Beginnt mit Cablegate der Cyberwar?
Die Aufmerksamkeitspirouetten um Wikileaks, die geheimen Botschafts-Depeschen der USA und den Wikileaks-Gründer Julian Assage drehen sich immer schneller (obwohl, wie schon erwähnt, derzeit gar nicht Wikileaks die entscheidende Organisation bei der sukzessiven Veröffentlichung dieser Depeschen ist, sondern die beteiligten Medien in mehreren Ländern…). Jenseits des Streits um den Inhalt der Kabel, jenseits des Streits um Geheimnisverrat oder nicht, jenseits des Streits um die Person Assange sehe ich eine für die Öffentlichkeit in praktisch allen Ländern ein viel größeres Problem: Beginnt mit dem Streit um Wikileaks und Cablegate eine Art Cyberwar?
Sicherlich nicht in dem Sinne, wie er bislang immer vorhergesagt wird – mit dem Angriff auf IT-Systeme oder auf die Computersteuerung kritischer Infrastrukturen. Aber die Abschaltung erst von wikileaks.org und mittlerweile offensichtlich auch von wikileaks.ch (letztere als Durchleitungsadresse für die numerische wikileaks-Internet-Adresse 213.251.145.96) zeigt die Verwundbarkeit des angeblich so robusten Netzes: Wenn einige entscheidende Stellen blockiert werden, fließen die Informationen nicht mehr. Auch wenn die numerische Adresse bleibt – sehr viele Nutzer werden beim Aufruf von wikileaks.org eine Fehlermeldung Server nicht gefunden bekommen und achselzuckend daraus schließen, dass wikileaks offline wäre.
Genau aus diesem Grund gibt es ja auch die Domain inzwischen mit .de, .nl und .fi-Landeskennung. Aber der Schwachpunkt bleibt das Domain Name System, das 213.251.145.96 in eine merkbare Adresse übersetzt – und diese Übersetzungs-Server mit den so genannten Top Level Domains .com und .org (und übrigens auch .net, wie in augengeradeaus.net) liegt im Zugriffsbereich des U.S.-Handelsministeriums.
Mit anderen Worten: Wenn die amerikanische Regierung es will (und innenpolitisch durchsetzen kann), können sehr plötzlich sehr viele Domain-Namen nicht mehr erreichbar sein. Auch Internetadressen, die irgendwo ganz anders in der Welt liegen, deren Daten auf Servern in anderen Ländern liegen und die eigentlich keine Berührungspunkte zu den USA haben. Wikileaks hat übrigens diese Erfahrung bereits früher machen müssen: auf Antrag einer Schweizer Bank soll ein kalifornisches Gericht die Adresse wikileaks.org schon mal gesperrt haben.
Nun gut, wenn Regierung, Behörden oder Gerichte in den USA die Sperrung von Seiten irgendwo in der Welt durchsetzen, ist das nicht das klassische Konzept des Cyberwar. Aber dafür eine Variante, die offensichtlich funktioniert. Und auch der Definition der Wikipedia entspricht: Cyberwar ist ein Kofferwort aus den englischen Wörtern Cyberspace und War und bedeutet zum einen die kriegerische Auseinandersetzung im und um den virtuellen Raum mit Mitteln vorwiegend aus dem Bereich der Informationstechnik. Wer den Zugriff auf die Domain Name Server hat, braucht sich um Umwege wie Denial of Service Attacks und ähnliches ja nicht mehr so sehr Gedanken zu machen.
(Das war meine heutige Portion Verschwörungstheorie, ich bitte um Nachsicht, falls es zu weit hergeholt erscheint. Wer diese Überlegungen nicht als abstrus abtut, kann sich ja vorsichtshalber milinfo.de merken- diese Adresse beim deutschen (!) Netzwerk-Verwalter denic habe ich noch für den Fall, dass die .net-Adresse mal abgeschaltet wird…)
Hat nur indirekt etwas mit cyberwar zu tun, ist aber trotzdem total schräg. Die Briten versteigern die HMS Invincible in einer Internetautktion.
Wer also einen schnuckigen Flugzeugträger in seinem Garten haben will, kann hier mitbieten:
http://www.webcitation.org/5udjNILEF
Hat noch nicht mal indirekt was mit Cyberwar zu tun ;-)
(ist ja gut, war wohl zu viel Verschwörungstheorie.)
Hmm ist im Internet und war mal eine reale Kriegsmaschine = cyberwar ;-)
Nun, ich weiß nicht recht, aber Verschwörungstheorien mag ich in dem Beitrag eigentlich nicht zu entdecken. Sie benennen doch Fakten: Der weitreichende Zugriff der USA auf Internet-Infrastruktur, die Angriffe auf wikileaks, kann man doch alles nicht bestreiten. Ob die Angriffe von staatlichen Organisationen ausgehen, darüber lässt sich wohl streiten, aber dann geht es doch nur um die Frage: Cyberangriffe symmetrischer oder asymmetrischer Natur?
Ich würde allerdings in diesen Vorgängen allerdings nicht den Beginn des Cyberwars sehen. Im Grunde geht es doch darum, dass ein Staat versucht, bestimmte ihm nciht genehme Inhalte aus dem Netz zu verbannen. Das wird hierzulande beispielsweise mit kino.to betrieben, seit Jahren erfolglos übrigens.
Meiner Meinung nach könnte man den Fall Stuxnet dagegen wirklich als Beispiel von Cyberwar ansehen. Denn dass es dabei darum ging, die iranischen Atomanlagen zu attackieren, scheint mittlerweile ja klar zu sein.
Nun ja, eigentlich ist es ganz einfach.
Amazon hat in den AGB stehen das nur einwandfreier Content veröffentlicht werden darf. Ob nun die USA hier nachgeholfen haben oder nicht ist zweitrangig, den die Begründung reicht für die Kündigung des Nutzungsvertrages.
Immerhin ist das Internet so verzweigt, das es kaum gelingen wird darüber Kontrolle in der Gestalt zu erhalten das man mißliebeige Inhalte unterdrückt oder sperrt, da finden sich immer Wege und Mittel das zu umgehen.
Allerdings wird die beteiligte Presse, schon im Interresse der Auflage, dafür sorgen das die Informationen veröffentlicht werden. Ob man sie dann im Internet nachlesen kann ist dann eh zweitrangig.
Wobei bei allem Verständnis für die „Aufarbeitung der Daten“ durch die Presse, da Wikileaks dies nicht leisten könne, frage ich mich schon wer die „große ganze Linie“ mit welchen Interressen steuert.
Cui bono ?
STUXNET ist ein anderes Kaliber, da es sich hierbei um eindeutige Schadsoftware handelt, die Aufgrund ihrer Struktur und Zielrichtung wohl zu dem Begriff Cyberwar passt. Ich bin mal gespannt ob der Author ermittelt wird und wenn ja wer es war.
DNS-Sperren sind ja sowas von obervorgestern… erstmal weil man trotzdem mit der direkten IP weiterkommt und dann weil man z.B. eigene DNS-Strukturen aufstellen kann (AlterNIC, AnonNet usw.) oder mittels eines DNS-Proxies z.B. de von de-NIC-Server holen kann und alles andere woanders… DNS ist extrem flexibel, spätestens wer die dezentrale Limerick-Datenbank über INFO-Keys auf den Root-Servern entdeckt begreift daß DNS eben gerade auf Ausfallssicherheit optimiert ist. Und selbst wenn DNS stirbt, Namensauflösung muß nicht über DNS laufen, schon mein Linuxrechner hat sieben verschiedene Namensauflösungen im aktivem Einsatz.
Schon vor zehn Jahren haben einige Internet-Backbone-Betreiber spekuliert daß BGP das eigentliche Mordswerkzeug ist. Wer BGP-Tables modifizieren kann kann den weltweiten Routertraffic kontrollieren oder wenigstens beeinflussen. Wenn dank eines BGP-Eintrages sämtliche Zugriffe auf 141.1.1.1 auf 127.0.0.1 umgeleitet werden dann ist 141.1.1.1 einfach gesperrt und fertig.
Aber auch das bringt nichts. Wikileaks kann jederzeit auf die zensurresistenten Protokolle Tor/Onion oder Freenet umsteigen (und ja, die haben dort längst einen Mirror). Da diese kein TCP/IP als Träger verwenden und auch keinerlei zentrale Kontrollinstanzen verwenden und bis in Detail auf Vertrauensbasierte Durchleitung und Sabotageresistenz ausgelegt sind ist eine Kontrolle mit bekannten Mitteln nicht möglich.
Jeder Versuch das klassische Internet stärker zu zensieren führt nur zu einer Stärkung von Freenet, Tor/Onion und Co. Daß Freenet sicher ist halte ich für unleugbar da imho noch nie jemand beim Kommunizieren übers Freenet „erwischt“ wurde solange er nicht Opfer von social Engineering wurde.
Das Ganze zeigt die Scheinheiligkeit der „westlichen“ Regierungen, genau wie Wikileaks es behauptet und vorführt.
Man stelle sich vor China oder der Iran würde einen „Menschenrechtler“ jagen weil er interne Papiere der chinesischen oder iranischen Regierung publizieren würde. Das gäbe dann eine großen Auschrei der ach so besorgten „westlichen“ Regierungen bis hin zu Forderungen der üblichen Politidioten einen Krieg zu erklären.
Erstaunlich (oder doch nicht?) ist es wie leicht die U.S. Regierung und ihre Vasallen in die Falle tappen die Wikileaks ihnen gestellt hat.
Leseempfehlung hierzu: Julian Assange und die Computerverschwörung: “diese unsichtbare Regierung zu Fall zu bringen”
Hm…
PayPal Restricts WikiLeaks Account as Website Comes Under Global Scrutity
@b
Jedes Land muss im Eigeninteresse Geheimnisverrat mit strategischen Folgen hart und konsequent bestrafen. Weil Iraner und Chinesen keinerlei Zweifel daran offenlassen, was das Schicksal von Verrätern sein wird, gibt es dort solche Fälle in der Form nicht.
Aus deutscher Sicht macht es davon abgesehen natürlich einen Unterschied, ob chinesische Geheimnisse verraten werden und chinesischen Interessen geschadet wird, oder ob deutschen Interessen geschadet wird. Universelle moralische Standards, nach denen sich solche Situationen allgemeingültig beurteilen ließen, existieren nur in der Phantasie westlicher Aktivisten.
@T.W
PayPal, dieser Nichtsnutzbezahldienst von ebäh *** ROLLEYES***
War nur eine Frage der Zeit bis diese die Konten einfrieren. Können jetzt auch schön mit dem Geld arbeiten. Ist aber nicht nur das Problem von Wikileaks, da kommen noch Kohorten von Ebayverkäufern dazu denen aus den fadenscheinigsten Gründen mal eben das Konto dichtgemacht wurde, natürlich nur die Auszahlungen, Einzahlen konnte man trotzdem noch. Das ist eine gigantische Gelddruckmaschine für den Besitzer.
Aber wie schon oben geschrieben, Herr des Verfahrens der Veröffentlichung sind die (kommerziellen) Medien und da frage ich mich schon
Cui bono, Zeit und Information ?
Ich halte es also mal weiter mit dem Herrn Carrell und lasch mich Überraschen ;-)
Ja, ich stimme hier Herrn Wiegold zu. Die Jagt auf WL/Assange im Netz ist schon ziemlich beeindruckend. Es scheint, dass einige Regierungsbehörden ziemlich schnell ziemlichen Druck ausüben: Amazon, Ebay/Paypal sind da vermutlich nur die ersten beiden Stellen.
Wikileaks unterhält mehrere hundert Domain- und Hostnamen. Wer als Multiplikator (Journalist oder Blogger) auf den Zugang zu Wikileaks angewiesen ist, im Gegensatz zur neugierigen Öffentlichkeit, sollte ein paar davon kennen und ab und zu überprüfen, weil sich da natürlich immer wieder was ändert.
Zu jeder Zeit war Wikileaks über mindestens zwei von mir getestete DNS-Einträge erreichbar, nur die Geschwindigkeit ist in die Knie gegangen.
@b: So einfach darf man es sich meiner Ansicht nach denn doch nicht machen. Der Knackpunkt ist doch: Wie nah zusammen oder weit voneinander sind die jeweils offiziell verfolgten Ideale (rein zufälliger Doppelsinn) von der Praxis der Regierungen. Genau hier liegt ja die Sprengkraft von wikileaks. Das Problem ist nicht der Verrat, der ist schließlich für alle aktiven Politiker ein Alltagsinstrument. Wenn die Informationsbombe aber gerade auf den offiziell produzierten schöne Schein zielt und vor den Augen der Öffentlichkeit als reiner fake widerlegt wird, sind die Grundfesten der Macht bedroht. Wikileaks ist aus Sicht der Regierungen eine besonders gefährliche Terroristenbande, gerade weil sie auf Sprengstoff und Waffen verzichtet und direkt auf den Verstand des jeweiligen Wahlvolks zielt. Das ist der Hochverrat.
@S.W. – „Jedes Land muss im Eigeninteresse Geheimnisverrat mit strategischen Folgen hart und konsequent bestrafen. “
Das mag richtig sein, hat aber nichts, gar nichts mit Wikileaks zu tun.
Den Geheimnisverrat hat eventuell die Person(en) begangen die Wikileaks die Daten zugespielt hat.
Wikileaks hat diese Daten an internationale Presseorgane weitergegeben die diese dann, wie auch Wikileaks danach, veröffentlicht haben. Das fällt eindeutig unter Pressefreheit.
Warum wird Wikileaks angegeriffen und nicht auch die anderen Medien die diese Information veröffentlichen? Werden als Nächstes die Konten der NYT gesperrt?
Wenn sie des öfteren mal in die diversen Zeitungen schauen (Spiegel, Focus, NYT, Le Monde), dann werden sie feststellen das diese alle regelmäßig vertrauliche oder geheime Dinge diverser Regierungen veröffentlichen die ihnen zugspielt wurden.
Wenn der Spiegel heute schreibt das der Herr von Guttenberg der EADS gerade 1,5 Milliarden in den Hintern geschoben hat, dann kommt diese Information sicherlich nicht aus einer Presseerklärung des Ministeriums, sondern ist vertrauliche interne Information der Bundesregierung.
Soll ihrer Meinung nach der Guttenberg das jetzt „hart und konsequent bestrafen“ dürfen? Spiegel-Affäre zweiter Teil?
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Noch ein Gedanke zu „Cyberwar“.
Die U.S. Aktionen gegen Wikileaks sind Cyberwar in dem Sinne das hier Krieg gegen den „Cyberspace“ geführt wird – gegen die Freiheit der Menschen im Internet.
Interessant ist das die Regierungen (besonders die amerikanische) z.B. gegen Kinderpornographie nicht so entschlossen vorgehen, sondern die im öffentlichen Internet kaum vorhandene Kinderpronographie als Vorwand genutzt wird Netzsperren zu installieren. Wenn es aber mal gegen die angeblichen Interessen der Regierungen und Regierenden geht, dann werden plötzlich alle Register gezogen.
Zu Wikileaks fällt einem noch Orwell ein: „In Zeiten, da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt!“
Revolution! Das können die Regierenden natürlich nicht dulden.
@b
„Soll ihrer Meinung nach der Guttenberg das jetzt “hart und konsequent bestrafen” dürfen?“
Ein guter Einwand, wobei es m.E. ein gesellschaftliches Interesse an der Aufdeckung von Fehlverhalten wie dem Guttenbergs gibt, während andere Dinge legitimerweise der Geheimhaltung unterliegen.
Bin ratlos… Auf der einen Seite dürfen in DEU geklaute schweizer Steuerdaten – für viel Geld gekauft werden, was oberste Gerichte auch noch für Recht erklären – und auf der anderen Seite steht WL, veröffentlicht, was wir schon immer gedacht haben und alles dreht ab.
@S.W. – „während andere Dinge legitimerweise der Geheimhaltung unterliegen.“
Und wer bestimmt was legitim ist? Die Regierung deren schmutzige Wäsche offengelegt wird? Das kann ja wohl nicht sein.
Es gibt mit gutem Grunde eben die Pressefreiheit die die U.S. Regierung jetzt versucht abzuschaffen (und nichts anderes ist das was da geschieht.) Die Medien als vierte Gewalt im Staate sind für jede offene Gesellschaft unverzichtbar.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen und die Ironie geniessen:
Derzeitige Überschrift auf der NYT Homepage zu „State Secrets“, den auf Wikileaks basierenden Artikeln:
„Leaked diplomatic cables illuminate China’s obsession with Google, its extensive hacking operations and a belief that ‘the Web is fundamentally controllable.’ “
Man ersetze China mit USA und Goggle mit Wikileaks …
@b
„Und wer bestimmt was legitim ist? Die Regierung deren schmutzige Wäsche offengelegt wird? Das kann ja wohl nicht sein“
Welche Alternativen gibt es dazu denn? Dass es nicht im Sinne der Öffentlichkeit ist, wenn bestimmte Informationen veröffentlicht werden, halte ich für offensichtlich. Die Namen und Aufenthaltsorte kooperativer Afghanen zu veröffentlichen bringt z.B. die Afghanistan-Diskussion kein Stück weiter, hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun und nutzt niemandem außer dem Feind. Wikileaks würde mit Sicherheit mehr Sympathie genießen, wenn man hier die Grenzen des gesunden Menschenverstandes beachtet hätte.
@T.W.: Zur Überschrift: Der Cyberwar hat doch längst begonnen (Web War One), wobei man über „War“ sicherlich trefflich streiten kann.
@b: Um die Pressefreiheit mache ich mir erstmal keine Sorgen, wenn ich den Beitrag von „Crass Spektakel“ halbwegs richtig nachvollzogen habe. Außerdem bekommt Wikileaks bald Gesellschaft (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,732889,00.html) und ich bin mir sicher, dass weitere Enthüllungsplattformen folgen werden.
Ich hoffe nur, dass sie für eine ausgewogenere Enthüllungs-Berichterstattung sorgen werden. Wenn Wikileaks nach und nach einzig und allein die USA entblößt (im Januar wohl dann US-Großbanken), ist das -Pressefreiheit in allen Ehren- eine bewusste Schädigung und Demontage der USA, von der vermutlich Staaten profitieren würden, die auf Pressefreiheit mal überhaupt nichts geben.
Wikileaks wird wieder mal netztechnisch angegriffen, ist aber weiterhin unter der IP-Adresse http://46.59.1.2/ erreichbar. Eine Liste von wikileaks Mirrorserver findet sich unter wikileaks.info.
Twitter hat anscheinend (auf U.S. Regierungsanweisung?) den Hashtag #wikileaks aus seiner Trendliste entfernt.
@Ein Kollege – „Wenn Wikileaks nach und nach einzig und allein die USA entblößt (im Januar wohl dann US-Großbanken), ist das -Pressefreiheit in allen Ehren- eine bewusste Schädigung und Demontage der USA, von der vermutlich Staaten profitieren würden, die auf Pressefreiheit mal überhaupt nichts geben.“
Sie fallen da auf ein Märchen herein. Bitte lesen: Debunked: „Wikileaks is Anti-American“
Wikileaks ist passiv veröffentlicht das was ihm zugetragen wird und verfiziert werden kann. Zur Zeit schienen die „Megaleaks“ alle aus den USA zu kommen, aber Wikileaks hat in der Vergangenheit auch Sachen aus Deutschland (Duisburg Loveparade Planung), UK, Island, Kenia, Australien usw. veröffentlicht. Ich bin sicher das Wikileaks auch kein Problem damit hätte inkriminierende Unterlagen der Deutschen Bank oder der chinesischen Staatsbank zu veröffentlichen. Solche hat es aber bisher wohl nicht erhalten.
Die bisherigen Veröffentlichungen der Cables sind ja zudem nicht anti-amerikanisch sondern werfen eine teilweise schlechtes Licht auf sehr viele Regierungen: Siehe z.B. die heutigen Veröffentlichungen zu China in der NYT.
Mehr Hintergrund zu Wikileaks, Statements z.B. von Reporters without Boarders, AI etc, und der aktuellen Presse dazu gibt es auf WLcentral.
@Chris
> Es scheint, dass einige Regierungsbehörden ziemlich schnell ziemlichen
> Druck ausüben: Amazon, Ebay/Paypal sind da vermutlich nur die ersten
> beiden Stellen.
Ebay, Amazon und Paypal sind US-Regierungsbehörden?
Jetzt mal langsam, das sind alle drei private Institutionen die auch so jeden Tag abertausende von nicht-firmenkonformen Angeboten vom Netz nehmen.
Jetzt mal konkret Butter bei die Fische: Welche westliche Regierungsorganisation hat bisher konkrete Maßnahmen oder Ermittlungen gegen Wikileaks eingeleitet?
KONKRET!!!
Schweden ermittelt wegen einer Bagettelvariante von Vergewaltigung. Wer Assange kennt der hält das durchaus für glaubwürdig, der hoppelt auf allem rum was bei drei nicht auf den Bäumen ist – ist sein gutes Recht. Aber Schweden ist immer noch ein neutrales Land und stellt sich oft aus Prinzip quer gegenüber westlichen Wünschen (z.B. diverse Filesharing-Angebote, das öffentliche schwedische Staatsarchiv mit mehreren Millionen im Westen nicht greifbarer Unterlagen, z.B. Scientology und Infos über den Falklandkrieg). Ich sehe da absolut keine US-Verschwörung. Die sehe ich erst wenn NATO-Staaten Fahndungsaufrufe wegen Spionage ausstellen.
Passt aber als VT :-)
@b: Erstmal danke für den lesenswertem Link. Auch ich schätze WikieLeaks nicht als anti-amerikanisch ein. Nur bündelt Julian Assange in diesem Jahr seine Ressourcen einzig und allein auf Megaleaks aus den USA. Das hat auch seine ehemalige Nr. 2, Daniel Domscheit-Berg, im Spiegel kritisiert (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,719604,00.html). Zitat: „Die eindimensionale Konfrontation mit den USA ist nicht das, wofür wir angetreten sind.“ Und genau da liegt das Problem.
Ich stimme „Ein Kollege“ zu, dass Wikileaks seine Resource sehr einseitig nutzt. Wikileaks hat selbst angekündigt Russland bezogene Informationen zu veröffentlichen worauf hin die klar gemacht haben, dass sie kaum so „zurückhaltend“ reagiere würden wie die USA. Zurückhaltend!
@b sie haben schon recht Wikileaks war eine gute Enthüllungsplatform die sehr breit aufgestellt war, aber ich glaube das die Veröffentlichungspolitik wohl kalkuliert ist. Assange sagt selber das Wikileaks min. $200.000 an Spenden braucht und eigentlich mehr in der Region von $600.000 (oder waren das Eurobeträge?). Punkt ist das USA bezogenen Veröffentlichungen mehr Aufmerksamkeit bringen und deswegen auch mehr Spenden.
Persönglich würde ich Assange auch noch eine gewisse Geltungsucht unterstellen. Ich meine wieso braucht Wikileaks den überhaupt ein „Gesicht“. Ich glaube er will sich nur ein Platz in den Geschichtsbüchern sichern.
Was den Cyberwar angeht…..ich würde eher sagen es ist ein PR-Krieg. Ich glaube auch nicht das Amazon oder Paypal auf Regierungsanweisung hin gehandelt haben sondern aus eigenen Motiven. In den USA käme es wohl überwiegend schlecht an falls Amazon als Wikileaksunterstützer porträtiert würde. Da das Weihnachtsgeschäft am brummen ist, wäre eine Protestaktion seitens der Konsumenten das letzte was Amazon bräuchte. Das selbe gilt für Paypal….Die wollen keinen Ruf in den USA bekommen weswegen sie halt ihre Geschäftsbedingungen bemüht haben.
Die Blockierung seitens der Regierung….ich weiß nicht ob es ein Cyberwar ist. Ich glaube wenn die in der Beziehung einen Krieg gewollt hätten, hätten sie wesentlich mehr machen können (siehe Crass Spektakle post). Ich glaube sie wollen lediglich zeigen das sie ganz und gar nicht erfreut sind und das sie sehr wohl um die geheimhaltung der unterlagen bemüht sind. Sprich, die Einstellung der Sachen können sie nicht verhindern, aber die Verbreitung.
„Wikileaks hat selbst angekündigt Russland bezogene Informationen zu veröffentlichen “
So wie ich das verstehen sind diese, wie einiges andere auch, noch in der Pipeline und warten auf Bearbeitung. Das den Cablegate Veröffentlichungen Vorrang gegeben wird halte ich für richtig da, wie man ja eindeutig sieht, diese von ausserordentlichem Interesse für die Bevölkerungen in vielen Ländern sind.
„Persönlich würde ich Assange auch noch eine gewisse Geltungsucht unterstellen.“
Mein Fernseher und der Bundestag sind voll von solchen Leuten.
In diesem Fall versteh ich das so das Assange die Prügel einsteckt damit die Organisation in Ruhe arbeiten kann. Das klappt ja bis jetzt ganz gut.
Nun hat auch Karl-Theodor zu Guttenberg die Gelegenheit genutzt, sich über WikiLeaks zu äußern. Wohklingend und mit genug Spielraum fürs Ungefähre – wie so oft. (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/idw_dlf/1334852/).
Noch ein paar Stichworte, ich hab rund um die Wikileaks z.B. noch mitbekommen daß Inhalte für Leaks nicht nur über Freenet sondern auch über einige antike Protokolle wie UUCP/Usenet oder FTS/Fidonet oder gleich Z-Modem/ANSI-Box ausgetauscht werden.
Das sind Dienste die in keinster Weise auf das Internet aufsetzen. Die brauchen nur eine Telefonleitung und verbinden schlicht Telefonanschluß 089/Müller2 mit 069/Mustermann. Klappt auch wunderbar mit Wegwerfhandies die technisch sowohl ein Terminal als auch als Server herhalten können…
Meine Güte, soviel Theorien und so wenig Fachwissen ;-)
Nein, mal ernsthaft: Ein grosser Teil der hier aufgestellten Theorien ist schlicht Quark. Die Hackerangriffe auf WL gingen zu einem nicht unerheblichen Teil von einem US Hacker aus, welcher definitiv nicht in Staatsdiensten agiert, dennoch aber „stolzer Amerikaner“ ist.
Und ich persönlich habe auch nichts generelles gegen WL, aber wahllos alle möglichen Daten zu veröffentlichen, kann unsere kleine Welt durchaus in Weltkrieg Nummer 3 stürzen… Keine Ahnung, wer von den Kommentatoren bereits im Krieg gedient hat: Ich will es nicht wieder erleben!
Man auch davon ausgehen, dass eine Organisation wie WL nicht auf alternative, teilweise veraltete Protokolle ausweichen muss. Das Internet bietet die einfachste Plattform. Und man muss keinen US Server verwenden oder gar eine Domain, welche die USA kontrollieren KÖNNTEN… Angriffe? Klar ist dies möglich… Aber das gilt auch bei anderen Methoden.
Noch was an die BIld-Leser: Wer glaubt eigentlich wirklich, dass wenn die USA Assange „töten“ lassen wollten, dass dieser sich ausgerechnet in England vor den USA verkriechen könnte? ;-)
Nochmal ein Nachtrag:
Das wäre nicht der erste Cyberwar… Kann sich noch jemand an Estland erinnern? Das war der erste richtige Cyberwar.
Cyberwar hin, cyberwar her, wer die erste Schlacht gewonnen hat, scheint sich mir jedenfalls anhand dieser Mirror-Liste beantworten zu lassen: http://wikileaks.de/mirrors.html.
…die Ionenkanone feuert… und wird selbst beschossen…
Man kann zum Kriegsbegriff stehen wie man will (imo ist er hier unpassend), aber ein ordentliches Cybergefecht liefern sich beide seiten und ihre jeweiligen Unterstützer schon.
ps: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,733703,00.html