AP-Video: Die Deutschen in Afghanistan und ihr vergessener Krieg
Kommentarlos dieses Video von AP:
(Gedreht von der hier im Blog nicht unbekannten AP-Fotografin Anja Niedringhaus; gefunden über die Bloggerkollegen von Soldatenglück)
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Kommentare sind geschlossen.
Heute wird Afghanistan sicher in den Nachrichten sein.
11 ISAF Tote in Kabul und 3 in Uruzgan ist wohl eine 15 Sekunden Tagesschaumeldung wert. Aber ob es die Leute interessiert?
Viel mehr als das reflexhafte Grölen der SED-Nachfolgepartei wird nicht bei rum kommen, zumal ja Gott sei Dank keine Deutschen betroffen zu sein scheinen.
Was mich überrascht hat die letzten Tage: Ich wußte gar nicht, dass wir Soldaten so beliebt sind bei den Kommunen und Gemeinden.
Die Wenigstens haben ein echtes Interesse an der Bundeswehr, noch weniger an den Soldaten. Hier geht es nur um Kaufkraft, um Bargeld, und zwar auch nur, wenn es gehen soll.
Solch ein Aufschrei bei gefallenen oder verwundeten Kameraden, bei anstehenden Versorgungsgesetzänderungen, bei persönlichen Härtefällen usw und wir wären ein großes Stück weiter.
@ TomTom
Sehr verehrter TomTom, machen Sie doch bitte einmal die Augen auf und schauen Sie auf den Kalender … dort sollten Sie an irgendeiner Stelle die Jahreszahl 2011 finden. Ihren Kommentar hätte ich in den 70er und teilen der 80er Jahre gelten lassen; heute nicht mehr. Bundeswehrsoldaten sind nicht „unbeliebt“ und der Aufschrei bei gefallenen Soldaten findet auch in der Bevölkerung statt. Allerding bei der medialen „Ausschlachtung“ dieser Vorfälle, wie sie von Soldaten gerne verlangt wird, scheinen diese, selten an die trauernden Angehörigen zu denken.
Ich selbst war in Großenbrode (Ostsee), Köln, Hannover, Messstetten, Sonthofen, Tongeren (BEL), SHAPE (BEL), Bonn, Berlin u.a. stationiert und habe mich als Soldat überall wohl aufgehoben gefühlt. Eine Ablehnung durch die Bevölkerung ist mir nicht wiederfahren, ganz im Gegenteil …
Neinnein. Tom Tom hat schon recht. Sicherlich kann man hier nicht pauschalisieren. Aber ein sehr grosser Teil der Bevölkerung hat nach meinem Empfinden eine gewisse Abneigung unseren Soldaten gegenüber. Man hört es oft: Die Tornados sind zu laut bei Übungsflügen, das gleiche gilt für Helikopter, die Vögel werden beim Brüten gestört, die Umwelt leidet, und und und…
Und dann plötzlich, wenn es um den wirtschaftlichen Faktor geht, ist die Bundeswehr doch auf einmal ganz wichtig. Das ist geheuchelt! Jeder sollte sich entscheiden: pro oder contra Bundeswehr. Und dann mit allen Konsequenzen. Und, sehr geehrter Herr Kamann, bitte verschonen sie die Leser mit Ihrer Vita. Schlimm genug, dass sie trotz Ihrer zahlreichen Stationierungserfahrungen anscheinend selten mit „offenen Augen“ durch das Leben gegangen sind.
@Heiko Kamann
Was die Respektierung der Bundeswehr durch die Öffentlichkeit angeht, hätte ich eine Frage: warum sieht man selten bis nie einen Offizier in Uniform – in öffentlichen Verkehrsmitteln meinetwegen, oder im Stadtbild von München, Dresden, Berlin etc.pp? Warum huschen die alle in Uniformhose, aber ziviler Jacke zu ihren Dienststellen?
@ Heiko Kamann
Welcher Aufschrei ? Außer einer Betroffenheit für 48 Std bei deutschen Gefallenen habe ich in der deutschen Öffentlichkeit noch keine langanhaltende Reaktion gesehen. Etwas anderes ist es in den betroffenen Standorten z.B. Regen. Dort hat die Bevölkerung wirklich Anteil genommen. Das Ganze ist aber lokal sehr begrenzt.
@TomTom
Wie wurde das Reformbegleitprogramm in der Presse tituliert ? Abschied mit „goldenen Handschlag“. So denkt die Öffentlichkeit über die Bw !
Man sollte sich als „Zugezogener Bw-Angehöriger“ keine falschen Illusionen über die Mentalität der meisten Einheimischen machen.
Wenn es um die Postenvergabe, z.B. im CSU Ortsverband oder in einem bayerischen Pfarrgemeinderat geht, dann kann man 30 Jahre in dem Ort wohnen und es wird immer noch ein Unterschied zwischen Einheimischen und dem Bw-Soldaten gemacht !
Welcher Presseoffz hat denn da seinen Job nicht gemacht?!
Nichts gegen den Kameraden, der den Mut hatte trotz seines schwachen Englischs vor der Kamera aufzutreten – aber es muss ja wohl nicht sein, ihn auf Englisch zu Interviewen. Deutsch und Übersetzen/Untertiteln, aber sowas stellt ihn bloß und stellt die Bw wieder mal in einem hervorangendem Licht dar.
@ Tim – So wenig Selbstbewusstsein als Deutscher? Wir könnten auch mal von den Amis verlangen das sie ein Interview auf Deutsch geben. Mal schauen wie die sich dann anstellen ;-)
Der Soldat hat das super gemacht, ob auf nicht ganz perfekten Englisch oder auf korrektem Deutsch, ist vollkommen egal.
@FF
Keine Ahnung warum Offiziere das tun … fragen sie bei ihnen nach. Hier in Hannover ist das nicht zu beobachten. Vielleicht benutzen sie auch weniger die öffentlichen Verkehrsmittel …
@Georg
Also, welche „langanhaltende Reaktion“ erwarten sie und warum? Die Bevölkerung nimmt ihre Soldaten war und lässt diese auch trauern. Verstehen sie doch endlich, dass es um den Einsatz in AFG geht, der weder mit getragen, noch verstanden wird. Dieses weinerliche „keiner liebt unsere Soldaten“ passt einfach nicht.
Rüsten sich unsere Soldaten selber mit den coolen OpsCore Helmen aus? Oder ist der jetzt Standard bei manchen Truppenteilen? Oder bekommt der Soldat im Auslandseinsatz einfach mehr Spielzeug?
Tut gut, die Jungs mit Hightech rumlaufen zu sehn!
@FF
Gegenfrage: Wieviel Angehörige anderer Berufsgruppen (Bäcker, Finanzbeamte, Metzger, Musiker, Künstler) … sehen sie in berufstypischer Kleidung durch die Innenstädte laufen …?
@C.Kluge – Der MICH wird privat beschafft von vielen Fallschirmjägern (vielleicht gibt es schon ein paar dienslich gelieferte). Das Headset mit integriertem Sprechfunk und Gehörschutz, ist eigentlich viel interessanter. Der kostet nämlich richtig Geld und wird auch privat beschafft, weil die BW unbedingt ihre „inear“ Teile haben wollte :D
Danke @Bang50 !!
Na den knappen Tausender würd ich mir wohl leisten wollen für so ein Schmuckstück und funktionierende Kommunikation ;) (http://bit.ly/sMdVpD)
@ C.Kluge – Und dann noch ein Stratagem MRAV für 500 Euronen und nen paar sündteure und leichte Borcarbidplatten.
Dann ist der Top Gear Soldier fertig:
http://www.stratagem-taktik.de/ARMOR/Armortraeger/MRAV-Hybrid::134.html
oh,oh ….gleich bekommen wir haue :-)
@Heiko Kamann:
Sie wollen mich mißverstehen. Bäcker, Metzger, Musiker etc. tragen keine Uniform.
Die Beliebtheit und das Prestige einer Armee und ihrer Soldaten drückt sich u.a. darin aus, ob und mit welchem Stolz die Truppe in der Öffentlichkeit präsent ist. In Uniform!
Siehe Frankreich, Großbritannien, USA etc. Oder meinetwegen das Deutsche Kaiserreich 1871-1918. Die Uniform, zumindest die des Reservisten, machte damals überhaupt erst gesellschaftsfähig.
These: die Bundeswehr ist die unbeliebteste, uninteressanteste, unsichtbarste deutsche Armee aller Zeiten. Knapp vor der NVA selig…
@FF
Nochmal: Ich wohne in Hannover und Soldaten in Uniform gehören hier zum Stadtbild … besonders natürlich im Hauptbahnhof. Hier wird kein Soldat beschimpft oder gar bedroht …
Ich habe keine Ahnung wo Sie Ihre Beobachtungen machen.
Und ich unterstreiche auch nochmal, nicht die Bundeswehr ist unbeliebt, es ist der Einsatz in AFG der unbeliebt ist.
Ihre These sollten sie mal mit Fakten belegen; so dahin gestellt ist nur nichtssagend!
Frankreich, Großbritannien, USA haben ganz andere und viel ältere militärische Traditionen. Die Tradition, auf die sich die Bundeswehr beruft, ist knapp 55 Jahre jung …
Das ist nicht korrekt, sonst würde es z.B. keine Militärmusik in dieser Art und auch kein EK geben. Die Bezüge reichen eben doch bis in die Befreiungskriege zurück, auch wenn das manchem Schnappatmer und Verdachtsschöpfer nicht gefällt. Liest man den Traditionserlass der Bw daher mal etwas zwischen den Zeilen, landet man eben genau da – bei Scharnhorst, Gneisenau und Co, bei den Befreiungskriegen, weitergehend zu den Soldaten des 20. Juli und abschließend bei den heutigen Auslandseinsätzen der Bw. Das ist die Traditionsauswahl der Bw.
@ Heiko Kamann
Meine eigenen Beobachtungen sowohl im Köln/Bonner Raum als auch in Süddeutschland sagen etwas anderes aus. Der absolut überwiegende Teil der Soldaten fahren in Zivilkleidung zum Dienst und zurück nach Hause. Dabei ist es völlig unerheblich ob in öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad, zu Fuß, oder mit dem Auto. Viele scheuen sich davor in der Öffentlichkeit, beim Bäcker, im Supermarkt usw. als Soldat für jeden sichtbar erkannt zu werden.
Dies entspricht nicht einem angesehenen Berufsbild in der Öffentlichkeit. Ich sehe gleichzeitig wesentlich mehr Maurer, Maler, andere Handwerker, Bänker und sonstige Angestellte, die in Arbeitskleidung den Weg zur Arbeit zurücklegen.
@ Georg
Das deckt sich absolut mit meinen Eindrücken. Gerade von Offizieren würde ich mir wünschen, daß sie in der Öffentlichkeit Gesicht zeigen, „Flagge zeigen“. Schließlich repräsentieren sie nicht nur ihre Truppe, sondern die Bundesrepublik.
(Selbst in Berlin-Ost kamen die Offiziere der DDR-Grenztruppen (!) selbstverständlich in Uniform zum Dienst.
Anno 2011 sollte man das von einem Berufsoffizier der Bundeswehr wohl auch erwarten dürfen.)
@ Heiko Karman
Thesen sind gemeinhin richtig oder falsch. „Nichtssagend“ ist keine Kategorie. Sie haben natürlich recht: daß die Bundeswehr die unbeliebteste deutsche Armee aller Zeiten ist, ist empirisch schwer zu beweisen. Erst recht auf die Schnelle.
Ein erstes Faktum, daß dafür spräche, ist eben genau dieses: nie sah man in deutschen Landen so wenige Soldaten in Uniform auf der Straße wie im Jahr 2011.
@FF:
Vielleicht liegt es einfach daran, dass es fast noch nie weniger Soldaten in Deutschland gab als nach der Verkleinerung der Truppe von über 500.000 auf unter 200.000 Mann innerhalb von 20 Jahren. Wie präsentent und angesehen war denn die Reichswehr der Weimarer Republik?
Ich kann nur aus meiner persönlichen Anschauung als W-9er (bzw. die ersten 3 Monate der AGA, danach war ich im Sanitätsbereich eingesetzt und die Uniform durfte man glaube ich nicht mit aus dem Krankenhaus nehmen) berichten und da bin ich vom süddeutschen Raum nach Rhein-Main (zu Hause) jedes Wochenende gependelt und hatte sowohl Uniform als auch keine an und bin nie doof angeschaut oder sogar angemacht worden. Es hat mich allerdings auch nie jemand auf meine Uniform angesprochen. Ich glaube das einzige Problem, was die anderen Reisenden mit uns hatten war halt, dass wir am Wochenende immer mit unseren dicken, olivgrünen Taschen die Gänge in den ICEs verstopft haben ;-).
Und wenn sie hier vom Kaiserreich reden: In so einer durchmilitarisierten, antiliberalen Gesellschaft würde ich nicht leben wollen.
Das heißt natürlich nicht, dass in Deutschland mehr für die sicherheitspolitische (Diskussions-)kultur getan werden könnte und da insbesondere die Soldaten mit gutem Beispiel, auch was die Sichtbarkeit im öffentlichen Leben angeht, vorangehen sollten. Nur kann ich natürlich nicht von einem Soldaten verlangen, dass er auch in seiner dienstfreien Zeit (ich habe jetzt bewusst nicht Freizeit geschrieben) seine Uniform trägt. Hin- und Rückweg von der Arbeit ist OK, aber nicht dauerhaft, schließlich hat jeder verschiedene Persönlichkeitsrollen und nicht nur Eine. Und wenn man die Uniform nie ablegt, dann kann man sich auch nie vom Dienst erholen.
Wegen der Beliebtheit: Ich kenne immer nur die Umfragewerte zum Vertrauen und da hat die Bw neben den Gerichten und der Polizei mit die höchsten Werte. Die Politiker haben mit die niedrigsten Werte, d. h. für mich, dass das Volk schon weiß, wem es das AFG-Engagement zu verdanken hat. Und kommen Sie bitte nicht mit den Herren von der BAM und ihrem „Feste feiern wie sie fallen“ und deren Broschüre, um Offiziere zu identifizieren, damit man sie zusammenschlagen kann. Das ist selbst im linksextremen Spektrum eine absolute Minderheit, die vielleicht in Deutschland 1.000 Leute mit dieser Geisteshaltung ausmachen.
Meinen Beobachtungen hier in Hamburg zufolge sind die Soldaten, die man in Uniform z.B. am Bahnhof sieht, fast ausschließlich Mannschaftsdienstgrade.
Worin das begründet ist, ob Offiziere und Unteroffiziere eher in die Nähe ihres Standorts ziehen oder einfach deutlich öfter mit dem Auto unterwegs sind, weiß ich nicht.
@ Georg
Fahren Sie mal zur Mittagszeit nach Porz-Wahn oder in die Bonner Innenstadt … dort können Sie genug Soldaten in Uniform sehen …
@Floco
Sie haben da natürlich recht. Man müßte das mal nachrechnen. Allerdings scheint mir die Frage hier doch eine andere zu sein: Ist ein Bundeswehrangehöriger stolz darauf, in Deutschland Berufssoldat zu sein?
Wenn ja, geht er mit stolzgeschwellter Brust und in Uniform ‚raus. (Siehe Frankreich.) Wenn nein, versteckt er diese schamvoll und schleicht „getarnt“ zu seiner Dienststelle.
Mir scheint eher letzteres der Fall zu sein. Warum das so ist – das ist jenseits der üblichen Floskeln verdammt schwer zu beantworten.
PS.: Wenn Sie das Kaiserreich ansprechen: „durchmilitarisiert“ ist unsere Sicht ex post. Für Zeitgenossen war die Allgegenwärtigkeit der Uniform selbstverständlich. War in Paris, London, Wien oder Moskau keinen Deut anders.
Und dann gab’s da noch einen großen Unterschied zwischen „Friedensmilitarismus“ (Paraden, Kapellen, Märsche, Pferde, Manöver, Uniformen, Federbüsche, Glanz und Gloria) und Kriegsvorbereitung. Zwei völlig unterschiedliche Disziplinen, gewissermaßen.
@ Heiko Kamann
Porz-Wahn ist nicht repräsentativ.
Erstens weil die Soldaten in ihrer Mittagspause in Uniform zum Einkaufen oder zum Essen gehen und zweitens weil Porz-Wahn als Stadtteil der zivile Ableger der Kaserne Porz-Wahn ist.
Das ist ungefähr so wieFaßberg ohne Kaserne. Da bleibt nichts über. Also Köln-Wahn ist militärisch eingenommenes, demilitarisiertes zivilesGebiet und damit nicht repräsentativ.
Versuchen Sie es doch mal mit dem Erscheinungsbild im ICE am Freitag und am Sonntagabend. Keine, bis sehr wenige Soldaten in Uniform, warum ? Weil dann der Stabsoffizier die Bundesrepublik Deutschland repräsentiert und auf entsprechende Fragen im Bistro entsprechend antworten müsste.
Einschub: Die Bundespolizisten fahren sowohl am Freitag wie am Sonntag in Uniform nach Hause und zum Dienst. Gut, dafür haben sie im ICE auch kostenlose Beförderung. Macht locker im Monat 300 Euro geldwerten Vorteil gegenüber einem trennungsgeldberechtigten Soldaten aus.
@ FloCo
Es liegt nicht an der verminderten Zahl der Soldaten, dass sie in der Öffentlichkeit so selten in Uniform auftreten. Es liegt an der Einstellung von weiten Teilen der Öffentlichkeit gegenüber Soldaten und an der inneren Überzeugung von Bw-Soldaten. Die Bw als Organisation ist hoch angesehen, der Soldat, der Offizier jedoch nicht. Die Anerkennung als Offizier lag mal auf Platz 19 von 20 in der Liste der angesehensten Berufe. Platz 20 war übrigens der Lehrerberuf.
@ FF
Die Frage ob der Bw-Soldat stolz darauf ist, Soldat zu sein und dies auch argumentativ in der Öffentlichkeit zur Schau stellt ist genau die entscheidende Frage. Es ist sicherlich eine von beiden Seiten, Bw-Soldat und Öffentlichkeit zu beantwortende Frage.
Aus eigenem Erleben. Vor 30 Jahren bin ich als Stabsunteroffizier zu einem Lehrgang in die USA geflogen. In Dienstanzug, Grundform selbstverständlich. Auf dem Flug bin ich von einigen Amerikanern angesprochen worden und gefragt worden, wo ich denn herkomme, was ich in den USA mache, usw. Bevor ich gelandet war, hatte ich schon eine Einladung zum Abendessen. Versuchen Sie sich diese Situation mal im heutigen Deutschland vorzustellen. Völlig unvorstellbar, oder ?
Als Reserveoffizier nutze ich jede sich mir bietende Gelegenheit meine Uniform zu tragen.
Ja, ich trage sie auch gerne und mit Stolz, denn ich bin Staatsbürger in Uniform.
Sei es zur An- / Abreise zur WÜb/DVag, bei öffentlichen Veranstaltungen der Bundeswehr (KdoÜbergabe, Augustdorfer Soldatentag, Rückkehrappelle…) oder die örtliche Veranstaltung am Volkstrauertag.
Mein Dienstanzug Grundform, der Mantel usw. wurden von mir selber OHNE Subvention der Bundeswehr beschafft (das war in den 80ern noch anders) und darauf bin ich auch stolz.
Ich freue mich auch über sich mir bietende Möglichkeit der Diskussion mit meinen Nachbarn und Mitbürgern.
Ich wünschte mir diesen Stolz und die Diskussionsbereitschaft auch und gerade von aktiven Offizierskameraden.
@ Holger Deussen
Das hört sich sehr gut an. Respekt und viele Nachahmer!
FAZ/Stephan Löwenstein aus Kundus: Stellung beziehen
In Nawabad sollen die Einheimischen Bewaffnete für einen Außenposten der Bundeswehr stellen. Doch die Afghanen tun sich schwer – sie fürchten die Taliban.
@b
Danke für den Link. Ein interessanter Artikel, (auch) über die Arbeit von Bundeswehrsoldaten … fernab von martialischen Kämpfern oder Brunnenbohrern. Gerne möchte man an den „Tintenfleck“ glauben; aber der letzte Absatz macht wenig Mut.
@ Georg:
Wäre ja interessant welcher Standort Ihrer Meinung nach, representativ wäre …!?
@Heiko Kamann
Den Standort werdet ihr nicht finden. Denn daran kann es nicht fest gemacht werden.
Die gesamtgesellschaftliche Entgegnung ist die Frage. Und da prägen die persönlichen Wahrnehmungen und Erlebnisse die Sicht der Dinge. Und so kommt ihr nicht weiter, wenn ihr euch damit versucht gegenseitig zu widerlegen.
@Georg
Zum Erlebnis: Das kann Ihnen auch heute noch sehr gut passieren.
Auf einer Konferenz in USA, Empfang in Uniform, im Hotel noch gewartet und Zack…Stand da ein Bier am Tisch und ein netter Herr an der Bar rief rüber: „Great Job Guys.“ Ihm war dabei völlig egal, dass wir nicht aus USA waren als wir uns an die Bar gesellt hatten. Dem ging es ums Prinzip.
Das ist mir hier in D noch nicht einmal passiert. Eher die unbläubigen Blicke…
Und wieder eine persönliche Sicht. Mit dem Unterschied, dass ich mich daran nie gestört habe, sondern dies gerne zum Anlass genommen habe den Finger in die Wunde zu stecken.
@ Heiko Kamann @NMWC
Ich möchte das repräsentative Verhalten der Soldaten und deren Aufnahme in der öffentlichen Gesellschaft auch nicht an einem Standort festmachen, sondern an der inneren Einstellung der Soldaten zum Beruf, deren Auswirkungen man auch im Verhalten in der Öffentlichkeit bemerken kann und wie die Öffentlichkeit auf Soldaten in Uniform reagiert.
Vielleicht ist dies auch eine Generationenfrage. Vor 35 Jahre, vor 20 Jahre und sogar noch vor 10 Jahren war es für mich undenkbar, dass ein Spiess in Zivil zum Dienst kommt, sich kurz in Uniform wirft und dann als Spiess in seinem Bereich auftritt. Ein Spiess war sozusagen immer im Dienst, nur während er zu hause bei seiner Familie war, hatte er Auszeit – bis zum nächsten Anruf aus der Kompanie.
Junge Spieße haben kein Problem mehr damit in Zivil zum Dienst zu fahren und genauso bei Dienstende sofort wieder in Zivil zu wechseln und nach hause, zum Einkaufen usw. zu fahren.
Ich möchte es an der freiwilligen Bereitschaft festmachen, in der Öffentlichkeit als Soldat aufzutreten, z.B. auch bei der Kriegsgräbersammlung, bei der Patenschaftsgemeinde, bei der Weihnachtsfeier für alte Menschen, beim Stadtfest mit eigenenem Stand der Garnision usw.
Diese Bereitschaft ist meiner Meinung nach in den letzten Jahren gesunken, umgekehrt ist die Verankerung der Soldaten in der Bevölkerung nicht mehr so wie früher gegeben.
Es hat nicht unbedingt mit dem geänderten Auftrag, Afghanistan und Kosovo zu tun, es ist einfach so, dass in weiten Teilen der Bevölkerung niemand mehr stolz auf unsere Soldaten ist.
Insofern wäre der Claim „Wir.dienen.Deutschland“ schon richtig, nur müsste umgekehrt für die Bevölkerung der Claim gelten „Wir.sind.Stolz..auf.unsere.Soldaten“.
Beide Claims gehen meiner Meinung nach an der gelebten Wirklichkeit 2011 vorbei.
Zu der vorangegangenen Diskussion möchte ich mehrere Punkte machen:
1. Dem Kameraden, der vor die Kamera getreten ist, zolle ich meinen Respekt dafür! In der Tat fragt man sich, warum das nicht auf deutsch ging, aber die Qualität seines Englisch wird ihm wahrscheinlich nur in Deutschland vorgehalten – insbesondere Briten und Amerikaner werden verstehen, dass ein deutscher Sergeant nicht fließend Englisch sprechen muss. Viel mehr Mut verlangt es, seiner Tätigkeit und auch in gewisser Weise diesem Konflikt, in dem kämpft, sein Gesicht zu verleihen. Die Presse sucht ja in der Tat nach Soldaten, die dies tun. Die Soldaten wollen aber nicht in die Öffentlichkeit gedrängt werden und die Presse will nicht die geschliffenen Worte eines StOffz sondern die vielleicht weniger geschliffenen Eindrücke der Mannschaften und Feldwebel. Das also einer seine persönlichen Eindrücke auch vor der Kamera erzählt, ist nicht selbstverständlich, könnte eine Organisation wie die Bundeswehr aber als InfoOp im eigenen Land deutlich besser einbringen.
2. Die Ansicht des Kameraden, dass die Armee einen von der Bevölkerung vergessenen Konflikt führt, teile ich durchaus. Das Interesse an der Armee, ihren Aufgaben und Sicherheitspolitik im Allgemeinen ist so schlecht ausgeprägt wie die Kenntnisse darüber, was eine Abwärtsspirale bildet. Die Bevölkerung hat weder Kenntnisse noch Interesse. Die Politik umgeht das ganze Thema lieber, damit ihrer Unfähigkeit keiner auf die Schliche kommt und bleibt bei wolkigen Aussagen, wie der schemenhaften AFG-Strategie oder dem Weißbuch, das keinen Einfluss auf die Bw-Struktur hat. Da kein Markt vorhanden ist, bedient die Presse, von spezialisierten Medien abgesehen, die Bevölkerung auch nicht mit Meldungen über die Streitkräfte, es sei denn es gibt Anschläge oder Skandale, die Auflagenstärke versprechen. Die Bw selbst tritt als der nette Arbeitgeber von nebenan auf, der keinem was zuleide tun kann und ja eigentlich auch nur jungen Mitmenschen Weiterbildungschancen bietet. Gott bewahre die Bw könne sich den Anschein des militärischen geben. Da sie also so leise auftritt, wird sie auch nicht weiter beachtet oder ernst genommen. Die Bevölkerung bleibt in Unkenntnis zufrieden, die Politik ist zufrieden, weil sie in dem Thema dilettieren kann, wie sie mag, und die Presse widmet sich anderen Aufgaben.
3. Das Erscheinen in der Öffentlichkeit hat zunächst mit praktischen Gründen zu tun. Zum einen haben wir, von den Mannschaftssoldaten mal abgesehen, mit Strukturentscheidungen und Unterbingungskapazitäten eine Pendlerarmee geschaffen, die in weiten Teilen mit dem eigenen Kfz anreist. Folglich gibt es wenige höhere Dienstgrade in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Struktur verteilt weiterhin die verbliebenen Reste dieser Streitkräfte in den strukturschwachen, ländlichen Regionen der Republik. Der durchschnittliche Bewohner einer Großstadt kann in der Tat sein Leben zubringen, ohne mal einen Soldaten in Uniform live gesehen zu haben. Die Tatsache, dass Heimfahrten eigentlich nur im Dienstanzug durchzuführen sind und dieser für die meisten Soldaten unbequem und so ansehnlich wie eine Schaffneruniform ist, tut sein übriges.
4. Aber das Auftreten nach Außen hat auch mit der inneren Lage der Bundeswehr zu tun. Die letzte Erhebung der inneren Lage in den Streitkräften hat ergeben, dass die Moral der Kampftruppe sich irgendwo zwischen Zynismus und Galgenhumor befindet. Der Zusammenhalt der Truppe wird durch beständige Reorganisation, fehlende Unterkünfte und hohe Auftragsdichte beständig torpediert. Korpsgeist und Tradition sind nur noch erwünscht, wenn sie politisch korrekt und von der Gleichstellungsbeauftragten, dem Pfarrer und S1InFü mitgezeichnet wurden. Die Tatsache, dass man im Traditionserlass der Bundeswehr zwischen den Zeilen lesen muss, weil das Ding so weichgespült und unscharf ist, spricht da bereits Bände. Die militärische Identität wird inzwischen gegen den Arbeitgeber Bundeswehr eingetauscht, also wozu soll man da noch stolz sein? Viele Soldaten sind vermutlich heilfroh, wenn sie die Uniform abends ausziehen können.
Beim Auftreten in der Öffentlichkeit repräsentiert der Soldat nämlich in der Tat die Bundesrepublik Deutschland und vor allem die Bundeswehr. Aufgrund seiner Treuepflicht muss er auch die Entscheidungen und Standpunkte des Dienstherrn vertreten. Welcher StGefr oder OFw stellt sich denn aber sinnbildlich auf den Marktplatz und vertritt die Position der Leute, die uns die BWI, HIL GmbH, den Umzug der 1.PD, die Beschaffung des NH-90 und einen Schützenpanzer mit Abgasnorm eingebrockt haben? Freiwillige vor! In der Tat müsste hier die Stundes der StOffz schlagen, denn auf dem Stabsoffiziergrundlehrgang wird ja so viel Sicherheitspolitik gemacht, dass Taktik nur noch Pausengespräch ist. Vielleicht lautet die Frage also nicht, schämt sich jemand Soldat zu sein oder zu so einem Eierladen zu gehören?
Wir.machen.das.mit.den.Fähnchen!
@cynic2
Es ist in der Tat eine Abwärtsspirale. Das öffentliche Interesse an der Armee und die Kenntnisse über die Armee tendieren gegen heute Null.
Fragen Sie etwa mal einen Passanten unter 30, was ein „Spieß“ ist…
Die Abschaffung der Wehrpflicht dürfte dem Ganzen noch den Rest gegeben haben.
(PS.: Warum das unbedingt holterdipolter passieren mußte, habe ich bis heute nicht verstanden. Außer, daß sich da ein fränkischer Hochstapler profilieren wollte. Die Folgen – Nachwuchs fehlt, Zivildienst ade – sind doch noch gar nicht abzuschätzen.)
@cynic2
Volltreffer! Für die Marine noch zu ergänzen: Der Eierladen, der millionenteuere optimierte Radarsignaturen durch nur zivil vorgeschriebene Massenrettungssysteme ruiniert.
Und ich glaube, der Durchschnitts-StOffz hat auch keine Lust, den ganzen Mist zu erklären.
Teilweise gibt es auch noch Standortbefehl die gewisse Anzüge, Verhalten, etc. vorschreiben. Zum Beispiel gilt in unserem Standort der Befehl, dass bei verlassen der Kaserne in Uniform Barett zu tragen ist. Desweiteren ist der Feldanzug nur auf dem Weg vom und zum Dienst zu tragen.
Von daher sollte ich eigentlich nicht unzählige Lehrgangsteilnehmer sehen können, die Montag abends im hiesigen Supermarkt in Feldanzug + Feldmütze rumlaufen…
Der nächste Grund könnte sein, dass sich manche Leute für Gewisse Kameraden oder die Führung schämen. Wenn man Uniform kann jeder den „Arbeitgeber“ sehen und ich persönlich habe, z.B. keine Lust mich mit irgendwelchen Kameraden vergleichen zu lassen, die es nicht schaffen, ein ordentliches Verhalten an den Tag zu legen und Befehle bzw. Anzugordnung einzuhalten.
@ Horst
Ihre Reaktion ist verständlich, aber als vermutlich älterer Dienstgrad ist es ihre Pflicht, das undisziplinierte Verhalten der Lehrgangsteilnehmer im Supermarkt abzustellen. Sieht selbst die Vorgesetzenverordnung nach § 4(1) bei Soldaten der eigenen Kompanie vor.
Problem 1: Die Lehrgangsteilnehmer sind nicht in „meiner“ Kompanie.
Problem 2: Es bringt nichts, da die Vorgesetzten der Lehrgangsteilnehmer keinen Wert darauf legen bzw. sich teilweise genauso verhalten „Wenn der OG keine Hosengummis tragen will ist das nicht ihr Problem.“
Problem 3: Da wäre ich die ganze Zeit mit Befehlen oder Geben von kameradschaftlichen Hinweisen beschäftigt…
von daher habe ich bei vielen solcher Sachen mittlerweile resigniert.
@ Horst
Leider kann ich Sie bestens verstehen….
Eine Sache habe ich noch nie verstanden: wieso ist der Feldanzug als „Sterbekittel“ gut genug, aber nicht für den Auftritt in der Öffentlichkeit? Andere Nationen haben doch offensichtlich kein Problem damit, ihre Streitkräfteangehörigen in AT-digital oder DPM in die Supermärkte zu lassen. Oder liegt es am „militärischen Aussehen“?
@ Steiner
Diese unsinnige Befehlsgebung stammt noch aus der Zeit, als auch das THW den Feldanzug der Bundeswehr nebst Knobelbechern nutzte und auch die „Filzlaus“ samt Gamaschen noch opportun waren … diesen („jämmerlichen“) Anblick wollte man der Bevölkerung wohl nicht antun. Aber vielleicht „beugt“ sich ja in 20 oder 30 Jahren mal Jemand über diese Regelung …
;-))