Ständig wechselnde Seekriegslage
Nichts ist so beständig, wird mir bei der Marine immer als Spruch erzählt, wie der der Wechsel in der Seekriegslage. Das scheint auch für die aktuelle Diskussion um Vorfälle in der Bundeswehr zu gelten. Hatte es in einer Meldung auf der Bundeswehr-Seite über Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vor zwei Tagen noch geheißen: Angesichts der Berichterstattung in den Medien warnte der Minister vor vorschnellen Urteilen, sieht heute alles schon ganz anders aus: Nach einem „Bild“-Bericht über die Zustände an Bord wurde Kapitän Norbert Schatz noch gestern Abend seines Amtes enthoben, die „Gorch Fock“ zurück nach Deutschland beordert.
Nun ist es kein Wunder, dass die Gorch-Fock-Vorfälle das meiste Interesse bekommen – der Großsegler gilt sozusagen als Teil des Nationalstolzes (und so zynisch es klingt: ein tödlicher Unfall auf einem Minensuchboot würde weit weniger intensiv berichtet und wahrgenommen.) Was natürlich auch die Gefahr von Symbolpolitik erhöht.
Warten wir mal ab; ich hab‘ diesen Thread vor allem aufgemacht, um die ganzen neuen, na ja, aktualisierten Meldungen zur Gorch Fock zu sammeln.
Schieflage: Die Gorch Fock vor Kap Hoorn (Foto: (Foto: Yvonne Knoll/PIZ Marine)
Nachtrag: Derzeit – Stand 221700A jan2011 – gibt es offiziell vom BMVg nur
Sprechererklärung zur Klärung der Vorfälle auf dem Segelschulschiff Gorch Fock
Der Bundesminister der Verteidigung hat den Inspekteur der Marine gemeinsam mit dem Leiter der Rechtsabteilung mit der Auklärung der Vorfälle auf dem Segelschulschiff Gorch Fock betraut.
Zum Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers vom 22.01.2010 „“Stuhl des Marineinspekteurs wackelt ebenfalls““
Dazu erklärt ein Sprecher des Bundesministeriums der Verteidigung:
Diese Spekulation entbehrt jeglicher Grundlage.
Der Inspekteur der Marine ist mit der Aufklärung der Vorfälle betraut.
Allerdings hat die Bundeswehr schon ein Video zu den Entscheidungen des Ministers zur Gorch Fock veröffentlicht: http://www.youtube.com/watch?v=m_mpPymiXZk
Wenn sich die schon länger bekannten bzw. erhobenen Vorwürfe im Laufe des gestrigen Tages verifiziert haben (Karnevalsfeier) dann ist das die logische Folge, auch chronologisch. Und nicht unbedingt aus typisch deutschem Aktionismus heraus geboren.
Eigentlich müsste KT nach dem Schießunfall jetzt auch den deutschen RC North Commander abberufen und das deutsche Kontingent nach Hause schicken.
Wer weiß, ob dieses Manöver Guttenbergs nicht auch ein geschickter PR-Zug ist, um von den anderen Vorfällen in Afghanistan abzulenken.
Beim Skandal um Aufnahmerituale bei den Gebirgsjägern hat man bereits schon gemunkelt, der Presse- und Informationsstab hätte die Informationen anonym an die Medien weitergegeben, um von der parallel stattgefundenen Befragung Oberst Kleins abzulenken. Und siehe da: Zu dem Zeitpunkt interessierten sich alle Medien nur noch für die Gebirgsjäger in Mittenwald und kaum wer für Oberst Klein.
Es ist nur eine vage Hypothese, aber die Gorch Fock hätte mittelfristig ohnehin außer Dienst gestellt werden müssen – gerade der technische Zustand des Rumpfes machte immer mehr Probleme. Es gab Gerücht, Blohm+Voss würde der Bark einen neuen Schiffsbauch verpassen bei gleichzeitiger Verlängerung des Schiffes. Durch die zahlreichen Modifikationen war die Fock seit ihrer Indienststellung um ein vielfaches schwerer geworden.
Außerdem hätte der Kommandant nach der Südamerika-Tour ohnehin von Bord gehen müssen. Nur per Sonderererlaubnis durfte er Kap Horrn umrunden – weil er die nötige Expertise besaß. Ich muss jedoch anfügen, dass seine Abberufung eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Schiffes ist. Ich bin unter ihm gefahren; er war wirklich ein super Kommandant, Seemann durch und durch.
Na, die Lage auf der Gorch Fock liegt doch wohl ganz anders, als beim Schießunfall, oder?
Horrible situation!
@Polybos, klasse geschrieben, gebe Ihnen RECHT!
Was hat der RC NORTH damit zu tun, wenn sich zwei Soldaten bei unsachgemäßer Handhabung einer Pistole über den Haufen schießen? Wenn ich als Kapitän eines Schiffes zwei Tage nachdem einer meiner Soldaten tödlich verunglückt ist ne Karnevalsfete an Bord dulde fehlt´s irgendwo. Das sowas wie Pietät nicht überall gleich ausgeprägt ist ist auch nichts Neues. Nach dem letztjährigen Karfreitag wurde bei uns die KpFete auch abgeblasen, während zwei Blocks weiter das Team Luftwaffe ordentlich Gas gegeben hat. So ist das halt.
@ Polybos
Super Seemann hin oder her, eine Karnevalsfeier kurz nach dem Tod der Offiziersanwärterin ist einfach geschmacklos und zeugt von entweder zuwenig Einfühlungsvermögen des Kommandanten oder von Menschenverachtung und Hochnäsigkeit von Stammpersonal zu Kadetten.
Wenn der Bericht und die Wortwahl der „Bild“-Zeitung stimmt und die Stammbesatzung tatsächlich von „minderwertigen Menschenmaterial“ spricht, das in den letzten Jahren als Kadetten kommt, dann ist auch deren Weltbild für einen Soldaten der Bw nicht haltbar. Solche Leute gehören sofort entlassen. Von „Menschenmaterial“ hat man zuletzt im Nazi-Regime gesprochen !
Man kann ja die veränderte Einstellung der jungen Generationen zu Härte und Ausdauer im Soldatenberuf kritisieren, aber nicht mit dieser Wortwahl. Sollte da eine echte Überzeugung hinter dem Begriff „Menschenmaterial“ stecken, habe diese Soldaten von innerer Führung, von dem christlichen Menschenbild und vom Wesen des Soldaten in einer Demokratie nichts begriffen und gehören sofort entlassen.
Sehe es auch als Ablenkungsmanöver – mit erheblichen Nebenwirkungen für die Ausbildung in der Bw. Die Art des „Verfahrens“ ist völlig inakzeptabel. Alldas geschieht natürlich ohne Widerstand der militärischen Führung.
Aber am 20. Juli halten die gleichen Herren wieder große Reden.
Was kommt als nächstes? Ablösung des Kdr LL/LTS nach Sprungunfall anschließender Befehlsverweigerung und medialer Verbreitung von „Mißständen“ (schreien, rennen, pendeln, etc.)?
Sag ich doch: Kulturkampf. Und die Segler-Community könnte Recht behalten mit ihrer Prognose eines Tall Ship Races unter Beteiligung der Fock.
Die LL/LTS hatte ihre Skandale schon… :-)
Ich kann mich Thomsen nur anschließen, wenn sich der Verdacht der Karnevalsfeier nun zweifelsfrei bestätigt hat (und da Photos davon existieren, scheint dem so gewesen zu sein) dann ist „mangelndes Fingerspitzengefühl“ der geringste Vorwurf an den jetzt abgelösten Kdt.
Ja die LL/LTS hatte ihre Skandale.
Aber ist ein in BILD veröffentlichtes Bild ungewissem Datums verbunden mit medialen Behauptungen Grundlage für die Ablösung eines Kdt bzw. Kdr? Offenbar wurde der Kdt auch nicht angehört.
Es geht KT doch nicht um die Zustände auf der GF. Jetzt wurde eben ein Grund gefunden entscheidungsstark da zu stehen. Alles andere ist Verpackung.
@ Georg
„Menschenmaterial“: Ich habe mittlerweile Beobachtet, dass bei (fast) allen die Anfänger ausbilden und naturgemäß Ihren Job beherrschen eine gewisse Arroganz zu beobachten ist. Das können Lehrer sein, Ausbilder an der Meisterschule oder auch junge Soldaten die noch jüngere Soldaten ausbilden. Je größer das Gefälle ist, um so schlimmer wird das. Das soll diese Denkweise nicht entschuldigen, einem Aussenstehenden kommt das auch sehr bedenklich vor, aber es scheint in der Natur der Sache zu liegen. Allerdings ist dann die Führung gefordert auf solche Dinge zu achten und ggf. abzustellen.
Ich glaube weniger das die Verwender des Wortes Assoziationen mit dem dritten Reich haben, als eher die Kritiker. Goodwins Law eben.
Was soll es denn Beschreiben?
Genau das was dem Kdt der GF auch vorgeworfen wird, das er Vergleiche zu früher zieht und die Ursachen benennt.
Seht Euch doch mal die AOK Aufrufe zum „gesünder leben“ an oder die Ernährung unsere Kinder in den Hartz IV Familien, leider nicht nur da.
Macht Euch mal den Spass und seht Euch ein Sportfest Eurer Kinder an und zieht mal
einen persönlichen Vergleich zu der eigenen Jugend.
Und gerade in einem „Beruf“ in dem mehr Primär- und Sekundärtugenden gefordert sind als bei Ford am Fließband, sollte man von und an die Anwärter an Führungspositionen doch auch Ansprüche stellen können und müssen.Letztendlich muß der Dienstherr diese auch einfordern.
Die Nummer mit der Kanrevalsfeier, übrigens zwei Tage nach der Trauerfeier, nicht nach dem Unfall ( zeitlicher Abstand ?) ist im günstigsten Fall „suboptimal“ und geht gar nicht, aber von den sonstigen Vorwürfen scheint immer weniger übrig zu bleiben.
Ach was reg ich mich denn auf, zurücklehnen und abwarten ist Nervenschonender.
Ich zweifle ernsthaft an der Führung der Marinestreitkräfte. Mittlerweile wurde bekannt, dass die 70 Kadetten, die beim Unfall an Bord waren, durch 60 Soldaten ersetzt worden, von denen viele erst im Oktober ihren Grundwehrdienst angetreten haben.
Was ist das denn bitte für eine Praxis? Reicht die Stammbesatzung der Gorch Fock etwa nicht aus, um wieder nach Deutschland zurückzukehren? Ist die Ausbildung und Vorbereitung dieser Ersatzmannschaft für das Aufentern an der ´Gorch Fock´ überhaupt ausreichend?
Laut Focus Online will der Wehrbeauftragte diesen Austausch mit KTzG erörtern. Weiß in dem Laden überhaupt irgendjemand irgendetwas?
Es gibt neben dem Segelsetzen genug andere Arbeiten die von diesen Soldaten übernommen werden können.
@ Kiwi70 @ StFwdR
Ich bin seit 20 Jahren an einer Ausbildungsinstitution tätig und kann den Gedankengang den Sie beschreiben schon nachvollziehen, auch aus dem eigenem Umfeld. Ich wehre mich nur gegen diese Sprüche, früher waren die Soldaten besser, härter, durchsetzungsstärker, kampfeswilliger usw.
Diese Aussage ist oftmals ein Halo-Effekt. Man reflektiert auf die eigenen Erfahrung während der Ausbildung und vergisst, dass man persönlich in der Zwischenzeit 20 Jahre dazugelernt hat. Des weiteren sind auch damals die ungeeigneten Bewerber (geistig, körperlich,pyschisch) oder Bewerber die sich nicht sozial integrieren konnten oder wollten, im Laufe des Ausbildungsganges ausgesiebt worden.
Also es war nicht früher alles besser – die eigenen negativen Erinnerungen verblassen nur mit der Zeit !
@StFwdR
Was mich jedoch massiv ärgert ist die Geisteshaltung, das Menschenbild was hinter dem Ausdruck „minderwertiges Menschenmaterial“ steht, sofern es denn in bewußter Absicht gebraucht wurde. Dies ist weit mehr als die eigene Arroganz, die eigene Überheblichkeit, die oftmals nach einer langjährigen Tätigkeit gegenüber Berufsanfängern aufgebracht wird. Man kann als Ausbilder sagen und beurteilen, jemand ist aus diesem oder jenen Grund für eine bestimmte Tätigkeit nicht oder weniger gut geeignet. Deshalb ist Der- oder Diejenige immer noch ein Mensch und verdient menschenwürdige Behandlung.
Außerdem ist es ein ganz schlechter Ausbildungsstil, wenn junge Menschen an köperliche und psychische Grenzen herangeführt werden sollen und dabei die Arroganz und die Überheblichkeit eines mit offensichtlich Minderwertigkeitskomplexen (gegenüber den zukünftigen Offizieren) behafteten Ausbilders an den Tag legen. Wenn man so vorgeht, dann erkennt der Ausbilder auch nicht, wann jemand mit seinen Kräften am Ende ist und sofort abgelöst gehört.
Meiner Meinung nach ein eklatantes Versagen der Schiffsführung (Bildung des Korpsgeistes der Ausbilder und Kadetten) und des zitierten Ausbilders in den Wanten, bzw Rahe !
@MK
„Mittlerweile wurde bekannt, dass die 70 Kadetten, die beim Unfall an Bord waren, durch 60 Soldaten ersetzt worden, von denen viele erst im Oktober ihren Grundwehrdienst angetreten haben.“
Ein Schlag ins Gesicht des deutschen Offiziernachwuchses, dem man offensichtlich weniger zutraut als den Grundwehrdienstleistenden. Und was werden diese Grundwehrdienstleistenden wohl künftig von Offizieren halten?
Die Frage ist: Wem nützt das alles?
Ich werde den Verdacht nicht los, daß hier auf dem Rücken der Toten kräftig Parteipolitik betrieben wird, um einen guten Start ins Superwahljahr zu bekommen. Vermeindliche Skandale gab es schon immer. Warum stellt sich der FDP-Angehörige, der gleichtzeitig auch Wehrbeauftragter ist, breitbeinig vor die Kamera und informiert subtil reißerisch die Öffentlichkeit? Als Jurist weiß er ganz genau, was das Wort „Meuterei“ beim gemeinen Bild-Leser auslöst. Er weiß auch, daß dadurch die zwei Tage später stattfindende AFG-Debatte mehr in Richtung FDP-Position gezerrt wird. Zudem werden KTzG geschwächt und Westerwelle und Niebel leicht gestärkt. Diese beiden FDP-Angehörigen sind im Moment auffällig wohlwollend in den Medien. Ich habe in den letzten Tagen Vertrauen in die Person des Wehrbeauftragten verloren, nicht in die Marineführung. Und ich hoffe sehr, daß ich mich irre…
erstmal will ich mich zu der „karnevalsfeier“ äußern: auf dem foto sieht man einen soldaten mit perücke und einen weiteren mit strohhut. insgesamt sieht man 11 soldaten und auf den tische stehen geschätzte 10 flaschen bier. was bitte hat das mit einer karnevalsfeier zu tun???
Kapitän Schatz ist meiner Meinung nach, wie in der FAZ beschrieben, ein Bauernopfer. Wie kann man ihn seines Kommandos entheben, bevor die Untersuchungskommission ihre Ermittlungen an Bord aufgenommen hat??? Was ist denn mit der gesetzlich geregelten Unschuldsvermutung? Das ist schon ein starkes Stück!!!
Sollte es tatsächlich zu den veröffentlichten Äußerungen gekommen sein, dann war die Formulierung sicherlich nicht geschickt gewählt. Aber die Frage ist doch, wer hat das gesagt und in welchem Zusammenhang.
Und ich bitte auch noch folgendes zu berücksichtigen: so tragisch der Unfall war. Sollte nach dem Unfall der Befehl zum erneuten Aufentern erteilt, und im kollektiv verweigert worden sein, dann liegt ein klarer Fall von Ungehorsam, oder sogar Meuteri gem. §27 WStG vor. Weder hat der Befehl gegen die Menschenwürde verstoßen, noch beinhaltete er eine Straftat. Auch von der Seite sollte man die Geschichte mal beleuchten. Wenngleich ich nicht glaube, dass unmittelbar nach Unfall ein solcher Befehl ausgesprochen wurde.
Stichwort Marineführung, nur als nicht ganz ausgegorene Überlegung:
Die ganzen Informationen, einschließlich Karnevalsfeier, haben der Marineführung ja vermutlich nicht erst mit dem Bericht der „Bild“-Zeitung vorgelegen. Dass sich der Minister jetzt an die Spitze der Bewegung setzt, sagt vielleicht auch was darüber aus, wie er das Handeln der Marineführung einschätzt?
Ob zu Recht oder zu Unrecht, kann ich derzeit nicht beurteilen und will es auch nicht bewerten. Aber wie passt das in die – in den nächsten Tagen und Wochen erwartete – Umstrukturierung des Ministeriums und eine veränderte, vielleicht auch: schwächere, Stellung der Inspekteure der Teilstreitkräfte?
@Georg
Sehen Sie ich bin mittlerweile seit 20 Jahren aus dem aktiven Dienst nach meiner zwöfljährigen Dienstzeit ausgeschieden und kenne die Bundeswehr wie sie sich heute darstellt nur aus meinen Kontakten zur Truppe und den Wehrübungen die ich ableiste.
Und da fällt es mir schon auf, das sich bestimmte Dinge geändert haben. Eklatante Veränderungen der Ausbildung des Führernachwuchses zeigen mittlerweile Ihre gravierenden Auswirkungen. Fähigkeiten der „alten“ Bundeswehr sind verloren gegangen weil heute „modernere“ Werkzeuge der Menschenführung eingesetzt werden und die Anforderungen an die vermeintlichen Realitäten angepasst wurden.
Und die Folgen ? Sehen wir heute.
Ich denke gerade wenn man nicht tagtäglich in den Betrieb eingebunden ist, sieht ,man bei seinen Exkursionen in den ehemaligen Beruf sehr deutlich die Veränderungen.
In meinen Augen hat das mit dem beschriebenene Halo-Effekt nicht viel zu tun.
Hinsichtlich der unterstellten Geisteshaltung über die sie sich ärgern, sollten sie mal überprüfen was sie bewegt den Beschuldigten diese Motivation zu unterstellen.
Die mediale Berichterstattung hierzu bedient alle gängigen Klischees und ich wäre vorsichtig daraus Rückschlüsse auf eine bestimmte Geisteshaltung zu ziehen.
Weder Sie noch ich waren dabei und die Schilderungen sind doch arg unterschiedlich.
Warten wir also ab was bei den Untersuchungen rauskommt.
Eine absolute Selbstverständlichkeit ist der menschliche Umgang miteinander, sowohl zivil als auch militärisch. Stil & Form im Umgang sind das A&O des Miteinander.
Im militärichen Bereich kann dies genauso praktiziert werden, wird es nach meiner Überzeugung auch überwiegend, und trotzdem die Ausbildung, Führung und Erziehung der Soldaten geleistet werden.
Gerade das fordert gestandene, souveräne und kompetente Ausbilder vor Ort. Damit schließt sich für mich wieder der Kreis, denn dies ist mit der derzeitigen Ausbildung des Führernachwuchses ab Unteroffizier aufwärts nicht mehr sichergestellt.
@ StFwdR
Ich habe bei meinen Äußerungen immer die Einschränkung gemacht, sofern die zitierte Wortwahl und die dahinterstehende Geisteshaltung tatsächlich stimmt !
Insofern sehe ich keinen Grund, meine Wortwahl zu korrigieren.
Nochmals, wir diskutieren hier nur über Berichte aus öffentlichen Quellen, also Bild-Zeitung, Aussage Wehrbeauftragter, andere Zeitungen usw. Insofern haben wir ein unvollständiges Bild der Lage und regen uns über das Bild der veröffentlichten Meinung auf.
Wenn dann bei all den berichteten Vorfällen und Ereignissen an Bord der Kapitän sinngemäß in seiner Ansprache „von Unfälle passieren halt mal“ spricht, dann finde ich dies der Situation nicht angemessen.
@ T.W.
Ein erstes Opfer ist ja offensichtlich die „Gorch Fock“. Vielleicht war dies der Marineführung klar, dass dies passieren kann, wenn die Angelegenheit in der Öffentlichkeit zu sehr breit getreten wird. Nach den Unfällen bei der Marine in der Vergangenheit und der medialen Resonanz wäre dies ein logischer Grund.
(Jenny Böken – Jenny Böken Stiftung ; Tod eines Soldaten beim Übersetzen von der Fregatte, ungeeignete Rettungsmittel – Vorwürfe an die Schiffsführung – Anklage des Vater des toden Soldaten gegen die Marineführung usw.)
@T.Wiegold: Das passt insofern, dass einige Militärs nicht ganz unglücklich sein dürften, dass dem Minister jetzt einige Grenzen gezeigt werden. Nicht, weil dahinter eine konzertierte Aktion steckte, sondern weil die etwas naschforsche Art nicht wirklich kompatibel mit der Kultur der Streitkräfte ist, und gerade bei altgedienten die Frage nach militärisch angemessen/umangemessen nicht wirklich beantwortet wurde. Zu Guttenberg gut zu finden, heißt nicht, die neuen Speichellecker gut zu finden, eben weil diese ihr Fähnchen auch in einen anderen Wind hängen würden. Eine Armee führt man halt nicht über die Mannschaften und die Massenmedien, sondern gemeinsam mit den Führungskräften – oder eben gar nicht.
@Georg: Wenn das der Marineführung klar gewesen wäre, hätte sie den Minister um so dringlicher informieren müssen. Hat sie es getan, muss das Ministerium sich fragen lassen, warum es entsprechende Informationen nicht veröffentlicht hat und stattdessen dem Wehrbeauftragten die Initiative überlassen hat? Alles Kommunikationsamateure? Nicht alle, aber zu viele.
@ Orontes:
„Und was werden diese Grundwehrdienstleistenden wohl künftig von Offizieren halten?„
Nix, weil die nach der Heimfahrt ausscheiden werden und mehr erlebt haben werden als 90% aller anderen GWDLer.
@ warmalda:
„Sollte nach dem Unfall der Befehl zum erneuten Aufentern erteilt, und im kollektiv verweigert worden sein, dann liegt ein klarer Fall von Ungehorsam, oder sogar Meuteri gem. §27 WStG vor.“
Prinzipiell richtig, wenn jedoch keine schwerwiegende Folge vorliegt (§19 WStG → Ungehorsam) greift „Gehorsamsverweigerung“.
„Wie kann man ihn seines Kommandos entheben, bevor die Untersuchungskommission ihre Ermittlungen an Bord aufgenommen hat??? Was ist denn mit der gesetzlich geregelten Unschuldsvermutung? „
Das geht, wenn die Ermittlungen einen hinreichenden Verdacht ergeben haben..
@T. Wiegold
Zunächst: Gut, dass Sie wieder da sind!!!
Ich erinnere mich noch sehr gut, wie Sie fachlich und sachlich die Informationspolitik des BMvg bei der letzten Bundespressekonferenz des damaligen Staatssekretärs Wichert analysiert und auseinandergenommen hatten. Wie beurteilen Sie denn die jetzigen Informationsstränge Miltär-Minister. Ist denn immer noch erheblich Sand im Getriebe, wenn man die Opposition und den Ausschuss gebetsmühlenartig hört, dass Informationen vorenthalten wurden? Wo ist denn das eigentliche Problem? Sind es denn nicht die Befindlichkeiten der militärischen Führung(Generalität und Admiralität), die Angst in den vorzeitigen Ruhestand versetzt zu werden aufgrund der bevorstehenden Reform der Bundeswehr? Oder sind es die Ängste eines Außenministers der Bundesrepublik, dass er zur Dispostion steht und deshalb vielleicht auch seinen Wehrbeauftragten kurz vor Veröffentlichung seines neuen Berichtes mit drei schwerwiegenden Fällen ins Rennen schickt, um den BMVg kalt zu stellen.
@polybos
Sehr guter Kommentar. Aber, ich bitte auch zu bedenken: 2 Todesfälle in seiner Besatzung innerhalb kürzester Zeit. Karnevalsfeier zwei Tage nach dem Unglücksfall, das permanente Problem des Teambuildings (Stammbesatzung-Ausbildungscrew). Deshalb Frage nach Innerer Führung, Fürsorge?
Ich gebe Ihnen Recht, er ist ein Seefahrer durch und durch, auch menschlich! Meines Erachtens trägt er aber die Verantwortung für seine Besatzung. Und, ich hätte erwartet vor alldem, dass er die Chance bekommt, sich über die gesamten Vorgänge zu äußern und dann die Konsequenzen zu tragen. Denn so ist er abgelöst (geopfert) worden aufgrund eines Artikels der BILD, der vorab dem Minister vorgelegt wurde(Angeblich)…
@Georg / Navy1995:
Dass eine Karnevalsfeier zwei Tage nach dem tödlichen Unfall einer Kameradin aus ethischer Sicht völlig unangebracht ist, müssen wir nicht diskutieren. Ich denke, dass Jeder dem zustimmen wird.
Allerdings darf man daraus keine voreiligen Schlüsse auf das Verhalten der Schiffsführung ziehen. In diesem Kontext ist es wichtig, die Sozialisation an Bord zu kennen. Diese ist äußerst komplex und für den Außenstehen nicht leicht nachvollziehen. Ich will es in einem kleinen Exkurs erläutern:
Die Fock besteht aus circa 260 Soldatinnen und Soldaten. Diese verteilen sich organisatorisch auf die Schiffsführung (Kommandant und Erster Offizier) und drei (Segel)Divisionen. Während die III. Division das Stammpersonal umfasst (u.a. Schiffstechnik, Bordlazarett, Kombüse), sind die I. und II. Division für das Bewegen der Segel zuständig. Sie gliedern sich dazu in je zwei Wach hälften, von der personellen Stärke und Zusammensetzung her vergleichbar mit einem Infanteriezug.
Die Besatzung ist über das gesamte Schiff verteilt untergebracht: Im vorderen Teil wohnen die Unteroffiziere und die Mannschaftsdienstgrade des Stamms. Sie schlafen in mehrstöckigen Betten und haben einen jeweils eigenen Aufenthaltsraum. In der mittleren Sektion haust der Lehrgang zusammen mit der Segelcrew. Dort befindet sich ebenfalls der große Gemeinschaftsraum. Geschlafen wird in Hängematten, die tagsüber in Lasten verstaut werden. Im hinteren Teil sind schließlich die Bootsleute und Offiziere, allerdings auf zwei unterschiedlichen Ebenen, untergebracht.
Zwischen dem vorderen, mittleren und hinteren Teil gibt es keinen direkten Durchgang. Ein Offizier kann nicht einfach so zu den Mannschaftsdienstgraden oder Unteroffizieren gehen, sondern muss Niedergänge herabsteigen oder verschiedene Schotten öffnen.
Unter den Mannschaftsdienstgraden gibt es – und das ist in der Bundeswehr sicherlich einzigartig – eine klare Hierarchie. Es gibt den Stamm (u.a. Pantrys, Heizer, Smuts), die Toppsgasten, die Alte Segelcrew, die Segelcrew, die Neue Segelcrew und natürlich den Lehrgang (im Herbst Offizieranwärter, im Frühjahr Offiziere). Jeder Neuankömmling, der nicht zum Lehrgang gehört, fängt in der Neuen Segelcrew an und gehört spätestens dann zur „richtigen“ Segelcrew wenn erneut Neue dazu stoßen. Der Übergang ist dementsprechend fließend. Krasser ist die Unterscheidung zwischen Alter Segelcrew (ASC) und Toppsgasten. Dabei handelt es sich um eine historische Bezeichnung sehr erfahrene Mannschaftsdienstgrade, denen inoffiziell bestimmte Privilegien eingeräumt werden (z.B. eigene Backskisten als zusätzlicher Stauraum, der auf einem Segelschiff bekanntlich begrenzt ist). Sie müssen aber Verantwortung übernehmen, z.B. das Einhalten von Ruhe und Sauberkeit in den Schlafräumen. Das sieht man sehr schön am Gemeinschaftsraum: Es gibt acht Tische, aber jeweils einer davon darf nur von Toppsgasten oder der ASC genutzt werden. Wird es eng, muss man die jeweiligen Kameraden fragen, ob man sich dazu setzen darf. Bis vor einigen Jahren war es so, dass sich die Toppsgasten aus der Segelcrew selbst rekrutiert haben. Wer mit den Toppsgasten gut auskam, gelangte in die ASC und wer noch besser mit ihnen gestellt war, hatte die Aussicht, Toppsgasten zu werden. Dieses Prinzip wurde vor einigen Jahren allerdings vom Decksmeister unterbrochen, indem er begann, selbst Toppsgastenanwärter zu bestimmen. Das passte den alten TG natürlich nicht, viele drohten mit Versetzung, getan hat es in diesem Zuge jedoch nur einer.
Das in der BILD-Zeitung publizierte Foto von der Karnevalsfeier fand im Bereich der Backen der ASC und der TG statt. Es müsste geklärt werden, ob diese Feier von der Schiffsführung überhaupt, und wenn ja vor oder nach dem Tod der Kameradin genehmigt worden ist. Dass sich nach Dienst ein Offizier in den Gemeinschaftsräumen der Mannschaften blicken lässt, ist recht unwahrscheinlich. Das hat weniger etwas mit mangelnder Dienstaufsicht zutun, sondern vielmehr mit Achtung der Privatsphäre der Mannschaften, die ohnehin sehr eingeschränkt ist. Folglich muss man auch fragen, ob diese Vereinbarung eventuell ausgenutzt worden ist.
Wie ich hier an anderer Stelle schon geschrieben habe, gibt oder gab es sehr viele Soldaten an Bord der Fock, die in ihrer gesamten Karriere nichts anderes als das weiße Segelschulschiff gesehen haben. Sie waren als Grundwehrdienstleistende in der Segelcrew, verpflichteten sich weiter und wurden Toppsgasten, übernahmen als Unteroffiziere dann die Funktion von Korporalen und sind heute Wachhälftenführer. Diese Kameraden sind unumstritten das Rückgrat hinsichtlich der Bedienung des Schiffes. Ihr über die Jahre erworbenes praktisches Fachwissen ist sicherlich größer als das jedes Segeloffiziers. Dennoch bleibt die Frage, ob diese ganzen verworrenen Hierarchieverhältnisse nicht letztendlich einer der Schwachpunkte der Fock waren…
@Navy1995
Ich bin doch schon seit August wieder da ;-)
Zu Ihrer Frage: lesen Sie sich mal die Mitschrift der Bundespressekonferenz vom 21. Januar durch. Da kommt schon ein wenig Erklärung…Ich würde, aus derzeitiger Sicht, nicht allein an Generale/Admirale und das AA diese Frage stellen…
@T.Wiegold
Danke für die Mitschrift. Ergebnis: „Es war schon immer so und wird so bleiben, verändern wird sich wohl kaum was“. Haarsträubend…
Würde dies einmal sich ändern, dann würden die teilweise unqualifizierten Kommentare in den einzelnen Online Portalen der Printmedien sich auf die Hälfte reduzieren und manche Vorwürfe, Intrigen etc. ganz wegfallen.
Und ich verweise auch auf die Aussagen des Ministers beim Zentrum Innere Führung: Die Verantwortung der Medien…
@ Polybos
Danke für diese tolle Beschreibung der Verhältnisse an Bord. Sie haben natürlich Recht, man soll über niemanden den Stab brechen, bevor man seine Version des Vorfalls kennt.
Wenn man diese Hierarchieverhältnisse mit den informellen Führern an Bord kennt, kommt es natürlich darauf an, dass sich gerade die älteren Mannschaftsdienstgrade der ASC kameradschaftlich und hilfsbereit dem Lehrgang und der Neuen Segelcrew gegenüber verhalten. Eine echte Führungsaufgabe für für die Bootsmänner und Offiziere den Umgangston mit Vertrauen, Respekt und Wertschätzung
jedes einzelnen Mitglieds der Besatzung zu fördern.
@ Polybos:
Vielen Dank für die Hintergrundinformationen.
@ T.W.
Das Beispiel zeigt einmal mehr: wenn es den Blog nicht gäbe müßte man ihn erfinden.
Man kann nur hoffen, dass die Massenmedien auch wieder mehr Sachinformationen, statt Spekulationen verbreiten.
@Georg:
Kameradschaft hat nichts mit Freundschaft oder persönlicher Sympathie gegenüber einem anderen zutun. Dementsprechend war auch das Verhalten der TG und ASC. Um das Verhalten nachvollziehen und bewerten zu können, muss man rational, d.h. mit gesundem Menschenverstand denken.
Man muss sich das so vorstellen:
Da kommen in drei Törns Offizieranwärter an Bord, von denen die meisten über noch keine nennenswerte militärische Erfahrung verfügt. Die „Soldatische Basisausbildung“, die die Kerninhalte der dreimonatigen „Allgemeinen Grundausbildung“ den Kadetten vermitteln soll, dauerte schließlich sechs Wochen. Jeder wird mir beipflichten, dass man in dieser Zeit auf keinem jungen Menschen einen richtigen Soldaten machen soll. Dies ist im weiteren Verlauf auch nicht Aufgabe der Gorch Fock.
Die OAs (ich pauschaliere, auch wenn es genügend Ausnahmen gibt) sind unerfahren und haben keinen richtigen militärischen Habitus. Dies trifft ebenfalls auf diejenigen zu, die zum zweiten und dritten Törn gehören und folglich ein oder zwei Module (Nautik und/oder Infanterie) bereits abgeschlossen haben.
Da sie in Flensburg in Zwei-Mann-Stuben hausten und sich zu viert eine Nasszelle teilten, sind die ersten Tage auf der Fock für die meisten sicherlich ein Kulturschock. In dieser Zeit lernen sich der Lehrgang und die Segelcrew kennen. Das Verhältnis zwischen den Soldaten ist somit neutral.
In den folgenden Tagen der Segelausbildung zeigt sich dann, wo Stärken und Schwächen sind. Die Offiziere und Bootsleute haben ihren Blick dabei vor allem auf die Gruppe als ganzes. Eine individuelle Betreuung kann nicht stattfinden. Das zeigt sich in den Segelwachen u.a. auch daran, dass der Wachoffizier auf der Brücke steht, der Wachhälftenführer sich mit den Korporalen im Leitstand unter der Brücke aufhält und die übrigen Soldaten um die beiden Seekasten an der Schiffsglocke sich drängen.
Aus Sicht der neuen Soldaten sind die TG und die ASC natürlich sowas wie Legenden. Sie kennen das Schiff von oben bis unten. Sie haben ganz klar eine Vorbild-Funktion. Die Problematik besteht meiner Meinung darin, mit dieser Verantwortung richtig umzugehen. Das betrifft aber nicht allein diese beiden Gruppen von Soldaten, sondern vor allem auch die Offizieranwärter. Wenn ich Geschichten höre à la „Ich bin später dein Vorgesetzter“ oder „In einem Jahr kann ich dir Befehle erteilen“, muss ich mir schon an den Kopf greifen. Da verwundert es nicht, dass viele heutigen Offiziere einen Groll gegen die TG und die ASC haben.
Zwischen ihnen und den weiblichen Soldaten kommt es hin und wieder auch zu Liebeleien. Dies wird man in keiner Sozialisation unterbinden können, aber ich kann mir vorstellen, dass es gerade die anderen, nicht derart privilegierten Soldaten in irgendeiner Weise stört. Dass es zu so einer geschmacklosen Wette gekommen ist, wie man in den Medien gelesen hat, verwundert mich nicht. Aber muss man deswegen eine Eingabe an den Wehrbeauftragten schreiben?
Erstaunlich finde ich dagegen die öffentliche Aufregung. Man könnte meinen, dass das Programm von RTL mit Sendungen wie „Das Dschungelcamp“ oder „DSDS“ abgestumpft hätte. War der vermeintliche Sex-Skandal nicht auch eher soetwas wie ein blöder Spruch? Glaubt man den Nachrichten, kam es zu keinem körperlichen Übergriff.
Ich habe derzeit das Gefühl, die überwiegend nicht gedienten Medienvertreter suchen übereilt nach irgendwelchen Vorwürfen, den Mythos dieses Schiffes zu beseitigen. Bei aller Kritik, die auch von mir kam, muss man doch sagen, dass das Konzept über die Jahre hin gestimmt hat. Missstände gibt es überall, aber die müssen nicht in der Öffentlichkeit ausdiskutiert werden, denn diese verfügt nicht über die notwendige Expertise.
@ Polybos:
Auch nach meinem – nichtseemännischen – Eindruck haben die Spannungen auf der Fock auch mit dem Ausbildungssystem zu tun. Die bisher „verhätschelten“ OAs treffen auf die klassische Welt der Fock. Die OA werden durch ihre Ausbildung zu einem abgehobenen Gehabe angeleitet. Gleiches gilt für die OA-Btle des Heeres (siehe auch Leutnantsbuch).
Einen aktuellen Einblick in die Ausbildung an der MSM gibt die aktuelle Ausgabe des MarineForums: http://www.marineforum.info/html/offz-ausb.html
Ich frage mich wie man NACH einer solchen „erlebnisorientieren“ Ausbildung an der MUS infanteristische Ausbildung durchführen soll. Die GrpFhr tuen mir leid. Wenn die Zügel zu Beginn locker sind, dann kann ich sie nicht mehr anziehen.
Ihr letzter Kommentar zeigt – interessanterweise -, dass es zwischen den 3 Törns kein spürbarer Unterschied auf der Fock besteht. Ich hatte die Hoffnung die MUS rettet noch das ein oder andere.
Unterm Strich ist es aber kein Fehler der OAs, sondern der Marine- und Bundeswehrführung, die der handwerklichen Grundlagen des Soldatenberufes keinerlei Bedeutung (mehr) beimißt. Am Beginn müsste (wieder) eine AGA stehen – außerhalb der MSM und gemeinsam mit Nicht-OAs. Dies gilt für alle TSK/OrgBer.
Im jetzigen System enstehen jedoch immer mehr Parallelwelten der einzelnen Laufbahngruppen.
Für alldas kann aber Kpt z.S. Schatz nichts.
@Memoria:
Ich teile Ihre Auffassung. Wir stehen damit aber nicht alleine. Viele Marineoffiziere, die ihre militärische Karriere noch an der MUS statt an der MSM begannen, beklagen die gleichen Punkte.
Als ich den zitierten Artikel in der Zeitschriften „marineforum“ bei Erscheinen gelesen habe, wusste ich nicht, ob ich lachen oder mich ärgern sollte. Um meine Reaktion zu verstehen hier einige Anmerkungen, die interessant sein dürften:
• Das so titulierte „infanteristische Highlight“ fand gänzlich ohne Waffen statt. Das Biwak auf den Ochseninseln glich mehr einem Camping-Ausflug. Die Ausbilder hatten Mühe damit, den fabrizierten Müll in Grenzen zu halten. Feuerstellen wurden nicht angelegt. Geschlafen wurde satte fünf Stunden in großzügigen Sechs-Mann-Zelten.
• Laut marine.de und dem NDR haben sich einige Gruppen beim Marsch verlaufen.
• Die Neuausrichtung der „Soldatischen Basisausbildung“ käme laut Artikel u.a. daher, dass fachliches Personal von außerhalb anderweitig gebunden wäre. Damit sind natürlich Marineinfanteristen gemeint. Ich vermute dagegen, dass die Marineschutzkräfte aus Eckernförde der MSM keine Soldaten mehr stellen wollten. Meine Hypothese: Die Ausbilder waren zu hart zu den Rekruten, so dass viele die Offizierausbildung abbrachen. Folglich muss es wohl zum Konflikt zwischen MSM und MSK gekommen sein, so dass letztere Dienststelle nicht mehr bereit war, Personal abzustellen.
Ich sehe das angesprochene „Gehabe“ als große Gefahr für die Bundeswehr. Und vor allem: Es ist eine selbstproduzierte Gefahr, die sich mit dem Leutnantsbuch mittlerweile manifestiert hat. Es fehlt meiner Meinung nach der Kontakt zu den unteren Dienstgraden. Ein guter Offizier muss wissen, was er von seinen Soldaten abverlangen kann. Aus diesem Grund muss er in ihre Bereiche reinschauen. Das kann er, weil er die verschiedenen Offizieranwärter-Ränge der jeweiligen Dienstgradgruppen durchläuft. Allerdings findet dies heute kaum noch mehr statt. Nur ROA und Offiziere ohne Studium bestreiten diesen Weg. Letztere haben aber nur geringe Karrierechancen, weil ihnen eben das Studium fehlt. Fatal.
Wenn ich es recht verstanden habe, läuft unsere Militärreform darauf hinaus, dass sich die Streitkräfte ihren (Offiziers-)-Nachwuchs auf dem Markt besorgen müssen. Kann das mikt dem bestehenden Offiziers-Ausbildung funktionieren? Kommt es häufiger vor, dass die Anwärter abspringen?
@Polybos
Ich muss da zustimmen, die Grundausbildung in der MUS war zwar auch nicht das ideale (das wäre meiner Meinung nach in der Tat ein komplettes erstes Jahr oder zumindest neun Monate nach Muster der ROA Werdegänge mit paralleler Ausbildung und Verwendung mit den „normalen“ Mannschaftsdienstgraden) aber es war immerhin eine militärische Grundausbildung mit Ausbildern die aus der Maus (Marineausbildungsbatallion) und den Marinesicherungsbatallionen kommandiert wurden. Hierbei handelte es sich meits um erfahrene 76er („Marineinfanterie“) Obermaate im letzten oder vorletzten Dienstjahr welche die Marine meist verliessen bevor die Anwärter höhere Dienstgrade erreichten. Das Umfeld (Infrastruktur mit 6-8 Mann Stuben, Gangtoiletten etc. in einem Kompanieblock aus den 1930ern) an der MUS war auch nicht geeignet zu „verhätscheln“ und die tägliche Sichtbarkeit für die Maaten- und Bootsmannslehrgänge die parallel liefen hatte auch disziplinierende Wirkung. All das fiel mit der „Basis“ weg.
Allerdings muss man einräumen das im Laufbahn- und Haushaltsrecht einige Probleme gegründet sind, da die Marine (und die Bundeswehr insgesamt) nicht mit den „Ausfällen“ (durch freiwilligen Rücktritt, Durchfallen in Lehrgängen etc.) kalkulieren darf, d.h. für jeden Anwärter gibt es entsprechende Offiziersdienstposten und jeder der ausfällt reisst eine Lücke in die Personalplanung. Eigentlich müsste die Marine selbst nach dem „anspruchsvollen“ Auswahlverfahren an der OPZ mit 20-30% Ausfall in den Ausbildungsgängen kalkulieren und entsprechend mehr OA’s einstellen dürfen, dies ist aber eben nicht zulässig. Dies führte zu Merkwürdigkeiten wie dass Navigation nicht mehr Sperrfach im Offiziergrundlehrgang ist, der „Hätschelei“ und einer gewissen Zurückhaltung bei Entlassungen wegen charakterlicher Nichteignung.
@Polybos:
Gut zu wissen, dass man nicht allein mit seiner Ansicht ist. Danke. Deckt sich auch mit meinen Infos aus dem Bereich der 76er, denen es irgendwann einfach zu blöd war…
Der „Infanterie-Ausflug“ kam mir ja schon im bericht seltsam vor, aber ohne Waffen und Großzelt? Damit ist ja auch klar welches Gepäck für den 9-Km-Marsch mitgeführt wurde…
Wenn man so anfängt, dann kann es nur zum Crash kommen.
Aber leider schaut man anscheinend weder im Leitungsbereich des BMVg, noch beim WB, im Verteidigungsausschuss oder in der Presse auf das ganze Bild. Aber dafür wären doch alle drei eigentlich da…
Stattdessen konzentriert man sich auf den kurzfristigen Medieneffekt.
Die Truppe hätte bessere Vorgesetzte und Begleiter verdient.
@TBR:
Eine Überplanung ist lösbar (Schülerstellen). Wenn sich z.B. die Inspekteure der TSK hierfür einsetzten würden. Aber die sind ja den ganzen Tag damit beschäftigt alles schön zu reden – und für etwas weiter oben wirklich eingesetzt, haben sie sich ja eigentlich eh noch nie.
Also: Bitte nicht hinter Paragraphen und Geld verstecken (Das machen schon genug Flagoffiziere den ganzen Tag).
Beides (Gesetze/ Verordnungen und Geld) sind in dieser Größenordnung lösbare Probleme. Gerade bei einer neuen Struktur (Klasse,statt Masse).
@TBR:
Eine denkbare Lösung wäre aus meiner Sicht, die Laufbahn der Reserveoffizieranwärter (ROA) zu stärken. Diese verpflichten sich für mindestens zwei Jahre. Nach der einjährigen Ausbildung zum Marineoffizier erfolgt die Verwendung in der Truppe, d.h. die Ausbildung auf möglichst dem Dienstposten, wo man sich nach der aktiven Zeit als Reservist beordern lässt.
Sollten zu viele OAs ihre Ausbildung abbrechen und dadurch sowohl Studiumsplätze als auch Dienstposten frei werden, ist es fortan möglich, diese durch geeignete ROA nachzubesetzen. Im gleichen Zug schafft man sich eine breite Basis an Reservisten, die laut Ministerium zukünftig mehr gefordert werden sollen.
Meiner Ansicht nach ist es für die Offizieranwärter keine Notwendigkeit, deren Karriere an der Marineschule Mürwik, der „alma mater“ aller Marineoffiziere, beginnen zu lassen. Die Bindung kann auch später erfolgen. Wichtiger erscheint mir doch eine fachlich fundierte Grundausbildung, wo man mehr lernt als geradeaus zu laufen und zu grüßen. Überspitzt könnte man sagen, die sechswöchige „Soldatische Basisausbildung“ bereite die OAs lediglich darauf vor, bei der prunkvollen Vereidigung einen möglichst guten Eindruck zu machen.
@Memoria
Es geht um die Einstellungszahlen, diese sind direkt mit der Personalstruktur verknüpft. Aus der Anzahl der Offiziersplanstellen in den jew. Besoldungsstufen ergibt sich zwangsweise die Anzahl der einstellbaren OA’s. Dass diese meist die ersten 4-6 Jahre auf „Schülerstellen“ sind ändert daran nichts.
@Polybos
Ja, eine Stärkung der ROA-Ausbildung würde helfen.
@polybos, memoria, tbr: Ich teile Eure Ansichten und Einschätzungen in allen Punkten! Ihr sprecht genau das an, was auch ich denke!
Zu den Einstellungszahlen:
1999: 200
2010: 240
Doch das „Hochschrauben“ der eingestellten OA begann schon ca. 2002 als man feststellte, dass zu viele OA bis zum Ende des Studiums den Dienst quittiert haben.
In meiner eigenen Crew waren nach dem Studium noch ca. 100 übrig, die alle Ausbildungsabschnitte erfolgreich durchlaufen hatten … in anderen Worten 50% des Jahrganges waren irgendwo zwischen Grundausbildung und Diplom hängen geblieben …
Dies führte schnell zu einer Aufstockung der jährlichen Quote um die oben geschilderten 20% … ferner wurden – wie schon oben durch die Kameraden erwähnt – unterschiedliche Sperrfächer in der Ausbildung aufgehoben – unter anderem „Navigation“ und „nautische Gesetzeskunde“ (!!!) … bei angehenden Marineoffizieren !!!
Auch war die Crew VII/99 eine der letzten, die noch durch 76er in der heimeligen Atmophäre der MUS – Details wurden auch schon oben geschildert – ausgebildet wurden … wenn auch eine verkürzte AGA, so kam es doch einer „normalen“ Grundausbildung noch sehr nahe … inklusive zweier Biwaks und anschließendem Rückmarsch mit voller Ausrüstung und mit Stationsausbildung über 20km … und man soll es kaum glauben, es hat Spaß gebracht, es war eine Herausforderung … wie aber auch hier schon vermutet wurde, waren wir dann auf der GoFo auch nicht mehr so arg geschockt, der Ton war eben wie in der Grundausbildung und statt 8-Mann-Stube, gab es halt ein 40-Mann-Deck mit Hängematten … und keinen wirklichen Kulturschock!
@TBR:
Was ich damit sagen will: Das Problem ist ein bürokratisches; das duch konsequentes Eintreten der Admralität/ Generalität lösbar wäre.
Ein Personalstrukturmodell (PSM) sieht jeweils immer Schülerstellen vor. Diese wiederum sind im Rahmen der PSM „Verhandlungssache“. Zudem kann ich ja auch die zukünftige Zahl der Dienstposten A11 aufwärts verschlanken.
Wenn auf dieser hohen Ebene die Einsicht einziehen würde, dass man bei einer guten Ausbildung einen gewissen Schwund hinnehmen muss, dann wäre das schnell gelöst. Somit wären ROA-Umwege nicht zwingend notwendig. Noch einfacher wäre es natürlich wenn die Personalwerbung und -auswahl schon vorher besser aussieben würden und somit ein geringerer Gesamtansatz notwendig wäre.
Das Problem dabei: Die Inspekteure interessieren sich für anderes…
@Memoria
Ja, Schülerstellen sind Teil des Pools doch dessen Gesamtgrösse (Anzahl an Planstellen in der Bundeswehr) ist fix und auf höchster Stelle politisch bestimmt und das Verhältnis Schülerstellen zu normalen Planstellen wird durch die Haushälter überwacht.
Wie ich schon weiter oben angedeutet habe gibt es aber auch massive „Qualitätsprobleme“ beim Bewerberaufkommen. Die „offiziellen“ Statistiken sind bewusst so gestaltet dass sie nicht historisch vergleichbar sind, aber während in meinem Bewerberjahrgang noch zehn Bewerber auf eine OA Stelle (über alle TSK) kamen waren es 2008 und 2009 etwas weniger als vier Bewerber pro Stelle. Rechnet man ein dass der Pool möglicher Bewerber seitdem durch die Zulassung von Frauen und zivilen ungedienten Realschulabsolventen mit Berufsabschluss (diese bekommen einen meist einjährigen Qualifizierungslehrgang vor dem FH-Studium an der UniBw München) massiv vergrössert wurde und dass eher die Leistungsspitze mit mehr Alternativen als erste aufhört sich zu bewerben wird der Grund für die aktuellen Qualitätsprobleme deutlich. Dies hat nur sehr bedingt mit irgendwelchen gesellschaftlichen Entwickulngen sondern viel mehr mit dem gut verschleierten Versagen der Nachwuchswerbung zu tun.
@Mariner
Das Problem setzt sich in der Retention fort. In meinem Geburtsjahrgang gab es weniger als 90 Zeitoffizieren welche die Grundbedingungen für die BS-Übernahme erfüllten (abgeschlossenes Studium oder Hochwert- (Flieger-) ausbildung und erste Beurteilung auf einem förderlichen Dienstposten), da gab es noch nicht einmal genügend qualifizierte Bewerber um alle Stellen zu füllen weil sich zu wenige von diesen ernsthaft bewarben. Dazu kommt noch dass bei Zeitoffizieren mit hoher Qualifikation (Ingenieursstudium und/oder zusätzlicher berufsorientierter Abschluss im Zweitstudium über BFD) die Alternativen im heutigen Arbeitsmarkt sehr gut sind, was zu einem überproportionalen Anteil an Pädagogen und anderen Geisteswissenschaftlern unter den Stabsoffizieren führt.
Ich möchte dies nicht als Kritik an aktuellen BS verstanden sehen, auch in meiner Crew wurden echte Leistungsträger mit exzellenten Qualifikationen Berufsoldat, aber die Übernahme zum BS ist derzeit für diejenigen die die Grundbedingungen erfüllen in keiner Weise kompetitiv und viele die diese nicht erfüllen (abgebrochenes Studium, keine förderliche Verwendungsperspektive etc.) haben dadurch Chancen übernommen zu werden. Auf der anderen Seite bemühen sich zum Teil schon Jahre vor Dienstzeitende Headhunter um die ins Zivilleben ausscheidenden SaZ Offiziere. Bringt man da noch als Zutat den seit Ende der Neunziger ungebrochenen aus verschiedenen Quellen gespeisten allgemeinen Bundeswehrfrust hinein ergibt sich ein erschreckendes Bild. Ein gefühlt unwürdiger Umgang mit einem bekannten und geschätzten Offizier wie Kap’tän Schatz ist da nicht hilfreich.
1. Als RO kann ich einer Stärkung der ROA-Laufbahn nur zustimmen. Ich kenne viele Abiturienten, die immer begeistert waren, als ich ihnen von meinem Ausbildungsgang erzählt habe. Im schlimmsten Fall gewinnt man einen Haufen Multiplikatoren, aber nach eigener Erfahrung entscheiden sich auch immer so um die 20%, bei der BW zu bleiben. Und diese haben dann(zumindest im Heer), eine weniger verschulte Ausbildung, eine militärische Ausrichtung und mehr bezog zu den eigentlichen Aufgaben eines Soldaten.
2. Endlich habe ich es gefunden, den Eintrag würde ich auch gern ins SPON-Forum stellen:
Quelle – Wiki
„For conspicuous gallantry and intrepidity at the risk of his life above and beyond the call of duty as Commanding Officer, USS Liberty (AGTR-5) in the Eastern Mediterranean on 8–9 June 1967. Sailing in international waters, the Liberty was attacked without warning by jet fighter aircraft and motor torpedo boats which inflicted many casualties among the crew and caused extreme damage to the ship[insgesamt 34 Tote und weit über 100 Verwundete]. Although severely wounded during the first air attack, Captain (then Commander) McGonagle remained at his battle station on the badly damaged bridge and, with full knowledge of the seriousness of his wounds, subordinated his own welfare to the safety and survival of his command. Steadfastly refusing any treatment which would take him away from his post, he calmly continued to exercise firm command of his ship. Despite continuous exposure to fire, he maneuvered his ship, directed its defense, supervised the control of flooding and fire, and saw to the care of the casualties. Captain McGonagle’s extraordinary valor under these conditions inspired the surviving members of the Liberty’s crew, many of them seriously wounded, to heroic efforts to overcome the battle damage and keep the ship afloat. Subsequent to the attack, although in great pain and weak from the loss of blood, Captain McGonagle remained at his battle station and continued to conn his ship for more than seventeen hours. It was only after rendezvous with a United States destroyer that he relinquished personal control of the Liberty and permitted himself to be removed from the bridge. Even then, he refused much needed medical attention until convinced that the seriously wounded among his crew had been treated. Captain McGonagle’s superb professionalism, courageous fighting spirit, and valiant leadership saved his ship and many lives. His actions sustain and enhance the finest traditions of the United States Naval Service.“
Das ist natürlich ein herausragendes Beispiel, aber eines, an dem ich künftigen Offiziernachwuchs eher messen würde.
McGonagle? So heißt doch auch die Verwandlungzauberlehrerin in Hogwarts! Ok, off topic, aber bemerkenswert.
Und noch mehr total Schockierendes von SPON:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,740870,00.html
Es bestärkt mich einmal mehr in der Ansicht, dass nicht wenige Leute zur Bundeswehr kommen ohne Soldaten werden zu wollen.
Interessanterweise herrscht meist auf den Schiffen ein „guter Geist“, auf denen a) der Kommandant/IO bei Verfehlungen durchgreifen und b) die Besatzung „mitgenommen“ wird, d.h. keine Schikane, sondern einfach Leistung begründet einfordern.
Beides scheint hier gefehlt zu haben, wenn auch nur ein Bruchteil der Medienberichte wahr ist. Und dazu muss ich sagen, dass sich dann wohl auch auf der Gorch Fock in den letzten 12 Jahren einiges zum Negativen verändert hat. 1998 war die Ausbildung zwar auch gefühlt „hart“, aber nicht schikanös. Was die Vorwürfe der sexuellen Belästigung angeht, bin ich nicht verwundert, sondern befürchte, dass sich die Masse als wahr herausstellen wird und im Zuge der Ermittlungen auch noch deutlich mehr ans Tageslicht kommen wird.
@Memoria:
Das würde ich so nicht sagen. Selbst wenn sie sich nur des Studiums wegen für diesen Weg entschieden haben, müssen sie sich unweigerlich militärisch sozialisieren. Wer dies nicht kann oder will, der geht in der Regel im ersten Halbjahr.
@MFG:
Natürlich sind die Medienberichte wahr. Daran würde ich keinen Zweifel lassen. Allerdings ist die Frage, inwieweit übertrieben wurde. Plötzlich klingt jede Handlung, die ein Offizieranwärter an Bord durchführen musste, wie das erdenklich schlimmste, was man einem jungen Menschen in einer Demokratie antun musste. Überspitzt könnte man sagen, dass sich die Kadetten am Ende des Tages noch darüber beschweren, dass sie Uniformen tragen mussten.
Beim Vorwurf der sexuellen Belästigung handelt es sich meiner Meinung nach „lediglich“ um einen blöden Spruch. Zu einer Handlung ist es nach dem Bericht des Wehrbeauftragten schließlich nicht gekommen. Es war von der Stammbesatzung nicht die feine Art, aber muss man deswegen den Dienstweg umgehen und sich beim Wehrbeauftragten beschweren? Und warum ist es unzumutbar, mit Zahnbürsten zu putzen? Ich kann man auch an eine Reihe gehasster Aufgaben im Bereich des Reinschiff erinnern. Sei es das Auswischen der Wassergräben oder das Polieren der Wasserhähne in den Sanitäranlagen.
@ paulum
Da Sie die USS Liberty zitieren, muss auch deren Geschichte kurz erwähnt werden.
Ein US-Aufklärungsschiff, neutral gestaltet, wird während des 6 Tage Krieges von Israel massivst angegriffen. Warum ?
Bis heute halten sich hartnäckig Gerüchte, das die USS Liberty mit ihren Sensoren israelische Kriegsverbrechen während des 6-Tage Krieges dokumentiert hatte und die Israelis alle Beweise dadurch vernichten wollten, indem sie das Schiff mitsamt der gesamten Besatzung töten und versenken wollte.
Interessant in diesem Zusammenhang sind die Presseberichte über den Unifil-Einsatz der deutschen Marine vor der Küste des Libanons. Auf ein deutsches Flottendienstboot wird durch israelische Kampfjets im Tiefstflug ein Scheinangriff auf das Boot durchgeführt. Was hat sich in diesem Moment wohl der Kommandant gedacht ?
Der Kommandeur der Unifil-Flotte wird durch israelische Kampfjets daran gehindert mit dem Hubschrauber von der Fregatte abzuheben. Was wäre passiert wenn der Kommandeur der Fregatte darauf hin vom Surveillance-Radar auf Zielverfolgung (Lock-On) umgeschaltet hätte ? Der Lock-On gilt als „hostile act“, als feindliche Handlung, aber die Israelis dürfen Scheinangriffe auf deutsche Schiffe fliegen. Dies alles in einer von der UN gewünschten Friedensmission.
Danke, dass Sie die USS-Liberty erwähnt haben, mir war der Name des Schiffes ebenfalls nicht mehr bekannt.