Lesehinweis: Das 56th Artillery Command der USA – „Die Zukunft der US-Armee“ in Deutschland
Als Ende 2021 das 56th Artillery Command der USA reaktiviert wurde, und dann noch ausgerechnet in Mainz-Kastel, gab es aus Moskau schon eine harsche Reaktion. Fast vier Jahre später zeichnet sich ab, dass dieses Kommando das zentrale Element sein wird für die geplante Stationierung von US-Langstreckenwaffen in Europa – und offensichtlich auch die Art der Kriegführung der U.S. Army verändern wird.
Mehr dazu hat die U.S. Army am (heutigen) Mittwoch auf ihrer Webseite aufgeschrieben:
With ceremonies and commemorations underway around the world, the Army is not only reflecting on its past but also preparing for its future. Nowhere is that future more visible than in Germany, where the 56th Artillery Command and its subordinate unit, the 2nd Multi-Domain Task Force, are reshaping how the Army prepares to fight, and win, in an increasingly complex operating environment.
The 56th is expected to become the Army’s first permanent multi-domain command in Europe, the 56th Multi-Domain Command Europe, combining traditional long-range fires with capabilities in space, cyberspace, land, air, and maritime domains. The transformation maximizes lethality by optimizing warfighting capabilities for large scale combat.
Für die Gegner der US-Stationierung (vgl. dazu das aktuelle Manifest der SPD-Friedenskreise) ist diese Multi Domain Task Force ein Teil unnötiger Aufrüstung. Befürworter fragen sich dagegen, ob angesichts der möglichen US-Truppenreduzierungen in Europa diese Waffen überhaupt noch nach Mainz-Kastel bei Wiesbaden kommen. Wie bei so vielen möglichen Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump gilt: Man weiß es nicht.
Kleiner Hinweis. „US-Armee“ ist genau so eine falsche Begrifflichkeit für die Übersetzung von „U.S. Army“, wie der Terminus „Luftabwehr“ für „Air Defence“.
Eine Armee ist im deutschen Militärsprachgebrauch eine aus mehreren Korps bestehender Heeresverband.
zu „Fast vier Jahre später zeichnet sich ab, dass dieses Kommando das zentrale Element sein wird für die geplante Stationierung von US-Langstreckenwaffen in Europa – und offensichtlich auch die Art der Kriegführung der U.S. Army verändern wird.“
Positiv an dieser Thematisierung ist der Hinweis, dass das Konzept der Kriegsführung dasjenige ist, was zu debattieren ist. Das ist nicht alternativlos.
Stimmt es aber wirklich, dass sich die sich ändernde Art der Kriegsführung, das Konzept, erst jetzt abzeichnet?
Nach meinem Kenntnisstand war es vielmehr so: Das MDO-Paradigma wird seit Mitte der 2010er Jahre innerhalb der NATO entwickelt. Die USA hatten, wie üblich, eine Vorreiterrolle übernommen. Ein erstes Doktrinenhandbuch hat das U.S. Army Training and Doctrine Command am 6. Dezember 2018 eingeführt.
Im selben Jahr, ebenfalls 2018, wurde das MDO-Paradigma innerhalb der NATO aufgegriffen. Das erste Strategiepapier dazu war die »Joint Air Power Strategy« vom 26. Juni 2018.
Die Bundeswehr hat … mit ihrer Umsetzung des MDO-Paradigmas begonnen. Hierzu dient … das gemeinsam von BMVg und BwConsulting (der Inhouse-Beratungsgesellschaft der Bundeswehr) aufgesetzte Projekt »Operationelle Architektur«.
T.W.
„…Wie bei so vielen möglichen Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump gilt: Man weiß es nicht…“
Ein wahres, weises Wort, in der Tat.
Allerdings ist „nur“ das HQ ( Die Entscheidungs- , Leitungs- und Planungszentrale ) gemeint und teils in Mainz-Kastel (siehe weiter unten), die Raketen (auch früher) nicht !
Die Top-Secret-Bereiche sind wohl weitgehend in der Lucius D. Clay Kaserne auf dem sehr gut gesicherten Gelände des Flugplatzes Wiesbaden Erbenheim in der Nähe ( Die korrekte militär. Bezeichnung wäre Wiesbaden Army Airfield, für Piloten: Flugplatzkennung D-ETOU ).
In beiden Liegenschaften war ich schon mehrfach, erstmals im kalten Krieg als Wehrpflichtiger im BW-Auftrag.
Der Grund warum in der Berichterstattung immer von „Mainz Kastell“ die Rede ist kommt von der „Kastell Storage Station“, einer US-Army-Liegenschaft mitten in Mainz-Kastell. Zumindest Teile der Verwaltung der erwähnten Raketeneinheit befinden sich dort.
Und es gab da auch eine Demo gestern ( 10.06.2025 ) vor dem Eingang mit ca. 30 Demonstranten:
https://merkurist.de/wiesbaden/mainz-kastel-protestaktion-vor-us-militaergelaende-in-wiesbaden_NYdU
(Lokalpresse).
Früher ging es bei den Demos übr. um die Nuklearsprengköpfe auf den Raketen. Diese Demos gab es in der UDSSR nie…
Die geplanten Sprengköpfe für die mögliche Stationierung 2026 haben etwa ein Millionstel der Sprengkraft der früheren Raketen der Einheit.
Der Kreml kann also beruhigt schlafen…
Nachtrag:
Wenn es hier um atomare Nachrüstung wie im NATO Doppelschluss im kalten Krieg oder gar die Entwicklung der deutschen Bombe in Tateinheit mit Ariane-Stationierungen gehen würde hätte ich sogar noch Verständnis für die Position des neuen SPD- Flügels…
Hätte die BW das Thema von Langstreckenraketen oder Marschflugkörpern nicht verschlafen, müsste man jetzt nicht US Raketen in Deutschland stationieren. Diese Raketen hätten sofort in BRD/Europa stationiert werden sollen, als die Russen ihre Iskander Raketen stationiert haben im Raum Königsberg.
Es sollen jetzt ja wohl Marschflugkörper mit GB entwickelt werden, die Moskau treffen können, aber diese Entwicklung kommt Jahre zu spät.
Daß die Moskau Connection gegen neue Raketen kämpfen wird, war zu erwarten. Mützenich will einfach an der neuen Regierung Rache nehmen, weil er nicht mehr Fraktionsvorsitzender ist und auch nicht den Vorsitz im Auswärtigen Ausschuß bekommen hat. Klingbein hat den großen Fehler gemacht, Stegner nach seiner Geheimreise nach Baku nicht öffentlich abzustrafen, jetzt versuchen Mützenich & Stegner die Regierung mit Klingbein & Merz zu sabotieren & Deutschland auf einen Pro Putin/Anti-Ukraine Kurs zu zwingen bzw. die Zeitenwende zu rückgängig zu machen.
Ich hoffe die US Raketen kommen bald zur Abschreckung nach Deutschland. Leider ist auf Trump kein Verlass, der eher am Bürgerkrieg in den USA zu arbeiten scheint. Und eine Armee die gegen das eigene Volk eingesetzt wird/werden soll, kann schnell verhasst & militärisch wertlos sein.
Die Bw plant ja solche Fähigkeiten (deep strike) ebenfalls aufzubauen (wurde bei AG ja diskutiert, war aber bereits 2024 ein Thema) und – soweit öffentlich bekannt – ist der Plan, daß die amerikanischen Einheiten dann nach POL oder ggf. nach ROM verlegen.
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/defence-ministerial-council-erstes-treffen-in-berlin-5940834
Es gibt / gab auch das Vorhaben mit FRA gemeinsam ein Wirkmittel zu entwickeln: European Long-Range Strike Approach (ELSAEuropean Long-Range Strike Approach)
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/weimarer-dreieck-pistorius-trifft-amtskollegen-paris-5806956
Im Falle des Falles würden die amerikanischen Kräfte eh nicht von DEU aus operieren.
Wirklich neu ist das nur für den militärischen Laien. Übrigens plant / prüft die Marine die Beschaffung und Einrüstung von TOMAHAWK Marschflugkörpern:
„„Aktuell prüfen wir die Einrüstung von Tomahawks auf Einheiten unserer Marine. Und das sieht gar nicht schlecht aus“, sagte der Inspekteur. Weitere Details nannte er nicht.“ (Hartpunkt, 14.05.2025)
Zitat aus dem Link oben „combining traditional long-range fires with capabilities in space, cyberspace, land, air, and maritime domains. The transformation maximizes lethality by optimizing warfighting capabilities for large scale combat.“ Für mich als Laien hört sich das nach dem „Kampf der verbundenen Kräfte an“. Gedacht allerdings auf wohl höherem Integrationsniveau als bisher. Soweit so gut.
Was mir bei der Ankündigung fehlt ist der Hinweis auf einen integrativen Ansatz mit den Kräften der NATO-Alliierten. Gerade hier in Europa und wenn ich an die Ostflanke denke, so werde ja wohl kaum nur die US-amerikanischen Kräfte untereinander zu wählen und zu synchronisieren sein.
Wir haben gerade einen frisch gebackenden Vier-Sterne Generals im Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum. Wie sieht denn das Pendant zu diesem US Army Ansatz bei der NATO aus?
Um es konkreter zu machen: Ein Mittel um eine angesprochene Transformation zu erkennen, ist die Weiterentwicklung bei den Übungen. Vielleicht gibt ja die Übung „Arcane Thunder 25“ erste Aufschlüsse darüber, wie das in Polen aussehen würde. Weiß jemand welche deutschen Kräfte dabei sind?
Arcane Thunder 25
@Sustainable „Wir haben gerade einen frisch gebackenden Vier-Sterne Generals im Allied Joint Force Command im niederländischen Brunssum“ Man sagt, es kommt etwas Großes. Er ist ein Mann mit neuen Ideen. Regards…