Ein Buch, ein Buch

Wenn zu dieser Zeit des Jahres der Paketbote die Rezensionsexemplare neu erschienener Bücher heranträgt, drängt sich Journalisten meist der Spruch von Büchern für den Gabentisch auf. Diese Begrifflichkeit mag ich bei den drei Büchern, um die es hier geht, ungern benutzen: nicht, weil sie sie nicht als Geschenk eignen würden (zwei davon sogar sehr), sondern weil ich angesichts der Themen hier, angesichts von Krieg und Waffen ungern von Geschenk-Büchern für Weihnachten reden mag… Obwohl das jeder selbst beurteilen muss. Übrigens, das mag Zufall sein, sind es alles Bücher von Journalistenkollegen.

Das Buch von Marco Seliger Sterben für Kabul (Mittler Verlag) habe ich erst bei der Vorstellung durch den früheren Verteidigungsminister Peter Struck heute morgen in die Hand bekommen und es zwar mal durchgeblättert, aber noch nicht richtig lesen können. Dennoch ist mir schon eines aufgefallen: Auch wenn ich – aus meiner journalistischen Beobachtung des deutschen Afghanistan-Engagements in den vergangenen zehn Jahren – die Entwicklung, die Seliger schildert, in den meisten Fällen mitbekommen habe – ich habe dennoch Details und Informationen gefunden, die ich bislang nicht kannte. Oder Erklärungen zu Ereignissen und Abläufen, die ich bislang nur als Gerücht gehört hatte (aus bestimmten Gründen verzichte ich auf ein Beispiel).

Mit anderen Worten: Wer nachvollziehen will, wie sich die Mission am Hindukusch entwickelt hat, wie sich auch die Wahrnehmung in der Heimat verändert hat, der ist mit Sterben für Kabul sehr gut bedient. Und das gilt für die politisch und militärisch Interessierten, die diesen Einsatz schon lange im Blick haben, ebenso wie für diejenigen, die sich einfach nur fragen: Was machen deutsche Soldaten da eigentlich? Und wie geht Deutschland damit um, mit der Mission genau so wie mit seinen Soldaten, die es in diesen Krieg schickt?

Eindeutig an Fachleute und waffentechnisch Interessierte richtet sich dagegen das ausführliche Werk Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen der Bundeswehr vom Kollegen Jan-Phillip Weisswange (ebenfalls Mittler-Verlag). Das wird jetzt für mich das Standard-Nachschlagewerk, wenn es um die Details der Bewaffnung deutscher Soldaten geht – manche Diskussion hier, mit den Einzelheiten bis hin zur Frage der jeweils sinnvollen Munitionsvarianten, ist für mich schon nicht mehr verständlich. Vielleicht schaffe ich es, mit den Erklärungen und Übersichtstafeln dieses Buches den Überblick zu behalten (und mögliche Fehler in meinen Geschichten von vornherein zu vermeiden).

Ein bisschen ratlos, das gestehe ich offen, lässt mich dagegen Das Knurren der Panzer im Frühling von Sebastian Christ (Pattloch Verlag) zurück. Der Kollege verwebt einzelne Geschichten vom Hindukusch, Reisebeobachtungen, politische Beobachtungen in Berlin wie Details aus dem Hessischen (wo etliche gefallene Soldaten stationiert waren). Ein Kriegsbericht aus Afghanistan hat er das Buch im Untertitel genannt, allerdings ist es eher eine Sammlung von Kriegsberichten. Eher für den, der sich jetzt dann doch mal mit dem Thema Deutsche Soldaten & der Krieg in Afghanistan beschäftigen will. Für mich, aber das ist sehr subjektiv, war’s nach dem coolen Titel nix…

(Zwei Anmerkungen:

1. hab ich hier bewusst keine Links zu einem großen weltweiten Online-Buchverkäufer gesetzt. Die Bücher besorgt auch der vom Aussterben bedrohte Händler um die Ecke, zum gleichen Preis…

2. full disclosure: Marco Seliger ist Chefredakteur des Magazins loyal des Reservistenverbandes, für das ich auch schreibe. Also einer meiner Auftraggeber. In diesem Fall allerdings nicht. )