Chinesisches Militär nimmt deutsches Flugzeug in Militäroperation ins Visier (m. Ergänzung)
Das chinesische Militär hat im Roten Meer ein deutsches Flugzeug in der EU-Mission Aspides ins Visier genommen und mit einem Laser behelligt, wenn nicht angegriffen. Das teilte das Auswärtige Amt auf Social Media mit. Die Details sind noch unklar.
Das Außenamt erklärte am (heutigen) Dienstag auf dem Kurznachrichtendienst Bluesky:
Das chinesische Militär hat mit einem Lasereinsatz ein deutsches Flugzeug in der EU-Operation #ASPIDES ins Visier genommen. Die Gefährdung von deutschem Personal & Störung des Einsatzes sind vollkommen inakzeptabel. Der chinesische Botschafter wurde dazu heute ins AA einbestellt.
Mehr Einzelheiten dazu gab es zunächst offiziell nicht, weder von der Deutschen Marine noch vom Operativen Führungskommando der Bundeswehr.
Die deutschen Streitkräfte haben in der EU-Mission im Roten Meer, die Handelsschiffe vor Angriffen der der Huthi-Milizen schützen soll, derzeit kein eigenes militärisches Gerät im Einsatz. Allerdings fliegt dort im Auftrag der Bundeswehr ein ziviles Flugzeug vom Typ Beechcraft 350 zur Luftraumüberwachung, das von Soldaten betrieben wird.
Ergänzung: Dazu gibt es eine Mitteilung des Verteidigungsministeriums; die Beechcraft 350 wird darin als Multi-Sensor-Plattform (MSP) bezeichnet:
Die EU-geführte Operation ASPIDES schützt die internationalen Seeverbindungswege im Roten Meer. Deutschland beteiligt sich seit Oktober 2024 mit einem Flugzeug (sog. Multi-Sensor-Plattform (MSP), das als „fliegendes Auge“ der Mission zur weiträumigen Aufklärung des Seegebiet beiträgt. Die gewonnenen Daten tragen maßgeblich zum Lagebild für die Missionsführung und die beteiligten Partner bei.
Die MSP wird durch einen zivilgewerblichen Dienstleister betrieben. Personal der Bundeswehr ist beteiligt.
Das zur Seeraumüberwachung im Roten Meer eingesetzte Flugzeug MSP wurde bei einem Routine-Einsatzflug im Rahmen ASPIDES über dem Roten Meer von einem chinesischen Kriegsschiff, das schon mehrfach im Seegebiet angetroffen wurde, ohne Grund und vorherige Kontaktaufnahme angelasert.
Mit dem Einsatz des Lasers hat das Kriegsschiff eine Gefährdung von Mensch und Material in Kauf genommen.
Der Einsatzflug der MSP wurde als Vorsichtsmaßnahme daraufhin abgebrochen. Die Maschine ist sicher auf der Basis des Kontingents in Dschibuti gelandet, die Besatzung ist wohlauf.
Der Einsatz der MSP bei ASPIDES ist mittlerweile wieder aufgenommen worden.
(wird ggf. weiter ergänzt)
Vielleicht nimmt man China jetzt auch aus deutscher Perspektive mal ernst.
Solange China mit seinen Milizen und (para-)militärischen Kräften nur Kräfte aus dem südostasiatischen Raum drangsaliert, wird die Gefahr ignoriert.
Vor allem aus deutscher Perspektive sollte der absolut naive Umgang mit den Chinesen endlich mal hinterfragt werden.
Interessant. Von der Beechdraft King Air gibt es bei der 350er zwei militärische Versionen, die MC 12W und deren Weiterentwicklung 12W Liberty, beide als Aufklärungsflugzeuge, die Liberty dabei mit Ausrüstung / Sensorik für den Schwerpunkt SIGINT.
Sollten wir da ähm geleast haben mit Ausrüstung?
Und die Chinesen das irgendwie für „böse“ gehalten haben?
@Max Meister
Weiß leider nicht, welche Version es ist – aber dass die Bundeswehr eine Maschine gemietet/geleast hat, die im Wechsel bei Irini im Mittelmeer und bei Aspides im Roten Meer eingesetzt wird, war schon länger bekannt.
Für Laien unklarer Bericht. Was bedeutet „gelasert“? Ist das ein Laser zur Zielerfassung/-verfolgung oder ist das ein Laser mit dem man Objekte angreifen kann?
Verwenden diese Maschinen im Einsatz Transponder, die sie als Militärmaschinen ausweisen? Und wenn ja (würde mich wundern), dann gilt das auch für „geleaste zivile Flugzeuge“?
Die hatten die Maschine/ den Typ wohl auf ner anderen Liste. Wer verwendet den Vogel / Vögel mit ähnlicher Signatur wo und für was?
Vielleicht ist das etwas naiv von mir:
Kann das sein dass die Chinesischen Matrosen dachten das Flugzeug ist eins der Dschibutis, und desshalb so reagiert haben?
Also dass die denken die internationalen Regeln gelten nicht für Kleinstaaten in Afrika?
Der Spiegel schreibt, dass es zu dem Vorfall bei der Annäherung an eine chinesische Fregatte gekommen sei. Das liest sich wieder etwas anders, wenn ein ziviles Flugzeug eine Fregatte anfliegt.
@Max Meister Vage Pläne zur Beschaffung des Musters Beechcraft MC-12W ‚Liberty‘ für die BW Spezialkräfte wurden im Mai dieses Jahres von einigen News-Outlets gemeldet, z. B. hier: https://defence-network.com/spionageflugzeug-deutsche-spezialkraefte/ . Nach allen bisherigen Meldungen zum aktuellen Vorfall zu urteilen, handelt es sich hier aber um die zivile Version King Air 350.
Edit: Die ‚zivile‘ King Air 350 könnte in diesem Fall bereits dem ISR/SIGINT-Standard der militärischen Variante MC-12W entsprochen haben, so ist der oben erwähnte Artikel vielleicht auch am besten zu interpretieren.
Militärdienstleister übernehmen die Seeaufklärung.
Sind die P-3C Orion nicht mehr einsatzbereit oder einfach zu teuer im Unterhalt
und was für Hoheitsabzeichen tragen solche Maschinen ?
[Nicht mehr einsatzbereit UND zu teuer – aber die Debatte bitte im neuen Thread fortsetzen. T.W.]
@all
Es gibt eine Neufassung; bitte ggf. Debatte dort fortsetzen.