Neue DBwV-Umfrage: Der Reformfrust hält an

BPK_Kirsch_Strohmeier_24jun2013

Die neue Befragung des Deutschen Bundeswehrverbandes unter militärischen und zivilen Führungskräften hat, wenig überraschend, den Reformfrust in der Truppe bestätigt. Fast die Hälfte der Befragten bezeichnete die Umsetzung der Neuausrichtung der Bundeswehr als schlecht oder sehr schlecht. Der DBwV-Vorsitzende Oberst Ulrich Kirsch zog daraus bei der Vorstellung der Untersuchung am Montag in Berlin den Schluss, dass dringend nachgesteuert werden müsse – sowohl mit Geld als auch, vorübergehend, mit Personal. Eine grundlegend neue Reform sollte aber auch eine neue Bundesregierung nach der Wahl im September nicht starten, warnte Kirsch.

Wie im Vorjahr hatte die Technische Universität Chemnitz im Auftrag des Verbandes militärische Führer vom Kompaniefeldwebel bis zum Kommandeur mit einem Fragenkatalog angeschrieben; in diesem Jahr kamen auch zivile Dienststellenleiter hinzu. 2.223 militärische und 93 zivile Führungskräfte antworteten auf die Umfrage des Chemnitzer TU-Professors Gerd Strohmeier.

Neben der großen Unzufriedenheit mit der Umsetzung der Reform ergab die Umfrage vor allem eine überwältigende Mehrheit, die aktuellen Nachsteuerungsbedarf sieht: 52,5 Prozent bezeichneten ihn als groß, 22,9 Prozent als sehr groß. Dabei verlangten die Befragten, auch das wenig überraschend, vor allem mehr berufliche Planungssicherheit: 83,2 Prozent nannten das als die wichtigste Forderung für eine Nachbesserung der Neuausrichtung, gefolgt von 72,6 Prozent, die Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verlangten. Eine Verbesserung von Besoldung und Vergütung forderte dagegen weniger als die Hälfte des befragten militärischen und zivilen Führungspersonals.

Der Verbandsvorsitzende mahnte dann auch vor allem an, den Soldaten mehr Sicherheit und Klarheit über ihre künftige berufliche Entwicklung zu geben – jeder Soldat müsse schnellstmöglich wissen, wann er wo auf welchem Posten eingesetzt werde. Auch wenn es nicht um eine Reform in der Reform gehe, sondern um Korrekturen, sei die Planungssicherheit entscheidend für die Motivation der Truppe.

Kirsch verwies darauf, dass in der derzeitigen Übergangssituation in vielen Einheiten Personal fehle, während die Aufträge gleich geblieben seien. Es sei kein Einzelfall, dass ein Kompaniechef oder -feldwebel zwar auf dem Papier 150 Männer und Frauen habe, tatsächlich aber nur 40 anträten. In der Umstrukturierung fehlten vor allem Mannschaften.

Der Verbandsvorsitzende schlug deshalb vor, die seit langem nötige Anschubfinanzierung für den Umbau der Bundeswehr zur Verfügung zu stellen und damit vorübergehend Stellen für zum Beispiel bis zu 10.000 Mannschaftssoldaten zu schaffen. Damit sollte die Zielgröße der Streitkräfte von bis zu 185.000 Soldaten nicht dauerhaft erhöht werden, aber ein Puffer für die Umstrukturierung geschaffen werden. Das Geld dafür könne unter anderem mit einem Verzicht auf die Ressortumlage für das Betreuungsgeld erwirtschaftet werden – allen das Verteidigungsministerium werde dadurch um 1,1 Milliarden Euro belastet.

Die Umfrage im Detail steht auf der DBwV-Seite zum Herunterladen bereit. Zum Nachhören hier die Bundespressekonferenz mit den Aussagen von Kirsch und Strohmeier:

Statements Kirsch/Strohmeier

DBwV-BPK_24jun2013.mp3     

Fragen und Antworten

DBwV-BPK_QA_24jun2013.mp3     

 

(Foto: Christine Hepner/Deutscher Bundeswehrverband)