Sicherheitshalber der Podcast #89 Live: Amerika first, Europa unter Druck: Sicherheitspolitik mit und ohne Trump
Sicherheitshalber ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 89 sprechen Ulrike Franke, Frank Sauer, Carlo Masala und ich live auf der Buchmesse in Wien über Trump und die europäische Sicherheit. Was bedeutet die Trump-Wiederwahl für die Ukraine? Was sind die Implikationen für die NATO, und was kommt auf die EU zu? Vor welchen Herausforderungen wird die neue deutsche Regierung stehen?
Abschließend wie immer der Sicherheitshinweis, der kurze Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen – diesmal mit einer neuen europäischen Luftverteidigungsinitiative, einem Haftbefehl für den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu, chinesischen Drohnen in der Ukraine und neuen russischen nuklearen Drohgebärden.
Trump reloaded: 00:02:43
Sicherheitshinweise: 00:56:30
Diese Folge wurde auch von Phoenix aufgezeichnet und am 24. November 2024 ausgestrahlt – das TV-Format unterscheidet sich, wegen der Zeitbegrenzung im linearen Fernsehen, von der Podcastfolge als Audio:
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Erwähnte und weiterführende Interviews, Literatur und Dokumente:
Thema: Trump reloaded
Economist, What Trump’s picks suggest about how his presidency will go, 13.11.2024
SWP Podcast, US-Präsidentschaftswahl 2024: Worauf müssen sich Europa und die Welt nach Trumps Sieg einstellen?, 14.11.2024
Camille Grand, Defending Europe with less America , ECFR, 03.07.2024
Steve Beynon, Drew F. Lawrence, Konstantin Toropin, Thousands of Women Serve in Combat Roles. Pentagon Nominee Hegseth Says They Shouldn’t, Military.com, 18.11.2024
Gustav Gressel, Der Untergang: As Trump returns, Putin will reap the rewards of Europe’s inaction on Ukraine, ECFR, 15.11.2024
Economist, China is the big winner from Biden’s foreign policy, say Michael Waltz and Matthew Kroenig, 02.11.2024
Sicherheitshinweise:
Thomas: JAMIE – Joint Air Missile Defence Initiative in Europe
Rike: Chinesische Kampfdrohnen in der Ukraine?
Carlo: Zur Umsetzung des Netanyahu-Haftbefehls
Frank: Russland feuert IRBM auf Dnipro in der Ukraine
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(Foto: Ulrike Wieser für Sicherheitshalber)
Zur These von Frank Sauer. Ich würde es doch gerne erläutert haben.
Aus der Tatsache, dass die Hyperschall-Rakete Oreschnik, eine RS-26 -Weiterentwicklung, einen nuklearen Sprengstoff hätte tragen können, folgt für mich noch nicht, dass man sie, will man etwas demonstrieren, sie ohne jeden Sprengkopf losschickt.
Moritz Kütt (IFSH) aber sagt für die US Hyperschall-Rakete „Dark Eagle“, dass sie grundsätzlich keinen Sprengstoff trage, Die „Zerstörungswirkung entfaltet alleine durch die Energie des Aufpralls (kinetisch), es gibt keinen Sprengkörper “ Er beruft sich dabei auf Angaben des Office of the Director, Operational Test & Evaluation (DOTE).der USA.
Wenn die US-Angabe zur Sprengkopffreiheit, wie es klingt, grundsätzlich für Hyperschall-Raketen gilt, dann auch für die Oreschnik Russlands. Dann wäre Sauers Spekulation über die Bedeutung des fehlenden nuklearen Sprengkopfs schlechte Kaffeesatzleserei.
Vielleicht lässt sich das fachlich klären.
Zu einigen Punkten:
„Ohne USA können die europäischen Staaten die Ukraine nicht unterstützen.“
Unabhängig von den Waffenlieferungen und Einsatzunterstützung: Könnten die europäischen NATO- Staaten, besonders GB und Fr die US- Weltraum- und Luftaufklärungskapazitäten der USA ersetzen?
„Bilateralisierung der NATO“
Begann die nicht bereits unter Obama mit Stationierungen in Rumänien und Polen?
„Hat ein russischer Sieg (Definition?) eine Stärkung Chinas zur Folge?“
M.E. eher nicht. Russland und China waren Jahrhunderte Konkurrenten, bis in die 1980er Jahre. Derzeit braucht Russland dringend die chinesische Unterstützung und ist kooperativ. Nach einem Sieg würden die alten Rivalitäten wieder aufleben. So wie unter Kissinger und Nixon China vom damaligen sowjetischen Block endgültig abgespalten wurde, könnte die US- Administration auch auf die Idee kommen, dieses Mal Russland vom chinesischen Block des Globalen Süden abzuspalten. Schließlich hatte Putin einmal sogar selbst diese Idee (Wirtschaftsraum zwischen Wladiwostok bis Lissabon). Den Preis Ukraine würde wohl (fast) jeder US- Politiker bezahlen.
Hallo,
Sie weisen auf die notwendige und voraussichtlich nicht vorhandene Zweidrittelmehrheit im nächsten Bundestag hin im Hinblick auf die sog. Schuldenbremse.
Bräuchte es aber nicht auch dieselbe – nicht vorhandene – Zweidrittelmehrheit im Bundestag, um im Fall des Falles unsere NATO-Bündnisverpflichtung praktisch zu erfüllen?
Szenario: Ein Angriff Russlands auf das Baltikum.
Ich denke bzw. befürchte, dass die AFD, das BSW und ein signifikanter Anteil der SPD Fraktion in diesem Szenario eine „diplomatische“ Lösung einfordern und eben nicht für das Entsenden deutscher Truppen stimmen werden.
Liege ich richtig mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit oder könnte der NATO-Oberbefehlshaber die der NATO zugeordneten deutschen Verbände nach eigenem Ermessen – ohne explizite Zustimmung des Bundestages – einsetzen?
@Timo:
Genau aus diesen Erwägungen war und ist es immer so wichtig gewesen Truppen wichtiger Bündnispartner in der Nähe der zu erwartenden Front zu stationieren.
Die Diskussion im Bundestag die Sie erwarten, sieht nämlich komplett anders aus wenn bereits zu Beginn des skizzierten russischen Angriffs deutsche Soldaten im Gefecht stehen oder bereits gefallen sind.
Sicherheitshinweis ESSI/JAMIE/EDIRPA – die EU-Förderung geht an die Beschaffungsämter der beteiligten Nationen. Neben JAMIE werden noch vier weitere Vorhaben unterstützt. Insgesamt nehmen 20 EU-Mitgliedsstaaten an den Vorhaben teil, einige davon mehrfach (AT, BE, BG, CY, DE (3x), DK (3x), EE (3x), ES, FI, FR, HR, HU, IT, LT, LV (2x), NL (2x), PL, RO, SE und SI (2x)). Insgesamt 18 Mitgliedsstaaten sind EU/NATO Doppelmitglieder und alle MS an der NATO/EU Aussengrenze/Ostflanke sind beteiligt sowie die BIG5. Die direkten Nutzniesser sind die Beschaffungsagenturen der MS. Diese können mit den jeweils EUR 60 Millionen zügig gemeinsame Beschaffungsverfahren und -strukturen schaffen. Nimmt man die Vollkosten der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) als Maßstab (Personal, Gebäude, Dienstreisen, Studien etc.), sind dies ca. 300 Personenjahre pro Vorhaben. So können alle MS unabhängig von ihrer Finanzkraft an den gemeinsamen Beschaffungsorganisationen teilhaben und müssen sich nicht auf einen Sponsor (z.B. DoD) abstützen. Das gesamte Beschaffungsvolumen der fünf ausgewählten Vorhaben liegt bei EUR 11 Milliarden, die von den MS getragen werden. Mit dem Nachfolgevorhaben EDIP werden weitere gemeinsame Beschaffungen unterstützt werden. Grundsätzlich könnte der EDIRPA Ansatz auf den gesamten Lebenszyklus einer Fähigkeit ausgedehnt werden. Die fünf ausgewählten Vorhaben stehen alle auf der Prioritätenliste, die der Hohe Vertreter und die Kommission basierend auf den Vorarbeiten der EDA und im Auftrag der Europäischen Rates (Gipfel von Versailles) vorgelegt haben. Dieser Ansatz muss noch verbessert werden. Zukünftig müssen die Verteidigungsminister die Prioritäten für die (DOTMLPFI) Fähigkeitsentwicklung festlegen. Die EU Akteure müssen dann daraus ableiten, welche Maßnahmen im EU-Rahmen umgesetzt werden können, also wie Anforderungen, Rechtsgrundlagen und Haushalt miteinander in Einklang gebracht werden. Wichtig ist dabei zu verstehen, daß im EU-Rahmen die für Verteidigung wesentlichen Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit im Rat getroffen werden. Dies betrifft die Gesetzgebung z.B. in der Industriepolitik (Rat & EP), den Haushalt (ditto), die EDA und die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (SSZ), die beiden sleeping Beauties der EU Verteidigungspolitik (Rat jeweils alleine ohne das EP). Der EU-Vertrag setzt der Nutzung des EU-Haushalts für die EDA und die SSZ keine unüberwindlichen Grenzen. Die EDA hat von 2015 bis 2019 schon EU-Haushalt durchgeführt und kann dies auch wieder tun. Die Widerstände sind politischer, nicht juristischer Natur. Zwei Dinge werden befürchtet: das Abgleiten in die EU-ropäische Verteidigungsintegration durch den Einsatz von EU-Methoden, -Instrumenten und -Haushaltsmitteln und die Beschädigung der NATO und des damit einhergehenden Status Quo für deren heutige Nutzniesser.
Zum Zusammengehen RUS – CHI:
Nicht zu vergessen den andauernden Grenzdisput zwischen beiden Maechten im Fernen Osten. Insofern ist es ein riskanter Zug russischer Seits, sich auf China abzustuetzen.
So – komplett durchgehört. Wie immer informativ und kurzweilig. Danke dafür.
Zu „wie gehen wir mit den USA um“:
Wie richtig besprochen denkt the Donald transaktional. Er sieht sich als „greatest dealmaker“, also würde ich vorschlagen: wir machen Deals. Wir sind grade eh noch nicht in der Lage selbst in ausreichendem Umfang Rüstungsgüter herzustellen. Demnach könnte man doch in den USA Güter ordern und parallel zusehen, dass wir hier endlich in die Gänge kommen.
Wovon ich allerdings abraten würde sind die Käufe von Technik die nach Hause telefonieren muss, siehe F 35. Dadurch würde Erpressbarkeit und Abhängigkeit nur steigen. Was aber wenn wir Dinge kaufen die wir – vermulich – brauchen und grade nicht in Masse produzieren können? Munition z.B. oder meinetwegen auch Abrams. Donald könnte happy Fritzes (ich gehe mal stark davon aus das da dann nicht Robert oder Olaf stehen) Hand schütteln und verkünden „Germany just bought 200 Abrams. That’s a deal Joe couldn’t do…“
Wir würden unsere Zahlen etwas steigern und hätten zudem ein System auf dem Hof stehen, dass sowieso in vielen Teilen mit dem Leo überein stimmt.
Zudem müssen wir bei Trump noch eines berücksichtigen: ihm ist egal wieviel von unseren 2%-NATO-Geldern wir wirklich aufwenden. Was ihn interessiert ist wieviel dieses Geldes in den USA landet. Und aktuell sind wir in dieser Lage gefangen.
Warum? Weil unser Konzept lange (quasi bis jetzt) war: „der Ami beschützt uns für lau“.
Die nächsten Jahre werden mindestens teuer und unbequem, im schlimmsten Fall blutig. Sind wir darauf vorbereitet? Nö
Dann noch ein Gedanke der, meiner Ansicht nach bisher zu selten kam: was machen wir eigentlich wenn die USA unter Trump nicht nur als Alliierter unzuverlässiger werden sondern wenn sie selbst aggressiv ihre wirtschaftlichen Interessen durchsetzen?
Beispielsweise durch die Eroberung rohstoffreicher Gebiete? Wenn ich mir die Rhetorik anschaue, die Figuren die sich da sammeln, dass Gebaren der republikanischen Partei, die (aktuell noch auf Israel bezogenen) Phantastereien von Annektionen – dann ist das zwar ein (noch) sehr unwahrscheinliches Szenario, aber eines das ich auch nicht komplett ausschließen will.
Und ich würde zumindest gerne daran glauben können, dass man in den Regierungen Europas nicht nur auf Sicht fährt. Aber genau das tun wir – im Schneesturm und ohne Scheibenwischer.
Nachts
Danke für den gewohnt informativen Podcast! IMHO werden die richtigen (scheinbar einfachen) Fragen gestellt und interessante Aspekte in die Diskussion gebracht.
Die Audioqualität war gut – trotzdem freue ich mich schon auf die nächste Folge mit sicherlich wieder _sehr_ guter Qualität. Auch handwerklich ist dies einfach ein hervorragender Podcast. Sollte nicht unerwähnt bleiben…
SiPo mit/ohne Trump:
Joseph Keith Kellogg, nominierter Sondergesandter Trumps für #rusukrwar bringt möglicherweise einen eindeutigeren Zungenschlag gegenüber beiden Kriegsparteien zum Ausdruck.
Die Offerte an den Kreml kann lauten, „Ihr geht in faire Verhandlungen, oder die USA versorgen UKR mit allem an Rüstungsgut was gewünscht wird“. In diesem Fall wird sich bei Putin die Erkenntnis durchsetzen, dass die ökonomisch stärkere Seite üblicherweise auf der Siegerstraße fährt.
Demgegenüber wird Kyjiv lernen dürfen „Ihr willigt in Verhandlungen unter vorläufiger Anerkennung des territorialen Status Quo ein, oder die militärische Unterstützung wird begrenzt“. Selenskyy wird zwangsläufig zustimmen müssen.
Während des gestrigen Putin Besuchs in Kasachstan weigerte sich Präsident Tokajew demonstrativ mit Putin und der 🇷🇺 Delegation Russisch zu sprechen! Putin, Lawrow und andere setzten sich während der Live-PK die Kopfhörer auf.
Die Kasachen zeigen sich frei von Angst. Allerdings mag gelten, bleib vom Fenster weg, Präsident Tokajew.
https://x.com/i/status/1862556131807146113
Interessant. Frank Sauer spricht klar aus, wofür mir mal vom Hausherrn russische Propaganda unterstellt wurde.
[Tatsächlich. Was denn? T.W.]
Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 30.11.2024 um 11:34 Uhr
„Putin, Lawrow und andere setzten sich während der Live-PK die Kopfhörer auf.“
Da interpretieren Sie aber etwas viel hinein. Es ist Standard, dass der einheimische Politiker bei einer PK im eigenen Land die Landessprache spricht. Alles andere würde wohl von der eigenen Bevölkerung als Anbiederung gewertet werden.
@KPK
Zitat:“Die Offerte an den Kreml kann lauten, „Ihr geht in faire Verhandlungen, oder die USA versorgen UKR mit allem an Rüstungsgut was gewünscht wird“. In diesem Fall wird sich bei Putin die Erkenntnis durchsetzen, dass die ökonomisch stärkere Seite üblicherweise auf der Siegerstraße fährt.“
Ein solches Angebot würde nur zeigen, dass Trump und seine Berater nicht wirklich verstanden haben, was das Problem der Ukraine ist. Wie Frank Sauer so schön festgestellt hat, besteht das Hauptproblem der Ukraine nicht in einem Mangel an Material, den es zweifellos auch gibt, sondern in einem Mangel an ausgebildeten und kampftüchtigen Truppen. Deshalb würde ein solches Angebot, wenn es nicht durch weitere Angebote an Putin ‚versüsst‘ wird, verpuffen.
Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass die USA „wirtschaftlich auf der Siegerstraße fährt.“?
Was WK I und WK II anbetrifft hat das sicher auch gestimmt. In den Weltkriegen haben die beteiligten Staaten und vor allem die USA auf Kriegswirtschaft umgestellt. Die aktuelle Erweiterung der Produktion in den Rüstungsbetrieben in Europa und den USA kommt, im Vergleich dazu, so gemächlich daher, dass die aktuellen Bedarfe in den westlichen Streitkräften und die der Ukraine nicht zeitnah gedeckt werden können.
Letztlich und endlich muss dann auch noch die finanzielle Basis da sein, damit man sich die Waffen und Munition auch leisten kann. Trump hat diese Wahlen auch deshalb gewonnen, weil es einer Mehrheit der Bürger der USA unter Jo Biden wirtschaftlich schlechter geht, als während Trumps erster Amtszeit. Eine Besserung der wirtschaftlichen Lage wird es in den USA aber kaum geben, wenn Trump die „UKR mit allem an Rüstungsgut, was gewünscht wird,“ unterstützt.
Die psychologische Basis für Kriegsbereitschaft ist mindestens genauso wichtig wie die ökonomische Basis. Die Kriege in Vienam und in Afghanistan gingen jeweils gegen ökonomisch schwächere Gegner verloren, die einfach fester entschlossen waren, zu gewinnen. Egal wie hoch die Kosten auch sein mögen.
Die Opferbereitschaft der Ukrainer und Russen wird nicht an die der Taliban oder Vietnamesen herankommen. Die Ukrainer mögen auch fest entschlossen sein, zu gewinnen, aber die Russen haben ökonomisch den längeren Atem.
Alle Sanktionen und alle Waffenlieferungen haben die Russen bisher nicht aufgehalten und nichts was der Westen schnell genug liefern könnte wird einen Unterschied machen. Sieht man von Atomwaffen einmal ab.
Aber so verückt ist nicht mal Donald Trump.
Ich denke, dass man Trump hier komplett falsch einschätzt. Trump ist an den Konflikten der alten Welt nicht interessiert. Jo Biden dagegen war ein ‚kalter Krieger‘ und verfolgte in Sachen Geopolitik den von Brzeziński entworfenen Plan, Russland zu unterwerfen, damit die USA zur einzigen Supermacht zu machen. Für Donald Trump ist das reine Geldverschwendung.
Trump ist ein Geschäftsmann und versteht unter Macht vor allem wirtschaftliche Macht. Deshalb ist für ihn der Konkurrenzkampf mit der Wirtschaftsmacht China von viel größerer Bedeutung als eine militärische Auseinandersetzung mit Russland, das wirtschaftlich ja eher eine achtklassige Regionalmacht (hinter den G7) darstellt.
Auch Trump wird sicher bereit sein, einen Krieg zu führen, aber nur wenn der sich wirtschaftlich kurzfristig lohnt. Der Krieg im und die Besetzung des Irak waren vor allem teuer, ohne dass für die USA der erhoffte Gewinn dabei raussprang. Im Gegenteil, die Zerstörung des Irak half vor allem dem Iran. Und in Afghanistan war ohnehin nichts zu holen.
Zelensky hat das erkannt und der Ausbeutung ukrainischer Rohstoffvorkommen versucht, die US-Regierung (die alte wie die mögliche neue) zu ködern.
Trump und seinen Beratern dürfte damals schon klar gewesen sein, dass Selensky ihnen die ‚Taube auf dem Dach‘ anbietet. So wie der Krieg sich entwickelt hat die Ukraine bald nichts mehr anzubieten. Ein schnelles Ende würde zumindest immer noch die Chance auf den ‚Spatz in der Hand‘ bieten.
Ich denke, dass Putin durchschaut hat, das, je weniger für Trump in der Ukraine zu holen ist desto geringer dessen Bereitschaft, sich zu engagieren, sein wird. Wenn für Trump nichts mehr zu holen ist, dann wird der Krieg in der Ukraine voll und ganz ein Problem der Europäer. Das wird auch für den Wiederaufbau der Ukraine nach einem Kriegsende gelten.
Maßgeblich dürfte für Trump aber auch sein, dass er in Russland aus keine militärische Bedrohung sieht. Ein russische Armee, die sich mit einem Gegner wie der Ukraine so schwer tut, ist militärisch keine keine Gefahr für die europäischen Staaten.
Für Trump sind die europäischen Staaten, und vor allem Deutschland, vor allem wirtschaftliche Konkurrenten. Die Unterstützung der Ukraine, die Versorgung der Flüchtlinge und die wirtschaftlichen Probleme schwächen die europäischen Staaten als Konkurrenz. Das ist im Sinne von Donald Trump.
@T.W.
Ich hatte damals die Prognose gewagt, das die Ukraine diesen Krieg verlieren wird. Mit der Begründung, dass die Russen aufgrund ihrer größeren Bevölkerung mehr Truppen und aufgrund ihrer besseren ökonomischen Basis mehr Material haben und weil alle unsere Sanktionen mehr oder weniger wirkungslos verpufft sind.
[Jetzt soll ich noch mal nachgucken, was Sie damals genau geschrieben haben, wann eigentlich, um warum ich da Propaganda gewittert habe? Nicht ernsthaft. Wenn Sie der Meinung sind, dann ist das so; allerdings sehe ich bislang kreativen Umgang mit Fakten, z.B. in Ihrem jüngsten Kommentar… T.W.]
Gerade habe ich die Nachricht gelesen, dass Selenskyj einem Waffenstillstand, wie Trump ihn sich vorstellt, zustimmen würde. Wobei er bereit ist auf die aktuell besetzten Gebiete vorläufig zu verzichten, wenn die Ukraine nur schnell der NATO beitreten könnte. Wobei die NATO Mitgliedschaft dann aber für das gesamte Territorium in den ursprünglichen Grenzen gelten würde.
Ob dieser plötzliche Sinneswandel etwas damit zu tun haben könnte, dass die russischen Truppen nur noch knappe 4-6 Kilometer von den Orten entfernt sind, an denen sich das große Lithiumvorkommen und eine besonders wertvolle Kohlemine befinden (Quelle: Welt)?
Immerhin war das doch ein Teil dessen was Selenskyj in seinem ‚Victory-Plan‘ den USA angeboten hatte. Zwar gibt es auch im Westen der Ukraine Lagerstätten mit diversen Rohstoffen aber der Großteil der besonders reichen Lagerstätten liegt nunmal in den besetzten Gebieten, bzw. in Gebieten die von einer Besetzung bedroht sind. Vor dem Krieg waren Industrieproduktion (vor allem Stahl) und Agrarexporte für die Staatseinnahmen praktisch gleich wichtig.
Was von der Ukraine übrig bleiben wird, wird zwar nicht vollständig von Agrarexporten abhängig sein. Aber fast. Zumindest wird es viele Jahre dauern, bis die Industrie wieder aufgebaut ist und einen nennenswerten Beitrag leisten kann.
[Trump stellt sich NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine vor? Habe ich noch nicht gesehen; welche Quelle? T.W.]
@Schlammstapfer
„Ich hatte damals die Prognose gewagt, das die Ukraine diesen Krieg verlieren wird. Mit der Begründung, dass die Russen aufgrund ihrer größeren Bevölkerung mehr Truppen und aufgrund ihrer besseren ökonomischen Basis mehr Material haben“
Die russische Seite hat ihre Übermacht in Menschen dazu genutzt, entsprechend ihrer Übermacht mehr dieser Menschen zu verlieren, derzeit 1500-2000 pro Tag. Die Übermacht an Material haben die USA und die EU verursacht, mutwillig oder aus politischen Gründen, es gab und gibt keinerlei logischen Grund dafür.
„und weil alle unsere Sanktionen mehr oder weniger wirkungslos verpufft sind.“
Bei einer Inflationsrate von 9% und sinkenden Sozialausgaben, einem Leitzins von 21%, fallendem Rubelkurs, Milliarden Euro Nettoverlust bei Gazprom ist Ihre Behauptung „wirkungslos verpufft“ … nun, im Sinne eines netten Umgangs miteinander mag ich nicht so ganz offen schreiben, wie sich eine solche Behauptung ausnimmt.
Sie könnten schreiben, daß die Sanktionen weniger gebracht haben als erhofft, und wären damit auf der Seite der Wahrheit.
„Gerade habe ich die Nachricht gelesen, dass Selenskyj einem Waffenstillstand, wie Trump ihn sich vorstellt, zustimmen würde. Wobei er bereit ist auf die aktuell besetzten Gebiete vorläufig zu verzichten, wenn die Ukraine nur schnell der NATO beitreten könnte.“
Einer Verkleinerung der Ukraine kann er nur nach einer Volksabstimmung zustimmen, das verlangt die Verfassung der Ukraine. Was Selenskyj derzeit sagt, richtet sich allerdings nicht an Sie oder mich oder die Ukrainer, sondern an Donald Trump. Er hat umgeschaltet auf Transaktion, weil Trump keine Prinzipien kennt. Von der Volksabstimmung muß er ihm ja jetzt noch nichts erzählen.
„Ob dieser plötzliche Sinneswandel etwas damit zu tun haben könnte, dass die russischen Truppen nur noch knappe 4-6 Kilometer von den Orten entfernt sind, an denen sich das große Lithiumvorkommen und eine besonders wertvolle Kohlemine befinden (Quelle: Welt)?“
Welchen tollen Wert soll denn eine _Kohle_mine(!) im Jahr _2_0_2_4_ haben? Es mag so sein, daß irgendeine Edelfeder der „Welt“ immer noch im 20. Jahrhundert lebt, aber deswegen müssen Sie solches Zeugs doch nicht kritiklos übernehmen.
Das große Lithiumvorkommen (80 bis 105 Millionen Tonnen Gestein mit 1-1,5% Lithiumhydroxid) liegt 400 km von der Frontlinie entfernt. Das kleine Vorkommen mit 11 bis 14 Millionen Tonnen Gestein und ebenfalls 1 bis 1,5% Lithiumhydroxid liegt tatsächlich in der Nähe der Front. Könnten Sie nicht selbst einen Faktencheck machen, bevor Sie wilde Geschichten erzählen?
@Schlammstapfer
Was der eine oder andere Politiker so plant, sei dahingestellt. Oft wird der Plan der Realität folgen müssen.
In dieser Realität war für mich eine Meldung am Wochenende in verschiedenen Medien wichtig, dass von Januar bis Oktober ca. 60.000 ukrainische Soldaten desertiert sein sollen; d.h. so ganz grob 10% der Frontsoldaten. Das Problem ist inzwischen wohl so relevant, dass freiwilligen Rückkehrern Straffreiheit zugesichert wird. Kann so eine Armee noch gewinnen?
@ T.W.
Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt? Nicht Trump stellt sich NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine vor, sondern Selenskyj.
@Hans-Joachim-Zierke
„Im Sinne eines netten Umgangs miteinander“ korrigiere ich mich, schließe mich Ihrer Formulierung an und schreibe, daß die Sanktionen weniger gebracht haben als erhofft.“
Zitat:“Einer Verkleinerung der Ukraine kann er nur nach einer Volksabstimmung zustimmen, das verlangt die Verfassung der Ukraine.“
Da haben Sie recht. Ich denke aber, dass Selenskyj mit seiner Formulierung da ein Schlupfloch geschaffen hat. So wie ich das verstanden habe, stimmt Selenskyj ja nur zu, den Russen die Gebiete quasi vorübergehend zu überlassen, um sie später auf diplomatischem Weg zurückzubekommen. Auch die NATO-Migliedschaft soll für die gesamte Fläche der Ukraine gelten.
Ihre Einschätzung davon, wie Selenskyj den zukünftigen Präsidenten der USA einschätzt, teile ich.
Zitat:“Welchen tollen Wert soll denn eine _Kohle_mine(!) im Jahr _2_0_2_4_ haben?“
Aus unserer Sicht und wenn man den Klimawandel als die größte Bedrohung für die menschliche Zivilisation betrachtet, dann hat das keinen Wert.
Aber leider gibt es auch im Jahr 2024 immer sehr viele Regierungen die auf Öl, Gas und Kernkraft setzen?
In Deutschland sind wir schon so fortschrittlich, dass zumindest in Versuchanlagen Stahl mit Hilfe von Wasserstoffgas produziert wird. In der Ukraine dagegen wurde Stahl mit Koks gekocht und man wird Stahl auch weiter mit Koks kochen. Und die Kohle aus besagter Mine liefert den besten Koks.
Es gehörte ja zu dem Irrsinn ukrainischer Politik, seit Beginn diesen Jahrhunderts, dass man dort, selbst als man sich das (billige) russische Gas nicht mehr leisten konnte, trotzdem nichts unternommen hatte, um davon unabhängig zu werden.
Weder hatte man damit begonnen, die eigenen Vorkommen an Öl und Gas ernsthaft zu erschließen, noch hat man den Bau von Solar und Windkraftanlagen vorangetrieben. Auch heute noch setzt die ukrainische Regierung auf den Bau neuer Reaktoren. Als wenn dieser Krieg nicht eindrücklich genug vor Augen führen würde, wie sehr man sich damit selbst verwundbar macht.
Zitat:“Könnten Sie nicht selbst einen Faktencheck machen, bevor Sie wilde Geschichten erzählen?“
Mache ich für gewöhnlich. In diesem Fall habe ich die Aussage von Christoph Wanner (Welt), der aus der Ukraine berichtet, übernommen. Was natürlich keine Entschuldigung für mangelde Recherche ist.
@Segestes
Die Meldungen habe ich auch gehört. Ich zweifele sie im Prinzip auch nicht an. Ich bin mir nur bei der Genauigkeit der Zahlen unsicher.
Die Situation ist da so ähnlich wie die Unsicherheit bei der Zahl der Gefallenen.
Carlo Masala nannte mal in einem Interview die Zahl von jeweils rund 600000 gefallenen Soldaten auf beiden Seiten. Wenn die Zahlen stimmen, genau werden wir es erst nach dem Krieg erfahren, dann ist das eine heftige Schlachterrechnung, die sich die Russen aber immer noch eher leisten können als die Ukrainer.
Laut Medienberichten wird in der Ukraine das Einberufungsalter auf Druck der USA auf 18 Jahre gesenkt. Laut Medienberichten, spricht General Sirsky von einer geplanten neuen Offensive, um die Initiative zurückzubekommen.
Laut Medienberichten ist Selenskyj inzwischen der unbeliebteste Präsident, den die Ukraine je hatte. Das sind alles Faktoren, die einen Einfluss haben können. Aber für eine Einschätzung ist die Informationslage zu dürftig. Wo das Wissen fehlt bleibt nur der Glaube und damit habe ich es nicht so.
@Schlammstapfer
Die UKR stellt zwar neue Brigaden auf (neun – ?), z.T. auch mit schwerem westlichen Gerät (LEO 2A4, CAESAR) doch sollen u.a. Drohnen und Drohnenabwehr fehlen, bei anderen fehlt das schwere Material komplett.
Derzeit sollen diese als „strategische“ Reserve vorgehalten werden, ggf. für eine Verwendung als „mobile defense“ im Falle eines Durchbruchs der RUS SK.
Tja, so wie das momentan aussieht und wenn man die „Ideen“ der Politik zu einem „Frieden“ in der UKR so verfolgt, dann schaffen wir uns nach dem Kosovo-Serbien Konflikt erneut einen geteilten Staat mit permanentem Konfliktpotential in Europa an. Von daher habe ich „Frieden“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn den wird es mit so einer Lösung nicht geben.
Breaking News auf Twitter: US-Kongress gibt keine Mittel mehr für die Ukraine frei, bis Präsident Trump im Amt ist
House Speaker Mike Johnson announces that Congress will not be green lighting any more money to Ukraine.
“We have a newly elected president and we’re going to wait and take the new commander-in-chief’s direction on all of that — so I don’t expect any new Ukraine funding now.“
https://x.com/stillgray/status/1864347445913702910
[Da hätte ich gerne ne seriöse Quelle – und ne Antwort auf die Frage, ob das nicht ohnehin klar war, dass der Congress vorerst nix weiter freigibt, aber Biden ohnehin nur über die bisher schon freigegebenen Gelder verfügen kann… so ist das zu unseriös, gerade mit diesem „Influencer“. T.W.]
Zu fix auf „Abschicken“ gedrückt. Eigentlich sollte es heißen: Twitter meldet…
Es geht wohl um vom Weißen Haus angefragte 8 Milliarden Dollar für die Ukraine Security Assistance Initiative, die die Ukraine mit militärischer Ausrüstung versorgt, die Ausbildung der Streitkräfte finanziert und Beratungsleistungen erbringt, sowie 16 Milliarden Dollar für das Verteidigungsministerium, um die an die Ukraine gelieferten eigenen Vorräte aufzufüllen, sowie Mittel für die Reparatur von Militärausrüstung in den Beständen des Verteidigungsministeriums. Die Mittel sollen auch verwendet werden, um das Verteidigungsministerium für militärische Ausbildung und Training zu entschädigen, das der ukrainischen Regierung oder anderen ausländischen Ländern zur Verfügung gestellt wird, die die Ukraine unterstützen. Summa summarum also um weitere 24 Milliarden USD zusätzlich zu den bislang bewilligten Geldern.
Mal abwarten, ob und was die regulären (US-)Medien dazu melden.