G36 in Tripolis – Fortsetzung
Nach den verschiedenen Infos, die hier vor einer Woche zum Thema G36 in Libyen zusammengetragen wurden, hat heute das ARD-Magazin Kontraste seine Recherchen veröffentlicht. Wenig überraschend die Aussage, dass es diese Sturmgewehre der deutschen Firma Heckler&Koch in Libyen gibt.
Das – für mich – einzig neue aus dem Kontraste-Beitrag war das Detailfoto mit der Kennzeichnung dieser Waffen. Was zwar zum einen offensichtlich belegt, dass diese Gewehre aus deutscher Produktion stammen – aber noch keinen Aufschluss darüber gibt, wie diese Gewehre nach Libyen kamen. Und die Tatsache, dass laut Kontraste Seriennummern weggefräst wurden, macht das alles nicht klarer.
Unterm Strich: wenig mehr neue Erkenntnisse als vor einer Woche. Also ein Fall für den Staatsanwalt?
Kontraste bewies nur absoluten Populismus: Dass die Nummer herausgefräst worden ist , beweist WENN überhaupt irgendwas, dann, dass HK nicht „dahintersteckt“. Die hätten ja wohl nicht plump eine Nummer geprägt, herausgefräst und falsch wieder geprägt…
JSG – nein? würden die nicht machen? Wäre aber von der Quelle her der einfachste Weg, die Lieferpfade zu verschleiern. Nachprägen ist technisch diffizil, wenn man nicht von Anfang an drangeht
Kann man das Foto irgendwo sehen ?
@Tim
Das Foto wird in dem Fernsehbeitrag gezeigt, einzeln habe ich es noch nicht gefunden – vielleicht einer der Leser?
„Unterm Strich: Also ein Fall für den Staatsanwalt?“
Ganz klares JA. Ein legaler Verbreitungsweg drängt sich nicht auf, somit besteht der Anfangsverdacht auf ein illegales Handeln. Ob es so war und durch wen, dass kann diese Prüfung uU erhellen.
Und eine ermittelnde StA bedeutet noch lange keine Anklage oder gar Verurteilung. Sie ist lediglich die vorgesehene Aufklärungsform, ganz im Gegensatz zu Parlamentariern und Friedensfreunden.
die bundesregierung hat nach eigener aussage nie eine genehmigung für die ausfuhr von g36 nach libyen erteilt. insofern muss gegen das krwkg verstoßen worden sein. absolut ein fall für den staatsanwalt.
darüber hinaus deutet der fall doch nur wieder darauf hin, wie unzureichend das deutsche system der ex-ante endverbleibskontrolle ist.
So ein tolles Ding ist das G36 jetzt auch nicht, dass es die Aufregung wert wäre. Hätte der Libyer auf dem Photo nicht dieses, hätte er ein anderes technisch gleichwertiges Gewehr na und?
Aber vielleicht lässt sich ja ein deutscher Staatsanwalt für Gaddafi einspannen, so wie es die Taliban schon erfolgreich praktizieren und somalische Piraten gerade versuchen.
Man sollte sich vielleicht vor Augen halten, das Waffen in Ländern wie Lybien als Statussymbole gelten. Dabei rangiert HK neben vergoldeten Desert Eagles ganz klar auf Spitzenplatz eins.
HK besitzt von allen Handwaffenherstellern die strengsten Lieferbestimmungen und liefert ausschließlich an Militär und Polizei. In sehr seltenen Fällen an NGO`s sofern sie von Regierungen protegiert werden (das war in den USA ausschließlich bei Blackwater der Fall).
Der Grund dafür sind nun einmal „hyperventilierende“ Bundesvertreter.
Nun sieht man in Lybien aber nicht zig tausende G36 sondern eine hand voll Waffen die anscheinend aus den privaten Residenzen Gaddafis stammen.
Für einen Diktator mit mehreren Milliarden Dollar Vermögen, sollte es also wahrlich kein Problem sein Waffen aus korrupten aber vom Westen akzeptierten Ländern wie z.b Saudi Arabien zu kaufen. Direkt aus Oberndorf hat Gaddafi die G36 mit Sicherheit nicht bestellt.
Vielleicht sollte man sich auch gewahr sein, das die BRD oder HK keinerlei Einfluss mehr darauf hat was mit Waffen geschieht, sobald sie einmal auf legalem Weg die BRD verlassen haben.
„Vielleicht sollte man sich auch gewahr sein, das die BRD oder HK keinerlei Einfluss mehr darauf hat was mit Waffen geschieht, sobald sie einmal auf legalem Weg die BRD verlassen haben.“
Vollkommen richtig. Das gilt für so ziemlich jede Technik, die ‚Deutschland‘ legal verkauft, egal welcher Sparte. Wir sind nicht verantwortlich für die Taten Dritter.
HK nimmt Stellung:
http://www.heckler-koch.de/HKWebNews/byItemID///69/3/3/15
@Bang50, MD. Genau das, darf man aber bei Waffen nicht einfach hinnehmen. Wir können doch unsere Augen nicht vor dem verschließen, was mit aus Deutschland gelieferten Waffen passiert (dabei ist es mir egal, ob es sich um H&K Gewehre, Panzer oder sonstwas handelt). Zu Recht wird der Handeln mit Waffen reguliert. Wenn wir es nicht kontrollieren können, bzw. dem Empfänger nicht vertrauen können, dann dürfen auch keine Waffen geliefert werden.
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Was den Fall G36/Libyen kann es erst einmal nicht darum gehen H&K vor Gericht zu ziehen, sondern die Person ausfindig zu machen, die gegen das Gesetz verstoßen hat. Es gibt keinen Grund H&K nun anzugreifen oder in Schutz zu nehmen.
@C – Nehmen Sie mir es nicht böse, aber dann dürften wir überhaupt keine Waffen mehr liefern. Es gibt eben keinerlei Kontrolle und auch kein Kontrollrecht der BRD für andere souveräne Staaten. Selbst wenn, könnte niemand seine Hand ins Feuer legen dafür das Offiziere bzw. Beauftragte bestochen werden. Ich behaupte, ich komme selbst in Deutschland an eine Panzerfaust 3 wenn ich gut genug bezahle. Das können Sie schlicht nicht kontrollieren.
@Bang50: Bezahlen muss man deutsche Waffen aber auch nur, wenn man sie nicht selbst holen will (was ich nicht empfehlen würde, aber prinzipiell für möglich halte). Was die RAF vor vierzig Jahren gemacht hat, funktioniert heute sicher auch…
Hier ein Screenshot–>
http://img27.imageshack.us/img27/9329/clipboard012q.jpg