In Westen was Neues
Zum Schreiben komme ich im Moment nicht so recht. Dafür habe ich auf die Schnelle ein Video gedreht: Ein Vergleich der Splitterschutzwesten von Bundeswehr und U.S. Army – vor dem Hintergrund, dass immer wieder Klagen laut wurden, die Amis hätten die bessere Weste…
(Für den Dreh herzlichen Dank an David Baley)
Danke! Solche Einblicke sind sehr interessant. Gibt es auch Belastungstests – also Splitterschutzwirkung/Klingenschutz/Tragekomfort über längere Zeit usw.?
In diesem Video sieht man ab 1:40 wie der quick release funktionert: http://www.youtube.com/watch?v=OgHoaoNeuE8
Verständlich dass der Soldat nicht wollte das Herr Wiegold das ausprobiert! :D
Tja, das Gras ist halt immer grüner auf der anderen Seite des Zaunes ;o)
Aber es handelt sich nicht um eine Splitterschutzweste, sondern um eine ballistische Schutzweste oder auch beschusshemmende Weste.
Des weiteren ist es eine sog. IdZ-Weste und somit eine von z. Z. drei Modellen die in der Truppe verwendet werden.
Es ist natürlich immer bequem zu sagen, das Gras des Nachbarn sei grüner. Gerade in der Truppe ist diese Unsitte weit verbreitet. Auch unsere amerikanischen Kameraden kochen nur mit Wasser. Ich kenne die US-Spli nicht en Detail, jedoch kann man im Video gut erkennen, dass unsere mit zusätzlichen Schulterschützern ausgestattet ist. Diese verringern die Gefahr des Eindringens eines Schrapnels von der Seite durch die Schulter in den Torso erheblich.
Ich bin ja kein Fachmann aber auf dem Video sieht es schon so aus als ob die deutsche Weste einfacher anzuziehen ist, die amerikanischer dafuer ein paar zusaetzliche Millimeter schuetzt.
Sehr schön, gute Info. Ruhig mehr solche Videos!
(Natürlich hätt ich nun wirklich gerne gesehen, wie Du den Griff ziehst… ab ungefähr 1:50 zieht der Sergeant hier den Griff http://www.youtube.com/watch?v=GV0poh26b_s)
Auch Amerikaner sind nicht zufrieden mit ihren Sachen
http://www.youtube.com/watch?v=qyc1Os0rpeI
http://www.youtube.com/watch?v=KB7SNq_ToWc
Welche Nation hatte der Presseoffizier? ;-)
Die amerik. Weste in dem Video hatte auch keine Schulterpolster. ;)
Notabwurf is ja super und Klett eigentlich auch ein Vorteil, aber da ein Soldat mit seinem Material zu üben hat (haben sollte), dürfte schnelles an- und ablegen mit der IdZ-Weste kein Problem sein (dürfen).
War nicht ein wesentlicher Punkt der Kritik an der Schutzweste die Kombination mit der fehlkonstruierten Schulterstütze des G 36?
Ohne Schutzweste ist schießen mit G36 OK, mit Schutzweste, egal welche ab einer gewissen Schutzstufe, ist es nicht mehr stimmig…
Ein weiteres Argument, das G 36 gegen das HK417 zu tauschen … dann hätte die Truppe auch wieder ein vernünftiges Kaliber…
Dazu kommen die Klettverschlüsse an den Schultern, wo man nun mal auch mit der Schulterstütze rumfuchtelt und die dahinter liegenden Polsterungen. Das ist bei der US-Weste in meinen Augen eindeutig besser gelöst. Obwohl es sich hierbei eher um ein rein haptisches Problem handeln, es spielt eine Rolle.
Grundsätzlich scheint mir bei der BW-Beschaffung ein Problem im Denken in Strukturen, Kombinationen und Systemen vorzuliegen, gerade bei der Infanterie-Ausrüstung. Jeder einzelne Ausrüstungsgegenstand mag ja für sich durchaus gut und stimmig sein, in Kombination mit anderen Ausrüstungsgegenständen oder Fahrzeugen/Hubschraubern wurde dann aber vieles nicht bedacht und passt nicht zusammen.
Da sind andere Nationen besser, vor allem weil sie schneller und pragmatischer bei der Behebung entdeckter Probleme agieren.
Die Schulterstütze des G36 ist keine Fehlkonstruktion. Das G36 wurde in den 90er Jahren entworfen als SK4 Westen noch nicht Standart waren. Deshalb ist die Schulterstütze zu lang, bei verwendung selbiger. Dieses Problem wurde schon längst gelöst, in dem massenhaft kürzere Schulterstützen schon vor Jahren beschafft wurden. Mit Idz-es wird es eine längenverstellbare Schulterstütze geben (obwohl mir das Design überhaupt nicht zusagt und die Wangenauflage sehr unglücklich ist.)
Das G36 gegen ein HK417 zu tauschen, wäre überhaupt kein Argument sondern schlicht eine nicht durchführbare und zusätzlich schlechte Entscheidung. Das Kaliber 5,56 NATO hat seine Vorteile und Schwächen. 7,62NATO hat seine Vorteile und Schwächen. In dem noch dieses Jahr die Infanterie mit 526 DMR Gewehren (Ein Schütze pro Gruppe) in 7,62NATO (wahrscheinlich HK417) ausgerüstest werden, hat man eine sinnvolle Arbeitsteilung für die Kaliber etabliert, ohne Lücken entstehen zu lassen, welche die Verwendung nur eines einzigen Kalibers mit sich bringen würde.
Zur BW Beschaffung:“Zu viele Köche verderben den Brei.“
@Bang50:
Habe auch letztens gelesen, dass die Truppe in Afghanistan auch wieder auf das G3 zurückgegriffen hat, wenn Lehmwände mit der 5,56mm-Patrone nicht zu durchschlagen waren.
Ist bekannt, ob die Truppe in Afghanistan flächendeckend mit dem G3 ausgerüstet ist, oder ob es sich bei meinem obigen Beispiel nur um einen Einzelfall handelte?
@ Bang50 | 26. August 2010 – 13:38
Danke für Ihre offenbar sachkundige Antwort.
Die Tatsache, dass man bei der Schulterstütze zuerst die Bruchneigung beheben musste, dann dazu gezwungen war, die Länge zu korrigieren und erst Jahre später mit einer längenverstellbaren Schulterstütze rauskommen, die auch umstritten ist, deutet für mich daraufhin, dass es sich bei diesem Schulterstützen- Konzept um eine Sackgasse handeln könnte.
Aber wie in den USA bei der falschen Kaliberentscheidung für die Infanterie (so ca. 1950ger Jahre), so wird sich vermutlich auch in Deutschland nicht der Mut finden, grundsätzliche Entscheidungen aus der Vergangenheit konstruktiv in Frage zu stellen.
Beim HK416/HK417 hat sich der Hersteller ja auch wieder für ein anderes Konstruktionsprinzip entschieden, um es mal kaliberunabhängig zu halten.
Es ist nicht wirklich eine Glanzleistung der BW-Beschaffung, in den 1990iger Jahren nicht abzusehen, dass Schutzwesten und andere Ausrüstungsgegenstände für zukünftige Soldaten relevant sind. Viel fataler äußert sich das ja bei in der Beschaffung befindlichen Boden/Luftfahrzeugen. Können zukünftig nur noch schmächtige Zwerge Soldat werden, weil mehr nicht mehr passt oder der Sitz zusammenbricht?
Zur Kaliber-Diskussion
Braucht man wirklich zwischen 4,6 x 30 und 7,62 x 51 noch ein „Zwischenkaliber“, das dann für die einen Einsatzszenarien schon wieder recht unhandlich ist und für alles andere einfach zu wenig dahinter hat? (Wäre dann nicht 4,73 x 33 mm das idealere ;-) )
Nur weil die USA als größte Nato-Nation sich beim Kaliber vor Jahrzehnten falsch entschieden haben, muss das doch die Bundeswehr nicht auch noch nachmachen.
Wenn ich mir allein anschaue, dass gegenwärtig in der Not wieder G3 ausgegeben werden …
Das G3 sowie wenige G3SG1 wurden als Zwischenlösung aus den Magazinen geholt, um als DMR für einen Schützen in der Gruppe zu dienen. Dabei ging es weniger um die dubiosen Lehmmauern, welche in den Medien immerwieder gerne als Argument genommen werden (mir wäre nicht bekannt das es eine deutsche DIN standart Lehmauer in Afg. gäbe, die zu 100% von 7,62mm durchschlagen wird, aber von 5,56mm nicht), als vielmehr um die Steigerung der effektiven Reichweite und Präszison über diese größere Distanz.
Diese G3 haben jedoch keinen einheitlichen Rüstzustand und sind z.t auf persönliches Betreiben hin modifiziert worden.
Es wurde jedoch schnell klar, das die Waffen ihren Zenit erreicht haben und auch konstruktiv nicht für präzise Einzelschüsse über 500m hinaus geeignet sind.
Deshalb wurde die Beschaffung von 526 präzisen Halbautomaten beschlossen (wahrscheinlich HK417) um die Lücke im DMR Bereich zu schließen. Die ersten Gewehre werden noch Ende dieses Jahres in Afg. sein. Zuvor muss jedoch eine DMR Ausbildung in Deutschland erfolgen, um den Soldaten überhaupt die Fertigkeiten an die Hand zu geben, das Potential ihrer Waffe auf große Distanzen nutzen zu können.
Das G36 war sicherlich die richtige Entscheidung für die BW. Wie jede Waffe unterliegt sie der fortschreitenden Entwicklung (auch das G3 wurde über seine gesamte Dienstzeit modifiziert). Dabei ist die G36 Platform modular genug, um an fast jeden Wunsch des Kunden angepasst zu werden. Diese Anpassung vorzunehmen, ist wie schon eben beschrieben ein ständiger Prozess.
Ich will es vielleicht an einem kleinen Beispiel verdeutlichen.
Als man das G36 entwickelte, war noch nicht absehbar das picannty rails einmal eine so große Rolle spielen werden so dass der Handschutz irgendwann einmal nur noch daraus bestehen wird. Trotzdem hat man bedacht, das sich soetwas irgendwann ergeben kann. Das gleiche gillt auch für die Schulterstütze.
Deshalb wäre es ungerecht zu sagen, man hat damals das falsche eingekauft. Man hat eingekauft was aus damaliger Sicht sinn machte und hat sich den Weg offen gehalten nachzurüsten. Mehr kann man meiner Ansicht nach nicht tun.
Die HK416/417 weisen ein anderes Konstruktionsprinzip auf, weil sie auf der weit verbeiteten amerikanischen AR15 Platform basieren. Die Entwicklung wurde durch die Deltaforce ausgelöst, welche eine auf der AR15Platform basierende Waffe haben wollte, welche über größere Zuverlässigkeit und bessere Wärmeableitung am boltcarrier als die bis dahin eingeführten M4 besitzt. Daraufhin baute HK das indirekte Gassystem des G36 in die AR15 Platform ein. Das H416/417 war geboren und erfreut sich großer Beliebtheit in den USA, wo Privatleute 3000-4000 Dollar für eine gebrauchte H416 aus dem Law Enforcment Bereich bieten. Dieser Schritt hatte aber wenig damit zu tun, das die Konstruktion des G36 schlecht wäre.
Über das Kaliber möchte ich eigentlich nicht so gerne diksutieren, da die Diskussion 5,56mm vs. 6,5 Grendel vs. 6,8 SPC vs. 7,62mm sehr alt ist, hunderte Bücher über Ballistik damit gefüllt wurden und kein Ende findet.
Vielleicht ein ganz pragmatischer Ansatz der wahrscheinlich auch so eintreten wird: 5,56mm ist eingeführt, 7,62mm war eingeführt und runded die Leistung nach oben ab. Da mit beiden Kalibern viel Erfahrung vorliegt und große Munitionsreserven verfügbar sind, werden wir wohl damit noch kämpfen bis das Ende der Schußwaffen eingeleutet wird.
Um vielleicht die Frage zu beantworten ob man ein Zwischenkaliber braucht, poste ich einfach mal die Mündungsenergien.
4,6*30mm : 420 J
5,56*45mm: 1.800 J
7,62*51mm: 3500 J
Wie Sie sehen klafft zwischen der 4,6 und der 7,62 ein riesiges Loch. Wenn man ein „Kaliber für alles“ haben möchte wird einem die Wahl zwischen 6.5 Grendel und 6,8SPC sehr schwer fallen. Nicht weil sie im Kaliber fast gleich sind, sondern weil sie in ihrer Funktion vollkommen unterschiedlich sind und verschiedene Schwerpunkte setzen. Wie Sie sehen, es gibt einfach keine Muntion die perfekt alles kann. Dabei fährt man mit zwei oder drei Spezialisten einfach besser.
Bang50
Die Westen der Amerikaner und der deutschen geben sich von der Funktionsweise eigentlich nichts. Welche angenehmer zu tragen ist, hängt primär vom Körperbau ab. Die Amerikaner nutzen übrigens mehrere Modelle (allein die Army hat mindestens vier) mit denselben ballistischen Schutzpaketen, aber unterschiedlich geschnittenen Hüllen. Die im Video gezeigte müsste die IOTV (improved outer tactical vest) sein. Nahezu alle amerikanischen (Militär-) Westen nutzen die weichballistischen Einlagen der Interceptor Body Armor, die im laufe der letzten Jahre anhand praktischer Erfahrungen ergänzt wurden um zusätzliche und verstärkte Platten an den Seiten, teilweise um Oberarmprotektoren und anderes. Bei den Amerikanern zeichnet sich aber auch ab, dass man für verschiedene Einsatzarten verschiedene Schutzwesten braucht. So bevorzugen Kampftruppen leichtere Westen und nutzen teilweise auch reine Plattenträger ohne weichballistischen Rundumschutz (frei nach: Wirkung vor Deckung). Die amerikansichen Spezialtruppen (Ranger, SOCOM) köcheln bei den ballistischen Schutzwesten abseits ihrer Stammwaffengattungen ihr eigenes Süppchen und scheinen primär Westen im sogennanten BALCs-cut zu nutzen. Einzelne dort eingeführte Verbesserungen werden dann von der regulären Army/Marine Corps wieder übernommen (etwa der im Video erwähnte Schnellabwurf).
Im allgemeinen lassen sich zwei Dinge sagen. Welche Schutzweste besser ist, hängt von Einsatzart, Einsatzort und vor allem vom Körperbau ab. Wenn „deutsche Soldaten“ sich über die vermeintlich bessere Ausrüstung der Amerikaner monieren haben sie natürlich recht. Bei der persönlichen Ausrüstung sind uns die Amerikaner immer Jahre voraus. Das ist der Unterschied zwischen einem (unterfinanzierten) zahnlosen Papiertiger und einer Armee die ständig im (Kampf-) Einsatz ist. Aber bei der persönlichen Schutzaustattung hat die Bundeswehr schon stark aufgeholt.
Mein persönicher Favorit ist übrigens die Schutzweste SK mit den Platten der IdZ-Weste. Diese Kombination ist angenehm zu tragen, trägt (für eine SK4 Weste) kaum auf und man kann auch in einem Spz noch einigermassen Atmen.
Zu der Kaliberdiskussion: Man sollte hier zwei Unterscheidungen machen. Erstens zwischen Lang- und Kurzpatronen. Erstere dienen primär für Schüsse auf große Distanzen (200-600m), letztere für den Nahkampf (0-300m). Beide sollten in jeder Infantriegruppe vorhanden sein. Zweitens: Groß/Mittel- und Kleinkaliber. Großkaliber haben einen stärkeren Impuls (p=m*v, bildlich: heben den Gegner von den Füssen), Kleinkaliber übertragen primär ihre Energie (T=1/2m*v^2). Ersteres ist praktisch bei ungeschützen Gegnern, letzteres wirkt vor allem durch ballistische Schutzwesten. Zusätzlich interessant sind noch die Fragen der Geschwindigkeit (Flugzeit/Flugbahn = erforderlicher Vorhalt), Rückstoß (= Kontrollierbarkeit der Waffe), Größe und Gewicht (der Patrone = Munitionsmenge am Schützen)… Das alles muss man berücksichtigen.
Gegen einen Taliban ist sicher eine Mischung aus Lang- und Kurzpatronen mit großem Geschossdurchmesser vorzuziehen (Optimal: 9x39mm), da die Gotteskreiger primär auf Gottes Segen und nicht auf ballistischen Körperschutz setzen. Deswegen jetzt alle Waffen auszutauschen lohnt aber sicher nicht, da ein zukünftiger Gegner eventuell vernünftiger oder finanziell besser ausgestattet ist.
Naturwissenschaftler mögen mir grobe Vereinfachungen bitte nachsehen.
@noOne
leider kann ich Ihnen bei dem Kaliberteil nicht recht geben.
1.Beschreibt eine „Kurzpatrone“ stets eine Pistolenmunition. Dabei ist mit einer 9*19mm spätestens bei 50m schluß mit dem gezielten treffen. Alle „Langpatronen“ sind Gewehrpatronen. Dabei sind Distanzangaben absolut nicht zweckmässig.
z.b mit einer .300 Whisper als „Langpatrone“ wird es bereits bei 200m schwierig haben zu treffen. Die ballistische Leistung fällt dannach stark ab, da sie als Unterschallmuntion für Schalldämpferanwendungen entworfen wurde.
Auf der anderen Seite der Skala steht z.b eine .338 Lapua Magnum, 50BMG etc… welche noch auf über 2Km treffen können und noch über genug endballistische Leistung verfügen.
2.Ihre „Kurzpatronen“ finden in der BW Verwendung in der P8 als Sekundärwaffe für die Soldaten. Dabei ist diese Waffe eine reine „last chance“ Waffe, um einen überraschend auftauchenden Gegner auf unter 20m schnell bekämpfen zu können, da Pistolen normalerweise über ein größeres Kaliber verfügen als Sturmgewehre, haben sie im Vergleich zumindest eine theoretisch höhere manstopwirkung.
Zitat eines amerikanischen Ausbilders:“ Your sideweapon is just a weapon to clear the way to the carbine“
3.Leider haben Sie den physikalischen Zusammenhang nicht richtig erkannt und ich kann als Naturwissenschaftler Ihnen die schlicht falsche Annahme nicht nachsehen.(sorry) ;-)
Wkin und der Impuls sind die selbe Seite der Medaille und nicht zwei Seiten der Medaille (schauen Sie sich die Herleitung für Stöße an: http://de.wikipedia.org/wiki/Sto%C3%9F_%28Physik%29)
Ihre Argumentation ist so nicht zulässig.
4.Wenn wir über Wundballistik reden, ist es sehr schwer eine Pauschalaussage zu treffen. Es wurden in den letzten Jahrzehnten viele Arten von Muntion entwickelt welche unterschiedliche wundballistische Effekte besitzen. Um das ganze vielleicht einmal aufzurollen.
Die Kugel verlässt den Lauf:
actio = reactio (der Betrag der kinetische Energie welche die Kugel in Bewegung setzt wirkt auf den Schützen als Rüchstoß)
Die Kugel fliegt ihren Weg zum Ziel.
Wkin (nicht gleich) WZiel (Die Kugel wird durch den Luftwiderstand abgebremst, welcher quadratisch zur Geschwindigkeit steigt. (Dabei lässt sich WZiel in abhängigkeit von Wkin nur durch eine Differentialgleichung berechenen) Um so viel von Wkin zu retten wie es geht, verwendet man bei Geschossen für große Distanzen meist sehr lange,stromlinienförmige und schwere Geschosse, welche ihre Bewegungsenergie nur langsam abgeben. Die 6.5 Grendel und die .408 Cheytac sind dafür gute Beispiele. Auf der anderen Seite steht die 9*19mm der P8.
Die Kugel trifft ihr Ziel.
Hier ist die Frage, wieviel Energie die Kugel in ihr Ziel abgibt. Dabei ist der Mensch eine Mischform von elastischem und unelastischem Stoß.
Jetzt kommen mehrere Faktoren zum tragen.
-Wieviel WZiel ist noch vorhanden?
-Wie ist die Verformung des Geschosses?
-Wie ist der Querschnitt des Geschosses?
Eine Geschoss, welches so konstruiert wurde das es möglichst viel WZiel hat, dabei über einen großen Querschnitt verfügt und sich stark verformt (pilzt) wird dabei viel Energie in ein ungeschütztes Ziel abgegeben. Auf ein geschütztes Ziel, freut sich der Westenhersteller, da das Geschoss bemüht ist, seine Energie schnell abzugeben, wird es auch leicht aufgehalten werden können. Dabei absorbiert der Westenträger 100% von WZiel. Beispiele für solche Geschosse, sind alle Hohlspitzgeschosse welche aus stärkeren Gewehren abgefeuert werden.
Auf der anderen Seite stehen alle panzerbrechende Geschosse.Diese sollten möglichst ihre Energie nicht im Ziel abgeben, da sie eine Weste zu durchdringen haben. Deshalb wird vesucht sie nicht pilzen zu lassen (Hartmetallkerne) den Querschnitt so klein wie möglich zu halten (leider durch das vorgegebene Kaliber nur mit Treibspiegeln möglich) und sie dabei so schwer wie möglich zu machen. Dabei rauschen diese Gechosse durch ein ungeschütztes Ziel nur so hindurch und geben kaum Energie ab. Auf ein geschütztes Ziel bleiben sie entweder stecken (unelastischer Stoß und 100% Energie gehen in die Weste) oder sie kommt durch und es tritt ein komplizierter Stoß auf, welcher nur durch FEM Modelle berechnet werden kann.
Soweit zum physikalischen. Letztlich haben die Menschen viele Tricks entwickelt, um bestimmte Effekte zu betonen etc..dieses sind aber dann speziell für einen Munitonstyp entwickelt und nicht übertragbar (z.b 4,6*30mm aus der Mp7)
Alle Klarheiten beseitigt? :D
Mein Beitrag soll bitte nicht von oben runter gewertet werden. Aber es ist das eine grob zu sein und das andere schlicht falsch zu sein.
Ähm ich meinte mein Beitrag soll nicht so aufgefasst werden, das ich den großen Erklärer mache.
@Bang 50
Den Teil über die Munition habe ich flüchtig im Post Scriptum verfasst und im nachhinein betrachtet fallen mir selbst einige Fehler auf. Im Grunde wollte ich nur sagen dass die Kaliberdiskussion relativ überflüssig ist, da sich ein in jeder hinsicht optimales Kaliber für Schiesspulverbasierte Waffensysteme noch nicht gefunden hat.
Die Sache mit Energie und Impuls hat einen anderen Hintergrund. Bei einem mit einer ballistischen Schutzweste ausgestatteten Gegner wird die Geschossenergie im Optimalfall von der Weste aufgenommen (jedenfalls Größtenteils). Der Impuls wird jedoch an den Träger weitergegeben (Impulsübertragung). Das wirkt sicher nicht zwingend tödlich, aber einige gebrochene Knochen verlangsamen die meisten Menschen nicht unerheblich.
Nun sind Schutzwesten der Schutzklasse 4 darauf ausgelegt Geschosse bis 7,62x51mm Panzerbrechend aufzuhalten (an Front, Rücken und teils an den Körperseiten). Wenn man den Träger einer solchen Weste jetzt mit einer MP7A1 auf 100m trifft was passiert dann? Und jetzt ein Treffer mit einem G3 (selbe Distanz).
Bezüglich Kurz- und Langpatrone muss ich mich entschuldigen. Da habe ich tatsächlich etwas durcheinandergeworfen. Gemeint war die Unterscheidung zwischen den Gwehrpatronen wie sie zu Anfang des 2. Weltkriegs bei Infantriewaffen genutzt wurden (7,92x57IS, 7,62x54R, 30.06…) und den Mittelkalibern, die im Laufe desselben, bzw. kurz danach entstanden (7,92×33, 7,62×39…) und vor allem auf gute Kontrollierbarkeit (geringer Rückstoß) optimiert waren. Das .223Rem bzw. 5,56×45 Geschoss gehört auch in diese Kategorie, ist aber zusätzlich noch auf hohe Geschwindigkeit optimiert, was eine gestreckte Flugbahn zur Folge hat, die das Zielen vereinfacht. Diese (5,56) Geschosse tendieren anscheinend dazu ungeschützte Gegner zu durchschlagen ohne starken Gewebeschaden zu verursachen, erlauben aber wegen ihrer guten Handhabbarkeit das anbringen mehrerer Schüsse in schnaller Folge und sind vergleichsweise leicht, was das Mitführen von mehr Munition ermöglicht.
Die in meinem ersten Post gemachte (grobe) Unterscheidung bleibt aber Gleich
1) Lang gegen Mittelpatronen = Reichweite gegen Kontrollierbarkeit
2) Groß gegen Kleinkaliber = Energie und Impuls gegen Geschwindigkeit
Das gilt nur für die normalen Infantriewaffen (Gewehre, leichte- und Universalmaschinengewehre sowie DMR-Waffen). Bei den Scharfschützengewehren werden selbstverständlich nur Langepatronen mit große Geschossen verwendet (einschliesslich Treibspiegel).
Das soll eigentlich nur ihre (Bang50) Aussage bestätigen, das es kein perfektes Universalkaliber gibt.
@Bang50
Für alle Fälle in denen eine Kugel in der Weste stecken bleibt, wird 100% von WZiel in die Weste abgegeben (sofern das Ziel nicht auf einem reibungsfreien Untergrund steht) und ist damit ein voll unelastischer Stoß.
Wenn Sie sich also sich mit einer Mp7 direkt vor eine Weste stellen und abdrücken, muss die Weste 420J absorbieren. Machen Sie das gleiche mit einem G3, muss die Weste 3500J absorbieren. Insofern ist Ihre Aussage richtig.
Zitat:“1) Lang gegen Mittelpatronen = Reichweite gegen Kontrollierbarkeit
2) Groß gegen Kleinkaliber = Energie und Impuls gegen Geschwindigkeit“
Kann man ganz grob so sagen ;-)
Da wir jetzt doch da rein geraten sind wo ich eigentlich nicht hin wollte (nämlich die Kaliberdiskussion) hier mal eine Vergleichstabelle der 5,56NATO vs. 6.5Grendel vs. 6.8SPC vs. 7,62NATO
http://shootersforum.com/attachment.htm?attachmentid=446&d=1076081272
Wer dieses PDF. sorgfältig studiert, wird schnell die Vorteile und Nachteile der einzelnen Munitionsarten erkennen.
Velocity beschreibt die Geschwindigkeit (Ein Geschoss welches schnell ist, hat eine hohe Energie da E=1/2*m*v^2 die Geschwindigkeit also quadratisch eingeht, während ein schweres Geschoss länger seine Energie über große Distanzen behält)
Energy beschreibt wie der Name sagt die Energie welche transportiert wird (Ein Geschoss mit hoher Energie richtet größeren Schaden an und ist durchschlagsstärker bzw. hat eine höhere manstopwirkung)
Drop ist die Angabe wie stark das Geschoss von seiner ideal geraden Bahn nach unten hin abfällt (leichte Geschosse fallen nicht so stark da sie meist schneller sind und kürzer der Fg=m*g (g=9,81m/s^2) ausgesetzt sind.
Drift beschreibt wie stark Geschosse von äußern Einflüssen wie z.b Wind beeinflusst werden. (ein schweres Geschoss wird weniger beeinflusst)
Eigentlich gings hier um Schutzwesten :D
viel interessanter im vergleich sind doch die zusätzlichen schusssicheren platten auch an der seite mancher amerk. schutzwesten bzw. der schnitt, der eher aussieht als ob man damit beweglicher ist.
Interessant sind diese Platten sicherlich und wenigstens die Idz Weste die Herr Wiegold im Video trägt, enthält solche Platten an den Seiten ebenfalls. Sie stellen aber auch zusätzliches Gewicht dar und schränken die Bewegungsfreiheit des Trägers zusätzlich ein. Diese Westen mit hartballistischem Rundumschutz sind vor allem in engen Fahrzeugen (Marder) teilweise untragbar. Wie ich in meinem ersten Post erwähnte, geht die Tendenz bei den Amerikanern teilweise wieder weg vom Vollschutz, da diese Westen vor allem beim abgesessenen (Kampf-) Einsatz unpraktisch sind. Die Bundeswehr wird diese Erfahrungen vermutlich auch noch machen.