Neu auf dem Kriegsschauplatz: Kugelsichere Unterhosen
Es klingt nur vordergründig lustig: Die amerikanischen Soldaten in Afghanistan bekommen jetzt kugelsichere Unterwäsche. Boxershorts aus Kevlar, Titanium Athletic Cups für die Genitalien. Der Grund ist bitter: Die wachsende Bedrohung durch Improvised Explosive Devices (IED, Sprengfallen) hat die Zahl der Unterleibsverletzungen und der notwendigen Amputationen von Gliedmaßen drastisch ansteigen lassen. Gerade bei den U.S.-Truppen, die – im Vergleich zum Beispiel zu den Deutschen – erheblich mehr Fußpatrouillen am Hindukusch absolvieren.
Die Amerikaner sind übrigens nicht die ersten, die die kugelsichere Unterwäsche einsetzen – im Gegenteil, sie haben sich das bei den Briten abgeguckt. Die schon seit Ende vergangenen Jahres solche Unterhosen für 100 US-Dollar das Paar beschaffen.
Britische Truppen in Helmand, Afghanistan, posieren mit der neuen Schutz-Unterwäsche (Foto: Britisches MoD)
Gute Sache – wird bei uns noch vier bis fünf Jahre dauern, bevor man so etwas dienstlich bekommt. Ich würde fast wetten, das BWB/EinsFüKdo/HA verweisst auf Nachfrage auf die ach so tolle Schutzweste mit Unterleibsschutz und gut ist. Das der Mist ist bei einer Ansprengung dürfte allerdings selbsterklärend sein, da schützt ein Hosenbein / eine „Radlerhose“ wesentlich besser.
Naja, das ist jetzt nicht wirklich neu. Gibt es sogar schon in Deutschland: http://www.sierra-313.de/shop/product_info.php/info/p557_Blast-Boxers.html/XTCsid/4db837cc8d25c94d762c0e69d6522696
Moin,
danke für den Links, für den nächsten Besuch von AF eine wirklich gute Anschaffung.
Bis das BWB dies beschafft werden eher 10 Jahre vergehen!!!
Läuft man sich da nicht einen Wolf? (wundscheuern)
@Nico
Neu ist nicht, dass es so was gibt. Neu ist, dass es jetzt an die (U.S.-)Truppen ausgegeben wird.
(Und in dem Fall finde ich den Link auch ok, obwohl ich sonst bei Links mit Werbung eher zickig bin.)
„Ostereierspecial – Pass auf Deine Eier auf!“
Na da hat aber jemand gaaaaaaaaaaaaaanz tief in die Mottenkiste des Marketings gegriffen… ;-)
Die müssen vom BWB erst Mal gestest werden, ob IR-sicher, vektorenschutzverträglich und biologisch abbaubar. Dann gegen die Splitter testen, um das herauszufinden was andere schon lange wissen. Ja, durchaus vier bis fünf Jahre.
@T. Wiegold: Das stimmt allerdings.
Die Briten waren auch die ersten, von denen ich gelesen habe, dass einem Soldaten das Gemächt abgerissen wurde, bei einem IED-Hit.
Da das natürlich richtig mies ist: Thumbs up.
Wenn die Hosen im sonst wundgescheuerten Bereich nahtlos (meist englisch „seamless“ bezeichnet) hergestellt ist, oder innen speziell gearbeitet, kann das Problem evtl. vermieden werden. Ich selber trage für längere Distanzen gerne enge, aber längere Shorts, die die Reibung der Oberschenkel aneinander vermindert.
Bei son einem (vermutlich preiswertem) Artikel würde ich bei Bedarf zu einer dezentralen Beschaffungsmaßnahme raten. Sollten die Dinger tatsächlich Splitter von da unten abhalten… Lohnenswert! Da sollte man sich selbst zuliebe nicht auf Prinzipien bauen, die eh nicht erfüllt werden.
Auch wenn KFOR und CRC out ist sind die Dinger im Rahmen eines CRC-Einsatzes gar nicht verkehrt. Ich erinnere mich da an äußerst unleckere Bilder von ukrainischen Kameraden vom März 2008, als eine serbische Handgranate zwischen den großen Zehen umsetzte.
Die Unterhosen, die die Briten eingeführt haben sind auf GAR KEINEN FALL durchschusshemmend (oder beschusshemmend)! „Kugelsicher“ gnnnn.
Der Hersteller der Blast Boxers (BCB) macht auf seiner Website gar keine Angaben zum tatsächlichen ballistischen Schutz. Selbst auf Nachfrage geben sie dazu keine Auskunft. Jeder seriöse Hersteller von Schutzausrüstung schickt ein PDF eines Zertifikats mit den entsprechenden Angaben. Stattdessen kommen solche fadenscheinige Begründungen:
„Unfortunately, given the sensitivity of this product in terms of
military contracting, we were & still are unable to provide a member of
the public with this information whilst we are involved in a
tendering/bidding process.
“
Man kann diese Hosen schon bei ebay kaufen. Das Argument ist damit hinfällig. Diese Firma ist für mich absolut unglaubwürdig.
Eine Gute Sache, wenns hält was es verspricht. Die Hosen der drei posierenden Briten dürften ein technischer Kompromiss sehr zugunsten des Tragekomforts sein.
@ Markus K.
Das Ministry of Defence hat im Rahmen der Zulassung seine Tests gemacht und die Blast Boxers für gut empfunden. Warum sollten die dann murks sein?
Nur weil Sie Ihre Ergebnisse nicht veröffentlichen?
Es geht doch auch vielmehr um Schutz vor Splitterwirkung anstatt Schutz von direkten Beschuss.
http://blastboxers.com/testing.html
http://www.bbc.co.uk/newsbeat/10999019
Scheint ja irgendwie zu funktionieren.
@ flosch
1. Und wo steht, dass das MoD die für gut befunden hat? Das sind ausschließlich Aussagen des Herstellers.
2. haben die Briten gar nicht die Blast Boxer eingeführt (man möge mir den Fehler verzeihen), sondern ein Konkurrenzprodukt von Cooneen Watts & Stone.
3. Sollen diese Unterhosen zusammen mit einer „ballistischen Windel“ getragen werden.
… und wo steht das (3.)?
Die Dinger sind weniger dazu gut die Eier zu schützen. Die Mannhaftigkeit zu verlieren ist eine Sache. Auszubluten eine andere. Blast Boxers sollen primär die Femoral Aterie schützen – bei rießen Schrappnellen hat man aber auch damit wenig Chancen. Aber besser als nichts!
Nein, man läuft sich damit keiner Wolf.
Die Feldhose ersetzen sie auch nicht.
Es geht ja auch nicht darum, dass die Dinger kugelsicher sind, sondern einen gewissen Splitterschutz bieten. Und das ist doch nett.
@ Thomsen
Das steht nirgends, ich wollte nur mal testen, wie neugierig ihr seid.
Man stelle sich vor, ein vollkommen unbekannter Autobauer möchte euch „das schnellste Auto der Welt“ verkaufen.
F: Wie schnell fährt es denn?
A: Das sag ich nicht aber es ist das schnellste Auto der Welt, das müssen Sie mir schon glauben!
Wenn Schutz vorhanden ist, dann ist dieser mit gängigen Normen (bspw. STANAG 2920) quantifizierbar. Wenn der Hersteller diese Unterhosen verkaufen will, dann muss er damit rausrücken. Diese Daten zu verheimlichen macht ganz einfach keinen Sinn. Als Kunde sollte man da etwas sensibler sein.
Ich würde mich freuen, wenn sich Sierra313 in diese Richtung engagieren würde und selbst bei BCB anfragt.
@Markus K. : Vielleicht möchte man damit nicht rausrücken, weil die Shorts zwar durchschlagsicher sind, aber die Traumawirkung auf die Genitalien trotzdem …… traumatisch ist?
Bei einer normalen beschusshemmenden Weste mit dt. Schutzklasse 1 hinterlässt z. B. 9 Para trotzdem noch geprellte oder gebrochene Rippen, je nachdem wo der Treffer hingeht, ohne dass es zu einer Penetration kommt.
Geht es nur um den Splitterschutz der Genitalien, wäre vielleicht sogar ein Tiefschutz aus dem Kampfsportbereich effektiver, entsprechendes Material vorausgesetzt. Sicherlich aber weniger mobilitätseinschränkend.
Es geht nicht um die Genitalien, sondern primär um, wie bereits erwähnt, die Blutgefässe in der Leistengegend.
Tod durch Verbluten – innerhalb kürzester Zeit:
http://books.google.de/books?id=Ccr51XYiNbkC&pg=PA543&lpg=PA543&dq=Femoralis+verbluten&source=bl&ots=YrAmZMlmZo&sig=UkSWd19epyX-BGueqiZS2o9lXmE&hl=de&ei=RkuvTf2tO4fOswaY0ZnXDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CBgQ6AEwAA#v=onepage&q=Femoralis%20verbluten&f=false
Gefahr hierfür auch bei Oberschenkelbrüchen und Beckenbrüchen – einfach aufgrund erhöhtem Blutverlustes.
@Voodoo: Ja, deswegen schrieb ich ja „Geht es nur um den Splitterschutz der Genitalien“ ;-)
Liebe Freunde der Beschaffung,
für Unterhosen ist LHBw zuständig, nicht BWB.