Rückruf, bitte.
Bisweilen erreichen mich Mails, in denen sich Soldaten aus dem Einsatz über die Kommunikation via Telefon und Internet mit der Heimat beklagen: Zu langsam, zu teuer, und überhaupt, warum müssen deutsche Soldaten dafür bezahlen, während die US-Kameraden ihren Internetzugang kostenlos (über die Moral&Welfare Association) bekommen, und das nicht mal lahm, wie ich im ISAF-Hauptquartier selber feststellen durfte?
Einen Punkt habe ich selber in Masar-i-Scharif erlebt: die normale Internet-Verbindung lässt keinen Video-Chat über Skype zu – aber genau das wollen Soldaten natürlich: ihre Liebsten daheim auch sehen, wenn sie sich mit ihnen unterhalten. Dafür ist dann ein Aufpreis für die Premium-Verbindung nötig, und da trösten die Freiminuten fürs Telefonieren nicht immer drüber hinweg.
Aber das sind alles punktuelle Beobachtungen. Eine Arbeitsgruppe von Bundestagsabgeordneten, über die Fraktionen hinweg, möchte die Probleme aufgreifen (und, so verstehe ich das, dann auch für Abhilfe sorgen, wenn nötig). Der SPD-Abgeordnete Lars Klingbeil sammelt die Erfahrungen und Meinungen dazu über sein Blog: Nach Hause telefonieren
Komisch.. und damit sollte mit Astrium doch jetzt alles besser geworden sein, nachdem KBI aus Amerika [sic!] die Saldaten ja mit Modemgeschwindigkeiten für um die 4 Euro die Stunde abgezockt hatte und trotz der vertraglichen Zusagen eben nicht sicher stellen konnte, dass auch die Kleinstandorte versorgt waren. Es gab wohl auch mal ein Angebot der Telekom gratis Intenet zumindest an den größeren Standorten anzubieten, wenn man das Werbetechnisch vermarkten dürfe – da muss mal jemand, der mehr drinsteckt, ergänzen ;)
Mit KBI gab es nicht einmal eine ‚Premium‘- verbindung…. insofern scheint sich ja zumindest etwas bewegt zu haben.
Unfassbar. Muss sich um Raumfahrttechnik handeln, was die Amis da einsetzen. Da können wir nicht mithalten. Wenn ich Soldat in einer Auslandsmission wäre, wäre das für mich schon Grund, die Brocken hinzuschmeissen. Wenn sowas banales wie eine Inetverbindung noch nichtmal anständig und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann.
Wenn man die Geschichten mit abgelaufenen Abgasuntersuchungen liest, mag man das ja gar nicht glauben, ab unter dem Hintergrund glaub ich das auch.
Dieses Thema fassen Politiker schon seit mehr als 10 Jahren an-mit den Versprechungen, das sich „bald“ was ändert……(meist im Rahmen von „Besuchen der Truppe im Einsatz“-dem sogenannten „Gefechtsfeldtourismus“).
Was hat sich bisher geändert?
Nichts.
Weil niemand dieses Thema anfassen will-denn dazu muss wieder einmal Geld in die Hand genommen werden….
Und wozu etwas ändern-die Soldaten beschweren sich doch nur…..und zahlen trotzdem weiterhin hohe Minutenpreise für schlechte Verbindungen nach Hause….
Danke für den Hinweis, habe MdB Klingbeil bereits meine Erfahrungen und ein wenig Faktenwissen bzgl. Betreuungskommunikation gemailt. AFG ist eben nicht DEU und hat auch nicht so eine Telekommunikationsinfrastruktur die man nutzen konnte, d.h. Geld her und das gibt es nicht. Achja , die Kameraden die meckern sollte mal die Jungs auf See bzgl. Kommunikation mit der Heimat befragen. Also man meckert schon auf hohem Niveau.
Die Herrschaften im BmvG stecken halt mit den Leuten, die die horrenden Telefongebühren für die ISAF kassieren unter einer Decke.
Da würden die sich ja ins eigene Fleisch schneiden wenn sie da kostenlose Konkurrenz mit Skype zuließen.
Der selbe Mist wie mit dem Schultrojaner, nur anderes Ministerium.
Ist doch lächerlich, seit wie vielen Jahren besteht das Problem? Ach kommt, lasst die Politiker doch weiterhin sabbeln. Glaubt doch eh kein Mensch mehr, dass hier eine Lösung gefunden wird.
@Mike
Die Damen und Herren in Afghanistan dürfen im Gegensatz zur Marine auch meckern, denn Afghanistan ist etwas anderes als auf ner Fregatte zu fahren und Piraten nach Hause zu begleiten. Im Übrigen wird auf die Marine auch „nie“ geschossen. Daher…..
@Huey: Dann können wir ja nun quasi namentlich überprüfen, ob Lars Klingbeil zur Fraktion „puts his money where his mouth is“ oder „talk is cheap“ gehört.
Ich kann auch gerne noch ein paar andere Namen „ins Rennen“ werfen, die mir das selbst schon „versprochen“ haben……das zieht sich durch alle Fraktionen…
Die Lösung des Problems ist ganz einfach:
Satellitenkommunikation.
Mit einer (oder mehreren) solcher Anlagen kann man hunderte Soldaten mit Kommunikationsmöglichkeiten versorgen-ein wenig militärische Disziplin (bei der Anrufdauer und „Downloadverhalten“) sowie „Slot-Times“-und schon läufts..
Funktioniert überall-ausser (angeblich) bei der Bundeswehr..
Na, wie wäre es denn mit ein paar mehr SatComs??? Und wenn nicht kaufen, dann einfach mieten … aber das hat man ja noch nie verstanden, auch bei der Marine haben wir ja lieber für $13 die Minute telefoniert (INMARSAT, lief meistens 24/7) anstatt uns – für die bereits eingerüsteten Satcom-Anlagen bei einem externen Provider eine Flatrate mit Datenvolumentarif zu besorgen … was viel günstiger gewesen wäre … ach, was soll’s … es würde so viel gehen und die „Enduser“ wissen auch wie, aber bei der Bürokratie …
Wieso sollen wir auch vom fernen AFG ins Internet dürfen, wenn man schon im Inland nicht in der Lage ist den Soldaten einen dienstlichen PC sowie einen Lotus Notes Zugang zu Verfügung zu stellen. Gleichzeitig beginnt man, in einer Dienststelle in die gerade SASPF ausgerollt wurde, nun die Anzahl der Computer zu verringern und dabei auch noch die vorhandenen LoNo Anschlüsse zu reduzieren. Die Begründung zu dieser Lachnummer: Die Einführung von SASPF begründet keine erhöhte IT Austattung !
Aber Hauptsache demnächt SASPF im Einsatz !!!! Da muss doch doch an anderer Stelle sparen können und Internet ist doch sowieso Teufelszeug für unsere leitenden IT SiBes.
Wow, wir sind immer noch in der Faktensammelphase?? Das Thema ist doch schon so alt wie der AFG-Einsatz selbst. Einfach mal den Wehrbeauftragten fragen, der hat da Infos en masse. Absolut lächerlich dann jetzt eine Arbeitsgruppe schaffen zu wollen…. was wollen die tuen, und vor allem wie lange??? So in 3 Jahren, kurz vorm Abzug könnten wir dann vielleicht damit rechnen wenns Geld dafür gibt??? Oh mann….
@Rudi:
„Die Damen und Herren in Afghanistan dürfen im Gegensatz zur Marine auch meckern, denn Afghanistan ist etwas anderes als auf ner Fregatte zu fahren…“
Der Einsatz in Afghanistan ist auf ein paar Monaten befristet und die meisten Soldaten haben anschließend eine längere Einsatzpause. Ein Marinesoldat hingegen ist jährlich 2/3 des Jahres von seiner Familie getrennt.
„..Im Übrigen wird auf die Marine auch “nie” geschossen..“
Sie sind also der Meinung, dass man sich erst beschießen lassen müsste, um im 21. Jahrhundert eine akzeptable Verbindung in die Heimat fordern zu können, wenn man als Soldat von seinen Politikern zu immer länger dauernden Diensten fernab der Heimat entsendet wird?!
Und, btw, glauben Sie, dass sich ein Boardingsoldat bei einem Besuch auf einem Piratenboot anders bzw. sicherer fühlt, als ein Soldat auf Streife in Afghanistan?
@Insider:
wieso demnächst? Da wird jetzt schon jeder Putzlappen einzeln ausgebucht…. SASPF läuft da schon seit Anfang des Jahres…
hallo @ all,
leidiges thema. am op north sieht es diesbezüglich noch schlechter aus…das vergessene bataillon eben.
und wie auf zuruf, hab kürzlich erst eine eingabe an den wehrbeauftragten gesendet, wo genau dieser punkt drin ist, kommt es hier als thema. meine fragestellung war genau diese. an astrium, dem betreiber, liegt es sicherlich nicht, dass es „nur“ freiminuten – telefonkarten gibt, da wäre bestimmt die möglichkeit vorhanden auch freiminuten internet anzubieten, technisch umsetzbar. ich vermute, dass es an den damen/herren liegt/lag, die mit astrium den vertrag gemacht haben. vermutlich sind diese auch schon lebensälter und haben sicherlich nur versehentlich nicht berücksichtigt, dass die masse der jüngeren, soziale kontakte über diverse internetplatformen pflegt…
Ich denke wir sollten die Diskussion bei der mangelnden Fürsorge des Dienstherrn lassen anstatt Truppengattung gegen Truppengattung aufzuwiegen. Fakt ist das die Bw es nicht hinbekommen WILL den Soldaten vernünftige und zumindest günstige Möglichkeiten zur Kommunikation mit der Heimat zur Verfügung zu stellen. Könnte ja sein das sich irgendein Telekommunikationsunternehmen benachteiligt fühlt…
Im KOSOVO wurde zumindest ein einem Feldlager eine schnelle Internetleitung gelegt, aber nur möglich durch die internationale Belegung. Da hat einfach ein Schweizer Hptm XY einen ziemlich dicken Vertrag mit ner dortigen Firma geschlossen (der durfte sowas, deutsche nicht) und seinen deutschen Kameraden das Mitnutzungsrecht eingeräumt… (zumindest war das die offizielle Variante für die Führung). Jeder hat monatlich ca 10 Euro bezahlt, alle waren sehr glücklich und die Firma hat richtig Geld verdient. Mit etwas Eigeninitiative, ohne die Oberbedenkenträger alles kein Problem!
Bin mal gespannt wann (!!) und zu welchem Schluß die Arbeitsgruppe kommt. Und vor allem wann die Diskussionen aufhören und sich was dann wirklich was ändert…
Man könnte die mangelnden Up- und Download-Kapazitäten auch als Schutz des Soldaten bezeichnen.
Die haben so nämlich keine Chance sich selbst im Internet (Soziale Netzwerke) zu kompromittieren. Von OpSec mal ganz zu schweigen.
E-Mail und Brief wird eh en masse genutzt.
@all
Also, ich war Teilnehmer bei einer Veranstaltung, bei der einige Teilnehmer (B6+) ernsthaft darüber diskutierten, ob nicht ein generelles „Handy“- und „Internet“-Verbot für Bundeswehrsoldaten im besonderen Auslandseinsatz angemessen wäre …
Klingt schräg und unrealistisch? Ja, aber …
Warum muss sich mit sowas der Bundestag befassen?… Das ist keine richtige Frage.
„Eine Arbeitsgruppe von Bundestagsabgeordneten“. Hört, hört!
Kurz vorm zusammenpacken wollen die Abgeordneten eine „Arbeitsgruppe“ bilden. Also, äh, was soll man dazu noch sagen? Kurz vorm zusammenpacken will man auch noch den Kampfhubschrauber Tiger entsenden. Und kurz nach der Halbzeit in Afghanistan war die Politik auch so nett, den Soldaten auch mal eine Panzerhaubitze hinzustellen.
Ganz ehrlich, liebe Politiker. Lasst und mit euren Arbeitsgruppen in Ruhe. Wir WISSEN, dass wir auf euch nicht zählen können.
Ganz klar: Sprüche wie: „früher bei 3 Wochen Übungsplatz durften wir auch nicht telefonieren“ helfen nicht.
Aber Herr MdB Klingbeil könnte mal, anstatt sich um seinen Blog und seine Außendarstellung zu kümmern, einfach mal in Richtung Haushaltsausschuß des BT bewegen. Dort dürfte er erste Antworten erhalten, anschließend noch den zuständigen Referenten aus dem BMVg befragen und ups: die Antwort, dass es schlichtweg am Geld liegt, würde sich ihm erschließen. ABER: Im Grundsatz finde ich es gut, dass sich ein MdB mit dieser Frage beschäftigt.
Jegliches Entscheidungshandeln beginnt mit einer Lagesfeststellung, insofern Sie, Herr MdB Klingbeil, zwar etwas spät dran sind, aber durch eben dieses Handeln noch positiv beeindrucken können.
Aber Herr MdB Klingbeil, auch wenn deutsche Politik im Jahre 2011 nicht mehr so zu funktionieren scheint: Wie sieht Ihre Idee aus, was soll die Bw streichen, damit die HHM für diesen Bereich frei werden? Oder solle die Bw mehr Geld bekommen? Oder initiiert die nun offensichtlich zu gründende AG im dt BT etwa Ressorcen aus Gesellschaft und Wirtschaft FÜR die Soldaten? MIt letzterem könnten Sie mich durchaus beeindrucken.
@ Heiko Kamann | 10. November 2011 – 21:42—- Die Diskussion ist insofern berechtigt, als dass der Rahmen „Auslandseinsatz“ dies bedingen kann. Als „Schräg“ empfinde ich das nicht, aber ebenfalls als „unrealistisch“ . Um zum Eingangssatz zurückzukehren: Es sind „andere“ Soldatinnen und Soldaten und die Rahmenbedingungen bzgl. des Telefonierens haben sich geändert.
Man muss es den Soldaten nicht noch schwerer machen, als es schon ist. Für mich bleibt es aber Fakt, dass die Soldaten im Umgang mit den Daten, die sie über Handy/ Internet sprechen oder versenden stets sensibilisiert werden müssen. Ebenso gilt es den-/ diejenige, die Namen, Daten, Fakten unautorisiert nach Außen gibt, streng zu bestrafen: es gefährdet Kameraden und Kameradinnen.
Und auch wenn sich einmal ein IBuK höchstpersönlich dazu hinreißen lies (Scharping im Rahmen des KFOR-Einsatzes), ist dies noch lange kein Freibrief.
Frage @ T.Wiegold:
Beim Lesen des Blogs von Herrn MdB Klingbeil manifestierte sich meine Irritation. Dort gibt es einen Eintrag, dass nicht die über die Moral&Welfare Association, die als Gewerkschaft seit 1970 Mitglied der British Association of Social Workers ist, sondern auch diese Art der Betreuung über die die United Service Organizations – http://www.uso.org/ -, dessen Ehrenvorsitzender der US-Präsident himself ist, sichergestellt wird.
Wie läuft das nun bei den US-Truppen? Dienstlich im eigenen Bereich oder in Kooperation?
@Sachlicher
Wenn ich das richtig sehe, geht es nicht um die britische Organisation, sondern um eine US-Einrichtung. Wie das mit der USO zusammenhängt, ist mir im Moment auch nicht klar – aber vielleicht weiß hier jemand Näheres?
@Sachlicher / T.Wiegold
Wenn ich das noch richtig zusammenbekomme, ist in den US- Streitkräften MWR (Morale, Welfare and Recreation) eine institutionalisierte Betreuungsorganisation, die Veranstaltungen (Konzerte o.ä.) oder Einrichtungen (Fitness, Second-Hand-Basare) für die Soldaten und ihre Familien anbietet.
Mehr Infos zB für die US Army hier: http://www.armymwr.com/commander/mission.aspx
@Someone
Mit Opsec und so weiter zu kommen ist natürlich einfacher als sich dem eigentlichen Problem mal endlich zu stellen. Ihre berühmte Kompromittierung ist m.E. zunächst mal ein Problem der Sensibilisierung und dann dem Verständnis der Ebenen (Dienstgradgruppen und Erfahrung).
Wenn man sich dann endlich mal dem Thema Social-Media Handbook zuwenden würde und das dann auch LEBEN würde, wäre dieses leidige Totschlagargument vom Hof. Und wieder verweise ich auf das m.E. derzeitige Vorzeige-Handbuch des USMC.
Dazu hat @Sachlicher auch weitere Punkte aufgezeigt.
Und jetzt mal aus dem Nähkästchen geplaudert (und das ist doch das worum es eigentlich geht):
Unser Sohn (23Mon.) freut sich immer sehr darüber, wenn er seine Mutter ab und zu mal über Skype sehen kann. Für Kinder ist diese Form des Kontaktes sehr wichtig. Es erleichtert so manches. Natürlich trifft dies auch für die gesamte Familie/Partner zu Hause und den Freundeskreis.
@ all
Ein Argument kann auf keinen Fall zählen, dass ein Geld für ein subventioniertes Telefonieren vorhanden wäre. Bei den Gesamtkosten des AFG-Einsatzes, können die Telefonkosten keine Rolle spielen.
Es ist ein grundsätzliches Mentalitätsproblem des deutschen Militärbürokratismus.
Es werden lieber 3 Prüfschleifen mit 5 Arbeitsstunden eingefügt, bevor ein Soldat für 2,43 Euro kostenlos telefonieren kann, denn er würde unrechtmäßig vom Staat subventioniert werden und die Kosten der privaten Lebensführung dürfen nicht vom Staat bezahlt werden.
Wir müssen von diesem Bürokratismus, dieser Neiddebatte, dass jemand ungerechterweise einen Vorteil haben könnte, weg. So kann man Soldaten im Einsatz nicht versorgen. Der § 31 SG „Fürsorge“ gilt auch und gerade im Einsatz !
Bestes Beispiel für den deutschen Militärbürokratismus ist die jüngste Novelle des Einsatzversorgungsgesetz. Der Dienstherr, das BMVg, legt im Mitzeichnungsgang mit dem BMI, die Versorgungsmesslatte von 30 auf 50 % Erwerbsminderung hoch, das Parlament reduziert sie wieder auf 30 % . Der Dienstherr kann sich bei PTBS nicht auf eine Beweislastumkehr der Schädigung einlassen, das Parlament zwingt ihn dazu.
Und so ein Dienstherr soll seine Soldaten für z.B. 5 Euro am Tag kostenlos nach Hause telefonieren lassen ? Wo verheiratete Soldaten sowieso aufgrund des Familienanhanges schwerer zu versetzen sind und man liebsten in den personalbearbeitenden Dienststellen Junggesellen mit eigenen Wohnmobilen hätte ?
Nie im Leben kommt kostenloses Telefonieren, da könnte sich ein Soldat ja am Staat bereichern !
Georg | 11. November 2011 – 21:11
„[…] Nie im Leben kommt kostenloses Telefonieren, da könnte sich ein Soldat ja am Staat bereichern !“
Ich kann, mit Verlaub, Ihrer Polemik nichts abgewinnen. Ich halte dagegen:
1. Es gibt Regelungsmöglichkeiten INNERHALB von gültigem Recht und Gesetz. Und eine „Neidebatte“ kann ich nicht erkennen. Vielmehr sich z.B. die Bundespolizisten/ -innen in den Einsätzen mit ähnlichen Problemen herumplagen, sofern sie -wie auch die Soldaten- nicht unmittelbar für die UNO arbeiten.
2. Sie werfen viele Dinge in einen Topf (Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Fürsorge, etc.), die sauber getrennt voneinander Regelungen mittels unterschiedlicher Regelungsmechaniken (Gesetze, Verordnungen, Dienstvorschriften, etc.) im Sinne der Betroffenen erfahren müssen. Natürlich treffen sich diese einzelnen Punkte wieder im Topf „Attraktivität“ bzw. im Topf § 31 SG. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Tragfähigkeit und Attraktivitt einer Lösung nicht allein aus „der Schnelligkeit der Umsetzung“ ergeben kann. Ich mag es auch gern pragmatisch, dennoch ist eine Gesetzeslage respektierbar/ änderbar.
3. Eine „Truppenlösung“ gab es schon 2001 im Kosovo http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/14/083/1408330.pdf durch die Deutsche Telekom, inklusive „Abschaltfähigkeit“, um den Punkt opsec gleich noch mitzubehandeln. Dass es nicht geht, stimmt so also nicht. Ebenfalls wie es kein Finanzgericht beschäftigte, ob dies nun als geldwerter Vorteil gälte, oder nicht-im Gegenteil die Finanzämzter die Telefonkosten beim Lohnsteuerjahresausgleich anzuerkennen haben. Dass nun ein „Militärbürokrat“ bzw. ein Jurist für sich erstmal feststellt: dann ist ja erstmal alles gut, kann man ihnen nicht unmittelbar vorwerfen, da ja eine Regelung im monetären Sinne der Soldatinnen/ Soldaten grundsätzlich zumindest erstmal da ist.
4. Wir beide treffen uns aber wieder in dem Punkt, dass es den Soldatinnen/ Soldaten jederzeit, unter Beachtung der ZDv 2/ 30 -„militärische Sicherheit in der Bundeswehr“- möglich sein muss, Verbindung in die „private“ wie „dienstliche“ Heimat halten zu können und dafür auch nicht selbst sorgen muss, sondern hier Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Ich finde das Beispiel von NMWC | 11. November 2011 – 17:27 illustriert das sehr eindrucksvoll.
5. Eine Frage sei gestattet: Warum haben WIR, als „Staatsbürger ohne Uniform“, nicht längst eine Organisation nach Vorbild der USO gegründet, bei der sogar die us-amerikanische Heilsarmee unterstützt? Diese Frage geht ganz klar auch an mich. Das müssen wir, damit bin ebenfalls wieder auch ich persönlich eingeschlossen, ändern. Wir jammern zuviel, wir sind unterm Strich nicht besser als die „Militärbürokraten“, denn auch wir schieben Verantwortlichkeiten lediglich hin und her, ohne sie auch mal bei uns selbst (immerhin Souverän dieses Landes) zu suchen und gefunden wahrzunehmen, aren’t we?
Mein BT-Abgeordneter wird als erstes mal am Montag Besuch von mir bekommen bzgl. dieser Thematik hier, Ihrer auch?
@ Hr Wiegold: In der aktuellen Verbnandszeitung „Die Bundeswehr“ stehen auf Seite 10 https://www.dbwv.de/C125747A001FF94B/vwContentByKey/W28N8E4Y949DBWNDE/$FILE/magazin112011.pdf das unter anderem zuständige Referat Fü S I 3, inklusive Ansprechpartner. Es wäre sehr schön, wenn Sie Hr Wiegold evtl. diese beiden Generalstabsoffiziere interviewen könnten, oder ein Statement für diesen Blog abringen könnten. Ich denke, diese Informationen aus „erster Hand“ würden uns vom Status „herumdoktorn“ zum Status „wissen was passiert“ bringen können.
@Sachlicher
zu Punkt 3 – wenn ich mich richtig erinnere (und manche hier vermutlich besser), ist diese Lösung mit dem großzügigen Angebot der Deutschen Telekom gescheitert. An ES. Die nämlich so was von nur einem Unternehmen als nicht zulässig ansahen (und dazu könnte ich noch einiges erzählen, z.B, warum damals die kostenlose Lieferung von Focus und Spiegel an die Truppe im Kosovo ebenfalls an den Bedenken dieses Referates scheiterte).
Zum FüS I 3 – mal sehen, was da zu bekommen ist. Ich vermute, dass Klingbeil und die anderen Abgeordneten da auch nachfragen…
@ T.Wiegold | 12. November 2011 – 15:16–ja, ja die Jungs und Mädels vom Referat ohne Eintrag im Telefonverzeichnis des BMVg…um es klar zu machen: ich schreibe ja auch lediglich meine Ansichten. Kritik konstruktiver Art, also so wie hier, nehme ich dabei gern in Kauf. Nur so kann ich mir Wissen aneignen bzw. Fehler abstellen.
Ansonsten bleibe ich dabei:
1. Es gibt, ja muss eine legale Lösung geben. Und der Fehler beginnt IMHO dort, wo jemand es ES ermöglicht nein zu sagen, ohne sie zu zwingen, zu sagen wie es gehen würde. Aber das ist eine führungsphilosophische Debatte, die immer schnell abgleitet.
2. Ich würde es begrüßen, von Ihnen recherchiert darüber zu lesen.
@ Sachlicher
Nehmen Sie die von Ihnen kritisierte Polemik doch als Massstab, wie hoch die Verzweiflung bei den Betroffenen beim Thema „Kommunikation in die Heimat“ ist.
Dann wird sie vielleicht ertraeglicher …
Seit wie vielen Jahren bringen Soldatinnen und Soldaten immer wieder vor, dass es grosse Verbesserungsmoeglichkeiten die Kommunikation nach Hause betreffend gibt und diese eigentlich auch zwingend erforderlich sind?
In wie vielen Berichten von Beobachtungsbesuchen des BEAGenInsp wurde in den Gespraechkreisen vom Albtraum KB Impuls vorgetragen?
In den Jahresauswertungen des BEAGenInsp wurde „nach Hause telefonieren“ nicht unter „funktioniert prima“ erwaehnt.
Der Wehrbeauftragte erhielt ungeschminkte Informationen, VIP-Gaeste waehrend ihrer haeufigen Besuche in den Einsatzlaendern ebenfalls …
Was hat sich nun geaendert? Sehr sehr wenig. Und dieses schreckliche „Sehr sehr wenig“ gilt es so hart wie irgend moeglich zu kritisieren!
Seit unfassbar vielen Jahren wird ein Mangel immer und immer angesprochen und seit unfassbar vielen Jahren wird an diesem Problem herumgewurschelt, ohne dass wirklich nennenswerte (!) Erfolge zu verzeichnen sind. Dabei zeigen Verbuendete, dass es Loesungen zu geben scheint.
Nun also wird eine Arbeitsgruppe gebildet. Im Jahre 2011 (x Jahre nach Beginn des ersten Auslandseinsatzes der Bundeswehr) – wird sie endlich den Durchbruch bringen? Ich bin skeptisch. Denn die von Ihnen angesprochene Lagefeststellung findet seit Jahren ja perfekt statt. Die Entscheidungsfindung allerdings nicht (sieht man davon ab, dass der Vertrag von KBI immer wieder mal verlaengert wurde und sich tatsaechlich marginale Verbesserungen ergeben haben).
Die USO ist eine bemerkenswerte Organisation und etwas Aehnliches fuer die Bundeswehr ist natuerlich erstrebenswert.
Doch eigentlich braucht es fuer eine vernuenftige Kommunikation mit der Heimat „nur“ eine engagierte mil. und pol. Fuehrung, die die Sorgen der Soldatinnen und Soldaten ernst nimmt und – sollten die Sorgen begruendet sein – sich nachdruecklichst dafuer einsaetzt, optimale Bedingungen zu schaffen.
Ich kenne die Argumente und die „Diskussionskultur“ aller Seiten, wenn es um Kommunikation aus dem Einsatz heraus geht. Und deshalb verstehe ich polemische Kommentare durchaus.
P.S.: Wenn bei uns in der Bundeswehr nichts klappt, aber die stetige, multiple Sensibilisierung der Sdt. zur ZDv 2/30 ist nahezu unuebertroffen. Da gibt es definitv keinen Nachholbedarf, auch wenn es trotz der Belehrungen zu Verstoessen kommt.
@Sachlicher
Sicherlich wäre es denkenswert, dass der „Staatsbürger in Uniform“ eine Organisation ähnlich der USO gründet. Aber sollte er dies auch tun? Muss sich der Soldat erneut selbst Abhilfe schaffen?
Immerhin ist, zumindest im Heer, aus eigenem Erleben seit Jahren ein Großteil des Dienstbetriebes in den Einsatzkompanien nur durch die Nutzung privat beschaffter Gegenstände möglich. Dies geht vom Handy über Rechner bis hin zu Ausrüstungsteilen, die man ansonsten erst im Einsatzland selbst erhalten würde. Ein Blick in meinen Spind macht nur zu deutlich, wie viel Geld ich bereits investiert habe, um Ausrüstungsmängel des Dienstherren auszugleichen.
Daher denke ich nicht, dass es auf viel Verständnis der Soldaten treffen würde, müsste man erneut im eigenen Bereich die Kommunikationsmängel abstellen. Denn schlussendlich schicken sich die Soldaten nicht selbst in den Einsatz, sie werden geschickt durch Politiker in Vertretung des deutschen Souveräns.
Mann hätte damals den Höchstsatz einfach nur um 5 Euro anheben sollen, und die verbliebenen Euros zum heutigen Satz in kostenlose Kommunikation (Telefon wie Internet) investieren sollen.
Heute ist die Sachlage dennoch nicht für alle so dramatisch wie sie einige hier schildern. Die meisten Soldaten besorgen sich i. E. als erstes eine Handykarte eines einheimischen Anbieters. Damit ist zumindest Telefonie zu einem annehmbaren Preis möglich, die weitesgehend auch funktioniert. Opsec hin oder her, das Handy mit den einheimischen Karten ist doch als Führungsmittel gar nicht mehr wegzudenken. Kaum ein Einsatz funktioniert ohne die Nutzung privater Handys, auch wenn dass offiziel die wenigsten wahr haben wollen, bzw. zugeben werden.
Ich habe mir den Beruf ausgesucht, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Natürlich wäre es „geil“ wenn der Dienstherr soetwas kostenlos zur Verfügung stellen würde. (Es wäre ja auch „Geil“ nach der aktiven Zeit noch die Vorteile der freien Heilfürsorge genießen zu dürfen, oder Wohnungen am StO gestellt zu bekommen incl. KiTa/KiGa/Schulen usw. , was ja andere ebenfalls vormachen…)
Das „Skypen“ in der heutigen Zeit das erste Mittel ist -auch ohne Frage-.
Dennoch kann ich den Diensherrn nicht für alles verantwortlich machen. Das Astrium aus Soldatensicht nicht die beste Wahl ist, sehe ich auch so, das es StO gibt die noch weniger Möglichkeiten haben wie in MES sehe ich auch, dass das alles nicht unserem Verständniss von machbaren Möglichkeiten im Jahr 2011 entspricht sehe ich auch ein. (Zumal es die Verbündeten ja Vorleben.)
Auch ich habe mehr als einen Spind voll mit Gegenständen die nicht mit Versorgungsnummern versehen sind. Ob ich jedes Teil unbedingt brauche, bezweifel ich mittlerweile selber. Vieles dient letztlich der Bequemlichkeit. Ob es deswegen besser ist sei mal dahingestellt! Ich hätte auch keine Lust in MES im I-Cafe quasi öffentlich zu Skypen. (Wenn es denn mal funktioniert) Es ist aber immernoch besser als gar nichts zu haben!
Und weil mich ein Politiker in ein Einsatz schickt habe ich nicht automatisch mehr Ansprüche als irgendein Soldat der in seiner Kaserne weit weg von Zuhause in Deutschland sitzt. Für alles immer gleich den Diesntherrn verantwortlich zu machen halte ich jedenfalls für falsch, zumal bei anderen Gelegenheiten ja Sprüche wie „Klagt nicht Kämpft“ als Aushängeschild angepriesen werden…
@ SchreckStarr | 12. November 2011 – 17:03—-Ich wertete lediglich diese Polemik für mich persönlich als nicht überzeugend. Das ist aber insofern nicht maßgeblich, als dass Sie zu Recht den Kameradinnen und Kameraden, die einen Einsatz ableisten, Polemik und Emotionen zugestehen.
Als Beobachter besitze ich dieses Recht aber eben nicht. Ich werde das in Zukunft deutlicher herausstellen, insofern ich Ihre Kritik also aufnehmen werde.
Ansonsten kenne ich die Berichte des WB d dt BT, auch diesbezüglich. Ein Thema, welches mir auch immer wieder auffällt: seit dem Kosovo-Konflikt wird darauf hingewiesen, dass die Kraftfahrerausbildung zuweilen im Einsatzland selbst durchgeführt werden muss. Das halte ich ebenfalls für eine große Frechheit gegenüber den Soldaten und Soldatinnen.
Btw: Gute Ausbildung auch etwas von Fürsorge hat. Das wissen Sie so gut wie ich.
@ Oberleutnant | 13. November 2011 – 11:04—-Nun, Herr Oberleutnant, ich schrieb nicht, dass die Staatsbürger IN Uniform sich nun auch noch selbst um die Mobilisierung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ressourcen kümmern sollen, zum Zwecke einer adäquaten Betreuung bzw. Fürsorge, wenngleich die höhere Bundeswehrführung, hier ganz allgemein betrachtet, natürlich in der Pflicht ist..
Ich bezog mich auf die Staatsbürger OHNE Uniform. Und bitte lesen Sie nach, es steht dort auch explizit unter Punkt 5.
Dass dies diejenigen, die sich innerhalb der Bundeswehr, in unterschiedlichsten Verwendungen und Verwendungshöhen, um diese Angelegenheiten zu kümmern haben, damit nicht von ihren Aufgaben entbunden werden sollen und können, sei hier lediglich der Vollständigkeit halber erwähnt.
Bzgl. der Ausrüstung: Zum einen zolle ich meinen Respekt Ihnen gegenüber, dass Sie mehr zu geben bereit sind, als man von Ihnen verlangen könnte/ dürfte. Zum anderen sehe ich hier einen weiteren Kritikpunkt gegenüber dem Dienstherrn, aber auch gegenüber dem Bundesfinanzministerium/ -innenministerium.
Es ist z.B. so, dass Sie bei dienstlicher Anordnung, sich diese Ausrüstung zusätzlich zu beschaffen, es zumindest beim Lohnsteuerjahresausgleich (btw: würde ich es auch jetzt bereits an Ihrer Stellle zumindest einreichen, und schreiben Sie ruhig in die Begründung: brauchte ich, damit mir im Einsatz xy nicht der Hintern weggeblasen wird) angeben könnten. Da es diese dstl. Anordnung nicht geben kann/ nicht gibt, bzw. nur für Kleinbeträge, ist dieser Weg nun versperrt. Hier wäre eine Pauschallösung über dem Verordnungswege denkenswert, nur hat hier das BMVg nicht die Federführung und ich weiß nicht, ob es da nicht schon längst Vorstöße gab. Aber auch hier gilt wie immer: man muss das wollen, dann aber geht es nach Recht und Gesetz.
Damit noch etwas allgemeines: Ich gehöre nicht zu denjenigen, die den Soldatinnen/ Soldaten vorrechnen, dass der AVZ ja nun dazu da wäre um eben solche Mehrkosten abzugelten. Ich meine, es sollte für diesen harten Dienst eine 1zu1 Entschädigung als echter Zusatz sein, alle sonstigen Mehrkosten auf anderem Wege (Lohnsteuerjahresausgleich ist ja nur ein Thema) abgegolten werden sollten. So auch die Mehrkosten bzgl. der Telekommunikation.
Damit Sie mich also nicht mißverstehen: Die Gründung einer Art deutsche USO, soll und darf den Dienstherrn nicht aus §30 SG entlassen, aber sie kann und soll ihn entlasten. Und warum sollte die/ der BP nicht selbst Schirmherr werden, warum sollte das nicht eine funktionierende Sache werden können, trotz aller Einwände, die allein uns beide spontan an dieser Stelle einfallen würden-zumindest betrachtet man es sich im Grundsatz..
Was mich auch in diesem Zusammenhang wundert:
Der ehemalige Wehrbeauftragte Hr Robbe (den ich sehr schätzte, viel mehr als die aktuelle Notlösung) wollte sich doch nach Entbindung seiner Aufgaben „vollberuflich“ für die Soldaten einsetzen.
Hier wäre ein Ansatzpunkt für ihn.
Auch sonst ist es eher still um ihn geworden, oder täuscht das?