Wieder mehr Opium in Afghanistan
Düsterer Lesestoff für heute morgen, vom Guardian:
Opium farming will increase across Afghanistan in 2012, driven by insecurity, massive corruption and economic fears for the future, spreading to more areas than it has in the past four to five years, the United Nations has warned.
Die Übersicht, über die der Guardian berichtet, wurde nach Angaben der Kabuler Korrespondetin des Blattes auf der Webseite der entsprechenden UN-Organisation eingestellt – ohne Kommentar. Aber vielleicht zeigt das auch jemand den Außen-Verteidigungsministern der NATO, die heute unter anderem über Afghanistan beraten.
Stichwort hier Bsp.: „Air America“
http://de.wikipedia.org/wiki/Air_America
Mehr gibts dazu nicht zu sagen.
Wir sollten uns da raushalten.
Khandahar=>Bagram=>Kyrgyztan (Umschlagsplätze)
Näher will ich nicht drauf eingehen.
MkG
Wir sollten dies nicht mit der moralischen Keule bewerten.
Jede westliche Aktiengesellschaft würde den gewinnbringensten Produktionszweig auch ausweiten und vergrößern. Dafür würde der Vorstand dann Boni und die Aktionäre Dividende bekommen.
Außerdem ohne westliche Abnehmer kein afghanischer Anbaumarkt !
Und in der Prüfung Politusche Bildung wird man gefragt wie man das Problem des Opiumanbaus lösen kann.
Herzlichen Dank, wenn nichtmal die Politiker eine Antwort darauf wissen!
Mit Verlaub, was was soll man auch großartig kommentieren.
Die Fakten liegen seit Jahren auf dem Tisch: Es ist attraktiver für die afg. Landwirtschaft die Opiumindustrie zu beliefern und mit den erzielten Erlösen Nahrungsgüter zu importieren, anstatt diese nennenswert selbst zu produzieren.
U.a. Kolumbien zeigt uns ja die ein oder andere Lehre, wie man darauf reagieren kann auf, wenngleich mit Schwächen, folglich ebenfalls ohne nachhaltigem bzw. endgültigem Erfolg bisher.
Was die Damen und Herren AM/ VtdgM aber maßgeblich in der Hand halten, ist das Moment der Entscheidung (auch wenn das final nur in Zusammenarbeit mit den Afghanistan-Anainern geht). Und da wäre ich gespannt, ob man sich durchränge hier auf „massive Vergeltung“ zu setzen, baute Afghanistan nicht augenblicklich seinen Agrarsektor um.
Zugegeben nur eine Möglichkeit des Handelns, aber viele Möglichkeiten, die bisher noch nicht scheiterten, besitzen die AM/ VtdgM nicht mehr zum Abwägen.
Natürlich: Unterm Strich ist nie etwas alternativlos. Aber die Frage -wie bringt man JETZT den afganischen Agrarsektor dazu auf Nahrungsmittel bzw. Nutzpflanzenproduktion umzusteigen?- offen zu diskutieren und die daraus zu ziehenden Antworten offen zu propagieren und umzusetzen ist einmal mehr das Gebot der Stunde. Die Gelegenheit ist günstig.
Dabei ist das gern kolportierte „Argument“ -das ist in AFG schon immer so und lässt sich halt nicht ändern-deshalb in Anführungsstrichen, weil es keines ist. Ebenso ist es kein Argument, dass die gezielte und flächendeckende Zerstörung der Mohnfelder ja ganze afganische Familien ins soziale Elend stürzen würde kein Argument (mehr)-die Alternativen waren da, sie wurden ausgeschlagen, jetzt wird eben abgerechnet. Das ist ganz einfach und versteht/ akzeptiert man auch in AFG.
Ansonsten sollten nicht nur die AM/ VtdgM dieses Papier zur Kenntnis nehmen, sondern vor allem die zivilen GO`s, NGO`s und vor allem die Hochschulen und Ministerien, die sich mit Entwicklungshilfe befassen. Hier ist vor allen anderen das Hinterfragen angesagt.
Sie hatten ihr Zeitfenster, ihre Ressourcen und Möglichkeiten in den Jahren ab 2002 und dennoch müssen wir ein derartiges Papier lesen und in seiner gesamten Bitterkeit zur Kenntnis nehmen. DAS kann nicht allein die „Schuld“ von ISAF und Armee- bzw. Polizeiausbildung sein.
@ Invisible | 18. April 2012 – 10:09
….Und in der Prüfung Politusche Bildung wird man gefragt wie man das Problem des Opiumanbaus lösen kann….
Grundsätzlich begrüße ich das Stellen dieser Frage sehr, kaum eine Frage kann die Komplexität von Politik, Staat/ Gesellschaft und dem Zusammenwirken von einzelnen Politikfeldern in einem politischen System so auf den Punkt gebracht zur Diskussion stellen. Ich hoffe nur, dass man Ihnen Zeit und Möglichkeit zur 500 Seiten-Abhandlung gegeben hat, um eine Einführung in das Themengebiet zu schreiben.
@ Georg | 18. April 2012 – 9:51
[…]Wir sollten dies nicht mit der moralischen Keule bewerten.[…]
Nein? Nun gut:
[…]Jede westliche Aktiengesellschaft würde den gewinnbringensten Produktionszweig auch ausweiten und vergrößern. Dafür würde der Vorstand dann Boni und die Aktionäre Dividende bekommen.[…]
Und der Konkurrent würde geeignete Gegenmaßnahmen ohne Rücksicht auf Verluste ergreifen? Na dann stehen Drohnen- und Bomberangriffen ja nichts mehr im Weg.
[…]Außerdem ohne westliche Abnehmer kein afghanischer Anbaumarkt ![…]
Definieren Sie doch bitte einmal „westlichen Absatzmarkt bzw. Abnehmer“.
P.S.: Dass allein das Beseitigen des Anbaus, die Drogenprobleme in dieser Welt nicht lösen, ist dabei klar.
@Georg: genau diese Argumente habe ich auch immer wieder von Afghanen gehört. Ein Aspekt kommt dabei wirklich zu kurz. Die enormen Gewinne wandern in die Taschen weniger Warlords, die allerdings davon nichts bis wenig im Lande lassen, schon garnicht etwa „Steuern“ bezahlen, sondern ggfs davon eben ihre eigene Privatarmee finanzieren. Der Westen wird dagegen als Milchkuh benutzt , um eine afgh. Minimalstruktur aufrechtzuerhalten, die sehr gut aus den „Gewinnen“ finanziert werden könnte. Die sieht der Vielflieger aber in den leeren Bürotürmen von Dubai etc investiert. Es ist zum Verzweifeln. Leider.
Außerdem ist die ganze Diskussion scheinheilig !
Der gesamte Rohertrag für die afghanischen Bauern aus dem Anbau von Opium liegt bei ca. 100 Mio $ im Jahr. Die ISAF-Einsatzkosten belaufen sich insgesamt auf ca. 1 Mrd $ / Tag oder Woche. Es wäre also ein leichtes die gesamte Produktion aufzukaufen und vom Markt zu nehmen. Selbst wenn durch die künstliche Verknappung am Endverbrauchermarkt die Preise immens steigen würde, wäre es immer noch günstiger die Ernte aufzukaufen, statt sich über das Problem auszulassen.
Die Wahrheit jedoch ist, dass die Interessen der Produktions- und Handelskette vom afghanischen Aufkäufer des Rohopiums, über die Transporteure, über die geschmierten Zöllner und Beamten der Tranistroute bis zur organisierten Kriminalität, z.B. der Staatsmafia im Kosovo, bis hin zur organisierten Kriminaliät in den Verbraucherländern ein Wertschöpfungsprozess stattfindet, der bis auf die globalisierte Finanzwirtschaft (Gewinne waschen) als attraktives Geschäftsmodell empfunden wird und von den Staaten nicht ernsthaft bekämpft werden kann oder bekämpft werden soll !
PS: Weltweit fliegen freie Luftrachtunternehmen, wie die Mannschaften der ukrainischen Iljuschin 76 ganzjährig Fracht über aller Kontinente. Diese „Nomaden der Lüfte“ bekommen von internationalen Speditionen ihre Aufträge vermittelt. Ist den Leuten eigentlich klar, was diese Besatzung transportieren auf Leerflügen innerhalb von Afrika (Kat ?), oder auf Rückflügen von Kolumbien, aber auch auf der transkontinentalen aisatischen Route, wenn sie von den Versorgungsflügen des deutschen ISAF-Kontingentes zurückfliegen ?
@Sachlicher: („Definieren Sie doch bitte einmal “westlichen Absatzmarkt bzw. Abnehmer”). Das ist doch Blödsinn: Niemand braucht nich irgendeine zurecht geschwurbelte „Definition“, es reicht ein Spaziergang etwa durch das Bahnhofsviertel in FfM oder entsprechender Viertel in den anderen Großstädten. Wo, wenn nicht hier (und den anderen westlichen Staaten) ist denn die Kohle, die mit Zeug verdient wird? Osteuropa schnüffelt im wesentlichen Lösungsmittel . Das teure Zeug aus AFG können die sich nicht leisten. Das alles liegt seit vielen Jahren offen zutage. Wozu sich da immer noch auf ein „definieren Sie mal . . .“ herausreden? Damit qualifiziert man sich höchstens noch zum Berufspolitiker.
@ Sachlicher
Was ein Abnehmermarkt ist, brauche ich wohl nicht erklären, oder ? Wenn es keine westliche Nachfrage nach Rauschgift gäbe, würde es in AFG nicht angebaut werden !
Zitat: „Und der Konkurrent würde geeignete Gegenmaßnahmen ohne Rücksicht auf Verluste ergreifen? Na dann stehen Drohnen- und Bomberangriffen ja nichts mehr im Weg.“
Schauen Sie sich den Kokainkrieg zwischen Kolumbien und den USA an. Mit U-Booten und Schnellbooten gegen fliegende Abhörzentralen, Spez. Truppen usw.
Wenn es in Nordamerika keinen Markt für Kokain geben würde, hätte sich das Problem drastisch reduziert.
Was tut die USA gegen die Drogenkonsumenten im eigenen Land ? Insbesondere gegen den Kokainkonsum, der ja in gesellschaftlich höheren Kreisen angesiedelt ist. Was tun wir dagegen ? Ein Michael Friedmann, ein Daum, ein Konstantin Wecker sind allle wieder gesellschaftlich rehabilitiert und dürfen wieder im Fernsehen auftreten !
Also „bevor man den Splitter im Auge des Anderen sieht, sollte man den Balken im eigenen Auge“ bemerken.
@Mustermann | 18. April 2012 – 10:26
… genau diese Argumente habe ich auch immer wieder von Afghanen gehört. Ein Aspekt kommt dabei wirklich zu kurz. Die enormen Gewinne wandern in die Taschen weniger Warlords,…
Den großen Schnitt machen sicher diese Herren, aber auch beim Anbauer bleibt mehr hängen als bei möglichen, denkbaren Alternativen. Verschweigen sollte man das bitte nicht.
Ich hätte da mal ein paar Fragen …
– Ist das Drogen- Problem in Afghanistan wirklich neu oder handelt es sich hierbei um geschickt lancierte Propaganda, die die ISAF beschädigen soll? Schaut man beispielsweise in Berichte der Hippie- Peace- Bewegung um 1970, die Reisen nach Afghanistan organisierte und idealisierte, dann lag der wesentliche Reiz dieses Reiseziels in – eben – Drogen. Und das so günstig, dass Otto- Normal Kiffer oder Fixer dort wesentlich billiger „lebte“, als in Deutschland.
– Welchen Wahrheitsgehalt hat die häufig kolportierte Aussage, vor 2001 habe es keinen Mohn/Drogenanbau in Afghanistan gegeben? Warum noch mal haben sich die Iraner Ende der 1990-iger Jahre regelmäßig mit den Taliban gestritten, weil der Drogenschmuggel Richtung Iran den Teheraner Mullahs (verständlicherweise) ein Dorn im Auge war, wenn es doch angeblich gar keine Drogen gab?
– Woher kam ab 2001 die urplötzliche Kompetenz zum Drogenanbau und den ersten Verwertungsschritten?
– Wie sind urplötzlich die entsprechenden Schmuggel- Infrastrukturen entstanden?
– Wie wurde unter den Taliban angeblich so effizient der Drogenanbau unterbunden? Oder ist dies lediglich ein Propaganda- Märchen? Ist man bereit, diese Methoden zu übernehmen?
Das Ziel, den Drogenanbau einzudämmen, ist ja richtig. Nur bedarf es hier einer sauberen Analyse, was die Ursachen sind. Dass hier eine „Machtübergabe“ an die Taliban das Problem lösen würde, halte ich gelinde gesagt für ein Gerücht.
Abschließend noch eine etwas zynische Frage: Ist Drogenanbau in Afghanistan möglicherweise im Interesse des Westens, weil diese Drogen hauptsächlich in den Iran fließen, dort zu einer „Lost-Generation“ führen, die dortige Volkswirtschaft schädigen und so die Gefahren, die von diesem Regime ausgehen, begrenzen? Wenn die soldatentaugliche Generation drogenabhängig in der Gosse liegt, fehlt es halt an Kämpfern für den heiligen Krieg gegen die Ungläubigen …
@ Sun Tzu | 18. April 2012 – 13:28 – – –
Ich denke schon, dass diverse GO`s und NGO`s ab 2002 glaubhaft und aus durchaus positiv-ideellen Beweggründen heraus den aghanischen Agrarsektor weg vom Drogenanbau hin zu einer Nahrungs- und Nutzlandwirtschaft MIT und im Sinne der Afghanen umbauen wollten.
[…]Abschließend noch eine etwas zynische Frage: […]
Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.
Was ich Ihnen aber definitiv sagen kann, ist, dass man sich im postsowjetischem/ chinesischem/ indischem und auch iranischem Raum ernsthaft, und zwar weit mehr noch als das die USA tun und Europa tut, mit der Frage befasst, wie man dem Problemkomplex „Drogen aus Afghanistan“ und seiner unmittelbaren sowie durch Invests hervorgerufenen Begleiterscheinungen Herr werden kann.
Auch, aber eher weniger bzgl. der Konsumenten (die in diesen Ländern auch Drogen aus AFG konsumieren, aber vorrangig Klassiker wie Alkohol und Nikotin, chemische Drogen, die als „billiger“ beim Konsumenten und „günstiger“ in der Herstellung gelten folglich die Gewinnspanne erweitern, momantan bevorzugen), sondern vielmehr aufgrund der Begleiterscheinungen: organisierte Krimininalität, finanzielle Ressourcen für, diese Region destabilisierenden, asymetrische Kräfte unterschiedlichster Coleur, Degeneration der Jugend, Prostitution/ AIDS/ Kleinkriminalität der Konsumenten usw., usw. Dazu gesellen sich dann eben die Verlinkung zu anderen Zweigen der Kriminalität wie Menschenhandel, Waffen- Organhandel, Wettbetrug, auch hier: usw. Ich persönlich würde diesen Komplex nicht mehr voneinander trennen wollen in einer Analyse unter der Leitfrage: was ist wann durch wen zu tun und eignet sich die Unterlassung der Drogenbekämpfung in AFG zum Herbeiführen einer „lost generation“ in als potentielle Feinde betrachteten (China, Post-Sowjet) oder gar als solche eingestuften (Iran) Staaten ohne schwer bzw. gar nicht zu kontrollierenden Auswirkungen für den eigenen Machtbereich oder gar Hoheitsbereich befürchten zu müssen?
Inwiefern man in diesen Ländern nun eine Rolle des „Westens“ in Richtung Ihrer Fragestellung modelliert, lässt sich von offizieller Seite (also offizielle und wissenschaftliche Publikationen, für die Fälle chinesischer und iranischer Sprachraum hier auch nur die Übersetzungen, da ich die dortigen Sprachen nicht spreche) auch tendenziell von mir (!) nicht sauber feststellen.
Man hatte sich aber seinerzeit von der Mandatierung ISAF`s und dem Engagement der UNO vor Ort definitiv auch einen stärkeren und wirkungsmächtigeren ANTI-Drogen Kampf versprochen, den man mit internationaler Hilfe -dies erklärtermaßen vor allem im postsowjetischem Raum- nun (wieder) selbst forcieren will.
Ansonsten möchte ich zu Ihren skizzierenden Fragestellungen noch einen Gedanken hinzufügen: Bis heute spielt es in russischen Überlegungen im Anti-Drogen und ANti-Kriminalitätskampf eine herausragende Rolle zu analysieren, wie seinerzeit auch die Sowjetstreitkräfte an diesem Punkt scheiterten, sich -wenn auch nicht in Gänze, so doch in Teilen- der Korruption und Gewinnmitnahme bzgl. des Drogengeschäfts (und anderer Geschäftszweige) hingaben und nicht zuletzt selbst ein „kommunistisches“ zentralistisches, und gar nicht wie mitunter dargestellt so ineffektives, System in AFG diesen Problemfragestellungen kaum Antworten geben konnte.
Wenn Sie mich persönlich fragen, so antworte ich: Man favorisiert derzeit in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (unter Mitnahme Turkmenistans) eine Kombinationslösung: strenges Grenzkontraollregime am Boden und sukzessive Bekämpfung auf afg Hoheitsgebiet unter Nutzung der dritten Dimension. So wird es wohl auch kommen, wohl wissend, dass man damit nur Symptombekämpfung betreibt.
Ich denke der Iran wird sich dem anschließen, und Pakistan, nun ja, Pakistan…da beginnen ja schon wieder unsere 100 Probleme. Also gehen wir davon aus, das Pakistan eine noch größere Rolle wird spielen in Zukunft für die afg Drogenindustrie, welchen Preis das dann für Pakistan auch immer bedeuten wird.
@ Sachlicher
Zitat:“Man hatte sich aber seinerzeit von der Mandatierung ISAF`s und dem Engagement der UNO vor Ort definitiv auch einen stärkeren und wirkungsmächtigeren ANTI-Drogen Kampf versprochen, den man mit internationaler Hilfe -dies erklärtermaßen vor allem im postsowjetischem Raum- nun (wieder) selbst forcieren will. “
Ich denke ebenfalls das man dieses Ziel im Ansatz gehabt hatte. In der Durchführung, in der Praxis durften die Felder durch die ISAF-Truppen jedoch nicht zerstört werden. Schlimmer noch, als die Engländer irgendwann, ich glaube es war 2008 oder 2009 ein Drogenlager mit 30 to. entdekten, wurde deren Zerstörung verboten, da es dem inzwischen getöteten Halbbruder von Präsident Karzai gehörte.
Das Problem der Drogen in AFG wurde sehr schön von Citha Maaß von der SWP beschrieben. In der Kurzzusammenfassung auf SWP:
http://www.swp-berlin.org/de/publikationen/produkt-detail/article/afghanistans_drogenkarriere.html
Die ausführliche Studie ist auf swp-berlin.org im Anschluss als PDF-Datei abrufbar.
@ Georg | 18. April 2012 – 14:38
Stufen Sie Frau Maaß als sachkundige zitierfähige ideologiearme Quelle ein? Ich habe da so meine Zweifel …
Möglicherweise hat u.a. diese Dame zu dem falschen und realitätsfernen Lagebild beigetragen, was dann zu politischen Fehlentscheidungen führte.
Wer das Thema Drogen in Afghanistan bzw. Zentral/Südasien analysiert und künstlich 1979 anfängt, hat damit schon eine Prämisse gesetzt, die die Studie unbrauchbar macht.
@ Sun Tzu
Na ja, irgendwann muss man einen zeitlichen Schnitt machen, sonst ist man in der Antike angelangt. Also insoweit sehe ich kein Problem im Jahre 1979 mit Beginn der sowjetischen Invasion von AFG mit der Zeitlinie anzufangen.
Ja, ich halte Citha Maaß, auch aufgrund ihres Lebenslaufes, für kompetent für diese Problematik. Etwas problematisch sehe ich die enge Verbindung der Stiftung Wissenschaft und Politik mit der Bundesregierung. Hier könnten manche Urteile zu regierungsfreundlich ausfallen.
Das Lagebild was sie hier im DW-Interview mitteilt, teile ich. Es ist wesentlich realitätsnäher, als das, was uns die rot/grüne Bundesregierung als Gründe für die Intervention verkauft hat. Mittlerweile ist sie pensioniert und kann deshalb noch offener sprechen.
http://www.dw.de/dw/article/0,,15436211,00.html
off topic – aber wo wir eben bei düster sind –
ich weiss nicht, ob das hier schon mal aufgetaucht ist; ich halte es für interessant:
ISAF has not disclosed the number of incidents in which ISAF soldiers were wounded by ANSF personnel, or the attacks on ISAF personnel that did not result in casualties. ISAF told The Long War Journal that „these statistics … [are ] … classified.“ „[A]ttacks by ANSF on Coalition Forces…either resulting in non-injury, injury or death….these stats as a whole (the total # attacks) are what is classified and not releasable,“ Lieutentant Colonel Jimmie Cummings, ISAF’s Press Desk Chief, told The Long War Journal. Cummings said that ISAF is „looking to declassify this number.“ Inquiries as to why the overall statistic is classified went unanswered.
http://www.longwarjournal.org/archives/2012/03/afghan_soldier_kills.php
@ Georg | 18. April 2012 – 15:43
Aber auch dieses Interview zeigt doch leider, dass die Dame sehr sehr weit weg von afghanischen Realitäten denkt.
Wer z.B. die Korruption der afghanischen Parlamentarier darauf zurückführt, dass Präsident Karsai zu viel Macht habe, und wieder mal die USA zum Universalschuldigen ernennt, hat sich schon wieder als Analyst disqualifiziert.
Nicht ohne Grund hat sich der Wissenschaftsrat in einem Gutachten über die Stiftung Wissenschaft und Politik mal wie folgt zur Asien- Gruppe (um die geht es hier) geäußert:
„Stellenweise ist – wie im Falle der Forschungsgruppen Russland/GUS und Asien – der Themenzuschnitt aber noch nicht voll überzeugend. Hier bereitet ein teilweise unsystematisches Nebeneinander von regional- und politikwissenschaftlichen Fragestellungen Probleme. Auch dominieren stellenweise zu kurzfristige Themen das Forschungsprogramm, was das ansonsten überzeugende Profil der SWP als strategischer „Think Tank“ beeinträchtigt.“
„In einzelnen Fällen bleibt die Abstimmung zwischen regionalen und Querschnittsthemen jedoch verbesserungsfähig. So treten bei den Forschungsgruppen „Asien“ und „Amerika“ übergreifende Themen zu sehr hinter die einzelnen Länderexpertisen zurück. Eine auf bessere Kohärenz angelegte Themenwahl wird hier empfohlen. Stellenweise fehlt in einzelnen Forschungsgruppen auch die methodische und theoretische Kohärenz.“
Zitate sind aus der Stellungnahme des Wissenschaftsrates zum Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Berlin
Den Eindruck des Wissenschaftsrates kann ich hier nur unterstützen: Zu Afghanistan/Südasien sollte man das SWP lieber nicht befragen, weil diese Gruppe „das ansonsten überzeugende Profil der SWP als strategischer „Think Tank“ beeinträchtigt.“
Mit Maulkorb o.ä. ist da meiner Meinung nichts. Die zuständige Arbeitsgruppe hat sich meiner Meinung ideologisch so dermaßen verrannt und seicht aufgestellt, dass nur Auflösen und neu gründen hilft. So in 10 Jahren könnten die dann vielleicht arbeitsfähig sein. Bis dahin sollte man den Totalausfall in diesem Bereich halt einfach zur Kenntnis nehmen und sie außen vor halten, um die eklatanten Folgekosten falscher Ratschläge zu vermeiden. Die Pensionierung von Frau Maaß war hier meiner Meinung ein guter Anfang.
(Sorry für die Schärfe, aber wegen Fehlleistungen der SWP in diesem Themenfeld sind meiner Meinung viele Menschen gestorben! Und nun tingeln Menschen wie Frau Maaß durch die Medien und geben jedem die Schuld, um vom eigenen Versagen abzulenken.)
@ Sun Tzu
Ihr letzter Absatz – auch wenn er in Klammern steht – ist völlig unangemessen und eine aus meiner Sicht ziemlich dreiste Behauptung!
Abgesehen von Ihrer Ideologieschelte: Die SWP betreibt Politikberatung für die Bundesregierung. Aber sie macht nicht die Politik. Ich habe den Charakter der SWP immer so verstanden, dass sie als Think Tank eben nicht gleichgeschaltet sein sollte. Dann wäre sie verzichtbar. Sondern sie soll durch bewusst kritische Analysen (konstruktiver Art natürlich) alle relevanten Perspektiven ausleuchten. Wenn dann einzelne Bewertungen und Analysen herauskommen, die einem nicht gefallen oder der eigenen Auffassung widersprechen, dann lässt sich das nicht vermeiden.
Was Afghanistan und die ganze Region anbetrifft, so warne ich ohnehin vor Besserwisserei. Ich behaupte: So gut wie niemand überblickt alle Aspekte in dieser für uns so komplexen, weil weitgehend fremden Kultur. Also Vorsicht mit einem vernichtenden Urteil über Andersdenkende!
@ KeLaBe | 18. April 2012 – 20:21
Ich habe meine Meinung geäußert und dies eindeutig als meine Meinung gekennzeichnet. Das müssen „Schreibtischtäter“ meiner Meinung aushalten können. Insbesondere da Frau Maaß selbst nicht schüchtern ist, wenn es z.B. gegen Amerika geht, halte ich das nach wie vor für angemessen. Ein Problem unserer sicherheitspolitischen Debatte besteht meiner Meinung darin, dass – sobald es um die „Schreibtischtäter“ geht – eben diese Zeitgenossen durch diverse rhetorische und verhandlungstaktische Tricks verhindern, dass ihre Rolle mal betrachtet wird.
Es wird dringend Zeit, die Rolle der Zeitgenossen zu untersuchen, die z.B. den Petersberg- Prozess in eine vollkommen falsche Richtung gelenkt haben.
Hierbei ist die Rolle von politischen Entscheidern ebenso zu untersuchen, wie die von Beratern, die diesen politischen Entscheidern einen entsprechenden (falschen) Wahrnehmungsraum aufgespannt haben.
Denn wir reden hier nun mal von Dingen, bei denen Fehlentscheidungen schnell zu toten Menschen führen. Das ist nun mal alles kein Sandkastenspiel.
@ Sun Tzu
Ja, Sie haben Ihre Meinung geäußert und in nicht zu überbietender Direktheit einer konkreten, namentlich benannten Wissenschaftlerin vorgeworfen, sie sei für den Tod vieler Menschen verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich. Wenn Sie das unter einem Pseudonym tun (oder sind Sie Sun Tzu persönlich?), dann ist das nicht sonderlich mutig, und schon gar nicht fair.
Es spricht überhaupt nichts gegen eine umfassende Aufarbeitung der Interessen, Motive und Einflussfaktoren, die den Petersberg-Prozess begleitet und gesteuert haben. Fangen Sie an! Aber dies bitte im Sinne einer angemessenen Auseinandersetzung, und nicht mit so merkwürdigen (und historisch belegten) Begriffen wie „Schreibtischtäter“ und anderen Unterstellungen aus der Welt des Totalitarismus.
Für mich ist damit dieser Dialog beendet.
Ich habe keine Ahnung, wer hinter „Sun Tzu“, „KaLaBe“ oder „Georg“ u.a. steht, aber Citha Maaß sollte von Ihnen als eine der wenigen wissenschaftlichen Fachfrauen für AFG akzeptiert werden .. ich kenne keine Expertin, die mehr in AFG unterwegs war als Cita … übrigens ohne Bundeswehr-Konvoi … die Soldaten durften meistens nicht mit, weil zu gefährlich ;-))
Abseits von Opium auch wieder mehr Skandale.
Diesmal 82nd mit Leichen und Leichenteilen:
http://www.latimes.com/news/nationworld/nation/la-na-afghan-photos-20120418,0,5032601.story
@KeLaBe
„Ich habe den Charakter der SWP immer so verstanden, dass sie als Think Tank eben nicht gleichgeschaltet sein sollte. Dann wäre sie verzichtbar. Sondern sie soll durch bewusst kritische Analysen (konstruktiver Art natürlich) alle relevanten Perspektiven ausleuchten.“
Die SWP ist tatsächlich „gleichgeschaltet“. Wer sich zu kritisch äußert, fliegt raus. Da dies bekannt ist, kommen Fälle von mangelnder Angepasstheit aber nicht oft vor. Die Publikationen umschiffen zudem sorgsam alle heiklen Fragen und bewegen sich durch im harmlos-belanglosen Spektrum. Nur ein Beispiel: Zu den im Afghanistan-Einsatz relevanten militärischen Fragen werden Sie bei der SWP nur in Ausnahmefällen etwas finden. Wo ausnahmsweise mal ein interessantes Thema angesprochen wird (es gab z.B. Jahre nachdem das Thema praktisch relevant wurde eine Studie zum „Kinetic Targeting), wird die Frage so gestellt, dass die Antwort garantiert die Politik der Bundesregierung nicht in Frage stellt. Aus meiner Sicht produziert ist SWP nicht mehr als akademisch verbrämte Öffentlichkeitsarbeit für die Regierung und ist absolut entbehrlich.
@Heiko Kamann
„Citha Maaß sollte von Ihnen als eine der wenigen wissenschaftlichen Fachfrauen für AFG akzeptiert werden .. ich kenne keine Expertin, die mehr in AFG unterwegs war als Cita …“
Die Rolle ziviler Experten beim Zustandekommen der gescheiterten Afghanistanpolitik bzw. -Intervention kritisch zu hinterfragen, wie „Sun Tzu“ vorschlägt, halte ich für erkenntnisbringend. Es waren nämlich gerade solche Experten, die damals „Nation-Buildung“ und Entwicklungszusammenarbeit propagierten und sich gegen die Alternative eines gezielten militärischen Vorgehen gegen AQ wandten (was man bis Anfang 2002 erfolgreich hätte abschließen können). Die Verantwortung tragen letztlich die Politiker, aber deren Entscheidung, den Einsatz zu einem utopischen Unterfangen zum Gesamtumbau Afghanistans zu machen, entsprach durchaus dem, was damals in der akademischen Welt verbreitet für richtig gehalten wurde. Auch Frau Maaß scheint weiterhin im alten „Wir müssen den Menschen helfen!“-Denken gefangen zu sein und lässt nicht erkennen, dass sie strategisch bzw. in der Kategorie deutscher Interessen denkt. Genau das sollte m.E. aber eine Mindestanforderung an Personen sein, die von sich selbst beanspruchen, Teil einer deutschen „Strategic Community“ zu sein.
@Orontes:
Bei diesem Rundumschlag aber bitte schön nicht die Generalität vergessen. Die hat nämlich auch zu allem Ja und Amen gesagt und noch nicht mal politische (!) Bemühungen unterstützt die Einsatzregeln an den Auftrag und die Einsatzrealität anzupassen.
Auch dieses Bereich lohnt einer eingehenden Untersuchung. Denn genau diese Kreise stricken schon wieder an einer Art Dolchstoßlegende („wir haben ja alles richtig gemacht, aber die Zivilisten!“).
@Memoria
Die Niederlage in Afghanistan hat viele Urheber, und die deutsche militärische Führung, die m.E. eindeutig dazugehört, ist nicht der einzige Personenkreis, der gegenwärtig an „Dolchstoßlegenden“ strickt. Den Text von Frau Maaß kann man als so einen Versuch verstehen: Mit keinem Wort zweifelt sie daran, dass der von nationalen Interessen losgelöste Versuch des totalen Umbaus Afghanistans als solcher falsch gewesen sein könnte. Ja, wenn nur die Afghanen nicht so überraschend korrupt gewesen wären etc. etc….
Dass es die Konsequenz aus dem Scheitern sein könnte, vor solchen Entscheidungen ganz klassisch zu überlegen was für einen Bezug sie zu deutschen Interessen haben und wie die Entscheidung aussehen müsste, damit diesen Interessen optimal gedient ist, wird man wohl von keiner Seite zu hören bekommen. Diese Fragen hat Ende 2001 und danach öffentlich praktisch niemand gestellt, und so wie es aussieht, darf man sich auf deutsche Beteiligungen an weiteren für Deutschland sinnlosen „humanitären“ Interventionen einstellen. Einsätze in Syrien oder im Gazastreifen werden unter Berufung auf angebliche deutsche „Verpflichtungen“ aus dem Umfeld der wahrscheinlichen nächsten Regierung ja bereits eifrig propagiert, z.T. von den gleichen Leuten, die 2001 für die deutsche Beteiligung an ISAF verantwortlich waren. Man hat absolut nichts dazugelernt.
Meine Herren, jedem seine Meinung. Aber warum die mit personenbezogener Schärfe verbunden sein muss, erschließt sich mir nicht.
@ Sun Tzu, KaLaBe und Orontes
Ich möchte hier keine Kritik an Frau Maaß üben, schon gar nicht weil ich ihre wissenschaftliche Qualifikation nicht beurteilen kann. Dies ist auch überhaupt nicht mein Thema.
Wenn ich mir ihre Aussagen auf dem oben verlinkten Interview der Deutschen Welle anschaue, dann kann ich nur zustimmen, ja so ist es.
Der ideologisch, humanitäre Ansatz (Aufbau von Mädchenschulen, Gleichberechtigung der Frau, Brunnenbohren, Brücken bauen usw.) ist nur sehr begrenzt erfolgreich gewesen. Mangelnde Empathie für die dörfliche Kultur der Afghanen hat viele Ansätze keine Früchte tragen lassen. Ich kann mich an einen Besuch von VM Jung in Kunduz erinnern. Ein großes Zelt zum Palavern mit den Stammesältesten wurde aufgebaut. Die lokalen Ältesten wollten etwas von dem Geld für den beabsichtigten Brückenbau sehen. Die deutsche Delegation hat immer darauf hingewiesen, dass dieses Geld der Präsident Karzai in Kabul bekommen hat und sie haben nicht verstanden, dass es damit nicht in Kunduz ankommt !
Ich denke, die Entscheidungen zur Petersberg-Konferenz 2001 waren nicht das Ergebnis von falschen Beratungen von Politikexperten, sondern falsches Weltbild der rot/grünen Entscheidungsträger. Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen in AFG, freie Wahlen usw. waren innenpolitische Themen um den Deutschen den ISAF-Einsatz schmackhaft zu machen. Das eine „lupenreine“ Demokratie mit einer Staatsform als Islamischer Republik nicht möglich ist, hätten die Politiker aus eigenem Wissen beurteilen können, ganz ohne externe Berater. Trotzdem haben sie dieser Staatsform auf der Petersberger Konferenz 2001 zugestimmt.
Anschließend gingen Leute wie Tom Koenigs als UN-Vertreter nach AFG und haben fortlaufend die praktische Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen beobachten können und ggf korrigieren können. Jetzt den falsch angelegten ISAF-Einsatz den Politikberatern in die Schuhe schieben zu wollen, empfinde ich als unredlich.
Man kann es nicht oft genug sagen, der deutsche ISAF-Einsätz war ausschließlich der westlichen Bündnisräson geschuldet. Die Aufbaulegende wurde für die deutschen Öffentlichkeit aufgebauscht, weil man die sicherheitspolitische Beteiligung aus Staatsräsongründen der deutschen Öffentlichkeit nicht verkaufen wollte oder konnte.
Von dieser Prämisse abgeleitet, ist der Erfolg in AFG nahezu eine Nebensache. Wir haben uns am Nato-Einsatz beteiligt, sind zusammen reingegangen und werden zusammen rausgehen. Der Einsatz hat grob 1 Mrd Euro / Jahr gekostet. Dies ist auschließlich aus Bündnisräsongründen ausgegeben worden. Leider muss man mit dieser Prämisse auch zugeben, dass die gefallenen und verwundeten Soldaten, lediglich aus Gründen der Staatsräson gefallen sind.
Dies ist bitter !
@Georg
Zustimmung
however,
Streiche: Staatsraison
Setze: Koalitionskalkül
@ Georg | 18. April 2012 – 14:38:
1. Ich bin der Meinung, dass Sie sich Ihrer Quelle keinesfalls schämen müssen, sie ist (auch im Wissenschafts- und juristischem Tagesbetrieb zitierfähig) und Kontroverse löst Wissenschaft oftmals aus und ja: ganz ohne Debatte geht Wissenschaft nie ab-selbst Einstein musste seine Relativitätstheorie in seiner Dissertation verteidigen-und ja: perönlicher Duktus ist spätestens bei den Folgerungen (ABF ist nicht den Militärs vorbehalten) und der Theoriauswahl auszumachen.
Außerdem kann Ihre Quelle sogar falsch liegen, das schadet überhaupt nichts, solange klar und wissenschaftlich nachvollziehbar ausgeführt wird und so die Fehlererkennung ermöglicht wird. Das ist der Fall, wobei ich mich ncht auf Fehlerhaftigkeit beziehe.
2. SunTzu hat zwar drastische Formulierungen gebraucht, stellt ich aber in die rhetorische Tradition großer Wissenschaftsphilosophen, die neben der Frage was wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt überhaupt ist auch der Frage nachgehen, ob und in welchem Umfang der Wissenschaftler für seine Publikation Verantwortung trägt.
Ich empfehle dazu Paul Feyerabends Buch „Die Torheit der Philosophen“ in dem er die Verantwortung für wissenschaftliche Thesenarbeit explizit einfordert.
3. Ich möchte Ihrer Quelle und Ihnen widersprechen OHNE dabei Ihre Ansichten diskreditieren zu wollen, einfach nur im Rahmen der Debatte meine Ansicht dagegenstellen, eben: zur Diskussion stellen. Auch hier stelle ich voran: ich beziehe mich auf open-sorce Quellen in deutscher, englischer und russischer Sprache, die ich der Einfachheit nicht explizit in jedem Falle wissenschaftlich 100% korrekt kennzeichne.
Zunächst: Citha D. Maaß setzt den Anfangspunkt der kommerziellen Drogenproduktion auf 1979 also im Zuge der Sowjetinvason (sehen Sie, DAS ist schon eine Positionierung, denn völkerrechtlich korrekt MUSS es heißen: als die Sowjetstreitkräfte das Mandat des Nationalen Verteidigungsrates der UdSSR zur Unterstützung einer befreundeten und antragstellenden legitimen Regierung bekam, der damit den Antrag des KPA-Regimes (und hier ist Regime ein Fachausdruck) stattgab) und mehr noch: sie sieht ihn in der Antwort der CIA auf diese Verlegung.
Einen Startpunkt zu setzen leuchtet zwar ein, aber dieser hier ist nicht korrekt. Sie können das an den sozio-ökonomischen Kennziffern Afghanistans vor 1978 anlesen, in denen bereits ein Delta zwischen Nahrungsmittelbedarf und Nahrungsmitelproduktion auszumachen ist (übrigens ein Punkt, warum die KPA erfolgreich an die Staatspitze kam) und dennoch das Land hauptsächlich Arbeitsplätze im Agrarsektor auswies. Hier ist also m.E. etwas überspitzt von Frau Maaß dargestellt, was sich anschließend -und das vorrangig ab ca. 1984- von mir aus mit CIA Hilfe entwickelte, was sie aber mE sehr treffend mit Kriegsindustrie umschrieb.
Und damit zu den Fazits:
1. Man fand 2001 ein Land vor, welches also in dieser Kriegsökonomie gefangen war und der Umbau wurde zumindest gedanklich eingeleitet. Wir sind im Jahr 11. 11 Jahre sind sehr wenig Zeit, das haben nach dem WK II nicht einmal Polen, die CSSR, Ungarn und Bulgarien geschafft. Hier dermaßen den Stab zu zerbrechen, erscheint mir im Grundsatz also unangemessen, in Anbetracht der Tatsache, dass man schon viel weiter sein könnte aber als legitimer emotionaler rhetorischer Ausbruch Maaß`.
2. Man wollte in AFG nichts anderes als einen neuen Staat aufbauen und ohne Demokratie einmal als Begriff überstrapazieren zu wollen, wollte man etwas schaffen, was den Menschen ermöglicht, Verantwortung für ihr Land und ihr Fortkommen übernehmen zu können, an der Zukunft partizipieren zu können, ja überhaupt erstmal so etwas wie eine Zukunft zu haben.
Frau Maaß plädiert dafür, dass man die Kultur und die Autoritäten des Landes besser und effektiver hätte einbinden müssen, kritisiert aber andererseits, dass die Mudschaheddin und alles was man darunter nun verstehen solle, nicht so stark hätte positionieren sollen. Dazu sei bemerkt:
a) Kultur des Landes ist, dass der, der -archaisch betrachtet- Stärke entfaltet hat und als „Herr im Lande“ gilt über die Geschicke bestimmt. Und das waren zu diesem Zeitpunkt eben die Nordallianzler und deren Verbindungsleute im Süden. Richtig ist aber, dass man zeitnah neue Eliten hätte aufbauen und stärken sollen.
b) Ich habe es mir abgewöhnt irgendwelche Dorfältesten mit Ansichten aus dem Mittelalter -bzw. aus der Früzeit des Islams- als die Autoritäten anzusehen, zu denen Frau Maaß sie hochschreibt. Es mag Sie verwundern, aber: ich sehe da nur 2 Alternativen, die eine: diese selbsterklärten Autoritäten ändern sich, passen sich der neuen Zeit an oder die andere: sie werden mit dem eisernem Besen knallhart beseitigt, kaltgestellt. Menschenrechte, Kinderrechte und Frauenrechte sind nicht verhandelbar. Punkt.
c) Der Popalzai Hamid Karsai galt als legitimer Vertreter der Paschtunen in Bonn auf dem Petersberg. Es gibt nichts bekanntes, was dem widerspricht. Seine Opposition zu den Taliban ist kein Fingerzeig, dass nicht. Neben der ethnischen Komponente, gibt es unzählig viele Verbindungslinien zwischen den Eliten des Landes. Aber wenn es einen legitimen Vertreter denn je gab, dann war das die Familie Karsai.
d) Es gibt in der Evolution eines Staates unterschiedlichste Funktionen, die er aufgrund der Forderungen durch das Staatsvolk zu erfüllen in der Lage sein muss.
Zunächst war das Sicherheit (siehe Hobbes), dann kam Rechtsverbindlichkeit dazu (Machiavelli), dann die Wohlfahrt (Friedrich der Große, später Bismarck in ihren Ideenabhandlungen, später natürlich Max Weber mit der protestantischen/ similar die katholische Soziallehre)-da ist erstml von Demokratie gar nichts. Die Legitimität/Rechtsstaatlichkeit von Regierungsgewalt und der Begriff Gerechtigkeit kommen dann, heute hat der Staat natürlich auch Aufgaben im Umweltschutz und im Bereich Ausgleich in Glaubensfragen zu leisten.
Das heißt der möglichen staatstheoretischen Lehre nach-Sie können auch gern andere Ansichten entwickeln und in die Diskussion einführen-: Afghanistan benötigte erstmal wieder überhaupt die Grundlagen von Staatlichkeit: Sicherheit und Rechtsverbindlichkeit (auch die Sharia ist eine Rechtsverbindlichkeit, wenngleich eine mit gesundem Menschenverstand abzulehnende, und Rechtsverbindlichkeit in dieser Evolutionsstufe heißt hier nichts anderes als: ich tue x, dann passiert y-ich tue x nicht, dann passiert auch y nicht) . Dazu dann Wohlfahrt (und hier im Sinne: ich kann für mein Auskommen sorgen und bin ich krank, dann kann es meine Familie für mich-also weit entfernt von „deutschen sozialen Netzen des heutigen Datums) .
Sind diese Faktoren als Variablen eingeführt, dann erst sähe ich die Voraussetzungen für alles weitere und wie das ausehen hätte können, mag bitte jeder sich selbst ausdividieren.
Und hier bitte ich dann einmal fair zu bleiben: Richtig ist es aus heutiger Sicht, dass man propagierte: wire bauen AFG jetzt zu einem demokratischen Staat auf bis x. Und jeder leitete aus diesem Diefferntial ab, dass dies in 5 Jahren zu stemmen sei. Und darin lag der Fehler mE, nicht aber in der erklärten Absicht des nation building.
Ich empfehle für die theoretische Perszeeption ein Diskussionspapier zu der hybriden Staatlichkeit im Südkaukasus, in der es nochmals um Belange von Staatlichkeit geht:
http://www.oei.fu-berlin.de/en/projekte/cscca/downloads/jk_cz_pub_StaatundseinSchatten.pdf
3. Frau Maaß kommt zu dem Schluss, dass wir einen „kriminalisierten Frieden“ und eine Diktatur des Kartells haben. Betrachte Sie sich noch einmal meine -sehr rudimentären- staatstheoretischen Ausführungen, so ist dies eher logisch als überraschend.
Nun hatte ich Feyerabend benannt, in seinem Standardwerk „Anything goes-Against Methods“ und in seinen Vorlesungsaufzeichnungen von Berkley kommt er zu dem Schluss, wir mögen uns von der Sichtweise des weißen-heterosexuellen-gut gebildeten-Mannes lösen, betrachten wir die Welt und versuchen wir die Vrgänge in ihr wissenschaftlich zu erfassen, kurz: mach dich frei für Erkenntnisfortschrittsmöglichkeiten auch aus anderen (Kultur)kreisen, bleibe aber in der Formulierung der Theorie wissenschaftlich nachvollziehbar (insofern hier also „anything goes nicht angebracht ist).
Und damit zur Empirie in die Grundlagen zur Regelung menschlichen Zusammenlebens: schauen Sie sich Naturvölker an, gehen Sie nach China, schauen Sie in die finsterste Ecke Somalias und Afganistans: wenn man von Gemeinschaft, von geregeltem Zusammenleben spricht, so werden Sie meine staatstheoretischen Bemerkungen (die der wissenschaftlichen Vorleistung anderer entspringt) in der ein oder anderen Form empirisch ablesen können: Die Sippe aufwärts sorgt für Sicherheit, sie bestraft und belobigt nach festgelegten Mustern, sie sorgt füreinander oder „beseitigt“ die Schwachen. Nichts anderes tun diese Drogenökonomen auch. Und hier hätte man nach Maaß, und auch mE nach, eben ansetzen müssen. Nur wie? Ich meine, indem man eben 1-2 Jahre die Bilder, die zwangsläufige Begleiterscheinung gewesen wären, ertragen hätte. Aber erst die Beseitigung des IST hätte den Aufbau des SOLLS ermöglicht-das ist zwar Marx, aber dennoch hier eingebracht. Hier hat es aber an Konsequenz gefehlt, und sicher war auch ein Schuß Bunte-Blümchen-Romantik und Aversion gegen das Militär dabei.
4. Sie sehen mich von Frau Maaß` Fazit hier ganz unten: http://www.dw.de/dw/article/0,,15436211_page_0,00.html gar nicht so weit entfernt, nur inhaltlich sind wir es dann doch etwas.
@ Memoria | 18. April 2012 – 22:15
….Auch dieses Bereich lohnt einer eingehenden Untersuchung. Denn genau diese Kreise stricken schon wieder an einer Art Dolchstoßlegende (“wir haben ja alles richtig gemacht, aber die Zivilisten!”)….
Danke für diesen Einwand, den es unbedingt zu beachten gilt.
@ Georg | 19. April 2012 – 16:15 – – –
Bei Ihnen und Frau Maaß ist mir etwas zu viel Käßmannsche „Nichts ist gut in AFG“.
Richtig ist, dass für und in AFG selbst kaum Ziele erreicht wurden. Richtig ist, dass man nun Fehler benennt und Konsequenzen daraus zieht.
Ich meine richtig ist es aber auch, dass -und hier wiederhole ich mich zu anderen Threads- wir die ZAR stabilisierten (und nochmal: es mag in der deutschen SiPo – Debatte kaum vorkommen, aber man male sich einmal aus, was eine destabilierte Schattenstaatlichkeit in den ZAR und Russland für unser Land bedeutete!).
Sonst:
[…]Der ideologisch, humanitäre Ansatz (Aufbau von Mädchenschulen, Gleichberechtigung der Frau, Brunnenbohren, Brücken bauen usw.) ist nur sehr begrenzt erfolgreich gewesen. […]
Ich meine, dass war er nicht, weil er im Grundsatz falsch war, sondern man dafür zunächst die Voraussetzungen hätte schaffen müssen. Im übrigen kommt mir das Wort Geduld zu kurz. Nehmen Sie ein Land wie Bhutan als ein Beispiel zur erfolgreichen Transition von einer Feudalgesellschaft zu einer Gesellschaft in der 2ten Phase von 3 Phasen zur Demokratisierung (die Konsolidierung ist gerade erst eingeleitet), dann sprechen wir von mehr als 50 Jahren in einem kleinen Land, welches die Punkte Sicherheit/ Rechtsverbindlichkeit/ Wohlfahrt im großen und ganzen garantieren konnte, in dem die staatliche Elite -allen voran der König als Staatsoberhaupt bzw. seine Vorgänger- diese Transition auch noch maßgeblich stützen. Und wieviele Rückschläge erlebten und erleben wir in anderen Regionen auf dem Weg zur stabilen Demokratie.
[…]Mangelnde Empathie für die dörfliche Kultur der Afghanen hat viele Ansätze keine Früchte tragen lassen.[…]
Ich weigere mich hier Empathie für ein System zu entwickeln, welches weite Teile der Bevölkerung intellektuell, ökonomisch un humanitär aus den unterschiedlichsten, aber stets illegitimen, Gründen heraus verelenden lässt und so die Voraussetzungen für das schuf, was die Afghanen selbst nicht wollen.
Richtig ist aber mE die Bemerkung, dass man die alten Eliten mitnimmt beim change oder sie konsequent beseitigt bzw. kaltstellt und darauf achtet, dass kein Vakuum entsteht bzw. es möglich schnell adäquat gefüllt wird.
Damit Sie mich richtig verstehen: Ob die Dorfältesten und andere aghanischen Eliten sich nicht hätten überzeugen lassen für Legitimation von Herrschaft und für andere Funktionen/ Aufgaben von Staatlichkeit wissen wir nicht. Denn das hat nie jemand ernsthaft versucht mit diesem Personenkreis es glaubhaft anzugehen einen afghanischen Weg zu entwickeln.
Natürlich ist hier die Konjunktion: „wenn man denn schonmal da ist“ eine nicht ganz unwichtige, um der Frage auszuweichen, wrum man es nun dort tat aber nicht (auch) anderswo. Wichtig ist auch, dass die Welt insgesamt gerechter werden muss, um langfristige positive Entwicklungen zu ermöglichen.
[…] Das eine “lupenreine” Demokratie mit einer Staatsform als Islamischer Republik nicht möglich ist, hätten die Politiker aus eigenem Wissen beurteilen können, ganz ohne externe Berater.[…]
Das ist mir zuviel Samuel P. Huntington. Ich sehe das nicht so. Nicht weil ich stur und/ oder bockig wäre bzw. Sie ärgern möchte. Sondern einzig und allein aus dem Wissen heraus, dass sich Dinge ändern lassen. Und aus dem Wissen heraus, dass das, was wir als Demokratie bezeichnen würden, eine Attraktivität, und das meine ich nicht primär idealistisch sondern vielmehr sozio-ökonomisch determinierbar, entfalten kann, der sich auch Muslime anschließen.
@ Sachlicher
Sorry, aber ich kann und will nicht auf Ihren sehr ausführlichen Beitrag, eher der Zusammenfassung einer Doktorarbeit, antworten, auch wenn ich bei einigen Punkten schon nachhacken möchte.
Sachlicher | 19. April 2012 – 18:53
Von Frau Maaß kenne ich die Vita, von Ihnen nicht.
Ohne diese Kenntnis möchte ich auch nicht weiter auf Ihr geschriebenes reagieren.
@ Sachlicher
Dank für die ausführlichen staatstheoretischen und philosophischen Ausführungen. Freilich scheinen sie mir – auch nach der mildernden Wirkung eines Glases Wein – etwas Feyerabend-lastig zu sein. Vielleicht hätten Sie den Lesern auch sagen sollen, dass Feyerabend in der philosophischen Community als Einzelgänger und so etwas wie ein Anarchist der Wissenschaftstheorie gilt. Seine Gedanken sind auch nicht einfach zu lesen, geschweige denn zu verstehen und zu teilen. Der methodische Ansatz von Popper (der sehr viel eher eine herrschende Meinung prägt) leuchtet mit Blick auf die politische Praxis m.E. mehr ein, weil er rationale, kritische und zugleich pragmatische Aspekte recht eingänglich verbindet. Auf Afghanistan bezogen könnte man es – stark vereinfachend – so ausdrücken: Alle (!) bisherigen Theorien haben einer harten Prüfung nicht wirklich standgehalten. Und niemand sollte glauben, die „Wahrheit“ für sich beanspruchen zu dürfen, d.h. den einzig erfolgreichen Weg für dieses schwierige Land zu kennen. Die Suche geht also weiter.
Ich weiß, diese Erkenntnis ist im vorliegenden Fall nicht sonderlich hilfreich. Aber die Lage ist (leider) so, wie sie ist. Und das ohne Vorurteile zu akzeptieren bedeutet schon einen kleinen, aber notwendigen Erkenntnisfortschritt.
Heiko Kamann | 19. April 2012 – 21:07-
[…]Von Frau Maaß kenne ich die Vita, von Ihnen nicht.[…]
Ich habe jetzt lange überlegt, aber ich möchte Sie nun doch etwas dazu fragen: Was bitte hat meine Biographie damit zu tun?
@ KeLaBe | 19. April 2012 – 23:41 – – –
Vielen Dank für Ihre Antwort.
[…]Vielleicht hätten Sie den Lesern auch sagen sollen, dass Feyerabend in der philosophischen Community als Einzelgänger und so etwas wie ein Anarchist der Wissenschaftstheorie gilt.[…]
Vielleicht hätte ich das, ja. Aber da sind wir schon bei einem der Hauptprobleme: Die Länge. Frau Maaß z.B. kann sie sich in der Außendarstellung ihrer Thesen nicht leisten, so wie ich es mir einfach stellenweise herausnahm und Hr. Wiegold es freischaltete (Dank an dieser Stelle).
[…]Freilich scheinen sie mir – auch nach der mildernden Wirkung eines Glases Wein – etwas Feyerabend-lastig zu sein.[…]
Ich mag seine Streitschriften aus den 1950er-1960er Jahren bzgl. Popper und an Popper: ja. Ansonsten stelle ich häufig Popper (bzw. Wiener Schule), Kuhn und/ oder Lakatos und Feyerabend in einer Matrix gegenüber- Albert (bzw. Frankfurter Schule) und Max nutze ich dabei weniger, ohne sie ignorieren zu dürfen. Und ich werde zunehmend altersmilde, ohne besonders alt zu sein. Aber warum ich ihn hier nutzte hat einen Grund und nichts mit mögen zu tun:
[…]Auf Afghanistan bezogen könnte man es – stark vereinfachend – so ausdrücken: Alle (!) bisherigen Theorien haben einer harten Prüfung nicht wirklich standgehalten. Und niemand sollte glauben, die “Wahrheit” für sich beanspruchen zu dürfen, d.h. den einzig erfolgreichen Weg für dieses schwierige Land zu kennen. Die Suche geht also weiter.[…]
Sie sind damit näher an Feyerabend als Sie es zu suggerieren bereit sind. Aber ich will mich mit Ihnen nicht streiten, sondern mir folgendes Urteil herausnehmen:
Besser, schneller und pointierter hätte ich es nicht ausdrücken können. Ich persönlich bin nicht besonders erpicht darauf, ob man hier nun das bisherige falsifiziert bzw. an einem Paradigmenwechsel (vgl. Kuhn) arbeitet oder schlichtweg an einem change aus dem Bauch heraus (vgl. Ronald Reagan) laboriert oder etwas dazwischen liegendes. Es muss etwas passieren. Darauf kommt es mir an. (Und Feyerabend könnte eine solche Aussage evtl. akzeptieren, Popper würde sie mir um die Ohren hauen. Ich konnte letzteren also gar nicht so nutzen, wie von Ihnen vorgeschlagen, ja: angemahnt.)
[…]Ich weiß, diese Erkenntnis ist im vorliegenden Fall nicht sonderlich hilfreich. Aber die Lage ist (leider) so, wie sie ist. Und das ohne Vorurteile zu akzeptieren bedeutet schon einen kleinen, aber notwendigen Erkenntnisfortschritt.[…]
Und zu diesem Urteil komme ich persönlich mit Feyerabend eben schneller als mit Popper, that`s all, deshalb ich ihn nutzte. Im übrigen er wohl sehr zufrieden mit Ihnen gewesen wäre bei solch einem Fazit. Und Popper Ihnen dies nun auch gerade nicht um die Ohren gehauen hätte.
In diesem Sinne, vielen Dank noch einmal für Ihre Antwort!
Sachlicher | 20. April 2012 – 1:22
Die Vita hat etwas mit der Gewichtung der Worte, der Äußerungen zu tun. Aus diesem Grund gehören bei Konferenzen, Symposien etc. i.d.R. auch die entspr. Viten der Vortragenden zu den Konferenzunterlagen.