USA planen angeblich Truppenabzug aus Afghanistan bis 9/11

Die USA wollen nach Medienberichten ihre Truppen bis zum 11. September dieses Jahres aus Afghanistan abziehen – dem Jahrestag der Angriffe in New York und Washington, der 2001 den Einsatz und den Krieg am Hindukusch ausgelöst hatte. Eine entsprechende Ankündigung werde US-Präsident Joe Biden am (morgigen) Mittwoch machen, berichteten die Washington Post und die New York Times im wesentlichen gleichlautend.

Die Meldung kam zuerst von der Washington Post:

President Biden will withdraw all American troops from Afghanistan over the coming months, people familiar with the plans said, completing the military exit by the 20th anniversary of the Sept. 11, 2001, attacks that first drew the United States into its longest war. (…)
“This is the immediate, practical reality that our policy review discovered,” the person familiar with the deliberations said. “If we break the May 1st deadline negotiated by the previous administration with no clear plan to exit, we will be back at war with the Taliban, and that was not something President Biden believed was in the national interest.”
“We’re going to zero troops by September.”

und dann von der New York Times:

President Biden has decided to withdraw all American troops from Afghanistan by Sept. 11, 20 years after the terrorist attacks on the World Trade Center and the Pentagon launched the country into its longest war, United States officials said Tuesday.

Es hatte sich bereits zuvor abgezeichnet, dass die USA nicht bis Ende April ihre Truppen vom Hindukusch abziehen würden – auch wenn das noch ein von der Vorgängerregierung und Präsident Donald Trump vorgesehenes Abkommen mit den Taliban im vergangenen Jahr vorgesehen hatte. Die Vereinbarung bezog auch alle Verbündeten der USA mit ein, also auch das Bundeswehr-Engagement am Hindukusch.

Mit einer Festlegung auf den Abzug zum symbolträchtigen Termin 11. September legen die USA auch die Fakten für die NATO-geführte Resolute Support Mission (RSM) in Afghanistan neu fest. Ohne US-Unterstützung sind die Truppen der anderen Nationen nicht hinreichend handlungsfähig.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin besucht am Mittwoch ohnehin die NATO in Brüssel, dort dürfte das Thema auch zur Sprache kommen. Die USA hatten zuvor zugesichert, die Entscheidung über ihr weiteres Vorgehen in Afghanistan eng mit den Verbündeten abzustimmen – ob Austin das auch bei seinem Treffen mit der deutschen Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am (heutigen) Dienstag in Berlin alles so offengelegt hat, ist unklar.

Nachtrag: Da inzwischen viele US-Medien und auch ausländische Korrespondenten in Washington dieses Datum melden, gab es offensichtlich ein entsprechendes Briefing in der US-Hauptstadt; es lässt sich also weitgehend als gesicherte Information betrachten.

(weiter ggf. nach Entwicklung)

(Archivbild: Secretary of Defense Lloyd J. Austin greets the commander of NATO’s Resolute Support Mission and U.S. Forces – Afghanistan, Army Gen. Scott Miller, upon arrival at Resolute Support Headquarters in Kabul, Afghanistan, March 21, 2021 – DoD photo by Lisa Ferdinando)