Möglicher Einsatz in der Ukraine: Eher Sicherungs- als Friedenstruppe
Ein möglicher westlicher oder besser europäischer Truppeneinsatz in der Ukraine nach einem Waffenstillstand könnte nach Planungen aus London (und vermutlich Paris) eher auf eine Sicherungstruppe für die Ukraine als auf eine tatsächliche Friedenstruppe hinauslaufen. Das berichtet die BBC am Rande eines Treffens europäischer Spitzenmilitärs in der britischen Hauptstadt.
Hintergrund sind die Überlegungen einer möglichen Koalition der Willigen, angeführt von Großbritannien und Frankreich, für die militärische Absicherung, wenn es tatsächlich zu einem vereinbarten Waffenstillstand im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine kommt. Dazu hatten die Briten für den (heutigen) Donnerstag nach London eingeladen.
Nach Angaben der BBC sehen die Europäer keine Möglichkeit, mit ihren Mitteln eine tatsächliche Absicherung eines solchen Waffenstillstands zu gewährleisten. Statt dessen sollten europäische Streitkräfte vor allem die Reassurance, die Rückversicherung oder Unterstützung der Ukrainer, in den Blick nehmen und zum Beispiel den Luftraum über dem Land sichern.
Aus dem BBC-Bericht zu der möglichen Multinational Force Ukraine (MFU):
The focus would be on providing Ukraine with air cover to keep its skies safe and a naval presence in the Black Sea to encourage trade. The deployment of so-called „boots on the ground“ – probably about 20,000 strong – would in terms of size not be big enough to enforce any peace. Instead, the troops – provided by a so-called „coalition of the willing“ – would most likely be deployed to protect cities, ports and major energy infrastructure. One option being considered is that the MFU might not operate in the east of Ukraine near the front line to try to reassure Russia it poses no offensive threat.
In diesen Überlegungen werden somit klassische Friedenstruppen unter einem Mandat der UN ebenso ausgeschlossen wie eine Truppe, die als Stolperdraht (Trip Wire) dienen soll. Statt dessen werde es nach den Informationen des Senders darum gehen, der Ukraine militärische Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, die sie nicht hat – in erster Linie Kampfflugzeuge zur Luftraumsicherung.
Unklar ist, wie konkret diese Überlegungen tatsächlich sind, da sich die beteiligten rund 20 Nationen zu den Details bislang nicht öffentlich einlassen.
Für die Bundeswehr nimmt nach Informationen von Augen geradeaus! der Befehlshaber des neuen Operativen Führungskommandos der Bundeswehr, Alexander Sollfrank, an dem Londoner Treffen teil. Deutschland ist, noch vor einer politischen Entscheidung über eine mögliche Beteiligung an einer solchen multinationalen Truppe, in keiner einfachen Situation: Eine Koalition der Willigen ist eigentlich nach dem Grundgesetz für einen Auslandseinsatz der Bundeswehr nicht vorgesehen.
In der Verfassung wird ein System kollektiver Sicherheit als Voraussetzung genannt, in der Regel die UN oder die NATO oder gegebenenfalls auch die EU. Allerdings wich die Bundesregierung – mit Zustimmung des Bundestages – bereits vor Jahren mit der Mission Counter Daesh für den Kampf gegen den Islamischen Staat von dieser Vorgabe ab.
(Archivbild März 2022: Eurofighter Typhoon der Royal Air Force zu Beginn eines viermonatigen Einsatzes in Rumänien zur Luftraumüberwachung (Air Policing) in der Schwarzmeerregion im Rahmen der NATO – SAC Harry Roberts/UK MOD/Crown copyright 2022/MOD News License)
Russland hat mehrfach klargestellt, dass es keine Truppen aus NATO- Staaten in der Ukraine akzeptieren wird, egal unter welchem Label. D.h., solange versucht wird, solche Vorstellungen einer Koalition der Willigen zu implementieren, wird es keinen Frieden geben.
Als Laie: Also keine internationale Friedenstruppe sondern über den Weg zum Beispiel eine Flugverbotszone und damit faktisch sehr schnell eine mögliche direkte Kriegsbeteiligung der beteiligten Länder? Wird nicht kommen, oder die enstprechenden Länder sind dann direkt im Krieg mit Russland. Letzteres wünschen sich ja einige – nicht zuletzt die Ukraine.
Ausgehend von der Tatsache, dass auf dem Territorium der Russischen Föderation Soldaten aus einem Drittland (Nord Korea) an aktiven Kämpfen beteiligt waren/sind(?), ist es eine bedauerliche Einschränkung des Denkens, nicht an der Seite der UKR auf und für deren Staatsterritorium kämpfen zu wollen.
RUS hat es vorgemacht, und die Koalition der Willigen sollte diesem Beispiel folgen. Nord Korea hat Kriegserfahrung gelernt, und das sollten die Truppen der Willigen jetzt möglichst schnell auch tun. In der Ukraine aktiv kämpfend für die Ukraine und für ein freies Europa. Zuerst noch Kampftruppe, dann Sicherungstruppe, zuletzt Friedenstruppe.
@T5
Wo wollen Sie denn eine Flugverbotszone einrichten ? Die RUS Luftwaffe fliegt sehr selten über UKR Gebiet außer ab und zu mit Helis. Fixed wing halten durchaus Abstand von der Kontaktlinie.
In wie weit dieser Einsatz einen Waffenstillstand absichern kann erschließt sich mir nicht: „… – would most likely be deployed to protect cities, ports and major energy infrastructure. One option being considered is that the MFU might not operate in the east of Ukraine near the front line to try to reassure Russia it poses no offensive threat.“
ist durchaus sinnbefreit. Mit welchen Waffensystemen soll den „protected“ werden ? Es handelt sich ja in erster Linie um Bedrohung aus der Luft, gefordert wäre also Luftabwehr. Die Bedarfe der UKR in diesem Bereich und die Herausforderungen sind ja bekannt. In wie weit Kampfflugzeuge hier eine Abwehr ermöglichen weiß ich nicht, es gab aber wohl schon UKR Erfolge der F-16 und leider dabei auch mindestens einen Verlust.
Oder soll unter dem Deckmantel MFU eine Ausbildung der AFU vor Ort erfolgen ?
@ segestes. In der Tat hat Russland klar gemacht, dass sie keine NATO-Truppen auf ukrainischen Gelände akzeptieren wollen. Und die Ukraine hat klar gemacht, dass sie Sicherheitsgarantien für einen umfassenden Waffenstillstand benötigen. Solange die nicht konkret feststehen gibt es auch keinen Frieden.
Ohne US Backup wird kein robustes Mandat aus Europa für Truppen in der Ukraine geben. Erstens ist da der Weg zur Kriegsbeteiligung nicht weit, zweitens will Russland das nicht, drittens fehlt es in Europa am politischem Willen, tote eigene Soldaten zu akzeptieren und viertens funktioniert das mangels militärischer Stärke und Kohärenz innerhalb der Truppensteller nicht ohne den US Backup. Die ganze Diskussion beruht ohnehin auf einer Idee von Trump, die dem Inhalt nach war: Wir machen wollen keine boots on the ground, aber Europa sollte boots on the ground haben. Nuts. Erst danach ging die ganze Diskussion los. Die ganze Idee sollte man beerdigen.
Der richtige Weg wird in dem BBC Artikel auch genannt:
„Statt dessen werde es nach den Informationen des Senders darum gehen, der Ukraine militärische Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, die sie nicht hat – in erster Linie Kampfflugzeuge zur Luftraumsicherung.“
In etwas das ist der korrekte Weg für Europa. Denn die kampferprobten und kampfwilligen Truppen sind ja schon in der Ukraine.
Aber bei Fähigkeiten sehe ich auch andere wichtigere Fähigkeiten (außer der „coolen“ Jets), wie fortlaufend große Mengen Munition aller Art, ungeschützte zivile Pickups und Geländewagen, einfache geschützte Fahrzeuge (wie Hummmer, MTWs, MRAPs)., Schützenpanzer, Logistikfahrzeuge (=LKW), Artillerie und natürlich viel, viel Geld.
@Segestes
Nichts desto trotz, müssen wir zukünftig auf die ein oder andere Weise in die Position kommen, dass wir als Europa, Nato oder Koalition von Staaten mit gleichen Interessen, von Russland wieder respektiert werden.
Die Strategie, scheibchenweise die eigenen Verbündeten und Handelspartner, dem russischen Einfluss zu überlassen, ist zum einen zynisch und in meinen Augen Sicherhheitspolitische Prokrastination.
Ich bin kein Verfechter davon, dass wir nur die Bombe bauen müssen, und wir haben Ruhe. Das ist ist glaube ich zu einfach gedacht.
Ich glaube aber, dass auch wir Möglichkeiten entwickeln können, Russland vor neue Herausforderungen militärische, wirtschaftlicher und diplomatischer Art zu stellen.
Warum ist ein britischer Spion im Dienst seiner Majestät total glaubwürdig und interessant, und ein Schlapphut im Dienst des BND der Inbegriff von Behörde. Agent 08/15 mit der Lizenz zum Totverwalten.
Wäre es nicht an der Zeit, von den Umgangssprachlichen drei Grundfertigkeiten des Soldaten, Täuschen, Tarnen und Verpissen, letzteres zu reduzieren und die ersten beiden auszubauen.
Also, meine Meinung. Die Vermeidung jeglichen Risikos, ist in der gegenwärtigen Situation ein Risiko.
@Myself
OK, die UKR schießt – wohl recht erfolgreich – Drohnen auch mit Bordwaffen aus Helis ab. Die Frage ist, wie viele TIGER oder NH 90 (mit Doorgunner) man ggf. abstellen kann inkl. Wartungspersonal (MIL/CIV).
@WoZi
Es geht nicht – RPT: NICHT – um eine Beteiligung an Kampfhandlungen zumal man dann ja wohl direkt RUS gegenüber stünde.
Davon ab können Sie sich natürlich freiwillig melden, die Foreign Legion u.a. TrT nehmen auf, selbst ASOV hat eine internationale Teileinheit.
Ich teile die Sorge der anderen Kommentatoren. Aber letztlich ist es Putins Entscheidung, immer weiter zu eskalieren. Und es ist auch seine Entscheidung, einen hybriden Krieg gegen Europa zu führen und ihn irgendwann in einen offenen Krieg zu überführen. Es ist schwierig, das Überleben der Ukraine zu garantieren und gleichzeitig um jeden Preis eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden. Wer das verhindern will, muss sagen, was die Alternative ist, wissend, dass ein langsames Zermürben der Ukraine der Auftakt zum offenen Krieg gegen uns ist. Wenn wir in de Lage wären, viel, viel mehr materielle Unterstützung zu leisten, könnte die Ukraine sich selbst schützen. Das können oder wollen wir scheinbar nicht.
Ich bin kein Experte. Wer weiß, vielleicht ist eine rein defensive Luftraumsicherung möglich. Mit Flugabwehrbatterien und mit Flugzeugen, die ausschließlich dafür da sind, Marschflugkörper und Drohnen über der Westukraine abzuschießen. Und wenn sich dann ein Flugzeug dahin verirrt? Ich weiß es nicht.
Wohler würde ich mich mit einer Stationierung nach einem wie auch immer gearteten Friedensschluss fühlen. Aber natürlich wird Putin keinem solchen Frieden zustimmen, wenn dann westliche Truppen kommen. Es sein zu lassen, ist aber auch keine Lösung, denn der einzige „Frieden“, dem Putin zustimmt, ist der mit einer demilitarisierten Ukraine. Und was dieser Frieden wert ist, wissen wir alle.
„Als Friedenstruppen der Vereinten Nationen oder UN-Friedenstruppen, … werden militärische Einheiten bezeichnet, die von den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) für Einsätze zur Friedenssicherung (genannt Friedensmissionen, …) bereitgestellt werden und unter dem Kommando der UN stehen. …“ (Wikipedia)
Entscheidend ist, „Über Friedenssicherungseinsätze der Vereinten Nationen entscheidet deren Sicherheitsrat“, denn, wie alle bewaffneten Einsätze der Vereinten Nationen setzt sie eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrates voraus, die Art, Umfang und Dauer des Einsatzes festlegt; ein sog. UN-Mandat.
Sicher wäre es vermessen solch eine Resolution mit Zustimmung der Russen zu erwarten, es sei denn, Putin ließe den Text schreiben.
Die klassische UN Friedensmission wird es nicht geben.
Es kann also nur eine Sicherungstruppe zur Absicherung eines vereinbarten Waffenstillstands werden.
Dazu muss festgestellt werden, „Sicherung“ ist ein definierter taktischer Begriff, der auch im Bündnis abgestimmt ist: „Sicherung ist eine ständige Aufgabe der Truppe mit dem Zweck eigene Kräfte und Mittel sowie Räume gegen überraschende Angriffe des Gegners zu schützen“. Ergänzend dazu NATO-Text: „… Security operations include screening operations, guard operations covering force operations, and area security operations. …“
Der bestimmende Satz im DEU Text lautet: „Räume gegen überraschende Angriffe des Gegners zu schützen“. Dazu kann eine Sicherungstruppe befohlen werden, die einen Schutzauftrag erhält. Der Kernbegriff hier ist „schützen“. Um es kurz zu machen, schützen ist natürlich gleichfalls definiert und fordert von eingesetzter Truppe die Verteidigung im zugewiesenen Raum gegen angreifenden Feind!
Conclusio: Eine EU/CoW Truppe muss so aufgestellt und befähigt sein, dass sie Verteidigungsoperationen im Sinn „Gefecht verbundener Waffen“ eigenständig führen und bestehen kann.
Europäer haben offenbar erkannt, die dazu erforderliche Fähigkeiten können (wollen?) sie nicht abbilden, daher etwas bescheidener „Reassurance“ der Ukraïner und der Russen.
„One option being considered is that the MFU might not operate in the east of Ukraine near the front line to try to reassure Russia it poses no offensive threat“.
Pardon, aber das ist erbärmlich. Eine MFU dieser Begrenzung tritt besser gar nicht erst an, mit 20.000 Köpfen schon mal überhaupt nicht, weder zum Objektschutz, #Kritis-Schutz noch auf ca 1200 km Frontbreite.
Ich hoffe sehr, mein Dienstzimmer-Nachbar aus lange zurückliegenden Zeiten, GenLt Alexander Sollfrank, gibt sich für Halbseidenes nicht her.
Jede Sicherungs- oder Friedenstruppe für die Ukraine ohne die USA hätte 0 Wirkung und die Soldaten wären nur Kanonenfutter für russischen Beschuß. Eine Friedensicherung setzt mindestens 50.000 schwerbewaffnete Soldaten am Boden und 1.000 Kampfflugzeuge voraus und die Bereitschaft, bei jedem Angriff auch auf russisches Gebiet zurück zu schießen. Alles andere ist Unsinn!
Eine Flugverbotszone hat nur Sinn, wenn diese auch für Drohnen gilt und auch die Bereitschaft besteht, diese gegen Russland militärisch durchzusetzen.
@Herr Melber
Mit Kampfflugzeugen lassen sich natürlich Drohnen und MFK abschießen.
Insofern: ja ist hilfreich.
Mit Meteor bewaffnete Kampfflugzeuge könnten auch russische Kampfflugzeuge noch weiter auf Abstand halten.
@Segestes
Was sagen „uns“ die russischen Bedingungen, die Ukraine solle sich bitte wehrlos auf den Rücken werfen?
Na? Eine Idee?
Was auch immer für europäische Soldaten in der Ukraine auftauchen sollten – sie müssen sich auf „versehentliche“ oder absichtliche Verluste einstellen. WWP hält sich bekanntermaßen an keine Abmachung und kein Recht. Diese Verluste könnten schnell den Willen zu solcher „Unterstützung“ in den betroffenen europäischen Ländern aufweichen. Nein – Russland wird erst dann einem Waffenstillstand zustimmen, wenn es weder auf dem Land, noch in der Luft (Drohnen, Cruise Missiles, Gleitbomben, ballistische Raketen) mehr irgendeinen Erfolg erzielen kann. Das erfordert den Aufbau von Produktionskapazitäten, um die entsprechenden Mittel in der Massenproduktion herstellen zu können – die dann hoffentlich auch im Stückpreis deutlich sinken. Diese Produktionskapazitäten sollten auf absehbare Zeit auch nach einer Stabilisierung der Lage vorgehalten und up-to-date gehalten werden, denn nicht die Waffen, die Produktionskapazitäten machen die nachhaltige Stärke.
@Thomas Melber
Ich hatte fälschlicherweise angenommen, dieser Text im Blogpost meinte eine Flugverbotszone:
“Statt dessen sollten europäische Streitkräfte vor allem die Reassurance, die Rückversicherung oder Unterstützung der Ukrainer, in den Blick nehmen und zum Beispiel den Luftraum über dem Land sichern.“
Aber zumindest Flugverbot für russische Flugzeuge über der Ukraine würde das ja auch wohl implizieren?
@WoZi
“Ausgehend von der Tatsache, dass auf dem Territorium der Russischen Föderation Soldaten aus einem Drittland (Nord Korea) an aktiven Kämpfen beteiligt waren/sind(?), ist es eine bedauerliche Einschränkung des Denkens, nicht an der Seite der UKR auf und für deren Staatsterritorium kämpfen zu wollen.”
Wäre ja durchaus denkbar – oder vermutlich sogar passiert – dass dabei nordkoreanische Soldaten sterben.
Ich entnehme Ihrem Post, dass es nicht um Friedens- oder auch Sicherungstruppe sondern Kriegseinsatz geht. Wer das möchte sollte das zumindest klar aussprechen. Damit meinte ich jetzt nicht Sie, in Ihren Aussagen wird das ja klar.
Aus dem einigen anderen Kommentaren unter diesem – und anderen Posts – scheint aber klar, dass viele das ohne US-Unterstützung nicht erfolgsversprechend halten. Und eingentlich wurde diese auch schon unter der vorherigen US-Regierung ausgeschlossen.
@Felix
“Wer das verhindern will, muss sagen, was die Alternative ist, wissend, dass ein langsames Zermürben der Ukraine der Auftakt zum offenen Krieg gegen uns ist.”
“denn der einzige „Frieden“, dem Putin zustimmt, ist der mit einer demilitarisierten Ukraine. Und was dieser Frieden wert ist, wissen wir alle.”
Das sind Ihre Narrative. Meine ich jetzt ohne Wertung. Angriffe auf Nato-Länder oder eine demilitarisierte Ukraine gab es ja noch nicht.
@Segestes
Selten so gelacht. Das Land, welches den Angriffskrieg begonnen hat, möchte dies nicht, daher sollten wir es lassen, da wir sonst den Friedensprozess behindern?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die russischen Kräfte in der Ukraine einen etwaigen Friedensprozess stärker belasten, als die anvisierte „westliche“ Truppe. Mal davon abgesehen, dass diese, im Gegensatz zu den Russen sogar eine Einladung seitens Kiew hätte…
Aber ich befürchte, wir wissen, wie es kommen wird. Man wird in Berlin „erörtern“ und „abwägen“, Putin reagiert darauf mit seinem monatlichen, dezenten Hinweis auf das russische Nukleararsenal – und Berlin wird verlauten lassen, dass man eine derartige „Eskalation“ nicht riskieren könne.
Ich werde diese Denkweise nie verstehen. Die einzige Eskalation ist die ursprüngliche Entscheidung Moskaus einen Angriffskrieg zu führen, alles andere sind lediglich Reaktionen auf diese.
Müßig zu erwähnen, dass der Kreml die Entscheidung zum Angriff wohl auch getroffen hat, weil man eben gelernt hat, dass von der EU (und hier insbesondere Deutschland) in der Regel nicht mehr kommt, als ein klein wenig Ermahnung, Abwägung und der, ganz besonders goldige, Hinweis darauf, dass man doch bitte die Menschenrechte und internationale Vereinbarungen beachten und einhalten möge. Alles in dem Wissen, dass diese Rechte und internationalen Übereinkünfte im Kreml, seit mehr als einem Jahrzehnt, als Klopapier benutzt werden.
In der Strafverfolgung unterscheiden wir in demokratischen Staaten doch stark zwischen Opfer und Täter – da will mir nicht in den Sinn, warum wir hier dem Täter bezüglich der „Ermittlungsarbeit“ und einem eventuellen „Zugriff“ Mitspracherecht einräumen sollten.
@T5 doch, gab es schon. Aber halt hybrid. Sabotage-Akte, Morde, Cyberangriffe, Fake News und Manipulation. Und das Narrativ habe ich mir nicht ausgedacht, man muss nur Putins Texte zur Kenntnis nehmen oder schauen was die Russen auf ihre Panzer schreiben. Letztlich gab es auch die demilitarisierte Ukraine schon: die nuklear entwaffnete nämlich. Wir kennen das Ergebnis.
Eine Ukraine, die einen Frieden ohne Sicherungstruppen unterschreibt – als eine von vielen Bedingungen, die Putin sonst noch in den Raum wirft – ist eine Ukraine, die dem russischen Einfluss außen- und innenpolitisch nichts entgegensetzen kann. Aus meiner Sicht ist das russische Ziel der Gewinn von Gewinn in der Ostukraine, und die Schwächung der Westukraine, sodass sie – wie Belarus – zum verlängerten Arm Moskaus ist. Der Vorschlag eines Zustandes ähnlich wie in Korea meint nicht die Grenze zwischen Ost- und Westukraine, sondern zwischen Russland und der EU – mit einer impotenten Westukraine als ‚Niemandsland‘ dazwischen.
Genügend Puffer, damit EU und NATO bl0ß nichts effektiv ausrichten können, sollte Russland seine Spiele der hybriden Kriegsführung weiterspielen. So bleiben genügend Chancen, weiter an dem Fundament dieser beiden Bündnisse zu graben, ohne ernsthafte Gegenwehr befürchten zu müssen.
Dominik sagt: 20.03.2025 um 20:24 Uhr
„@Segestes Was sagen „uns“ die russischen Bedingungen, die Ukraine solle sich bitte wehrlos auf den Rücken werfen?“
Was die russischen Bedingungen Ihnen sagen, weiß ich natürlich nicht. Ich interpretiere sie so, die russische Führung hat Angst. Angst, dass der Westen sein Ziel, die Russische Föderation zu zerschlagen, immer noch nicht aufgegeben hat, siehe Brzezińskis u.a. Deshalb möchte Russland einen Kranz von zumindest nicht feindlich eingestellten Staaten um sich herum; ideal der Status von Belarus, aber auch der Status von Finnland vor NATO- Beitritt war akzeptabel. (Wobei der NATO- Beitritt nach der deutlichen Reduzierung des US- Schutzversprechens fast überflüssig war – anderes Thema).
@Ad Astra:
Schnelle Antwort: Weil wir schlicht und ergreifend keine Agententätigkeit im Sinne von James Bond haben. Wobei der ja schon an und für sich mit der tatsächlichen Tätigkeit von Agenten herzlich wenig zu tun hat. Kaum ein Agent kommt je in die Verlegenheit, mit prall gefülltem Spesenportemonnaie und bespoke-Smoking zwischen dem Baccaratisch in Monte Carlo, dem Skiurlaub in Cortina d’Ampezzo, oder der Verbrecherhatz an exotischen Palmenstränden auf Jamaica oder in Thailand wählen zu müssen.
Fun fact: Agentenarbeit ist in Wirklichkeit öfter als nicht stinkelangweilig und alltäglich. Das „Goldene Blatt“, die „Freizeit Revue“, und sonstige Gazetten spiegeln ja das (in aller Regel ebenfalls reichlich piefige) Leben von Royals, Ballermann-Adel und dem Panoptikum der Volksmusik schließlich auch nicht wahrheitsgetreu wieder, sondern leben von reißerischer Entstellung und Verzerrung.
Das Bild über dem Artikel ist richtig gewählt, denn die UKR sollte ihren Luftraum selbst sichern. Eurofighter Typhoons sind die richtige Wahl, da diese perfekt als Luftüberlegenheitsjäger gegen SU-27 und ihre Derivate designt wurden. Den Ukrainern 100 Stück zu schenken ist langfristig billiger als selbst Truppen/Luftsicherung zu machen und vor Ort zu halten. Ordentlich ausgestattet kann die Ukraine sich selbst verteidigen und Rüstungsgüter kosten die EU-Staaten nur Geld, keine eigenen Verluste an Menschenleben, redzuiert das Risiko eines weiteren Krieges und das Risiko in einen Krieg hinein gezogen zu werden.
Ich denke, dass Sicherungstruppen nur in dem Umfang notwendig sein würden, dass zusammen mit den ukrainischen Streitkräften ein weitere Angriff abgewiesen werden könnte. Neben einer Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte wäre hier also keine eigenständige Verteidigung der ganzen Frontlinie notwendig. Die Beiträge der anderen Staaten könnten sich also auf bestimmte Frontabschnitte sowie Teile des rückwärtigen Raums und des Schwarzen Meeres begrenzen.
Die Stationierung von Eurofightern samt Schutz der zugehörigen Flugplätze wäre so eine Maßnahme.
Wenn man der russischen Flotte wieder Zugang zum Schwarten Meer erlaubt, sollten in auch NATO-Kräfte mit signifikanter Stärke im Schwarzen Meer aufgestockt werden. Unterstützt durch die dauerhafte Stationierung eines Flugzeugträgerverbandes im östlichen Mittelmeer (natürlich in Rotation).
An Land sollte man dann Verbände mit eigenständiger Kampfkraft – also mindestens Brigadegröße – zusammenstellen. Wie genau und wo – das wäre natürlich abzustimmen.
Dieses ganze Szenario kann meiner Ansicht nach aber nur greifen, wenn Russland einsieht, dass ein weiterer Angriff auf die Ukraine aus militärischer Sicht keinen Sinn mehr ergibt. Und davon sind wir gerade sehr weit entfernt.
@WielanddS
100 Stück? Also 3D-Drucker können schon sehr viel leisten, nur mit EF haut das nicht hin. Da reden wir von einer verdammt langen Produktionsdauer. Alternativ derartige Mengen abzugeben, dass muss man sich erst leisten können.
Und einen Überschuss and Flugzeugführern – darüber können sich nur wenige Staaten beschweren, ganz bestimmt nicht die Ukraine.
@WielanddS sagt:
21.03.2025 um 10:05 Uhr
[…]Das Bild über dem Artikel ist richtig gewählt, denn die UKR sollte ihren Luftraum selbst sichern. Eurofighter Typhoons sind die richtige Wahl, da diese perfekt als Luftüberlegenheitsjäger gegen SU-27 und ihre Derivate designt wurden. Den Ukrainern 100 Stück zu schenken ist langfristig billiger als selbst Truppen/Luftsicherung zu machen und vor Ort zu halten. Ordentlich ausgestattet kann die Ukraine sich selbst verteidigen und Rüstungsgüter kosten die EU-Staaten nur Geld, keine eigenen Verluste an Menschenleben, redzuiert das Risiko eines weiteren Krieges und das Risiko in einen Krieg hinein gezogen zu werden.[…]
Ist das wirklich besser?
Der Eurofighter ist nicht als „Frontflieger“ konzipiert. Feldlandebahnen etc. sind nicht sein zu Hause. Er ist wartungsintensiv und überzüchtet (?). Hinzu kommt: wir wissen schlicht nicht wie der EF im Luftkampf gegen die russische Luftwaffe performen würde.
Des Weiteren: können wir mal mit dieser jämmerlichen „andere sollen bitte für uns sterben“ und „wir bezahlen doch, was sollen wir denn noch tun?“-Attitüde aufhören?
Nur wegen denen sind wir in der Situation in der wir sind. Ganz Europa hat jahrzehntelang über die Franzosen gelacht. Eigene Rüstungsindustrie, Atom-Flugzeugträger, Atom-U-Boote (sowohl Jagd- als auch solche mit ballistischen Raketen) usw. usf. „Großmannssucht“ etc. wurde den Franzosen unterstellt. Turns out: de Gaulle hatte Recht. Wer sich zu sehr auf andere verlässt wird abhängig.
Und genau das sollten wir mittlerweile gelernt haben. Und wenn wir eigene Verluste vermeiden wollen müssen wir bereit sein eigene Verluste hin zu nehmen. Denn Ukrainer töten, damit hat Russland gar kein Problem. Ob die nun in Eurofighter, Leoparden oder sonst was sitzen. Ob Russland hingegen wirklich (jetzt schon) bereit ist einen Krieg mit der ganzen EU zu riskieren. Das steht auf einem anderen Zettel.
Und ja, natürlich auch der Ukraine Material geben.
Zur Rechtslage:
Russland begeht mit seiner Invasion das Verbrechen der Aggression.
Die Ukraine darf sich dagegen selbstredend verteidigen, Artikel 51 UNC.
Von Artikel 51 sind auch Nothilfe und kollektive Verteidigung umfasst.
Da die Ukraine als Aufnahmestaat von Friedenstruppen diesen Truppen zustimmen würde, ist 1. für eine Willigen-Koalition kein Mandat des UN-Sicherheitsrates erforderlich und 2. mit Artikel 51 UNC die Rechtsgrundlage für einen grundgerechtskonformen Einsatz deutscher Truppen gegeben, der 3. durch den Bundestag gem. ParlBG mandatiert werden müsste.
Und ja, da braucht sich keiner Illusionen hingeben, eine solche Truppe müsste kämpfen können und die Gefahr in Kauf nehmen, bei einem Bruch der Friedensvereinbarungen durch eine fortgesetzte Invasion gegen russische Verbände kämpfen zu müssen.
Ja, dies würde die beteiligenden Länder dann zu „Kriegsparteien“ machen, wenn sie angegriffen würden. Dieser Umstand könnte aber auch Russland davon abschrecken, solche Angriffe zu unterlassen.
(Was womöglich der ausschlaggebende Punkt ist, weshalb Russland keine „westlichen“ Truppen dort haben möchte, wo es gerne noch angreifen würde.)
@ Patrick S.
Die Produktionsdauer ist zur Zeit so lange weil die Herstellerfirmen verzweifelt versuchen die Produktionslücke zur nächsten Generation (GCAP/NGF) so klein wie möglich zu halten. Das kann die Politik ändern.
Deutsche, Briten und Italiener könnten teilweise gebrauchte Flugzeuge abgeben, bis sie neue haben.
Und Sie haben den wesentlichen Punkt verpasst: Wenn alle mitmachen und UKR helfen ist es billiger (Geld, Menschenleben). Wir können es uns nicht leisten nichts zu tun oder es selbst zu machen.
Drei Jahre lang hat man die Ukraine zu spät und mit zu geringen Mengen an Rüstungsgütern beliefert – auch, um eine direkte Konfrontation mit Russland zu vermeiden.
Und jetzt sollen wir Truppen direkt an der Frontlinie Russland gegenüberstellen? Das ist aus vielerlei Gründen strategischer Schwachsinn und brandgefährlich:
1. Bei der üblichen „Konsequenz“ mit der die Europäer handeln, wird eine solche Sicherhungstruppe viel zu schwach, um Russland wirklich abzuschrecken. Damit droht ganz massiv die direkte Konfrontation mit den Russen, die die europäischen Truppen einfach ignorieren, vernichten oder gefangennehmen können. Ich möchte keine Bundeswehrsoldaten von der russischen Soldateska gefangenommen und gedemütigt in den Nachrichten sehen. By the way: Wir sind dann im Krieg mit Russland und müssen klein beigeben oder es auskämpfen – wer kann das wollen?
2. Bei den geringen Kapazitäten müssten die Europäer ihre besten Einheiten in die Ukraine senden. Die fehlen dann z.B. im Baltikum, wo Russland freie Hand hätte. Eigentlich ein ideales Setting für die Russen.
3. Friedenstruppen haben noch nie wirklich funktioniert. 1967 im nahen Osten nicht, 2023 im Libanon nicht, 2024 im Kongo nicht. Vergesst es.
Die Ukrainer können sich viel besser selbst verteidigen. Sie haben die entsprechenden Erfahrungen und mit unserer Hilfe auch die Mittel. In den nächsten 4 Jahren kann sich die Bundeswehr aufgrund fehlender Flug- und Drohnenabwehr den russischen Linien nicht mal nähern, ohne massive Verluste zu erleiden.
Liebe Politiker: Fragt doch bitte mal die Militärs, was sie von Euren Plänen halten und nehmt sie ernst!
Nach dem „reisserischen“ Szenario von Carlo Masala in seinem neuen Buch ( Die Einnahme von Narwa in Estland ) hier mal die nicht ganz so unwahrscheinlichen Gedanken zum Thema Friedens- oder Sicherungstruppe in der Ukraine:
1.) Eine Sicherungstruppe im Sinne von „wir schießen zurück“ wenn sich eine Seite nicht an ein geschlossenes Friedensabkommen hält wird es nicht geben, Die Ausweitung des Krieges auf „andere“ Gebiete ist zu risikoreich. Völlig unabhängig davon das Russland eine Atommacht ist. Punkt.
2.) Anders die Variante Friedenstruppe ohne UN Mandat ( Russland ist ja VETO Macht ). Wenn die ersten Marschflugkörper über die Köpfe zischen startet der Denkprozess. Recht schnell wird klar das die eigene „Friedenstruppe“ mehr als gefährdet ist. Allerspätestens beim Beschuss mit was-auch-immer werden die Friedenstruppen abgezogen.
Ich nehme zwar gerade von F und GB Töne wahr die einen „Einsatz“ vorschlagen. In der Realität wird es aber bei Vorschlägen bleiben.
Das Problem hierbei: „Ist unsere Entscheidung nun gut oder schlecht ?“ werden nur die Geschichtsbücher zeigen.
„Im Nebel die Zukunft liegt“
( Yoda – Star Wars, the empire strikes back )
WoZi sagt: 20.03.2025 um 18:32 Uhr
„Ausgehend von der Tatsache, dass auf dem Territorium der Russischen Föderation Soldaten aus einem Drittland (Nord Korea) an aktiven Kämpfen beteiligt waren/sind(?), ist es eine bedauerliche Einschränkung des Denkens, nicht an der Seite der UKR auf und für deren Staatsterritorium kämpfen zu wollen. “
Es ist zulässig eine Vorneverteidigung (Vorwärtsstrategie) zu denken und zu planen, unter Einsetzen von Truppenkörpern diesseits zur ukrainischen, weißrussischen und russischen Grenze und auf unmittelbare Aktivitäten in der Ukraine zu verzichten.
Das könnte eine mögliche strategische Überlegung von Jens Stoltenberg in seiner Zeit als Nato-Generalsekretär gewesen sein.
Ferner gilt es, wenigstens, den operativen Mehrwert von „Friedenstruppen“ bzw. den hier thematisierten Nato-Kräften in der Ukraine militärisch, und gerade nicht politisch, zu begründen – wenngleich selbstverständlich in demokratischen Regelsystemen der Primat der Politik zu respektieren und zu leben ist, sollte die Politik zumindest nicht leichtfertig auf die Betrachtung einer militärischen Begründung im Rahmen der Entscheidungsfindung verzichten.
Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich befürworte, dass es jetzt vorrangig darum gehen sollte, aus einer glaubhaften Position der Abschreckung heraus, Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. Es gilt jetzt zuvorderst einen Waffenstillstand zu erreichen und Verhandlungen aufzunehmen.
Verhandlungsziele bzw. -ergebnisse: Weißrussland ist im Friedenszustand zu belassen und die Ukraine zu überführen.
Russland ist zu verdeutlichen, dass Finnoskandinavien und das Baltikum für Russland tabu sind und auch ein Mikroangriff unweigerlich unverzügliche, ggf. auch atomare, Vergeltung nach sich zieht.
Es sollte eine dauerhafte ad-hoc Fähigkeit zur Vorneverteidigung an den NATO Ostgrenzen und in Finnland aufgebaut und gehalten werden, für den Fall, dass Russland die Verhandlungsergebnisse bzw. Frieden -wenn auch „nur“ als kalter Krieg – nicht respektiert bzw. mißachtet.
Eine Finnoskandinavische Angriffsbefähigung mit Angriffsziel St. Petersburg sollte glaubhaft dauerhaft vorgehalten werden.
Eine eventuelle Gebietskorrektur bzgl. des Oblasts Kaliningrad, hier Wegnahme von Russland, wurde bis dato nicht kommuniziert und diskutiert. Das sollte so bleiben.
Die Gebietsverluste der Ukraine erscheinen nur durch einen sehr intensiven und umfangreichen Krieg zu korrigieren sein. Auch wenn ich absolut akzeptiere, dass die Ukraine Gebietsabtretungen ablehnt, so halte ich das momentan für unrealistisch, diese zu verhindern. Vielleicht gelingt das Festlegen einer Demarkationslinie und anschließend der Einstieg in (dann für die Ukraine leider) jahrelange Gebietsverhandlungen.
Der Ukraine sollte Aufbauhilfe und eine tragfähige ökonomische Partnerschaft gewährt werden – durchaus auch als Wiedergutmachung dafür, dass sie dem Bündnis Zeit für die Umsetzung der „Zeitenwende“ verschafft(e). Eine Aufnahme in die NATO und die EU sollte nicht vorgesehen werden.
NATO Truppen sollten nicht in der Ukraine stationiert sein und werden. Wenn man dort „am Boden“ beobachten möchte, dann sollten OSCE Beobachter das Mittel der Wahl sein.
Ein kalter Krieg mit einem deutlichen „Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen“, sollte das realistische jetzt erreichbare, nahe (Friedens-)ziel sein.
Die Chance auf Annäherung ggü. Russland und Russland ggü. seiner europäischen Nachbarn wird die Zukunft bringen.
Das Alles kann man anders sehen, bewerten, zu anderen Ableitungen aus der momentanen Lage gelangen und natürlich gibt es auch andere „Ideen“.
Anmerkungen:
Nach 1945 erhielten die Deutschen eine Chance in die Völkergemeinschaft zurück zu kehren. Es dauerte, ganz zwangsläufig und logischerweise, seine Zeit, bis das dann auch klappte. Und wir haben dafür das Verzeihen derer benötigt, die das Deutsche Reich überfallen hatte.
Russland hat einen Angriffskrieg begonnen. Dafür war und ist Russland zu verurteilen. Aber es muss sich entwickeln können, dass Russland eines Tages wieder akzeptiertes Mitglied der Völkergemeinschaft sein kann.
Geostrategisch wird Russland in Zukunft, auf ganz sicher eher ferne Sicht, darüber hinaus gegen die VR China benötigt. Es darf für mich offen bleiben, ob die USA, die spätestens seit der ersten Barack Obama Amtszeit ihren geostrategischen Schwerpunkt in den Pazifikraum verlegten, dies auch so bewerten, weil ich es nicht weiß.
Zu deutschen Truppen jenseits des Bugs, mit Ausnahme des Baltikums und ggf. zur Unterstützung Moldawiens, sage ich klar nein. Natürlich können und dürfen wir unsere Geschichte nicht ausblenden bei der Betrachtung, ob deutsche Truppen -auch wenn sie natürlich ganz zweifelsfrei überhaupt nicht mit Wehrmacht und Waffen-SS usw. zu vergleichen sind und sie unter NATO Kommando stünden- in der jetzigen Situation in der Ukraine stationiert oder gar in Kampfhandlungen dort eingreifen. Es tut mir leid, aber das geht einfach nicht.
Das Engagement im Rahmen der erwähnten Vorneverteidigung und sich anschließender Gefechtshandlungen hielte ich dann aber für gerechtfertigt.
Frieden zu fordern ist nicht naiv, sondern es ist gelebte Tradition der Bundesrepublik, erst alle diplomatischen Strategien zu versuchen, bevor man zu einer militärischen greift. Hierbei ist es logisch, wenn gleichzeitig gefordert wird, wieder in eine Position militärischer Stärke zurück zu kommen, die wirkungsmächtige Diplomatie unterstützt und vielleicht mit Blick auf Russland überhaupt erst ermöglicht.
Darum ist die Reorganisation und Rückkehr der Bundeswehr zu einer starken Streitkraft im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung ist dabei natürlich angezeigt.
Die Konsequenzen daraus -z. B. Wehrpflicht bzw. Dienstpflicht, Wehrübungen, größerer Wehretat, etc.- sollten akzeptiert werden seitens der Deutschen. Es geht um die Verteidigung des Bündnisses und des Landes, unserer Werte, von Freiheit und Demokratie.
@Apollo 11 sagt: 21.03.2025 um 17:53 Uhr
„Nach dem „reisserischen“ Szenario von Carlo Masala in seinem neuen Buch ( Die Einnahme von Narwa in Estland ) …“
Das Buch empfand ich durchaus als lesenswert.
Dennoch würde ich mich an seiner Stelle langsam aber sicher sukzessiv vom Narrativ lösen, dass Alle solange zuschauen bis russische Truppen dann tatsächlich in Narva stehen und dann legte man erst los.
Dieser Punkt sollte und dürfte überwunden sein.
@Sachlicher
Sönke Neitzel setzt noch einen drauf und spricht davon, daß der Sommer 2025 der letzte „Friedenssommer“ sein könnte, so wie 1914 (oder wie 1939). Er meint, es bestünde die Gefahr, daß RUS beim diesjährigen ZAPAD Manöver in BLR aus der Bewegung heraus in NATO Gebiet übertritt.
Ich denke Putin könnte die Europäer schon leichter bloßstellen und in arge Schwierigkeiten bringen als Narwa zu überfallen. Nur mal als Gedankenspiel:
Putin greift lt. Vereinbarung mit Trump 30 Tage die Ukraine nicht mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen an. Zusätzlich vereinbart er für 8 Std. freie Hand für eine Aktion im Baltikum. (Er hat ja schließlich vor Jahren auch mal bei einem US Vergeltungsschlag in Syrien weggesehen.)
Mit der in der Ukraine nicht verbrauchten Munition greift er die Nato Truppen in Litauen gezielt und massiv an. Ein paar Stunden Feuerzauber und ein paar Hundert tote und verletzte, vorwiegend deutsche Soldaten. Keine Truppenkonzentrationen, kein Einmarsch irgendwo, keine Besetzung von fremden Gebiet, „nur ein paar Tote und Verletzte“ als „Schuß vor den Bug“ für Deutschland und Europa dem Frieden in der Ukraine nicht im Weg zu stehen.
Wie würde Deutschland reagieren?
Adhoc Tornados mit Taurus gen Osten losschicken?
Geschockt und empört sein, Gespräche mit Russland suchen und die Unterstützung der Ukraine ernsthaft überdenken?
Wie würden die anderen Europäer reagieren? Konventionell militärisch sieht es ja nirgendwo recht rosig aus und weder Briten noch Franzosen würden wohl Atomwaffen wegen 100 toter Bundeswehrsoldaten in Litauen einsetzen.
Zu den Friedenstruppen in der Ukr.:
Das scheint wie ein Gesprächskreis über die Wandfarbe im Dachgeschoss eines Luftschlosses das ganz sicher ab nächstem Jahr gebaut wird.
„Welt“:
China erwägt offenbar die Teilnahme an möglichen #Friedenstruppen in der #Ukraine. Chinesische Diplomaten hätten in Brüssel sondiert, ob ein solcher Schritt aus Sicht der Europäer vorstellbar wäre, heißt es aus EU-Diplomatenkreisen
(@Bjoern_M)
Das wirft nicht wenige Fragen auf, z. B. wer gegenüber Nordkoreanern zur Überwachung eingesetzt wird. Sicher aber, CHN will dabei sein und Einfluss ausüben. Hinsichtlich von Erwartungen an die RUS Seite zur. Beachtung künftiger Bedingungen/Waffenpause von Bedeutung.
@ Sachlicher sagt: 22.03.2025 um 0:21 Uhr
„Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich befürworte, dass es jetzt vorrangig darum gehen sollte, aus einer glaubhaften Position der Abschreckung heraus, Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. Es gilt jetzt zuvorderst einen Waffenstillstand zu erreichen und Verhandlungen aufzunehmen.“
Ganz richtig, Russland muss dazu gezwungen werden, denn aus deren Sicht gibt es keinen Grund und keinen Willen dazu. Eine Notwendigkeit zu Verhandlungen bestünde, wenn RUS Truppen in der UKR vor dem Untergang stünden, oder das Kreml-Regime selbst. Also wenn RUS sich im Nachteil wähnt. Und in diese Lage muss RUS befördert werden, auf dem „Schlachtfeld“ in der UKR, bis zur RUS-Grenze.
Was hält willige Staaten davon ab, in der UKR (mit deren Einverständnis) zu einem Manöver „Reforger25“ aufzumarschieren, mit scharfer Munition selbstverständlich, direkt an kritischen Hotspots? Bei Angriff wird zurückgeschossen. Das wäre glaubhafte Abschreckung, und kein Polit-Firlesfanz.
Weiter unten in Ihren Ausführungen schreiben Sie, dass „die Deutschen nach 1945 eine Chance erhielten, in die Völkergemeinschaft zurückzukehren“. Präziser wäre: Nach einer vollständigen Kapitulation und nach einer Besatzungsphase mit „Entnazifizierung“. Das wäre ein angemessenes strategisches Ziel, die Russische Föderation nach Leistung von Reparationen in die zivilisierte Völkergemeinschaft zurückzuführen, wenn es gelänge, ihnen den Revanchismus nachhaltig auszutreiben. Ein Diktat-Frieden für RUS also, kein Diktat aber für die UKR.
Noch ein Nachsatz zu einigen Beiträgen, u.a.:
Alpennachbar
Thomas Melber
Sachlicher
StMarc
Wie man es auch dreht und wendet, Russland kann natürlich jederzeit überall an der Grenze RUS/Belarus zu NATO eine räumlich begrenzte Besetzung inszenieren.
Das muss nicht zwingend ein vorausgehendes Gross-Manöver wie Zapad 2025 sein..
200 Drohnenpiloten in Zivilfahrzeugen als Erstschlag. Nachrückende gepanzerte Fahrzeuge als Hauptkeil. In ausreichender Zahl herangeführt evtl. getarnt auf Güterzügen.
Das Problem hier wie auch schon im von Carlo Masala beschriebenen Narva-Szenario: Dichter besiedelte Gebiete zurückerobern wird (wenn man sich überhaupt dafür entscheidet) ausgesprochen stark kollateralschadens-behaftet sei.
Ich wage zu bezweifeln das das der Bevölkerung in allen NATO Staaten politisch verkauft werden kann…
Und dann … ?
Das lässt auch C. Masala in seinem Buch offen…
@ Alpennachbar sagt: 22.03.2025 um 11:45 Uhr
>Ich denke Putin könnte die Europäer schon leichter bloßstellen und in arge Schwierigkeiten bringen als Narwa zu überfallen.
Ja, das Narwa-Szenarion ist mittlerweile schon zu abgenutzt um noch für Überraschung sorgen zu können. Nach wie vor sind es aber bevorzugt Schwachstellen, die für solche Operationen angegriffen werden.
Ich halte jedoch wenig davon, öffentlich Szenarios durchzuspielen, das nützt nur dem Feind, und zu billigem Entertainment hier.
Aber eine Frage hätte ich noch an einen „Alpennachbar“: Wenn’s zum Schwur kommt, wird die Alpenrepublik weiterhin die neutrale Flagge hoch halten, oder wird sie kämpfen (und an welcher Seite)?
@ KPK
Quelle: https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-march-21-2025
Die strategische Partnerschaft RUS-PRC dürfte kaum zum Vorteil der UKR gereichen.
Ich hoffe nicht, dass damit in Brüssel zu viel Personal von der Arbeit abgehalten wird, und dass keine „Geschenke“ verteilt werden.
@ Nachhaltig 12:52
die dauerhafte Stationierung eines Flugzeugträgerverbandes im östlichen Mittelmeer (natürlich in Rotation).
Frage: Wo wollen Sie den aquirieren? USofA ? …… dorf herrscht die Era Trump.
Frankreich und GB bringen keinenn „Verband“ zu Stande…. Australien?
Cheers
@praedator
Wir werden versuchen gemäß unserer Verfassung unsere Staatsgrenzen zu schützen. Europäisch gesehen unschön aber wahr. Wir machen daher auch keine unrealistischen Versprechungen. Niemand kann uns dann vorwerfen Verband X oder Staffel Y gar nicht stellen zu können obwohl eigentlich „versprochen“.
Neutralität alllein ist zwar wertlos sobald es Jemanden gibt der sie ignoriert aber das wird nicht kommuniziert. Dazu müssten sich Politiker durchringen einzugestehen die Bevölkerung jahrzehntelang getäuscht zu haben. Wie realistisch das ist kann sich jeder selbst ausmalen.
@ Mike Molto:
Frankreich, Großbritannien und Italien bringen es doch auf mindestens vier Flugzeugträger. Das sollte bei einer Abstimmung doch zu einer Rotation reichen. Und Begleitschiffe für den Verband – also Versorger, Fregatten, U-Boote gibt es in Europa dafür auch mehr als genug.
Aber natürlich wäre in Europa noch eine Menge zu tun, um dauerhaft und organisch Flugzeugträger-Kampfverbände aufzustellen.
Ansonsten würde ich Ihnen aber dahingehend entgegen kommen, dass es wahrscheinlich viel effizienter wäre, entsprechend viele Flugzeuge in Rumänien, Bulgarien und Griechenland zu stationieren.
@ Alpennachbar sagt: 24.03.2025 um 13:07 Uhr
> Neutralität allein ist zwar wertlos sobald es jemanden gibt der sie ignoriert aber das wird nicht kommuniziert.
Neutralität scheint die kleine Schwester von Abschreckung zu sein:
Abschreckung allein ist wertlos, wenn sie nicht glaubhaft ist.