Tod und Verwundung jugendfrei
Das wird ein großer Spaß. Inzwischen scheint klar, dass ab dem kommenden Jahr der neu gefasste Jugendmedienstaatsvertrag gilt, der auch für Online-Angebote eine Altersklassifizierung und gegebenenfalls -beschränkung vorsieht. Das ist ohnehin verwirrend genug, und ich hoffe, dass ich nicht womöglich Sendezeiten (!) für Augen geradeaus! einrichten muss…
(Ein wenig lässt sich die Verwirrung ahnen, wenn man den Fragenkatalog der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter dazu und die Berichterstattung von Heise durchliest.)
Ich muss natürlich zu einer Einschätzung kommen, ob meine Inhalte jugendfrei sind oder ob ich womöglich eine Altersbeschränkung einführen muss. Dafür, hab‘ ich mir überlegt, schaue ich mir sehr genau die Seiten von Bundeswehr, Bundesverteidigungsministerium und den Teilstreitkräften an. Da hab‘ ich dann doch eine Orientierung. Interessant wird ja dann die Frage, ob irgendwelche Juristen einen Bericht mit der Überschrift Tod und Verwundung gehören jetzt dazu als nicht jugendfrei eingestuft sehen wollen…
(Die Politiker, die diese Neuregelung vorangetrieben haben, haben entweder ihre Gründe – oder keine Ahnung. Ich verzichte hier mal drauf, sie zu benennen, das lässt sich ja im Netz leicht nachlesen. Solange es noch nicht altersbeschränkt ist.)
Nachtrag: Aus der Vielzahl der Internet-Seiten zu diesem Thema nur eine zum Lesen empfohlen: Ein Jurist auf dem Fachblog des Beck-Verlags: Jugendmedienstaatsvertrag und Altersfreigabe im Internet
Nachtrag 2: Vielleicht muss ich dann dieses Plugin installieren…
Letzteres, gehen die meisten doch bei Datenautobahn davon aus das diese vierspurig ist :-(
Wer träumt als Mann nicht davon aktiv an einem Medium mitzuwirken was FSK 18 ist :)
Zitat:
„Die Politiker, die diese Neuregelung vorangetrieben haben, haben entweder ihre Gründe – oder keine Ahnung.“
Ich befürchte, sie wissen genau, was sie tun.
Ich war immer der Meinung, das in einem freien Land mündige Bürger ihre Informationen frei untereinander austauschen dürften.
Traurig, dass das „Land der Dichter und Denker“ mittlerweile nach und nach in die gleiche Zensur abrutscht, die wir schon seit Jahren bei anderen Ländern (USA, Japan, Korea) so mißbilligen.
Es ist immer noch Aufgabe der Eltern, ihre Kinder so zu erziehen, das sie „richtig“ und „falsch“ unterscheiden können-und es ist ebenfalls Aufgabe der Eltern, dafür Sorge zu tragen, das ihre Kinder die aufgestellten Regeln (und Gesetze) auch einhalten.
Schade, das der Staat uns als seine Bürger erneut entmündigt…..Das bestätigt mich nur in meinem Entschluß, diesem Land den Rücken zu kehren-und mich nicht mehr umzudrehen…
Nein, es ist das böööööse Internet, was das alles verursacht – deswegen müssen wir die Kinder schützen…
Hat sich da wieder jemand das Internet ausdrucken lassen? Viel Spaß an alle zufällig anwesenden Verwaltungsrechtler ;)
Es geht halt immer noch etwas mehr staatliche Bevormundung. Ist Ihr Internetauftritt eigentlich barrierefrei, CO2-neutral, antidiskriminierungssicher, kultursensibel und gender-gemainstreamt? Auf den Photos sehe ich auffallend viele weiße heterosexuelle Männer, die möglicherweise auch Raucher sein könnten.
P.S. Andere Blogger zogen es unter diesen Bedingungen vor, anonym zu bleiben und anonyme Domains in den USA zu nutzen. Auch wenn man persönlich nicht anonym bleiben möchte, kann man diese Option nutzen, wenn man sich bestimmter Konstrukte bedient.
Gott sei Dank besteht die Welt nicht nur aus studierten…..sonst wäre die Menschheit vermutlich schon ausgestorben-weil diese sich selbst verboten hätten…..schließlich ist die Menschheit soo gefährlich…..
:-(
@huey
Tim Berners-Lee (für die die es nicht wissen der Erfinder des Internets) war ja auch Ing. am CERN. Ohne ihm gäbs das Internet so warscheinlich nicht.
Das Internet war, ist und wird immer ein Selbstläufer ohne Kontrolle sein, andernfalls richtet es sich sebst zu grunde.
Und wo wir schonmal bei Freiheit im Web wären:
http://faz-community.faz.net/blogs/netzkonom/archive/2010/11/29/tim-berners-lee-facebook-schadet-der-freiheit-im-web.aspx
Huch der gute Prof. Hoeren. :-)
Einer der wenigen Rechtsgelehrten in Deutschland der noch seinen gesunden Menschenverstand zu nutzen weis.
Aber was nutzt der einsame Rufer in der Wüste ??
In den USA ist das Internet zensiert? Noch nie gehört. Wenn man mal ein bisschen die Medien vergleicht, wird deutlich, dass das Fernsehen weitaus verheerender auf die Köpfe wirkt, als Internetinhalte… Dort wird man doch schon im Kindesalter an Gewaltdarstellungen gewöhnt. Dabei ist es nicht unbedingt ausschlaggebend, dass das A-Team immer daneben schießt. ^^
Wieder eine Grundsatzdiskussion. Wollen wir uns die Eigenverantwortung weiter abtrainieren? Den Fernseher kann ich abschalten. Ich könnte meinen Kindern auch den Zugang zum Internet verwehren, bzw. diesen mit eigenen Regeln ausstatten. Dazu brauche ich keine Politiker, die ganz offenbar Langeweile haben.
Langsam wirds öde in meinem geliebten Land. Dennoch:
@ Huey
Ich könnte nie auswandern ^^ Komme was wolle. Das ist mein Land. Und selbst wenn sich die Hölle auftut, überlasse ich es doch nicht dem Mob!
Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Ein Jurist mit eigenem Blog hat sich dazu sehr verständlich geäußert.
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/12/01/warum-blogger-gelassen-bleiben-konnen/
@Niklas
d`accord :-)
@ Herr Wiegold :
Trotz der von Ihnen beschriebenen Vielzahl an Informationen über das Thema JMStV, möchte ich Ihnen den Beitrag von Rechtsanwalt Udo Vetter in seinem lawblog.de wärmstens empfehlen. Herr Vetter hat das komplexe Problem auf die praktische Umsetzung in Blogs herunter gebrochen.
Sie werden möglicherweise feststellen, dass Sie gar keine Maßnahmen werden treffen müssen.
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/12/01/warum-blogger-gelassen-bleiben-konnen/
@T.wiegold: Keine Panik. Ich verweise hier nur auf den lawblog von Udo Vetter. Der hat sich Zeit genommen um mal etwas Klarheit reinzubringen.
Es kann also weiter gehen! :)
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/12/01/warum-blogger-gelassen-bleiben-konnen/
@Christian:
Nicht der „Erfinder“ des Internets – Erfinder des HTML und WWW, ja. Aber das Internet ging aus dem ARPAnet des US DoD hervor… Berners-Lee hat das Internet lediglich für „sein“ WWW instrumentalisiert.
@Hr. Wiegold:
Alternativ schieben Sie Ihren Blog einfach auf einen Server ausserhalb Deutschlands. Die Zensur-Wut der deutschen Politik im Internet war schon immer Lächerlich und sämtliche Konzepte („Zensursula“) waren weder durchdacht noch in irgendeiner Form wirklich durchsetzbar. Das kann man auch gerade sehr schön am aktuellen Fall Wikileaks betrachten: Die mächtigste Nation mit der grössten Anti-Terror und Kriegsmaschinerie ist nicht Fähig Wikileaks „abzuschalten“. Warum also sollten ausgerechnet die Deutschen das hinbekommen? ;-)
Viele Grüsse aus Helsinki!
@all
Ich will ja wirklich nicht unken, aber es gibt in diesem Land eine Spezies, die sich an diesen Unsicherheiten eine goldene Nase verdienen.
Aus eigener Erfahrung weis ich, das die Komplexität des Thema`s den einen oder anderen Animieren wird sich über die Gelddruckmaschine UWG Geld zu verdienen.
Und dann kostet es Zeit, Geld und Nerven.
Der berühmte Anwaltssatz „Kriegen wir schon ..“ beinhaltet nicht die erledigung des Problems, sondern das Geld des Klienten.
[Blockquote]
„Ich wage nach einem langen Berufsleben in der Justiz, wenn ich gefragt werde, den Ausgang eines Prozesses nur noch nachdem im ganzen System angelegten Grundsatz vorauszusagen: Nach der Regel müßte er so entschieden werden; aber nach einer der vielen unbestimmten Ausnahmen und Einschränkungen, die das Recht kennt, kann er auch anders entschieden werden. Das genaue Ergebnis ist schlechthin unberechenbar geworden. Allenfalls kann man mit einiger Sicherheit sagen: Wenn du meinst, du bekommst alles, was dir nach deiner Überzeugungzusteht, irrst du dich. Ein der Entlastung der Gerichte dienlicher Rat könnte bei dieser Lage der Dinge sein: Führe möglichst keinen Prozeß; der außergerichtliche Vergleich oder das Knobeln erledigt den Streit allemal rascher, billiger und im Zweifel ebenso gerecht wie ein Urteil. Das heisst in allem Ernst: Unter den in der Bundesrepublik obwaltenden Verhältnissen von den Gerichten Gerechtigkeit zu fordern, ist illusionär.“
Bundesverfassungsrichter a.D. Prof. Willi Geiger. Karlsruhe. In einem Beitrag in der „Deutschen Richterzeitung“, 9/1982, S. 325
[/Blockquote]
Soviel dazu…
@Patrick
und wenns ganz schlimm kommt ziehen wir den Blog eben ins Freenet um, oder er bekommt nen Tor-Knoten.
Wikileaks hat ja auch noch diese Wege falls man den Web-Frontend abschalten sollte.
Aber so weit ist es ja Gott sei dank noch nicht.
@ StFwdR
Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand? :)
Naja. Auch Juristen haben ihre Daseinsberechtigung… Manchmal nervts aber echt ^^
Na ja aus privater Erfahrung kann ich sagen nerven würde ja noch gehen, aber die Kosten sind mehr als ärgerlich und in manchen Bereichen absolut unvermeidlich.
Der Begriff des „digitalen Analphabetentums“ scheint mir zur Beschreibung der offensichtlichen Inkompetenz unserer politischen Führung angemessen zu sein.
@S.W
Aber nur sehr wohlwollend. :-)
@StFwdR
Ich will ja nicht unnötig provozieren.