Afghanistan? „Nur noch Schadensbegrenzung“
Wer ein wenig düstere Stimmung am Morgen braucht, sollte sich das Interview mit dem britischen Journalisten und Buchautor Ben Anderson in Time durchlesen. Der Einsatz in Afghanistan, sagt der Kenner vor allem der britischen und amerikanischen Einsatzorte im Süden, sei eigentlich nur noch Schadensbegrenzung:
I think it’s just damage limitation now.
There is no silver bullet, there hasn’t been for at least five or six years.
People are worried about civil war after we leave. I think it’s already started.
I’d like to see some honesty used on the rare occasions when Afghanistan is discussed. And while the military effort draws down, I’d like to see a serious long-term commitment to the kind of development projects we should have started back in 2001.
Selbst die Republikaner in den USA die ansonsten jeden Krieg gutheissen und immer und überall militärische Interventionen wünschen haben Afghanistan aufgegeben:
Sen. McCain: US should consider option of leaving Afghanistan more quickly
Ein Thinktank hat auch schon ein seit längerem entsprechende Konzept ausgearbeitet.
NATO Strategy in Afghanistan: A New Way Forward
Berlin muss aufpassen den Anschluss nicht zu verpassen.
Deutsche Truppen sollten NICHT unter einer U.S. SpecOps geführten Counterterrorism Startegie in Afghanistan bleiben. Die Geafhr dabei in Kriegsverbrechen involviert zu werden ist einfach zu groß.
Völliger Abzug in der ersten Hälfte 2013 ist jetzt der richtige Schritt.
Das Suez und das Saigon Syndrom gleichzeitig.
Schade, dass die USA nur einen Grand Strategy Präsidenten pro Jahrhundert hervorbringen. Eisenhower war der letzte.
@b
Paris hat nicht ohne Grund seinen Abzug beschleunigt, die Franzosen erinnern sich noch gut an Indochina. Sie hätten sich besser auch an die Suez-Krise erinnern sollen, dann hätten sie den Lybien Mist nicht mitangezettelt.
Ziel der USA war es aus Afgh ein Nationalstaat mit starker Zentralregierung zu bilden. Das ist schon vor geraumer Zeit gescheitert. Afgh bleibt auch in Zukunft ein Staat ohne Zentralregierung, wo Regionale Stammesführer das alleinige Sagen haben. Die USA wollen sich ihre Niederlage nicht eingestehen, daher versuchte man weiter zu machen, als wenn das Ziel noch zu erreichen wäre. Die anderen spielen das Spiel aus Liebe zu den USA weiter mit.
Gestern haben AA, BMVg und BMZ die neuen Richtlinien der Bundesregierung für den Umgang mit „fragilen Staaten“ vorgestellt – klang ziemlich nach altem Wein in neuen Schläuchen, aber immerhin eine interessante Aussage gab es von Dirk Niebel. Der nannte AFG nämlich den „Schadensfall“ der vernetzten Sicherheit. Kann man schön nachlesen und im Tagesthemen-Beitrag von Christian Thiels auch nachschauen:
http://www.tagesschau.de/inland/fragilestaaten100.html
Die Taliban können sich in jedem Fall als Sieger fühlen. Die größtem Militärnationen der Welt haben sich dort versucht und müssen den Selbigen einkneifen. Wenn das größte Problem der Politik ist, gesichtswahrend aus dem Debakel zu entfliehen dann ist das wirklich eine mickerige Vorstellung, angesichts der toten und verwundeten Soldaten. Aber da wird sicherlich die Generalität was zu sagen und auch dazu das die Erde eine Scheibe ist.
@Reservist zu http://www.tagesschau.de/inland/fragilestaaten100.html .
Wenn ich da lese: „Niebel … [sagte] … Afghanistan ist der Schadensfall und nicht das Paradebeispiel für vernetzte Sicherheit, denn Krisenprävention ist das Ziel dieser Zusammenarbeit, damit es gar nicht so weit kommen muss, wie es in Afghanistan gekommen ist.“
Und dann allen Ernstes lesen muss: „Verteidigungsminister de Maizière saß daneben und guckte sparsam. Afghanistan als Schadensfall? Nicht seine Worte. Das Engagement der Bundeswehr dort sei allenfalls gescheitert an zu hohen Erwartungen der deutschen Bevölkerung, unterstrich der Minister: „Jeder Einsatz führt dazu, dass man etwas lernt. Das heißt aber nicht unbedingt, dass der Einsatz ein Fehler war.“
Dann darf man sich bei diesen Worten von Herrn TdM schon fragen, mit welcher „Mandorla“, mit welch einem „Von Oben Herab“ und mit welchen „Zügen von Menschlichkeit“ sowie „Selbstverständnis ins eigene Amt“, sich unser Verteidigungsminister selber charakterisiert?
Das sagt mehr aus, als alle desaströsen Ergebnisse der Erhebungen zur Reform zusammen! M.M.n. erweißt sich dieser Minister zunehmend – und leider genauso wie viele seiner glücklosen und/oder überforderten Amtsvorgänger – schlichtweg als ein Schadensfall für die Bundeswehr und auch für unseren Staat, aber leider von ganz außerordentlicher und damit von langfristig noch schädlicherer Art.
In Afghanistan ist für die Bundeswehr längst ein „Lernplateau“ und auch ein „Erfolgs(losigkeits)plateau“ erreicht und daraus sollten sofortige Konsequenzen gezogen werden, statt schuldzuweisend und arrogant herumzulavieren „Das Engagement der Bundeswehr dort sei allenfalls gescheitert an zu hohen Erwartungen der deutschen Bevölkerung“, auch noch hohle Lerntheorien aufzustellen und drastische Fehler schön zu reden!
Wenn der Schaden schon eingetreten ist, kann man ihn nicht mehr begrenzen, er kann nur noch größer werden und nur dieses Ausmaß kann noch begrenzt/verändert werden!
Die Toten sind tot und es können nur noch welche hinzu kommen, weniger werden sie nicht mehr!
Hier das Papier der Bundesregierung zu fragilen Staaten:
http://www.auswaertiges-amt.de/cae/servlet/contentblob/626452/publicationFile/171896/120919_Leitlinien_Fragile_Staaten.pdf
Land der Träume…
“ Das Engagement der Bundeswehr dort sei allenfalls gescheitert an zu hohen Erwartungen der deutschen Bevölkerung, unterstrich der Minister:“
Welch eine Frechheit. Die deutsche Bevölkerung war, nach meiner Erinnerung, zu jedem Zeitpunkt des Einsatzes mehrheitlich gegen den Einsatz eingestellt. Es waren jeweils die Regierenden welche in sich in ihrer Amerikahörigkeit nicht überbieten konnten und die diesen Einsatz getrieben haben.
@ Elahan „… der Schaden … kann nur noch größer werden und nur dieses Ausmaß kann noch begrenzt/verändert werden! Die Toten sind tot und es können nur noch welche hinzu kommen … “
@memoria: „Hier das Papier der Bundesregierung zu fragilen Staaten … Land der Träume…
Das bestärkt einen nur noch im bitteren Urteil!
„Es wird bei uns Auf- und Abstiege geben, doch, ehrlich gesagt, war ich Augenzeuge von viel schlechteren Zeiten in den Beziehungen zwischen den ISAF-Kräften und der Regierung Afghanistans, als die, die wir gegenwärtig erleben“, zitiert der Pressedienst der Nato Gass’ Stellungnahme vom Donnerstag.“
http://de.rian.ru/security_and_military/20120920/264471596.htmls
@BausC
„Aber da wird sicherlich die Generalität was zu sagen und auch dazu das die Erde eine Scheibe ist.“
Das wäre doch sehr schön. Aber ich fürchte, es bleibt ein Traum. Wenn wie von @Klabautermann das USMC sich beschwert und wenn dann ein Stein ins Rollen gekommen ist hier auch mal jemand (mit Enddienstgrad und End-DP) etwas sagt ist das schon eine kleine Revolution…
Wie sagte Manstein doch so schön als zu den Planern des 20. Juli: Preußische Feldmarschälle meutern nicht. Das haben wohl viele Generäle übernommen und auf das Nicht-Widersprechen ausgedehnt…