Dann üben wir mal Close Air Support
Erinnert sich noch jemand, wie das war, vor ein paar Jahren, als die ersten deutschen Aufklärungs-Tornados in den Afghanistan-Einsatz geschickt wurden? Ganz bestimmt nur als fliegende Kameras, hieß es unisono, würden die Kampfjets an den Hindukusch verlegt. Dass sie mit ihrer Bordkanone in Kämpfe am Boden eingreifen könnten, wurde – und wird bis heute – kategorisch ausgeschlossen. Es gab sogar Berichte, dass das Aufklärungsgeschwader Immelmann die Übungen mit den Bordwaffen in der sensiblen Zeit einstellen musste, als die Entscheidung im Bundestag über die Entsendung der Tornados bevorstand.
Ein wenig hat sich geändert. Rund um den Fliegerhorst Büchel, Basis des Jagdbombergeschwaders 33, trainieren derzeit Heer und Luftwaffe gemeinsam – den so genannten Close Air Support, die Luftnahunterstützung der Bodeneinheiten aus der Luft. Offiziell dient diese Übung dem Training der Spezialisten aus der Panzerbrigade 21 aus Augustdorf, die im kommenden Jahr in den Einsatz gehen: Joint Fire Support Teams (JFST), die das Zusammenspiel verschiedener Waffensysteme bis hin zur Artillerie koordinieren; Forward Air Controller (FAC) beziehungsweise Joint Terminal Attack Controller (JTAC), die vom Boden aus die anfliegenden Kampfjets einweisen. (Der Begriff JTAC ist einer breiteren Öffentlichkeit durch den Luftschlag von Kundus am 4. September 2009 bekannt geworden – obwohl der Close Air Support in Afghanistan, auch zur Unterstützung der Deutschen, viel öfter vorkommt als es hier zu Lande wahrgenommen wird.)
Aber natürlich, auch wenn das offiziell nicht im Vordergrund steht, dient die Übung bei Büchel auch dazu, die Jagdbomber-Piloten für diese Luftnahunterstützung zu trainieren. Denn auch wenn die politische Entscheidung (derzeit?) lautet, dass die Bundeswehr in Afghanistan diese Rolle nicht wahrnimmt: Das kann sich ändern.
Und vielleicht ringt man sich auch in Deutschland zu der Ansicht durch, dass eine gelernte und trainierte Fähigkeit von Soldaten noch nicht automatisch bedeutet, dass sie auch schon eingesetzt wird. Andersrum gesagt: Die Bundeswehr muss mehr können, als die Politik derzeit von ihr verlangt. Denn wenn die Politik dann doch eine bestimmte Fähigkeit verlangen sollte, ist es zu spät, sie neu zu lernen.
Aufgeschreckt hat mich ja nur heute morgen eine Meldung der Kollegen vom Südwestrundfunk. Die von dem Training berichten – mit dem Zusatz: Die Soldaten von Heer und Luftwaffe bereiten sich mit der Übung auf ihren Einsatz bei der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) in Afghanistan vor. Fürs Heer stimmt das, für die Luftwaffe nicht. Veilleicht auch: noch nicht.
Da bin ich ja mal gespannt wie lange es dauert bis die üblichen Verdächtigen wieder in Schnappatmung verfallen und geifernd die sofortige Einstellung der „Angriffskriegsvorbereitungen“ fordern :-(
@StFwdR
Und wie ich die Schnappatmer kenne fordern sie das bestimmt auch von den Taliban ;-)
An der Stelle könnte man jetzt anmerken, dass man dieses „vorauseilende Training“ beim „Partnering“ wohl versäumt hat. Nicht nur, dass die Ausbildung von Sicherheitskräften immer noch nicht Eingang in die Bundeswehrstruktur gefunden hat – da soll dann auch die noch ein QRF-Kontingent praktisch ohne entsprechende Ausbildung plötzlich Aufstandsbekämpfung und Ausbildung der Afghanischen Sicherheitskräfte umsetzen (siehe ZDF-Reportage „Die Afghanistan-Lüge“, ab Minute 32:30).
Wenn die Regierung ihren Job nicht macht..
In Deutschland wird jeder (über)sensibilisiert auf alle möglichen (und unmöglichen) Umstände, durch die Medien. Die Politik versäumt es jedoch (in unserem Land mitlerweile traditionsgemäß), die Bevölkerung aufzuklären.
In der Hinsicht zähle ich mich zu den „Schnappatmern“, denn was sich unsere Politik da erlaubt (erlauben darf, das Volk ist nicht bös auf die Politik bei diesem Thema, die Bw ist in Volkesaugen das böse Übel), sucht wirklich seines gleichen.
Leidtragender sind wir Soldaten, Leute aus dem Volk und häufig gehasst vom Volk.