält -, aber es gibt auch viele interne Erhebungen, die zu diesem Thema schon angestellt worden sind. Das wird ausgewertet, und dann werden wir schauen, wie das Instrumentarium ausgerichtet wird.
Ich möchte auch noch einmal betonen: Es ist eine sehr heterogene Welt in vielen Standorten, die wir da draußen haben. Es gibt Standorte, die schon etwas weiter sind, und andere sind noch nicht so gut aufgestellt. Es gibt kleine Kommunen mit einem großen Standort, und Sie können sich vorstellen, dass der Bürgermeister dort offen für die Wünsche der Standortkommandeure ist, was Öffnungszeiten von Kitas angeht. Es gibt andere Standorte, in denen man es nicht so einfach hat, diese Wünsche zu adressieren. Es gibt einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, und der gilt auch für Soldatinnen und Soldaten. Das Problem sind die Randzeiten. Dafür gibt es ganz spezifische Lösungen, und es gibt auch schon Erfahrungen aus den letzten Jahren.
Ich nenne Ihnen, um einfach einmal Ihre Fantasie zu beflügeln, einmal ein Beispiel, das wir vor fünf oder sechs Jahren als Problem in den Krankenhäusern gehabt haben: Die hatten das Problem, Krankenschwester- und Ärztepersonal zu finden. Die hatten auch genau dieses Randzeitenproblem und haben dafür ganz spezifische Lösungen gefunden. Das ist nichts, hinsichtlich dessen man das Rad neu erfinden müsste. Das sind bewährte Maßnahmen und Manöver. Man muss sie jetzt halt nur mit dem notwendigen Nachdruck einführen, um das Thema auch in der Geschwindigkeit voranzutreiben, in der das im Hinblick auf den Fachkräftemangel notwendig ist, in den die 185.000 Mann starke Bundeswehr hineinläuft.
Paris: Sie hatten Ihre Frage mit der Frage danach eingeleitet, ob jetzt auch im Innenministerium und vielleicht auch in anderen Ressorts darüber nachgedacht wird. Ich glaube einmal, dass sich diese spezifische Frage – besonders bei Personal, das ganz bestimmten Dienstzeiten wie Schichtdiensten, Wochenenddiensten etc. pp. ausgesetzt ist – nicht seit gestern stellt, sondern schon seit längerer Zeit stellt. Ich denke auch, dass die Bundespolizei sicherlich in den letzten Jahren sehr intensiv daran gearbeitet hat. Sie können das zum einen an erheblichen Anstrengungen erkennen, die im Bereich der Nachwuchsgewinnung unternommen worden sind. Sie können das aber auch daran erkennen, dass natürlich immer wieder versucht wird, die Belastungen, die mit einem solchen Dienst verbunden sind, so gering wie möglich zu machen.
Es besteht vielleicht ein Unterschied zwischen der Berufsgruppe der Soldaten und der Berufsgruppe der Polizisten. Das ist nun einmal der, dass der Ortswechsel, die Versetzung, nicht so stark wie eben bei Soldaten im Vordergrund steht. Das ist sicherlich auch bei der Bundespolizei immer ein Thema; das sind ja Polizisten, die potenziell auch bundesweit – es sind Bundespolizisten – versetzt werden können. Aber dieses Thema beschäftigt nicht nur das BMI, sondern auch die Landesinnenministerien, weil die ja auch bezüglich der Polizeiangehörigen der Länder, der entsprechenden Dienstzeiten und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beziehungsweise von Dienst und Familie Anstrengungen unternehmen müssen.
Das Thema ist nicht neu. Ich denke, dass es auch in vielen anderen Bereichen außerhalb des öffentlichen Dienstes zu finden ist und immer ein Thema ist. Wenn Sie einmal auf die Demografie in unserem Land schauen, dann sehen Sie, wie es Herr Flosdorff auch gerade betont hat – das kann ich nur unterstreichen -, dass sich alle Arbeitgeber einen Wettbewerb um die besten Köpfe liefern. Das Thema der Bezahlung hat damit sicherlich etwas zu tun, aber damit hat – das tritt auch immer mehr in den Vordergrund – sicherlich auch das gesamte Thema der Vereinbarkeit der Berufstätigkeit mit dem Privatleben zu tun. Dabei müssen wir, denke ich, nicht nur singulär auf den öffentlichen Arbeitgeber schauen, sondern sicherlich auch auf den Bereich der Wirtschaft, sei es der Wirtschaft im Mittelstand oder sei es auch der Wirtschaft der Großkonzerne. Dort gibt es vielfältige Bemühungen, und denen schließen wir uns auch an. Das haben wir getan, und das wird weiterhin im Auge behalten. So ist es.
Frage: Herr Flosdorff, viele Soldaten empfinden die vielen Versetzungen mit der Folge des Pendels ja als ein besonderes Problem. Angeblich pendeln inzwischen 70 Prozent der Soldaten zwischen dem Einsatzort und dem Wohnsitz. Meine Frage: Ist im Namen der Familien und im Namen der besseren Vereinbarkeit von Dienst und Familie möglicherweise auch geplant, die Bundeswehrreform ein bisschen zu korrigieren? Es gibt nämlich die Kritik, dass, wenn man zusammengehörende Truppenteile in einer Region konzentrieren würde, viele Versetzungen wegfallen würden. Deswegen stelle ich die Frage: Gehört auch das zu den möglichen Maßnahmen?
Zum Zweiten: Sie haben wiederholt darauf hingewiesen, dass schon die Vorgängerregierung einiges auf den Weg gebracht habe. Deswegen frage ich: Was ist also neu am Ansatz Ihrer Ministerin? Ist es ein anderer Stellenwert, den das Thema bekommt, oder wird es auch in der Sache Neues und Anderes geben?
Flosdorff: Wenn Sie mit dem ersten Teil Ihrer Frage implizieren, dass die Standortdiskussion jetzt noch einmal aufgefädelt wird, um das Pendlerproblem in den Griff zu bekommen: Das wird sicherlich nicht der Fall sein. Da sind sehr gute, richtige und gut nachvollziehbare Entscheidungen getroffen worden.
Es gibt einen hohen Pendleranteil in der Bundeswehr. Aber wenn man das Bild differenziert betrachtet, ergibt sich das erstaunliche Bild, dass wir bei der Bundeswehr weniger Kurzstreckenpendler, aber deutlich mehr Wochenendpendler als im Durchschnitt der Bevölkerung haben. Das hat etwas mit dem Versetzungswesen zu tun. Es spricht vieles dafür, dass Soldaten auf der Karriereleiter breit ausgebildet werden, dass sie viele Positionen kennenlernen und Laufbahnschritte an unterschiedlichen Orten durchlaufen. Das gibt es für diejenigen, die auf steile Karrieren zulaufen, in großen Konzernen auch. Aber hinter die Frage, ob das in der Breite notwendig ist, in der das heute in der Bundeswehr gelebte Praxis ist, kann man ein Fragezeichen setzen. Wenn es praktisch horizontale Karrierebewegungen gibt, dann ist die Frage, ob das immer von unterschiedlichen Standorten aus in diesem Rhythmus – für einen Offiziersanwärter bedeutet das alle zwei bis vier Jahre eine Versetzung – der Fall sein muss, ob man den Familien nicht vielleicht auch schon bei der Entscheidung, ob man umzieht oder ob man nicht umzieht, ob man pendelt oder ob man zu dem neuen Standort wechselt, helfen kann und ob man auch schon einmal eine Vorausschau darauf geben kann, wie es nach den drei Jahren denn weitergeht. So etwas erleichtert Entscheidungen und reduziert sicherlich auch irgendwie den Anteil von Wochenendpendlern.
Zur zweiten Frage: An dem ganzen Instrumentarium ist neu, dass die Ministerin sicherlich ein ganz starkes persönliches Augenmerk darauf richten wird. Ich habe es allerdings, um das auch gleich zu sagen, nicht so empfunden, dass das bei Herrn de Maizière nicht ein prioritäres Thema gewesen wäre. Aber sie wird sich mit ihrem persönlichen Impetus, den sie dann auch gerne einbringt, dahinterklemmen. Sie bringt aus ihrem beruflichen Werdegang eine ganz eigene Perspektive mit ein.
Für die Bundesministerin ist natürlich auch neu, dass man das genau auf die Bedürfnisse und Aufgaben abstimmen muss, die die Bundeswehr hat. Der Soldatenberuf ist nicht ein Beruf wie jeder andere. Es gibt das Thema der Einsätze. Es wird da draußen schon berichtet, dass man jetzt einen Einsatz praktisch in Teilzeit machen könne. So etwas ist sicherlich nicht möglich. Aber es ist nicht so, dass alle Soldaten ständig im Einsatz sind. Im Moment haben wir ungefähr 4.800 Soldaten im Einsatz. Die Bundeswehr hat im Moment 184.000 Soldaten. So sind die Proportionen.
Es geht auch um die Zeiten zwischen den Einsätzen. Gibt es Regenerationsphasen? Ist es so, dass die Soldaten dann auftanken können, dass sie ihr Familienleben pflegen können? Das kommt letztlich wieder der Leistungsfähigkeit der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz zugute.
Es darf nicht so sein, dass man von den besonderen Aufgaben, den Besonderheiten der Bundeswehr her argumentiert und das als Entschuldigung dafür nimmt, dass man an den Stellen, wo die Bundeswehr mit anderen Arbeitgebern vergleichbar ist, ihnen im Alltag und in der normalen Routine die Errungenschaften der modernen Arbeitswelt vorenthält, sondern man muss gucken, dass man das nach Möglichkeit dort auch schafft.
(Foto: Bundeswehr/Rott via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Naja wir haben zu wenig Nachwuchs und nun müssen sich die Soldaten eben ins Zeug legen. Also dann mal ran …
„Wir müssen das innerhalb des bestehenden Etatansatzes schaffen. Das ist auch machbar.“
Immer wieder interessant wie auf gewissen Ebenen ohne Lagebild bewertet wird.
Eine rudimentäre Einweisung in die Mittelfristplanung (MFZ 2015) hätte schon gereicht.
Die Ministerin wurde ja schon eingewiesen – da sollte wohl auch der Sprecher im Bilde sein.
Das Schlimme daran: Die Leute glauben ja noch was sie erzählen.
@Memoria:
Punkte muss man für die Wähler ja bei der Masse… nicht bei den Soldaten… die sind ja keine signifikante Gruppe unter den Wählern mehr… SCNR ;)
Auch VdL wird ihre Ideen noch einer Realitätsprüfung unterziehen müssen – auch wenn ich da einen gewissen Ausgang vorhersehe, sollte man ihr ja zumindest die Chance geben…
man darf sich dann wohl auf einen ep 14 investitionsanteil im einstelligen prozentbereich freuen.
hollow force here we come! oder sind wir schon da?
@wacaffe:
Spätestens mit dieser Marschrichtung (unverändertes LoA, beste Ausrüstung als Anspruch, mehr Familienfreundlichkeit, gleiche Haushaltsmittel) wäre mit Blick auf „hollow force“ eine ehrliche Lagefeststellung des GI notwendig (siehe: http://www.youtube.com/watch?v=dW7wDpL7-CQ) – er ist ja eh amtsmüde…
Aber das wird natürlich nicht kommen – Innere Führung 2.0.
“ Innere Führung 2.0.“
auch liebevoll als „armee wenk mentalität“ bezeichnet.
wann geht dem personal eigentlich das rückrat aus? erst im i.G. oder schon vorher?
oder anders gefragt, ist konformistisches duckmäusertum mittlerweile obligatorisches charaktermerkmal für stabsoffiziere aufwärts?
der gesinnungsadel scheint sich in diesen sphären jedenfalls nicht mehr zu tummeln
@wacaffe:
„oder anders gefragt, ist konformistisches duckmäusertum mittlerweile obligatorisches charaktermerkmal für stabsoffiziere aufwärts? “
Ich unterstelle mal nein!
Das Problem ist nur – es gibt noch zu viele, die meinen etwas werden zu können… und da muss man halt flexibel sein ;)
Es gibt aber durchaus auch genug, die das ganz anders sehen…
Nur, was bringt das, wenn bis hin zum GI die Leute lieber Recht beugen, als sich dem Recht zu beugen? ;)
@ Memoria
„Immer wieder interessant wie auf gewissen Ebenen ohne Lagebild bewertet wird.
Eine rudimentäre Einweisung in die Mittelfristplanung (MFZ 2015) hätte schon gereicht.
Die Ministerin wurde ja schon eingewiesen – da sollte wohl auch der Sprecher im Bilde sein.
Das Schlimme daran: Die Leute glauben ja noch was sie erzählen.“
Da kann ich nur zustimmen. Und das ist eigentlich das erschreckende, dass es so geglaubt wird. Man sollte von der politischen Klasse schon erwarten, dass nach knapp 4 Wochen Ministerspielen, fundierte Aussagen noch nicht getroffen werden können. Die werden aber erwartet. Oder wie jetzt mal wieder geschehen, verreißt man somit das (wenig fundierte) Statement und macht die Soldaten in der Öffentlichkeit lächerlich. Lächerlich, weil man die Bundeswehr mal wieder als eine Ansammlung von lauter unzufriedenen, viel zu gut bezahlten und nach Anerkennung gierenden Nur-Pendler darstellt.
Sollte nicht die Besoldung zur Erhöhung der Attraktivität etwas angehoben werden? Dann erhöht man etwas weniger, und schon ist Geld vorhanden. Oder man verzichtet gänzlich auf eine Erhöhung. An irgend einer Stelle, wo es die Truppe schmerzt, wird das Geld schon „gewonnen“ werden. Erleichterungen für eine Gruppe gehen immer auf Kosten anderer Gruppen. Das ist wie z. B. mit den Vergünstigungen für Schwerbehinderte im ÖPNV bzw. bei der Kfz-Steuer. Da gibt es nichts zusätzlich vom Staat. Die Zeche zahlen letztendlich die Gesunden über höhere „Normal“-Preise bzw. Steuern. In unserm Fall werden es die kinderlosen Soldaten sein. Geht es um Teilzeit, dann werden mit Sicherheit keine neuen Dienstposten geschaffen, sondern die Kameraden müssen die liegen bleibende Arbeit zusätzlich erledigen. Ohne Zusatzvergütung. Ein Kamerad sagte einmal vor vielen Jahren, als es um die Urlaubsplanung in den Schulferien ging, „Was gehen mich Deine Kinder an. Beim machen hast Du mich ja auch nicht hinzu gezogen. Ich habe als kinderloser Soldat die gleichen Rechte auf Urlaub zu einer angenehmen Jahreszeit. Urlaub und Freizeit gibt es für die geleistete Arbeit und nicht für die Anzahl der Kinder“. Damit hatte er nach Meinung der Mehrheit unserer Arbeitsgruppe völlig recht und bekam seinen Urlaub. Er hat übrigens noch heute keine Kinder und hatte deshalb einen Großteil aller 24h-Dienste bestreiten müssen. Er kam auch nicht richtig dazu eine Familie zu gründen. Die Weiber liefen ihm ständig weg, denn am Wochenende, an Feiertagen und zu Regimentsbällen mußte er Dienst stehen (weil er ja ledig war). Andere hatten ständig Ausreden. Erst waren es die Kinder, später die Enkel und häufig auch die Ehefrau.
Wie ich schon sagte, ich bin für die Verbesserung der Dienst. und Lebensbedingungen unserer Soldaten. Wir sollten uns aber darüber im Klaren sein, eine Verbesserung für die einen Soldaten wird vermutlich zu Lasten anderer Soldaten erfolgen. Gerade dann, wenn die Kassen angeblich leer sind.
Man hat Round about ein Milliarde pro Jahr in Afghanistan verbrannt… Das Geld fährt ja weiter im Haushalt…
OT: http://www.spiegel.de/politik/ausland/nordafghanistan-deutsche-soldaten-auf-patrouille-beschossen-a-943343.html
@Tom_weinreich
1. OT und 2. gibt’s schon den neuen Thread…
@Stefan
1. Nicht mehr Gehalt macht die Bw attraktiv, sonder nicht alle 2 Jahre die 5-köpfige Familie verpflanzen zu müssen.
2. 2 Teilzeitkräfte auf einer Stelle schaffen mehr als eine Vollzeitkraft.
3. Wie lang waren denn damals die Feien, dass der Kinderlose bei Rücksicht auf die Familie nicht in einer attraktiven Zeit hätte verreisen können?
4. Schade, dass Ihr Kamerad keine Kinder hat, denn dann hätte er auch erkannt, dass man Kinder nicht nur „hat“, sondern viel Zeit, Geld und Fürsorge in diese investiert. Auch zum Wohle der Gesellschaft.
@Hanseat:
1. bedingt – für die Leute, die keine fünfköpfige Familie haben und draußen mehr verdienen würden mag auch das Gehalt ein Argument sein… am Ende immer eine Einzelfallbetrachtung
2. bedingt – ich kenne auch genug Fälle, in denen zwei Teilzeitkräfte deutlich weniger schaffen als eine Vollzeitkraft… alles eine Frage von Koordination und Absprachen.
3. Es geht nicht darum, dass es auch andere attraktive Zeiten gäbe, sondern darum, dass eine Gruppe zu Ungunsten einer anderen (in Teilen nachvollziehbar) bevorzugt wird. Der gesellschaftliche Konsenz in Bezug auf derlei Geschichten bröckelt in den letzten Jahren durchaus.
4. Wo Sie letzten Endes versuchen, den Beitrag zum Wohle der Gesellschaft zu gewichten… und das halte ich ungeachtet der Beduetung der Kinder für die Zukunft unserer Gesellschaft für ein gefährliches Themenfeld. Zurück zum GG das da den Grundsatz der Nichtbevorzugung regelt – wo Geschlecht, Rasse oder Glauben keine Rollen spielen dürfen kann ich nicht plötzlich Kinder als Argument einer Benachteiligung ins Feld führen. Insbesondere nicht, wenn wann drauf eingeschworen ist, eben jene Grundrechte zu verteidigen.
Letzteres ist aber aus meienr Sicht auch eine Grundsatzdebatte, die hier deplaziert ist.
Aha, kein Geld da …
Aber marode StO werden von den FRZ übernommen und ausgebaut, für X-Mio €, gleichzeitig werden 50km weiter grad renovierte StO (mindestens 2) geschlossen bzw. verlegt. Da werden mal schlapp mindestens 100 Mio verbrannt, denn der „neue“ StO muss ja auch komplett um- und ausgebaut werden. Nach wie vor zuviel Geld im System.
Und das gilt sicher nicht nur für den von mir als Beispiel genommenen Süden der Republik – siehe 1. PD … und andere.
@ Kerveros
So, so wenn Sie schon das Grundgesetz zitieren, dann bitte richtig;
Art 6 (1)
Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.
6(4)
Jede Mutter hat Anspruch auf Schutz und Fürsorge der Gemeinschaft.
Damit dürfte wohl klar sein, warum Soldaten mit Kindern in der Ferienzeit einen Anspruch auf den Erholungsurlaub haben.
@ Stefan
Die Verbesserung der Lebensbedingungen geht aber zu gut einem Teil auch durch kameradschaftliches Miteinander. Der junge kinderlose Soldat und der ältere Soldat mit großen Kindern können gegebenenfalls schon aushelfen.
Eins ist aber auch klar. Teilzeitmodelle ohne Ausgleich für die Arbeit auf den Dienstposten geht nicht !
Um es mal drastisch zu sagen. Wenn in einem SanRgt mit 120 Fw-Dienstposten, die Hälfte Frauen sind, und bis zu 40 von den 60 schwanger oder im Erziehungsurlaub sind, dann müssen zusätzliche Dienstposten als Schwangerschaft- bzw. als Erziehungsurlaubsvertretung her. Dazu muss Geld vorhanden sein, sonst ist diese Familieninitiative nur blabla. In der zivilen Wirtschaft geht es auch nicht anders.
Es gibt doch schon seit 2007 die „Teilkonzeption Vereinbarkeit von Familie und Dienst in den Streitkräften“ , erlassen vom Generalinspekteur der Bundeswehr. Ergo ein Befehl.
Mich verwundert, das in vielen Kommentaren (von scheinbar aktiven Soldaten) argumentiert wird, als wären die Ideen der Ministerin neu. Wieso ist denn in der Bundeswehr noch nicht mehr passiert in den letzten 6-7 Jahren … war es „Befehlsverweigerung“?
Interessant finde ich hierbei, das ein schon seit Jahren bekanntes Thema, das eher Stiefmuetterlich behandelt wurde, von jetzt auf gleich, vollends Medienwirksam aufgekocht wird und der Oeffentlichkeit als absolute Neuerung prasesentiert wird.
Die entsprechenden Erlasse sind der Bundeswehr schon lange bekannt und es wird in Teilen auch danach gehandelt und veruscht das ganze umzusetzen, Kitas in Kasernen und auch maennliche Kameraden in Elternzeit gibt es schon, wenn auch noch relativ wenige. Allerdings ist es auch in der freien Wirtschaft nicht immer einfach oder gerne gesehen vom Chef oder der Fuehrung des Unternehmens, wenn ein Mann Antrag auf Elternzeit stellt, leider – aus dem Blickwinkel der Familie und des Vaters.
Allerdings bin ich als Vater auch gespannt, wie das finanziell gestaltet werden soll und vor allem wo, denn ich habe da die Befuerchtung, das es wieder einmal nur an Grossstandorten wie z.B. Koeln, Dresden, etc. stattfinden wird.
Spannung auf ganzer Linie fuer die naechsten Jahre!
@ wacaffe
wann geht dem personal eigentlich das rückrat aus? erst im i.G. oder schon vorher?
Woher kommt eigentlich dieser “ Haut die i.G.´s“ Komplex? Was haben den die Stabsoffiziere im Ministerium damit zu tun, wenn auf Leitungsebene finanzielle Traumschlösser gebaut werden? In der angesprochenen FBA 2015 steht – für jeden nachzulesen – der finanzielle Zustand der Bundeswehr drin. Da hat kein „i.G.“ irgendwas beschönigt.
Ich weiß gar nicht, wie der PrInfoSt seinen Leiter aufmunitioniert, die Fachreferate des Ministeriums werden zumindet nicht sehr häufig gefragt.
Alles, was wir hier hören, ist nicht neu. Es scheitert am Umsetzungswillen (Was intressieren mich die Kinder anderer Leute), an mangeldem Mut und teilweise auch am Geld. Kein Mensch hindert die Personalführungen, einfach den Versetzungskreislauf mal runterzukühlen, Stehzeiten zu verlängern und noch stärker die räumlichen Wünsche zu berücksichten. Gerade Offiziere können doch eh immer alles ;-) , da kann das so schwer nicht sein.
@Heiko Kamann
Die Ideen sind nicht neu. Neu ist die Priorisierung und den (scheinbaren) Verve den sie daran setzt. Und warum Befehlsverweigerung? Zwischen dem Erlassen einer TK und deren tatsächlicher Umsetzung liegen schon mal gerne so 10-25 Jahre…
@ Tiberius
Zustimmung, vieles wäre machbar wenn ein Mentalitätswechsel in der Truppe eintreten würde.
Zitat: „Kein Mensch hindert die Personalführungen, einfach den Versetzungskreislauf mal runterzukühlen, Stehzeiten zu verlängern und noch stärker die räumlichen Wünsche zu berücksichten“
Da wäre aber für den Personalführer mal richtig Arbeit zu leisten ! Dann müsste man sich ja mit den lokalen Vorgesetzten abstimmen und individuell planen, also seine 300 – 500 zu führenden Offizieren in ihren Werdegängen und Verwendungswünschen kennen. Also ich wage mal die Behauptung, dass ein Teil der Versetzungsmisere dadurch entstanden ist, weil man möglichst einfach zu handhabene 08/15 Werdegangsmodelle zur Erleichterung der Personalführer strikt anwendet, anstatt individuell zu unterscheiden und zu planen.
Jetzt erwischt es die spanische Armee, wie WELT online schreibt: angeblich Reduzierung auf eine Kerntruppe von 10.000 Soldaten (Heeresanteil – ?).