EuroHawk-Untersuchungsausschuss: Gleich geht’s los
Im Sitzungssaal 4.900 des Bundestagsgebäudes Paul-Löbe-Haus ist der EuroHawk-Untersuchungsausschuss zusammengetreten – erst mal zu einer internen Beratungssitzung. Gleich (09.30 Uhr) soll der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, General a.D. Wolfgang Schneiderhan, als Zeuge gehört werden. Nach ihm die ehemaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) und Franz-Josef Jung (CDU).
Die Zeugenliste des ersten Tages zeigt schon: Es geht erst mal weit zurück in die Vergangenheit, in die Ursprünge des Projekts mit der Riesendrohne. Was das zur Klärung des Scheiterns beiträgt, werden wir sehen.
Eine laufende Berichterstattung verkneife ich mir heute. So große Sensationen scheinen mir nicht zu erwarten..
Die in der Presse schon lesbaren Ausführungen von Gen Schneiderhan zeigen die ganze systemische Inkompetenz ganz deutlich auf.
Stichwort „Probleme“. Wenn ich in der design-Phase eines investiven Großvorhabens Entwicklungs- und Realisierungsprobleme erkenne, dann muß ich als Unternehmer im Interesse der stake- und der shareholder eine Resilienzanalyse machen…….und nicht einfach wie Mutti von „keine Alternativen“ und „Neuland“ schwätzen.
Bullshit Bingo
Nehme ich die Vorschriftenlage der Bundeswehr zugrunde, darf (zumindest seit 2009) kein Produkt wie der EH mehr bestellt werden.
„In den Verträgen, die zum Zweck der Entwicklung, Herstellung,
Beschaffung, Instandhaltung, Betreuung sowie Änderung von Luftfahrzeugen
und Luftfahrtgerät der Bundeswehr geschlossen werden, ist
sicherzustellen, dass vom Auftragnehmer die für prüfpflichtige Luftfahrzeuge
und Luftfahrtgeräte erforderlichen Nachweise erbracht werden.
Der Auftragnehmer hat
–– alle für prüfpflichtige Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät erforderlichen
Nachweise zu erbringen,
–– alle erforderlichen Kontrollen und Prüfungen zu ermöglichen und zu
fördern,
–– Räume, Hilfspersonal, Prüfgeräte, Prüfstücke, Proben usw. auf Anforderung
zur Verfügung zu stellen,
–– die Vorschriften für den Betrieb und die Materialerhaltung auf dem
neusten Stand zu halten,
–– Prüfpersonal des Auftraggebers rechtzeitig zu benachrichtigen und
ihm ausreichend Gelegenheit zu geben, die Herstellung oder Instandhaltung
des Luftfahrzeugs und Luftfahrtgeräts zu beobachten und an
Versuchen, Untersuchungen, Prüfstandläufen und Prüfflügen teilzunehmen
sowie
–– nur Personal für die Nachweisführung einzusetzen, dessen Eignung
und Qualifikation im Rahmen der Anerkennung als Luftfahrtbetrieb
nachzuweisen ist.“
Ex GI im UA laut faz.net: Schneiderhan sagte, wenn er immer auf schriftliche Vorlagen gewartet hätte, wäre er vielleicht noch kürzer im Amt gewesen. Ein Generalinspekteur würde „hohe Gefahr“ laufen, wenn er aus jedem Sachverhalt eine schriftlichen Vorlage machen würde. Auf Nachfrage sagte er dazu, es bestehe das Risiko, dass solche Vorlagen eher bei der Presse als beim Minister landeten.
Scharping: „Es gibt bei Informationen eine Bringschuld und eine Holschuld“, sagte Scharping. Bei einem Projekt von strategischer Bedeutung gehöre zur politischen Führung auch das intensive Nachfragen.“
Habe das und mehr jetzt selbst in einen neuen Thread geschrieben…
Negative Beispiele, wie Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und Flughafen Berlin gehören bei uns zum Unterricht Projektmanagement Grundlagen.
Endlich haben wir wieder mal ein schönes Beispiel im Bereich Militär. Weiß eigentlich jemand, ob jemals ein Militärprojekt so gelaufen ist, wie es zu Projektbeginn geplant war?
Zum Glück bilden wir ja auch das neue CPM (Customer Product Management) aus. Jetzt kann ja nichts mehr schief gehen …
@ExKaleu
Ihr solltet mal lieber das V-Modell-XT ausbilden ;-)
Bei der Marine war das letzte Projekt die Fregatte 122 bei der die Versorgungsreife hergestellt wurde und zwar ziemlich gut im Zeit- und Kostenrahmen. Aber damals hatten wir ja auch noch Profis
@klabautermann
Da bin ich doch sehr froh, dass ein Marineprojekt so gut gelaufen ist.
122 … ähmm, die werden grad außer Dienst gestellt, richtig? Sorry, war M-Bock Fahrer ;-)
Vergessen: Korvette 130 gehört auch zu unserer militärischen Negativliste.
@ExKaleu
Ich habe ja nicht ohne Grund das V-Modell hier gepostet.
CPM alt oder neu haben doch nicht die Qualität von Vorhabensmodellen bzw. Architekturmodellen. Und das ist seit vielen Jahren die Krux des ÖAG. Wenn wir von der Industrie was haben wollen, dann müssen wir deren Modelle auch auf der ÖAG Seite anwenden und nicht unsere eigenen erfinden. Und die Ressourcen, die im Rahmen dieser Modelle zwingend auf der ÖAuftraggeberseite liegen (z.Bsp. Qualitätssicherung und Zertifizierung), die müssen wir eben zur Verfügung stellen und zwar real und nicht virtuell ! Will sagen, der Traum vom zivilen GU für BW-Projekte muss endlich zu Grabe getragen werden. Der Bund muß bei solchen Projekten die GU-Rolle selber wahr nehmen.
Zur K130 schreibe ich lieber nichts ;-)