Neue Staatssekretäre, neue Zahlen für die künftige Truppenstärke

Mein Urlaub ist vorbei, ist was passiert? Scherz beiseite: Es war schon einiges los in den vergangenen Wochen, sicherheitspolitisch gesehen, und ich werde nicht alles aufarbeiten können. Auf zwei Dinge gehe ich aber gleich ein: Die neue Spitzentruppe im Verteidigungsministerium. Und die – wenn auch so ungefähr erwarteten – nun praktisch feststehenden Ziele für die künftige Personalstärke.

Die neue Besetzung der Spitzenposten, die das Ministerium am 4. Juni bekanntgab, kam zum Teil schon etwas überraschend. Dass es einen dritten beamteten Staatssekretär geben würde, zusätzlich zu den bisher zweien (der eine überwiegend für die Verwaltung, der andere für die Rüstung und Beschaffung), hatte sich bereits abgezeichnet. Und das nicht allein deshalb, weil (wie es das Ministerium formuliert) durch die Veränderung der sicherheitspolitischen Lage … die Zahl der Aufgaben und der damit verbundene Zeitdruck zur Umsetzung der Vorhaben stark angestiegen seien.

Das mag natürlich auch stimmen. Genauso entscheidend dürfte aber sein, dass mit der neuen Entwicklung von Kanzleramt und Auswärtigem Amt in einer (parteipolitischen) Hand der andere Koalitionspartner auch ein bisschen sein außenpolitisches Gegengewicht aufbauen muss. Und da bietet sich das Verteidigungsministerium doch geradezu an, mit einem zusätzlichen Staatssekretär. Das wird Jan Stöß, der im März 2022 noch von der damaligen Ministerin Christine Lambrecht zum Leiter der Rechtsabteilung berufen wurde.

Überraschender allerdings scheint mir die Berufung des neuen Rüstungs-Staatssekretärs. Benedikt Zimmer, vom Generalleutnant zum Staatssekretär aufgestiegen (wenn man den Wechsel aus dem militärischen in den zivilen Bereich so einordnen will), wird von einem bekannten Spitzenbeamten der Scholz-Ära abgelöst: Jens Plötner (Foto oben), Berater des früheren Bundeskanzlers, wird künftig an der zentralen Stelle für die Rüstungsprojekte der Truppe arbeiten. Aus seiner Zeit als Außenpolitischer Berater des Bundeskanzlers kennt er die wichtigsten nationalen und internationalen Rüstungsprojekte sowie die damit verbundenen Prozesse. Seine Erfahrung und sein globales Netzwerk in Politik und Industrie werden ihm dabei helfen, die Beschaffung weiter zu beschleunigen, wichtige europäische Rüstungsprojekte und die Integration neuer Innovationstechnologien voranzubringen, lobt das Ministerium.

Plötner war mit dem eigentlichen Rüstungs- und Beschaffungsprozess, so weit bekannt, allerdings bisher nicht befasst. Es wird also spannend. Ebenso, ob es als Folge der neuen Staatssekretärs-Aufstellung auch Änderungen in der Riege der Abteilungsleiter geben wird.

Die andere innenpolitische Entwicklung ist, als Folge erwarteter NATO-Festlegungen auf die künftigen Fähigkeiten der Mitgliedsländer und ein stärkeres sicherheitspolitisches Engagement der Europäer, nicht wirklich überraschend. Um rund 50.000 bis 60.000 aktive Soldaten und Soldatinnen, so sagte der Verteidigungsminister am 6. Juni beim Treffen der Ressortchefs der Allianz, werde die Bundeswehr in den nächsten Jahren aufwachsen müssen.

Die Aussagen des Ministers im Zusammenhang zum Nachhören; die Zahl nennt er bei Minute 03:30:

20250605 Doorstep Pistorius NATO VM     

Das ist ein ehrgeiziges Ziel angesichts der weiterhin bei rund 182.000 dümpelnden aktuellen Personalstärke (auch wenn nach den letzten veröffentlichten Zahlen für April 2025 die Zahl der Freiwillig Dienst Leistenden auf ein Rekordhoch gestiegen ist). Und damit wird natürlich die – ohnehin eröffnete – Debatte über eine mögliche künftige Wehrpflicht so richtig angefacht.

Es geht also gut weiter.

(Archivbild: Plötner beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Fliegerhorst Jagel anlässlich der Übung Air Defender im Juni 2023)