Unbestätigt: 395.000 Bundeswehr-Personalstärke als NATO-Vorgabe?
Es hat unter den Leser:innen hier schon Aufmerksamkeit ausgelöst, deshalb erstmal nur als – unbestätigter – Hinweis: Die NATO-Vorgaben, die auf dem Gipfel der Allianz im Juni in Den Haag festgezurrt werden sollen, sehen angeblich eine Personalstärke von 395.000 für die Bundeswehr vor, wie das Fachjournal CPM Defence Network berichtet.
Aus dem Bericht auf der Webseite, der das Datum vom (gestrigen) Karfreitag trägt:
Im Juni ist es so weit, die neuen Verteidigungsplanungen der NATO werden vorgelegt. Wie CPM Defence Network aus gut informierten militärischen Kreisen erfahren konnte, wird die Forderung der Allianz an Deutschland bei 395.000 Soldaten liegen.(…)
Für Deutschland hält diese Zukunft allerdings eine Bundeswehr in der Stärke von mindestens 395.000 Soldaten bereit, denn so viele gilt es einzumelden, um die Bündnispflicht zu erfüllen, wie CPM Defence Network erfahren konnte.
Für diese Zahl gibt es bislang keine weitere Quelle, und sie unterscheidet sich stark von den bisher genannten. So war bislang als Folge der NATO-Forderungen ein möglicher Aufwuchs auf rund 250.000 bis 270.000 aktive Soldaten und Soldatinnen kolportiert worden, schon das ein Kraftakt im Vergleich zur aktuellen Personalstärke. Von Generalinspekteur Carsten Breuer war zudem eine Zahl von 460.000 genannt worden, die allerdings eine – deutlich aufgestockte – Reserve einschließen soll.
Zudem wären 395.000 militärische Angehörige der Bundeswehr eine praktische Aufkündigung des Zwei-plus-Vier-Vertrags, der eine Obergrenze von 370.000 vorsieht. Schon das weckt Zweifel an der genannten Zahl. Mal sehen, ob/was dazu noch kommt.
Kleiner Push für die Konversation: Mir ist bekannt, daß die Bundeswehr bereits dabei ist zu prüfen, welche ehemaligen Kasernen reaktiviert werden können. Und das obwohl die bisherige Personalstärke nicht erreicht wird (für ja eigentlich gung Unterkünfte zur Verfügung stehen sollten).
M.E. wäre das ein Hinweis darauf, daß man sich auf einen Personalaufwuchs vorbereitet.
@Trevor Faith sagt:
„23.04.2025 um 19:41 Uhr
Kleiner Push für die Konversation: Mir ist bekannt, daß die Bundeswehr bereits dabei ist zu prüfen, welche ehemaligen Kasernen reaktiviert werden können. Und das obwohl die bisherige Personalstärke nicht erreicht wird (für ja eigentlich gung Unterkünfte zur Verfügung stehen sollten).
M.E. wäre das ein Hinweis darauf, daß man sich auf einen Personalaufwuchs vorbereitet.“
Die Bundeswehr muss sich erst einmal um die bestehenden Kasernen kümmern.
Denn viele (!) von diesen sind insbesondere im Bereich der Unterbringung:
„in einem beklagenswerten Zustand“, so der aktuelle Wehrbericht.
Und eine Kaserne wieder „dienstfähig“ zu machen, die seit Jahren ungenutzt vor sich hin rottet…
… kostet viel Zeit und Geld , benötigt aber insbesondere das entsprechende Baupersonal…
Hier sind die zivilen, zuständigen Bauverwaltungen der Länder aber so schon Jahren mit
dem aktuellen Bestand und in Bau befindlichen Neumaßnahmen vollkommen überlastet.
Ein „Paradebeispiel“ ist die Generaloberst-Beck-Kaserne in Sonthofen.
Beginn der Sanierung ca. 2010 … und noch immer nicht fertig… gut 14 (!) Jahre später…
Stand 01/2025 : ggf. Fertigstellung 2027 (!!)
Das wären dann 17 (!!!) Jahre für nur 1 (!!!) Kaserne !
„Die Sanierung der Generaloberst-Beck-Kaserne (GOB) in Sonthofen verzögert sich abermals.
„Ich habe gelernt, keine Zukunftsprognosen mehr zu machen, aber ich hoffe sehr, dass wir
spätestens 2027 einziehen können“, sagte Oberst Tim Richardt zu BR24.
Ursprünglich waren Baukosten von etwa 100 Millionen Euro angesetzt, mittlerweile gehen
Experten von mehr als 300 Millionen Euro aus.“
Quelle: BR24, vom 17.03.2025
Wer also glaubt die jungen Menschen in marode, verschimmelte Unterkünfte stecken zu können,
am besten noch zu 6. … 8. auf einer Stube und nicht nur während der Grundausbildung… der wird
unter dem Aspekt der zunächst weiter geltenden Freiwilligkeit erleben … das die Abbruchquoten
nicht signifikant sinken werden.
Und bitte nicht jetzt wieder die Mähr vom „Früher hat uns das auch nicht geschadet…“
„Früher“ ist nicht heute!
@Politikwissenschaftler
Ich möchte zuerst vorausschicken, dass ich die Ottawa Konvention, sowie das Oslo Abkommen über die Streuwaffen abgelehnt habe, eben weil ich der Meinung war, diese Waffensysteme, die ja eben im Arsenal der Bundeswehr vorhanden waren, weiter für die LV vorzuhalten (Allein schon aus dem Grunde, weil diese ja von deutschen Steuerzahler bezahlt wurden und man sie ja problemlos hätte lagern können, bis diese eben endgültig überaltern gewesen wären. Und genauso war es ein Fehler, nicht nur aus fiskalischen Gründen, vom „G3 bis zur FH70“, alles in die Schrottpresse zu geben! Das ist ja eine Erfahrung des Ukraine-Krieges, wo ja von beiden Seiten sogar noch Restbestände von Kriegsmaterial aus dem „Großen Vaterländischen Krieg“ eingesetzt wird).
Außerdem stört es mich gewaltig, wenn man in der deutschen Innenpolitik internationale Rüstungsbegrenzungsabkommen, wie das Oslo Abkommen über die Streuwaffen, benutzt, um intelligente Munition, wie SMArt 155, als verbotene Streumunition zu brandmarken.
In der internationalen Politik stehe ich jedoch auf den Standpunkt des „pacta sunt servanda“, auch wenn im internationalen Recht dieser Grundsatz „umstritten“ ist.
Man sollte eben vorher überlegen, was für einen Vertrag man da unterzeichnet – von völkerrechtlich verbindlich bis privat…
Natürlich haben diese Abkommen auch Möglichkeiten eines Austrittes, aber diese Handlungsweise zieht eben international seine Kreise bis hin zur UN General Assembly, wenn man dann dem „Wertewesten“ Politik nach der jeweils aktuellen internationalen „Großwetterlage“ vorwirft.
Und wenn man dann dem indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishankar vorwirft, das Indien eben billiges russisches Öl kauft, muss man die Antwort, das die indische Regierung eben die Interessen des indischen Volkes vertritt, das ein berechtigtes Bedürfnis an billiger Energie hat und das ein Krieg in „far, far away Europe“ für Indien eben nicht dieselbe Priorität genießt, wie in London, Paris, Brüssel oder Berlin, akzeptieren. Und welche Unterstützung hat in Indien in seinem Konflikt mit China bekommen? Und wurde nicht vom Westen gerade Pakistan aufgerüstet? Und wo hatte der pakistanische Atomwissenschaftler sein Fachwissen her…
Zu Beginn des Ukraine-Krieges hat der damalige Präsident von México, „AMLO“ sinngemäß erklärt: „… dass México jede Art von Aggression ablehnt, weil es eben schon viermal Opfer eben so einer gewesen ist, zweimal durch Frankreich und zweimal durch die USA und man aber auch mit dem Verlust von einem drittel seines Landes gut leben kann…“
Der globale Süden hat eben ein sehr gutes Gedächtnis!
Und mit Ihrer Position verstärken sie das nur.
By the way, steht Deutschland nicht auch unter Anklage vor dem IGH?
Und noch zu dem 395 000 Truppenstärke: Warum können wir denn keine Entscheidung fällen über eine Wehrpflicht?
PS @Hüpfburg
Ich bin sehr gut in der Lage, Texte zu lesen und zu verstehen. Nur mein Stil, mich auszudrücken, ist ein anderer als der Ihre…
Es stehen bereits jetzt in den meisten Liegenschaften nicht genügend Unterkünfte zur Verfügung. Dabei reden wir nicht von dem neuen Unterbringungskonzept (Einzelunterbringung) sondern bereits volle Nutzung mit 4 Mann Stuben. Das wird auch regelmäßig im Bericht der Wehrbeauftragten dokumentiert und Soldaten mit Erreichen der 25 Jahre aus der Kaserne geschmissen.
Dönerbude sagt: @23.04.2025 um 11:36 Uhr
„Die Zustimmungswerte für einen Zwangsdienst sind gerade bei den Betroffenen ziemlich gering ( kein Wunder sie sind ja immer die die es ertragen müssen). Wir müssen den Schülern, wenn sie aus Schule kommen aus meiner Sicht auch passendere Angebote machen. Der Abiturient aufgeklärt, und gerade in den Politikprofilen auch der Ebene schlichtweg schlau, hinterfragt auch viele Dinge. Er tut genau das was ihm beigebracht wurde. Einfach herumkommandieren ist da nicht besonders zuträglich für die Zustimmung.“
Die Zustimmungswerte waren zu jeder Zeit bei allen Wehrpflichtigen nicht besonders hoch. Man hat es eben gemacht (oder Ersatzdienst), alternativ ist man nach Berlin gezogen. Und die Abiturienten waren seinerzeit auch nicht dümmer als heute, hinterfragt wurde immer.
Natürlich kann man alles attraktiver und hübscher machen, im Grundprinzip heißt es aber immer: “ Du bist deutscher Staatsbürger und unterliegst der Wehrpflicht? Melde dich am- um-in-bei und trete deinen Wehrdienst an.“
Alternativ Ersatzdienst oder gehe als Totalverweigerer ins Gefängnis oder wandere aus und komm bitte nie wieder.
Das alte Wehrpflichtsystem war schon völlig in Ordnung, das kann man jetzt modernisieren und wieder in Kraft setzen. Wir alle als Bevölkerung müssen einfach wieder lernen, dass man in diesem Staat nicht nur Rechte hat, sondern auch Pflichten. Und eine davon sollte sein, eine Grundausbildung als Soldat zu machen und für die Streitkräfte des Landes im Verteidigungsfall zur Verfügung zu stehen. Das gilt natürlich auch für die Ersatzdienstleistenden. Das kann man mit Benefits hinterlegen, aber es braucht kein großes hutschi-gutschi- eideidei, das hier im Faden manchmal durchscheint.
@Felix2 schreibt:
„Wer also glaubt die jungen Menschen in marode, verschimmelte Unterkünfte stecken zu können,
am besten noch zu 6. … 8. auf einer Stube und nicht nur während der Grundausbildung… der wird
unter dem Aspekt der zunächst weiter geltenden Freiwilligkeit erleben … das die Abbruchquoten
nicht signifikant sinken werden.
Und bitte nicht jetzt wieder die Mähr vom „Früher hat uns das auch nicht geschadet…“
„Früher“ ist nicht heute!“
Sie haben, bedingt, Recht! Ich denke allerdings, dass wir uns entscheiden und ganz besonders von der“ Ardo Goldkante“ weg müssen.
Wenn wir von WehrPFLICHT reden, dann ist die bei Ihnen genannte noch bestehende Freiwilligkeit und die Frage, wo kann man Rekruten reinstecken obsolete. Oder zu minds fast.
Gehen wir mal davon aus, das dass, was so durch das Netz schwird und von renommierten Namen diskutiert wird, Realität werden könnte.
Das heißt, ein Einsatz der BW AB Ende diesen Jahres !“möglich“!, wahrscheinlicher bis Ende 2029. Heißt, wir haben Keine Zeit mehr!
Wenn es der Politik und uns wichtig ist, dass wir wieder ausgebildete Soldaten haben, dann müssen wir richtig Gas geben.
Heisst auch, dass das pers. Befinden
Einzelner leider irrelevant ist. Dann reichen auch Zelt Kasernen mit Gemeinschaftsduschen. Ist das schön oder entspricht das unserem heutigen Anspruch. Nein
Ist es möglich? JA.
Aufbau Kasernen und Aufwuchs Soldaten kann und muss dann parallel laufen.
Und das ist noch ohne zu berücksichtigen, das ja auch Material, Gerät, Fahrzeuge aller Bereiche, etc. etc. beschafft werden müssen. Eine noch ganz andere Baustelle.
Ich unterschreibe die letzten beiden Sätze ihres Hier aufgeführten Zitats absolut. Früher war es maximal anders, sicherlich aber nicht besser. Und absolut, Heute ist Heute!
Wenn wir aber wollen, dass die jungen Frauen und Männer, die den Dienst antreten werden, einen Hauch einer Chance haben, dann muss sich die Bevölkerung, die dann Wehrpflichtigen und insbesondere die Politik vom weigespühlten Vertätscheln verabschieden. Sonst sterben sehr viel mehr unsere Tochter und Söhne als es notwendig ist. Und HOFFEN wir, dass das jetzt alles nur „umsonst“ Geld kostet und wir es nicht brauchen.
Ich dachte, dass ich nachdem ich 1995 aus der Kaserne gefahren bin, sagen zu können „Mission accomplished“. Leider hat sich Herr P. hier für einen anderen Weg entschieden. Seit kurzem bin ich, mit noch 57, wieder beorderter Reservist und leiste meine Übungen ab. Wenn wir Alten können, dann kann die Jugend auch.
In diesem Sinne, mit einem Panzer Hurra, alles Gute🫡
Stbenvieh schrieb: „Nach dem 2. WK gingen Bundeswehr und NVA aus dem Bundesgrenzschutz und der Kasernierten Volkspolizei hervor, welche wie später auch die Grenztruppen der DDR jeweils keine offiziellen Soldaten waren. …..
Aber natürlich sollten wir uns auf Fähigkeiten und nicht auf Unterstellungsverhältnisse konzentrieren.“
Das löst nicht das Trilemma! Wenn ich eine Mindestdienstzeit vorgebe, die für die aktiven Einheiten noch tragbar wäre, sind wir wieder bei 15 Monaten. Dann habe ich ca. 250000 Männer pro Jahr zu versorgen, bei allgemeiner Dienstpflicht das Doppelte. Damit hätten wir ein Problem mit dem 4+2-Vertrag oder der Dienstgerechtigkeit.
Die Alternative wäre Milizstruktur für Dienstpflichtige, hilft den aktiven Einheiten aber nur indirekt, indem vielleicht mehr Interessierte an längerer Dienstzeit generiert werden.
Reichswehr war ein Artefakt, dass nur begrenzte Nützlichkeit hatte (bis ca.1935), sobald die Zahl ausgebildeter Zugführer und Kompanieführer, Altlasten des WK1, durch Alter reduziert war, war die Reichswehr bessere Polizeitruppe, das war den Reichswehroffizieren und den Franzosen bekannt, die hoher verpflichtende Dienstzeit kein Zufall.
Ich sehe das ähnlich. Zu unserer Zeit war niemand begeistert davon, eingezogen oder Zivildienst leisten zu müssen, da es sowohl für die Karriere als auch finanziell nicht wirklich attraktiv war. Allerdings hat man das auch hingenommen, da es zumindest noch fast ausschließlich alle unseres Abiturjahrgangs getroffen hat und es sehr wenige Ausnahmen gab. Stichwort Wehrgerechtigkeit. Das ist die Grundvoraussetzung für eine gewisse Akzeptanz.
Trevor Faith sagt: @23.04.2025 um 19:41 Uhr
Kleiner Push für die Konversation: Mir ist bekannt, daß die Bundeswehr bereits dabei ist zu prüfen, welche ehemaligen Kasernen reaktiviert werden können. Und das obwohl die bisherige Personalstärke nicht erreicht wird (für ja eigentlich gung Unterkünfte zur Verfügung stehen sollten).
M.E. wäre das ein Hinweis darauf, daß man sich auf einen Personalaufwuchs vorbereitet.
Gleichzeitig werden weitere Standorte, wie bspw. derzeit Fürstenfeldbruck – mit eigener Schießbahn, Übungsplatz, Sportanlagen und Unterbringungsmöglichkeiten für mehrere hundert Soldaten – aufgegeben und keiner alternativen Nutzung zugeführt. Manchmal glaube ich, im Ministerium weiß die eine Hand nicht, was die andere tut.
Extrem interessant wäre die (wohl für 2026 geplante ?) Einführung des „schwedischen Modells“ hierzulande.
Wieviel Prozent der Jungs füllen den Antrag sehenden Auges wohl dergestalt aus das die Zukunft ungewiss wird… ?
Ich vermute mal ein einstelliger Prozentsatz…
Das wären pro Prozent dann wohl um die 3500.
Um die wirkliche Stimmung in dieser Altersgruppe herauszufinden wäre das dann der erste echte Indikator.
Ich hab keine Ahnung wieviel es werden wird. Vermute aber unter 5%.
Damals (in den 1980ern beim Abi-Jahrgang) war bei uns das Verhältnis etwa 50 : 50. Wären die Dienstzeiten gleich lang gewesen vermute ich mal eher Richtung 10 : 90.
Über was aber damals wirklich jeder nachdachte war welche Möglichkeiten es denn gibt gar nicht antreten zu müssen. Egal wo.
Deshalb meine Vermutung heute unter 5%.
Die „besten“ Lösungen damals bei uns (
von 100 Abiturienten, kath. Jungenschule):
Ausgemustert wurden recht viele, wohl u.a. auch da der Ärzte-Eltern-Anteil recht hoch war ;-))) Und ausgemustert bei der BW bedeutete ja gleichtig auch ganz raus aus dem Zivildienst. Freiwillig hat den keiner gemacht…
Einer ging nach West-Berlin zum Zahnmedizinstudium (wurde aber nach der Einheit doch noch als Stabsarzt eingezogen)…
Bin mal gespannt wie das schwedische Modell dann wirklich umgesetzt wird…
@Ulenspiegel: Ihre Aussage zur Reichswehr „als bessere Polizeitruppe“ nach Ausscheiden der Kriegsgedienten is ja „interessant“. Mit den jährlichen Einstellungszahlen und den Stehzeiten auf Dienstposten schon mal befasst? Erwin Rommel war 1929 mit 38 (!) als Pour le Mérite – Träger immer noch Hauptmann und Kompaniechef…? Haben Sie sich schon einmal intensiver mit Personalauswahl, -führung, Ausbildung und Vorschriftenarbeit der Reichswehr befasst? Die Grundlagen zu Truppenführung und Führungsprozess sind im Kern bis heute relevant: Siehe u.a. Führung und Gefecht der verbundenen Waffen (Berlin 1924; H.Dv. 487)… Auch in Hinblick auf Aufwuchsfähigkeit gäbe es tatsächlich das eine oder andere Element der Reichswehr, das man heute mal als eventuelle Anregung prüfen könnte. Die Reichswehr hätte nach dem Versailler Vertrag eine „bessere Polizeitruppe“ sein sollen, sie war aber immer viel mehr, in dem sie „den Krieg der Zukunft dachte“. Woher kam den die Überlegenheit der Wehrmacht in den ersten Kriegsjahren? Bestimmt nicht vom Genius des GröFaZ…. [Und damit genug geschichtlicher Exkurs…]
@Max Roosen sagt:
24.04.2025 um 14:20 Uhr
„Wenn es der Politik und uns wichtig ist, dass wir wieder ausgebildete Soldaten haben, dann müssen wir richtig Gas geben.
Heisst auch, dass das pers. Befinden
Einzelner leider irrelevant ist. Dann reichen auch Zelt Kasernen mit Gemeinschaftsduschen. Ist das schön oder entspricht das unserem heutigen Anspruch. Nein
Ist es möglich? JA.“
Um mich zu wiederholen.
Solche Ideen bzw. Vorstellungen kann
man natürlich haben. Sie sind aber
Lichtjahre entfernt von den gesellschaftlichen und politischen Realitäten (!) und werden deshalb keine Umsetzung finden und führen zu nichts.
Und deshalb ist Ihre Frage „Ist es möglich? Realistisch (!) nur mit : Nein ! zu beantworten.
Der beste Beleg ist doch der Koalitionsvertrag. Wenn es denn der Politik ernst wäre mit dem kriegstüchtig werden bis 2029… egal was man den jungen Männern und der Gesellschaft abverlangen muss (Ihr Stichwort: Zelt-Kasernen) … hätte dort stehen müssen: 1. Es wird sofort eine Wehrpflicht eingeführt, unter Beachtung der Aufnahmekapazitäten der Bundeswehr 2. Jeder Aspekt von Freiwilligkeit wird dabei nicht angewendet.
Kommen wird aber nur ein umbenannter Freiwilligendienst.
So kann und wird die Bundeswehr bis 2029 nicht kriegstüchtig werden, wie es ein Krieg in der UKR erfordern würde.
Das weiß auch jeder in Politik und BMVg… und trotzdem werden nicht die erforderlichen, auch schmerzhaften, Entscheidungen getroffen.
Warum ?
Wie ich ja schrieb:
„Früher“ ist nicht heute!“
@Felix2
Das Thema Baumanagement kann man lösen, wenn man sich einen oder mehrere große Service Provider holt und staatlicherseits auf Programm- und Vertragsmanagement, Endabnahmen und sicherheitsempfindliche Sonderthemen beschränkt.
@Felix2: Wenn Sie wüssten, was in der Politik alles plötzlich geht, wenn es muss… Und die Wehrpflicht gilt nach wie vor. Ihre Umsetzunga ist derzeit ausgesetzt. Mehr nicht.
Die „gesellschaftliche Realität“ ist in den Zeiten des NATO-Doppelbeschlusses auch mehrheitlich gegen die Stationierung der Pershing II gewesen. Es wurde dennoch umgesetzt. Und die „Gechichte“ gab jenen (Schmidt, SPD und Kohl, CDU), die es umsetzten, letztlich Recht. Und da Kohl 5870 Tage Kanzler blieb, war es offenkundig nicht die damals vorherrschende Meinung zu nuklearen Mittelstreckenraketen, die von derartiger Bedeutung war, dass die Wahlentscheidung davon über die Maßen abhängig gemacht wurde.
Putin wird nach der Ukraine Wege suchen, die Aufrüstung, die er nun kostspielig betreibt, für weitere Expansion zu nutzen. Das Baltikum, Polen und Rumänien stehen dann auf der Liste der möglichen Ziele. Das Fenster steht mit Trumps Präsidentschaft gerade offen, denn es liegt sehr nahe, dass die Unterstützung der USA für die baltischen Staaten eher lauwarm ausfallen wird, falls es nicht gar zu einer Totalverweigerung kommt. Bei einer Fortsetzung des Trauerspiels durch einen Nachfolger aus der von Trump und Jahren der Opposition des Rückgrats beraubten republikanischen Partei könnte es auch noch etwas länger dauern, aber man darf sich keinen Illusionen hingeben. Putin rüstet sich für den Krieg, den er heute mit anderen Mitteln schon führt.
Es ist ja rührend, wie hier einige, die wahrscheinlich irgendwann in den 80ern beim Bund gewesen sind, davon ausgehen, dass man das den „faulen Jungen“ ja nur mal anschaffen muss und dann machen die das schon wieder.
Die Gesellschaft ist heute eine andere. Das fängt bei den Geschlechterverhältnissen an und hört bei den Berufs- und Lebensbildern auf. Männer treffen sich auch nicht mehr automatisch mit Schnauzbart abends im dörflichen Schützenverein zum Rauchen und Saufen und reden über ihre „Alten“ (natürlich Hausfrauen) daheim.
Schon zu meiner GWD-Zeit (2007) war es so, dass de facto der Wehr- oder Zivildienst etwas war, worum man sich irgendwie „bemühen“ musste – hätte ich mich ausmustern lassen wollen, wäre man mir wahrscheinlich sogar dankbar gewesen. Von ca. 50 Männern meiner Abiturklasse haben mit mir glaube ich 3 oder 4 den GWD abgeleistet. Ich habe mich in den letzten Jahren gerne freiwillig auch mehr in der Reserve engagiert. Aber ich bin sicher nicht bereit, dauerhaft durch verpflichtende RDL etc. der einzige auf weiter Flur zu sein, der damals nicht schnell genug auf dem Baum war und mich jetzt regelmäßig verpflichtend damit herumschlagen. Da können dann gerne erstmal die ganzen Jahrgänge (m/w) dazwischen nachgemustert und ausgebildet werden, dann sehe ich es auch wieder als „Pflicht“ an.
Gespannt schaue ich auch auf den Vorschlag, einfach die „alte“ Wehrpflicht wieder zu reaktivieren. Schüler Sven wird sicher volles Verständnis dafür haben, zur mittlerweile wieder kriegstüchtigen Bundeswehr zu gehen, während seine Mitschülerin Lea nicht muss, obwohl sie in den letzten Jahren immer gelernt haben, dass in der heutigen Zeit Geschlechterrollen und biologische Befähigungen überholt sind. Und warum seine Mitschüler Sahid und Sergej ebenfalls davon ausgenommen sind, weil sie noch nicht so lange in Deutschland sind.
Kurzum: Die Rezepte der 1980er funktionieren nicht mehr. Und da Militär in Deutschland ferner auch völlig anders annotiert ist als in Finnland, Polen oder Dänemark (man hat die Traditionserlasse ja immer weiter verschärft und das Selbstbild der Armee in den letzten 20 Jahren mehrfach modifiziert), funktioniert auch der Vergleich kaum.
Der aufwuchs der Bundeswehr ist wohl eher ein Projekt von der Dauer wie deren Niedergang seit Beginn der 90 er Jahre. Aktuell mangelt es überall an Kapazitäten, sei es Material, Ausbildungspersonal, Kasernen, Übungsplätze usw.
Ich sehe auch in der Bevölkerung keine Mehrheit dafür hier pragmatische Lösungen und Gesetzesnovellierungen zu finden, die dem Abhilfe schaffen könnten. Von der Fünften Kolonne Moskaus im Bundestag die wo sie kann bremsen wird ganz zu schweigen.
Wenn man aber schon bei einem Paradigmenwechsel ist und mehr auf eigenen Füßen stehen möchte, dann könnte man den nicht mehr wirklich bündnistragenden Amerikanern zu verstehen gaben, dass sie wenn sie Europa schon nicht mit verteidigen wollen, doch gefälligst die von ihnen hier beanspruchten Liegenschaften für europäische Streitkräfte freigeben sollen. Es ist ja nicht wirklich so, dass die Präsenz der USA bei uns und in Europa in erster Linie unserer Verteidigung dient.
Eichenblatt sagt: 25.04.2025 um 16:22 Uhr
Sehr gut erklärt, Sven & Lea mit Sahid und Sergej – das verstehen dann hoffentlich neben mir auch ein paar andere alte weisse Männer…! Danke.
VG ng
Windlicht schrieb: „Mit den jährlichen Einstellungszahlen und den Stehzeiten auf Dienstposten schon mal befasst? Erwin Rommel war 1929 mit 38 (!) als Pour le Mérite – Träger immer noch Hauptmann und Kompaniechef…? Haben Sie sich schon einmal intensiver mit Personalauswahl, -führung, Ausbildung und Vorschriftenarbeit der Reichswehr befasst?“
Zu dem Thema gibt es gute Dissertationen und akademische Paper, einfach mal lesen, dann sich mit relevanten Zahlen beschäftigen. :-)
Die Reichswehr hatte weniger als 4500 Offiziere, stellte wenige hundert Offiziersanwärter pro Jahr ein und generierte praktisch keine Reserveoffiziere, dass Rommel noch Hauptmann war, ist doch gerade ein Resultat der Situation, hier war die verpflichtend hohe Dienstzeit, Forderung der Allierten, extrem schädlich.
Die Reserven an ausgebildetem Führungspersonal auf Zug- und Kompanieebene wären im Jahre 1936 praktisch weg, die sehr schnelle Vergrößerung der Wehrmacht war ja kein Zufall, die Pläne lagen bei der Reichswehr für viele Jahre in der Schublade. Ohne die Machtergreifung durch die NDAP wäre die Reichswehr in der zweiten Hälfte der 1930er in einer extrem schlechten Situation gewesen.
Und die Vergrößerung des Offizierskorps nach 1933 ging mit einer deutlichen qualitativen Verschlechterung einher, die Wehrmacht war 1939 deutlich schwächer aufgestellt als die kaiserliche Armee in Jahr 1914, das wegen der Qualität der Offiziere, wird in Deutsch sehr schön in Friesers „Blitzkrieglegende“ diskutiert.
Bei einigen scheint noch das Bild vorzuherrschen, Wehrpflicht ginge nur wie in der alten Bundesrepublik: Ausbildung und Dienst der Wehrpflichtigen zeitlich am Stück in stehenden Verbänden, in ortsfesten Kasernen und Liegenschaften, inklusive Transport der Staatsbürger in Uniform dazwischen im oliv-grünen Buwebu mit StOV-Fahrer. Das brauchen wir nicht. Wir brauchen angepasst aufwuchsfähige Wach- und Sicherungseinheiten, oder -Verbände, für die Drehscheibe Deutschland, und als allgemeine strategische Handlungsreserve der Nation. Solche dort dienenden Heimatschutzsoldatinnen und -soldaten kann man auch anfangen auszubilden, in dem kurze Ausbildungsabschnitte im Biwak angeboten werden. Je näher man der Nordostflanke des Bündnisgebietes kommt, desto mehr Länder machen das. Für alle Mann/Frau, die freiwillig oder gezogen dabei sind, Feld/Kampfbekleidung und Handwaffen vorhalten. Diese Personen könnten dann p.a. 2 Wochen am Stück, 2 Tage = 1 WE im Monat wehrertüchtigt werden. Gegen reichliche Entlohnung, Vorteile und Anerkennung, natürlich. Untergebracht in Containerdorf oder Zeltbiwak, be my guest, militärische Ausbildung und Übung müssen nicht ortsfest sein, Schiessbahnen wohl schon, da käme dann der Buwebu wieder ins Spiel, den aber auch der jeweils regional tätige Busreisenanbieter mimen könnte.
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Stichwort Wehrgerechtigkeit: Gibt es nicht, gab es nie, würde mich mal interessieren, ob es das Wort auch im Dänischen oder Schwedischen gibt. Ich vermute: Nein. Wie auch? Wenn dort vielleicht max 5 Prozent eines Jahrgangs überhaupt gezogen werden könnten, wobei ein Teil des Jahrgangs bereits untauglich gemustert wird, was ja schon eine Art physische Bestenauslese darstellt, und dann noch ggf gelost wird, wenn die Plätze nicht eh schon durch Freiwillige belegt sind: So eine schräge Debatte hätte es da schwer. Ist also ein Aspekt, der auch bei uns meinethalben gerne ignoriert werden könnte, während die Wahrnehmung „Wer Wehrdienst leistet, ist ein Pechvogel oder ein Idiot, oder beides“, den es wohl auch in Dänemark geben mag, für mich bedenkenswert wäre. Da sollte klar die öffentliche Wahrnehmung sein: Gezogen / Gelost wird nur unter den Besten.
@ Ulenspiegel Um die keinen Einschränkungen unterliegenden Franzosen 1940 zu besiegen und die Briten vom Festland zu vertreiben, hat es gereicht. Die Luftschlacht um England hat dann allerdings schon die Grenzen aufgezeigt. Zudem sollte man nicht vergessen, dass der Krieg in den Fabriken, den Raffenerien und auf den Werften gewonnen wurde.
Was ich bei der Wehrpflichtdebatte insgesamt leider für völlig verfehlt halte, ist tatsächlich die Art und Weise wie über (und nicht mit) der Jungen Generation gesprochen wird. Ich gehöre selbst zur GenZ und finde es befremdlich, abstoßend und teilweise arrogant, was hier erwartet oder uns als Generation unterstellt wird.
Natürlich sind viele der Jungen alles andere als begeistert, dass die Wehrpflicht wieder zurückkommen könnte (in welcher Form auch immer), trotzdem ist meinem Eindruck nach den allermeisten (auch mir) klar, dass wir unsere Sicherheit stärken müssen und dann sowas folglich mehr oder weniger alternativlos ist und wir unseren Beitrag leisten werden (müssen). Dass vielen ein Dienst an der Gesellschaft sehr wichtig ist zeigt sich übrigens auch darin, dass sehr viele Junge Menschen einen Freiwilligendienst (FSJ) zu einem Hungerlohn von etwa 4€/Stunde leisten, ohne das sie irgendjemand dazu zwingt.
Gleichzeitig liegt aber was anderes vor allem bei der Generationgerechtigkeit im Argen
– jede Generation sollte seinen Beitrag leisten (das heißt Wehrpflicht für jüngere, aber auch zB. Ende an Wahlgeschenken für Rentner wie Rente mit 63, übermäßige Rentenerhöhungen/Beamtenpensionen)
– redet über das Wehrpflichtmodell mit den Leuten die sie betrifft und nicht wieder nur über deren Köpfe hinweg wie bei Corona, das hat massiv Frust in der GenZ hinterlassen
– wer ein Jahr Wehrdienst leistet sollte keinen Nachteil, sondern einen Vorteil haben (z.B. erhalten Studierende nur bis 25 Kindergeld und die Vorteile der Familienversicherung, mit wieder neunjährigem Gymnasium und Wehrpflicht langt das realistisch kaum noch —> solche Dinge sollte man anpassen)
Insgesamt kann die Wehrpflicht also gelingen, wenn sie richtig und fair umsetzt. Aber es ist kein Selbstläufer und klappt nur, wenn alle ihren Beitrag leisten.
@MFG sagt:
„25.04.2025 um 8:24 Uhr
@Felix2
Das Thema Baumanagement kann man lösen, wenn man sich einen oder mehrere große Service Provider holt und staatlicherseits auf Programm- und Vertragsmanagement, Endabnahmen und sicherheitsempfindliche Sonderthemen beschränkt.“
Wird man aber nicht, weil viele dieser
Sachverhalte auf EU-Recht beruhen, dem sich DE unterworfen hat.
@Metallkopf sagt:
„25.04.2025 um 13:15 Uhr
@Felix2: Wenn Sie wüssten, was in der Politik alles plötzlich geht, wenn es muss… Und die Wehrpflicht gilt nach wie vor. Ihre Umsetzung ist derzeit ausgesetzt. Mehr nicht.“
Ich habe in über 3 Jahrzehnten Truppenalltag bis heute erlebt das keine einzige der gefühlt 2 dutzend „Reformen“, die die Politik (!) der Truppe
als DIE super Lösung verkauft hat, zu Ende gebracht wurde und die genannten Ziele auch nur ansatzweise erreicht hat. Es blieb jedesmal nur Stückwerk, ausgetragen auf dem Rücken des Bestandspersonals in der „Schlammzone“…
Und jetzt wird es nicht anders sein, denn es wird auf absehbare Zeit z.B. keine verpflichtende Wehrpflicht geben (siehe Koalitionsvertrag)!
Politiker reden viel wenn der Tag lang ist… War so und bleibt so…
PS: Ich lasse mich natürlich gern endlich einmal vom Gegenteil überzeugen… allein es fehlt der Glaube… aus reichlich Erfahrung im Dienstalltag… 😉
@J10
Volle Unterstützung. Die Amerikaner haben im WW1 auch in Zeltlagern mobilisiert. Kann man bei Dick und Doof anschaulich sehen.
Man kann auch in Ferienunterkünfte anmieten.
@Polargeist sagt: 27.04.2025 um 11:39 Uhr
Sie können das als Teil der GenZ finden wie Sie wollen. Der Krieg wird Sie finden, ob nun als Soldat ausgebildet und kämpfend oder als ziviles Opfer.
Es sei denn, Sie rennen um die halbe Welt.
@Felix2
Klar geht das. Ich arbeite in einem Unternehmen, das aufgrund einer regulierten Umgebung ebenfalls nach EU-Recht ausschreiben muss, und wir lösen unsere Ressourcenprobleme auf diesem Weg. Man muss diese Verträge nur entsprechend ausschreiben und vergeben.
Die Reichswehr hatte durchaus eine große „Führerreserve“. Sie nutze den „Luxus“ ihrer Beschränkungen durchaus klug. Sehr viele der „Zwölfender“ (Portepee-) Unteroffiziere und sogar der Mannschaften waren grundsätzlich akademisch für die Offizierlaufbahn qualifiziert und wurden auch in der Richtung ausgebildet, einschließlich des „Führen mit Auftrag“ etc. Da ging es vom Hauptfeldwebel bis zum Oberst (in einem Fall vom Schützen zum Generalleutnant) manchmal recht schnell. In einem „alten“ Infanterieregiment wurden alle überlebenden „friedensgedienten“ Kompaniechefs des Frankreichfeldzugs Regiments- oder Divisionskommandeure (einer Korpskommandeur). Dass die Leistung im soldatischen Sinne nicht einbrach sondern maßgebend blieb zeigt die tiefe Vorbereitung in der Reichswehr.
@MFG sagt:
„28.04.2025 um 9:32 Uhr
@Felix2
Klar geht das.“
Ich will ja nicht abstreiten das dies in der privaten Wirtschaft relativ problemlos möglich ist.
Aber in der aktuellen staatlichen Landschaft in DE ist dies eben nicht so einfach mal gemacht…
Auch die internen Strukturen, die auf gesetzlichen Vorgaben beruhen, wird man nicht mal eben so
umstellen können… Denn da sind Bund und die Länder im Boot… Jeder mit seinen Interessen…
Wer ist z.B. grob (!) zuständig wenn bei der Bundeswehr gebaut wird ? :
Das Kompetenzzentrum Baumanagement des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr ist der Bauherr.
Der Bund trägt auch die Kosten.
Das jeweilige Bundesland betreut die Planung und Ausführung der Bauleistungen.
Die Bauabteilung der jeweiligen Oberfinanzdirektion hat die Fachaufsicht.
Der Bund trägt auch die Personalkosten, die dem Land in diesem Zusammenhang entstehen.
Alle verbunden durch deutsche Gesetze, Verordnungen, etc. + dann eben noch das EU-Recht.
Wie Sie richtig sagen : „Klar geht das.“
Es wäre aber realitätsfremd hier ad hoc Änderungen wie in einem privaten Unternehmen umsetzen zu können.
Dafür sind zu viele Player beteiligt…
@Eichenblatt: Volle Zustimmung. Solange §12a des Grundgesetz nicht überarbeitet wid und zukünftig m/w/d umfasst, ist jedem Versuch einer Reaktivierung des Wehrdienstes in den heutigen Formulierungen ein direkter Weg nach Karlsruhe vorprogrammiert. Und ich wage zu behaupten, dass der Gesetzgeber in dem Fall kein „weiter so“ als Antwort erhalten wird.
Die Gesellschaft hat sich seit dem letzten Urteil dazu erheblich weiterentwickelt, die Kriegsfährung aber eben auch. Wenn uns die Ukraine (Drohnenkrieg) eine Lehre ist, dann dass heute eben die Funktion des „Videokriegers“ einen enormen Stellenwert einnimmt. An einem „Bildschirmarbeitsplatz“ dann eine Geschlechterbenachteiligung (Mann muss, Frau nicht) zu kontruieren, ist dann schon extrem schwer.
Der Gesetzgeber wäre gut beraten, sich dieser Frage vor Reaktivierung einer Wehrpflicht intensiv zu widmen. Besser sinnvoll Zeit im Vorwege investieren als eine Bauchlandung in Karlsruhe und eine intensive Nacharbeit auferlegt zu bekommen. Und wenn man in Schritten geht: Weitereinführung einer Wehrerfassung für M/W/D*, im nächsten Schritt die Überarbeitung des eigenlichen Gesetzes.
* Wobei ich mich frage, wofür wir eigentlich Einwohnermeldeämter haben. Die Stammdaten liegen doch alle vor, spätestens wenn man sie mit dem Finanzamt und Krankenkassen abgleicht.
@Eichenblatt:
Sie missverstehen die Verfassungsrealität – nämlich, dass grundgesetzlich nun einmal nur Männer zum Kriegsdienst an der Waffe verpflichtet werden dürfen – offenbar als Gebot, den Wehrdienst komplett nach altem Muster wieder aufzuziehen… Dem ist mitnichten so.
Die Wehrpflicht zu reaktivieren, bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir alles genauso machen müssen, wie im kalten Krieg. Es wird sicherlich Parallelen geben, was die Wehrerfassung, Musterung und Einberufung gibt, aber die Breite, Tiefe und Länge der Ausbildung sowie die Aufteilung des Wehrdienstes in Grundausbildung, Folgeausbildung in der Stammeinheit und an den Wehrdienst anschließende Mob-Beorderung ist weder gottgegeben, noch angesichts der neuen Herausforderungen unbedingt zielführend.
Und auch der drölfte Hinweis auf die progressive Jugend, die es vielleicht ungerecht findet, dass Jan nach Art. 12a Abs. 1 GG auch zum Kommiß gerufen werden darf, und Janine allenfalls nach Abs. 4 zum Sanitätsdienst, ändert nichts daran, dass es rechtlich so ist, wie es nun einmal ist, und man eine Grundgesetzänderung nur mit 2/3-Mehrheit des Deutschen Bundestags durchsetzen kann.
Das heißt also, wenn Reaktivierung, dann ohne Grundgesetzänderung nur unter Beachtung der geltenden Verfassungsrechtslage.
Mähste nix.
Mein Post (und der von Polargeist, der in eine ähnliche Richtung geht – seid halt mal froh, wenn sich jemand auch aus der jüngeren Generation meldet, die solls ja ggf. dann auslöffeln) sollte ja eben in die Richtung gehen, dass hier zwar scheinbar sehr viele Juristen und Verwaltungsbeamte kommentieren (vielleicht ist das auch im Dunstkreis einer Behörde systemimmanent), aber selten die soziologische Perspektive gesucht wird. „Isso“ mag zwar im laufenden Betrieb funktionieren, wenn man schon in diesem „Paralleluniversum“ ist, aber nach außen muss man erst einmal die Akzeptanz schicken. Und da geht es um viel, viel mehr als einen Beschluss des Bundestages.
Ansonsten ein paar lustige Schlagworte, wenn wir schon dabei sind: Wie sieht es mit der neuen breit verankerten Wehrpflicht- und Reservisten-Bundeswehr aus hinsichtlich Bart- und Haarerlass, Cannabis, Tattoos, vegetarische und vegane Ernährung immer und zu jederzeit (auch am Freitag Abend und im Feld)? Das sind alles Themen, die konnte man in den letzten Jahren hintan stellen, da sich auch die Reserve eigentlich nur aus welchen rekrutiert hat, die proaktiv auf die BW zugegangen sind und Einschränkungen in Kauf genommen haben. Stelle ich mir aber äußerst spannend vor, sobald da mehr Zwang rein soll. Jaja, „ist alles in den allgemeinen Vorschriften geregelt“, schon klar. Wird aber so nicht funktionieren ;)
@Polargeist sagt:
27.04.2025 um 11:39 Uhr
„[….]“
Ich bin bei allem was Sie sagen dabei. Ich verstehe auch durchaus den Blickpunkt ihrer Generation und der Generation die vor mir kam.
Ich selbst bin in der Mitte. Stieg über den Wehrdienst in die Bundeswehr ein.
Die Wehrpflicht, bzw. die Pflicht des Staatsbürgers zur Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland ist eine Aufgabe für uns alle. Und ja, es muss mit der Gen Z gesprochen werden und der Wehrdienst sollte derart gestaltet werden, dass er als sinnvoll und zielgerichtet empfunden wird (erfahrungsgemäß empfanden auch die meisten Rekruten seinerzeit die AGA irgendwie besser als die Stammkompanie. Lag am Realauftrag, bzw. der „Ganztagsbespaßung“). Das ist extrem entscheidend.
Dazu haben Sie natürlich Recht, dass es komplett irre ist, den Jüngeren zusätzliche Belastungen aufzulegen und parallel Rentengeschenke zu machen. Allerdings, Teil des Problems und der Realität ist, dass Rentner die größte und zuverlässigste Wählergruppe sind. Da müssen Geschenke gemacht werden – so scheint zumindest das politische Denken zu sein.
Am Ende hilft aber alles leider nichts:
Wenn unsere Zielsetzung eine kampfstarke, durchhaltefähige Bundeswehr ist, der wir Landes- und Bündnisverteidigung zutrauen, dann geht das nur über eine umfassende Wehrpflicht.
Das würde – für mich – bedeuten, dass man nicht nur Rekruten der Gen Z einzieht, sondern auch in den bisher „weißen“ Jahrgängen einberuft. Auch um ein Milizsystem zu bilden oder eine belastbare Heimatverteidigung.
Warten wir es ab
@Eichenblatt sagt: 28.04.2025 um 13:48 Uhr
Ich habe den Eindruck, Sie erkennen den Ernst der Lage nicht. Wir sprechen hier nicht über Wehrdienst, weil die Bundeswehr Personalnot hat. Ihre derzeitigen Aufträge bekommt sie auch so hin. Wir sprechen auch nicht über Friedensbetrieb.
Wir diskutieren hier über die ganz realistisch bestehende Kriegsgefahr und den Bündnisfall, mit dem man in ca. 4 Jahren rechnet. Das ist nicht allzu viel Zeit.
Vegane oder vegetarische Ernährung gibt es, sogar als Combat-Rationen, und Tattoos (wenn nicht direkt im Gesicht) kein Problem. Haare und Bart, schauen Sie sich die Soldaten an. Und Cannabis, ja, die Einschränkungen ergeben sich doch aus anderen Gesetzen, zum Beispiel aus der Straßenverkehrsordnung. Also dürfen Sie bekifft auch nicht Panzer fahren und am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen.
Das sind doch alles Scheindebatten. Auch der Ruf nach Karlsruhe. natürlich ist es nicht gerecht, dass Frauen nicht der Wehrpflicht unterliegen. Sprechen Sie mit Ihrem Bundestagsabgeordneten, das er dafür stimmt und eine Grundgesetzänderung veranlasst. Egal von welcher Partei. Ich bin dabei.
Nur bitte nicht diese Diskussion im vorgetragenen Mimimi-Stil.
Es gibt eine moderne Wehrpflicht, wahrscheinlich im Miliz-System, weil Infrastruktur fehlt und mit vernünftiger Bezahlung wie bei den FWDL. Da wird niemanden etwas „aufgebürdet“, jeder leistet seinen Beitrag.. Und der Vorschlag von @GolfEcho83, auch die „weißen“ Jahrgänge einzubeziehen ist gut. Wenn wir so weiterleben wollen wie bisher, dann muss es so kommen.
Übrigens noch das nächste Schmankerl als Gedankengang:
Unter den Jungwählern war kürzlich die Linke auf Platz 1, die AfD auf Platz 2. Gehen wir davon aus, dass mehr junge Frauen die Linke gewählt haben („Heidi“), kommen bei den Männern als primärer Zielgruppe ziemlich viele AfD-Wähler an. Die dürften sich tendenziell auch grundsätzlich eher positiv zu „wehrhafter Männlichkeit“ („Maximilian“) und „Patriotismus“ äußern (was ich wertungsfrei meine, das dürfte aber deren Selbstdefinition sein) als der durchschnittliche Grünen-Wähler und so auch eher geneigt sein, sich dann auch tatsächlich einziehen zu lassen.
Womit wir dann das Problem hätten, dass die neuen Wehrpflichtigen aus bestimmten Regionen dann größtenteils die AfD gewählt haben und wahrscheinlich dann auch eher geneigt sind, mal ein Buch über die Ritterkreuzträger oder besten Panzermänner des zweiten Weltkrieges zur „Einstimmung“ gelesen zu haben. Die will man aber ja bei der Bundeswehr auch eher nicht oder sie verändern diese halt doch.
Heißt, die fallen auch raus. Die Bundeswehr wäre also, ähnlich wie die heutige Gesellschaft, irgendwo in der Mitte zwischen veganem Essen und Cannabis und „deutschem Stolz“ auf der anderen Seite. Viel Spaß.
@Pio-Fritz:
„Ich habe den Eindruck, Sie erkennen den Ernst der Lage nicht. Wir sprechen hier nicht über Wehrdienst, weil die Bundeswehr Personalnot hat. Ihre derzeitigen Aufträge bekommt sie auch so hin. Wir sprechen auch nicht über Friedensbetrieb.
Wir diskutieren hier über die ganz realistisch bestehende Kriegsgefahr und den Bündnisfall, mit dem man in ca. 4 Jahren rechnet. Das ist nicht allzu viel Zeit.“
Also wenn Sie davon ausgehen, dass der Russe in den nächsten vier Jahren bereits Polen und Tschechien überwunden ist und an der deutschen Grenze steht, sodass Wehrpflichtige/Reservisten unmittelbar in der Gefahr stehen, bei der Bewachung von Flughäfen etc. von russischen Hyperschallraketen zerfetzt zu werden, hätten wir aber nochmal eine ganz andere Diskussion. Ehrlich gesagt glaube ich, dass hier dann wieder einmal eine Art „German Angst“ zum Tragen kommt. Wie schon woanders gesagt: Wir müssen nicht hier als Deutsche wieder die 110%er sein, welche überall unmittelbar den Weltuntergang vermuten, wenn wir nicht mehr als alle europäischen Nachbarn zusammen machen. Dazu neigen wir nämlich irgendwie ständig.
Moin
@Pio-Fritz: Nein, deutsche Soldaten dürfen als einzige Berufsgruppe in Deutschland nicht kiffen.
Bundespolizisten, auch Angehörige der GSG 9, Zivilangestellte und Beamte des MAD hingegen schon.
Aber vermutlich nicht mehr lange:
https://hanfverband.de/soldaten-gesucht-wir-verhelfen-dir-zu-deinem-recht
@Eichenblatt
Ihr „Schmankerl“ ist schon über 20 Jahre alt, wenn man mal in Bataillonen eine AGA durchgeführte, deren Einzugsbereich damals ostwärts MAGDEBURG lag. Von Deutschnational über „Russlandeutsche“ bis hin zu Linksradikalen (ohne Witz…) hat man da alles vorgefunden – also nichts, was es nicht schon in der Geschichte der Bw gegeben hätte.
@Eichenblatt & Polargeist: In vielen Dingen kann ich zustimmen, nicht in allen. Aber eine Sache unterschätzen viele, die hier von „zurück zu den guten alten Zeiten schreiben und über die Generation Z jammern. Die Pflicht, ja den Zwang zur intrensischen Motivation und zur Durchdringung des Auftrages durch die künftigen Wehrpflichtigen.. Mein großes Vorbild ist mein allererster Kommandeur: Der hat bei im Laufe jeder Grundausbildung nach und nach alle Gruppen der Ausbildungskompanie seines Btl. „zufällig“ im Gelände getroffen und im Halbkreis auf dem Waldboden sitzend mit den Männern über den Sinn der Ausbildung, Härten, und den Auftrag des Btl. gesprochen. Sein Credo: „Der Befehl muss dem Soldaten einsichtig sein.“. Der moderne Krieg, wie wir ihn in der Ukraine täglich sehen, erfordert ein solches Maß an Eigenständigkeit, ja manchmal in Einsamkeit, vom Soldaten, dass es ohne diese Motivation in Einsicht niemals klappen würde. Diese Führungsleistung müssen in der Bundeswehr viele Vorgesetzte neu lernen, weil Wehrpflichtige das viel stärker einfordern, als Zeitsoldaten. In den letzten Jahren habe ich in Politik und Beruf mit dutzenden und dutzenden junger Menschen über Staatsverständnis, (Wehr-)dienst an der Gesellschaft, Resilienz und Referenzrahmen gesprochen und bei den allermeisten löste das ein gutes Nachdenken über den Sinn des Schutzes dieser Republik aus. Ich habe Absolventinnen und Absolventen erlebt, denen ich nicht zugetraut hätte, dass sie später bei der Armee dienen. Mein Eindruck ist, dass die ältere Generation in den letzten zwanzig Jahren weitgehend verlernt hat, im Alltag den Sinn des Dienstes durch Worte und Vorbildrolle zu vermitteln. Alle Generationen müssen die Zeitenwende anpacken. . Ach ja: Off Topic, aber trifft Vorbildrolle: Ist eigentlich GenLt Hoppe noch im Dienst?
Eichenblatt hat geschrieben:
„Ehrlich gesagt glaube ich, dass hier dann wieder einmal eine Art „German Angst“ zum Tragen kommt. Wie schon woanders gesagt: Wir müssen nicht hier als Deutsche wieder die 110%er sein, welche überall unmittelbar den Weltuntergang vermuten, wenn wir nicht mehr als alle europäischen Nachbarn zusammen machen. Dazu neigen wir nämlich irgendwie ständig.“
Dem stimme ich zu. Ich glaube, dass „die Deutschen“, und insbesondere Leute im Bundeswehr- und verteidigungspolitisch affinen Milieu, die Bedrohung durch Russland etwas überschätzen und überdramatisieren. Bitte mich nicht falsch verstehen. Von mir gibt es volle Zustimmung zu mindestens 2% vom BIP für die Bundeswehr, um die Truppe endlich wieder vernünftig auszurüsten, und die Sinnhaftigkeit der PzBrig 45 in Litauen sehe ich auch. Aber manchmal frage ich mich, woher die u.a. von Minister Pistorius oder General Breuer immer wieder vorgetragene Einschätzung kommt, dass ab 2029 Russland/Putin nach dem Baltikum greift? Wenn das eine wirklich ernsthafte geheimdienstliche Prognose ist, hätten vielleicht (nur um ein Beispiel zu nennen) schon vor ein bis zwei Jahren die drei Flottendienstboote, die jeweils über eine Milliarde Euro kosten und keinen „kinetischen Kampfwert“ haben, gegen eine entsprechende Anzahl von FK-Schnellbooten oder Ubooten für die Ostsee „getauscht“ werden sollen. (Ich weiß, Beschaffungsvorträge sind deutlich komplexer, Verträge sollten gehalten werden, und Aufklärung ist auch wichtig.) Ich will damit sagen: wenn die Bedrohung wirklich so real wäre, würde – glaube ich – auch von Seiten der Politik mehr gemacht werden (z.B. allgemeine Wehrpflicht, mindestens 3% vom BIP etc. etc.). Da das nicht passiert, tendiere ich zu der Einschätzung, dass eine theoretische Bedrohung für das Baltikum und Polen durch Russland gegeben ist, aber nicht damit zu rechnen ist, dass Russland wirklich militärisch aktiv wird. Vielleicht ist Putin in ein paar Jahren „weg“, und dann entspannt sich die Situation wieder. Daher plädiere ich zu etwas mehr Gelassenheit. Aber trotzdem 100% Zustimmung zu besserer Ausrüstung für die Bundeswehr, PzBrig 45 und einer wie auch immer aussehenden „Wehrpflicht light“.
Um noch einmal den Bogen zum eigentlichen Thema dieses Beitrags zu schlagen: aus den oben genannten Gründen finde ich daher auch knapp 400.00 Bw-Soldaten unrealistisch und nicht erforderlich.
@Eichenblatt sagt: 28.04.2025 um 16:41 Uhr
„Also wenn Sie davon ausgehen, dass der Russe in den nächsten vier Jahren bereits Polen und Tschechien überwunden ist und an der deutschen Grenze steht, ….“
Genauso wird es kommen, wenn wir nicht etwas unternehmen. Die europäischen Nachbarn sind schon schwer dabei, allen voran Polen und die baltischen Staaten. Und der Bündnisfall ist ausgelöst, sobald der erste NATO-Staat angegriffen wird. Und dann kommt die Drehscheibe Deutschland ins Spiel, weil alle Truppen (der Großteil zumindest) hier durch müssen (und Flüchtlinge sowie Verwundete etc. auch wieder zurück) und die Logistik über unsere Eisenbahn und Autobahnen rollt und Nachschub in deutschen und niederländischen Häfen ankommt. Ein super Ziel für alle weitreichenden Waffen.
Das hat mit „German Angst“ nichts zu tun. Die Ansagen der USA bezüglich Verteidigung Europas sind eindeutig und die Einlassungen unserer derzeitigen geschäftsführenden Regierung zur Bedrohungslage auch, allen voran der Verteidigungsminister. Es möchte nur keiner wahr haben und Beschwichtigungsformeln mancher Politiker anderer Fraktionen sind so schön bequem.
Zumindest werden Sie und Ihre Freunde aus der GenZ nicht bei angenehmen 22 Grad im Café sitzen und einen veganen Latte Macchiato genießen. Vielmehr verbringen Sie dann Ihre Zeit in irgendwelchen Schutzräumen (so es sie denn gibt) und hoffen, dass der Luftangriff bald vorbei ist.
Dann bitte keine Geheule und Rufe nach dem Staat. Zur Zeit fehlt sowohl das Gerät und vor allem die Soldaten, die dieses bedienen können, um die gesamte Bundesrepublik Deutschland in der Luftverteidigung abdecken zu können. Und das ist nur ein Baustein von vielen, Sie können beliebig weiter machen mit kritischer Infrastruktur (Strom, Wasser, Krankenhäuser etc.pp), Versorgung der Bevölkerung usw.usf..
Keine Soldaten zur Sicherung und Bewachung vorhanden? Schade eigentlich, das die Wasserversorgung in Frankfurt verseucht ist und München keinen Strom hat, weil das sabotiert wurde. Und in Berlin ist die medizinische Versorgung zusammengebrochen, weil zu viele Flüchtlinge in die Stadt drücken. Bw-Sanitäter? Fehlanzeige. DRK, Johanniter, ASB etc.? Auch Fehlanzeige, weil zu wenige, es gibt ja kein Pflichtjahr. Und somit keine Reserven durch Ehemalige. Und wenn es in der Großstadt schon nicht funktioniert, dann überlegen Sie mal, was auf dem Land los ist.
Die zivile und militärische Verteidigung hinzubekommen, das ist die Aufgabe der deutschen Bevölkerung, denn wir sind der Staat. Da kommt niemand, und nimmt uns das ab. Und Sie und ich haben jeweils unseren Anteil daran zu leisten. Und wenn wir die Ausbildung dazu nie um- und einsetzen müssen, um so besser. Dann hat die Abschreckung funktioniert.
Suchen Sie sich aus, wo Sie sich engagieren wollen. Vor allem politisch, um ein Dienstjahr für alle zu ermöglichen. Nicht jeder muss Soldat werden. Nur gar nichts tun und sich wundern, das nichts funktioniert, weil alle das dann so machen, das geht nicht. Im Prinzip müsste das jetzt auch ohne Wehrpflicht funktionieren, tut es aber nicht, weil einem die eigene individuelle Bequemlichkeit im Weg steht. Das wird nur anders genannt.
Ich habe schon mal 27 Jahre Dienst als Reservist vorgelegt, Sie können gerne nachziehen, Sie sind herzlich eingeladen.
@Lehrer sagt: 29.04.2025 um 10:47 Uhr
„Ich will damit sagen: wenn die Bedrohung wirklich so real wäre, würde – glaube ich – auch von Seiten der Politik mehr gemacht werden (z.B. allgemeine Wehrpflicht, mindestens 3% vom BIP etc. etc.). “
Ich weiß nicht, woher Sie Ihren Nick nehmen, aber Politiklehrer sind Sie jedenfalls nicht. Ansonsten würden Sie nicht von „der Politik“ schwadronieren, als sei das ein eigenständiges Gebilde, auf das wir keinen Einfluss hätten. Oder schreiben Sie für einen Staat, in dem keine Demokratie herrscht?
In DEU ist es zumindest so, dass die Politiker, und somit auch indirekt unsere Regierung, von uns gewählt werden. Spätestens alle vier Jahre. Und jeder kann seinem politischen Willen durch die Wahl Ausdruck verleihen. Wer das nicht tut, der darf sich nicht beschweren, weil er/sie hat es durch eigene Dummheit verpasst, seinem/ihrem Willen Ausdruck zu verleihen. Das nennt sich Demokratie.
Und diese demokratisch gewählten Politiker setzen dann den Wählerwillen um und versuchen, unser Land vor allzu großem Schaden zu bewahren und vorwärts zu bringen. Solche Abstraktionen wie Ihre finde ich, nun ja ….abstrus.
@Windlicht sagt: 28.04.2025 um 21:10 Uhr
„Ist eigentlich GenLt Hoppe noch im Dienst?“
Manchmal irritieren Sie mich mit Ihren Fragen, Sie sind doch regelmäßiger Leser und Kommentator hier.
GL Hoppe ist seit 01.04.2024 stellvertretender Generalinspekteur der Bundeswehr.
[Ehe dieser OT hier ausufert: Der StellvGI ist weiterhin im Dienst. Ich habe dieses Thema im Auge, auch wenn ich es angesichts der Informationslage bislang nicht aufgreife. T.W.]
@Lehrer: Bis zum 23.02.2022 hat die überwiegende Mehrzahl der Menschen im Westen geglaubt, dass Russland die Ukraine nicht angreifen wurde (ich habe es auch nicht geglaubt). Wirschaftlich war kein Motiv erkenntbar (und ist es auch heute noch nicht). Trotzdem wurde der Feldzug gestartet. Heißt: die Motivation der Entscheider muss auf anderer Ebene liegen, vermutlich der persönlichen. Dies sind denkbar schlechte Voraussetzung für ein „ich glaube nicht, dass sie angreifen werden“.
Präsident Putin hat Russland ökonimisch jetzt in eine Lage manövriert, in der er auf Feinde von außen angewiesen ist, um die Kriegswirtschaft weiter laufen lassen zu können. Ein Friede würde ökonomisch massive Probleme innerhalb Russlands bedeuten da die Wirtschaft auf dem Weltmarkt, mit Ausnahme der Primärexporte, nahezu chancenlos ist. Dies bedeutet aber wiederum auf Sicht Unruhen, die man sich nicht leisten kann und will.
Heißt: Nach einem „Ukrainefrieden“ muss ein neues Ziel her. Diesem Gedanken kann nur entgegengewirkt werden, indem die wahrscheinlichen Ziele (Baltikum) deutlich verstärkt werden sowohl lokal als auch gestaffelt im Westen, und Russland in der Ukraine derart gebremst wird, dass man keine Lust mehr auf weitere Expeditionen solcher Art und Weise hat. Problem dabei: siehe oben.
@Windlicht: Ich finde Ihren Beitrag sehr gut.
Beispiel: „Alle Generationen müssen die Zeitenwende anpacken.“ Deutschland ist so wehrfähig, wie es seine Gesellschaft ist. Entscheidend ist da der Mind-Set. Die Entwicklungen der letzten Jahre ausreichend zu verstehen und die daraus möglichen Rückschlüsse für die Zukunft ausreichend zu diskutieren und zu verinnerlichen ist eine aufwendige Sache, der sich alle Generationen stellen sollten. Dieses Forum ist ein Beitrag dazu und ich freue mich ausdrücklich, dass wir auch jüngere Teilnehmer dabei haben.
Wir diskutieren hier in dem Beitrag natürlich über die militärischen Beiträge und insbesondere die Wiedereinführung ein Wehr/Dienstpflicht in – wie auch immer gearteter- Form. Für die Altersgruppe, die davon betroffen ist, wäre dies in der Tat ein sehr heftiger Schritt. Deshalb bin ich auch explizit dafür – parallel zur laufenden Diskussion – erst einmal die notwendigen vorbereitenden Schritte der Wehrerfassung zu gehen und auch umgehend das schwedische Modell einzuführen. Unter Fortführung der Beobachtung der Sicherheitslage in Europa und der gesellschaftlichen Diskussion sollte dann aber auch ein Konsens für eine weitere Aufstockung gefunden werden. Dazu gehört dann die Diskussion sowohl der Geschlechtergerechtigkeit als auch der Nationalität als auch die zivile Dienstpflicht als auch ein Beitrag der in ihrer Vita nicht von Wehr/- oder Zivildienst Betroffenen.
Meine persönliche Meinung ist, dass wir solange sich die Sicherheitslage durch die Aufrüstung Russlands weiter verschärft, eine deutliche Steigerung der Anzahl an Soldaten und Soldatinnen in der Bundeswehr organisieren und umsetzen müssen. Ich vermute deshalb, dass wir im Spätsommer 2027 den Einstieg in eine Wehrpflicht sehen werden. Begleitend dazu werden diverse Maßnahmen in Angriff genommen werden, um seriös die Attraktivität des Soldatenberufs zu erhöhen.
Es wird sowieso einige Jahre benötigen, bis wir in Deutschland in einen nachhaltigen Aufwuchs hineinkommen, der eine Verdoppelung der Soldatenanzahl innerhalb eines Jahrzehntes ermöglicht. Ich bin dafür, deshalb von vornherein beim Aufwuchs auf Qualität, d.h. vernünftige Rahmenbedingungen zu setzen und dann in Stufen die Quantität zu erhöhen. Unterbringung, Führung, Material, Dienstzeiten, Sinnstiftung und Schulung sollten für einen Wehrdienst von einem Jahr Dauer so gestaltet werden, dass das Gesamtpaket passt und sowohl Unter- als auch Überforderung minimiert werden. Dieser Aufbauprozess sollte dann regelmäßig mit dem Ziel überprüft werden, Missstände abzubauen und das Gute zu behalten und auszubauen.
@Eichenblatt:
„Isso“ ist für Sie vielleicht optional, aber das bietet mir gerade keine große Zuversicht, dass Ihnen der Stellenwert einer Verfassung und der darauf gründenden Rechtsordnung hinreichend gegenwärtig ist.
Ihre Gefühle und Ansichten hinsichtlich Gleichberechtigung interessieren keinen. Jedenfalls keinen, der darüber zu urteilen hätte, wenn Sie sich einem Wehrdienst unter Hinweis auf die angebliche Benachteiligung entziehen wollten. Gerichte haben nämlich das geltende Recht anzuwenden, und nicht etwa Ihre persönlichen Befindlichkeiten!
Und wenn man nicht zufrieden ist, mit dem geltenden Recht, dann sollte man daran gehen, es mit entsprechender Mehrheit zu ändern…
Bis dahin aber muss man sich freilich erst einmal im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten bewegen. Und zwar sicher als Staat, denn gerade der ist mit Blick auf Eingriffe in die Rechte seiner Bürgerinnen und Bürger definitiv an die Verfassung gebunden, auch wenn einem das in der aktuellen Form nicht gefallen mag.
@ Flying-Tiger
Danke für Ihre sachliche Entgegnung!
Ich finde in Ihrem Beitrag viele zutreffende Einschätzungen und gute Argumente, die ich teile.
Naiv bin ich in Bezug auf Russland keinesfalls. Ich habe mit meinem Beitrag, ebenso wie ich Eichenblatt verstanden habe (28.04. 16:41 Uhr), lediglich darauf hinweisen wollen, dass Panikmacherei und Aktionismus aus meiner Sicht fehl am Platz sind. Erhöhung des Verteidigungshaushaltes, Modernisierung der Ausrüstung der Bundeswehr, sinnvolle und realistische Maßnahmen zur Personalgewinnung, PzBrig 45 nach Litauen – bitte alles zügig und konsequent durchsetzen. Aber auch einen kühlen Kopf bewahren.
@Nachhaltig: Vielen Dank!
Moin,
zumindest für die Panzerbrigade 45 könnte man ein attraktives Modell anbieten:
Auslandsaufenthalt, erste Studienmodule in der Freizeit in Kooperation mit den Unis vor Ort, attraktive Bezahlung inklusive der Möglichkeit zur Ableistung von RDLn in den Semesterferien.
Da kann man sich doch etwas einfallen lassen, dass sich auch im CV sehen lässt…
Moin,
man könnte, etwa im Baltikum, auch Bataillone, bestehend aus Freiwilligen aus der gesamten EU aufstellen.
Das könnte, wenn geschickt gemacht, zu einem Nukleus für Streitkräfte der EU werden.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
@Stubenviech sagt: 29.04.2025 um 22:35 Uhr
„Moin,
zumindest für die Panzerbrigade 45 könnte man ein attraktives Modell anbieten:
Auslandsaufenthalt, erste Studienmodule in der Freizeit in Kooperation mit den Unis vor Ort, attraktive Bezahlung inklusive der Möglichkeit zur Ableistung von RDLn in den Semesterferien.
Da kann man sich doch etwas einfallen lassen, dass sich auch im CV sehen lässt…“
Ich überlege gerade, wie lange der Wehrdienst dauern muss, damit man das alles unter einen Hut bekommt. Nicht jeder Wehrpflichtige möchte studieren. und was passiert, wenn ein Studium angefangen wird, wofür man in Deutschland keine Zulassung bekommt? Und ist es sinnvoll, einen Kampfverband im Zentrum des Geschehens mit Ausbildung zu belasten? RDL hinterher keine Frage.