Wiegold im Print: Der Apparat frisst seine Minister
Wiegold kann auch Print, wie mein Jung&Naiv-Gastgeber Tilo Jung heute etwas verblüfft festgestellt hat. Na klar, Jungs, ich habe schon Jahrzehnte geschrieben, da gab es dieses ganze Internet noch nicht…
Für die Juli-Ausgabe des Cicero hab‘ ich unter dem Titel Der Apparat frisst seine Minister mal auf das, nun, recht komplexe Verteidigungsministerium geschaut.
Dabei ist mir, peinlich genug, ein Fehler unterlaufen: Wolfgang Schneiderhan war unter dem Minister Peter Struck nicht Leiter des Planungsstabes, sondern wurde bereits unter dessen Vorgänger Rudolf Scharping Generalinspekteur. Auf diesen Lapsus hat mich General a.D. Schneiderhan heute nach Erscheinen des Heftes freundlich hingewiesen – dafür danke. Und die Bitte um Entschuldigung. Und weil es bei einem gedruckten Monatsmagazin nicht so schnell zu berichtigen ist, tue ich das an dieser Stelle.
Da werd ich mir dieses Hochglanzmagazin mal leisten.
Der Apparat frisst nur die Minister die es zulassen…
Bin gespannt wie Gen a.D. Schneiderhan hier eingeordnet wird.
Das nächste Mal schickst Du den Text vorher mal dem OvWa ;-)
Ich hab den Artikel im Cicero noch nicht gelesen (sorry), daher nur eine Bemerkung zur Überschrift: Sie ist knackig formuliert (in Anlehnung an den Klassiker „Die Revolution frisst ihre Kinder“) und weckt beim Leser entsprechendes Interesse. Zugleich suggeriert sie einen eindimensionalen Zusammenhang von Täter und Opfer (der im Artikel selbst sicherlich sehr viel differenzierter abgehandelt wird).
Ist diese verengende Behauptung aber wirklich zutreffend? Liegt hier ein geradezu schicksalhafter Mechanismus vor? Hat ein Verteidigungsminister mit „diesem Apparat“ quasi keine Chance, egal was er tut und wie er es tut? Muss man ihn daher bemitleiden?
Ich bezweifle das, auch mit Blick auf die Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten der bisherigen Verteidigungsminister. Keiner von ihnen blieb völlig ungeschoren. Jeder hatte seine Probleme, Affären, unglücklichen Ereignisse. Jeder war zu einem hohen Grad abhängig von seinen Beratern und auch von dem, was BMVg und Truppe so Tag für Tag an Sinn oder Unsinn „produzierten“. Aber jeder hatte es auch in der eigenen Hand, wie er mit kritischen Lagen umgeht. Da konnte man schon Unterschiede im (forschen oder aussitzenden, aktionistischen oder souveränen, verstörendem oder glaubwürdigen etc.) Handeln und den entsprechenden Ergebnissen sehen, was nicht allein auf Pech oder Fortune zurückzuführen war.
Das Amt des Verteidigungsministers ist vielleicht das schwierigste und undankbarste Ministeramt. Es bedeutet jedoch aus meiner Sicht nicht, zwangsläufig aufgefressen zu werden. Der hochkomplexe Apparat, die Ungewissheiten der politischen Lageentwicklung und auch die auf „Sensationen“ gebürstete Medienlandschaft sind eine ständige Gefahrenquelle, keine Frage. Aber der Verteidigungsminister, der wirklich gut ist und sich bewährt (und auch das nötige Glück hat), dem stehen letztlich alle Türen offen.
Werter Herr Wiegold, dann werde ich mal schauen, ob ich mich durchringen kann das Cicero Magazin zu lesen :-)
Ich hoffe auf einen interessanten Artikel
Gruß
wer sagt -Zuerst kommt der Auftrag, dann die Menschen.- Der muss damit rechnen, dass die Menschen sagen, zuerst kommt der Auftrag und dann der Minister.
Da die meisten mehr leisten als nur ihren Auftrag, hat der Minister verloren!
Denn wenn es doch „nur“ um den Auftrag ginge.
„Presse am Morgen“ hat im übrigen auch über Ihren Bericht geschrieben, da der nächste Beitrag allerdings über den Auftritt von Günther Grass berichtete war meine Laune direkt wieder verflogen…
Herr Wiegold: Chapeau! Eclat – Etuf!
OT:
Die 13.PzGrenDiv wurde heute aufgelöst – die letzte Div im Osten.
dat sounds so wrong … ;)
Endlich ein Medium, das ohne Strom und WLAN funktioniert. Sehr praktisch!
„Das Amt, das die Minister frißt“ von Theo Sommer in der Zeit ist eine gute benchmark für Deinen Artikel @T.W. ;-)
Mal sehen, ob man bei uns in der Provinz solche Hochglanzprodukte erstehen kann ;-)
Mitleid mit Ministern fällt allerdings schwer – vor allem bei all den brillanten Köpfen der Vergangenheit:
Volker „Rüpel“ Rühe
Rudolf „Rudi bin Baden“ Scharping
Peter „de mortuis nihil nisi bene“ Struck
Franz Josef „The Communicator“ Jung
Karl-Theodor „Copycat“ zu Guttenberg
@klabautermann
Das ist jetzt ein bisschen unfair, oder?
(Kenne das Stück von Sommer nicht.)
http://www.zeit.de/1984/03/das-amt-das-die-minister-frisst
da älter als ein Jahr ist das wohl ok in Sachen LSR ?
@T.W. hat sich scheinbar nicht viel geändert im BMVg (Bonner Mysterium der Verfilzung) ;-)
@klabautermann
Danke (der Link ist ok wg. der Zeit).
So was fast 30 Jahre später nachzulesen, hat schon was…
@ St. Michael
Waren alles „Persönlichkeiten“ (zunächst wertneutral gemeint) mit Stärken und Schwächen. Wenn der eine oder andere von ihnen gestolpert ist, dann lagen die Gründe meist eher auf dieser persönlichen Ebene, und nur in zweiter Linie am Apparat. Alle besaßen eine Erfolgschance – die sie unterschiedlich genutzt haben.
@St. Michael: Wenn es in der Provinz Internet hat, kann man sich das auch als ePaper oder iPad-App kaufen. Letzteres kostet 5.49.- (@T.W. kannst Du nicht in den Direktvertrieb, ach lassen wir das ;-) Der Wert des Artikels liegt für mich daran, dass er den weniger kundigen Lesern einen guten Einblick in grundsätzliche Probleme bietet. Viele der Stammleser hier werden vielleicht sagen, „Wissen wir doch.“ Ihnen sei gesagt: je mehr davon wissen und sich vielleicht dafür interessieren, umso wahrscheinlicher ist, dass sich dereinst doch noch etwas ändert.
@Sascha Stoltenow: …sich dereinst etwas ändert.
Ich wür’d ja gern dran glauben. Es setzt aber voraus, daß die Meinung der Öffentlichkeit eine Rückwirkung auf den Apparat hätte. Wo da der Wirkzusammenhang wäre, will sich mir nicht erschließen. Alle 4 oder 5 Jahre ein Kreuzchen zu machen, ist mir zuviel Optimismus.
@Iltis: Zugegeben. Ich bin mir auch nicht sicher, dass wir das alle noch erleben werden, aber change happens ;-)
@ S. Stoltenow
Danke für den Tip – zumindest Internet haben wir in Niedersachsen seit neuestem ;-)
@KeLaBe
Wollte damit nur andeuten, dass es zum Teil auch sehr skurrile Gestalten und sehr skurrile Momente gab. Ich denke z.B. immer noch an Rudi bin Badens Verlautbarung, wie wir in den Kosovo einmarschieren wollen.
Es waren halt in den letzten Jahren nicht immer „the best and brightest“ – und sie fallen ja weich…
@Stoltenow
zumal ein anderer Leserkreis angesprochen wird als ZEIT, SPON und Co. Ein Kreis, der sich durchaus für das Thema interessiert und nicht bei BW Schaum vor dem Mund hat.
@Andreas Moser
„Endlich ein Medium, das ohne Strom und WLAN funktioniert. Sehr praktisch!“
Ich habe diese revolutionäre Technologie unter Einsatzbedingungen getestet: Neben der Unabhängigkeit von Stromversorgung und Netzzugang bietet sie im Gegensatz zu solchen mit elektronischen Displays auch beste Nutzbarkeit selbst bei direkter Sonneneinstrahlung und weitgehende Unempfindlichkeit gegenüber Hitze, Kälte, Erschütterungen und Staub. Sogar nach direktem Beschuß bzw. einzelnen Treffern sogar im Kaliber 7,62 war die Technologie größtenteils noch funktionsfähig. IEDs bewirkten nur bei Detonation in unmittelbarer Nähe größere Schäden; ansonsten wurde die Technik offenbar gezielt so entworfen, dass sie die Energie der Druckwelle nutzt, um selbstständig einen sicheren Abstand vom Explosionsort einzunehmen. Einhändige Bedienbarkeit sowie Bedienbarkeit für Links- und Rechtshänder kommt hinzu. Wenn jetzt noch die wasser- und feuerbeständigkeit noch etwas verbessert wird, ist das Medium vom militärischen Aspekt gesehen einfach unschlagbar und sollte das überholte Elektronikzeugs bald vollständig ersetzen können. Immer mehr Soldaten beschaffen sich so etwas bereits privat, manchmal sogar mehr als eines.
@ Rashaash
Made my day :-)
Da Klabautermann Historie verlinkte, tue ich es auch einmal: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45142955.html Es ist interessant, wie man am 10.04.1963 die Ausgliederung der Inspekteure aus dem Ministerium und die Stellung des GI`s kommentierte. Aber auch in diesem Zusammenhang hier, ist der Artikel lesenswert IBuK Kai-Uwe von Hassel vs. General Friedrich Foertsch, Klabautermann dürfte sich erinnern :-)
Wenn man schon den Blick zurück wagt, dann sei auch an Oberst i.G. Stauffenberg erinnert, der 1941 zur Spitzengliederung anmerkte, diese sei „noch blöder, als die befähigsten Generalstabsoffiziere sie erfinden könnten, wenn sie den Auftrag bekämen, die unsinnigste Kriegsspitzengliederung zu erfinden“.
Auch schon 1914 stand sich der Apparat selbst im Wege (siehe Haffners Fernsespiel zur Schlacht an der Marne).
Ähnliches läßt sich international beobachten (insbes. in den USA).
Wo kein starker Gestaltungswille mehr ist, da nutzt der Apparat den Raum zur Durchsetzung seiner Partikularinteressen.
Jedem Interessierten sei hier die BBC-Serie „Yes, Minister“ nachdrücklich empfohlen.
Kostprobe: http://www.youtube.com/watch?v=T5TFCsixuvY
Ich verfolge dieses Blog schon seit langer Zeit. Auch wenn ich eher selten auf den Flattr Button klicke, ist es mir doch eine Freude Hr. Wiegold zumindest mit dem Kauf des cicero, indirekt zu Unterstützen.
Ihre Art zu Berichten bringt die Themen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik auch für nicht ganz mit der Materie vertrauten Menschen leicht nahe.
Vielen Dank dafür.