Bundeswehr hat Afghanistan verlassen – Deutscher Einsatz am Hindukusch endet nach fast 20 Jahren (m. Korrektur)
Die Bundeswehr hat ihren Einsatz in Afghanistan beendet und ihre Soldaten vom Hindukusch abgezogen. Am (heutigen) Dienstag verließ das letzte Flugzeug mit deutschen Soldatinnen und Soldaten Mazar-e Sharif im Norden des Landes. Aus dem Hauptquartier der NATO-geführten Resolute Support Mission waren die letzten deutschen Soldaten bereits in der vergangenen Woche abgezogen worden.
Die letzte Maschine verließ um 23:54 Uhr Ortszeit (21.24 MESZ) den afghanischen Luftraum. (KORREKTUR: nicht Start in Mazar-e Sharif). Das Verteidigungsministerium meldete das Ende der deutschen Beteiligung am internationalen Einsatz in Afghanistan per Pressemitteilung:
Am heutigen Abend haben die letzten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr das Einsatzgebiet Afghanistan verlassen. Die deutschen Angehörigen der NATO-Mission Resolute Support sind auf dem Rückflug über Georgien nach Deutschland. Sie werden morgen vormittag erwartet.
Verteidigungsministerin Annegret Kram-Karrenbauer würdigte den deutschen Einsatz am Hindukusch, der nach den Terrorangriffen von New York und Washington im September 2001 begonnen hatte:
Nach fast 20 Jahren Einsatz haben heute Nacht die letzten Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr Afghanistan verlassen. Sie sind nun auf dem Weg nach Hause. Ein historisches Kapitel geht zu Ende, ein intensiver Einsatz, der die Bundeswehr gefordert und geprägt hat, bei dem sich die Bundeswehr im Kampf bewährt hat. Ein Einsatz, bei dem Angehörige unserer Streitkräfte an Leib und Seele verletzt wurden, bei dem Menschen ihr Leben verloren haben, bei dem wir Gefallene zu beklagen hatten. Meine Gedanken sind bei ihnen, sie bleiben unvergessen.
Mein großer Dank gilt heute den über 150.000 Männern und Frauen in Uniform, die dort seit 2001 ihren Dienst verrichtet haben. Sie können stolz sein auf das, was sie geleistet haben! Denn sie haben alle Aufträge, die ihnen das Parlament gegeben hat, erfüllt – mit Professionalität und mit Überzeugung.
Der Abzug vom Hindukusch hatte in den vergangenen Monaten sehr rasch an Fahrt gewonnen, nachdem zunächst die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden und dann die NATO das Ende ihres militärischen Engagements zum symbolträchtigen Jahrestag der Angriffe am 11. September (KORREKTUR, nicht 9.) angekündigt hatten. Zwischenzeitlich war der 4. Juli, der US-Unabhängigkeitstag, als neues Zieldatum genannt worden – die Bundeswehr hat das noch unterboten.
Bereits in der vergangenen Woche hatte der höchstrangige deutsche Soldat in Afghanistan, der Luftwaffengeneral Thorsten Poschwatta, seine Arbeit als Chef des Stabes der NATO-geführten Resolute Support Mission beendet und war mit seinen Mitarbeitern abgeflogen. Mit dem Abzug der letzten deutschen Soldaten unter Führung von Brigadegeneral Ansgar Meyer endete damit am Dienstag der deutsche Einsatz.
In der Mission am Hindukusch sind 35 deutsche Soldaten gefallen, als letzter 2013 ein Angehöriger des Kommandos Spezialkräfte (KSK).
Der Abzug der Bundeswehr sowie anderer NATO-Länder und vor allem der Abzug der USA aus Afghanistan bedeutet nicht unbedingt, dass die NATO-Mission Resolute Support formal beendet wird, wie CNN berichtet:
Even though the US military mission in Afghanistan is about to end, the need to protect Kabul airport means it is possible that the formal NATO mission known as Resolute Support will continue for an undetermined period. The US believes Turkey will want the umbrella of a NATO mission in order to continue their security presence at the airport.
(Fotos: Die letzten deutschen Soldaten verlassen Afghanistan, mit ihnen der Kontingentführer Brigadegeneral Ansgar Meyer – Torsten Kraatz/Bundeswehr)
Zu viele Soldaten haben im Land am Hindukusch ihr Leben verloren.
Ihnen gehört der Dank des Vaterlandes! Mit allem was dazu gehört, nicht nur bei Reden am Ehrenmal. Lebensentwürfe ganzer Familien sind zerstört.
Ob mit dem bedingungslosen Abzug aus Afghanistan der NATO, damit verbunden auch der Bundeswehr, und der damit verbundenen Blamage der Nato die „Sinnfrage“ beantwortet werden kann, bleibt offen.
Politik trägt Verantwortung!
Rückblende: Als die Bundeswehr im Herbst 2003 das regionale Wiederaufbauteam in Kundus von den Amerikanern übernahm, gehörte die nördliche Provinz zu den sichersten im ganzen Land. Hier lebten vor allem Menschen, die zur tadschikischen und usbekischen Bevölkerungsgruppe gehören. Paschtunen, auf die sich die Taliban-Bewegung stützte, waren in Kundus in der Minderheit. Die Bundeswehr ging am Anfang zu Fuß und in offenen Jeeps auf Patrouille. Die Soldaten lächelten und winkten. Sie bauten Brunnen, Straßen, Krankenhäuser und Schulen. Sie präsentierten sich als Helfer in Uniform – ein Bild, das die Bundesregierung im fernen Berlin um jeden Preis aufrechterhalten wollte.
Das gelang nicht!
Auf „einmal“ Krieg, Kampf!
Was bleibt? Was ist nachhaltig? Was rechtfertigt diese so schmerzlichen Opfer. Vor allem,wie stehen wir den Familien unverändert zur Seite, vor allen wenn quälende Fragen nicht überzeugend beantwortet werden können?
P.S. Was sagt uns das für den Einsatz in Mali?
35 Gefallene und unzählige Verwundete an Körper und Seele.
Wofür, sind sie Gefallen?
Wofür, haben sie gekämpft?
Wofür, sind sie Ausgezogen?
Wofür, hat unser Parlament sie dahin geschickt?
Ein jeder Abgeordneter der zukünftig über Einsätze entscheidet müsste sich Mal eine Stunde mit Angehörigen von Gefallen unterhalten oder sich einmal Anschauen wie eine Mehrfachamputation durchgeführt wird. Mit einem Psychologen sprechen welche Albträume Kriegsheimkehrer haben. Und der Bundestag sollte jedes Jahr 20 Abgeordnete per Losentscheid bestimmen die Dauerhaft in den Einsatzgebieten vor Ort sein müssen. Vielleicht würde der Bundestag dann Mal die Bedeutung seiner Mandatsbeschlüsse erahnen können.
Aber das wird Wunschdenken bleiben.
Dank und Anerkennung allen Veteranen!
Aus deutscher Sicht ein strategisch sehr erfolgreicher Einsatz: Wir haben zum entscheidenden Zeitpunkt bei einem glaubwuerdigen Anlass unserem wichtigsten strategischen Partner Unterstuetzung gewaehrt, und sind auch bis zuletzt dabei geblieben. Das ist unserer Glaubwuerdigkeit und damit deutschen aussen- und sicherheitspolitischen Interessen dienlich gewesen. Dafuer sind Streitkraefte da.
Im Einsatzland selber haben wir, einige unter Einsatz ihres Lebens, Raum, Zeit und Mittel fuer Chancen bereitgestellt, die viele Menschen in Afghanistan fuer sich nutzen konnten. Ob unsere hochfliegenden Legitimations-Narrative und Plaene von vor 20 Jahren jemals realistisch waren? Wir haben sie wohl gebraucht, um uns selbst besser zu fuehlen. Hier empfiehlt sich aktuell und in Zukunft mehr Realismus und intellektuelle Redlichkeit, denn wer sich selbst was vormachen muss, um handeln zu koennen, bekommt mit der Zeit ein Problem. Wie zu besichtigen: AKK ist in dem oben zitierten Statement sprachlos, was strategische Zielsetzung und -erreichung angeht, ist rein performant („intensiv“/“tapfer“) oder abstrakt („Auftraege des Parlaments“), und reiht sich ein in die Phalanx jener, die operativ-taktisch selbstreferentiell an ISAF/RS herangegangen sind und diese jetzt auch so beurteilen. Diese Leere im Feld „Warum?“ kann dann von denen gefuellt werden, die ein Versagens-Narrativ verbreiten, in dem Einsatz AFG = Sinnlos war.
@J10 sagt: 30.06.2021 um 13:03 Uhr
„Aus deutscher Sicht ein strategisch sehr erfolgreicher Einsatz: Wir haben zum entscheidenden Zeitpunkt bei einem glaubwuerdigen Anlass unserem wichtigsten strategischen Partner Unterstuetzung gewaehrt, und sind auch bis zuletzt dabei geblieben. Das ist unserer Glaubwuerdigkeit und damit deutschen aussen- und sicherheitspolitischen Interessen dienlich gewesen.“
In der Tat, es wird gerne vergessen, warum wir in AFG waren…
Aber zumindest der Anlass (möglicherweise auch der Grund), war Solidarität zu den USA. Und da wir in den letzten Jahren an manch anderer Stelle sicherheitspolitische Unzuverlässigkeit oder zumindest Wankelmütigkeit gezeigt haben, war dieses Engagement auch über die gesamte Zeit umso wichtiger.
Und nicht nur ggü. den USA, sondern auch ggü. anderen Alliierten und Verbündeten war dies Zeichen strategisch immens wichtig. Ich habe mich vor einigen Jahren (in AFG) mit einem Stabsoffizier eines kleineren NATO Mitglieds unterhalten und er meinte durchaus anerkennend, es sei halt mal wieder typisch deutsch. Wir seien ja keine großen, mutigen Spieler in der Sicherheitspolitik, aber wenn wir uns mal „committed“ hätten, dann würden wir es auch durchziehen, da könne man auf andere viel weniger bauen…
Und nicht nur die Solidarität ggü. den USA war ja hier am Ende relevant, sondern auch die Stabilität der NATO als Organisation hing wesentlich davon ab, dass nach dem überhasteten Abzug FRA zur Halbzeit nicht auch noch ein weiter Kernspieler der Allianz sich verdrücken würde.
Wir sollten aber auch nicht vergessen, dass wir dazu beigetragen haben Al-Qaida in der Tat entscheidend zu schwächen und AFG als Rückzugsort des internationalen, islamistischen Terrorismus faktisch ausgeschaltet zu haben.
Für beides hätte man sicherlich keine 20 Jahre vor Ort bleiben müssen, aber es ist zumindest (neben der Solidarität als Hauptargument und Stabilität der NATO als Nebenargument) ein weiterer wichtiger Erfolg.
„Im Einsatzland selber haben wir, einige unter Einsatz ihres Lebens, Raum, Zeit und Mittel fuer Chancen bereitgestellt, die viele Menschen in Afghanistan fuer sich nutzen konnten. Ob unsere hochfliegenden Legitimations-Narrative und Plaene von vor 20 Jahren jemals realistisch waren? Wir haben sie wohl gebraucht, um uns selbst besser zu fuehlen.“
Ja, das ist sicherlich ein Teil der Wahrheit.
Aber Sicherheitspolitik bedarf eben auch immer eines innenpolitischen Narrativs und vor 20 Jahren (und leider vermutlich auch heute noch) wäre ein ausschließlich realpolitisches Narrativ vermutlich nicht genügend tragfähig gewesen.
Und: wir haben ja auch zumindest einige humanitäre Kennzahlen (Bildungsrate, Kindersterblichkeit) dramatisch verbessert. Wir wollen hoffen, dass das nicht alles wieder zurück auf den Ausgangswert fällt.
Al-Qaida schlagen, Taliban schwächen, das waren realpolitische und greifbar erreichbare Ziele.
Bündnissolidarität ist auch innenpolitisch gut zu vertreten. Nicht vergessen, auch die Nachrüstung konnte durchgesetzt werden, gegen große (außerparlamentarische) Opposition.
Auch die erwiesene Verlässlichkeit bei gleichzeitiger Zurückhaltung (wie oben angesprochen) bedarf außerhalb der Blase Berlin keiner überanstrengenden Rechtfertigung. Das bildet die Grundlage für das Konzept in der Landes- und Bündnisverteidigung als „Anlehnungsmacht“.
Negativ waren die genährten Illusionen zu „Nationbuilding“ und „Demokratieverbreitung“. Das war unrealistisch angesichts der korrupten AFG -„Eliten“ der vorgefundenen Verhältnisse und wurde von keiner der beteiligten Nationen mit ausreichenden Kräften und Mitteln unterlegt. Das hätten die beteiligten Nationen (nicht nur die Deutschen) früher erkennen können, ja müssen!
Folgerichtig hätte der Rückzug imhO weitaus früher erfolgen müssen!
Das konnte oder wollte man nicht, es scheint, man war in den eigenen Begründungen gefangen. Die vielen Ministerwechsel in dieser Zeit haben dazu möglicherweise beigetragen.
Hier wurde auf die militärstrategische Beratung entweder nicht gehört oder diese Berater haben sich geirrt.
Soweit Verluste durch illusionsfreiere Lagebeurteilungen und rechtzeitigen Rückzug zu vermeiden gewesen wären, lasten diese Opfer auf dem Gewissen der verantwortlichen Berater und Entscheider.
Die Organisationsverantwortung der politischen Führung für eine fachlich einwandfreie, realistische Beratung ist unteilbar. Die Entscheidungsfindung muß deutlich verbessert werden. Diese Erkenntnis ist (m)ein Ergebnis des AFG Einsatzes.
Die Verluste sind tragisch. Jedes einzelne Opfer ist zu würdigen.
Der in der Bw ausgelöste Kulturwandel im Umgang mit Tod und Verwundung wird bleiben.
@koffer +1
Frei nach Clausewitz ist Militäreinsatz die Fortsetzung von Polititk mit anderen, sprich militärischen Mitteln.
Konsequent gedacht heißt dies, wenn die politische (!) Führung eines Landes feststellt, zu einem Zeipunkt X könne sie ihre politischen Ziele (!) nicht oder nicht mehr mit politischen Mitteln erreichen, dann setzt sie Streikräfte ein, um diese Ziele zeitlich befristet mit militärischen Mitteln zu verfolgen und zwar solange, bis die Ziele erreicht sind oder wieder mit politischen Mitteln weiterverfolgt werden können.
Daher ist die Frage nach dem Erfolg oder Mißerfolg des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan zu allererst an die politischen Auftraggeber des Afghanistaneinsatzes zu richten. Haben sie der Bundeswehr klare und mit militärischen Mitteln erreichbare Ziele gesetzt, die dafür erforderlichen militärischen Mittel bereitgestellt, deren Einsatz genehmigt und die Einsatzregeln so vorgegeben, daß die gesetzten Ziele für die Truppe erreichbar waren?
Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, wird man untersuchen können, ob die für die Durchführung des Einsatzes verantwortlichen militärischen Führer ihre Aufträge erfüllt, teilweise erfüllt oder auch nicht erfüllt haben.
Die Soldaten, die in den vergangenen 20 Jahren nach Afghanistan in den Einsatz entsandt worden sind, haben bis auf ganz wenige Ausnahmen ihren mitunter gefährlichen aber immer belastenden Dienst dort getreu ihrem Diensteid getan. Ihre Leistung und insbesondere die der Soldaten, die im Einsatz ihr Leben oder ihre Gesundheit verloren haben, darf in der Nachschau nicht durch den absehbaren politischen Strei über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes an sich und die Art seiner Durchführung verdunkelt werden und in Vergessenheit geraten.
Die Bundeswehr hat durch den Aghanistaneinsatz viel gelernt, gilt das auch für die für diesen Einsatz verantwortlichen Politiker und Parlamentarier? Wenn bisher nicht, dann muß (!) das Ende des Afghanistaneinsatzes Anlaß sein, dies schleunigst nachzuholen!
Michel6 hat auch meine Gedanken zum Abzug recht gut zusammengefasst. Allerdings war der Einsatz in meinen Augen nicht sinnlos. Zumindest nicht am Anfang. Gerade in der politischen Vorbereitung wurde vieles richtig gemacht. Aber dann gingen die Fehler los.
Die Bundesrepublik hatte sich zum Beispiel verpflichtet, ähnlich wie im Kossovo, die Ausbildung der Polizei zu übernehmen. Aber viele Jahre lang, in denen es durchaus ruhig war in Afghanistan, geschah einfach nichts. Eine lokal aufgestellt und respektierte Polizeitruppe ist der Schlüssel zur inneren Sicherheit. Stattdessen wurde einfach immer nur auf das Militär geschaut. Diesen Fehler wiederholen wir übrigens jetzt in Mali.
Während es für die militärischen Aktionen ein gemeinsames Oberkommando gab, wurstelten die Teilnehmer beim zivilen Wiederaufbau fröhlich nebeneinander her. Streitkräfte, NGO’s und staatliche Aufbauorganisationen redeten nur bedingt miteinander und es gab einfach keinen gemeinsamen Plan. Den hätte es aber nicht nur für den Aufbau einer Verkehrsinfrastruktur gebraucht sondern gerade für den Aufbau einer effektiveren Landwirtschaft.
Die Formulierung, dass die Bundeswehr auch deutsche Interessen am Hindukusch verteidigt simmt nämlich in einer Beziehung, die komischerweise nirgendwo Erwähnung findet: dem Kampf gegen den Drogenanbau.
In den vergangenen zwanzig Jahren ist der Opiumanbau in Afghanistan drastisch gestiegen. Mit einem echten Rekord im Jahr 2017. Dabei hätte man mit wirtschaftlichen Anreizen für die Bauern, den Anbau durchaus begrenzen können. Verglichen mit den Kosten, die uns jedes Jahr durch die Bekämpfung des Drogenhandels und der Behandlung von Süchtigen entstehen, wären das Peanuts gewesen.
Ein verlässlicher Indikator dafür, dass in Afganhistan etwas grundsätzlich schief ging, waren die steigen Flüchtlingszahlen.
Aber die Verbesserung der Lage der Menschen in Afghanistan war offenbar war nie wirklich gewollt und deshalb besteht mein Hauptvorwurf an die Verantwortlichen nur darin, dass sie einfach den richtigen Zeitpunkt für einen geordneten Rückzug verpasst hatten.
Jetzt wo die Taliban wieder auf dem Vormarsch sind, wirkt das ganze eher wie eine Flucht.
Alles was von den Weisswäschern so gern als Erfolge gefeiert wurden (die Mädchenschulen oder Frauen in politischen Ämtern) wird in Kürze hinfällig sein. Afghanistan wird in seinen Steinzeitislam zurückfallen.
Antreten. Ansprache des Kommandeurs. Holt nieder Flagge. Guten Flug!
Das war’s dann?
Militärisch ja, da Auftrag ausgeführt.
Politisch nein, da Auftrag nicht ausgeführt.
09/11 war der Anlass zu ISAF, der Bundestag folgte mit großer Mehrheit den Erwartungen und stimmte Truppengestellung zu, immer wieder verlängert.
Der militärische Erfolg misst sich an Unterbindung neuerlicher Terrorattacken gegen westliche Ziele im Stil „World Trade Center“.
Der weitgehende politische Misserfolg zeigt sich in nicht existenten demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen, die Nachhaltigkeit erhoffen ließen.
Sicherlich war dies von Beginn an eine unrealistische Erwartungshaltung, geboren an Kabinettstischen in Washington und London.
Da das Augenmerk zunächst, sicher aus U.S.- Sicht, auf Rache und Strafe lag, kamen politische Bestrebungen von Anfang an zu kurz.
Fazit: Truppe gut gemacht. Politik versagt.
Primat der Politik, einverstanden, stimmt. Die Politik hat da ein ganz schwaches Bild abgegeben. In keinem Bericht der Bundesregierung gibt es auch nur den Hauch eines Zweifels am Sinn oder an der Durchführung des deutschen Militäreinsatzes.
Der Deutsche Bundestag hat den Einsatz in Afghanistan bzw. seine wiederholte Verlängerung immer wieder mit großer Mehrheit beschlossen und damit Verantwortung für Soldatinnen und Soldaten übernommen, die ihre Gesundheit und ihr Leben für Deutschland einsetzen.
Doch den Misserfolg nur der Politik ursächlich zuzuweisen, ist kein vollstäniger Ansatz.
Die Bundeswehr ist in diesen Einsatz mit einer Naivität und Blauäugigkeit gestolpert, welche schon von Beginn an verwunderte. Z.T. Überschriften wie „Brunnen bauen und Schulen bauen“
Nun gut, man dachte nicht, dass es tatsächlich zu kriegsähnlichen Zustanden, später Krieg genannt kommt.
Die Entwicklungen sind weitgehende bekannt.
Der Afghanistan-Krieg(!) hat in aller Härte sowohl materielle als auch personelle Defizite der Bundeswehr offen gelegt. Die Bundeswehr war als Organisation zu selten in der Lage, flexibel und adaptionsfähig auf Defizite zu reagieren. Ausbaden musste es regelmäßig Truppe vor Ort, welche mit bewundersnwerter Motivation Aufträge erfüllte.
Ab 2006/7 änderts sich die Lage.
2009/10 ff hatte die Bundeswehr mit einem hochkomplexen Einsatzumfeld zu tun, kämpfen, die Lage in ihrem Verantwortungsbereich stabilisieren und afghanische Sicherheitskräfte ausbilden. Das Risiko für unsere Soldaten hat sich eindeutig erhöht. Tapferkeit und Mut unserer Soldaten vor Ort. Danke dafür!
Die Bundeswehr brauchte auch schnelle Erfolge. Wenigstens auf dem Papier. Das führte auch zu Schönfärberei. Diese unterschied sich oft massiv von der Lagebeurteilung der Kräfte vor Ort. Je weiter nach „oben“ destso „besser“ die Lage.
Seltener waren harte Worte von Generalen wie Ramms (2014) „Aber wir sind in Afghanistan nicht fertig. Von daher ist meine Auffassung, dass der Abzug zu früh erfolgt, also die ISAF-Mission zu früh zu Ende geht, nach wie vor gegeben.“ (Gesagt allerdings als General a.D)
Ich bewerte es als besonders kritisch, dass bei Doktrin bis hin zu Vorschriften von Beginn an ernste Defizite bestanden, welche nur zögerlich abgestellt wurden und zum Teil bis heute nicht. z.B. die unzureichende Entwicklung einer deutschen Counterinsurgency-Doktrin (COIN)./Das Dokument „Konzeptionelle Grundlagen zur Wahrnehmung militärischer Aufgaben im Rahmen von Counterinsurgency“, das 2008 geschrieben wurde und auf die Etablierung einer deutschen COIN-Strategie abzielte, scheiterterte: Der Generalinspekteur verweigerte im Jahr 2009 die Unterschrift.
Es gab leider nur wenige erfolgreiche Operationen im Sinne von Auftandsbekämpfung, das lag meist nicht an der Truppe im Einsatz. (Genehmigungen, Billigungen/Absicherungen)
Umsetzung von Einsatzerfahrungen in Ausbildung und Übung war ein sehr langsamer Prozess.
Ausrüstung wurde hier mehrfach angesprochen, bei einigen Fortschritten, es war zäh! Details kann man hier im Blog gut nachlesen,
Konzept und die praktische Arbeit der Regionalen Wiederaufbauteams (PRTs) als Instrument innerhalb des Engagements der internationalen Gemeinschaft in Afghanistan hat bei einigen Einzelerfolgen im Wesentlichen die Ziele nicht ereicht.
Bei der Ausbildung und Unterstützung afghanischer Sicherheitskräfte hat man in der Gesamtschau wenig Positives vorzuweisen.
Im Sinne des UN-Mandats hat die NATO/DEU die Ausbildung von afghanischen Soldaten und Polizisten sowie der Übergabe der Sicherheitsverantwortung als Gesamtprojekt nie erfolgreich abgeschlossen. Afghanistan war auch deshalb weit davon entfernt, ein sicheres, politisch stabiles und wirtschaftlich prosperierendes Gemeinwesen zu sein.
So verschlechtert sich die Sicherheitslage im Land schon seit Ende 2014, dem Abschluss der ISAF-Mission, bereits erheblich.
Die afghanische Armee wurde durch einige Bundeswehrkommandeure mit schön geredet und viel zu gut bewertet, um die politische Entscheidungen zu untermauern. Die Realität, die ich in Afghanistan erlebt habe, ist eine Andere.
Es ließe sich fortsetzen, ich verweise daher auf Inhalte im Blog.
Fakt ist, wenn sich die militärische Führung nun aus der Verantwortung nehmen würde, wäre dies unlauter. Davon gehe ich mal nicht aus (GI als Stichwort)
Dank und Anerkennung den Veteranen!! Dank auch den Familien bzw. wer auch immer die Veteranen zu Hause unterstützte!
Wer füllt das politische Machtvakuum, wer will Einfluss ausüben?
Die traditionellen Rivalen aus der vor 9/11-Zeit, KSA vs IRAN sowie IND vs PAK stehen Gewehr bei Fuß.
Aus den nördlich gelegenen ex-Sowjetrepubliken droht kaum Ungemach, Moskau hingegen wird in traditioneller Manier der Zarenzeit den Weg zu den „warmen Meeren des Südens“ suchen.
Nicht zuletzt muss Peking Beachtung finden, dem Projekt der neuen Seidenstraße kommt bestimmender Einfluss in Kabul gelegen.
Religiös/ethnisch/kulturelle Konflikte bleiben innerhalb Afghanistans bestehen, wodurch sich Anknüpfungspunkte der o.g. Machtstrukturen eröffnen. Die überwiegend der schiitischen Konfession anhängen Hazara werden sich an Teheran anlehnen, die Tadschiken mglw ihr Wohl unter Pekings Fittichen suchen.
Edit/ IBuK: Es wird einen offiziellen Rückkehrappell im Bendlerblock am 31. August zum Einsatzende geben.
Ja, Dank und Anerkennung den Veteranen. Und wie sieht der aus? Gestern war nicht ein politisch Verantwortlicher auf dem Platz. „Mission accomplished“ sagte der General. Ich sage „Shame on you, Berlin“.
Die Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung (Irak, Jordanien, Tunesien, Mali und Nigeria, Burkina Faso und Niger, Somalia und Gambia. ggf. mehr) beinhaltet den wichtigen Punkt Kommunikation:
Berichterstattung und Information über die Ertüchtigungsinitiative und Ertüchtigungsprojekteverpflichte zur Rechenschaft dem politisch-parlamentarischen Raum gegenüber. Man unterrichtet turnusmäßig – auch mit eingestuften Informationen. xx abgeschlossene oder nahezu vollendete Projekte mit heruntergebrochen Inhalten
Mich würde interessieren gab es ein solches zusammengefasstes und verfügbares/nachlesbares Verfahren/Statistik für den deutschen Anteil der NATO-Mission Resolute Support (Hauptauftrag – Ausbildung, Beratung und Unterstützung – Train, Advise and Assist) in Afghanistan? z.B. als Drucksache des Bundestages oder als Medienunterrichtung?
Ich meine mehr als so allgemeine Aussagen:
„Die Bundeswehr hat die Einsatzfähigkeitder afghanischen Streitkräfte(ANA) durch ihr Trainingsprogramm entscheidend verbessert.Beim Polizei-Aufbauwurden auch durch die deutschen Polizeitrainingszentren in Kabul und im Norden deutliche Fortschritteerzielt. Diese Arbeit wird intensiv fortgesetzt.“
Die internationale Gemeinschaft hat sehr viel Zeit und Geld investiert, um selbsttragende Sicherheit zu schaffen Für eine partnerschaftliche Beziehung sollte die Ausbildung auf Augenhöhe und in angemessenem Tempo erfolgen, um ANA-Soldaten auch mental aus der Rolle einer Hilfstruppe zu emanzipieren.
Ist das geschafft worden?
Was wurde konkret erreicht? Einige Beispiele.
Bei welchen Einheiten der ANA? Kampfbereitschaft dieser Einheiten (xx von xx Kandaks hatten z.B. höchste Fähigkeitsprofil (CM-1) erreicht? Konventionelle Truppe (z.B. 209. ANA Corps) aber auch durch KSK ausgebildete AFG SOF
Ausbildung von Führungspersonal in AFG/in DEU?
Ergebnisse des Aufbaus der lehrgangsgebundenen Führer- und Truppenausbildung an den Ausbildungseinrichtungen der ANA?
Aber auch Defizite:
Attrition-Tatsächliche Truppenstärke? „Schwund“
Welche Personalabgangsrate? Desertationsrate?
Auswirkungen auf die Kampfbereitschaft?
Ausmaß Veruntreuung der bereitgestellten Versorgungsgüter und des sonstigen Materials?
Der Hintegrund der Frage ist auch, was erwartet man /weiß man nach dem Abzug der NATO/US über „Abgänge“ zu den Taliban?
Was erwartet man?
Siehe dazu Desertation ganzer Einheiten mit Bewaffnung und Munition zu den Taliban. Das beinhaltet ja auch Wissenstranfer.
@J10 & Koffer
Danke, schließe mich Ihren Gedanken an. AKK hatte sich ja hinsichtlich des Realitätsbezugs von Einsätzen in Zusammenhang mit Mali durchaus auch mal erfrischend anders geäußert.
Ein Punkt der nicht unterschlagen werden sollte, ist die wesentliche Rückwirkung des AFG-Einsatzen auf die Bundeswehr insgesamt und das Denken in der Bundeswehr selbst. Da ist schon einiges anders in den Köpfen als noch vor 20 Jahren.
@ Obristlieutenant
Ihr Clausewitzzitat gilt natürlich zuallererst für die Zeit in der es geschrieben wurde. Also für die Zeit, in der Clausewitz gelebt hat. Die Frage ist also, wenn man solche Zitate nutzt, ob sie sich bedenkenlos in den Kontext der Gegenwart einfügen oder ob sie sich nicht vielmehr dann quer legen, weil sie schlicht „aus der Zeit“ gefallen sind.
Anders gesagt: Gemäß ihrem Zitat gibt die Politik die Rahmenbedingungen vor an denen der militärische Erfolg zu messen ist. Die Politik hat Rahmenbedingungen vorgegeben und beurteilt den Einsatz als Erfolg, das Ziel ist erreicht. Soweit passt ihr Zitat in die Gegenwart.
Sie können dann aber nicht gleichzeitig sagen, der Einsatz ist kein Erfolg und dazu ein neues „fiktives Außen“ aufmachen in das Sie andere „fiktive Rahmenbedingungen“ hineinprojezieren, die Sie für richtiger gehalten hätten, aber die in realitas von der Politik so nie gefasst wurden, die andererseits aber trotzdem eine Neu- bzw Andersbewertung des militärischen Erfolges garantieren sollen. Da legt sich ihr Zitat dann quer.
Oder nochmal anders gesagt: Wenn Sie mit Clausewitz historisch operieren wollen und der Meinung sind, die deutsche Politik hat ihre politischen Ansichten in Afghanistan mit militärischen Mitteln anders fortgesetzt (was ich übrigens argumentativ für schief halte), dann müssen Sie auch die gegebenen politischen Rahmenbedingungen in der bewertenden Rückschau als historische Fakten akzeptieren. Denn: Clausewitz schreibt seinen Satz nicht im Konjunktiv.
@dieandereMeinung sagt: 30.06.2021 um 19:41 Uhr
grundsätzlich bin ich bei Ihnen und gebe Ihnen recht. Allerdings sind „Naivität und Blauäugigkeit“ nicht unbedingt die Begriffe, mit denen ich den beginn des Einsatzes belegen würde. Und natürlich hat die Bundeswehr Defizite, gerade in materieller Hinsicht, die offengelegt wurden. Wie soll es auch anders sein, wenn man von allem nur 70% der Vollausstattung beschafft.
Ich sehe das Problem in der Beratung der politischen durch die militärische Führung. Diese war in meinen Augen nicht offen und stringent genug. Es wurde nicht die entsprechende Hinterlegung des Einsatzes mit Material gefordert und umgesetzt. Ich erinnere nur an die Diskussion, als man die beiden (!) Panzerhaubitzen zum Schutz des Lagers nachgezogen hat. Auch die jahrelange Rumeierei, ob man nun an einem Krieg teilnimmt oder nicht, war dem nicht gerade zuträglich. Das hat sich auch in den RoE niedergeschlagen.
Mich ärgert an unseren Generalen, das diese sich ausschließlich dann kritisch äußern, wenn sie im Ruhestand sind. Dann braucht das auch keiner mehr.
wie gerade gelesen in der Bildzeitung,war bei der Ankunft der letzten Kameradinnen und Kameraden noch nichtmal AKK vor Ort,.geschweige denn AM. Nun ja,.was soll man dazu sagen,dass die IBUK nicht da war? Schade? oder …???
[Wie bekannt, werden hier deutsche Verlagswebseiten i.d.R. nicht verlinkt. Da die genannte Information aber in so ziemlich allen deutschen Medien zu lesen war, müssen wir auch nicht diese Quelle heranziehen. T.W.]
Bei der Aufarbeitung des Afghanistaneinsatz der Bundeswehr sollte das Wirken von Regierung und Parlamentariern betrachtet werden.
Nach den Anschlägen vom 11.09.01 sichert Kanzler Schröder den USA uneingeschränkte Solidarität zu und fordert dann den Einsatz der BW in Afghanistan.
Die Abgeordneten von SPD und Grünen sind gegen den Einsatz, die Abgeordneten der CDU und FDP dafür.
Darauf hin verknüpft Schröder die Afghanistan-Einsatz-Frage mit der Vertrauensfrage, worauf die SPD/Grünen-Abgeordneten am 16.11.21 für den Einsatz stimmen und CDU/FDP-Abgeordnete dagegen.
Damit war offensichtlich, dass den Abgeordneten das eigene Pöstchen und das damit verbundene Einkommen wichtiger war als das Wohl der Bevölkerungen Deutschlands und Afghanistans, und die Belange der Soldaten in ihrer Entscheidung keine Rolle spielten.
Dass der Kanzler durch die Vertrauensfrage seine Sicht den Abgeordneten seiner Koalition aufgenötigt hat, so dass die Abgeordneten gegensätzlich zu ihren eigentlich Willen abgestimmt haben, wird meiner Wahrnehmung nach gerne verschleiernd umschrieben oder verschwiegen, während die Abstimmung vom 22.12.01 gerne mit „großer parlamentarischer Zustimmung“ herausgestellt wird.
Ich bezeichne die Abstimmung vom 16.11.01 als parlamentarische Totgeburt und nachfolgende Abstimmungen zum Einsatz als Versuch die Nachgeburt großzuziehen.
Die parlamentarische Minderleistung zum Einsatzbeginn ist für mich die Haupterklärung, warum die Parlamentarier eine ernsthafte, reale Auseinandersetzung mit dem Einsatz während der gesamten Einsatzdauer vermissen ließen. Sich mit dem Einsatz zu beschäftigen ist auch immer mit der Erinnerung an die Fehlleistung des Parlaments bei Einsatzbeginn geknüpft.
Sowohl Soldaten als auch Bevölkerung haben den Parlamentariern die „Wischi-Waschi“- Handhabung des Afghanistaneinsatzes durchgehen lassen und tragen dadurch Mitverantwortung, dass das Parlament seine Beschäftigungsart mit dem Afghanistaneinsatz anscheinend als Erfolgsmodell ansieht und auf andere Einsätze überträgt.
Ich habe eine Weile gebraucht, um mich dazu durchzuringen.
Doch die Emotionalität schwindet nicht.
Ich bitte T.W. nachstehenden Beitrag trotz großer Emotionalität einstellen zu dürfen. Es ist kein reiner Sachbeitrag aber doch mit Inhalt.
)Falls T.W. nach Lesen feststellt, dass ich die o.g. Vertreter übersah, dann bitte nicht einstellen, ich weiß auch, dass Befh EinsFükdo dort war…)
Mehr Respekt vor unseren Soldaten!
Die Abwesenheit jeglicher Vertreter höchster (!) Spitzen der politischen Leitung, der der militärischen Führung und/oder des Parlaments ist für mich persönlich unwürdig. Ja, das Wort setze ich sehr bewusst ein!
Einen besseren Beweis zwischen Anspruch und Wirklichkeit kann es für mich nicht geben.
Entfremdung zwischen Politik und Bundeswehr kann man nicht sichtbarer machen!
Da kann ein späterer Appell noch so würdig sein. Manches lebt von der Dynamik des Augenblicks.
Man kann natürlich auf volle Terminkalender verweisen, auf andere Auslandtermine, auf die überraschende Rückverlegung und/oder Geheimschutz oder/oder …..aber:
„Wer etwas will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe.“
(Albert Camus, 1913-1960)
Respekt, Anerkennung, vielleicht sogar echte Verbundenheit mit der Armee, wie ich sie bei meinen Aufenthalten in England, den USA oder Polen erlebt habe? Keine Spur.
Nur bei Corona können unsere Soldaten noch mit Sympathie rechnen oder Bilder liefern für Generale oder Politiker?
Wo sind wir hingekommen? Oder waren wir schon immer so und ich habe es nicht bemerkt? Ich denke nicht!
Selbst der Bundeswehr nicht so verbundene Bürgerinnen und Bürger haben mich darauf angesprochen.
Ich wurde hier schon scharf kritisiert bzgl Strategischer Kommunikation. Manches musste ich mir annehmen. Doch klar ist, die Abwesenheit aller Vertreter der politischen Leitung, der militärischen Führung und/oder des Parlaments trägt eine Botschaft in sich.
P.S. Das es anders geht, hat unser Nachbar Polen gezeigt, Dank des Vaterlandes, Stolz und Würde, unmittelbar bei Ankunft. Verteidigungsminister natürlich vor Ort, tolle Bilder, klare Botschaften, Gespräche mit Soldaten/Angehörigen….
@Alle
Zu dem Kritikpunkt, dass kein Politiker gestern die Heimkehrer begrüßte; im Sommer ist laut BMVg ein Festakt für alle Veteranen des Einsatzes geplant.
Das hätte man gewiss besser lösen können, aber vielleicht hat das Fehlen von Vertretern der Politik also einen vergleichsweise unschuldigen Hintergrund.
Ich muss aber gestehen, ich stelle mir vor, dass die Heimkehrer auf vom Blatt abgelesene Plattitüden gern verzichteten und froh waren, früher ihre Lieben wiederzusehen.
Überhaupt wäre die Rede selbst eines Regierungsmitglieds ein schlechter Ersatz für die Heimkehrer-Paraden, die etwa die Briten erleben durften und auch unsere Soldaten verdient hätten. Von daher…
Die Bundeswehr hat in AFG nicht nur ihren Auftrag gut erfüllt, sondern hat sich auch aus der Nachkriegszeit von einer reinen „Friedensarmee“ in eine, gemessen an Ausstattung, Ausbildung und Mandat, respektablen Einsatzstreitkraft entwickelt. Im Einsatz selber war es aber nicht nur der eigentliche Auftrag, sondern vor allem Herzblut und Empathie, welche viele Soldaten eingebracht haben. So hat AFG nach einem Einsatz sicher prägende Eindrücke auf jeden von uns hinterlassen. Auch haben wir ganz sicher zur Befriedung des Landes und positiven Entwicklungen beigetragen. Das ist die Habenseite.
Was allerdings frustrierend ist und auch dazu geführt hat, dass der Einsatz ohne nachhaltigen Erfolg beendet wurde, ist, dass niemand, weder die NATO noch die USA im Zuge ihres nationalen Einsatzes ‚Enduring Freedom‘ das wirkliche Center of Gravity der Taliban schwächen konnte. Es ist unbestritten (lediglich von PAK selber), dass die AFG Taliban mit ihren Rückzugsorten vor allem in Quetta und Peshawar ihre Schattenregierung unbehelligt wachsen und agieren konnten. Hier werden sie bis heute ausgebildet, finanziert – hier leben immer noch ihre Familien unter dem Schutz der PAK Armee, bzw. des PAK Geheimdienstes ISI. Da ich selber etliche Jahre in Pakistan gedient habe, kann ich dieses leider nur bestätigen. Wenn also das CoG des Gegners nicht ausgeschaltet wird, kann ein Einsatz kaum erfolgreich sein. Die NATO aber auch die BReg muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass diese Realität nicht in die strategischen und operativen Pläne eingeflossen sind. So ist die Zukunft von AFG leider sehr absehbar und alle guten Worte werden nichts daran ändern. Die Taliban werden nun sehr bald die Herrschaft an sich reißen. PAK wird sein Ziel erreichen AFG als „strategische Tiefe“ zu einem Art Vasallenstaat zu machen und dabei keine Rücksicht auf westliche Werte und Rechte nehmen. Nachdem aus PAK bereits seinerzeit schon der Angriff auf das DEU Generalkonsulat in MeZ und einige Monate später der Bombenanschlag auf unsere Botschaft in Kabul koordiniert und gesteuert wurde, brauchen wir nicht zu glauben, dass weitere Geldmittel oder wohlmeinende Worte aus Berlin in Richtung AFG oder PAK irgendeine positive Wirkung entfalten werden. Die Gelder werden mehr als bereits zuvor in dunklen Kanälen verschwinden und lediglich die Eliten reich machen. Diese Realität macht mich traurig, vor allem wenn ich an die gefallenen und verwundeten Kameraden denke. Mögen sie unvergessen bleiben und die Verwundeten Heilung erfahren.