Gefallener KSK-Soldat von afghanischen Verbündeten im Stich gelassen?

Der Tod eines deutschen Soldaten in Afghanistan am 4. Mai war, liest man den aktuellen Bericht des Kollegen Marco Seliger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, vielleicht auch das Ergebnis von – diplomatisch ausgedrückt – falschem Verhalten der afghanischen Verbündeten. Seliger berichtet unter Berufung auf eine geheime Information von Abgeordneten durch Generalinspekteur Volker Wieker:

Als die deutschen Elitetruppen und die Polizisten in den Wald vorrückten, wurden sie von den Aufständischen beschossen. Die afghanischen Polizisten sollen daraufhin in einer „unkoordinierten Rückzugsbewegung mit Schussabgabe“ teilweise bis zu 700 Meter weit geflüchtet sein, während die KSK-Soldaten das Feuer erwiderten und Luftunterstützung anforderten. Kurz darauf trafen zwei deutsche Tiger-Kampfhubschrauber sowie zwei amerikanische Erdkampfflugzeuge vom Typ A-10 Thunderbolt II in dem Gebiet ein.

heißt es in dem Bericht Unkoordinierter Rückzug mit Schuss.

(Angesichts der Bedeutung dieser Geschichte gehe ich – ausnahmsweise – von der Grundregel ab, deutsche Verlagswebseiten hier nicht zu verlinken.)

Diese Darstellung wirft natürlich ein Schlaglicht auf das Problem, wie weit die afghanischen Sicherheitskräfte tatsächlich in der Lage sind, die formal übernommene Sicherheitsverantwortung in großen Teilen Afghanistans auch auszuüben. Und am 4. Mai handelte es sich ja nicht um irgendeine schlecht ausgerüstete und mangelhaft ausgebildete lokale Polizeieinheit, sondern sozusagen um eine Eliteeinheit der afghanischen Polizei…

Interessant ist auch die Frage, ob und wie die Tiger-Hubschrauber aktiv wurden. Dazu hat sich die Bundeswehr bisher recht bedeckt gehalten.

(Foto: Im Kloster Hirsau, im baden-württembergischen Calw, haben am Montag zahlreiche Trauergäste von dem am 4.Mai in Afghanistan gefallenen Soldaten des Kommandos Spezialkräfte Abschied genommen. Die Trauerfeier fand nichtöffentlich statt. – Bundeswehr/Rott via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)