Sonntagslektüre: Trainieren für den falschen Gegner

Wahrscheinlich hab‘ ich es schon oft genug erwähnt: Ich ziehe demnächst (privat) um, und wie so mancher lese ich mich fest beim Packen von Bücherkisten.

Jetzt gerade im Spiegel-Jahresband 1951: Die Tragödie der US-Army, verfasst von den US-Militärexperten Garrett Underhill und Ronald Schiller. Und auch wenn es natürlich nicht so übertragbar ist… finde ich paar Anmerkungen sehr interessant. Lesen!

Der Feldzug in Korea war von Anfang an dadurch behindert, daß unsere militärischen Führer es nicht versuchten, die Natur des Gegners und den Krieg zu verstehen, den er führen würde.

Fünf Jahre lang haben die Streitkräfte der Vereinigten Staaten keine andere Funktion gehabt als sich auf den Krieg mit dem einzigen ernstzunehmenden Aggressor der Gegenwart vorzubereiten: Sowjetrußland und seine Satelliten.

Selten besaßen wir soviel Informationen über die militärischen Streitkräfte des vermutlichen Feindes. Jedoch, die Männer des Pentagon gingen eifrig daran, sich auf einen Krieg vorzubereiten, der nicht etwa gegen Russen oder Chinesen geführt werden sollte, sondern gegen einen imaginären Feind, der genau so dachte, kämpfte und handelte wie wir selbst. „In unseren taktischen Lehrbüchern“, schrieb ein junger amerikanischer Armee-Offizier kürzlich in einem Militär-Journal, „wird das Verhalten und jede Bewegung des Feindes gelehrt. Aber ich kann darin keine Aehnlichkeit mit irgendeiner bekannten und angewandten ausländischen Taktik erkennen. Ich kann aber darin nur unsere eigene Kampfesweise wiedererkennen. Kurz gesagt, wir lehren unsere Offiziere, wie sie einen Krieg gegen die Vereinigten Staatenzu führen hätten.“