Attraktiv auf YouTube
Aus dem Attraktivitätsprogramm für die Bundeswehr, das Verteidigungs-Staatssekretär Rüdiger Wolf bereits Anfang Januar unterzeichnet hat (erstaunlich, dass es erst jetzt in den Medien hochkam), darf sich jeder was aussuchen: Die Aufregung um eine mögliche Einstellung von Inländern ohne deutschen Pass in die Streitkräfte oder das Familienprogramm der Truppe.
Ich suche mir aus: Die Bundeswehr will ihre Maßnahmen zur Werbung und Image-Bildung verstärken – nicht zuletzt in sozialen Netzwerken im Internet:
Maßnahme 3
Basierend auf dem derzeit hohen gesellschaftlichen Grundvertrauen in die
Bundeswehr ist das Informations- und Dialogangebot der Bundeswehr in
Massenmedien, der Gesellschaft und sozialen Netzwerken mit dem Ziel deutlich
stärkerer Kenntnis, Sinn- und Wertvermittlung sowie Imagebildung und –
steigerung zu intensivieren. Hierzu sollte u.a. das (kostenintensive) Medium
Fernsehen stärker als bisher genutzt werden. Inhaltlich sind hierbei insbesondere im
ersten Schritt Ziele, Normen und Werte der Bundeswehr sowie der Sinn
soldatischen Dienens und die Möglichkeiten, dieses auch in der heutigen Zeit mit
individuellen Werten zu vereinbaren, in den Mittelpunkt zu stellen. Im zweiten
Schritt ist die Umsetzung der identifizierten attraktivitätssteigernden Maßnahmen
intern / extern zu kommunizieren. Ein entsprechendes Kommunikationskonzept
befindet sich aktuell in Erarbeitung.Maßnahme 4
Analog des in der Wirtschaft praktizierten Ansatzes eines „Employer Branding“ ist
auch für die Bundeswehr eine entsprechende ganzheitliche Organisations- und
Arbeitgebermarke mit visueller Identität zu entwickeln und zielgerichtet zu
kommunizieren.
und
Maßnahme 31
Das Internet (z.B. YouTube) ist gezielt zur Kommunikation in die Zielgruppen
sowohl der Informationsarbeit als auch der personalwerblichen Kommunikation so
einzusetzen, dass einerseits durch knappe, wissensvermittelnde Bewegtbildbeiträge
(sog. Erklärstücke) Auftrag und Aufgaben der Bundeswehr allgemeinverständlich
deutlich werden und andererseits allgemeines Interesse am Dienst in den
Streitkräften geweckt wird.
Die Beiträge werden in Eigenproduktion realisiert. Der Bedarf liegt bei ca. 500
Eigenproduktionen pro Jahr. Dazu ist entsprechendes Fachpersonal (sowohl
technisch als auch redaktionell) in ausreichender Zahl und die notwendige und
sachgerechte Infrastruktur vorzuhalten.
Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob Verteidigungsministerium und Bundeswehr verstanden haben, dass social networks bis hin zu YouTube kein Einweg-Kanal sind. Und Nutzer-Kommentare, einschließlich der raschen Reaktion darauf, zu dieser Kommunikation dazu gehören. Wir werden sehen.
Aber seien wir mal ehrlich: Alle diese Punkte sind nicht wirklich das, was für Soldaten oder künftige Soldaten die Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr ausmacht. Da geht es um ganz andere Dinge, die natürlich mitunter recht kleinteilig sind und deshalb in der Berichterstattung nicht so sexy klingen. Eine willkürliche Auswahl:
Maßnahme 51:
Es ist zu untersuchen, wie eine gleichmäßigere Belastung aller Soldatinnen und
Soldaten der Bundeswehr durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr erreicht
werden kann, um die individuelle Belastungen zu reduzieren und darüber eine
höhere Berufszufriedenheit zu erreichen.Maßnahme 60:
Die Erhöhung der Erschwerniszulage für Minentaucher (über 50 % personelle
Unterdeckung) ist im Sinne der bereits im Haus abgestimmten Ressortforderung
durchzusetzen.Maßnahme 61:
Eine Stellenzulage für Luftfahrzeugführer für unbemannte Großluftfahrzeuge
(RPA5) ist einzuführen.Maßnahme 62
Eine angemessene finanzielle Abgeltung für ärztliche Sonderdienste von
Sanitätsoffzieren in Bundeswehrkrankenhäusern ist zu schaffen.Maßnahme 63
Zugunsten des BMVg ist eine Verordnungsermächtigung in das
Bundesbesoldungsgesetz aufzunehmen, um auf kurzfristig auftretende
Personallageänderungen durch Vergabe von Prämien zur Personalgewinnung und
zur Personalbindung rasch reagieren zu können.Maßnahme 68
Es ist zu prüfen, ob bei Aussetzung der Verpflichtung zur Ableistung des
Grundwehrdienstes vorhandene, nicht mehr für Grundwehrdienstleistende
benötigte Unterkünfte Pendlern zur Verfügung gestellt werden können.
Bei der Bedarfsermittlung für Pendlerunterkünfte sind aufgrund der künftig weiter
steigenden Anforderungen an die Mobilität der Zivilbeschäftigten auch
Unterbringungsmöglichkeiten für Zivilpersonal zu berücksichtigen.
Bis zur Bereitstellung von Unterbringungsmöglichkeiten für Pendler sind
Mietbeihilfen für „Nicht Trennungsgeld Berechtigte Pendler“ zu gewähren.
Entsprechende Rechtsgrundlagen müssen geschaffen werden.Maßnahme 69
Das Wahlrecht zwischen der Zusage der Umzugskostenvergütung und dem
dauerhaften Bezug von Trennungsgeld ist gesetzlich zu verankern. Damit wird der
Dienstherr die Lebenswirklichkeit abbilden und – insbesondere mit Blick auf den
Übergang in eine neue Struktur – versetzungsbedingte finanzielle Belastungen
mildern und die Pendlerproblematik entschärfen.Maßnahme 70
Die Wohnungsfürsorge ist zu optimieren, um umzugswillige
Bundeswehrangehörige besser bei der Suche nach einer familiengerechten
Wohnung und Pendler bei der Suche nach einer adäquaten Unterkunft unterstützen
zu können.Maßnahme 82
Zur Sicherstellung der Auftragserfüllung und dem Erhalt bzw. zur
Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten und der
zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist eine bedarfsgerechte und qualitativ
hochwertige abwechslungsreiche Verpflegung – auch als Motivationsfaktor – im
Einsatz und im Grundbetrieb weiterhin bereitzustellen. Die Notwendigkeit der
Schaffung einer Rechtsgrundlage ist zu prüfen.
Finde ich prinzipiell nicht schlecht (wenn´s funktioniert!). Vielleicht kommt die BW dann einen Schritt mehr von ihrem „Erbsensuppe und Bettenmachen – Image“ weg und meine GEZ-Gebühren werden mal sinnvoll genutzt. Schaun mer mal wie lange es dauert, bis aus SPD-, Linken- und/oder Grünenkreisen wieder die Goebbels-Keule geschwungen wird. Zeit läuft…
Ich bin mir ziemlich sicher, das man sich bei der Umsetzung o.a. Punkte verzetteln wird.
Und wie Thomsen schon trefflich feststellte, wird spätestens die Linke wieder mit der moralischen Nazi-Zeit-Welle daherkommen.
Nun ja, da werden Sie Recht haben, dass eine durchdachte Social Media Kampagne nicht unbedingt die Entscheidung beeinflussen wird, ob junge Männer zur Bundeswehr gehen oder nicht. Auch die Attraktivität beeinflusst es nicht direkt. Allerdings würden wir endlich wieder den Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft finden. Was nützen dem Interessierten zahlreiche Videos bei Youtube oder die große Fotosammlung bei Flickr, wenn es die Bundeswehr auch weiterhin versäumt, die Potenziale dieser Plattformen in vollem Maße auszuschöpfen. Eben die angesprochene Ein-Weg-Kommunikation ist ein deutliches Zeichen dafür, dass man auf einem ganz falschen Weg ist. Ich würde es noch nicht einmal einen Schritt in die richtige Richtung nennen.
Wenn man aber endlich beginnen würde „richtig“ zu kommunizieren, könnte man junge Menschen erreichen einerseits aber auch ein realistisches, ehrliches und informatives Bild der Gesellschaft vermitteln.
Vielen Dank für den Artikel!
Ist das „Maßnahmenpaket zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr“ offiziell als PDF etc. einzusehen oder nur dem BW-Intranet vorbehalten?
Ich denke die Verantwortlichen müssen endlich lernen, dass man mit Geld und Technik keine motivierten, überzeugten und qualifizierte Soldaten anwerben kann.
In der Bundeswehrwerbung ist keine einzige Handfeuerwaffe zu sehen – das ist eine Verleumdung der Kämpfenden Truppe gegenüber und eine „Rosa-Welt“ für den möglichen Bewerber.
Keine andere Europäische Nation hat so eine so verharmlosende und völlig Charakterlose Werbung…
Auch wenn einige Punkte durchaus interessant klingen, darf man nicht vergessen, dass der Weg vom Ministerium bis zur entsprechenden Ebene, wo die Entscheidungen tatsächlich umgesetzt werden, ein langer ist. Es ist immer leichter, sich von oben her Gedanken zu machen. Oftmals verkennt man jedoch die alltäglichen Probleme (des Lebens) und wundert sich am Ende des Tages, dass es doch nicht so gekommen ist, wie man es sich ursprünglich ausgemalt hat.
Meiner Meinung nach sind soziale Netzwerke ein wichtiger Faktor für die zukünftige Personalgewinnung, aber eben nicht alles. Das Leben junger Menschen spielt sich eben nicht ausschließlich auf facebook, youtube und co. ab. Mit entsprechenden Angeboten auf den Portalen kann man m.E. lediglich einen Anreiz schaffen, dass junge Leute beginnen, sich für die Bundeswehr zu begeistern. Im nächsten Schritt sind Jugendoffiziere, Wehrdienstberater u.ä. gefragt…
Wir sehen, die Bundeswehr hat in Fragen der strategischen Kommunikation ein fundamentales Führungsproblem, anders sind die Formulierungen nicht zu erklären:
– Kostenintensiv wäre Fernsehwerbung und deren abnehmende Wirksamkeit beim jungen Publikum ist hinreichend dokumentiert
– bei nicht-kostenintensiven Fernsehformaten, nämlich fiktionalen und dokumentarischen, verweigert das Ministerium systematisch die Zusammenarbeit, zuletzt bei einem durchaus mit dem Format A Year at War vergleichbaren Projekt, dass den Einsatz deutscher Fallschirmjäger begleiten sollte
– Dass das „Employer Branding“-Bullshit-Bingo im Ministerium Resonanz findet, wundert nicht, und
– dass das Fachpersonal für Eigenproduktionen vorgehalten werden soll, ist zwar nicht falsch. Angesichts der aktuellen Qualität dieser Formate, sollte das Personal aber zunächst ausgebildet werden
o-ha, noch Werbung ala „Was machst du grad? Bist du bizzy? …..Schau doch mal rein bei Bundeswehr (Minus^^) Karriere.de
Selten so eine dämliche Werbung gehört. Aber das haben vermutlich auch die Plinsen in Auftrag gegeben, die das Feldwebel und das Offizierbuch verfasst haben.
Furchtbar ist übrigens Maßnahme 61. Erst machen sie 2 von 3 Drohnen kaputt und dann wollen sie auch noch ne Stellenzulage haben. Das ist dreist.
Ob es wirklich was bringt, propagandistisch aufzurüsten während man auf der Realität der Bundeswehreinsätze weiterhin den Deckel draufhält darf dann doch bezweifelt werden.
Das fördert letztlich nur das Bild von rüstungsgeilen Volksverdummern, und drängt die Bundeswehr eher mehr an den Rand der Gesellschaft. Und es dürfte auch bei den Einsatzsoldaten nicht auf allzuviel Gegenliebe stoßen. In der FAZ bringt es mal jemand auf den Punkt: „Wir haben hier wirklich Erfolg“, sagt er leise. „Meine Soldaten nehmen monatelange Entbehrungen auf sich und haben es nicht verdient, dass dieses tragische Unglück das Einzige sein soll, was zu Hause von ihnen wahrgenommen wird.“
Da gehen die Wünsche der Soldaten und der Zivilisten wohl nicht allzuweit auseinander: Klare Darstellung der Realität, und klare Ansagen was die Bundeswehr leisten kann und was sie leiten soll.
Nur danach sieht es leider nicht aus. Sich dann schonmal im Voraus zu mockieren dass andere den Finger in die Wunde legen werden – tja, das hilft dann auch nicht weiter.
Ministerium und Bundeswehr haben mit ihrer sehr einseitigen und unehrlichen Kommunikation sehr viel an Vertrauen verspielt (dass im Nachkriegsdeutschland eh nie besonders groß war). Eine einseitige Werbeoffensive wird die Situation vermutlich nicht verbessern. Eine neue Ehrlichkeit vielleicht schon.
Ganz allgemein zum Thema Attraktivität der Streitkräfte:
Stanley McChyrstal hat seine Motivationen mal mit „people, then purpose, then pay“ beschrieben: die Leute (mit Abstand), dann Sinn/Zweck, dann das Geld.
Und wenn man hier in den Blog-Kommentaren zuhört was bei der Bundeswehr schiefläuft, dann ist es doch genau das, in eben dieser Reihenfolge.
Dass letztlich nur an der Entlohnung geschraubt wird zeigt doch, welch dünne Bretter man bohren will.
Aber es ist vermutlich einfacher als die Personalstrukturen umzukrempeln und der Bundeswehr in einem außenpolitischen Rahmen einen Sinn zu geben.
Im Atlantic erschien da mal ein interessanter Artikel: Why our best officers are leaving.
Die erste Frage, die man (da oben) sich stellen müsste, wäre:
„Warum geht jemand zur Bundeswehr“?
Darauf gibt es natürlich viele verschiedene Antworten….von „Lust auf Abenteuer“ bis hin zu „Sicherer Arbeitsplatz“ wird alles dabei sein..
Wie nutzt mir das aber bei der „Attraktivitätssteigerung“?
Ganz einfach….Indem man darauf eingeht, WARUM jemand sich für die Bundeswehr entschieden hat, erreicht man eine gewisse Berufszufriedenheit-die mehr wert ist, als sinnbefreite, selbstproduzierte youtube-spots, die jeder Hauptschulabbrecher auf seinem Heim-PC in besserer Qualität selbst produzieren kann.
Die Bundeswehr soll „Nachwuchswerbung“ betreiben?
Wie wäre es dann damit, die (früher üblichen) „Tage der offenen Türe“ wieder einzuführen-mit „Rundfahrten im Panzer“ für alle….“Mitflüge“ in Bw-Luftfahrzeugen usw….
Ach, ich vergass….: Zu martialisch…….
Es zeigt sich immer deutlicher, das „die da oben“ ÜBERHAUPT keinen Plan mehr davon haben, was bei denen „hier unten“ vorgeht…
Auf dem letzten AUGUSTDORFER Soldatentag, ein Riesenevent (Tag der offenen Tür) durfte der potentielle Nachwuchs (<18 J.) aus irgendwelchen gesetzlichen Gründen (Waffenrecht?) noch nicht mal auf KPz SPz und anderem Großgerät AUFSITZEN !!!
Tolle Nachwuchswerbung !
Blinder Gehorsam ohne Nachzudenken gemäß VMBl 2007. Beim TdoT „50 Jahre PzBrig 12“ vor knapp zwei Jahren war es besonders auffällig: bei unseren WaSys durfte man unter 18 zwar diese besteigen, aber wehe es legte ein U18er die Hand an eine HaWa. Unmittelbar nebenan bei den Amis aus VILSECK war das Gang und Gäbe und dementsprechend diese TrT auch stark frequentiert. Gut, die Herrschaften mit den bunten Dreadlocks und modisch bunter Kleidung, die um das Ausstellungsgelände mit gezückten Digicams lauerten waren ja auch nicht wegen den Amis vor Ort.
@RK
Das Maßnahmenpaket ist nicht offiziell einzusehen, im Gegenteil. (Jetzt nicht lachen, das ist VS.)
Worum geht es? Kann man das alles auf einen Satz reduzieren? Ohne Bullshit-Bingo? Ja, man kann: Es geht um Anerkennung. Und weil diese in der Gesellschaft nicht auf Knopfdruck zu bestellen ist, muss der Dienstherr publizistisch wirksame Anerkennungsplattformen schaffen und betreiben. Wie das geht? Berlin hat meine Telefonnummer.
***gähn*** Wen bekommen wir wohl mit solch einem Gewäsch („Arbeitgebermarke und employer branding“)? Diejenigen, die sich so ausdrücken, sind wohl kaum in der Lage, Spots zu veröffentlichen, die sich vom unsäglichen „Studieren mit Gehalt“ oder „Mach‘ Deinen Bäckermeister bei uns“ abheben.
@ huye
Sollte nicht die erste Frage sein: Warum sollte überhaupt jemand zur Bundeswehr gehen, welchen Sinn hat das?
Nicht dass das alle Probleme lösen würde: Altenpflege macht ja auch Sinn, und trotzdem fehlen Leute. Umgekehrt scheinen PR-Agenturen jetzt nicht gerade unter einem Bewerbermangel zu leiden.
Aber ohne einen solchen sinnstiftenden Kern wird es vermutlich schwer werden, immerhin sind viele Soldatenstellen eben doch ’ne andere Kategorie als 8-17-Bürojobs.
Klar, man kann trotzdem versuchen sich in der Kategorie Die-Arbeit-ist-sinnfrei-und-hart-aber-irgendwo-muss-das-Geld-ja-herkommen zu platzieren. Ist ja nicht so, als würde die Konkurrenz da mehr als das kleinstmögliche Minimum zahlen (Briefzusteller, Gastronomie, Zeitarbeit,…) – mit dem Auslandszuschlag gehört die Bundeswehr da wohl sogar zu den besser zahlenden Arbeitgebern. Es gibt ja auch Soldaten, die behaupten, dass Geld durch die Bank die treibende Motivation für Auslandseinsätze wäre.
Nur ob man dann nicht eben auch die demotivierten Dienst-nach-Paragraph-Leister bekommt, für die man zahlt, das sei dahingestellt. Und auch, ob das ganze noch hält wenn die Wirtschaft anzieht oder es mal härter kommt als der doch eher gemächliche Konflikt in Afghanistan.
Wenn man eine Armee wie für eine Söldner-Streitmacht rekrutiert und wie eine Söldner-Streitmacht einsetzt, dann darf man sich auch nicht wundern wenn man die Probleme einer Söldner-Streitmacht hat.
Dafür gibt es ja die Innere Führung. *grins*
Ich kann die Skepsis bezüglich der Umsetzung professionellerer PR durchaus verstehen, besonders wenn man schon als Laie den Dilettantismus von besp. BW TV erkennt.
Andererseits gebe ich zu Bedenken, dass trotz dieser Defizite der Bundeswehr Kanal auf youtube der 5. meist abonnierteste Kanal im deutschsprachigen Raum ist und (bemerkenswerterweise) global an 47. Stelle rangiert.
Das zeigt doch welches Potential eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit besitzt.
Unabhängig von diesen handwerklichen Fragen sollte man sich aber zunächst ersteinmal über die zu kommunizierende Botschaft klarwerden. (wer sind wir, Soldat als Berufung!?, Selbstbewusstsein oder permanente Daseinslegitimation usw.)
„Innere Führung“….das Wörtchen, das jeder unserer Politiker und auch die „höheren Vorgesetzten“ so gerne und so oft benutzen-einschließlich unseres Ministers; von dem aber keiner sagen kann, was sich wirklich dahinter verbirgt….
„InFü“ ist viel….ein Wort….eine Definition…..eine Umschreibung.
Aber sie ist definitiv KEIN Allheilmittel für alles und jeden-das sieht man auch daran, das andere Armeen DIESES Produkt „Made in Germany“ NICHT importieren wollen…
Die Führungsakademie der Amerikaner hat sich u.a. nach einem Besuch der FüAkBw in Hamburg zu der Frage, ob sie dieses allgemeingültige Prinzip der Innern Führung nicht auch endlich in den US-Streitkräften einsetzen wollen, diese Frage mit einem eindeutigen „Nein, danke“ beantwortet….
Zitat Bw:
Man zieht auf diesem Weg ebenso die falschen Leute an wie schon beim Werben mit kostenlosem Studium.
Aus eigener Erfahrung mit motivierten und leistungsfähigen Soldaten: Man gewinnt diese, wenn man Ihnen gezielt anbietet, dass die Bundeswehr kein „Job wie jeder andere ist“. Die Rekruten, die die Bundeswehr braucht, wollen dieses ganze abstrakte weichgewaschene Wertehuberei nicht, sondern suchen bewusst nach Bewährung in einem elitären und herausfordernden Umfeld. Diese Leute bleiben gezielt weg, wenn man ihnen erklärt, dass die Bundeswehr „Gender Mainstreaming“ und andere „Werte der heutigen Zeit“ umsetzt. Ich habe live und in Farbe mitbekommen, wie die gerade die besten SaZ u.a. wegen der immer stärkeren Abkehr vom Soldatischen nicht Berufssoldaten werden wollen.
Wenn man also Soldaten als Nachwuchs gewinnen will und nicht politisch korrekte Verteidigungsbürokraten, deren Motivation sich auf die Mitnahme materialler Vorteile beschränkt, dann sollte man m.E. andere Wege gehen. Aber vielleicht will man ja gar keine Soldaten.
@huey
Es ist nicht alles falsch an der InFü. Man müsste diese ggf. nur anders vermarkten und nicht so tun, als sei diese erst Mitte der 50er Jahre erfunden worden. Der Verweis darauf, dass diese sich z.B. in einer für nicht traditionswürdig befundenen Truppe (sie zu nennen wäre nach deutschem Recht eine Straftat, http://dejure.org/gesetze/StGB/130.html) bewährt hat, würde die Akzeptanz für die sinnvollen Teile der InFü auch unter Soldaten der Bundeswehr steigern.
@Orontes
Das ist mir jetzt ein bisschen kryptisch – verstehe ich das richtig: Der Verweis auf die Bewährung der Inneren Führung in einer Truppe aus NS-Zeiten wäre ein Mittel, die Akzeptanz der Inneren Führung in der Bundeswehr zu verbessern? Was das über die Bundeswehr aussagt, möchte ich mir nicht vorstellen müssen.
@T. Wiegold
Die „Innere Führung“ wird in der Bundeswehr meiner Erfahrung nach verbreitet als politische Maßnahme wahrgenommen, die die Bundeswehr entmilitarisieren soll bzw. im Gegensatz zum Soldatischen steht. Die Akzeptanz ist dementsprechend vor allem in der Kampftruppe eher niedrig. Daran sind die Inhalte der InFü m.E. aber nur zum Teil schuld.
In den 50ern wurde die InFü in der politischen Diskussion gezielt als „Maske“ (die Verwendung des Begriffes wurde später General Grashey im Rahmen einer Kampagne der Medien zur Verhängnis) genutzt, um politischen Rückhalt für die Aufstellung der Bundeswehr zu gewinnen. Man tat damals bewusst so, als habe man quasi aus dem Nichts heraus eine „demokratische“ Armee geschaffen, die einer gänzlich anderen Philosophie folge als die Streitkräfte vor ihr. Tatsächlich stammen wesentliche Inhalte der InFü aus früheren deutschen Streitkräften und wurden dort nicht aus politischer Korrektheit praktiziert, sondern weil sie militärische Leistungsfähigkeit maximierten. Eine Leistungfähigkeit, an der sich die Bundeswehr im Übrigen kaum messen kann.
Wenn man InFü bestimmter Exzesse entkleiden und ehrlicherweise in die exzellente soldatische Tradition stellen würde, die sie nun einmal nachgewiesenermaßen hat (und die die Weltkriegsgegner anerkannten und nach Kräften zu übernehmen versuchten), dann würde dies m.E. den Rückhalt für die z.T. positiven Inhalte dieses Konzepts deutlich stärken. Meiner Erfahrung nach wollen freiwillig dienende Soldaten eben in erster Linie professionelle Soldaten sein und tun sich schwer damit, einer Berufsethik folgen zu müssen, die sich als betont antisoldatisch verkauft. Würden Sie sich denn analog mit einer journalistischen Berufsethik wohlfühlen, die journalistische Leistungsfähigkeit auf Kosten politischer Rhetorik (die spezifisch auf eine Situation der 50er Jahre zugeschnitten ist) in den Hintergrund stellt?
Die Konzeption der Inneren Führung bezieht sich auf die drei Bereiche LEGITIMATION (der Streitkräfte im Allgemeinen), INTEGRATION (der Streitkräfte in die Gesellschaft) und IDENTIFIKATION (der Soldaten mit ihrem Beruf/Auftrag).
Wenn man über die „tollen“, neuen Vorschläge diskutieren will (und dabei an der InFü festhalten will), dann mögen die Politiker mir bitte einmal erklären, wie sich die Soldaten noch mit dem „Berufsbild Soldat“ identifizieren sollen, wenn alles, was „soldatisch“ ist, systematisch zunichte gemacht und durch „politisch korrekte“ gendermainstream-und Gleichstellungsbeauftragte, Frauenquotenanrechnende Familienzimmernutzende Verteidigungsfachangestellte ersetzt wurde.
Es gibt (und das zeigen alle Beispiele aus anderen Ländern ganz deutlich-die ebenfalls ihre Erfahrungen mit der Abschaffung der Wehrpflicht einerseits, und dem dadurch auftretenden Nachwuchsmangel andererseits gemacht haben)-nunmal keinen „Spagat“ zwischen der Konzeption, die angestrebt wird, und einer schlagkräftigen und KOSTENGÜNSTIGEN Armee….
Ich bin nach wie vor ein Gegner der Wehrpflicht-und halte daran fest, das dass angestrebte Konzept bereits im Grundsatz gescheitert ist.
Am Ende wird eine Armee stehen, die genauso viel kostet wie zuvor (wenn nicht noch mehr), dabei aber weder über moderneres (einsatzfähiges) Gerät als vorher verfügt, noch deutlich mehr Soldaten in den Auslandseinsätzen halten kann…
Manche Minister sind eben leider doch „mehr Schein als Sein“……
Und um den Bogen zum Thema wieder zu schließen: Professionelle, motivierte und leistungsfähige Soldaten für die Kampftruppe wird man m.E. nur dann in großer Zahl gewinnen können, wenn die Bundeswehr glaubwürdig soldatische Werte vertritt. Diese sind mit „individuellen Werten der heutigen Zeit“ nun einmal alles andere als deckungsgleich.
@ T.W. und Orontes
Innere Führung und die Wehrmacht ist wohl ein Widerspruch in sich.
Wenn man Teile der Wehrmacht , oder das Verhalten der Wehrmacht als traditionswürdig betrachtet, liegt man meiner Meinung nach total daneben.
Die Wehrmacht hat sich nach dem 20. Juli 1944 nicht gescheut noch über 2 Mio eigene Soldaten bis Kriegsende zu „verheizen“. Mitte 1944 war die monatliche Verlustrate 300 000 Soldaten / Monat.
Wo bitte schön ist an dieser Organisation irgendetwas traditionswürdig ?
Sie ist richtigerweise als verbrecherische Organisation im Gesamten eingestuft worden.
Leute, die sich in Geheimzirkeln und in abgelegenen Unterkunftsbereichen in den Bw-Universitäten ein anderes Gesamtbild über die Wehrmacht zurechtlegen, leiden unter Realitätsverlust ! Wenn aktive Soldaten in diese Richtung denken sollten, sind sie ein Fall für den MAD.
Ich hab ja meine Zweifel, ob man mit dem Militariagedöns, vom Panzerprobefahren bis zum Betonen militärscher Traditionslinien, wirklich die Bundeswehr auf eine breitere Basis stellt.
Zumindest bei mir hat sowas eher den Eindruck verstärkt, dass es sich um eine eigene kleine Welt handelt. Spielwiese für Waffennarren und Hierarchiefans halt. Ob die Bereitschaft, sich einem solchen Milieu unterzuordnen, wirklich allzuweit verbreitet ist darf bezweifelt werden. (Auch gerade bei der Entscheidung für oder gegen Wehrdienst schien das eine wesentliche Rolle zu spielen – im Gegensatz etwa zu körperlicher Anstrengung.)
Da ist das Vorherrschen von bodenständigen Personen, die auch jenseits des Militärs nicht aus dem Rahmen fallen würden, durchaus von Vorteil. (Und auch da sind die US-Streitkräfte mit Nationalgarde und Reservisten trotz allem glaub immer noch besser aufgestellt.)
Nur leider ist es jetzt nicht so, dass die Bundeswehr selbige beim Prägen des Soldaten-Bilds in der Öffentlichkeit unterstützen würde.
Um es mal ganz fies auszudrücken: Das letzte was die Bundeswehr brauchen kann ist das Bild einer geschlossenen Gesellschaft, mit rückgratlosen Generälen an der Spitze und irgendwelchen waffenvernarrten Hillbillies als Manschaft.
Gerade dieser Eindruck entsteht aber durch:
– Eine Berichterstattung, in der immer alles ein Erfolg ist
– Das Vermeiden von kritischen Debatten und dem Nicht-Einbringen des eigenen Sachverstands (Primat-der-Politik-Auserde)
– Dem Betonen der Ausrüstung bei der Werbung und den sehr … ausrüstungszentrierten Artikeln in den eigenen Zeitschriften
– Dem Dominieren von soldatischen Fehlleistungen in den Medien, mit dem seitens der Vorgesetzten dann auch noch panisch umgegangen wird.
Wenn man da nicht „einfach so“ ein paar „normale“ Leute beim Militär kennt ist man da glaub echt aufgeschmissen.
@Georg
„Innere Führung und die Wehrmacht ist wohl ein Widerspruch in sich.“
Nur wenn man sich nicht mit Militärgeschichte befasst hat.
„Wo bitte schön ist an dieser Organisation irgendetwas traditionswürdig ?
Sie ist richtigerweise als verbrecherische Organisation im Gesamten eingestuft worden.“
Das trifft nicht zu, auch wenn bestimmte Ausstellungen diesen Eindruck bei Laien zuweilen erwecken mögen. Als „verbrecherische Organisation“ wurde nach dem Krieg aber nur z.B. die Waffen-SS eingestuft, nicht die Wehrmacht. Man könnte aber auch in diesem Fall darüber streiten, ob Gerichtsbeschlüsse an die Stelle von Geschichtwissenschaft treten sollten.
„Leute, die sich in Geheimzirkeln und in abgelegenen Unterkunftsbereichen in den Bw-Universitäten ein anderes Gesamtbild über die Wehrmacht zurechtlegen, leiden unter Realitätsverlust !“
Würden Sie auch einen der führenden Militärhistoriker überhaupt diesem „Geheimzirkel“ zurechnen?
http://www.amazon.de/Kampfkraft-Milit%C3%A4rische-Organisation-milit%C3%A4rische-amerikanischen/dp/390247517X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1297879551&sr=8-1
“ Wenn aktive Soldaten in diese Richtung denken sollten, sind sie ein Fall für den MAD.“
So kennt man sie, die Diskussionskultur in Deutschland. Offensichtlich keine Ahnung vom Thema, fehlendes Wissen durch moralische Vorwürfe kaschieren und bei Widerspruch mit Behörden drohen.
@Georg
“Innere Führung und die Wehrmacht ist wohl ein Widerspruch in sich.”
Nur wenn man sich nicht mit Militärgeschichte befasst hat.
“Wo bitte schön ist an dieser Organisation irgendetwas traditionswürdig ?
Sie ist richtigerweise als verbrecherische Organisation im Gesamten eingestuft worden.”
Das trifft nicht zu, auch wenn bestimmte Ausstellungen diesen Eindruck bei Laien zuweilen erwecken mögen. Als “verbrecherische Organisation” wurde nach dem Krieg aber nur z.B. die Waffen-SS eingestuft, nicht die Wehrmacht. Man könnte aber auch in diesem Fall darüber streiten, ob Gerichtsbeschlüsse an die Stelle von Geschichtwissenschaft treten sollten. Die faktische Traditionslinie der InFü zu früheren deutschen Streitkräften ist offensichtlich und wird nur von Politikern und Beamten bestritten, nicht aber von führenden Historikern (siehe unten).
“Leute, die sich in Geheimzirkeln und in abgelegenen Unterkunftsbereichen in den Bw-Universitäten ein anderes Gesamtbild über die Wehrmacht zurechtlegen, leiden unter Realitätsverlust !”
Würden Sie auch einen der führenden Militärhistoriker überhaupt diesem “Geheimzirkel” zurechnen?
http://www.amazon.de/Kampfkraft-Milit%C3%A4rische-Organisation-milit%C3%A4rische-amerikanischen/dp/390247517X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1297879551&sr=8-1
” Wenn aktive Soldaten in diese Richtung denken sollten, sind sie ein Fall für den MAD.”
So kennt man sie, die Diskussionskultur in Deutschland. Offensichtlich keine Ahnung vom Thema, fehlendes Wissen durch moralische Vorwürfe kaschieren und bei Widerspruch mit Behörden drohen.
@ Georg
Schreiben sie eine Beschwerde nach Israel, da finden sie ebenfalls führende Militärhistoriker, die sich völlig nüchtern mit der Geschichte der Wehrmacht beschäftigen. Etwas, das sie offensichtlich nicht können, oder meinen sie, die Herren dort sind auch in Geheimzirkeln organisiert? Herr im Himmel, wenn man keine Ahnung hat… dann sollte man nicht versuchen, alles mit persönlicher Meinung zu kaschieren.
Sehr geehrter Herr Orontes,
ich glaube ich weiß schon von was ich spreche, nach mittlerweile 34 Jahren Zugehörigkeit zur Bundeswehr.
Martin van Creveld mag ein guter Historiker sein und die Wirksamkeit der Wehrmacht wissenschatlich untersuchen.
Er muss aber kein überzeugter Demokrat sein und diesem Staat treu dienen.
Die NS-Vernichtungsorganistionen waren auch höchst effektive Organisationen. Sie sind nur kein Beispiel für Innere Führung für Streitkräfte in einem demokratisch verfassten Staat.
Also was die Diskussionskultur anbelangt. Ich mag keine Relativierungen von Verbrechen der Wehrmacht. Wer ohne Widerspruch 300000 eigene Soldaten / Monat sinnlos in einem bereits verlorenen Krieg opfert, der hat einfach kein Gewissen !
Ich drohe hier mit niemanden. Ich möchte nur gegen gewisse Tendenzen in der „neuen, einsatzorientierten Bundeswehr“ anreden.
Bei allem Respekt, aber 34 Jahre Zugehörigkeit zur Bundeswehr ersetzen noch keine vorurteilsfreie Geschichtsbildung. Militärisch gesehen war der Krieg nämlich nicht am 20. Juli 1944 beendet, so leid mir das auch tut. Es ist also relativ sinnfrei, als Spätgeborener nun darüber zu philosophieren, warum das Deutsche Reich weitergekämpft hat – sie sollten evtl. mal in betracht ziehen, dass die Operationsführung nicht der Wehrmacht allein oblag, sondern eher einem kleinen Gefreiten aus Österreich. Bitte verschonen sie mich jetzt mit einer Debatte darüber, warum das OKW das mit sich machen lies.
Sie werfen die NS-Vernichtungsorganistaion (haben sie den Begriff von Guido Knopp??) und die Wehrmacht mal tapfer in einen Topf und schwingen die moralische Keule – super und jetzt? Intention? Und welche Tendenzen möchten sie denn aufdecken? Das die Bundeswehr auf dem Weg zum Staat im Staat ist? Das braunes Gedankengut fest in den Köpfen des Offiziernachwuchs ist? Wenn das ihre Absicht ist – dann hoffe ich, dass sie das 35te Dienstjahr nicht zelebrieren, da sie aus Gewissensgründen den Dienst quittiert haben. DAS wäre dann nämlich nur konsequent.
@Georg
„Ich mag keine Relativierungen von Verbrechen der Wehrmacht. “
Wenn für Sie bereits der Hinweis auf die historisch belegten Wurzeln großer Teile der InFü in Streitkräften vor der Bundeswehr bereits „Relativierung von Verbrechen der Wehrmacht“ darstellt, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Für eine langjährige Karriere bei der Bundeswehr scheint es immerhin nicht hinderlich zu sein, die Dinge derart ideologisiert zu betrachten.
„Ich möchte nur gegen gewisse Tendenzen in der “neuen, einsatzorientierten Bundeswehr” anreden.“
Diese „Tendenzen“ (u.a. wachsender Realismus, Abkehr von Ideologie und Konzentration auf das Fachliche und Soldatische) sind m.E. eine logische Konsequenz aus den Einsätzen. Solange der Trend zur wachsenden Involvierung der Bundeswehr in Kampfeinsätze anhält, solange wird m.E. auch die Kritik an einsatzfernen und überholten ideologischen Auflagen und Wahrnehmungsverengungen zunehmen.
Um zum Thema zurückzukommen: Soldaten, die unter härtesten Anforderungen über Monate täglich ihr Leben in einem überflüssigen Einsatz für eine unfähige politische Führung riskieren sollen (habe ich jetzt wieder irgendwas relativiert oder unangemessenerweise verglichen?), gewinnt man m.E. nicht durch das Versprechen auf Kita-Plätze oder politisch korrekte YouTube-Videos. Aber ich mag mich irren und lasse mich gerne sachlich (am besten ohne Verweis auf „Verbrechen der Wehrmacht“ oder Drohung mit dem MAD etc.) eines besseren belehren.
Um mal wieder auf das Ausgangsthema zurückzukommen.
Schön das in der Führung über YouTube nachgedacht wird und das o.a. Massnahmenpaket im dienstlichen Intranet für die Soldaten nicht mal veröffentlicht wird. Ebenso wird der über Social Networks angeworbene Nachwuchs bestimmt begeistert sein wenn er im Dienst feststellen muss das es dort gar kein Internet (oder nur für ganz besonders priviligierte) gibt und sich teilweise bis zu 10 Soldaten einen PC teilen müssen. Bei uns ist die IT Ausstattung mal eben pauschal um 20% gekürzt worden weil für unsere tolle BWI GmbH kein Geld mehr da ist.
Wenn man nicht langsam merkt das man erst die aktiven Soldaten wieder dahin bekommt das sie über persönlichen Kontakt der zivilen Bevölkerung den Dienst in der BW uneingeschränkt empfehlen kann (wer macht das heute noch?) wird das nichts. Für einen Berufsoldaten stellt sich das Massnahmenpaket nur so dar, als wenn man am liebsten alle BS zu SAZ 20-25 machen möchte nur um an der Pension zu sparen und die Leute möglichst los zu werden. Aber Hauptsache wir haben in der zukünftigen Struktur noch mehr Generäle wie jetzt.
Primitive ( = bildungsferne, geringqualifizierte) Menschen gewinnt man mit primitiven Inhalten. Also viel Spaß bei den politisch korrekten Familienwerbevideos anstelle von Videos, in den man den Schweiß, die Druckwellen und den Dreck förmlich spüren kann. Ach so, ich vergaß, das macht ja nur ein Bruchteil der BW-Angehörigen, der SP liegt ja auf Deeskalieren, Verwalten und Erbsensuppe kochen.
@Orontes
Ich teile Ihre Argumente. Der „Staatsbürger in Uniform, der mit seiner Familie in unserer Nachbarschaft wohnte und um siebzehn Uhr dreißig nach Hause kam, hat ausgedient. Wir brauchen den archaischen Kämpfer und den, der den High-Tech-Krieg führen kann.“ Diese Feststellung des ehemaligen Heeresinspekteurs, GenLt Budde, kann man nur unterstreichen. Der „Staatsbürger in Uniform“ als Leitbild der Inneren Führung ist unter den Bedingungen einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee kaum weiter denkbar. „Spiegelbild“ unserer Gesellschaft soll dieser „uniformierte Staatsbürger“ sein. Wie soll das gehen in einer Gesellschaft, die ihren Soldaten bestenfalls mit „freundlichem Desinteresse“ gegenüber steht. Woraus soll der Panzergrenadier am Hindukusch seine Kraft schöpfen, angesichts der Ablehnung, die ihm in der Heimat entgegenschlägt? Was gibt ihm Halt und Motivation in schwierigen Lagen? Was lässt ihn noch kämpfen trotz der 70% Mitbürger, die den Krieg ablehnen, für den er seine „Haut zu Markte trägt“. Doch nicht das Leitbild vom Staatsbürger in Uniform! Dieses Leitbild hat sich zu einem Trugbild entwickelt und ist dringend neu auszurichten. „Vom Einsatz her denken“!
@ politikverdruss
Also doch den Söldner in Uniform, dem egal ist warum er wie gegen wen Krieg führt, solange am Ende des Tages nur der Kontostand stimmt und er sich irgendwie diesen ignorant-naiven Zivilisten überlegen fühlen kann?
@J.R.
„Also doch den Söldner in Uniform, dem egal ist warum er wie gegen wen Krieg führt, solange am Ende des Tages nur der Kontostand stimmt und er sich irgendwie diesen ignorant-naiven Zivilisten überlegen fühlen kann?“
Auch die gegenwärtige Konzeption sieht nicht vor, dass der Soldat vor dem Einsatz gefragt wird, wie er dazu innerlich steht. Und ich kenne nach insgesamt zwei Jahren im Einsatz kaum jemanden, der in Afghanistan oder anderswo sein Leben aus politischer Überzeugung riskiert hat.
Das Thema ist ausführlich erforscht. Die Motive, die Soldaten zu höchsten militärischen Leistungen befähigen, sind sehr selten politischer Art. Unabhängig vom kulturellen Hintergrund sind die entscheidenden Faktoren Ehre, Kameradschaft und Disziplin. Das gilt für die Masse der Infanteristen in Kunduz ebenso wie für die Kämpfer der Aufständischen oder Soldaten in beinahe jedem anderen Krieg der Geschichte.
Da wäre es doch folgerichtig, potentielle Rekruten statt mit Kita-Stellen mit dem anzusprechen, worauf es ankommt, nämlich den drei oben genannten soldatischen Themen.
Zu dem Maßnahmenkatalog fällt mir immer die Sparkassenwerbung ein: “ wir machen das mit den Fähnchen“
@J.R.
Von diesen, wie Sie es ausdrücken, „ignorant-naiven Zivilisten“ erhält doch unser Panzergrenadier seine Einsatzbefehle. Wenn Sie hier schon die Position der Zivilgesellschaft vertreten, dann unterschlagen Sie doch bitte nicht, dass der Afghanistan-Einsatz von zivilen Politikern angestoßen und befeuert wurde. Oder können Sie sich an einen Generalinspekteur erinnern, der von sich aus auf einen Einmarsch in Afghanistan gedrängt hätte. Das ist doch Heuchelei. Genauso wie der weiter oben an unsere Altvordern gerichtete Vorwurf, sie hätten nach dem 20.Juli 44 noch weiter gekämpft. Was passiert denn heute. Alle Welt ist überzeugt, dass der Krieg in Afghanistan nicht mehr zu gewinnen ist. Und trotzdem beendet man ihn nicht und lässt unsere Soldaten für einen bereits aufgegebenen Krieg weiter bluten. Und dann stellen Sie die Frage in den Raum, ob zukünftig Söldner zum Einsatz kommen sollen. Ja, glauben Sie denn, dass der alte „Staatsburger in Uniform“ für Sie zukünftig in die Schlacht ziehen will?
@ Orontes
Warum jemand im Kampf funktioniert und warum jemand zur Armee geht (und dort bleibt) sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe.
Und gerade bei dieser Knallharten-Krieger-Welle, die ja nicht nur die Bundeswehr betrifft, sondern auch anderen Streitkräfte die jetzt erste Kriegserfahrungen machen, muss ich irgendwie an die Task Force Phoenix denken: Nationalgardisten – also Bundesstaaten-Miliz – die im Indianerland in kleinen Teams mit den afghanischen Sicherheitskräften unterwegs sind.
Da die Bürgersoldaten die klassische Special-Forces-Rollen übernehmen, hier der Ruf nach einer neuen Kriegerkaste weil der Bürgersoldat ja „undenkbar“ ist. Ein gelinde gesagt interessanter Widerspruch. Und während hier noch im stillen Kämmerchen über fehlende Wahrnehmung gemurrt wird produzieren die jenseits des Teichs eben Blogs und Bücher über ihren Einsatz (etwa Greetings from Afghanistan, send more ammo oder Dudes of War) – vereinzelt auch Filme und Comics.
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Kleine Trivia am Rande: Die USA haben in Afghanistan mehr Reservisten (5700) als die Bundeswehr dort Soldaten hat.
@ politikverdruss
Wie kommt der Rest der Gesellschaft nur mit diesen ganzen Zivilisten zurecht, unvorstellbar… ;)
Nebenbei: Ob Soldaten mit immerhin zwei Abgeordneten wirklich schlechter darstehen als andere Gruppen sei mal dahingestellt.
Die Diskussion um Wehrmacht & archaischen Kämpfer halte ich doch für sehr abstrus.
Zum Thema Wehrmacht: Mal ab von militärischem Know How darf die Wehrmacht keinesfalls Vorbild sein. Das ist 1. durch ihre ideologische Einbettung nichtmal diskussionswürdig. 2. Die Wehrmacht war „effektiv“ in der Führung einer riesigen Armee, aber dennoch räumlich gebunden an Europa. Die Wehrmacht war weiter ein Instrument des symetrischen Kampfes. Die zukünftigen Einsätze werden aller Voraussicht nach jedoch Einsätze begrenzter Kontingente an weit entfernten Orten sein. Und weiter rate ich jedem der meint man bräuchte wieder mehr Soldatentum/Krieger: COIN Manual lesen.
Soldatentum/Krieger reicht schon lange nicht mehr. Jener Archaische Krieger bzw. Wahnsinnssoldat war bisher komischerweise auch immer einer derjenigen, welcher wenn er den Feind nicht stellen konnte, seiner Frustration an non-kombatanten freien Lauf lies. Dazu kann man sich auch gerne mal den Kampf der Wehrmacht gegen Partisanen angucken. Oder die Amerikaner in Vietnam. Die Franzosen in Algerien. usw.
@J.R.
„Da die Bürgersoldaten die klassische Special-Forces-Rollen übernehmen, hier der Ruf nach einer neuen Kriegerkaste weil der Bürgersoldat ja “undenkbar” ist. Ein gelinde gesagt interessanter Widerspruch.“
Ich sehe da keinen Widerspruch. Meinem Eindruck nach akzeptiert (und respektiert) man es in den USA, dass der Bürger auch Krieger sein kann. Vor kurzem las ich einen Artikel in der New York Times, in dem ein Reserveoffizier beklagte, dass der Einsatz in Afghanistan sein Bedürfnis nach Herausforderung etc. nicht erfüllt habe. So etwas liest man in den USA in einer linksliberalen Tageszeitung, ohne dass diese Zeitung es irgendwie kommentiert oder verurteilt.
In Deutschland hingegen soll der Bürger hingegen nach Möglichkeit alles soldatische ablegen und dann als entmilitarisiertes Wesen noch die Rolle als „Staatsbürger in Uniform“ wahrnehmen. Vom deutschen Soldaten erwartet man also doppeltes Zivilistentum. Mit dieser Forderung bekommt man dann Personal, das (als Offiziernachwuchs!) den Gehorsam verweigert, wenn es gefordert wird. Ich meine, dass es auch in Deutschland ganz normale junge Männer gibt, in denen die gleichen Instinkte lebendig sind wie in jungen Männern überall auf der Welt, und dass diese jungen Männer gute Soldaten wären, und dass man sie für die Bundeswehr gewinnen könnte, wenn man ihre emotionalen Bedürfnisse u.a. nach Ehre und Kameradschaft ernstnimmt. Ich habe solche Männer kennengelernt und meine daher zu wissen, wovon ich spreche.
@Barth
„Das ist 1. durch ihre ideologische Einbettung nichtmal diskussionswürdig.“
Die Israelis oder Amerikaner, die darüber dennoch diskutieren und daraus lernen, haben offenbar einen weiteren Horizont als viele Deutsche. Es ist erstaunlich, wie groß hierzulande der Drang ist, manche Diskussionen noch vor ihrem Beginn einfach für beendet zu erklären.
„Und weiter rate ich jedem der meint man bräuchte wieder mehr Soldatentum/Krieger: COIN Manual lesen.
Soldatentum/Krieger reicht schon lange nicht mehr. “
Das ist ein verbreitetes Missverständnis, welches von unserer politischen Führung bewusst genährt wurde. COIN verlangt genauso Soldatentum wie jede andere Form der Kriegführung auch. Der Soldat muss im Rahmen von COIN nicht weniger tapfer oder gehorsam sein, und die Anforderungen an die Disziplin sind sogar noch höher. Als vergleichsweise erfolgreich im Bereich COIN erweisen sich übrigens gerade die amerikanischen Marines, denen man kaum nachsagen kann, dass sie unsoldatischer seien als andere.
Immer und immer wieder kommt die moralische Keule aus dem Sack und schon darf man über ein Thema nicht mehr diskutieren… Ich kann es nicht mehr hören. Ist das jetzt die ultimative Toleranz und der freie Geist einer demokratischen Gesellschaft?
Ich sage es noch einmal: ISRAELISCHE Historiker, ja sogar die israelische Armee wissen mehr über die Wehrmacht und ihre Stärken und Schwächen als wir. Sie haben sich ihre Erfahrungen zu nutze gemacht, ausgewertet und wenn es sinnvoll erschien, sogar in ihre Lehrbücher aufgenommen. Und gerade dieses Land hätte alle Rechte, ganz besonders die Wehrmacht zur Hölle zu wünschen.
In West Point lehrt man in Teilbereichen Taktiken der Wehrmacht, weil sie bis heute Gültigkeit haben. Aber wir, die wir nun Jahrzehnte nach Kriegsende in diesem Land leben, die dürfen bitte nicht über die Wehrmacht diskutieren :wall:
Und schon wird wieder das COIN Manual und asymetrische Kriegführung aus dem Hut gezogen, wenn wir über Gefechte in Afghanistan reden. Das erinnert mich ein wenig an die Franzosen in den späten 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts: „Wir brauchen keine Panzer und Taktiken mit ihnen, denn wir haben unsere Maginot – Linie im Bau! Das wird jeden Aggressor abschrecken und unser stolzes Frankreich für alle Zeit sichern!“
Das man aber erst einmal einen Grundbedarf an Verbänden brauch, die überhaupt kämpfen KÖNNEN, das wird hier mal eben wegkonzentriert. Zählen sie mal die Soldaten mit Gefechtserfahrung in der Bw zusammen, da bekommen sie mit ganz viel Glück ein Btl zusammen. Wir sind doch gerade erst einmal dabei, uns vom Kalten-Krieg-hauptsache-die-Rucksäcke-liegen-sauber-ausgerichtet-Denken zu trennen. Und da vergleicht man unsere Streitkräfte mit Armeen, die jedes Jahrzehnt seit Kriegsende irgendwo gekämpft haben…
Ich finds lustig das mein Beitrag nicht mal richtig gelesen wird.
6 Setzen. Neuer Versuch.
Ihnen ist schon klar, das sich ihr „Vorwort“ mit dem Punkt 2 beisst? Europa / Afrika noch dazu genannt? Soviel zu „6 setzen“ und nicht richtig lesen… BtT.
Och, bitte. Jetzt nicht in persönliche Angriffe ausarten lassen.
@ Orontes
Das geht aber auch in beide Richtungen. Wieviele Soldaten würden denn hier überhaupt für eine linksliberale Tageszeitung schreiben wollen (und dürfen)? ;)
Würde man wirklich Personen wie Ann Jones bei der Bundeswehr in Afghanistan embedden?
Wie gesagt, ich seh da auch den Unterschied darin, dass die Kommunikation der Soldaten mit der Gesellschaft deutlich offener ist.
Ein bisschen hab ich da auch durchaus den Eindruck, dass man sich auch gerne etwas in die Opferrolle reinredet. Wenn ich mir die Berichterstattung in FAZ, Zeit und teilweise sogar der taz und SPON anschau, dann fällt es mir schwer die als anti-soldatisch zu bezeichnen.
Die Berichterstattung ist da in meinen Augen nicht härter oder desinteressierter als beim Bereitschaftspolizisten in Deutschland oder dem Entwicklungshelfer in Afghanistan auch. Die Erwartungshaltung der Soldaten scheint höher zu sein – ob zu recht oder nicht lass ich hier mal offen.
Damit jetzt nicht der Eindruck entsteht, ich würde die schwierigen Punkte ausklammern: Zu „Ehre“ und Kameradschaft innerhalb der Bundeswehr kann ich schlicht nichts sagen. Aber ich hab meine Zweifel, dass man allein mit den Merkmalen „Ersatzfamilie“ und „Abenteuer“ wirklich die richtigen Leute anzieht und bindet. Dass man sich umgekehrt mit den falschen Strukturen mit den falschen Leuten viel kaputt machen kann glaub ich gerne. Und laut dem Weise-Bericht ist ja genau das der Fall.
Ich Entschuldige mich für das „6 setzen. Neuer Versuch.“
Ich will stattdessen meinen Post etwas deutlicher artikulieren.
Sich mit der Wehrmacht als Armee auseinander zusetzen ist mir Sicherheit nicht falsch.
Einsatztaktiken, Strukturen, etc. Nur sollte man dazu auch beachten in welchen Kontext die Wehrmacht eingebettet war und zwar ideologisch und strategisch.
Wichtig ist hier die Unterscheidung zwischen Taktik und Strategie.
Es mag sein das Taktiken der Wehrmacht nichts ideologisch verwerfliches beinhalten und eine Auseinandersetzung damit ausschließlich dazu dient das Kriegshandwerk zu erlernen. Das meinte ich mit militärischem Know How.
Bei strategischen Überlegungen werden jedoch die Elemente die wir zu Recht negativ mit den Naziregime verbinden eine wesentlich größere Rolle spielen.
Und zum Thema Archaischer Kämper. Dieser Begriff ist eine Romantisierung. Weil der Archaische Kämpfer eben nicht NUR dem Bild aus Romanen und Spielfilmen entspricht. Sondern eher dem was man mordend und brandschatzend in Geschichtsbüchern findet. Das heißt nicht, das Soldaten nicht Soldaten sein sollen, nur sollte man sich überlegen wie weit man selber in eine Richtung rücken möchte.
Ich denke zwischen Soldat und Archaischer Kämpfer sollte noch eine gehörige Portion Abstand sein.
Zu meinem Satz: Soldatentum/Kämpfer reicht schon lange nicht mehr.
Es reicht eben nicht mehr. Das heißt nicht, dass man nicht mehr Soldat sein soll, sondern das es notwendig ist mehr zu sein. Eines dieser Mehrs, beileibe nicht das einzige, heißt eben auch einen bestimmten Wertekatalog zu vertreten. Und in Anbetracht der Tatsache, dass kein Krieg ewig währt sind eine gute Portion ziviler Fähigkeiten bestimmt auch nicht verkehrt.
Das COIN habe ich zitiert, weil die Autoren zu Recht daraufhin weisen warum mit klassischen militärischen Ansätzen eine solche Situation nicht zu klären ist.
Ich hab den Eindruck die meisten haben immer nur bis hearts & minds gelesen und dann den 200 Seiten Wälzer weggetan. Neue Konflikttypen verlangen eben ein hinauswachsen über das klassische Bild des Soldaten. Das Ding hat nicht um sonst einen eigenen Unterpunkt Ethics & Leadership.
Ich denke in dem Zusammenhang herrscht allgemein das Problem, das sowohl Zivilisten als auch Militärs ziemlich Probleme haben gemeinsame Begrifflichkeiten zu finden. Bezogen auf Begriffe in diesem Themenbereich(Taktiken in Zusammenhang mit Wehrmacht oder Archaischer Kämpfer) gehen Militärs teils fahrlässig romantisierend vor, während Zivilisten hinter jedem Begriff der schon vor 1945 im Duden zu finden war direkt einen Nazi in Wehrmachtsuniform hervorspringen sehen.
lieber herr wiegold,
es ist schon erstaunlich, wenn der betreiber eines langweilerblogs (herr stoltenow) sich immer aufschwingt dem bmvg ratschläge zuerteilen. sein blog bringt wochenlang nichts neues, filme/videos klaut er irgendwo, um si gleich zu kritisieren.
da lobe ich mir ihre qualität. weiter so – wir sehen uns!
@J.R.
„Wenn ich mir die Berichterstattung in FAZ, Zeit und teilweise sogar der taz und SPON anschau, dann fällt es mir schwer die als anti-soldatisch zu bezeichnen.“
Ich würde es anders formulieren: Man ist zwar mehrheitlich nicht gegen die Bundeswehr, aber pro-soldatisch ist man dennoch nicht. Mit der Ausnahme der FAZ nimmt man Soldaten vorwiegend als Opfer und eben nicht als Soldaten bzw. in ihrer Rolle als Krieger positiv wahr. Die Sympathie mit Soldaten ist allgemein hoch, wenn man sie als traumatisierte Staatsangestellte mit unzureichender Ausrüstung etc. beschreiben kann. Die Sympathie endet, wenn Soldaten ihre eigentliche Rolle erfüllen. Dann schreibt man (mit eindeutiger Konnotation) über „deutsche Verbrechen“ (O-Ton Spiegel über Oberst Klein).
Persönlich habe ich dies längst akzeptiert und erwarte von dieser Gesellschaft auch nicht mehr. Eine funktionierende Einsatzarmee kann sich aber unter den genannten Umständen kaum an den Werten dieser Gesellschaft orientieren. Wer der Ansicht ist, dass militärische Routinevorgänge grundsätzlich „Mord“ oder zumindest ein „Verbrechen“ seien, kann als Soldat nicht funktionieren. Die Bw müsste daher den Mut und die Ehrlichkeit haben, Soldaten durch Betonung der besonderen Werte zu gewinnen, die den Dienst als Soldat auszeichnen.
Womit wir wieder beim Thema wären:
Aus oben genannten Gründen glaube ich nicht, dass dies funktionieren wird. Ich halte das für Wunschdenken.