Personalstärke zum Jahresende 2024: Weniger als in Vorjahr und -monat
Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen in der Bundeswehr lag zum Jahresende 2024 bei 181.150 – und damit sowohl niedriger als im November 2024 als auch zum Jahresende 2023. Die Zahl der Zeitsoldaten ging im Jahresvergleich zurück, die Zahl der Berufssoldaten stieg. Dieser Trend hatte sich bereits in den vergangenen Monaten abgezeichnet.
Die Teil-Statistik zum Dezember 2024 aus dem Verteidigungsministerium, über die zuvor bereits die dpa berichtet hatte, liegt Augen geradeaus! vor – und es ist noch die die übliche ausführliche Monatsstatistik, die es bislang nur für November 2024 gibt.
Die Zahlen zum Stichttag 31.12.2024, Zahlen gerundet:
Aktive Soldat*innen insgesamt 181.150
Berufssoldaten 57.800
Soldaten auf Zeit 113.000
Freiwillig Wehrdienst Leistende (FWDL) 10.350
(incl. Heimatschutz)
Frauen in den Streitkräften 24.700
Berufsssoldatinnen 5.400
Soldatinnen auf Zeit 17.450
FWDL 1.800
Die Vergleichszahlen vom 31.12.2023 hier; die Zahlen von Ende November 2024 hier (jeweils die zu dem Stichtag veröffentlichten exakten Zahlen, nicht gerundet).
Im Unterschied zu den monatlichen Statistiken nannte das Ministerium erstmals auch gerundete Zahlen zu den Reservist*innen:
Beorderter Reservist*innen rund 49.200
davon Frauen 4.200
(Vergleichszahlen 2023: 43.000, davon mehr als 2.300 Frauen)
Reservistendienstleistungen im Jahr 2024: rund 20.100 Reservisten und Reservistinnen, davon 1.700 Frauen
(Vergleichszahlen 2023: 19.100, davon mehr als 1.400 Frauen)
Weitere Vergleichszahlen gibt’s auf der Übersichtsseite.
(Archivbild: German and Latvian soldiers assigned to Regional Command East of the NATO-led KFOR mission conducted a routine patrol in the Mitrovica, Kosovo, Jan. 11, 2025 – U.S. Army National Guard photo by Staff Sgt. Mickey Miller)
Interessant, dass zumindest in dieser vorläufigen Statistik der Heimatschutz in die FWDL Zahl integriert wurde. Bin gespannt, ob das auch in der finalen Statistik so bleibt.
Was mich interessieren würde – bei den Frauen. Dort haben wir Berufsoldaten aber Soldatinnen auf Zeit. War das schon im Original so? (Keine Kritik. Nur interessehalber)
[Zum letzten Punkt: Nein, ist meine Wiedergabe gewesen, sorry, gucke mal ob ich das noch ändere. T.W.]
Die Bundeswehr konnte in einem geringen einstelligen Prozentsatz 2024 mehr Einstellungen realisieren.
Diese ermöglichten aber nur einen annähernden Ausgleich der in 2024 erfolgten Abgänge von ca. 20.000.
Damit wurde auch in 2024 der erforderliche Aufwuchs um mindestens 3000 Einstellungen mehr nicht geschafft.
Dies wäre aber nötig, um die Zahl 203.000 zu erreichen.
Von den Zahlen die aktuell wohl bei der NATO gehandelt werden (270.000) ganz zu schweigen.
Dieses Aufwuchspotenzial bis 2031 zu generieren ist ohne eine richtige verpflichtende (!!) Wehrpflicht aussichtslos.
Nur leider will dies anscheinend niemand aus der B-Besoldung dem VM und GI sagen…
Sonst hätten die Karrierecenter nicht aktuell den Auftrag erhalten 5.000 FWDL mehr in 2025 einzustellen.
Ohne Konkurrenz zu den SaZ-Einstellungen…
Dies würde bedeuten ca. 25.000 Einstellungen in 2025…
Sicherlich muss man alles versuchen die Zahlen deutlich zu erhöhen…
Woran es fehlt ist der Realismus endlich festzustellen was wirklich möglich ist und was eben nicht…
Denn auch das Artikelgesetz wird das Problem nicht signifikant lösen helfen.
Die Bundeswehr hat, wie viele andere, die Auswirkungen der Demographie verschlafen. Hinzu tritt ein viel zu starres Laufbahnrecht, die besoldungsrechtliche Bindung an BMI/BMF und der fehlende Wille der Politik nicht nur in Wehrmaterial Milliarden zu investieren, sondern auch für Personal viele Millionen für die Personalgewinnung bereitzustellen.
Bei deutlich einfacheren Vergabemöglichkeiten.
Nichts Anderes tut die Privatwirtschaft.
Dort stellt dies auch niemand in Frage. Zur Bundeswehr sollen aber die Bewerber bitte nur aus sinnstiftenden Gründen kommen… nicht wegen guter Bezahlung und finanzieller Guddies…
So kann man handeln, dann ist aber abzusehen, dass die Bw auch 2031 nicht viel mehr als 180.000 Soldaten hat… wenn überhaupt… denn auch unter den Berufssoldaten gehen die Baby-Boomer in den nächsten Jahren in Pension…
@ Felix2 sagt am 02.02.2025 um 20:44 Uhr:
„Nur leider will dies anscheinend niemand aus der B-Besoldung dem VM und GI sagen…“
Solange das für die angeblichen „Spitzenfunktionäre“ in der „B-Besoldung“ keine persönlichen Konsequenzen hat, werden die alle, wie in den letzten beiden Jahrzehnten, alle tatenlos dem Niedergang der Bw zuschauen. So wird wenigstens die eigene Karriere und die ungerechtfertigt üppige Bezahlung von tatsächlicher „Minderleistung“ keinerlei negative Konsequenzen haben.
Man müsste pro 1.000 aktuell fehlende Soldatinnen und Soldaten mindestens einen Dienstposten in der B-Besoldung ersatzlos streichen, dann wacht der Rest dieser bräsigen Führungsebene vielleicht endlich auf und verdient sich sein Spitzengehalt mal ehrlich mit realitätsnahen Vorschlägen zur wirksamen Überwindung der desolaten materiellen und personellen Lage dieser „blanken“ Streitkräfte.
Merkwürdig, dass die Bundeswehr die Dezemberzahlen an die Presse gibt, aber nicht in der Lage ist bisher, die Statistik auf der eigenen HP auf Dezember anzupassen.
Dass die Truppenstärke schon wieder gefallen ist, ist kein gutes Zeichen. Die BW scheint unsern Politikern egal zu sein, sonst hätte man wenigstens die Musterungspflicht vor der Wahl noch als Gesetz beschlossen. Die Zeitenwende & Truppenstärke/Wehrpflicht ist viel wichtiger als das Thema Flüchtlinge, aber es wird im Wahlkampf einfach ignoriert.
@LuckySailor sagt: 03.02.2025 um 10:44 Uhr
„Man müsste pro 1.000 aktuell fehlende Soldatinnen und Soldaten mindestens einen Dienstposten in der B-Besoldung ersatzlos streichen, dann wacht der Rest dieser bräsigen Führungsebene vielleicht endlich auf…“
Sie kommen jeden Monat mit dieser Stammtisch-Forderung um die Ecke. Sie verkennen die Lage. Was ist denn passiert, als der Heeresinspekteur, GL Mais, öffentlich gesagt hat, das deutsche Heer ist blank? Erstmal nichts, dann kam für die gesamte Bundeswehr das Sondervermögen, 100 Mrd., die für die Ausrüstungslücken nicht reichen. Personal? Viele teure Werbemaßnahmen, aber keine Wehrpflicht oder anderweitige Verpflichtung zum Dienst.
Sie sollten mal die Politiker in das Visier Ihrer Begehrlichkeiten nehmen. Es fehlt sicherlich in der Ansprache von Missständen, sondern an Maßnahmen, diese zu beseitigen. Und das kann nur die Politik. Und ich sehe da im Moment keine Partei, die „den Arsch in der Hose hätte“, eine Dienst- oder Wehrpflicht in größerem Umfang durchzusetzen.
Militär, Wehrdienst, Landesverteidigung – alles nicht opportun. Sie sehen doch in der Ukraine, wie sich trotz Personalnot und Mangel an Soldaten an der Front, die Bevölkerung und Politik gegen eine Herabsenkung des Wehrpflichtalters auf 18 Jahre sträubt. In dem europäischen Land mit der niedrigsten Geburtenquote. Was sollen wir dann in Mitteleuropa erwarten?
@ Lucky Sailor
„Man müsste pro 1.000 aktuell fehlende Soldatinnen und Soldaten mindestens einen Dienstposten in der B-Besoldung ersatzlos streichen“
Wie oder was wollen Sie denn da streichen, wenn nahezu alle Haushaltsstellen besetzt sind?
Sie implizieren, dass wir tausende unbesetzte HH-Stellen in der Bw hätten. Das stimmt aber einfach nicht.
Und das Diejenigen, die die von Ihnen sog. „Dienstposten in der B-Besoldung“ besetzen nicht seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholen, der Verteidigungshaushalt müsse steigen, können Sie denen nun wirklich nicht vorhalten. So haben Sie das öffentlichkeitswirksame Reden vom „blanken Heer“ (Sie nutzen den Begriff „blank“ ja auch plakativ) beispielsweise dem Insp Heer zu verdanken.
@LuckySailor
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Man müsste pro 1.000 aktuell fehlende Soldatinnen und Soldaten mindestens einen Dienstposten in der B-Besoldung ersatzlos streichen, dann wacht der Rest dieser bräsigen Führungsebene vielleicht endlich auf…
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Das ist mir irgendwie zuviel Bashing ;-(
Diejenigen, die ich in der Admiralsliga persönlich kennen gelernt habe, waren extrem leistungsbereit und hatten ein echtes Interesse daran, die Marine voran zu bringen.
Ich glaube eher, irgendwann verzweifelt man als Admiral an den verkrusteten Strukturen. Und auch als Admiral merkt man wahrscheinlich sehr schnell, wie wenig Einfluss man auf die Probleme hat, die Felix gut auf den Punkt gebracht hat. Nur dass es m.E. gar nicht so teuer wäre, eine funktionale Bw aufzustellen. Aber das geht halt nicht auf den Ruinen des jetzigen Systems. Dafür müsste man irgendwie komplett neu anfangen.
Da komplett Auflösen und neu Aufstellen wohl keine Option ist, müsste man mal über Alternativen nachdenken: Neue Bereiche (z.B. Drohnen / Drohnenabwehr usw.) nicht in die Bundeswehr integrieren sondern parallel als „Bw neu“ aufstellen. Sofort kriegstüchtig mit schlankem Kopf, neuem Laufbahnrecht und flexibler Budgetierung. Und das Gleiche mit jedem neuen Waffensystem, das ein altes System ablöst. Dann gibt es auch Konkurrenz zum aktuellen System, wo jeder nur seinen Hintern an der Wand halten und schnell auf den nächsten Dienstposten hochbefördert werden möchte und jedes Risiko / Veränderung scheut, wie der Teufel das Weihwasser.
Irgendwann dann ein großer Zapfenstreich zur Beerdigung der „alten“ Bundeswehr und echte Streitkräfte übernehmen.
@Felix 2: „Die Bundeswehr hat, wie viele andere, die Auswirkungen der Demographie verschlafen.“
Was meinen Sie genau damit? Das Thema „geburtenstarke Jahrgänge“, d.h. 1955-1970 ist doch für die Aktiven in der Bundeswehr im Gegensatz zur Gesamt-Gesellschaft doch im Wesentlichen schon durch.
Zur Erläuterung was ich meine:
„denn auch unter den Berufssoldaten gehen die Baby-Boomer in den nächsten Jahren in Pension…“
Bei einem durchschnittlich Eintrittsalter in die Pension bei Berufssoldaten von 58 Jahren wäre das dieses Jahr der Jahrgang 1967. Das bedeutet, dass auch dort der Großteil der Baby-Boomer bereits in Pension gegangen ist. Oder anders ausgedrückt: Es ist zu erwarten, dass jedes Jahr weniger Baby-Boomer unter den Berufssoldaten in Pension gehen. Das ist wahrscheinlich im Vergleich zu den jüngeren Jahrgängen immer noch viel. Dennoch sollten sich in den kommenden 10 Jahren von der Demographie her jährlich sinkende Pensionseintritte abzeichnen.
Davon unbenommen sind natürlich die Dynamiken, die sich seit 1990 durch die Reduktion der Sollstärken eingestellt haben. Die sind aber nicht dem Demographiewandel geschuldet.
Grundsätzlich stimme ich Ihnen aber natürlich zu, dass es erheblicher Änderungen in vielen Bereich bedarf, um den gewünschten Aufwuchs an Soldaten und Soldatinnen zu erreichen.
Manchmal sollte man es mit Geld versuchen.
Wenn ein Soldat , der für unsere BRD den Kopf hinhalten soll, dafür einen Sold kriegt der nicht ganz so doll ist, dann ist es kein Wunder, wenn die jungen Leute lieber was anderes machen, was besser bezahlt ist.
Und da wir unseren Verteidigungsetat so oder so erhöhen müssen, ohne dass wir in so kurzer Zeit so derart viel Geld ausgeben können, bietet sich eine bessere Bezahlung doch an.
Führerschein kostenlos. Sollte man in die Reserve gehen, dann zusätzlich 200 Euro( oder anderen Betrag ) und zwar so lange man als Reservist zur Verfügung steht.
Noch eine Idee : Eine Division quasi als Fremdenlegion, gebildet aus Bürgern von EU-Nato Staaten, oder auch befreundeten Staaten wie Australien ,Japan, Neuseeland .
Mit Geiz ist geil wird das nix
@Snappy deluxe
„Wie oder was wollen Sie denn da streichen, wenn nahezu alle Haushaltsstellen besetzt sind?“
D.h. es gibt gar kein Fehl von 20.000 PAX / unbesetzten DP, da diese ja gar nicht zur Besetzung zur Verfügung stehen? Will heißen: wenn morgen z.B. 5.000 geeignete Bewerber als SaZ vor der Türe stünden könnte man sie gar nicht einstellen?
Gibt es somit drei Kategorien von (durch DEU zu besetzende) DP:
– DP besetzt (mit Haushaltskarte)
– DP unbesetzt (mit Haushaltskarte) – kann also kurzfristig besetzt werden
– DP unbesetzt (ohne Haushaltskarte) – kann also auch mit geeignetem Bewerber nicht besetzt werden
Natürlich ist „Bashing“ gegen die B+ Ebene á la @LuckySailor nicht hilfreich. Genauso ist aber auch die ausschließliche Ursachensuche in der Politik sehr einseitig betrachtet. Beide Personengruppen sind mitverantwortlich. Sowohl die B+ Ebene, die dem Minister schnelle „Wunderlösungen“ entwickelte bzw. versprach, daraufhin besonders ge- und befördert wurde, aber kläglich scheiterte. Ebenso die Politiker, die nicht gewillt bzw. In der Lage sind, die nötigen strukturellen Änderungen einzuleiten.
Vor den Wahlen braucht niemand zu erwarten, dass irgendeine Partei Pflichten ins Gespräch bringen wird. Das wäre ja dicht am politischen Selbstmord.
Es bleibt spannend, aber ganz offensichtlich ist das Konzept der ausschließlich auf finanzieller Besserstellung der neu geworbenen Menschen nicht erfolgreich. Da muss mehr oder anderes kommen. Gelegenheit für Frau Döring und Herrn Sieger an ihren Konzepten zu feilen, um die Versprechungen doch noch zu erreichen.
@Thomas Melber, das ist noch gar nicht so lange her das Thema Dienstposten und Haushaltskarten. Letzte Meldung dazu war afair das zusammen mit dem Finanzministerium kurzfristig für ~1000 Stellen das nötige Geld aufgetrieben wurde um die anstehenden Beförderung der OAs haushalterisch abbilden zu können.
Also ja, wenn morgen 5000 SaZ anklopfen fehlen im Personalhaushalt das Geld für die.
Thomas Melber sagt:
03.02.2025 um 21:13 Uhr:
„D.h. es gibt gar kein Fehl von 20.000 PAX / unbesetzten DP, da diese ja gar nicht zur Besetzung zur Verfügung stehen? Will heißen: wenn morgen z.B. 5.000 geeignete Bewerber als SaZ vor der Türe stünden könnte man sie gar nicht einstellen?“
Das ist soweit korrekt. Die genau Sollstärke können Sie dem EP14 entnehmen. Und diese ist von 2023-2024 exakt gleich geblieben. Die Zahl 203.000 ist eine rein politische Zahl aus dem Haus BMVg, die mehr oder weniger in der SollOrg hinterlegt, aber bisher haushaltstechnisch nicht realisiert wurde.
Das erklärt auch, warum immer wieder Bewerber für Mangelverwendungen berichten, dass die Bw keine DP anbieten könne, obwohl man in den Medien von erheblichen Personalmangel lesen würde. Das liegt eben schlichtweg daran, dass die DP zwar (in der SollOrg / durch das BMVg) ausgeplant, aber keine Haushaltskarten (im EP14 durch den Bundestag) hinterlegt worden sind.
Hier ist auch keiner aus der B-Besoldung schuld, zuständig ist alleine der Bundestag.
@ Thomas Melber: Eines der Übel ist eine, zumindest im Heer, große Zahl an Soldaten die nicht dienstfähig (aus welchen Gründen auch immer) auf den sogenannten „Dienstposten ähnlichen Konstrukten“ sitzen. Die Zahlen die man hört sind beängstigend. Da diese Soldaten nicht in der Lage sind einen Dienstposten auszufüllen, aber Haushaltskarten „verbrauchen“, fehlen die Stellen in der Truppe.
Da sind noch nicht die Querverschiebungen innerhalb der Truppe berechnet à la: „SF XY sitzt auf einer Gruppenführerstelle in der 2./-, tut aber Dienst im UstgPers StOÄ weil er es mit dem Knie hat und weil er im Personalrat sitzt kann er nicht versetzt werden“. Es gibt Bereiche in Stäben, die sind Dienstpostenmäßig komplett voll. Aber Dienst tut dort niemand weil alle woanders eingesetzt sind oder im Krankenstand sind.
Prinzipiell hat dieses System auch viele Vorteile. Ein Kommandeur kann selbst entscheiden Wen er Wo einsetzt. Gerade bei unverschuldetem Ausfall (Krankheit, Unfall, usw) kann ein Kommandeur hier als Menschenführer reagieren. Allerdings braucht es dann auch Kommandeure die den Wildwuchs beenden und „Stellenwahrheit – Stellenklarheit“ wieder herstellen. Denn: Wen zieht man mit, wen setzt man vor die Tür? Harte Entscheidungen.
Stichwort Kriegstüchtigkeit.
Solange wir da im Heer auch nicht ehrlich zu uns selber sind wird es immer so bleiben.
@Wolfgang Blau sagt: 03.02.2025 um 20:40 Uhr
Die Geldnummer hatten wir schon ausreichend, schauen Sie sich mal an, wie schnell ein Mannschaftsdienstgrad befördert wird und was der verdient. Das ist schon nicht schlecht für jemanden, der keine abgeschlossene Ausbildung braucht.
Und diese EU-Bürger etc.- Nummer…. Haben wir hier auch schon dutzende Male durchgekaut, funktioniert aufgrund rechtlicher Hürden nicht. Müsste also vom Bundestag geändert werden. Es hindert Sie nichts daran, dieses Thema mit Ihrem Bundestagsabgeordneten zu besprechen. Jetzt im Wahlkampf hätte man sogar Chancen, das einem zugehört wird. Wirklich Priorität hat das Thema nicht.
@Nachhaltig sagt:
03.02.2025 um 17:27 Uhr
@Felix 2: „Die Bundeswehr hat, wie viele andere, die Auswirkungen der Demographie verschlafen.“
Nachdem die erste Welle des Aufwuchs ab der Trendwende Personal 2016 durch war, begann man verstärkt Berufssoldaten zur Verlängerung ihrer Dienstzeit zu bewegen. U.a. auch aus den letzten der Baby-Boomer. Eine nicht unerhebliche Anzahl hat dadurch seine Dienstzeit im Durchschnitt um 2 Jahre verlängert. Mancher sogar nochmals.
Diese Berufssoldaten werden aber in den nächsten Jahren definitiv in Pension gehen. Hinzu kommen starke BS-Jahrgänge aus den folgenden Geburtsjahrgängen.
Dies summiert die Abgänge in vielen Verwendungsreihen bis 2030 deutlich.
Aber das Thema Demografie betrifft ja nicht nur die Frage wieviele verlassen wann die Bundeswehr.
Sondern auf der anderen Seite, wieviele rücken nach.
Und hier hätte man sich bereits ab 2016 intensiv Gedanken machen müssen und konkrete Maßnahmen einführen müssen, um neue Soldaten für die Bundeswehr zu gewinnen.
Da hat man einfach Jahre vergehen lassen… weil man viel zu kurzfristig agiert hat. Jetzt hat man das Dilemma und findet im Grunde keine nachhaltige Lösung…
Zur Erinnerung… der Aufwuchs auf 203.000 sollte 2025 erreicht sein.
Wurde dann auf 2031 „gestreckt“.
Und Bw-intern ist das unter den Realisten auch kein Thema mehr.
Da geht man von frühestens 2035 aus. (außer es kommt eine echte Wehrpflicht)
@Wolfgang Blau sagt:
03.02.2025 um 20:40 Uhr
„[…]Sollte man in die Reserve gehen, dann zusätzlich 200 Euro( oder anderen Betrag ) und zwar so lange man als Reservist zur Verfügung steht.[…]“
Nur zu dem Punkt: Sinnvoller und zielführender wäre es, wenn Arbeitgeber Reservisten wieder freistellen müssten. Zwingend. Denn daran scheitert das Ableisten von Wehrübungen (ja, ich weiß: Reservedienstleistungen) extrem häufig. Ich würde auch gerne wieder üben. Nur Chef sagt „nein“. Üben im Urlaub? Nicht Sinn der Sache und da ist auch die Familie nicht begeistert.
Und nur wegen der eventuellen Möglichkeit üben zu können werde ich wohl kaum meinen Job, den ich sehr mag, wechseln.
Es geht halt nicht immer nur um und mit Geld.
@Thomas Melber sagt:
03.02.2025 um 21:13 Uhr
„Gibt es somit drei Kategorien von (durch DEU zu besetzende) DP:
– DP besetzt (mit Haushaltskarte)
– DP unbesetzt (mit Haushaltskarte) – kann also kurzfristig besetzt werden
– DP unbesetzt (ohne Haushaltskarte) – kann also auch mit geeignetem Bewerber nicht besetzt werden“
Die Haushaltskarte… ist „am Soldaten“. 😉
Und dies erzeugt u.a. das Fehl auf freien Dienstposten.
Denn neben den Solaten auf DPäK-Ausbildung, werden 1000de Soldaten auf DPäK-Pers oder DPäK-Org geführt.
Die Gründe dafür sind vielfältig.
Diese Soldaten besetzen alle keine Dienstposten… müssen aber besoldet werden… Weshalb sie „ihre“ Planstelle (Haushaltskarte) mitnehmen.
Dies wird aber bei der Zuweisung der Planstellen durch den Bundestag nicht berücksichtigt. Dafür gibt es keine Planstelle mehr (geringe Ausnahmen).
DPäK = dienstpostenähnliches Konstrukt
Hinzu tritt aber natürlich ein weiteres wesentliches Problem:
Wenn sich nicht genügend geeignete Bewerber finden, die ich z.B. für die Fachdienste, oder MINT-/Spezialisten-Verwendungen einstellen kann, nützt mir auch eine verfügbare Planstelle nichts.
Und dann gibt es noch die Verwerfungen im Dienstgradgefüge.
Weshalb wir seit Jahren z.B. bei der Beförderung vom OFw zum HptFw einen erheblichen „Stau“ haben.
Die Personalprobleme der Bundeswehr sind sehr komplex.
Und ich persönlich sehe nicht, dass mit den aktuellen Maßnahmen daran etwas signifikant verbessert werden könnte. Denn z.B. für Personal will die Politik nicht deutlich mehr Geld ausgeben, und andere Bereiche, insbesondere BMI/BMF lassen kaum etwas zu, was in ihren Bereichen Begehrlichkeiten der Mitarbeiter wecken könnte…
@ Pio-Fritz am 03.02.2025 um 13:49 Uhr:
„Sie kommen jeden Monat mit dieser Stammtisch-Forderung um die Ecke. Sie verkennen die Lage. Was ist denn passiert, als der Heeresinspekteur, GL Mais, öffentlich gesagt hat, das deutsche Heer ist blank? … Sie sollten mal die Politiker in das Visier Ihrer Begehrlichkeiten nehmen. Es fehlt sicherlich in der Ansprache von Missständen, sondern an Maßnahmen, diese zu beseitigen. Und das kann nur die Politik. …“
Nicht ich „verkenne die Lage“, wenn ich (zugegebenermaßen etwas überspitzt) darauf hinweise, dass die Bw bei viel zu wenig „Indianern“ immer noch viel zu viele „Häuptlinge“ alimentiert, die ihrerseits keinerlei sichtbare Anstrengungen unternehmen, um die desolate Lage der Streitkräfte insb. im Personalbereich durch kluge Vorschläge an die Politik wirksam zu verbessern. Ich kenne auch keinen außer GL Mais, der sich hierzu mal öffentlich mit einem Appell an „die Politik“ gewandt hätte. Nein, statt dessen haben diese „Spitzenmiltärs“ uns „Truppenschweinen“ jedes noch so dummes Reformvorhaben der letzten 25 Jahre als Verbesserung verkaufen wollen, ständig wurde neue „Synergieeffekte“ herbei beschworen, die aber nie eingetreten sind. Statt dessen wurden wir „Arbeitsbienen“ trotz sachlich begründeter Zweifel immer aufgefordert „nicht Teil des Problems, sondern der Lösung zu sein“ oder bei allen Aufträgen ohne die für deren Erfüllung notwendigen Mittel stets angehalten doch „wenigstens eine 80%-Lösung“ zu erreichen.
Und nein, es „kann nicht nur die Politik“ hier einen Zustand der „Kriegstüchtigkeit“ in den Bereichen Material, Personal und Ausbildung herbeizuführen, sondern bedarf auch besonderer Anstrengungen und klaren Aufzeigens von Missständen nach „ganz oben“ von mehr als einem GL des Heeres.
@ Snappy deluxe am 03.02.2025 um 14:28 Uhr:
„Wie oder was wollen Sie denn da streichen, wenn nahezu alle Haushaltsstellen besetzt sind?
Sie implizieren, dass wir tausende unbesetzte HH-Stellen in der Bw hätten. Das stimmt aber einfach nicht.“
Wenn das erklärte Ziel der Bw ist, bis 2031 auf 203.000 Soldatinnen aufwachsen zu wollen (was man ursprünglich sogar bis 2027 angepeilt hatte!) und man davon ausgehen kann, dass dieser Aufwuchs annähernd linear von statten gehen müsste, dann fehlen heute mindestens 10.000 „Köpfe“. Andere seriöse Quellen sprechen hier sogar aktuell schon von 20.000 Fehlstellen.
Und ja, wenn in einer großen Organisation wie der Bw 10.000 bis 20.000 „Indianer“ fehlen, dann braucht man zu deren „Nichtführung“ auch keine hochbesoldeten „Häuptlinge“, oder?
Wie kann es denn sein, dass sich die Personalstärke der Marine seit 1990 zwar halbiert und die Anzahl der schwimmenden und fliegenden Einheiten um mehr als 50% reduziert hat, die Zahl der aktiven Admirale aber gleich geblieben ist?
@ Schnuckel am 03.02.2025 um 14:45 Uhr:
„Das ist mir irgendwie zuviel Bashing ;-( Diejenigen, die ich in der Admiralsliga persönlich kennen gelernt habe, waren extrem leistungsbereit und hatten ein echtes Interesse daran, die Marine voran zu bringen. Ich glaube eher, irgendwann verzweifelt man als Admiral an den verkrusteten Strukturen. Und auch als Admiral merkt man wahrscheinlich sehr schnell, wie wenig Einfluss man auf die Probleme hat,“
Ja, auch ich kannte in meiner aktiven Dienstzeit einige (wenige!) Admirale, die zwar persönlich „leistungsbereit“ rüber kamen, aber sich dennoch sehr zurückgehalten haben, den kontinuierlichen jahrelangen Niedergang in den Bereichen Material, Personal und Ausbildung auch wirklich deutlich „nach oben“ zu kommunizieren. Statt hier stillschweigend „zu verzweifeln“ müsste man von diesen Spitzenmilitärs erwarten dürfen, dass sie entweder Mittel und Wege finden, sich auch in der Politik das notwendige Gehör zu verschaffen, um ihren militärischen Auftrag bestmöglich erfüllen zu können, oder aber konsequent um Ablösung von ihrem Amt zu bitten. Mir ist dazu in 40 Dienstjahren kein einziger Fall bekannt. Dafür kenne ich aber aus etlichen StAN-Verhandlungen das krankhafte Bemühen höchster Vorgesetzter lieber „verkrustete Strukturen“ hinzunehmen, wenn dafür B-besoldete Dienstposten gesichert werden konnten.
Auch wenn man mir dafür wieder „Stammtisch-Niveau“ vorwirft, aber der „Fisch stinkt vom Kopf“!
@all
Ich erinnere mal an die Diskussion zu der 203.000 Mann Zielgröße der letzten Jahre. Es sind die Reservistendienstleistungstage mit drin und das ist ein Äquivalent von rd. 9.000 Mann. Also sprechen wir über eine reale Zielgröße von irgendetwas zwischen 193.000 – 194.000 Mann (hier im Blog nachzulesen).
Und im Prinzip sind die Haushaltskarten auch da, im ersten Schritt muss BAPers nur alle DPäK auflösen und die Leute entsprechend verteilen. Es kann ja nicht sein, das jemand so an einen Standort gebunden ist, das es nicht möglich ist, täglich 1-2 Stunden Fahrzeit in Kauf zu nehmen. Dann können auch körperlich eingeschränkte Kameraden entsprechende Dienstposten in Stäben Ämtern und Kommandobehörden wahrnehmen. Und wer das nicht möchte, da muss BAPers dann eben über Entlassung wegen dauernder Dienstunfähigkeit nachdenken. Auch Fürsorgepflicht hat irgendwo ihre Grenzen.
Der Rest an fehlenden Haushaltskarten ist dann gar nicht mehr so groß.
@LuckySailor sagt: 04.02.2025 um 9:09 Uhr
Ich habe mit Ihren Äußerungen nur in soweit ein Problem, als das der Haushalt, der ja für alle Aktivitäten der Bw entscheidend ist, aus dem Bundestag kommt. Insofern wird jedes Jahr der Grundstein durch die Politik gelegt.
Alle Folgeschritte sind dem BMVg und somit (auch) der Generalität geschuldet. Denn der Minister ist – oh Wunder – ein Politiker.
Ansonsten bin ich fein mit Ihrer Meinung. Für mich war das schon Ende der 90er einer der wesentlichen Gründe, in die freie Wirtschaft zu wechseln und nicht BS zu werden. Da war das Elend schon absehbar.
Das Personalproblem könnte schnell gelöst werden wenn man es wie die Italiener machen würde.
Wer sich als Offizier/Feldwebel bewerben will oder sich für eine Landespolizei, Bundespolizei oder den Zoll bewerben will braucht 12 Monate Dienstzeit in den Streitkräften.
bei knapp 370.000 Polizisten und Zöllnern in diesem Land haben die Verwaltungen knapp 10.000 Anwärterstellen jedes Jahr zu besetzen. Bei 4 bis 5 Bewerbern pro Stelle könnte man alleine mit den Bewerbern für die Polizei 40.000-50.000 FWDL‘ er Dienstposten voll machen. Die Bundeswehr selber hat ja auch nochmal den selben Bedarf… für SaZ4 Uffze könnte man extra Punkte im Falle einer Bewerbung verteilen.
Die Vollzugsbehörden würden profitieren, da sie bereits Sicherheitsüberprüfte Bewerber bekommen würden. Die bereits an der Waffe ausgebildet sind und man könnte durch gezielte Sportausbildung auch leistungsfähigere Bewerber in das Assessment geben.
Für alle eine Win-Win Situation. Die Bewerber die dann später durchs Assessment fallen haben dann wenigstens ein gutes Gehalt bekommen, etwas fürs Leben gelernt und zwei Wartesemester fürs Studium bekommen. Trostweise kann man ja immernoch über den Gutschein für eine Fahrschule nachdenken…
@Wolfgang Blau, 03.02.2025, 20:40 Uhr:
Ich gebe zum Thema Geld @Pio-Fritz (04.02.2025 um 8:10 Uhr) uneingeschränkt Recht. Die „Geldnummer“ mit Prämien, schnellerem erreichen der höchsten Erfahrungsstufe, sensationell kurzen Beförderungszeiten usw. haben wir ja nun ausreichend probiert. Der Erfolg war eher mäßig. Noch mehr Geld ist -glaube ich- auch nicht wirklich erfolgversprechend. Das Gesamtpaket muss stimmen.
Das Thema „Fremdenlegion /-division“ könnte man vielleicht mit ganz viel Geld bei Auslandseinsätzen machen (=Söldnertum). Dann müßte man aber den Einsatz der Bw im Ausland von der freiheitlich demokratischen Grundordnung der BRD entkoppeln. Auch das stelle ich mir schwer vor.
@Pio-Fritz
Ich glaube Lucky Sailor begreift nicht, dass man für eine Armee mit 203000 Mann natürlich auch mehr Dienstgrade für die Führungsaufgaben braucht. Vielleicht sollte man die Lamettaträger (die Luckysailor für überflüssig hält) schon mal auf die Einheiten die aktuell geplant sind verteilen und dann einfach versuchen, die noch fehlenden Soldaten zum Auffüllen zu finden.
Scherz beiseite.
Ich schaue mir die Personalentwicklung der Bundeswehr schon länger an als ich mich hier im Forum beteilige. Und die Situation ändert sich nicht. Egal üb da draussen Krieg herrscht oder nicht. Die Ursachen sind bekannt und die Diskussion über die Lösungen des Problems drehen sich fröhlich im Kreis. Der für die meisten Menschen ohne tiefere Einsicht offensichtlichste Weg zur Lösung ist die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht.
Wir hier wissen, dass das schon deshalb nicht einfach ist, weil der Bundeswehr sogar das Personal dafür fehlt, um die die dafür erforderlichen Strukturen wiederaufzubauen. Von den Strukturen selbst (Kasernen z.B.) nicht zu reden. Die bestehenden rechtlichen Hürden könnte man mit dem entsprechenden politischen Willen beseitigen. Der exisitiert aber nicht, weil die Entscheidungen unpopulär sind und keine der, immer weniger etablierten, Parteien weitere Verluste zu riskieren bereit ist.
Der Hoffnungsschimmer liegt in der anhaltenden Depression. Bei steigenden Zahlen von Arbeitslosen und der von den bürgerlichen Parteien geplanten dünneren sozialen Hängematte, könnte die Bundeswehr als Arbeitgeber wieder interessanter werden. Der Nachteil der Depression liegt in sinkenden Steuereinnahmen, die widerum zur Finanzierung einer größeren Bundeswehr fehlen werden. Vielleicht hat der Fritz ja die nötige Durchsetzungsstärke, wenn er mal Kanzler ist. Im Moment versucht er sich ja eher als Populist. Vieleicht fühlt im ja mal ein mutiger Jounalist auf den Zahn und fragt ihn, was er von Herrn Pistorius Plänen hält.
@Küstengang01: In der Sache voll bei Ihnen!! Einzelne Teile des „italienischen Modells“ hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder mal gegeben, wenn einzelne Landes- und Bundesbehörden informell (!) gediente Bewerber deutlich bevorzugt haben oder sogar der Status Reserveoffizier / -unteroffizier zur stillschweigenden Erwartung gehörte und sich das unter den Bewerbern rumgesprochen hatte. Ein Beispiel: Der Vater einer Klassenkameradin, (der selbst Hptm.d.R. GebJg war) hat mir einst erzählt, dass sehr viele Forstbehörden in Bayern und Ba-Wü bis in die 1990er kaum ungediente Bewerber akzeptierten, erst recht nicht im gehobenen und höheren Dienst. Daher seien bei bestimmten Truppengattungen, etwa GebJg, immer überdurchschnittlich viele spätere Forstleute als RUA/ROA gewesen. Aus einem Bundesland weiß ich, dass die Schutzpolizei bis in die 1980er Unteroffiziere SAZ 4 – 6 gezielt angesprochen hat und eine schnelleren Aufstieg aus dem mittleren in den gehobenen Dienst in Aussicht gestellt hat, besonders in der Bereitschaftspolizei. Das ist heute aber alles weg. Für das italienische Modell müssten Sie 16 Landesregierungen mit Polizeien etc. und mindestens vier Bundesministerien unter einen Hut bekommen. Und das angesichts einer Welle des Vorwurfes, dass damit die zivilen Behörden „militarisiert“ würden. Die wenigen Übernahmeprogramme für SAZ der Feldjägertruppe in Landespolizeien haben auch politischen Gegenwind bekommen. Meinen Sie, dass es aktuell eine politische Kraft gäbe, die hier eine solche Kraftanstrengung durchziehen könnte? Allerhöchstens vielleicht im Rahmen eines Deals, dass dafür keine Wehrpflicht kommt?? Aber echte Reservisten generieren Sie damit auch nur bedingt, wenn die Leute später in uk – Stellung landen…
Küstengang01 sagt:
04.02.2025 um 13:12 Uhr
„Das Personalproblem könnte schnell gelöst werden wenn man es wie die Italiener machen würde.
Wer sich als Offizier/Feldwebel bewerben will oder sich für eine Landespolizei, Bundespolizei oder den Zoll bewerben will braucht 12 Monate Dienstzeit in den Streitkräften.“
Ihr Plan klingt zunächst einmal plausibel, unterschlägt nach meiner Bewertung einige Probleme:
– Zunächst ist Landespolizei Ländersache mit eigenem Laufbahnrecht. Wieso soll ein Bundesland es zur Vorraussetzung machen, dass potenzielle Bewerber zur „Konkurrenz“ (Streitkräfte) gehen sollen? – Vermutlich bleiben die (besten) Bewerber gleich für längere Zeit dort und stehen der Landespolizei wohl nicht mehr (oder erst nach über einem Jahrzehnt) zur Verfügung. Das wäre dann wohl ein Schuss in den Ofen aus Sicht der Bundesländer.
– Demographie: Auch Polizei, Zoll & Co. haben Nachwussorgen aufgrund der Demographie. Deren Lobby wird wohl kaum so ein Modell unterstützen, bei dem der Bewerberpool künstlich verkleinert wird.
– Kapazität: Was passiert, wenn die Bw die Leute gar nicht aufnehmen kann aufgrund der – bekannten – Kapazitätsprobleme (Infra, Ausbilder, Haushaltskarten, …)? Laut statistischem Bundesamt von 2020 gab es rund 32.000 neu eingestelle Anwärter bei den Landespolizeien. Mit wie vielen FWDLern plant zur Zeit die Bw? Was passiert, wenn ein Bewerber
a) keine Zusage von der Bw bekommt und/oder
b) aus (Gewissens-)Gründen den Kriegsdienst verweigern möchte (Art. 12a Abs. 2 S. 1 GG)?
Gerade bei b) würden ihre Argumente (Vorausbildung an der Waffe, sportliche Fitness) ins leere laufen.
Auch wenn ich ihrer Idee persönlich was abgewinnen kann, sehe ich jetzt und in Zukunft aus politischen, juristischen und tatsächlichen Gründen keine Chance auf Realisierung.
@Pio-Fritz sagt:
04.02.2025 um 10:57 Uhr
Wenn Sie den Hausherrn zitieren, dann bitte korrekt… ;-)
D.h. ja, Sie haben grundsätzlich Recht das auch die Res in der Zahl sind. Aber nur 4.500.
D.h. 2025 hätte die Bw 198.500 aktive Soldaten erreichen sollen. Jetzt eben 2031…
Es bleibt Stand heute : ein Fehl von ca. 17.500 (!) aktiven Soldaten.
Ich kann die Kommentatoren vor mir nur bestätigen. In Brandenburg kommen, Vertreter der Bundeswehr, des Zolls und der Landes- und Bundespolizei in die Oberschulen, um vor Ort um die Schüler zu konkurrieren, die einigermaßen Lesen, Schreiben und Rechnen können.
Da sind dann aber auch die kommunalen Arbeitgeber und die Privatwirtschaft als Konkurrenz.
@Windlicht sagt:
04.02.2025 um 22:28 Uhr
@DrStOffz sagt:
05.02.2025 um 6:51 Uhr
Das müsste man dann in der IMK unter den 17 Innenministern verabreden und könnte man als Beitrag der Länder zur Zeitenwende verkaufen.
Man würde dann einfach jeden Bewerber bei der Polizei ans nächste KarrC der BW verweisen und sagen… in 12 Monaten können sie gerne wieder kommen. Genau so machen die Italiener das, man kann sich eben erst bei den Carrabinieri oder den diversen anderen Polizeibehörden bewerben nachdem man Wehrdienst geleistet hat… das weiß jeder der an dem Job Interesse hat und macht erst seinen Dienst in den Streitkräften. Die Bundeswehr müsste als ihren Teil des Deals natürlich genug Kapazitäten für FWDL’er vorhalten.
Am Ende ist es die Frage was will man… eine Wehrpflicht will man nicht, eine richtige Berufsarmee Angelsächsischer Prägung wo die Berufssoldaten nach 22 Dienstjahren in Vollrente gehen will man auch nicht. Man will den kurz dienenden SaZ der seine besten Jahre der Bundeswehr opfert und den ehrenamtlichen Reservisten der in seiner Freizeit dient aus liebe zum Vaterland… wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass.
Klar können sich die Länder sagen warum sollen sie denn die Zeitenwende unterstützen, was gehen sie die Personalsorgen der BW an, aber wenn das die denke in den Staats-& Senatskanzleien ist dann frag ich mich warum ich als Bürger mich um diesen Staat scheren soll…. dann geht der unter und jemand anders regiert und verwaltet mich und sammelt meine Steuergelder ein.
Entweder der Gesamt Staat will Zeitenwende oder eben nicht.
Also wenn ich mir den EP14 anschaue, dann lese ich für 2024:
Planstellen BS + SaZ: 182700
Planstellen FWDL: 12500
Planstellen RDL: 5500
Insgesamt: 200700
Dann dieser Satz: „Der Ausgabenveranschlagung liegt folgende durchschnittliche Anzahl von berufs- und Zeitsoldatinnen und -soldaten zugrunde“ – „178500“
Und weiter:
Organisatorischer Umfang:
Dienstpostenumfang: 165366
davon Streitkräfte: 158807
Ausbildungsumfang: 36500
Reservistenumfang: 5500
Insgesamt: 207366
Wenn ich nun die von Herrn Wiegold recherchierten Zahlen nehme:
Aktive Soldaten: 181150 (inkl. FWDL)
RDL: 20100
Macht gesamt: 201250
Also ich sehe da, so wie die nackten Zahlen dastehen, keine wirklichen Spielräume. Es gibt 6666 Dienstposten mehr, als Planstellen vorhanden sind. Es scheint mir zwar so, als ob 182700 BS/SaZ Planstellen nur 170800 aktive BS + SaZ gegenüberstehen, es wirkt aber auch so, als ob 5500 RDL-Planstellen ein Mehr von 20100 RDL gegenüberstehen, die das Fehl bei den BS/SaZ (und auch FWDL) möglicherweise ausgleichen. Wobei zu zusätzlich zu bemerken wäre, dass die Diskrepanz zwischen „Dienstpostenumfang“ (165366) und „davon Streitkräfte“ (158807), angesichts des Personalumfangs des BMVg darauf hindeutet, dass es tatsächlich ein erhebliches DPÄK-Problem geben könnte, dass Planstellen für Neueinstellungen/Beförderungen etc. bindet.
@Küstengang01
Sie übersehen mEn ein wesentliches Ding, wofür wir Wehrpflichtige brauchen: Masse. Angenommen, die Umsetzung kommt und alle BOS-Bewerber müssen erst „jedient“ haben, was dann? Sobald die FWDL raus sind, sind sie komplett raus – die kann man später nicht mehr einziehen, da sie andere wichtige Stellen besetzen. Somit schafft man sich Reservisten auf dem Papier, die dann im V-Fall aber weiter Blau und nicht Grün tragen.
.“ Mir ist dazu in 40 Dienstjahren kein einziger Fall bekannt. Dafür kenne ich aber aus etlichen StAN-Verhandlungen das krankhafte Bemühen höchster Vorgesetzter lieber „verkrustete Strukturen“ hinzunehmen, wenn dafür B-besoldete Dienstposten gesichert werden konnten.
Auch wenn man mir dafür wieder „Stammtisch-Niveau“ vorwirft, aber der „Fisch stinkt vom Kopf“!“
@Lucky Sailor
Als ich, in einer aehnlichen Situation 1983 den Admiral A. Bethge fragte, warum er nicht seinen Hut hinwerfen wuerde bekam ich die Antwort (laechelnd) dass er glaubte diejenigen die seinen Hut aufnaehmen wuerden es erheblich schlechter machen als er., (Habe den konkreten Anlass vergessen)
Cheers
Bundestag beschließt „Artikelgesetz Zeitenwende“
„Um die personelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zu steigern, hat der Deutsche Bundestag am 31. Januar 2025 mit großer Mehrheit das „Artikelgesetz Zeitenwende“ beschlossen“.
Zahlreiche Verbesserungen in den Bereichen Arbeitszeit, Mobilität, Besoldung, Vergütung, Versorgung, Laufbahnrecht sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll noch im ersten Halbjahr 2025 wirksam werden. Neuerungen für Personal im Sanitätsdienst und Praxisaufstieg für Mannschaften fallen besonders positiv auf.
https://suv.report/bundestag-beschliesst-artikelgesetz-zeitenwende/
Angesichts der unverändert nicht zufrieden stellenden Personallage und des Bewerberaufkommens, sollte mit den Kernaussagen vom Artikelgesetz in die Werbeoffensive gegangen werden.
@Schlammstapfer sagt:04.02.2025 um 20:42 Uhr
„@Pio-FritzIch glaube Lucky Sailor begreift nicht, dass man für eine Armee mit 203000 Mann natürlich auch mehr Dienstgrade für die Führungsaufgaben braucht.“
Ich bin der Überzeugung, das @Lucky Sailor das sehr wohl begreift, in puncto Personal ist das nur der falsche Ansatz.
In gewisser Weise hat er sogar recht, wir haben einen viel zu großen und hochdotierten Wasserkopf. Die Anzahl der Generale nach Köpfen ist seit der Wende 1990 nicht gesunken sondern zumindest gleich geblieben. Es gibt nur einen „kleinen“ Unterschied. Seinerzeit hatte die Bundeswehr mit Feldheer und Territorialheer 495.000 aktive Soldaten plus 800.000 Reservisten plus jede Menge ausgebildete ehemalige Wehrpflichtige in der Bevölkerung. Und heute?
***Wolfgang Blau sagt….Noch eine Idee : Eine Division quasi als Fremdenlegion, gebildet aus Bürgern von EU-Nato Staaten, oder auch befreundeten Staaten wie Australien ,Japan, Neuseeland .***
Genau das sollte eben nicht passieren. Wir brauchen keine Söldnerarmee und für mich persönlich wäre das ein Grund die Uniform an den Nagel zu hängen. Wo kommen wir hin?
***GolfEcho83 sagt: : Sinnvoller und zielführender wäre es, wenn Arbeitgeber Reservisten wieder freistellen müssten. ***
Tja, da sagen Sie was. Ein recht schneller zielführender Ansatz wäre es den Zettel abzuschaffen der eine Einverständnis vom Arbeitgeber fordert anstatt es dem Reservisten zu überlassen. Ein „Nein den brauch ich“ ist leicht angekreuzt wenn man die Möglichkeit dazu hat. Der Zettel war mal ein paar Jahre weg, Jetzt ist er wieder da. Und schon isses für viele Beorderte gleich doppelt schwer.
Ich weiß nicht, wie der aktuelle Stand ist, aber eine Beordung von Angehörigen von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben soll es meines Wissens nach nicht mehr geben. Es nutzt ja nichts, wenn ich eine Lücke schließe und dafür eine andere aufreiße. Ich kenne Kameraden in der Reserve, die sind noch zusätzlich beim THW und bei der Feuerwehr. Im Frieden mag das gehen, wenn es richtig losgeht, funktioniert es nicht. Ich hoffe, dass die Politik sich nach den Wahlen endlich mal ehrlich macht und Klartext redet.
@Y-998201: Nach einer damaligen Aussage aus der Leitungsebene in der „Arbeitsphase Wehrpflicht“ sollte das schrittweise in einem ganz großen Gesamtpaket mit dem schwedischen Wehrpflichtmodell und weiteren Regelungen und Absprachen mit den Ländern kommen. Praktisch wieder Prüfung von V-Dienstposten / uk- Stellung für alle Zivilangestellten der Bundeswehr, Umsetzung der Grundbeorderung, V-Dienstposten für entsprechendes militärisches Personal auf F-Dienstposten, zwei Wochen Freistellungspflicht für Arbeitgeber (!!) und so weiter und so weiter. Fand aber keinen Gefallen bei bei Mützenich und Scholz. Den Rest kann man in der Zeitung oder hier bei TW nachlesen… Stand jetzt dürfte es so sein, dass man lieber keine Bereinigung durchzieht, weil das „häßliche Zahlen“ verursachen würde. Denn ohne selektive Wehrpflicht ja auch keine Chance auf nennenswerte Zahlen neuer Reservisten.
Die 5.500 „Planstellen“ Res bitte nicht falsch interpretieren. Eine „Planstelle“ Res bedeuten Haushaltsmittel für einen Reservisten für 365 Tage. Wenn also 2 Reservisten jeweils ein halbes Jahr üben, wird somit eine „Planstelle“ verbraucht
@Küstengang01
Das klingt für mich nach einem sehr guten Ansatz. Zwar ist die Kritk am Vorschlag teilweise berechtigt bezüglich Reservisten, es geht mMn aber vor allem darum, dass evtl einige Bewerber beim Bund „hängenbleiben“.
@DrStOffz
Zumindest das Argument Kriegsdienstverweigerung läuft mMn ins Leere, zum Großteil werden dann ja auch im Dienst bei Polizei oder Zoll Waffen getragen, das wäre vermutlich ein No Go dann auch dort bei der Einstellung.
Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt:
05.02.2025 um 14:18 Uhr
Ja, geb ich Ihnen recht, das sind gute Sachen dabei im neuen Artikelgesetz. Aber, wenn Sie genau auf die Maßnahmen schauen: das richtet sich nicht an die große Masse, sondern an im Großen und Ganzen an spezielle Personenkreise der Bundeswehr, für die es Verbesserungen gibt (Litauen, Personal SanDst, Spezialverwendungen (Drohnenpiloten), SaZ am Ende der Dienstzeit).
Ich glaube aber nicht, dass Sie das Gesetz für eine nach außen gerichtet breite Werbeoffensive für den Dienst in der Bw nutzen können, dafür ist das Gesetz zu speziell und wirkt sich auch nicht unmittelbar auf Neueinsteller aus. Um die anzusprechen müssten Sie eher mit allgemeinen Soldzuschlägen für die ersten Monate/Jahre, mehr freien Tagen, Verpflichtungsprämien, Verwendungsgarantien usw. arbeiten.
SGdR sagt:
06.02.2025 um 4:14 Uhr:
„Zumindest das Argument Kriegsdienstverweigerung läuft mMn ins Leere, zum Großteil werden dann ja auch im Dienst bei Polizei oder Zoll Waffen getragen, das wäre vermutlich ein No Go dann auch dort bei der Einstellung.“
Das lässt sich momentan rechtlich nicht durchsetzen. War auch zu Zeiten der Wehrpflicht so. Polizei/Zoll ist ja kein Kriegsdienst, es besteht – in letzter Konsequenz – nicht die Pflicht, zu töten oder getötet zu werden. Waffen dienen dort der Notwehr bzw. als Ultima Ratio die Durchsetzung von unmittelbaren Zwang nach strengen gesetzlichen Vorgaben.
Zudem widerspreche es auch Art. 33 II GG. Eine Kriegsdienstverweigerung / abgeleisteter Wehrdienst könnte zwar in der Ermessensentscheidung mit eine Rolle spielen (Eignung, Leistung, Befähigung), aber ein „No-Go“-Automatismus wäre rechtlich nicht haltbar. Es ist ja auch so, dass auch bei der Bw eine Kriegsdienstverweigerung in der Vergangenheit kein automatischer Einstellungsausschluss darstellt (der wird dann halt widerrufen).
Was wurde eigentlich aus der im Weißbuch skizzierten Absicht der Aufnahme von EU-Bürgern.:
Zitat:“ Nicht zuletzt böte die Öffnung der Bundeswehr für Bürgerinnen und Bürger der EU nicht nur ein weiotreichendes Integrations- und Regenerationspotenzial für die personelle Robustheit der Bundeswehr sonder wäre auch ein starkes Signal für die europäische Perspektive.“
Wurde das eigentlich jemals weiterverfolgt? Und wenn ja, mit welchem Erfolg?
@Snappy deluxe:
Hier denken Sie, meiner Meinung nach, zu weit.
Wenn man sich beim Bund nach dem Abitur verpflichtet – meist also OA – dann locken Geld (in jedem Falle mehr als alle anderen), die Aussicht auf eine gute Ausbildung, einen festen Job und vor allem eine verklärte Abenteurer-Haltung.
Wer sich später (nach Lehre oder Studium) verpflichtet, der macht das aus eher wirtschaftlichen Interessen und – machen wir uns nix vor – die Versorgung ist sehr gut. Da bleibt ordentlich „Nutto“ vom „Bretto“, weshalb die Vergleiche mit der „freien Wirtschaft“ schon hinken.
Aber um seine Rente, Endverwendung (klingt schon nach Friedhof) etc., macht sich ja niemand Gedanken, wenn er anfängt.
Ich glaube auch nicht wirklich daran, dass die sinkenden Bewerberzahlen mit der Versorgung zu tun hat.
Ich denke eher, dass da eine sehr üppige Grundalimentierung, in Verbindung mit einem teils als langweilig oder sinnvlos empfundenen Dienst einhergehen.
Während die Welt digital ist, gibts beim Bund noch Laufzettel. Die Leuchtturm-Jobs (Pilot, Fluggerätemechaniker, ….), die finden immer mehr Bewerber, als Plätze.
Aber als KasFW auf irgendeinem TrPÜbPl am Arsch der Heide?! Dafür muss man geboren sein.
@Snappy deluxe sagt (06.02.2025,13:31 Uhr):
„…Um die anzusprechen müssten Sie eher mit allgemeinen Soldzuschlägen für die ersten Monate/Jahre, mehr freien Tagen, Verpflichtungsprämien, Verwendungsgarantien usw. arbeiten.“
Nette Idee, mit der Sie aber quasi automatisch das „Bestandspersonal“ bildlich gesprochen vor das Schienbein treten, denn die anfallende Arbeit muss unverändert gemacht werden. Wer macht das, wenn die jungen „Neukunden“ weniger arbeiten müssen? Richtig, die „Alten“. Wer wird auf unattraktive Dienstposten versetzt, wenn die jungen „Neukunden“ Verwendungsgarantien bekommen? Richtig, die Alten. Wer findet es bestimmt total attraktiv, wenn der Gehaltsunterschied eines jungen „Neukunden“ ohne Berufsausbildung, ohne Einsatz, ohne Zusatzqualifikation zu einem einsatzerfahrenen (z.T. mehrere 100 Tage) Portepeeufffz gerade einmal 1000 € beträgt? Richtig der „Alte“. Diese potenzielle Ungleichbehandlung wird die Unzufriedenheit des Bestandspersonals weiter verstärken.
Das „Personalproblem“ lässt sich leider nicht an nur einer Tatache festmachen.
1) Als erstes sollte man sich einfach eingestehen das die Demographie grundsätzlich zu weniger Bewerber führt.
2)Weniger Bewerber bedeutet zugleich höher Wettbewerb mit anderen Arbeitgeber.
3) Um den „Kampf“ der Bewerber zu gewinnen, muss die Bundeswehr zu einem ihre Attraktivität für Bestandskunden und Neukunden massiv erhöhen. Eine veraltete langsame und oftmals überforderte Personalführung führt zu unzufriedenen Bestandskunden die wiederum keine Eigenwerbung für ihre Bundeswehr vollziehen. Wenn jeder der 180000 BW Mitarbeiter zufrieden wären, bräuchte es die vielen Werbemaßnahmen nicht.
Für einen großen Anteil der jetzigen Generation ist ein Arbeitgeber der einen ständig in ganz Deutschland auf Reisen schickt, schlicht weg unattraktiv.
4) Die Gehaltstruktrur gehört schleunigst angepasst, ein ungelernte Arbeitskraft (Mschft) verdient im Vergleich zu denen die Verantwortung über Personal u Material tragen viel zu viel oder andersrum die anderen zu wenig.
5) Ein Kommandeur/Kommodore/Verbandsführer hat viel zu wenig flexible Dienstpostenmöglichkeiten, kann oftmals gute Mitarbeiter nicht am eigenen Standort fördern, dies geht oft nur mit einem Standortwechsel, somit lohnt sich oftmals Leistung nur bedingt.
Wir müssen im Gesamten
flexibler; schneller und vorallem moderner werden um mit anderen Arbeitgeber konkurrenzfähig zu werden. Erst dann wird sich das Personalproblem langsam lösen.
@Personalmitarbeiter in der Bundeswehr sagt: 10.02.2025 um 14:04 Uhr
„…kann oftmals gute Mitarbeiter nicht am eigenen Standort fördern, dies geht oft nur mit einem Standortwechsel, somit lohnt sich oftmals Leistung nur bedingt.“
Leistung lohnt sich immer. Nur in der Bw drängt sich der Eindruck auf, das die Soldaten zur Karriere getragen werden wollen. Alles an einem Standort und der Spitzendienstgrad der eigenen Laufbahngruppe muss auch noch drin sein. Das kann nicht funktionieren und führt im Endeffekt zu den unsäglichen DPäK-Konstruktionen, die Haushaltskarten blockieren.
Die jetzige Stellenbündelung ist schon sehr luxuriös. Wer mehr möchte, muss sich bewegen. Muss man in der freien Wirtschaft auch, wenn man Karriere machen möchte.
Kleine Anekdote aus der Zeit vor der Wiedervereinigung. Ich wurde Ende der 80er Zugführer. Der Chef 1. Kompanie war seinerzeit Major und schon lebensälter. Der wollte aus dem Standort nicht weg. Seine Frau war Lehrerin, zusammen hatten die finanziell gar keine Schmerzen. Der wurde dann so rechtzeitig vor der Pensionierung Oberstleutnant, das es ruhegehaltsfähig war. Damals waren die Zeiten dafür noch kürzer. Dieser Kamerad hat sich nie beklagt, denn er hatte sich das so ausgesucht und war zufrieden.
Diese Einstellung vermisse ich bei einigen Kameraden heute, die wollen einfach alles, wie ein Kind im Spielzeugladen. Und noch ein Wort zur Besoldung, die ist in Ordnung, bei den Mannschaften hat man es übertrieben. Schlussendlich muss man bei Vergleichen auch mal auf die Abzüge schauen. Und die sind bei Soldaten mit Lohnsteuer, Kirchensteuer evt. Soli überschaubar. Keine Rentenversicherung, Krankenkasse oder Arbeitslosenversicherung. Nur die Pflegeversicherung haben alle gemeinsam,
Trump setzt hochrangiges und wohlverdientes Personal auf die Straße(!), die könnten hier oder in der NATO gute Dienste leisten.
The U.S. Department of Homeland Security has ejected former Coast Guard Commandant Adm. Linda Fagan from her house with three hours of notice, forcing her to leave her belongings behind, according to NBC and The Independent.
https://maritime-executive.com/article/report-ex-commandant-adm-linda-fagan-abruptly-evicted-from-base-housing
@atlantikbrückenpfeiler sagt: 10.02.2025 um 18:26 Uhr
„Trump setzt hochrangiges und wohlverdientes Personal auf die Straße(!), die könnten hier oder in der NATO gute Dienste leisten.“
Klar, was wir unbedingt brauchen sind mehr Flagoffiziere. Vor allem welche, die mit Befehls- statt Auftragstaktik arbeiten. Trump soll seine selbst geschaffenen Personalprobleme mal schön selber lösen.
Bow sagt: 07.02.2025 um 9:01 Uhr
„Aber um seine Rente, Endverwendung (klingt schon nach Friedhof) etc., macht sich ja niemand Gedanken, wenn er anfängt.“
Ich glaube, dass können und sollten wir beim Werben um Nachwuchs nicht schon mitdenken (also die attraktive Endverwendung). Ich selbst bin im letzten Drittel meiner Dienstzeit angekommen und ich hatte zwischendurch auch mal die ein oder andere Verwendung, die mich nicht wirklich vom Hocker gerissen hat.
Wobei ich es persönlich so empfunden habe, dass es weniger an der Unattraktivität der Tätigkeit lag, sondern in der Regel an den Menschen im Arbeitsumfeld.
Zur Wahrheit gehört auch: nach einigen Truppenverwendungen, bin ich von einer Büroverwendung derzeit nicht enttäuscht.
Letztlich: Menschen und ihre Karrierevorstellungen sind individuell. KasFw auf einem großen Truppenübungsplatz ist sicher nicht für jeden eine völlig unattraktive Endverwendung.
Und ich bin auch nicht dafür, dass stets alle Bestandssoldaten (zu denen ich selbst seit fast dreißig Jahren gehöre) bei allen Entscheidungen rund um die mangelhafte Nachwuchslage auch „ihren Teil abbekommen“ müssen, damit sie weiter „zufrieden“ sind, wie das andere Kommentatoren hier nahelegen. Anreize und Mittel sollten ihre Wirkungen im „Ziel“ entfalten. Und wenn das Ziel „Erhöhung der Bewerberzahlen“ ist, dann bitte das Lockmittel zielgerichtet auf diese Personengruppe wirken lassen.
@Pio-Fritz (10.02.2025, 16:01 Uhr):
Sie sprechen viele Punkte richtig an, aber nicht vollumfänglich.
„Leistung lohnt sich immer“. Grundsätzlich ja,…aber… nicht zwingend für die Karriere bei der Bundeswehr. Es muss auch der richtige Vorgesetzte wahrnehmen wollen und können, und es dann auch in der Beurteilung verwerten wollen. Das ist dann schon eine ganz große Hürde. Insbesondere bei dem aktuellen BU-System.
„Alles an einem Standort und der Spitzendienstgrad der eigenen Laufbahngruppe muss auch noch drin sein. Das kann nicht funktionieren…“. Doch das funktioniert sehr gut, z.B. im Bereich der Ämter, Kommandos, bzw. Ministerium (Berlin +Speckgürtel, oder die berühmte „Rheinschiene“), und natürlich auch in der Fläche, wenn es der richtige Vorgesetzte so will (=> „Kumpelei“).
„Und noch ein Wort zur Besoldung, die ist in Ordnung, bei den Mannschaften hat man es übertrieben.“ => Volle Zustimmung.
„Schlussendlich muss man bei Vergleichen auch mal auf die Abzüge schauen. Und die sind bei Soldaten mit Lohnsteuer, Kirchensteuer evt. Soli überschaubar. Keine Rentenversicherung, Krankenkasse oder Arbeitslosenversicherung. Nur die Pflegeversicherung haben alle gemeinsam,“
Das sollte richtig und vollständig eingeordnet werden. Für den Mitarbeiter ist wichtig, was für ihn Netto herauskommt. Die Berechnungsgrundlagen für Rentenversicherung, KK und ALV sind bekannt. Wenn es 3000€ Netto sein sollen, ist es nur relativ einfache Mathematik zu errechnen, was dem Mitarbeiter Brutto überwiesen werden muß. Aber warum sollte der Bund das tun? Ein höheres Brutto überweisen, um dann eine Summe X abzuziehen für eine staatliche Pensionskasse (=enormer Verwaltungsaufwand)? Und eine Summe Y für staatliche ALV (ebenso Verwaltiungsaufwand)? Macht das Sinn. Der Bund hat auch keine Haftpflichtversicherungen bzw. Kaskoversicherungen bei seinen grünen Autos. Die Summe der Versicherungsprämie wäre viel zu hoch. Wenn etwas passiert zahlt der Staat.
KK macht auch keinen Sinn, denn die Soldaten genießen unentgeltliche Truppenärztliche Versorgung. Darüberhinaus haben -gut beratene- Längerdiener eine Anwartschaft abgeschlossen, für die Zeit nach der Bw. Somit zahlen diese sehrt wohl, wenn auch einen relativ geringen Betrag in die KK.
@ORR sagt 11.02.2025 um 19:49 Uhr
Ich glaube, in puncto Sozialabgaben haben Sie mich missverstanden. Ich fordere gar nicht, das Soldaten Sozialabgaben leisten sollen. Das kann gerne so bleiben wie es ist. Es würde jedoch nicht schaden, wenn der Staat Rücklagen für die Pensionen bildet.
Der Knackpunkt ist doch, daß Gehälter grundsätzlich Brutto angegeben werden. Egal, ob Sie in Tarifverträge oder Besoldungstabellen schauen. Das verzerrt natürlich das entstehende Bild in der Öffentlichkeit.
Um eine direkte Vergleichbarkeit herzustellen müsste man Netto-Gehälter von Menschen mit einem nahezu identische persönlichen Staus vergleichen.