Planungen für NATO-Aufmarsch durch Deutschland: 260 Mio Euro für zivile Dienstleister
Zur Unterstützung eines möglichen Aufmarsches von NATO-Truppen durch Deutschland sucht das Verteidigungsministerium nach zivilen Dienstleistern. Die Unternehmen sollen Rastplätze, so genannte Convoy Support Centers, für Truppenverlegungen betreiben. Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUD) schrieb dafür Aufträge im Wert von bis zu 260 Millionen Euro aus.
Hintergrund der Ausschreibung ist ein Probelauf, den das Landeskommando Hessen im April in Alsfeld veranstaltete. Reservisten der Heimatschutzkompanien übten dabei die Absicherung eines Convoy Support Centers, bei dem zivile Unternehmen die Verpflegung, Unterkunft und Betankung der militärischen Konvois sicherstellten.
Die Ausschreibung des BAIUD aus der vergangenen Woche gilt der Logistischen Unterstützung bei der Verlegung von Kräften durch, in und aus Deutschland heraus – Rast- und Sammelräume. Als vorgesehene Dienstleistungen werden Unterbringung, Verpflegungsdienste, Sanitäreinrichtungen, Bewachungsdienste, Betankung von Fahrzeugen und Entleerung von Abfallbehältern genannt. Für die Rahmenvereinbarung, die zunächst von Anfang 2025 bis Ende 2027 abgeschlossen werden soll, ist eine Summe von brutto 260 Millionen Euro vorgesehen.
Die Details der Ausschreibung wurden zwar nicht veröffentlicht. Aus dem Ausschreibungstext ergibt sich aber, dass sich auch ausländische Unternehmen um diese Aufträge bewerben können. Allerdings ist eine Sicherheitsbescheinigung des Bundeswirtschaftsministeriums eine Voraussetzung.
Die Planungen der Bundeswehr sowohl für militärische als auch zivile Organisation von Truppenaufmärschen der NATO-Partner durch Deutschland reihen sich ein in die neuen Verteidigungspläne der Allianz. Wenn nötig, sollen mehrere hunderttausend Soldaten und Soldatinnen anderer Bündnismitglieder schnell über die Drehscheibe Deutschland an die Ostflanke der NATO verlegt werden können.
Als Konsequenz aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der möglichen Bedrohung des Bündnisgebiets durch Russland schaue die Allianz nicht mehr nur auf das scharfe Ende des Schwerts, sagte der NATO-Oberbefehlshaber für Europa, US-General Christopher Cavoli, am Rande des Gipfels in der vergangenen Woche. Wir betrachten jetzt das ganze Schwert. Dazu gehörten auch die Planungen für Aufmarsch und Versorgung von Truppen im Krisenfall.
Das BAIUD wollte die Frage, in welchem Umfang die nötigen Rastplätze von der Bundeswehr selbst betrieben werden könnten und inwieweit zivile Unternehmen benötigt werden, nicht beantworten. Nachdem es zunächst hieß: Für die Beantwortung Ihrer Anfrage sind mehrere Stellen zu beteiligen, leider ist uns daher eine Antwort an Sie in dieser Woche nicht mehr möglich, hatte die Beteiligung mehrerer Stellen zur Folge: Aus Gründen der Vertraulichkeit sind die Vergabeunterlagen nicht frei zugänglich. Entsprechend können öffentlich keine Angaben über die Reichweite der Leistungserbringung, über den Kräfte- und Mittelansatz der Bundeswehr oder den Betrieb von Rast- und Sammelräumen geteilt werden.
Nicht vergessen sollte man selbst nach der stümperhaften Attacke auf Kiew und den heute zuverlässig hohen russischen Opferzahlen bei Angriffen ohne gepanzerte Fahrzeuge das die Armee immer weiter wächst und auch noch knapp 20% der Ukraine besetzt hält. Mit zwar geringen Geländegewinnen jeden Tag, aber eben Gewinnen.
Und auch mit dem kommunizierten Willen zum Sieg “ no matter what „.
Und wie weiter oben schon erwähnt mit über 6-monatigem Herumgetigere an der Grenze 2021/2022 bis zum Angriff. Mit Logistik für teils sechsstellige Truppenstärke.
Ich wäre mir jetzt nicht so sicher ob der NATO-„Aufmarsch“ im Berufsverkehr durch Deutschland so viel besser läuft…
Und zum Thema Luftüberlegenheit:
Die ist zwar aufseiten der NATO, aber für den Fall wo das wirklich eine Rolle spielt ist es nicht auszuschließen das die eine oder andere Iskander-Rakete mit „Sondermunition“ bestückt wird wie das früher wohl in der DDR bezeichnet wurde…
Und da will niemand hin…
@Metallkopf: Ich stimme Ihnen zu, dass ein wesentlicher Faktor der Verteidigungsfähigkeit der innere Zusammenhalt der deutschen Gesellschaft ist. Hier haben sich durch die Krisen in den vergangenen 10 Jahren doch so einige Fragestellungen ergeben. Dieses Forum tritt natürlich nicht mit dem Anspruch an, diese Themen auch alle zu diskutieren. Was aber unsere Verteidigungspolitik anbelangt, so sehe ich neben den von Ihnen erwähnten Kräften auch solche, die sich verstärkt für die Aufrechthaltung der Demokratie stark machen. Außerdem ist die gesellschaftliche Rückendeckung für die Bundeswehr meiner Wahrnehmung nach deutlich gewachsen. In habe den Eindruck, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter der Unterstützung der Ukraine mit militärischem Material und Ausbildung steht. Ich habe ebenfalls den Eindruck, dass ein sogar noch größerer Teil hinter den Investitionen in die Bundeswehr hin zu einer wiederhergestellten Verteidigungsfähigkeit – auch an der Ostgrenze der NATO – steht. Über den Umfang, die Geschwindigkeit und die Finanzierung dieses Prozesses wird gestritten. Die Notwendigkeit an sich wird aber meiner Wahrnehmung nach in der Breite der Gesellschaft nicht bestritten.
Ich bin deshalb überzeugt, dass im Krisenfall die deutsche Zivilgesellschaft hier im „Home-Land“ freiwillig eine erhebliche Unterstützung für die durchziehenden Militätkolonnen bereit stellen könnte und wollte. Die Frage wäre dann eher, wie man diese recht spontanen Hilfsangebote koordiniert. Darüber sollte man sich Gedanken machen. Ich denke da an so was wie eine Informationsbörse an den ausgewählten Standorten für private Firmen, die Material (Toiletten, Absperrungen, Verpflegung, Zelten, Pavillons, Bierzeltgarnituren, etc.) anliefern wollen. Und ergänzend dazu kann man ja auch mal bei den vor Ort ansässigen Sicherheitsfirmen anklopfen um sich im Zweifelsfall deren Zuarbeit bei der Logistiksteuerung zu sichern. Meine Sorge ist eher, dass die Bundeswehr nicht flexibel genug ist, die Zivilgesellschaft substantiell beitragen zu lassen.
Noch eine Meinung zum Thema LKW-Parkplätze: Wenn Deutschland und die NATO es hinbekommen könnte, 10% der täglichen Anzahl an LKWs an Militärfahrzeugen durchzuschleusen, dann würde es dem russischen Militär aber Angst und Bange werden. Das sind nämlich wohl über 1 Million. Insofern halte ich die Diskussion über LKW-Stellplätze für nicht zielführend. Dass so viele LKWs an den Parkplätzen stehen und nicht auf den Firmengrundstücken hat nämlich auch noch andere Gründe. Das war früher nicht der Fall und erklärt sich nicht ausschließlich durch die Anzahl der LKWs.
@Küstengang01
Der #RUSUKRWAR ist kein peer-conflict. Wie ein Krieg gegen RUS geführt werden „muss“, lässt dort eben nicht schlussfolgern. UKR ist kein ebenbürtiger Gegner, der die Kriegführung bestimmt.
Erfahrungen des II. WK sind insofern relevant als dass die grundsätzliche Befähigung des russischen Soldaten bei rücksichtsloser politischer und militärischer Führung nicht vergessen werden darf.
Daher finden Sie die Moskauer Absicht in der Verteidigungsdoktrin, mit Bezug auf UKR in der Gerassimow-Doktrin von 2013 „Nicht-lineare Kriegführung“. Unter Auswertung beider und realem RUS Agieren seit Georgien 2008 zieht NATO – endlich – notwendige Konsequenzen.
Die Russen zählen zu jenen Diktaturen, die frank und frei ihren Willen und ihr Wollen uns schriftlich geben: „Ruski Mir“ nennt Putin das. Wir glauben ihm besser.
In Kenntnis der Trump’schen Vorstellungen zu NATO und Bündnisverteidigung sind noch sechs Monate Zeit erforderliche Fundamente für die Drehscheibe Deutschland festzuzurren. Zwar kann ein Präsident Trump aus dem Bündnis nicht austreten, jedoch Zahlungen und Truppen reduzieren, was letztkonsequenzlich in der Tendenz auf 4% EP 14 zum BIP hinausliefe. Bei einer demokratischen Präsidentschaft wäre übrigens der Unterschied allein die freundlichere diplomatische Verpackung der Erwartungen an NATO-Europa.
Wir tun gut daran auf ein Schönreden RUS Bedrohung umfassend zu verzichten.