Pistorius im O-Ton zum Wehrdienstgesetz: „Es ist ja gar nichts passiert“
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat sich bemüht, den Streit in der Koalition über das Gesetz für den neuen Wehrdienst öffentlich zu entschärfen. Es ist ja gar nichts passiert, sagte der Minister am (heutigen) Mittwochmorgen nach einer Sitzung des Verteidigungsausschusses. Am Vorabend war eine zwischen Union und SPD ausgehandelte Einigung über Details des geplanten Gesetzes geplatzt – nicht zuletzt, weil Pistorius Vorbehalte angemeldet hatte.
Wie soll ich als Verteidigungsminister mit einer Einigung umgehen, hinter der ich mich nicht versammeln kann?, sagte Pistorius dazu. Als wesentlichen Kritikpunkt nannte er den vorgesehenen Verzicht auf flächendeckende Musterungen aller wehrpflichtigen Männer ab 2027 (KORREKTUR, nicht 2017). Diese Musterungen brauche die Bundeswehr aber, um einen Überblick zu bekommen, wer überhaupt für einen Wehrdienst zur Verfügung stehe.
Der Minister kündigte an, mit der weiterhin für den (morgigen) Donnerstag vorgesehen ersten Lesung im Bundestag werde die Diskussion über das Gesetz nun geschmeidig in das normale Verfahren übergehen. Alle noch offenen Punkte könnten, wie üblich, bis zur zweiten Lesung geklärt werden.
Die Aussagen des Ministers nach der Sitzung des Verteidigungsausschusses zum Nachhören:
Ein Hauptproblem scheint die verpflichtende Musterung für ALLE (Männer) zu sein.
Aus Sicht des Verteidigungsministers klar das man die Übersicht ( für alle möglichen Szenarien ) haben will.
Das Problem ist im Gegensatz zu allen anderen Vorschlägen das nicht nur einige, wenige im „Systen“ landen, sondern ALLE.
Das ist (überspitzt) wie im kalten Krieg mit den vielen (potentiellen) Reservisten.
Dieses Szenario kann man einem Flügel der SPD wohl nicht verkaufen…
Der Ausgang der Wehrpflichtdebatte bleibt unklar, trotz des oben verlinkten Sieben-Minuten-Statements von Boris.
@T.W.
„…flächendeckende Musterungen aller wehrpflichtigen Männer ab 2017.“
Ein kleiner Typo, das müsste wohl 2027 heißen.
[Danke, ist korrigiert. T.W.]
Schreibfehler, es muss Musterung ab 2027 heißen, nicht ab 2017. Wir haben eine Regierungskrise & der Verteidigungsminister sagt die Unwahrheit, wenn er so tut, als sei nichts passiert. Er hat seine eigene Ex parlamentarische Staatssekretärin brüskiert(welche für die SPD die Losvariante verhandelt hatte), die Union brüskiert & gefährdet den freiwilligen Wehrpflicht an sich. Denn die Union hat jetzt erst Recht keine Veranlassung dem bisherigen Gesetzesentwurf zuzustimmen. Ich fürchte also aus der freiwilligen Wehrpflicht zum 1. Januar wird nichts mehr. Wäre der Gesetzesentwurf der Ampel noch beschlossen worden, hätten schon längst mehr freiwillige Soldaten eingezogen werden können. Es geht hier nicht mehr um die Verteidigung Deutschlands, sondern beide Parteien wollen den Koalitionspartner in der Wehrpflichtfrage besiegen. Deshalb ist keine vernünftige Lösung mehr möglich in dieser Regierung. Pistorius trägt die Schuld an diesem Chaos, erst kein Mut für eine Kampfabstimmung auf dem SPD Parteitag, jetzt den Kompromiss mit der Union abgeschossen. Die Presse berichtet zu Recht, dass dies ein Machtkampf von Pistorius gegen SPD Chef Klingbeil sei. Denn die Frage der Musterung aller ist nur vorgeschoben. Eine Musterung aller Männer sah doch der frühere Entwurf von Pistorius gar nicht vor. Meines Wissens hatte die Union auf eine Musterung aller gedrängt. Durch hohe Bedarfszahlen an Wehrpflichtigen könnte das Verteidigungsministerium immer in Richtung von mehr Musterung steuern. Da ein Teil der ausgelosten verweigern würden, müssten mehr als Bedarf gemustert werden. Die zukünftige BW Stärke ist noch offen. Offiziell will man 260.000 aktive Soldaten bisher, aber der ehemalige Heeresinspektor wollte dagegen allein 100.000 zusätzliche Soldaten fürs Heer, was eine Stärke von mehr als 300.000 aktiven Soldaten erfordern würde. Perfekt ist das Losverfahren nicht, aber das Hauptproblem des Vorschlages ist nicht, dass nicht alle gemustert werden sollen, sondern wenn es nicht reicht an freiwilligen zwar gelöst werden sollen, aber weiterhin ein Bundestagsbeschluss für die Zwangsverpflichtung nötig sein soll, was die Regierungskrise nur verschiebt.
…wir haben eine Woche verloren…
Wir haben 11 Jahre verloren. Die eigentliche „Grundlage“ begann schon 2014 mit der Annexion der Krim. Wir sind im Jahr 2025 und sind einen halben Schritt weiter
„Es ist ja gar nichts passiert“ (s.o) – wie so oft! Eines Tages werden wir feststellen müssen, dass wir nicht nur Zeit (eine Woche oder 11 Jahre) verloren haben. Und dann ist das Geschrei groß! „Keiner hat uns und unsere Freiheit, Wohlstand, Vergnügungen, Ersparnisse etc verteidigt!“ Das sind dann die, die es hinterher schon immer vorher gewusst haben wollen. Nur keine Eier hatten, es zum richtigen Zeitpunkt auch zu äußern. Oder die nach dem Motto operieren: „Sei nicht feig, lass mich hinter´n Baum!“
Eine demokratische Entscheidung lebt von der Mehrheit, nicht immer nur von Minderheiten, auch und gerade, wenn sie lautstark von Parteimitgliedern geäußert werden. „Deutschland über die Partei stellen“, wie oft muss man solche Sätze noch hören? Es glaubt keiner mehr. Vermutlich findet Putin vor Lachen kaum in den Schlaf.
Als einfacher Bürger und ehemals Wehrdienstleistender fehlt mir der Pragmatismus in der Frage. Hier geht es um nicht weniger als unsere Freiheit, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und da gilt doch die Devise „What ever it takes“ ?!
Mir scheint das Problem ist, dass keiner von den bisherigen Standards bei Musterung, Unterbringung, Ausbildung usw. abrücken will. Warum soll die Musterung nicht nach Aktenlage erfolgen? Ausschlusskriterien könnten durch ein amtsärztliches Attest oder im Rahmen der Einstellungsuntersuchung vorgebracht werden. Von mir aus sollte sich auch jeder, der einen Arbeitsvertrag oder einen Vertrag für ein Freiwilligenjahr in sozialen Einrichtungen vorweisen kann, damit „freikaufen“ können. Work-and-travel gibt’s dann halt nicht.
Dann gibt es allein auf den Truppenübungsplätzen Unterkunftskapazitäten für mehrere tausend Soldaten. Da muss die übende Truppe halt im Zelt schlafen und bei den US-Marines reicht ein Saal für 30 Leute. Am Ende des Tages muss doch nur jeder Soldat ein Bett, ein Gewehr und etwas zu Essen haben.
Wenn man nach der Wehrgerechtigkeit bei 700.000 jungen Menschen pro Jahr fragt, dann scheint es scheint mir, als ob man hier keine Entscheidung treffen will. Wir scheitern an der Komfortzone und an fehlenden Entscheidungen.
Ich komme um der geradezu überschäumenden Reaktionen zu der ganzen Thematik hier im Blog nicht um ein zynisches Grienen herum. Wer ernsthaft glaubte, daß dieses hochemotionale und politisch immer noch brisante Thema ohne großes Weh und Ach von jetzt auf gleich durch den politischen Dschungel gelotst werden würde, der ist in meinen Augen entweder ziemlich blauäugig oder wollte den „Knallfaktor“ des Themas nicht kennen.
Daß ein nicht geringer Teil der SPD-Basis (und hier vor allem die Jusos) kein gutes Haar an einer Wehrpflicht läßt ist schon länger bekannt. Hätte Pistorius hier für eine Pflicht kämpfen sollen? Vielleicht. Hätte er diesen Kampf auch gewinnen können? Meiner Meinung nach fraglich. Hätte er das politisch auch überlebt? Noch fraglicher. Schon Sun Tzu sagte ja, daß man seine Schlachten weise wählen solle … und das hat Pistorius hier meines Erachtens getan (richtigerweise).
Daß die CDU dann auf sofortige Pflicht gedrängt hat finde ich persönlich nicht zweckdienlich sondern effektheischend. Aber geschenkt. Was mir viel saurer aufstößt ist die Tatsache, daß zwar jede Menge hehre Worte pro Wehrpflicht durch den Raum wabern, aber niemand den Gedanken dahinter ernsthaft zu debattieren bereit ist. Denn da liegt IMO genau der Hase im Pfeffer – wer Wehrpflicht als Teil eines Gesellschaftsvertrages anpreist, der muß ab und an doch mal Bilanz ziehen wie dieser Vertrag denn die Verpflichteten aktuell und ggf absehbar dastehen läßt. Angesichts des maroden Schulsystems, des absehbaren Zusammenbruchs des Rentensystems durch die demographischen Verwerfungen (mit Kosten, die dann hauptsächlich auch diese jüngere Demographie zu tragen haben wird), den absehbaren Kosten für den Klimawandel (wieder auf den Schultern der Jugend) und weiterer längst bekannter und absehbarer Reformbaustellen, an die sich die Politik aufgrund der „Macht der Alten“ nicht getraut hat bleibt für mich (der mit Mitte 40 und chronischen Krankheiten von der Thematik nicht betroffen ist) – für welche „bessere Zukunft“ soll denn ein junger Mensch denn hier ggf sein Fell riskieren?
Ebensowenig finde ich eine offene und ehrliche Debatte darüber, wie die neuen Realitäten die altbekannte Natur der Cold-War-Bundeswehr ändern wird, ja ändern MÜSSEN. Wo ist denn die offene Aussprache (auch und v.a. von Seiten der CDU/CSU) darüber, daß Wehrpflicht im Ende nicht mehr Schutz der eigenen Heimat, sondern auch und vor allem Verteidigung anderer Länder heißen könnte/wird? Warum wird das nicht offen und ehrlich thematisiert? „Weil die Antwort die Bevölkerung verunsichern könnte?“ /Zynismus, ick hör dir trapsen
²Der Minister kündigte an, mit der weiterhin für den (morgigen) Donnerstag vorgesehen ersten Lesung im Bundestag werde die Diskussion über das Gesetz nun geschmeidig in das normale Verfahren übergehen. Alle noch offenen Punkte könnten, wie üblich, bis zur zweiten Lesung geklärt werden.²
Geschmeidig und normal.
Diese Vokabel sollen vermutlich versichern, dass es hier kein Problem gibt und keinen Grund zur Besorgnis. Was mich an der ganzen Sache massiv stört ist, dass wir spätestens seit dem Scheitern der russischen Blitzinvasion wussten, dass eine Neu- und Aufrüstung der Bundeswehr (auch und grade mit Personal) zwingend erforderlich sein wird.
Daher bleibt eigentlich nur eine Frage: WAS dauert da so lange?
Es wird davon gesprochen, dass die Bevölkerung sich vorbereiten soll, dass wir die richtige Mentalität brauchen etc pp.
Aus den Gesprächen im privaten wie beruflichen Umfeld (Start-uppig, mittelständisch, ehr „links-grün“ denn konservativ) hab ich den Eindruck, dass dieser Mentalitätswechsel längst stattgefunden hat.
Nur die Politik existiert hier scheinbar in einer eigenen Blase.
Sarkasmus gefällig?
Die Ukraine hat ja demonstriert wie es geht, wenn es gehen muss: Ausbildung bei befreundeten Nationen. D.h. im V-Fall gibt es ohnehin erstmal einen Peak an Freiwilligen, der nach USA, CAN, AUS und Co zur sicheren Ausbildung geschickt werden kann. Alles weitere ergibt sich dann aus dem Zwang der Notwendigkeit.
Die Trajektion der erwarteten russischen Feindseligkeiten scheint sich aktuell eher nach vorne, als nach hinten zu verschieben. Das passt weder zu der hier gezeigten Bräsigkeit, noch zu den Beschwichtigungsversuchen (Drohnen? Ach ist doch nix passiert bisher. Bombenangriffe im Krisenhandbuch? Ist doch bloß abstrakt gemeint …)
Was wird sich hier aufgeregt, eilt doch nicht, wir haben doch Zeit. Ich muß mal gucken, irgendwo habe ich noch mein Russisch-Wörterbuch aus der Schule. Ich könnte kotzen. Wir brauchen die AfD nicht. Wir kriegen uinser Land auch so kaputt.
Positives gefällig?
Die heftige Diskussion und die intensive Befassung der Fraktionsspitzen bereits vor der ersten Lesung bedeutet für mich zunächst mal eins: Alle nehmen das Thema ungeheuer ernst! Und das ist was Positives.
Wir verlieren Woche über Woche. Der geplante Aufwuchs an Ausbildungskapazitäten verschiebt sich von 2026 auf 2027 und man sieht in Echtzeit zu, wie Einheiten und Dienststellen aufgelöst werden, obwohl man von einem weiteren Bedarf an den Standorten weiß, aber so lange kein Befehl von oben kommt, zählt der letzte, der Auflösungsbefehl. Material fließt ab, Personal fließt ab und 2027 wird gejammert und geschimpft, dass es hinten und vorne nicht läuft. Es ist zum Davonlaufen…. 2031 ade!
Meiner Meinung nach ist der IBUK schwach und möchte nicht wirklich Verantwortung als „Kriegsminister“ übernehmen. Bevor man ein Ressort übernimmt, sollte man schon knallhart ALLE Konsequenzen mit einkalkulieren. Ein paar schicke Fotos auf dem Panzer und hoffen das nix passiert, reichen dazu nicht aus.
Man kann es drehen und wenden wie man möchte, die Eskalation ist kaum mehr abzuwenden, weil Russland den Krieg WILL.
Ich wünsche mir eine starke übergeordnete Führung, sonst ist Deutschland im Konfliktfall erledigt.
Was genau ist so schlimm daran, dass alle gemustert werden? Ich meine, das kann man doch mittlerweile viel effizienter gestalten als früher. Mit Online-Portal, mit Authentifizierung über ePerso (dann hat man gleich mal dafür gesorgt, dass das alle verstehen), über das man z.B. direkt angeben kann, dass man verweigern will usw.. Ich verstehe ehrlich gesagt überhaupt nicht, wie eine Wehrpflicht nicht als Teil des Gesellschaftsvertrags verstanden werden kann. Ist die äußere Sicherheit nicht eigentlich der Grundzweck einer Nation? Also ich verstehe es wirklich nicht… Kann mir da wer eine Quelle oder Logik aufzeigen?
Was ist da die Logik? Ich zahle Steuern und davon soll das erledigt werden?
p.s. Ich bin damals nicht gemustert worden, aber mich würde das dann auch betreffen, für mich war das aber nie eine Frage, dass es die prinzipielle Verpflichtung in einer Demokratie gibt, solidarisch zu sein…
p.p.s. Wollte mich Anfang des Jahres für die Reserve melden und mir wurde gesagt: „Nö, brauchen wir nicht“ LOL. Ich bin Wirtschaftsingenieur mit Spezialisierung im Bereich Logistik und Versorgungssicherheit… Komisch, dass man das wohl nicht braucht…
Heute: „Bahn Chaos in Köln und Hamburg, wieder Kabel und Stellwerk kaputt“. Da kommt einem doch gleich Sabotage in den Kopf. Ob dem nun so ist, lässt sich wohl noch nicht sagen. Aber es gab ja eine ganze Reihe solcher Vorkommnisse. Es gibt eine Bedrohungslage. Beide Koalitionsparteien haben alle Zeit der Welt. Die SPD macht sich so keine Freunde.
@Nachhaltig
Eher: alle schauen auf die Folgen für das nächste Wahlergebnis, nicht auf das, was notwendig ist.
@ Bongo Einfach noch mal woanders probieren. Manche haben den Schuß halt immer noch nicht gehört.
„Eher: alle schauen auf die Folgen für das nächste Wahlergebnis, nicht auf das, was notwendig ist“
Genau, oder nach dem Motto „Lieber rot statt tot!“ können die Herrschaften zukünftig bei „Einiges Russland“ anheuern. Dass kann und darf doch alles nicht wahr sein. Wie kann man Deutschland – im Auge des Feindes – so schwach und lächerlich dastehen lassen? Viele der Kameradinnen und Kameraden meiner Einheit sehen das ähnlich. Wir sind schon loyal, aber lasst uns bitte mit etwas mehr stolz diese Uniform tragen. Unser Mindset sowie unser soldatisches Selbstverständnis werden immer mehr unterminiert.
Das Papier ist das Geld nicht wert. Führt ein verpflichtendes Jahr für Frau und Mann ein. dann sollen sich die jungen Menschen um eine Tätigkeit bewerben. Das was hier passiert ist grauenvoll.
Nur Männer zur Wehrpflicht ranzuziehen ist in der heutigen Zeit absolut unfair.
Es ist doch etwas passiert. Ganz offensichtlich hat der IBUK seine „Eckpfeiler“ oder „rote Linien“ nicht so eindeutig und klar kommuniziert, dass es alle mit der Verhandlung beauftragten Personen auch verstanden haben (oder sie nehmen/nahmen den Minister nicht so ernst, wie er es erwartet). Beides ist nicht gut.
Er hat sich jetzt -hoffentlich- als Löwe gezeigt, der beißen kann und will. Hoffentlich setzt er sich mit seinen anderen Vorzeigeprojekten genauso energisch durch.
Das wird gerade in dem Riesenministerium eine echte Herausforderung. Eine klare, trennscharfe und einfache Kommunikation ist hier ganz sicher hilfreich.
Jansen sagt:
15.10.2025 um 19:33 Uhr
Darauf wird es hinauslaufen.
Geht ja gar nikcht anders. Und wenn jeder (m/w/nn) 12 Monate dienen muss, dann wird es genug Freiwillige auch für die BW geben.
Es hat nur noch keiner dieser „Führungspersönlichlichkeiten“ den Mut, das laut zu sagen.
@Jansen sagt:
15.10.2025 um 19:33 Uhr
„Nur Männer zur Wehrpflicht ranzuziehen ist in der heutigen Zeit absolut unfair.“
Das sehen die Frauen bestimmt anders, z.B. weil:
+ Gender-Pay-GAP
+ Masse der Care-Arbeit bei den Frauen (Kinderbetreuung UND Pflege von Angehörigen) über Jahre (!)
Solange die Politik und die (männliche) Gesellschaft hier nicht für reale (!) Lösungen sorgt – anstatt ewiger Sonntagsreden das „man(n) hier ja etwas tun müsste…“ – sollen mal schön die Männer ihre Art von „Care-Arbeit“
an der Gesellschaft leisten… und dies für max. 12 Monate … und nicht viele Jahre wie die Masse der Frauen.
Die Bundesregierung sei es „den Menschen, insbesondere den jungen Frauen und Männern, die betroffen sein werden, schuldig, eine verantwortungsvolle und zukunftsfähige Entscheidung zu treffen“.
Zitat von Siemtje Möller (Parlamentarische Staatssekretärin im BMVg und beteiligt an der Konkretisierung zur Ausgestaltung der Wehrpflicht (Stichwort Losverfahren)) aus Zeit Online vom 16.10.
„Man zockt nicht um junge Menschen.“
Zitat von Quentin Gärtner, Bundesschülerkonferenz (gleicher Zeit Online Artikel vom heutigen Tag („Wehrbeauftragter fordert Pistorius zu Kompromissbereitschaft auf“).
Was denken wohl junge Menschen, die von der neuen Wehrpflicht betroffen sein könnten, und das aktuelle politische Hin und Her verfolgen? Steigert dieses Hin und Her die Bereitschaft und die Motivation, sich verpflichten zu lassen? Ich denke nicht. Und ich kann gut verstehen, wenn junge Leute darauf mit einer inneren Haltung reagieren wie z.B.: „Wenn „die“ sich nicht mal selber einig sind, was sie von mir wollen, warum soll ich dann ein halbes Jahr meines Lebens, im Extremfall meine Gesundheit und mein ganzes Leben geben?!“
Diese Leute wird man auch mit 2.400 Euro netto nicht mehr überzeugen.
@Jansen, mag sein das man(n) es als unfair empfindet wenn überall sonst nach Gleichberechtigung geschrien wird.
Fakt ist aber nun einmal auch, die Wehrpflicht nur für Männer steht so im Grundgesetz und nach aktuellem Stand ist bis 2029 keine genehme Mehrheit im Bundestag in Sicht das zu ändern.
Cartoon auf einer Satire-Seite.
Bundesverfassungsgericht Karlsruhe:
Die Ankläger halten Schilder hoch:
„WEHRGERECHTIGKEIT“ / „GLEICHBERECHTIGUNG“ / „GLEICHBEHANDLUNG“
Die Verfassungrichter halten immer das gleiche Schild hoch:
„DAS LEBEN IST KEIN PONYHOF“
… … …
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/daenemark-losverfahren-wehrpflicht-100.html
Meines Erachtens besonders interessante Aussagen:
„Die Auslosung ist fast überflüssig. Denn in den letzten Jahren haben sich immer genug Freiwillige für den Wehrdienst gemeldet.“
„„Die Bezahlung ist nicht besonders gut, aber es gibt andere Vorteile.“ Etwa die Kameradschaft oder dass man viel draußen sei.“
Was läuft bei den Dänen anders?
Anderes Mind-Set der jungen Menschen?
Größere politische und gesellschaftliche Einigkeit?
Klares Feinbild vor Augen?
@Lehrer sagt:
16.10.2025 um 9:47 Uhr
„[….]Was läuft bei den Dänen anders?
Anderes Mind-Set der jungen Menschen?
Größere politische und gesellschaftliche Einigkeit?
Klares Feinbild vor Augen?“
Vermutlich ein klares ja in allen Bereichen. Vor allem aber weniger Umherlavieren der dänischen Politik und weniger russische Einflussnahme (zumindest weniger erfolgreich) auf die Zivilgesellschaft.
Wir tun uns zudem mit dem Themenkomplex Militär historisch bedingt schwer. Oder glauben das zumindest. Dazu kommt das Unvermögen der Bundespolitik klar zu kommunizieren und dem Bürger auch was zu zumuten und zu zutrauen.
Es könnte alles so unglaublich einfach sein – wenn man sich mal zusammenrauft (und wir vielleicht klären wie viele CDU- und SPD-Mitglieder dann doch Teil der jeweiligen Aserbaidschan-Connection waren und wie harmlos das wirklich war….ist…) und einfach Klarheit schafft.
1. Zielstruktur Streitkräfte realistisch?
2. Wie groß soll die Reserve werden?
3. Wie fundiert soll die Ausbildungen der Wehrdienstleisten sein (wie lange bleiben sie in der Truppe)?
Dann: Schaffung von Strukturen (Beton und Kräfte, zweibeinig, flexibel). Gleichzeitiger Beginn der Musterungen
Dann Einberufung (von so vielen wie möglich)
@csThor
Danke, volle Zustimmung!
@Lehrer
„Was läuft bei den Dänen anders?“
Ein Teil der Antwort steht bereits im von Ihnen verlinkten Text -> „Dienstzeit aktuell nur 4 Monate“
Persönlich denke ich aber gibt es eine Entfremdung zwischen Bundeswehr und weiten Teilen der Gesellschaft, die weit über die Aussetzung der Wehrpflicht zurückreicht.
Ab den 80er Jahren bestand effektiv Wahlfreiheit, ob man Wehrdienst oder Zivildienst macht. Wer eher anti-autoritär / links eingestellt war machte natürlich weit überwiegend Zivildienst (in meinem Abi-Jahrgang haben über 2/3 verweigert), und die Bundeswehr hat diese Leute auch nicht wirklich vermisst.
Das hat aber mit der Zeit dazu geführt das man die jeweils andere Lebenswirklichkeit nur noch vom Hörensagen und mit entsprechenden Vorurteilen kannte, die dann auch an die eigenen Kinder weiter gegeben werden. Addieren sie negative Presseberichte über mangelnde Ausrüstung und rechtsextreme Umtriebe und Sie haben die Erklärung warum für viele eine Verpflichtung bei der Bundeswehr völlig unvorstellbar ist.
@Lehrer
Vielleicht liegt es einfach daran, dass zwischen Dänemark und Deutschland so ein paar Unterschiede in der Geschichte liegen und dem Verhältnis zur eigenen Armee? Respektive anderen gesellschaftlichen Themen wie Infrastruktur oder Rente?
Im öffentlichen Dienst gibt es kein Gender Pay gap. Besoldungsstufen gelten für alle. Das Argument zieht also nicht, und da bin ich schon auf die aufbrausenden Meinungen der Teenie Mädchen und Verfechterinnen der Frauenrechte gespannt, wie das Argument entkräftet werden soll.
Ich hätte damals übrigens auch gerne irgendetwas gemacht (was, keine Ahnung, war ja jugendlich^^), trotzdem bin ich 2007 eingezogen worden. Und schau an, mir hat es so gut gefallen, dass ich erst 15 Jahre später wieder gegangen bin.
Vllt motiviert das ja den ein oder anderen Zweifler.
@Lehrer sagt:
16.10.2025 um 9:47 Uhr
„Was läuft bei den Dänen anders?
Anderes Mind-Set der jungen Menschen?
Größere politische und gesellschaftliche Einigkeit?
Klares Feinbild vor Augen?“
Das ist doch wieder Äpfel mit Birnen zu vergleichen…
Die dänischen Streitkräfte haben weniger aktive Soldaten als die Bw aktuell jährlich an Freiwilligen neu einstellt… ca. 18.000 (davon 4.000 Wehrpflichtige) vs. ca. 20.000
D.h. die jährlichen Bedarfe sind signifikant geringer als in DE…
Und im Vergleich der Bevölkerungsumfänge melden sich in Dänemark nicht bemerkenswert mehr freiwillig zum Dienst als in DE…
Und hinzu tritt ja, dass sich auch in Dänemark das Mind-Set ändern kann…
Aus dem Tagesschau-Beitrag:
„Losverfahren noch nicht angewandt
Falls der verlängerte Wehrdienst allerdings dazu führt, dass nicht mehr so viele
Dänen Lust auf ein vermeintliches Pfadfinderlager haben und doch das Los
über die Einberufung entscheiden müsste, könnte die Stimmung kippen,
glaubt Christensen:
Wenn Du Dich nicht freiwillig für den Spaß gemeldet hast, wirst Du den
Wehrdienst nicht sehr lustig finden. In diesem Sinne wissen wir also
eigentlich gar nicht, ob unser Lotteriesystem funktioniert. „
@Thomas Melber
„Eher: alle schauen auf die Folgen für das nächste Wahlergebnis, nicht auf das, was notwendig ist.“
Mit Sicherheit schauen auch alle auf das nächste Wahlergebnis. Aber genau das ist doch der Beleg dafür, dass das Thema voll in der Gesellschaft angekommen ist und offensichtlich „wahlrelevant“ ist. Sie bestätigen also meine „positive Aussage“ :). Und wenn die Gesellschaft auch nach intensiver Diskussion weiterhin mehrheitlich den Personalaufbau bei der Bundeswehr – notfalls per verpflichtender Einberufung – unterstützt dann können wir gemäß Ihrer Argumentation auch zuversichtlich sein, dass sich die Parteien hinter dieser Position versammeln werden.
„Was läuft bei den Dänen anders?“
Völlig andere geschichtliche Rolle des Landes und Einstellung zu Streitkräften und Staat. Das spiegelt sich logischerweise in den Bewerberzahlen wieder..
Die beste Idee zu diesem Thema kam interessanterweise von der Fraktionschefin der bayerischen Grünen, Katharina Schulze. Ihr Vorschlag:
Alle Frauen und Männer sollen irgendwann zwischen 18 und 67 Jahren sechs Monate Dienst tun – entweder Wehrdienst, Dienst im Bevölkerungsschutz, bei Feuerwehr oder Hilfsorganisationen oder sechs Monate Gesellschaftsdienst. Schon abgeleistete Dienste oder bestimmte ehrenamtliche Tätigkeiten sollen angerechnet werden.
Das Grünen-Konzept sieht vor, dass nach Ende der Schulpflicht eine allgemeine Musterung stattfinden und über die Zweige des „Freiheitsdienstes“ informiert werden soll. Die Mindestdauer von sechs Monaten soll entweder am Stück oder zeitlich gestreckt – im Alter zwischen 18 und 67 Jahren – erfüllt werden können.
Die Pflicht soll gelten „für alle mit festem Aufenthalt in Deutschland unabhängig von Staatsbürgerschaft oder Geschlecht“. Wer Wehr- oder Zivildienst geleistet hat, soll befreit, ehrenamtliches Engagement, das dem sozialen Gesellschaftsdienst entspricht, soll angerechnet werden.
Wahrscheinlich ist der Vorschlag zu gut, um umgesetzt zu werden. Es würde viele Probleme lösen, wie Personalmangel in der Altenpflege, Heimat-und Katastrophenschutz etc. Und mancher der sich in der sozialen Hängematte ausruht, könnte auf die Idee kommen, doch lieber woanders hinzugehen.
[Wenn ich mich recht erinnere, stammt der Vorschlag schon vom März…
https://augengeradeaus.net/2025/03/debatte-ueber-wehrpflicht-nimmt-fahrt-auf-gruenen-vorschlag-fuer-dienstzeit-fuer-alle-bis-67/
Das nur, damit nicht der Eindruck entsteht, dass sei aus der aktuellen Debatte neu aufgekommen. T.W.]
@Dilbert sagt:
16.10.2025 um 15:45 Uhr
„Die beste Idee zu diesem Thema…“
… ist es nicht ansatzweise, denn es geht um die Schaffung einer kriegstüchtigen (!) Armee + einer Reserve mit Kampfwert.
Falls schon vergessen … 2011 war eine Begründung für die Aussetzung der Wehrpflicht
das ein Dienst von nur 6 Monaten aus militärischer Sicht vollkommen unzureichend ist.
Deshalb soll ja das WDmodG primär Reservisten generieren und nicht erfahrene SaZ,
die über Jahre dienen und so einen hohen Kampfwert erreichen können.
Bis z.B. eine Panzerbesatzung wirklich „etwas drauf hat“ … heißt es üben…üben… über Jahre.
z.B. Stichwort: Gefecht der verbundenen Waffen
Die Gewinnung dieses Personals wird nur als positiver Nebeneffekt (!) betrachtet.
Mit einem großen Maß an Hoffnung, dass möglichst viele für eine Verlängerung gewonnen werden können.
Aber mit Hoffnung kann niemand vernünftig planen… und Hoffnungen können auch unerfüllt bleiben…
@Felix
In der Ukraine und auch in Rußland (nicht die regulären Wehrpflichtigen) werden Zivilisten in drei Monaten zu Infanteristen ausgebildet, die danach in den Einsatz gehen.
Damals (TM) erwarb man mit Abschluß der Grundausbildung (drei Monate) die ATM Wach- und Sicherungssoldat. Genau diese Kategorie benötigt die Bw in großer Zahl zur Sicherstellung des Auftrages im Heimatschutz / Drehscheibe DEU.
Davon ab wurden wir damals auch bereits am Hauptwaffensystem ausgebildet und erwarben da ebenfalls bereits die ATN. Klar, weiteres Üben war erforderlich, aber die Grundbefähigung zum Einsatz war gegeben.
Und wenn die Waffensysteme heute so komplex sind, daß man zur Bedienung bzw. Handhabung mindestens zwölf Monate und zur Beherrschung vielleicht 24 Monate benötigt geht das in die falsche Richtung bei 5% Verluste / Tag, die dann durch Reservisten auch ersetzt werden müssen (die Zahl ist öffentlich bekannt).
Auch wäre natürlich zu überlegen für den neuen Wehrdienst die SAZV auszusetzen.
@Felix, die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 weil 6 Monate Wehrdienst als zu kurz angesehen wurde muss aber auch im historischen Kontext betrachtet werden. Damals war man umgeben von Freunden und brauchte Spezialisten für Einsätze als Weltpolizei oder bewaffnetes THW.
Kritische Infrastruktur im Inland bewachen kam nur noch in den Heldengeschichten der älteren Soldaten aus ihrer Anfangszeit vor.
Die Frage ist jetzt, wer ist da jetzt eigentlich der Buhmann? Pistorius weil er den vorgestellten Kompromiss kritisiert (ich glaube seine Begründung ist nachvollziehbar) oder die Verhandler der Koalition die diesen Kompromiß ausgehandelt haben? Für mich stinkt das ja eher danach, dass sich der linke SPD-Flügel in den Verhandlungen quergestellt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Union eine flächendeckende Musterung blockieren würde.
„Damals (TM) erwarb man mit Abschluß der Grundausbildung (drei Monate) die ATM Wach- und Sicherungssoldat. “
Zu der Zeit hatte der Ausbildungstag aber oftmals noch mehr als 12 Stunden, und es galt nicht die 41-Stunden-Arbeitswoche…
@Lehrer „Was läuft bei den Dänen anders?“
Vielleicht haben die keine Regierung, die den Bedürfnissen und Perspektiven der jungen Generation tagtäglich einen großen, dampfenden Haufen vor die Tür setzt?!
Womöglich erhöht das auch die Bereitschaft, sich freiwillig für für Land, Freiheit und Sicherheit zu engagieren…
Ein riesiges Problem ist die politisch-medial erfolgreiche Verbreitung der Legende vom „Wehrpflichtigen als Kanonenfutter“ im modernen Hightech – Krieg, den eigentlich nur Profis führen können. Leider bedient auch Pistorius immer wieder indirekt dieses Narrativ, wenn er davon spricht, dass man bei Kampfeinsätzen im Bündnis zwischen Freiwilligen und Wehrpflichtigen unterscheiden wolle. a) Wie soll das praktisch funktionieren? b) Beweisen viele Armeen dieser Welt, dass Wehrpflichtige sehr leistungsfähig sein können……. Eine Wehrpflichtigen-Armee wird immer die im Schnitt gebildetere und intelligentere Armee im Vergleich zur Berufsarmee sein. Die jungen Leute bringen eben Ausbildungen und Studienabschlüsse mit und müssen damit viele Grundlagen nicht extra lernen. Das habe ich selbst so als Fernmelder erlebt, dass die W12er mit technischem Gesellenbrief am Ende der Dienstzeit deutlich mehr konnten, als der Unteroffizier SAZ4, der vorher eine kaufmännische Lehre gemacht hat.
@Thomas Melber sagt:
17.10.2025 um 8:32 Uhr
@Felix
„In der Ukraine und auch in Rußland (nicht die regulären Wehrpflichtigen) werden Zivilisten in drei Monaten zu Infanteristen ausgebildet, die danach in den Einsatz gehen.“
@Windlicht sagt:
17.10.2025 um 20:59 Uhr
„Die jungen Leute bringen eben Ausbildungen und Studienabschlüsse mit und müssen damit viele Grundlagen nicht extra lernen. Das habe ich selbst so als Fernmelder erlebt, dass die W12er mit technischem Gesellenbrief am Ende der Dienstzeit deutlich mehr konnten, als der Unteroffizier SAZ4, der vorher eine kaufmännische Lehre gemacht hat“
Die permanente Verengung auf den Mannschafter der doch nach ein paar Wochen/Monaten super kämpfen kann… ist das zielführend wenn es um die Schaffung einer kriegstüchtigen (!) Armee geht ? Nein !
Jede Armee der Welt besteht aus unterschiedlichen Fach-/Führungsebenen.
Die deutsche aus Mannschaften/Unteroffizieren/Feldwebeln/Offizieren.
Und bei den oberen 3 benötigt die Bundeswehr zehntausende (!!) mehr, um die NATO-Vorgaben zu erfüllen.
Denn auch ein W12’er Mannschafter mit technischen Gesellenbrief wird z.B. nicht Wartungsfeldwebel an der F-35, oder bei ARROW… wenn er nicht mindestens 12 Jahre freiwillig (!) bleiben will. Und bei den Infanteristen wird nicht der W12’er führen, sondern der PzGren-Feldwebel.
Ja, ein Mannschafter kann in 12 Monaten auf SEINER Fachebene erlernen was er zu tun hat, z.B. als Richtschütze im Panzer.
Er wird aber keinen hohen Kampfwert haben und er ist nicht befähigt den Panzerkommandanten zu ersetzen… der fehlt… weil eben nicht genügend Freiwillige gefunden werden konnten…
Und dies ist auch in anderen Armeen mit Wehrpflicht nicht anders. Da nimmt ein Wehrpflichtiger auch nicht die Aufgaben eines Feldwebels oder Offiziers war….
Deshalb wird die aktuelle permanente
Fokussierung auf die SaZ-kurz und Wehrpflichtigen keine kriegstüchtige Bundeswehr in ihrer Gesamtheit schaffen. Nicht bis 2029…2031…oder auch 2035….
@ Felix2 18.10.2025, 9:02 Uhr
„…Deshalb wird die aktuelle permanente
Fokussierung auf die SaZ-kurz und Wehrpflichtigen keine kriegstüchtige Bundeswehr in ihrer Gesamtheit schaffen. Nicht bis 2029…2031…oder auch 2035….“
Völlig richtig, aber es sieht doch klasse aus, wenn plötzlich die Zahlen steigen.
Die qualitative Bewertung hinkt doch schon sehr lange der quantitativen Betrachtung hinterher.
Das macht es nicht besser, ist aber leider Fakt.
Ich bin mir nicht sicher, ob es auf der Ebene BMVg ein abgestimmtes Detailkonzept, wie denn die verteidigungsfähigen Streitkräfte 2029 eigentlich aussehen sollen, existiert.
@Felix2: Immer dieses Aufmachen von falschen Gegensätzen. Die Gewinnung der SAZ und der Aufbau der Reserve müssen gleichzeitig und verbunden erfolgen. Nicht gegeneinander. Natürlich müssen/sollten aus den Wehrpflichtigen die notwendigen Aktiven / SAZ und Reserveoffiziere und -unteroffiziere gewonnen werden. Das dauert natürlich seine Zeit! Und wirklich nachhaltig ist das nur, wenn militärische und zivile Qualifikationen gut ineinander greifen, soweit möglich. Ach ja: Eine Erfahrung aus allen großen modernen Kriegen ist, dass nach einer gewissen Zeit nicht die Wartungsfeldwebel knapp wurden, sondern die Piloten und/oder die Flugzeuge.
@Windlicht
Die Idee bzw. die Erwartung bzw. die Hoffnung ist ja, daß sich aus dem Pool der Freiwilligen oder ggf. Wehrpflichtigen eine größere Anzahl als SaZ bewerben. Davon ab: Dienstgrade hat die Bw mehr als genug, es fehlt der Unterbau.
@Der Panzerjäger
Deshalb auch meine Forderung, die SAZV auszusetzen, zumindest in der Grundausbildung. Zudem könnte man vor Einberufung oder Einstellung eine Online-Vorausbildung vorschalten, es muß ja nicht alles im U-Raum stattfinden. Oder man macht eine Theoriewoche während der Dienstzeit zu Hause, natürlich jeweils mit (Online) Leistungsüberprüfung.
@Windlicht sagt:
18.10.2025 um 12:44 Uhr
„@Felix2: Die Gewinnung der SAZ und der Aufbau der Reserve müssen gleichzeitig und verbunden erfolgen. Nicht gegeneinander.“
Da sind wird uns doch einig.
Nur, wie ich ja schrieb, genau dies passiert aktuell nicht! Es wird aktuell
nahezu ausschließlich auf die SaZ-Kurz fokussiert. Und diese sollen, steht ja in der Präambel zum Gesetz, der Gewinnung vieler Reservisten in kurzer Zeit dienen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn eben parallel auch das eklatant bestehende Problem der fehlenden SaZ-Lang angegangen würde. Darüber wird, wenn überhaupt, aktuell nur im stillen Kämmerlein diskutiert. Signifikant wirksame Lösungsansätze: Fehlanzeige!
Ich diene jetzt seit über 3 Jahrzehnten in der Truppe und habe davon noch genügend Zeit der alten Wehrpflicht erlebt. Zu glauben das wir mit den aktuellen GenZ und GenA, auch über eine richtige Wehrpflicht, genügend Freiwillige gewinnen werden, um den deutlich anwachsenden Bedarf an SaZ-Lang decken zu können, ist ein Irrglaube.
Und dann nützen z.B. dem Insp Heer tausende Reservisten nix, die gerade einmal fehlerfrei ihre Waffe bedienen können, aber z.B. seine vielen neuen Panzer keine Kommandanten haben…
Denn, dass kann man ja in den Beschaffungsprojekten verfolgen, es sollen neu/zusätzlich tausende Panzer/Schützenpanzer/Flugabwehrpanzer/geschützte San-Fahrzeuge/etc. schnellstmöglich kommen… und diese werden nicht von W6’er/W12’er-Mannschaften befehligt, sondern Uffz bzw. Fw.
Klar kann man dies in der aktuellen Diskussion ausblenden und den Kopf in den Sand stecken… bzw. glauben das ich den Russen nur mir Infanteristen im Graben aufhalten würde…
… ich bezweifle aber das z.B. ein guter Heeresgeneral dies mittragen würde…
Hier sei an den ehemaligen Insp Heer erinnert, der sich z.B. ganz bewusst gegen die Ausbildung Ungedienter zu Reservisten im OrgBer Heer gestellt hat. Warum ? Weil er ganz nüchtern bewertet hat, dass die in ein paar Wochen minimal infanteristisch Ausgebildeten für das Heer keinen Kampfwert haben. Auf der anderen Seite aber Ausbildungskapazitäten binden, die so schon knapp sind…
@Apollo 11
„Ein Hauptproblem scheint die verpflichtende Musterung für ALLE (Männer) zu sein.“
Ihr richtiger Einwand wird dann ab jetzt durch Herrn Minister Pistorius selbst so gedeutet:
Die Musterung aller, ist Abschreckung gegen Russland.
Wahrscheinlich reicht das auch schon, schließlich wird sich Putin dadurch schwer beeindruckt zeigen, wenn es denn so kommen sollte (drücken wir uns mal die Daumen, dass die deutsche Bürokratie erschreckend genug auch für Andere ist).
So, genug aufgeregt…
Historisch gesehen war es die „Aufgabe von Frauen“ „neue Soldaten zu produzieren“ und die von Männern Soldaten zu sein. Ich selbst wäre auch ein Fan davon im GG nicht mehr nur noch Männer aufzuführen sondern alle Bundesbürger, aber naja, ist halt noch nicht so. Ich finde aber auch dass wir uns dann als Gesellschaft schon auch überlegen müssen, wie wir Frauen die Kinder bekommen entlasten und die nicht weiter diskriminierend (Gender Pay Gap, nicht Anstellung da „könnte ja schwanger werden“, usw.). Fände ich schon sehr sinnvoll. Finde in diesem Kontext es auch etwas übertrieben zu sagen „Männer werden diskriminiert, Weil Wehrdienst“.
Und noch ne kleine Anmerkung:
Und bzgl lieber rot als tot, wer glaub Russland ist rot hat den Schuss nicht so ganz gehört. Russland ist schon lange nicht mehr „rot“ im Sinne von politisch links stehend.
Was ich in der Zeit des Kalten Krieges nie fuer moeglich gehalten haette:
Heute bin ich dankbar fuer den polnischen Nationalstolz und die innere Unabhaengigkeit Polens, die es der Bundesrepublik Deutschland heute ermoeglicht, sich, in Deckung durch ein kampf- und einsatzbereites Volk, vor einer wahrscheinlichen Invasion seitens Russlands, in/bei politischen Spielchen und Grundsatzdiskussionen untaetig zu verhalten.
@Felix2
„… , aber z.B. seine vielen neuen Panzer keine Kommandanten haben…“
Der Kommandant LEO oder Geschützführer PzH 2000 muß ja auch kein Hauptfeldwebel sein, früher (TM) war das i.d.R. ein (Stabs-) Unteroffizier. Also SaZ 4 würde da hinkommen. Und dann natürlich regelmäßiges In-Übung-Halten.