Fürs Archiv – Putin und die neue Oreschnik-Rakete: „Neuentwicklung, kein Sowjet-System“
Nachgetragen (weil ich am gestrigen Freitag mit dem Podcast beschäftigt war): Einen Tag nach dem überraschenden, erstmaligen Einsatz von Russlands neuer Oreschnik-Rakete hat der russische Präsident Wladimir Putin weitere Ausagen dazu gemacht. Fürs Archiv:
Der Kreml dokumentierte ausführlich die Aussagen Putins und von Vertretern des Militärs und der Rüstungsindustrie. Aus den dort zitierten Angaben des Präsidenten (in der englischen Fassung):
You know that yesterday I informed the Armed Forces personnel, the citizens of Russia, our allies around the world as well as those who are trying to blackmail us by force, about Russia’s newest medium-range missile system. This is our, your system, which you have named Oreshnik, a ballistic missile with a non-nuclear hypersonic capability.
As we all know based on the objective control data, the test was a success. I congratulate you on this. And, as I have already said, we will continue these tests, including in combat conditions, depending on the situation and the nature of the security threats posed to Russia. All the more so as we have a stockpile of such products, a reserve of such systems ready for use. (…)
In this context, importantly, the Oreshnik system is not an upgrade of old Soviet-era systems, even though we are all originally from the Soviet systems, and we were all raised on the accomplishments of previous generations and, to a certain degree, we built on their achievements. However, this system is, in fact, the result of your work that was done in modern Russia, new Russia. The system relies entirely on contemporary cutting-edge innovations. (…)
No one else in the world has such weapons yet, as we and you know. Indeed, sooner or later other leading countries will have them, we know what kind of designs are being worked on there. However, it will be tomorrow, or in a year or two. Meanwhile, we have this system today. And this is essential.
I would like to emphasise one more aspect here. The Oreshnik missile system is not just an effective hypersonic weapon. Due to its striking power, especially when used en masse and in combination with other long-range precision systems that Russia also has, using it against enemy targets will be comparable in effect and power to using strategic weapons. Although in fact the Oreshnik system is not a strategic weapon; in any case, it is not an intercontinental ballistic missile and it is not a means of mass destruction, also because it is a high-precision weapon.
Der ganze Text hier; und als Sicherungskopie:
20241122_Putin_Oreshnik_update
> Der Kreml dokumentierte ausführlich die Aussagen Putins und von Vertretern des Militärs und der Rüstungsindustrie.
Herzlichen Dank für die Weiterverbreitung der Kreml-Propaganda. Ohne Ihre Hilfe würde die uns kaum so zeitnah erreichen.
[Typen wie Sie haben das früher vermutlich auf die Formel „Hört keine Feindsender!“ gebracht? T.W.]
Das ist also eine landgestützte Mittelstrecken LRF-Waffe mit Hyperschall und ausgekoppeltem Glider.
Das entspricht in etwa Dark Eagle der USA – richtig?
Ich frage mich, weshalb die Europäer das unter ELSA nicht auch verabreden zu bauen. Oder haben sie es bereits, es ist nur noch nicht öffentlich.?
Fassen wir die Fakten der letzten Tage zusammen:
1. Putin behauptet, es sei ein neues System. Fachleute bezweifeln das, und gehen eher von einem begrenzten update bereits bestehender Technik aus.
2. Die direkte militärische Wirkung des Raketentreffers war Null. Keine militärischen Ziele getroffen, nur Zivilisten. Ein klassischer Terrorangriff, der Angst machen soll. Aufgrund des großen CEP (die Angaben variieren zwischen 90 und 250m) ist diese Rakete auch nicht für konventionelle (nicht-atomare) militärische Präzisions-Angriffe geeignet. Ob konventionelle Sprengköpfe verwendet wurden, oder Dummies (Zerstörung über rein kinetische Energie), wird derzeit untersucht.
Ru, hat mehrere Millionen Dollar verpulvert für null militärische Wirkung.
3. Der Rubel ist weiter abgestürzt, der Absturz hat sich beschleunigt. Für einen US-Dollar müssen inzwischen mehr als 104 Rubel bezahlt werden.
4. Dieser Angriff ist ein Mittel der psychologischen Kriegführung. Er soll insbesondere in den Ukraine Unterstützerstaaten Angst machen, und weitere signifikante Hilfe unterbinden. Auch weil Ru. erneut mit dem „Atom-Säbel“ rasselt.
5. Die Aktion Russlands hat gezeigt, dass der Einsatz von ATACMS und Storm Shadow sehr erfolgreich war und Wirkung gezeigt hat. Moskau weiß, dass ihre direkten, militärischen Mittel gegen diese Waffen begrenzt sind.
Deswegen ist es extrem wichtig, dass die Unterstützerstaaten von diesen Waffensystemen mehr liefern (inkl. Taurus), und die Ukraine die russische militärische Infrastruktur dadurch hinter der Front stärker wirksam bekämpfen kann.
6. Die Atomkriegs-Debatte: Diejenigen, die befürchten, dass Moskau so verrückt und / oder selbstmörderisch ist Atomwaffen einzusetzen und einen Atomkrieg zu starten, fordern gleichzeitig, dass man unbedingt mit Moskau verhandeln müsse, Zugeständnisse machen müsse, um diesen Atomkrieg zu verhindern.
Wenn man also diese Verrückheit / Irrationalität annimmt, welchen Sinn machen dann Verhandlungen mit verrückten / irrationalen Akteuren?
Rhetorische Frage.
Das Regime in Ru. ist brutal und imperialistisch, aber innerhalb dieses Mindsets handelt es rational. Durch die katastrophale Appeasement Politik des Westens gegenüber Ru. in den letzten 25 Jahren, speziell das Versagen 2008 (Georgien), 2014 (Beginn des Krieges gegen die Ukraine), 2015 (die russischen Kriegsverbrechen in Syrien, die die Fluchtwelle nach Europa ausgelöst haben) hat sich Ru. bestärkt gefühlt, die Invasion von 2014 in größerem Stil wiederholen zu können.
Es war durchaus rational anzunehmen, dass der Westen wieder sehr schwach sein wird. Er ist es ja leider nach wie vor in der Form, dass er die Mittel limitiert oder ganz zurückhält, die Russland eine komplette Niederlage bescheren würden.
Russland ist ein Riese auf tönernen Füßen. Die russische Wirtschaft ist extrem angeschlagen und kann den Krieg in der jetzigen Form nicht mehr allzu lange fortführen. Deswegen ist es jetzt erforderlich, schnellstmöglich die Sanktionen weiter zu verschärfen, Sanktionslöcher zu schließen, um den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen. Und parallel die militärische Unterstüzung für die Ukraine deutlich hochzufahren, um den militärischen Druck auf Ru. zu erhöhen.
Wie lange benötigt man für die Entwicklung einer neuen Mittelstreckenrakete (Projektbeginn bis Einsatzfähigkeit)?
Russland ist erst 2019 aus dem INF-Vertrag ausgestiegen.
@FreeEurope sagt:
23.11.2024 um 16:13 Uhr
„Und parallel die militärische Unterstüzung für die Ukraine deutlich hochzufahren, um den militärischen Druck auf Ru. zu erhöhen.“
In diesem Punkt bin ich uneingeschränkt bei Ihnen.
Aber hier:
„Deswegen ist es jetzt erforderlich, schnellstmöglich die Sanktionen weiter zu verschärfen, Sanktionslöcher zu schließen, um den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen.“
…sollten wir uns keinen Illusionen hingeben. Schon innerhalb der EU hat das mit der Einigkeit bei den Sanktionen nicht funktioniert. Spanien, Belgien und Frankreich importieren z.B. mehr russisches Gas (LNG) als vor dem Krieg.
Es ist zu bezweifeln das diese bereit wären auch beim Gas scharfe Sanktionen einzuführen…
Und den sog. globalen Süden und viele andere Länder in der Welt interessiert dieser Krieg in Europa nicht.
Im Gegenteil. Länder wie Indien nutzen ihn vollkommen in ihrem Sinne.
Herr Modi hat erst kürzlich wieder sinngemäss (!) geäußert: „Ihr (führenden westlichen Länder) habt über viele Jahrzehnte mein Land ausgebeutet, horrende Gewinne aus meinem Land gezogen, jetzt sind wir dran“
Diese Fakten müssen wir uns eingestehen und daran unser Handeln ausrichten. Es ist ein europäischer Krieg, der den großen Rest der Welt nicht interessiert und der offen oder verdeckt weiterhin mit Russland Handel betreibt… und wie im Falle Indien z.T. große Profite daraus zieht.
@ FreeEurope 23.11.2024 um 16:13 Uhr
Alles, was Sie schreiben, ist richtig und dennoch muss es nicht zum erwünschten Ergebnis führen, dass nämlich RUS diesen Krieg abbricht.
In allen grossen Kriegen seit 1812 wurde RUS politisch, ökonomisch, sozial und somit militärisch unterschätzt. Selbst im Kalten Krieg haben wir keine jemals zutreffende BdL über das wahre Potential der UdSSR und des WP erhalten.
Wir müssen uns eingestehen, dass ungeachtet aller modernen und effektiven AufklMittel und – methoden auch jetzt nicht i d Lage sind, die logistisch- industrielle – zeitliche Reichweite RUS, seine mil. pol. Absicht dahinter und v.a. – ganz wichtig!- die Unterstützungsleistungen, die von Verbündeten und Sympathisanten aus dem Halbdunkeln erhält zu erfassen und zu beurteilen.
Wir haben auch kein einheitliches, überprüfbares Bild über die wahre Stärke des Putin- Regimes nach innen.
Denn RUS ist seit 1812 nur einmal aus einem Krieg ausgestiegen: 1917/18 und nachdem eine Binnenrevolution das alte System weg fegte.
Deshalb, und weil ich weiss, wie leicht es ist, sich nur die positiv erscheinenden Nachrichten in sein Lagebild einzubauen, warne ich ganz eindrücklich vor Euphemismus sondern plädiere für rigoroses ( kein blindes oder blindwütiges!) Beantworten der russ. Herausforderungen.
(Ich könnte das alles mit Erfahrungen und LL aus AFG, SYR und dem IRN hinterlegen)
@FreeEurope
Mich würde folgendes interessieren:
Angenommen, ein künftiger Bundeskanzler Merz liefert wie versprochen Taurus und es kommt zu empfindlichen Treffern auf russischem Gebiet. Russland interpretiert das, wie von Putin dargelegt, als deutsche Beteiligung an einem Angriff. Russland kündigt darauf hin öffentlich an, dass ein nicht-nuklearer Schlag mit der bereits demonstrierten Mittelstreckenrakete auf die Produktionsstätte der Taurus bevorsteht. Innerhalb von wenigen Stunden wird dieser durchgeführt, und es kommt zu mehr oder weniger großen Sachschäden. Dank der langen Vorwarnzeit wird niemand verletzt.
Wie reagiert Deutschland, wie reagiert die Nato?
@Felix2:
„…sollten wir uns keinen Illusionen hingeben. Schon innerhalb der EU hat das mit der Einigkeit bei den Sanktionen nicht funktioniert. Spanien, Belgien und Frankreich importieren z.B. mehr russisches Gas (LNG) als vor dem Krieg.
Es ist zu bezweifeln das diese bereit wären auch beim Gas scharfe Sanktionen einzuführen…“
In diesem Punkt könnte es demnächst erhebliche Bewegung geben: Trump droht damit, 10% Einfuhr-Zoll auf alle Waren aus der EU zu erheben. Es gibt Informationen, dass die EU daran arbeitet, Trump einen Deal vorzuschlagen: Keine Zölle auf EU Waren, dafür erhöht die EU den LNG Import aus den USA nochmals und ersetzt dadurch die ru. Lieferungen komplett. Dadurch würde auch die Handelsbilanz ausgeglichener, ein erklärtes Ziel Trumps (schon eine seiner Kernforderungen der EU gegenüber in seiner ersten Amtszeit).
Das wäre eine win-win Situation.
Die USA sind inzwischen nicht nur (wieder) Selbstversorger bei Öl und Gas (durch Erschließung der Schiefergesteinvorkommen), sie sind inzwischen auch der größte LNG Exporteur weltweit. Und Trumps Kernpunkt in der Energiepolitik ist die deutliche Ausweitung der Produktion und des Exports („Drill, baby, drill!“). Dieser Deal zwischen den USA und der EU wäre technisch und wirtschaftlich recht problemlos umsetzbar.
„Und den sog. globalen Süden und viele andere Länder in der Welt interessiert dieser Krieg in Europa nicht.“
Die größte wirtschaftliche Unterstützung erhält Russland durch China. China hält Ru. mehr oder weniger „über Wasser“. Aber nicht aus wirtschaftlichen, sondern geostrategischen Gründen.
Aber:
Die russische Wirtschaft ist für die chinesische Wirtschaft praktisch bedeutungslos, sie ist viel zu klein, um für China von primärem Interesse zu sein. Nordamerika und Europa sind für China die mit großem Abstand bedeutendsten Märkte. Das ist die große Torte, Russland sind die Krümel für die Chinesen.
Und Sekundärsanktionen, wie sie die USA z.B. jetzt recht erfolgreich für chinesische Banken eingeführt haben, die Geschäfte mit Ru, durchführen, sind hier z.B. ein sehr wirksamer Hebel. Denn die Chinesen können es sich nicht leisten, ihre wichtigsten Märkte zu verlieren.
In diesem Bereich gibt es noch sehr viel Spielraum für überaus wirksame Sanktionen.
@Eric Hagen:
„In allen grossen Kriegen seit 1812 wurde RUS politisch, ökonomisch, sozial und somit militärisch unterschätzt. “
Wirklich? Nur zu Ihrer Information: das Russische Reich hat alle großen Kriege nach 1812 verloren. Den Krimkrieg 1853-1856, und den Russisch-Japanischen Krieg 1904-1905. Sowie dann die Niederlage im 1. WK.
„Selbst im Kalten Krieg haben wir keine jemals zutreffende BdL über das wahre Potential der UdSSR und des WP erhalten.“
Das ist nicht zutreffend. Durch einen KGB-Offizier, der Zugang zu den sowjetischen Rüstungsdaten hatte, wussten die USA seit Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, dass die Sowjetunion weit schwächer war als angenommen. Und vor allen Dingen, dass sie ihr Rüstungstempo aus wirtschaftlichen Gründen nicht würde durchhalten können. Diese Geheimdiensterkenntnisse bestärkten Reagan dann in seiner konsequenten und dann ja auch erfolgreichen Abschreckungspolitik. Die letztendlich in den Abrüstungsverhandlungen mündete, als auch die Sowjetunion unter Gorbatschow sich den wirtschaftlichen und politischen Realitäten stellen musste.
„Wir müssen uns eingestehen, dass ungeachtet aller modernen und effektiven AufklMittel ………“
Ich hatte hier neulich bereits im Detail auf die extremen wirtschaftlichen Probleme Russland hingewiesen, die inzwischen sogar öffentlich (!) von der ru. Zentralbankchefin („schwere, lange Rezession unvermeidlich“), dem Chef des größten ru. Rüstungskonglomerats Rostec („bei den extrem hohen Zinsen geht die Industrie zu Grunde“), dem Chef der staatl. Eisenbahn („die Eisenbahn steht vor dem Kollaps“), den Betreibern der Fluglinien („immer mehr Flugzeuge müssen am Boden bleiben weil die Ersatzteile fehlen“), und sogar Putin selbst eingeräumt werden. das nur als einige wenige Beispiele.
Wir verfügen über extrem viel Daten, die bei sorgfältiger Recherche (und ökonomischen Wissen) zugänglich sind.
Die Datenlage ist klar: Russland kann einen Krieg mit der jetzigen Intensität mittel- und langfristig wirtschaftlich nicht durchhalten.
Es besteht jetzt ein „Chancenfenster“, dass die Ukraine Unterstützerallianz unbedingt entschlossen nutzen muss.
„Denn RUS ist seit 1812 nur einmal aus einem Krieg ausgestiegen: 1917/18 und nachdem eine Binnenrevolution das alte System weg fegte.“
Das alte System wurde weggefegt, weil es in seiner Kriegswirtschaft, bei der Soldatenmobilisierung und Kriegsführung massive Fehler beging. Studieren Sie bitte die Geschichte.
Und einen Großteil der exakt gleichen Fehler begeht Russland jetzt wieder. Es kommt ja nicht von ungefähr, wenn die erfahrensten und realistischsten russischen Kriegsblogger schon seit längerem genau vor einer Niederlage wie 1917 warnen. Eben wegen der Fehlerwiederholungen und der zahlreichen Parallelen.
@atms:
Eine Lieferung von Taurus mit Ausbildung der ukrainischen Bediener durch den Hersteller MBDA ist vökerrechtlich völlig unproblematisch. Das weiß auch Russland.
Hier wäre nichts anders als wie schon bisher bei PzH 2000 + Co, HIMARS, Mars II, F-16, JDAM, ATACMS, Storm Shadow / SCALP. Mit all diesen Waffen wurde und wird bereits auf russisches Territorium gewirkt.
Weder hat es russische Angriffe auf die Transporte dieser Waffen auf NATO-Territorium gegeben, noch Angriffe auf die Hersteller dieser Waffen.
Wenn Russland vor einem Angst hat, dann vor einem direkten Eingreifen der NATO. Sie wissen genau, dass sie allein schon bei den Luftstreitkräften keine Chance haben, und sie durch eine solche von ihnen selbst herbeigeführte Eskalation den Krieg gegen die Ukraine verlieren würden.
Das sind keine Vollidioten im Kreml. Sie sind Meister im Manipulieren der öffentlichen Meinung bei uns. Sie haben es geschafft, dass AfD, BSW, Linkspartei und linker SPD-Flügel permanent ihre Propaganda-Narrative verbreiten.
Russlands größte Stärke ist unsere Angst und Unentschlossenheit, unsere Feigheit. Unsere permanente Selbstabschreckung und Unfähigkeit, die regelbasierte europäische Sicherheitsordnung seit 1991 und unsere freiheitlichen Demokratien wirklich tatkräftig und konsequent zu verteidigen, und nicht nur mit inhaltslosen Phrasen à la Steinmeier / Scholz.
@ Russland: Bei einer reinen Fortführung der aktuellen Kriegskosten ist ein „weiter so!“ auf russischer Seite bis 2030 möglich. Sicherlich muss v.a. Personal aus anderen geostrategischen Assets (DRK, Huthi, NAMO, Kaukasus etc.) abgezogen oder gar angewoben werden, aber Russland kann das und der propagandistische Erfolg ist auch gewiss. Jede Punchline ist eine gute, mag sie für rationale Betrachter auch aus Bizarroland kommen.
Und zum Thema der logistischen Kapazitäten RUS hat @ Eric Hagen eigentlich alles gesagt. Ein komplettes BdL gibt es auch aktuell nicht. Dazu gab es bezogen aus Russland in Syrien ein paar gute RAND-Studien mit Rückschlüssen auf die russische Primärkapazität. Auch die reine Inputseite aller gelisteten Firmen bekommt man hin (und über tracking des Energieverbrauchs auch viele Shadow Producer), aber das alte Proxy-System des WP ist bis heute nur in Teilen erforscht, zudem sind große Teile eingestuft und manche auch gesperrt. Daher ist es schwierig robuste Prognosen zu treffen jenseits der Zeitachse bis 2030 (die aber z.B. Korruption und Abschläge auf Exportgüter sowie Erschließungskosten als Annahmen betrachtet und letztlich sind Annahmen nur Annahmen und keine Gewissheiten). Die Story entscheidet und die Melodie …
@ FreeEurope „Wir verfügen über extrem viel Daten, die bei sorgfältiger Recherche (und ökonomischen Wissen) zugänglich sind.“. Dem stimme ich vollumfänglich zu, aber da beginnt ja das Problem. Letztlich haben wir auch im offenen Bereich eine Menge an „knowns“. Also verifizierbaren Wissens, das wir zur Entscheidungsfindung weiterverarbeiten. Aber viele unserer Datenquellen sind „verunreinigt“ bzw. manipulationsanfällig und eröffnen verschiedene Szenarien und Ermessensspielräume. Und das weiss die eine andere Seite genauso wie alle anderen. Letztlich arbeiten wir mit Annahmen und begrenztem Wissen. Und manche Teile auch der ökonomischen Lage wie übrigens auch der militärischen Eskalationshoheit werden stumpf geschätzt. Das ist auch völlig ok, aber es bleiben Schätzungen und Wahrscheinlichkeiten, die es einzupreisen gilt. Und beim letzten Punkt sehe ich meine Kunden meist nicht dazu bereit (zynisch betrachtet ist es für meinen Geldbeutel gut, für die Ministeriumsperformance eher weniger). Daher… die Story (oder Melodie) ist immer beliebter als Strukturen (oder Texte) ;-). Und da kommen die Narrative rein, die manchmal stärker sind als jede Empirie. Auch in Zeiten von fast lückenloser Überwachung und exzessivem Data Mining entsteht in unserem Geschäft auch immer noch ne Menge Dung …
@FreeEurope
Ohne die Hilfe des Deutschen Reiches – den Transport Lenins im plombierten Eisenbahnwaggon und dazu viel Goldmark, wäre diese Entwicklung nicht eingetreten.
„Ohne Lenin hätte es keine Oktoberrevolution gegeben. Es gibt eben Situationen, in denen bestimmte Menschen etwas vorantreiben können, was andere nicht vorangetrieben hätten. Lenin wollte auf die Geschichte nicht warten.“
Zitat von Jörg Baberowski
Warum ist für Sie der Russisch-Osmanischer Krieg von 1877–1878 kein „Großer Krieg“?
Weder pro noch contra: „Riese auf tönernen Füßen“
Kenne ich von irgendwo her.
@Eric Hagen Bei einer Lageburteilung darf man nicht nur den Gegner, sondern muss auch die eigene Seite ins Auge nehmen. Entscheidend ist nicht, wie schwach oder stark Russland absolut ist, sondern wie stark oder schwach relativ zum Gegner, also zu uns. Hier sei auf den Artikel des RUSI von 2022 verwiesen. https://www.rusi.org/explore-our-research/publications/commentary/return-industrial-warfare
Egal welche Schwäche in dem Artikel angesprochen wird, nichts davon ist im Westen wirklich behoben worden. Immer noch werden völlig überteuerte Boutiquelösungen im Verteidigungsbereich implementiert und das Problem der Lieferketten (China) ist völlig ungelöst. Dazu kommen die innenpolitischen Schwierigkeiten der westlichen Regierungen, von denen keine wirklich stabil ist. Wie speziell Deutschland, das wichtigste Industrieland Europas, bei fortschreitender Deindustrialisierung (Thyssen-Krupp als pars pro toto) rüstungsmäßig aufholen soll, ist mir bei der gegenwärtigen Politik absolut schleierhaft. Die Russen wissen all das auch und es ist sehr die Frage, wessen Probleme größer sind.
@Paradox77:
„Bei einer reinen Fortführung der aktuellen Kriegskosten ist ein „weiter so!“ auf russischer Seite bis 2030 möglich. “
Ach wirklich? Eine so vermessene Behauptung stellen ja nicht einmal mehr die russischen Propagandisten auf.
Wenn sie darlegen könnten, wie eine Volkswirtschaft mit 21% Leitzins, 20-65% Inflation (je nach Produktgruppe), massivem Arbeitskräftemangel aufgrund der Deathonomics-Mobilisation / meat-grinder tactics, Verlust aller profitabelsten Exportmärkte, Wegfall tausender essentieller Hochtechnologieprodukte aufgrund von Sanktionen, noch eine Volkswirtschaft – geschweige denn eine Kriegswirtschaft – aufrechterhalten werden kann, dann würde Ihnen der Nobelpreis für Wirtschaft verliehen werden.
Wenn wir solche Daten in Deutschland hätten, würden Sie dann auch noch sagen, alles halb so wild, das halten wir noch locker weitere fünf Jahre durch? Würden Sie bei über 20% Zinsen noch ein Haus oder eine Wohnung kaufen können? Wie bitte soll ein Unternehmen bei Zinssätzen über 20% noch investieren können? Welche neuen Produkte würden einen ROI von über 20% erzielen? Genau, keine!
Die harten, belastbaren Daten sind bekannt. Sie sind natürlich auch insbesondere denjenigen bekannt, die sich in der russischen Wirtschaft täglich mit ihren brutalen Folgen auseinandersetzen müssen.
Genau deswegen ist doch in Russland jetzt sogar öffentlich die Auseinandersetzung über die massiven Gefahren für die ru. Wirtschaft entbrannt. Das öffentliche blame-game zwischen der Zentralbankchefin, die sagt, der Crash und die tiefe, langandauernde Rezession sind unvermeidbar, und dem Chef vom größten Rüstungskonglomerat Rostec, der sagt, bei einem Leitzins von 21% geht die Industrie vor die Hunde.
Die Immobilienblase in Ru. ist am platzen, der Rubel setzt seinen massiven Wertverlust fort, immer mehr große Unternehmen in Ru, geraten in die Verlustzone, Flug- und Eisenbahnverkehr müssen das Transportvolumen von Monat zu Monat immer weiter einschränken, weil dringend benötigte Ersatzteile aufgrund von Sanktionen fehlen, die Inflation wird stärker……..usw.
Ich hatte das hier in letzter Zeit alles im Detail erläutert und verlinkt. Schauen Sie in die älteren Beiträge.
@AlterOlt:
„Ohne die Hilfe des Deutschen Reiches – den Transport Lenins im plombierten Eisenbahnwaggon und dazu viel Goldmark, wäre diese Entwicklung nicht eingetreten.“
Das ist spekulativ. Die militärischen und insbesondere wirtschaftlichen Probleme des Russischen Reiches waren so massiv, dass auch ohne Lenin ein russischer Sieg wohl kaum möglich gewesen wäre.
Durch Lenin wurde es sicher beschleunigt, keine Frage. Aber aus wirtschaftlicher Sicht war der Krieg für Russland auf jeden Fall bereits verloren.
@Tom67:
„Bei einer Lageburteilung darf man nicht nur den Gegner, sondern muss auch die eigene Seite ins Auge nehmen. Entscheidend ist nicht, wie schwach oder stark Russland absolut ist, sondern wie stark oder schwach relativ zum Gegner, also zu uns. Hier sei auf den Artikel des RUSI von 2022 verwiesen. “
Das ist grundsätzlich richtig. Von unserem Produktionspotential sind wir Russland massiv überlegen. Aber es muss aktiviert werden. Was inzwischen in vielen Teilbereichen auch geschieht. Die Situation ist aktuell definitiv bereits eine andere als im RUSI Bericht beschrieben. Beispiele:
– Rheinmetall und andere Munitionshersteller haben die Munitionsproduktion massiv hochgefahren und bauen die Kapazitäten weiter aus. So hat Rheinmetall die Produktion von Munition für die Geparden in der Ukraine wieder neu gestartet, die Produktion von 155mm Artilleriegranaten liegt inzwischen bei 700.000 Stück pro Jahr, und wird bis 2027 auf 1,1 Mio./Jahr hochgefahren.
– In Frankreich werden inzwischen 12 Caesar Radhaubitzen pro Monat gebaut.
– Diehl weitet die Produktion von IRIS-T Systemen plus Munition massiv aus. Ab dem nächsten Jahr sollen mind. 6 Systeme pro Jahr produziert werden.
– In Kanada hat Roshel die Produktion von Senator MRAPs auf über 1,000 Stück pro Jahr gesteigert. Davon gehen inzwischen 70 pro Monat in die Ukraine.
Das nur mal als ein paar Beispiele, es gibt mehr.
@FreeEurope
Ich rufe den Zeugen Leo Trotzki auf:
„Als Lenin nach Russland zurückkehrte, begann die Revolution.“
@AlterOlt:
Ja, der Revolutionsbeginn ist doch völlig unstrittig. Darum geht es nicht. Es geht darum, dass das Russische Reich wirtschaftlich nicht mehr in der Lage war, den Krieg zu seinen Gunsten zu beenden. Ein Sieg wäre auch ohne Lenin nicht mehr möglich gewesen. Die Ressourcen dafür waren nicht mehr vorhanden.
@FreeEurope Danke für die engagierte Rückmeldung. Ich habe sicherlich keinen so genauen Einblick wie Sie, was die europäische Rüstung angeht. Folgt man allerdings den Diskussionen hier auf Geradeaus, dann könnte man schon ins Grübeln kommen, was die Rüstungspolitik angeht. Bestimmt ist es besser geworden, aber ein richtiger Ruck scheint mir nicht wahrnehmbar. Eine Regierung, die den wichtigsten Stahlproduzenten des Landes per Gesetz (Co2) in die Pleite treibt oder sehenden Auges nicht verhindert, dass BASF seinen Standort in Ludwigshafen aufgibt und die Produktion nach China verlagert? Wie ernst nimmt es so eine Regierung wirklich mit der „Zeitenwende“? Und viel Veränderung ist auch unter einer Regierung Merz nicht zu erwarten.
Das andere ist die gesellschaftliche Situation. Welche Gesellschaft ist stabiler? Die europäische oder die Russische? Ich spreche Russisch und war seit 1992 bis 2019 jedes Jahr mindestens zwei Mal beruflich dort. Ich habe Kontakte und Freunde (einige jetzt ins Ausland geflüchtet), mit denen ich mich regelmäßig austausche. All die Probleme, von denen Sie sprechen sind durchaus real, sind aber auf der Makroebene. Unten, wo es um Lebensmittelpreise geht, Gehälter, allgemeine Lebensumstände usw. ist die Situation durchaus tolerabel. Die Mittelschicht kauft halt jetzt chinesische, statt deutsche Autos. In der Provinz ist geradezu ein Boom spürbar, da die Soldaten sehr, sehr gut bezahlt werden. In Burjatien zum Beispiel gut das zehnfache dessen, was ein ungelernter Arbeiter sonst verdienen würde. Der Krieg ist nicht sonderlich populär, aber bis jetzt kommt man immer noch mit Freiwilligen aus und so lange das so bleibt, sehe ich keine großen Gefahren und schon gar kein 1917 für den Kreml.
Genauso war ich letztes Jahr zwei Mal in Frankreich und verfolge die englischsprachige Presse. Sowohl Frankreich als auch GB sind alles andere als stabil und die USA leider auch nicht. Wer hält länger durch? Meiner Meinung nach Russland.
@ FreeEurope: Sofern ich Ihre Beiträge schätze, so sehr bin ich von der überoptimistischen Sicht und einen Belegen erstaunt Bus verwirrt. Die „Hard facts“ und outputs, die Sie benennen sind seitens des Westens homöopathisch und eher eine Boutique-Produktion, denn eine militärische Massenproduktion. Und ja – die makroökonomischen Daten Russlands benennen Sie ja korrekt (daher finde ich ja viele Beiträge von Ihnen sehr konstruktiv und zielführend), aber Sie vertrauen Ihrer latent selektiven Quellenauswahl sowie deren Grundlagen doch arg.
Mal boshaft gefragt, wie triangulieren Sie Ihre Daten, nutzen Sie Übersetzungen und waren Sie in den letzten 30 Jahren mal vor Ort (Ukraine wie Russland, am besten jenseits der Hauptstädte)?
In einem statischen Kostenraum (inkl. gleichbleibender Inflation und klassischer Substitutionspolitik) ist der russische Vorgang stabil. Nach der reinen Lehre der Horror für die Gesellschaft und ihre Subsysteme, aber in einem Gewaltraum wie Russland hat man eine lange Geschichte des Erduldens
… das können wir uns in einer freien Gesellschaft nicht vorstellen, aber das ist es da ja auch nicht.
Dort sät der Herr mit Blut und Eisen (ohne zynisch zu sein) und es gibt mehr als genug Profiteure in der jetzigen Situation. Auch in Russland – und die können das System noch ein paar Jahre tragen bis es auch mathematisch [in einem relativ stabilen Modell] implodiert.
Und ja, stärkere Unterstützung der Ukraine und Isolation der immer noch existenten (wenn auch massiv geschrumpften] Russlandgeschäfte europäischer Firmen würde helfen, die Zeitachse zu verschieben. Indien, China, Brasilien und die Türkei können zwar für Russland Substitution betreiben, aber die EU plus USA sind bessere Märkte. Aber das ist dann Geoökonomie.
Unterschätzen Sie in jedem Falle nicht Leidensfähigkeit, Apathie und Fatalismus in Gewaltgesellschaften. Auf dem platten Land und östlich des Urals ist die Ukraine fast so weit weg wie Moskau. Aber es geht letzten Endes noch nicht einmal so stark um die Fakten, denn es geht auch um Narrative und Durchhaltevermögen.
Auf die krude Übertragung nach Deutschland mit den 20% Inflation. Nach Jahren des Fachkräftemangels haben wir nun wieder Entlassungen im größeren Stil in der verarbeitenden Industrie und Diskussionen über das verhunzen der Transformation was Energieautarkie etc. bedeutet. Auf die Idee VW, Schaeffler, TKS zu Drohnenproduzenten zu entwickeln oder zumindest so zu tun, als ob man aufrüsten würde um den Frieden zu sichern (das Fachkräfteproblem kann es ja nicht sein), verharrt man in agonie. Nein. Wenn bei uns Sand im getriebe ist, dann macht man einfach nichts
….
TL, DR: Die russischen Zahlen lassen sich auf freie Märkte und Gesellschaften *nicht* übernehmen. Das klappt auf dem volkswirtschaftlichen Zeichenbrett, aber nicht in der Realität. Für alles weitere kann der Hausherr gern meine maildaten übermitteln, falls Interesse am Austausch besteht.
@Paradox77.
„Und ja – die makroökonomischen Daten Russlands benennen Sie ja korrekt (daher finde ich ja viele Beiträge von Ihnen sehr konstruktiv und zielführend), aber Sie vertrauen Ihrer latent selektiven Quellenauswahl sowie deren Grundlagen doch arg.“
Bei allem Respekt, aber sie wissen nicht, worüber sie schreiben. Ich analysiere permanent dutzende unterschiedlicher Quellen und Datenbanken. Das gehört u.a. zu meinem Berufsalltag. Ich habe hier vieles genannt und verlinkt, aber doch bei weitem nicht alles. Als ich neulich einen längeren Kommentar zu der Thematik schrieb, bat der Hausherr um kürzere Beiträge. Seitdem versuche ich dem nachzukommen, und lasse dementsprechend viele Quellen und Informationen weg, wenn ich hier schreibe.
„Mal boshaft gefragt, wie triangulieren Sie Ihre Daten, nutzen Sie Übersetzungen und waren Sie in den letzten 30 Jahren mal vor Ort (Ukraine wie Russland, am besten jenseits der Hauptstädte)?“
Ja, ich war vor Ort. Und ich habe sowohl russische, als auch ukrainische Freunde. Und bekomme deshalb auch regelmäßig Informationen direkt von vor Ort.
Und wenn Sie wollen, können Sie auch die Liste meiner wissenschaftlichen Publikationen erhalten, einschl. Publikationen in renomierten referierten ökonomischen Fachzeitschriften.
Wie schaut es denn mit Ihrer Publikationsliste aus?
„In einem statischen Kostenraum (inkl. gleichbleibender Inflation und klassischer Substitutionspolitik) ist der russische Vorgang stabil.“
Weder ist der Kostenraum statisch (die Kosten für Russland steigen massiv), noch ist das russische Wirtschaftssystem stabil.
Die zunehmende Instabilität ist doch u.a. genau das, was aktuell in heftiger öffentlicher Auseinandersetzung seitens der ru. Wirtschaftselite beklagt wird. Gerade heute erst ist zudem noch einer der Kreml-Chefpropagandisten (Solowjow) in diese Diskussion eingestiegen, und hat in seiner Sendung lautstark beklagt, dass sich doch der Westen kaputtlacht angesichts der zerbröselnden ru. Wirtschaft. Jeder Russland-Kenner weiß, wenn sogar die Haus-Propagandisten ein massives Problem zugeben und lauthals beklagen, dann hat Russland wirklich ein echtes, schwerwiegendes Problem.
„Unterschätzen Sie in jedem Falle nicht Leidensfähigkeit, Apathie und Fatalismus in Gewaltgesellschaften. “
Darüber müssen sie mir nichts erzählen. Das erlebe ich im ru. Umfeld ständig. Und nicht erst seit der Vollinvasion. Der „Kult der Gewalt“ ist tief in der rus. Gesellschaft verankert. Schon 1995 berichte mir eine Freundin davon, wie einer ihrer Geschäftspartner durch eine Handgranate im Fahrstuhl ermordet wurde. Alltag in Ru. zu der Zeit.
Aber auch der russische Fatalismus, die sklavische Passivität und Leidensfähigkeit kann die russische Wirtschaft nicht retten. Denn sie ändert nichts an den entscheidenden ökonomischen Faktoren wie viel zu hohe Leitzinssätze, Wertverfall der Währung, massive Inflation, Arbeitskräftemangel, Produktionsausfälle wegen Materialmangel, Erosion des Transportsektors, Investitionskollaps etc.
Nochmals: Ich empfehle Ihnen wirklich, sich wenigstens mal die Analyse der Chefin der russischen Zentralbank Elvira Nabiullina anzuschauen. Die Frau ist hochkompetent, und ihre ökonomische Kompetenz ist international anerkannt. Und eine der wenigen Führungspersönlichkeiten, die nicht dem Geheimdienstapparat oder Putins Freundeskreis entstammen.
„Auf die krude Übertragung nach Deutschland mit den 20% Inflation…..“
Sorry, krude ist allein Ihre Behauptung, Russland könnte den aktuellen Zustand mit über 21% Leitzins, galoppierender zweistelliger Inflation, massivem Arbeitskräftemangel, Materialmangel, Währungsverfall, explodierenden Kriegskosten, Fabrikschließungen etc. noch weitere fünf Jahre problemlos durchhalten.
Diese Äußerung zeigt sowohl eine Unkenntnis in Fragen der Ökonomie, als auch eine Unkenntnis der spezifischen Situation in Russland.
Als ich Ihre Behauptung heute einem russischen Freund mitteilte, lachte der laut los. Und machte dann eine Bemerkung über Ihren Kenntnisstand bezügl Russland, der – diplomatisch formuliert – wenig schmeichelhaft war.
[Ich denke, damit haben die Herren Ihre gegenseitigen Meinungen hinreichend öffentlich ausgetauscht. Bei Bedarf bin ich natürlich auch beim gegenseitigen Austausch der Mailadressen für die Fortsetzung behilflich; hier bitte nicht. T.W.]
@FreeEurope
Kontrafaktisch.
Es gab genügend Resourcen für den Bürgerkrieg gegen die Weißen, für den Kampf gegen die Intervention der Entente sowie für den Krieg gegen Polen.
@AlterOlt:
Nein, denn das waren Kriege, die mit deutlich geringeren Ressourcen geführt wurden.
@ FreeEurope: Können wir gerne machen und ich kann sämtliche Punkte gern zurückspielen, denn es ist seit mittlerweile 27 Jahren auch mein Berufsleben. Aber vielleicht löst sich der Disput ja auch einfach mit der unterschiedlichen Sozialisierung der Bezugswissenschaften. Sie sind Ökonom und ich empirischer Sozialwissenschaftler ;-). Ich hab zwar ebenfalls lange mit Ökonomen gearbeitet (u.a. mit dem guten Jörg Schimmelpfennig an der RUB, mehr allerdings mit Kollegen im Bereich Entwicklungsökonomik – da waren damals schon mehr Case Studies zu War Economics und Defence Spending Reviews vorhanden und in den Ländern vor Ort war es – oh Wunder – immer anders als es zuhause am Zeichenbrett), bin und bleibe aber eher Fan eines sozialwissenschaftlichen Ansatzes. Und Elvira Nabiullina ist sicherlich eine extrem fähige und exzellente Ökonomin mit einem guten Track Record. Aber sie ist seit den 90er Jahren Teil des Systems und der Administration, trotz ihrer Zeit bei der Sberbank und German Grefs Think Tank. Letztlich war sie schon gegen die Invasion (wie etliche andere ja auch in Moskau) – trotzdem hat Russland den Krieg begonnen. Und hält ihn aufrecht, trotz aller Kosten, wider jeder ökonomischen Logik. Wir können unsere Positionen gern per Mail austauschen, fürs erste würde ich sagen: „I agree to disagree“. Und was den Kenntnisstand angeht, so werden wir in 6 Jahren wissen, wessen Quellen treffsicherer waren. Schmeichelhaft sind manche Kommentare auch nicht gemeint, aber es wäre mir auch lieber, wenn sich ihre Sichtweise bewahrheitet. Nur … habe ich da meine Zweifel. Und jetzt auch Schluss bevor es in den OT geht …
Erinnern wir uns. In den Wochen vor der Invasion in der Ukraine, als man die großen Manöver abgehalten hat, war von Putin zu hören, was für neuartige Waffen Russland besitzt, gegen die es keine Abwehrmaßnahmen gibt.
(Zu den Zeitpunkt war für mich klar, dass es zum Einmarsch kommen wird.)
Jetzt braucht es massive Propaganda, damit die westliche Unterstützung zusammenbricht. Seine Chancen stehen gut. Wir werden sehen wie Olaf Scholz Friedrich Merz wegen möglicher Taurus Lieferungen als Kriegskanzler angreifen wird. Die amerikanische Unterstützung wird unter Trump massiv zurückgefahren, wenn nicht gar komplett ausfallen. Vielleicht liefert Trump auch, wenn Berlin die Rechnungen bezahlt. Ein Deal halt.
Dabei wäre es für uns ein leichtes Russland in den wirtschaftlichen Ruin zu rüsten. Sie können gegen ein BIP von 10 Billionen Euro nicht anstinken. Aber wollen muss man halt.
@Tom67
..“.sehenden Auges nicht verhindert, dass BASF seinen Standort in Ludwigshafen aufgibt “
Genau solche Sätze sind das Kernproblem Deutschlands. War mir bisher gar nicht bewusst, dass BASF den größten Chemiestandort der Welt schließt. Ob es intelligent ist, sich massiv von der chinesischen Regierung zu machen? kurzfristig für den eigenen Boni wahrscheinlich, langsfristig naja, hatte bei Investitionen in Russland von der eigenen BASF Tochter ja so gut funktioniert.
Kleinere negative Entwicklungen werden vollkommen überhöht, es wird gejammert und gemeckert bis die Balken brechen, Deutschland ist bekannt für „German Angst“ und blockieren, verhindern und jammern.
Schrecklich.
Insofern, klar ist die russische Bevölkerung in großen Teilen leidensfähig, sie kennen es ja nicht anders, wenn man bedenkt wieviele Haushalte nichtmal ein Klo im Haus mit Spülung oder eine Zentralheizung/Gasanschluss haben.
Ohne (größtenteils Energie)Rohstoffe wäre Russland ein sehr sehr armes unbedeutendes Land.
Zum eigentlichen Thema:
Ich wüsste nicht warum ich russischen Superwaffenmeldungen auch nur ein bisschen glauben sollte. Entweder das war schlicht eine abgespeckte Intercontinentalrakete (oberste von drei Stufen weggelassen) oder auch ein Variante der U-Boot gestützten recht modernen ICBM (wurden ja in den 00er Jahren getestet, oft mit Problemen sollen aber so 2017/2018 gelöst worden sein.)
AlterOlt sagt: 25.11.2024 um 20:37 Uhr
„Es gab genügend Resourcen für den Bürgerkrieg gegen die Weißen, für den Kampf gegen die Intervention der Entente sowie für den Krieg gegen Polen.“
Jeder dieser Kriege hatte seine eigene Gesetze: Den Buergerkrieg und den Krieg gegen die Entente fuehrte eine Revolutions-begeisterte neue Truppe.
Im Krieg gegen Polen liefen die Resourcen bereits aus, sonst waere die Rote Armee nicht an der Vistula zum Halten gezwungen worden.
@FreeEurope
Monokausales Geschichtsbild
@FreeEurope: Eine letzte Bemerkung, wenn der Hausherr erlaubt: erstaunlicherweise ähnelt die russische Sicht auf Deutschland, Europa und die USA extrem der Ihrigen auf Russland. Die russische Sicht ist so faktenbasiert, wie die Ihre. Es fragt sich, welche Gesellschaft resilienter und kriegsbereiter ist…
@Tom67
Das ist generell das Problem. Für die Operateure und viele Politiker gibt es nur Schwarz-Weiß während das reale Leben eben „50 shades of grey“ ist.
Daher auch die Fehleinschätzungen vor dem 24.02.2022 – man hätte sich in die Lage und die Lagebeurteilung RUS‘ hineindenken müssen – zumal Putin ja recht deutlich und früh seine Ansicht zu roten Linien in Bezug auf die UKR geäußert hat, die übrigens von sehr vielen in RUS geteilt wird.
@Tom67
Naja, laut Moskau sind wir alle schon vor 2 Jahren im Winter erfroren. Ich fand die Propagandavideos schon geil, hätten auch ein Teaser für einen neuen Roland Emmerich Endzeitfilm sein können.
Letzten Endes ist billige Energie aus Russland für uns nur ein kleiner Faktor, viel dramatischer ist für uns 1. die Lage in China, einerseits die Krise dort, andererseits dass China immer selbstbewusster auftritt und ganz massiv „kauft chinesisch“ in der eigenen Bevölkerung propagiert. Dass China mittlerweile einen mindestens ebenbürtigen Maschinenbau hat auf vielen Gebieten dürfte ja eigentlich seit der schon lange zurückliegenden Kuka Übernahme klar sein. Ich finde es ja auch ganz sinnvoll, dass Airbus eine Endmontagelinie in China hat, wie sollten Chinesen sonst die effektive Massenproduktion von Flugzeugen wie ihren Comac lernen?
Zweitens ist es für uns als Gewinner der Globalisierung schlicht schlecht, wenn jetzt überall Handelshemmnisse (wie Zölle, verschiedene Krisen,…) neu aufgebaut werden. Letzten Endes ist auch Trumps rumpoltern schlecht für die US Bürger. Wer soll denn eigentlich in den ganzen von Mexiko zurückverlegten Fabriken schuften, nachdem Millionen abgeschoben wurden? Ach Arbeiter braucht man ja eh nicht, das macht ja zukünftig alles Optimus von seinem Kumpel Musk^^
Die Leute wählen Trump angeblich wegen der hohen Inflation, für die die Regierung Biden ehrlicherweise nichts kann und wählen dann jemanden der die Inflation so richtig anheizen wird, zumindest wenn er seine angekündigte Politik umsetzt. Ein Treppenwitz der Geschichte….
@Tom67:
„@FreeEurope: Eine letzte Bemerkung, wenn der Hausherr erlaubt: erstaunlicherweise ähnelt die russische Sicht auf Deutschland, Europa und die USA extrem der Ihrigen auf Russland. Die russische Sicht ist so faktenbasiert, wie die Ihre.“
Mit Verlaub, aber das ist falsch.
1. Die ökonomischen Daten Russlands, die ich erläutert hatte, sind belastbare Fakten. Leitzinssatz, Währungsverfall, Inflation, sinkendes Transportvolumen im Flug- und Eisenbahnverkehr. etc., alles harte Marktdaten. Die auch von rus. Seite bestätigt werden, weil man sie schlicht nicht leugnen kann. Außerdem hatte ich auch von den Problemen berichtet, die von führenden Kräften in der ru. Wirtschaft öffentlich beklagt werden. Und jeder, der Russland kennt weiß, dass wenn solche Probleme nach langer Vertuschung dann doch den Weg in die Öffentlichkeit finden, dann sind sie wirklich real, dann „brennt die Hütte“.
2. „Russische Sicht auf…….“ Welche der vielen denn? Die russische Propaganda serviert doch meistens gleich mehrere Versionen: Eine fürs heimische Publikum, mehrere fürs westliche Publikum (oft etwas unterschiedlich je nach Land), eine für den „globalen Süden“, und eine für China.
@FreeEurope Mal die russische Sicht und an der kann ich keine Verzerrungen sehen:
1. Die größte Chemiefabrik der Welt in Ludwigshafen, ein Wunder an Effizienz (Verbundsystem) macht dicht, verkauft die Anlagen und baut eine Kopie in China.
2. D war führend in der Verbrennertechnologie. Nach der EU Entscheidung fürs Verbrenneraus machten die D Autobauer ihre Entwicklungsabteilungen dicht. (Teilweise Ausnahme BMW) Der neue Benziner für Mercedes kommt aus China.
3. Die letzten Tage haben RWE und zwei Solarverbände vor entweder Brownout (RWE – Dunkelflaute) oder unkontrolliertem Blackout wg. Netzzusammenbruch (unkonntrollierbare Solareinspesung von Kleinstsolar) gewarnt. Selbst der grüne Chef der Bundesnetzagentur hat in der FAZ vor einem Netzzusammebruch gewarnt.
4. Die Energiewende funktionierte nur mit billigem russischen Gas. Die Chemieindustrie würde zwar auch mit teuerem Gas auskommen, aber nicht mit Gas, das wesentlich teurer als bei allen Konkurrenten ist. Ich kann an der russischen Sicht nichts falsches finden. Genauso wenig wie ich Ihre Sicht auf Russland bezweifle.
@Tom67 sagt:
27.11.2024 um 18:45 Uhr
„@FreeEurope Mal die russische Sicht und an der kann ich keine Verzerrungen sehen:
1. Die größte Chemiefabrik der Welt in Ludwigshafen, ein Wunder an Effizienz (Verbundsystem) macht dicht, verkauft die Anlagen und baut eine Kopie in China.“
Ähm….darf ich Ihnen hier die Verzerrung aufzeigen? Die BASF macht im Stammwerk in Ludwigshafen nicht dicht. Einzelne Fabriken wandern ab, dafür kommen neue Anlagen hinzu. Das ist aber auch kein neuer Vorgang, Ja, es werden zudem Stellen abgebaut. Das hat aber auch was mit geringerem Azubizulauf und höherer Automatisierung zu tun.
Und natürlich spielen höhere Rohstoff- und Transportkosten auch eine Rolle.
Aber dicht macht der Laden noch lange nicht
Tom67 sagt: 27.11.2024 um 18:45 Uhr
Hast du schön aufgeschrieben @Tom.
Nur leider operiert und argumentiert @FreeEurope mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen, an denen sozusagen alle Wirtschaftstreibenden in Russland zu knabbern haben und du kommst mit Einzelfallbeispielen wie BASF oder dem Verbrenner-Aus. Der eine sieht das große Ganze, der andere nur die Einzelfälle.
Du müsstest jetzt eigentlich mit den überhaupt nicht verzerrten schlechten volkswirtschaftlichen Kennzahlen, die die russische Propaganda verbreitet, kontern, um einen Punkt zu machen. So wird das nix, aber das ist hier ja auch kein Wirtschaftsblog.
@GolfEcho83 Es tut mir leid, die Entscheidung ist bereits vor eineinhalb Jahren gefallen. Ich habe Verbindungen zu SAP, die die Logistik programmieren. Verantwortlichen von SAP wurde bereits damals gesagt, schaut Euch die Anlagen in LU an, so lange es sie noch gibt, in zehn Jahren wird das alles im Ausland sein. Sicher wird es noch kleinere Spezialfertigungen geben. Aber als größte Chemiefabrik der Welt ist LU definitiv Geschichte. Man sieht es alleine daran, das Kernstücke der Anlage schlüsselfertig ins Ausland verkauft werden. Läßt sich leicht in den Datenbanken der Wirtschaftspresse nachschlagen.
[So, jetzt komme ich doch langsam zu der Bitte an alle (!) Beteiligten, den OT zurückzufahren… T.W.]
Man muß zwischen der Zivil- und der Kriegswirtschaft unterscheiden:
Die russische Zivilwirtschaft schmiert ab, mit 21% Zinsen und 30% Hypothekenzinsen, Arbeitskräftemangel usw. . Das betrifft aber nicht die Kriegswirtschaft, die hochgefahren wurde. Die Rüstungsindustrie und weitere strategische Unternehmen haben ausreichend Arbeitskräfte, weil hier gezielt mit hohen Löhnen etc. gefördert wurde. Energie ist vorhanden. Die russische Stahlproduktion ist etwa so hoch wie die amerikanische (und China nicht weit, wo 80% des Weltstahls hergestellt werden). Aluminium produziert Rußland 3x so viel wie die USA. Für Näheres verweise ich auf die Arbeiten von Christian Osthold.
Egal, was die Zivilwirtschaft macht: Die Kriegswirtschaft läuft stabil, und die Russen sind bekannt leidensfähig.
Die ukrainischen Streitkräfte brechen gerade mangels Personal zusammen. Defense News aktuell: 100.000 ukrainische Deserteure im Laufe eines Jahres, bei eine Frontstärke von etwa 300.000 Mann. Die Mobilisierungskampagne der ukrainischen Regierung blieb deutlich unter den Erwartungen und deckt den Personalbedarf nicht.
https://www.defensenews.com/global/europe/2024/11/29/desertion-threatens-to-starve-ukraines-forces-at-a-crucial-time/?utm_source=sailthru&utm_medium=email&utm_campaign=dfn-dnr
Es können auch noch mehr Deserteure sein. Dazu die bekannten 650.000 wehrfähigen Ukrainer in der EU, die sich dem Kriegseinsatz verweigern, plus X in nicht-EU-Staaten. Mangels Wahlmöglichkeit stimmen die Ukrainer mit den Füßen ab.
Derweil sind inzwischen >50% der Ukrainer für Verhandlungen mit Rußland und nur noch <40% für ein uneingeschränktes Weiterkämpfen. Gebietsabtretungen werden von der Masse der verhandlungsbereiten Ukrainer akzeptiert. Quelle: Gallup News, 19. November.
An die 70% sind im Falle von Neuwahlen dafür, daß Selenskij nicht mehr antritt. Nur noch 17% der Wähler unterstützen ihn.
Trennung
Die (der?) Oreschnik wird uns noch eine Menge Kopfschmerzen bereiten. Das ist keine Mittelstreckenrakete, das ist eine IRBM mit einer Reichweite von 5.500 Kilometern und einer Fluggeschwindigkeit von Mach 8 oder 9. Jetzt kann jeder mal selber das Lineal auf den Globus legen oder Google Maps anwerfen, was alles in Reichweite der neuen Waffe ist und wie schnell sie dort ankommt.
Erledigt?
Fein, Hier die Lösungskontrolle: https://www.zerohedge.com/geopolitical/russian-state-media-how-fast-can-oreshnik-missile-hit-us-bases-across-world
Nicht nur ganz Westeuropa und Alaska (Binse), sondern alle US-Stützpunkte bis Kuwait und Djibouti, sondern auch Guam, Hawaii und die Minuteman II Silos in Norddakota und Montana. Flugzeit 12-25 Minuten. Schneller als eine ICBM, durchaus unterhalb der Reaktionszeiten der amerikanischen Kräfte und der Minuteman III.
Hat schon seinen Grund, daß Rußland die USA beim Einsatz der Oreschniks informiert hat, um eben strategische Mißverständnisse zu vermeiden.
Jetzt mal sacken lassen und mit dem Nachdenken beginnen.
[Um Ihnen beim Nachdenken zu helfen:
„There were brainstorming sessions about how to respond and put the Americans and the British in their place for allowing Zelensky to use long-range weapons. And how to scare Berlin and other Europeans into submission,“ said one Russian official.
https://www.themoscowtimes.com/2024/12/03/exclusive-kremlin-stages-oreshnik-propaganda-blitz-as-nuclear-threats-lose-their-potency-a87206
T.W.]
Eskalieren können wie immer beide Konfliktparteien. Den dickeren Knüppel haben momentan ersichtlich die Russen.
Es gibt natürlich ein westliches System, das IRBMs abfangen kann und (Be-)Drohungen damit neutralisiert.
Allerdings nur sehr, sehr punktuell in der europäischen NATO; in der Fläche nur bei den amerikanischen und japanischen See-Streitkräften: Die SM-3 Block II. Eigentlich eine Waffe der Marine, aber in Form des Aegis ahsore auch an Land einsetzbar.
Zwei kleine Problem:
1. Die allwissende Müllhalde (Wikipedia) spricht von 24 Block II Flugkörpern in Polens Aegis ashore und noch ausstehender Bestückung in Rumänien.
Das ist wohl eher symbolisch zu nennen. Man wird vor dem Hintergrund der neuen russischen Rakete und deren Sereinproduktion deutlich mehr Batterein brauchen, vermutlich auch nicht nur in Polen und Rumänien, um eine wirksame Abwehr zu erreichen. Also politischen Willen und finanzielle Mittel bei diversen europäischen NATO-Staaten… Schwierig nach allgemeiner Lebenserfahrung.
2. Man braucht Flugkörper SM-3 Block II in ausreichender Menge.
Noch schwieriger. Die US Navy hat für 2025 sage und schreibe 12 (in Worten: Zwölf) Block II bestellt. Für die ganze US Navy. Das kann man wohl als eine sehr optimistische Bedarfsschätzung bezeichnen. Es fehlt an Fertigungstiefe bzw. verfügbaren Tranchen. Falls der kommende amerikanische SecNav die Bestellung ausweitet (gut möglich vor dem Hintergrund des drohenden Taiwan-Konfliktes) gilt wie bei den anderen Flugabwehrsystemen: America first.
Patriot PAC-3, THAAD, SM-3 Block I und die SM-2/SM-6 können keine IRBMs abfangen. Das kann momentan nur die SM-3 Block II, und deren Anzahl ist begrenzt und die Dislozierung auf See für europäische Sicherheitsbelange ungeeignet. Außer man macht in Kiel dauerhaft einen Arleigh Burke fest.
Spannend. Mal sehen, wie sich die Dinge hier wie dort entwickeln.