Ein Drittel mehr Opfer… durch die Taliban (Update)

Die Zahlen sind furchtbar. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind 1.200 Afghanen ums Leben gekommen, 2.000 wurden verwundet – ein Anstieg um fast ein Drittel gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings: Für drei Viertel dieser zivilen Opfer, sagt die UNO heute, sind die Taliban und andere regierungsfeindliche Kräfte verantwortlich. Ein Anstieg um mehr als die Hälfte.

Die zunehmenden Auseinandersetzungen im Nordosten Afghanistans – sprich: z.B. Kundus – haben dort die Opferzahlen besonders stark steigen lassen: plus 136 Prozent. Aber auch die UN führen das auf sharp increase in anti government activities zurück.

Update: Inzwischen habe ich in den Bericht geschaut (vielen Dank für den Leserhinweis auf die Fundstelle!). Und nach einigem Rumhören erklärt sich auch die Differenz zwischen75 Prozent civilian casualties durch Aufständische, zwölf Prozent durch ISAF und afghanische Sicherheitskräfte: zahlreiche Opfer lassen sich, so brutal das klingt, offensichtlich nicht eindeutig einem Verursacher zuordnen.

Aber noch erschreckender als die oben genannten Zahlen finde ich andere, die aus dem Bericht hervorgeht: Verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2009, ist die Zahl der Zivilisten, die von regierungsfeindlichen Kräften ermordet oder gezielt getötet wurden, um 95 Prozent gestiegen. … Den regierungsfeindlichen Kräften werden ein Anstieg von 44 Prozent bei den getöteten Frauen und von 155 Prozent bei den getöteten Kindern zugeschrieben.

Dagegen ist die Zahl ziviler Opfer durch Luftangriffe, zuvor eine der Hauptursachen für diese Todesfälle, um 64 Prozent zurückgegangen. Ganz offensichtlich, folgert die UNO, hat sich die Tactical Directive des früheren ISAF-Kommandeurs Stanley McChrystal mit der angeordneten Zurückhaltung ausgewirkt.

Unterm Strich: Noch immer kommen zu viele Zivilisten in Folge des Waffeneinsatzes von afghanischen Sicherheitskräften und US- und NATO-Soldaten ums Leben. Aber diese Zahl geht zurück – dagegen steigt die Zahl der Opfer, für die Taliban und andere Aufständische verantwortlich sind, enorm. Und das sind keine Zahlen des (westlichen) Militärs. Sondern Zahlen der Vereinten Nationen, die dem Vorgehen von ISAF und U.S.-Militär oft genug skeptisch gegenüberstehen.